Serien - ebenso wie Literatur, Kunst, Film oder Musik sind Kunstwerke. Da haben natürlich nicht alle den selben "Gesellschaftlichen Wert" aber selbst die niederste Form ist Teil unserer Kultur und modernen Geschichte.
Hm, also nur weil etwas Teil unserer Kultur ist, ist es noch keine Kunst. Ein Smartphone ist auch nicht per se Kunst, obwohl es in westlichen Gesellschaften fast schon omnipräsent ist und eine herausragende technische Leistung darstellt. Ich denke schon auch, dass bei den meisten Serien der Unterhaltungswert an erster Stelle steht.
Das soll nicht heißen, dass sie damit automatisch ethisch oder moralisch schlecht sind oder das es schlecht wäre, sie zu konsumieren. Aber z.B. GoT unterstellen zu wollen, dass es das erklärte Ziel ist, ihren Fans etwas beibringen zu wollen, halte ich für gewagt. Wiederum heißt das nicht, dass man dabei nichts lernen kann.
Außerdem: Haben nicht auch viele Kunstwerke das Ziel zu unterhalten? Oder zumindest nett auszusehen?
Was Menschen wohl in 200/400/800 Jahren über unsere heutigen Geschichten denken werden? Und falls ja - welche würden am ehesten erhalten bleiben?
Das ist eine sehr spannende Frage, deren Antwort mich brennend interessieren würde. Für mich selbst bin ich mir sicher, dass ich manche Serien immer und immer wieder ansehen werde (oder eben einzelne Abschnitte davon). Aber ich könnte mir schon auch vorstellen, dass es Leute gibt, die halt eine Serie nach der anderen verschlingen und keine Serie zweimal sehen. Grund dafür könnte sein, dass die Motivation für's Schauen die unterhaltende Spannung ist (Was passiert als nächstes? Wie geht es weiter?). Wenn man die Antworten darauf schon kennt, dann schaut man eine Serie auf eine andere Art.
Was das Nibelungenlied (u.A.) angeht: Ich könnte mir vorstellen, dass es einen Unterschied macht, wer eine Geschichte erzählt. Serien und Filme sind da doch zumeist anders als Theaterstücke. Jede Aufführung eines Theaterstücks ist eine eigene Inszenierung und damit wahrscheinlich anders als andere Aufführungen. Der Kern der Geschichte bleibt natürlich gleich, aber die Erzähler (die Schauspieler, Regiesseure etc.) wechseln. Bei Verfilmungen ist es doch bei vielen Zuschauern so, dass sie eine 1:1-Umsetzung erwarten, in der "alles so wie im Buch" ist (d.h. man will keine andere Erzählung der Geschichte). Bei Herr der Ringe hätte ich mir das auch noch gewünscht. Mittlerweile sehe ich das völlig anders. Ich finde es sehr spannend zu beobachten, wo GoT von ASoIaF abweicht und frage mich, warum.
Nochmal anders formuliert: Wird es irgendwann eine filmische Neuerzählung von Der Herr der Ringe geben? Oder von GoT, Thirteen Reasons Why, Vampire Diaries, The Big Bang Theory...? Falls ja, dann könnten die Geschichten auch in 200 Jahren noch in anderer Form erzählt werden. Bei HdR bin ich mir relativ sicher, dass die Geschichte auch in 500 Jahren noch gelesen wird. Bei Vampire Diaries (ich hab da vor gefühlten hundert Jahren mal die Bücher zu gelesen) bin ich mir nicht so sicher.
Man sollte nur keinen spannenden Krimi erwarten, denn der Teil wird immer wieder in den Hintergrund geschoben. Eher ein persönliches und politisches Drama im Gewand eines Krimis.
Ich muss sagen, mit deiner Beschreibung von "The Killing" hast du mich neugierig gemacht. Aber vier Staffeln... puh. Eigentlich verbringe ich meine Zeit (zumindest im Sommer) dann doch lieber mit anderen Sachen. Insofern: Ja, Serien sind immer auch ein Stückchen Zeitverschwendung, aber manchmal tut es halt so unglaublich gut, seine Zeit zu verschwenden und sich einfach nur unterhalten zu lassen .