Beiträge von Schreibfeder im Thema „Der Tod eines Charakters“

    Um zurück zum Thema zu kommen: Wenn ein Roman nur 'den' Protagonisten hat, dann ist meiner Meinung nach nur dann erlaubt ihn umzubringen, wenn es ein Drama ist.

    Beim Drama erwartet man das. Da ist der Leser auch vorbereitet. Hier ist es auch kein Problem, wenn aus einer zweiten Perspektive dann die losen Fäden zuende verknüpft werden.

    In allen anderen Fällen versteht der Autor (hart gesagt) nichts vom Schreibstil. Es gibt beim Bücher schreiben mehr Dinge, als nur Rechtschreibung und Grammatik.

    Ausnahme: Sollte man eine Reihe von wichtigen Charakteren haben (nicht nur einen Hauptcharakter) kann man meiner Meinung nach durchaus welche sterben lassen.

    Wobei man hier selbstredend nicht die Sympathieträger umnieten sollte. Die meisten Leser mögen das nicht.

    Klar ich weiß, dass bei GoT meistens die Unsympathen recht lang am Leben blieben und viele Jungautoren glauben, dass muss so sein, weil da jemand damit Erfolg hatte.

    Aber das halte ich für eine Modeerscheinung. Die meisten Leser wollen mindestens einen Charakter mit dem sie sich identifizieren können. Und der muss behandelt werden wie 'der' Protagonist.

    Da ich mir so einige Blogs von Autoren durchgelesen habe und es da durchaus auch um dieses Thema ging, wollte ich mich noch einmal dazu äußern.

    Man sollte höllisch aufpassen, welche Charakter man streben lässt und weshalb. Wenn man hier einen Fehler macht, fühlt sich der Leser für dumm verkauft.
    Und das sorgt dafür, dass er nie wieder ein Buch von euch anfässt. Der Leser ist gnadenlos.

    Es ist zum Beispiel ein ganz schlechter Stil, euren Protagonisten kurz vorm Ende umzubringen und die Konflikte in dem Buch ungelöst zu lassen. Der Leser wird sich dann -zurecht- von euch hintergegangen fühlen.
    Er erwartet eine vollständige Geschichte und die besteht aus Anfang, Hauptteil und Schluß.

    Man kann sicherlich den Protagonist am Ende umbringen, doch sein Tod muss stets einen Sinn machen und angemessen sein. Der Leser muss stets das Gefühl haben, der Prota hat dieses Schicksal verdient.

    Natürlich gibt es Ausnahmen. Wenn zum Beispiel von Anfang an klar ist, dass der Prota niemals überleben kann. Zum Beispiel weil er sich 1945 in Hiroshima aufhält, an einer unheilbaren Krankheit leidet, oder der Prota mit seiner Familie auf einen unwirtlichen Planeten gestrandet sind und sie nur ein Ein-Mann-Raumschiff zur Rettung besitzen. Also grob gesagt bei Dramen.
    Der Leser weiß hierbei, dass der Protagonist niemals überleben kann und geht dementsprechend am die Geschichte ran.

    Gilt natürlich auch für Nebencharaktere, auch wenn der Leser hier etwas mehr verzeiht. Auch hier gilt, dass der Tod einen Sinn ergeben sollte. Ansonsten wirken sie wie Kanonenfutter.
    Kann man machen, sorgt aber dafür, dass der Leser keine Bindung zu euren Charakteren aufbaut. Ist eine riskante Sache.

    Auch sollte klar sein, dass der Leser stets Emotionen mit dem Nebencharakteren verbindet. Solltet ihr denn Lieblings-Char lieblos opfern, sind die Leser sauer. Sollte der besagte Char aber den Heldentod erlegen und dieser auch noch fantastisch in Szene gesetzt sein, habt ihr euch einen Vorteil erarbeitet.

    Wenn ein eher blasser Char aber im Gefecht fällt, weil es einfach realistischer ist, dass auch von der Prota-Seite jemand stirbt, zuckt der Leser nur einmal kurz mit den Achseln und gut ist.

    Das hat natürlich auch viel damit zu tun, wie liebevoll und durchdacht ihr eure Charakter aufbaut. Haben sie Tiefe, sind sie Sympatieträger etc.
    Einfach nur lieblos zu morden, wird genauso lieblos vom Leser beantwortet.

    Ja, okay. Alle seine Charaktere ständig umzubringen, sodass man als Leser nur noch Wetten darauf abschließt, wer als nächstes ins Gras beißt, ist auch kein guter Stil.
    Das war bisher der Hauptgrund, warum ich mit "Das Lied von Eis und Feuer" noch nicht durchgelesen habe. Auch weil das Buch so gehypted wird, hat mich eher abgeschreckt. Vor allem, da der Hype eher deshalb besteht, weil es einen Film (oder eine Serie) darüber gibt. So etwas sagt nichts zur Qualität des Buches aus. Leider.

    Ich kann es überhaupt nicht ab, wenn Autoren ihre Charaktere einfach nicht sterben lassen können. Oder noch schlimmer: Sie kommen aus jeder Schlacht siegreich raus, ohne auch nur einen Kratzer abzubekommen. Vielleicht mal einen Streifschuss.
    Das mag Geschmackssache sein, aber ich empfinde es als unrealistisch und irgendwie auch farblos.

    Meine Charaktere kassieren für gewöhnlich richtig Prügel. Wenn die in einer Schießerei geraten, fangen sie sich gewöhnlich mindestens eine Kugel ein und sie gewinnen auch nicht zwangsläufig. Natürlich teilen sie bisweilen besser aus, als das sie einstecken, aber die Schlachten sind bisweilen ausgeglichen.
    Und natürlich kommt es auch vor, dass welche in den Schlachten ums Leben kommen. Hierbei kann es auch mal wichtige Charaktere erwischen, wenn es zur Geschichte passt.

    Man muss Charaktere auch sterben lassen, das ist ein Fakt.

    Man darf hierbei natürlich auch keinen Stilbruch vollziehen. Also die ganze Geschichte immer nur aus der Sichtwinkel des Protagonisten schreiben und ihm kurz vorm Ende sterben lassen, wärhend die Geschichte dann noch eine Weile weitergeht, aus der Sicht eines völlig anderen Charakteres.
    Das geht überhaupt nicht. Wenn ich nur einen Protagonisten habe, kann ich den nicht sterben lassen, es sei denn, es ist das tatsächliche Ende der Geschichte.

    Was anderes ist es, wenn man mehrere Protagonisten hat. Hierbei ist es durchaus naheliegend einen umzubringen, wenn man sich in einer wirklich verzweifelten Sitation befindet.

    Ich persönlich habe wenig Probleme diverse Charaktere umzubringen. Wobei ich hier nicht sinnlos sterben lasse, sondern der Tod einen Sinn haben muss. Vielleicht der Grund, weshalb der Protagonist dem Krieg den Rücken kehrt. Irgendetwas halt, damit die Geschichte weitergeht.
    Da ich meistens Geschichten schriebe, wo recht viel Krieg herrscht, sterben auch viele meiner Charaktere mir ziemlich schnell weg. Ich lege Wert auf ausgeglichende Verhältnisse. Aus meiner SIcht wäre es fatal, wenn ich nur die eine Seite sterben lasse.

    Was für mich gar nicht geht, ist es, wenn man seine Charaktere einfach nicht sterben lassen kann. Sie entkommen wundersamerweise aus einer absolut tödlichen Falle. Oder noch schlimmer: Aus irgendwelchen mysteriösen Gründen werden sie wiedergeboren.
    Das ist auch eine Berufskrankheit bei so macnhen Autoren, scheint mir.