Beiträge von Myrtana222 im Thema „Rassen - altbewährt oder lieber neu?“

    Ich besitze hier ein neckisches Büchlein, in welchem weltweite merkwürdige Kreaturen vermerkt sind.

    Hättest du mir den Titel? Suche sowas schon lange.

    Merkwüdigerweise gibt es dort nur wenige Klischees.

    Rassenklischees sind etwas, das eher typisch für Fantasy ist, und das mag daran liegen, dass sich eben jeder schon früh an Tolkien bedient hat, welcher sich selbst auch eher an volkloristischen Erzählungen bedient hat. Es war einfach Allgemeingut. Wenn du jetzt in der Sci Fi etwas von Vulkaniern erzählst, weiß jeder, wo du dich bedient hast. Dafür ist Sci Fi für andere Klischees offen; genau so wie es in der High Fantasy das übergreifende Klischee gibt, dass die Welt gerettet werden muss, sind Raumschiffe auch ein großes Thema in der Sci Fi.
    Aber es gibt auch Sci Fi ohne Raumschiffe, und es gibt Fantasy ohne Weltenretter (oder auch Weltzerstörer, die nicht völlig grundlos und rein aus bösem Willen alles kaputt hauen). Jedes Genre hat seine Klischees, aber die Fantasy neigt eben genau ein Klischee immer und immer wieder durchzukauen und damit trotzdem noch erfolgreich zu sein.

    Ich muss mich da voll und ganz Kyelia und Polarfuchs anschließen. Ich kann es leider nicht mehr sehen. Es ist ja oft so, dass nicht nur die Rassen übernommen werden, sondern auch die Konflikte; klassisch kämpfen Zwerge gegen Elben und Orks, gelegentlich verbrüdern sich die Zwerge auch mit den Elben, weil die Orks ja ihre viel größeren Feinde sind, dann wieder kommt auch mal n lieber Ork vor. Meine Kritik an der Sache ist nicht, dass jemand genau diese Themen und Schemata verwendet hat, sondern dass es fast JEDER tut. Dann gibt es natürlich auch die, die diese ganzen Klischees umdrehen; dann gibt es die bösen Dunkelelben, raffgierige Zwerge und ehrenhafte Orks. Das macht es natürlich etwas frischer, aber bei so manchem Buch ist es eben auch nicht mehr, als die geltenden "Regeln", wie eine Rasse auszusehen und sich zu verhalten hat, umzukehren. Und das ist meiner Meinung nach auch nicht wirklich kreativ. Nach drei vier Büchern hat man eben das Gefühl, immer und immer wieder dasselbe zu lesen.
    Es gibt etliche Ausnahmen, gerade in der früheren Zeit der Fantasy (dieses "Elben, Zwerge, Orks und Trolle-Phänomen zieht sich seit Tolkien durch die gesamte Fantasy, aber ich finde eben, dass es früher auch mehr Fantasy neben diesem Schema gab). Ich sag da nur Perdido Street Station von China Mieville, Imagica von Clive Barker, Die unendliche Geschichte von Michael Ende und die Osten Ard Tetralogie von Tad Williams. In letzterer gab es auch ein wichtiges Volk, dass große Überschneidungen mit den Elben hatte, aber die Konflikte waren andere, und es war nunmal so gut geschrieben, dass sich die Sithi auch anders "angefühlt" haben als Elben.
    Wenn man diese klassichen Rassen unbedingt verwenden will, dann finde ich zum Beispiel die Version der Rassen von Andrzej Sapkowski am besten. Hier haben die Zwerge, Elben und Trolle auch eine wichtige Rolle, aber sie sind nur ein Puzzleteil dieser Welt, kompliziertere und komplexere Konflikte entwickeln sich als in der klassischen Markus Heitz-Welt (der meiner Meinung nach kaum ein Klische ausgelassen hat).
    Ich verstehe diese ganzen Trends gar nicht, in denen jeder von jedem abzuschreiben scheint. Auf einmal sind tausende Vampir-oder-Werwolf-Liebesromane erschienen, deren Thematik sogar den Kitsch der klassischen Liebesromane noch übertrifft. Liegt das irgendwie an den Lesern? Wollen die Leute immer nur noch dasselbe lesen, den gleichen Einheitsbrei? Oder will einfach niemand mehr etwas Neues ausprobieren?
    Wir haben sogar hier im Forum gute Beispiele, dass es auch anders geht, da will ich nur Sìchestja und Ightris nennen; die Geschichten atmen Fantasy, auch wenn sie nicht in ein und demselben Topf rumrühren wie ein ganzer Haufen äußerst erfolgreicher Schriftsteller!