Beiträge von Asni im Thema „Leibeigener“

    Zwielicht beherrschte den Raum; schwere Samtvorhänge verbargen die Fenster, ließen nur einen schmalen Streifen des schwindenden Tageslichts hindurch. Auf Boden und Kommoden verteilte Kerzen erzeugten auf den Wänden gespenstische Schatten.

    Jetzt fällt mir beim Hochscrollen und nochmaligem Überfliegen der ersten Zeilen auf, dass das Licht im gesamten weiteren Verlauf eigentlich keine Rolle spielt. Das ist zwar nicht auffällig oder störend, aber vielleicht liegt da noch mehr Potenzial was die Beschreibungen angeht.

    Ich selbst stand auf dem mir zugewiesenen Platz neben dem Bett und starrte zur nächstgelegenen Wand

    Du machst jetzt hier explizit, dass es sich um einen Ich-Erzähler handelt. In meiner Vorstellung blickt Ich an die Wand, um das, was du vorher geschrieben hast, nicht sehen zu müssen. Das beißt sich ein bisschen damit, dass du vorher visuell und eher genau beschreibst. Evtl. könntest du dir hier nochmal Gedanken machen. Alternativ, aber verwirrend, ginge auch, dass die Erzähler wechseln (auktorialer Er-Erzähler / personaler Ich-Erzähler).

    Früher hatte der Herr sich bewusst jene ausgesucht, um sie zu sich zu holen, die mir am Herzen lagen.

    Diesen Satz würde ich umstellen, so ist es schwieriger als nötig, ihn zu verstehen. "Früher hatte der Herr sich bewusst die ausgesucht, die mir am Herzen lagen, um sie zu sich zu holen." oder, da mir das auch nicht wirklich gefällt :) : "Früher hatte der Herr bewusst diejenigen zu sich geholt, die mir am Herzen lagen."

    Er fixierte mich regelrecht mit seinen gelblich-braunen Augen.

    An der Stelle finde ich es jetzt dann doch wichtig zu wissen, wo und wie genau Ich eigentlich im Raum und in Bezug auf das Bett steht. Dreht Mika ständig seinen Kopf? Oder steht Ich am Kopfende / Fußende und kann daher Mika ihn geradeaus anblicken?


    In diesem Moment gewährte ich mir den Wunsch, er würde seinen Zorn direkt gegen mich richten. Kunar jammerte und ich spürte das Ziehen in der Brust, das Kribbeln in den Fingern. Am Ende verharrte ich an Ort und Stelle und ließ das Schauspiel über mich ergehen.

    Du könntest ein bisschen genauer schildern, was Ich fühlt. Warum wünscht Ich sich, Ziel des Zorns zu sein? Möchte Ich einen Vorwand haben, den Herrn zu schlagen, evtl. sogar zu töten? Oder ist die Beziehung eher masochistisch und wünscht sich Ich, an Stelle von Kunar zu sein?
    Das Wort "jammern" finde ich nicht so passend an der Stelle, aber leider fällt mir auch nichts besseres ein. Evtl. "stöhnte schmerzerfüllt / verzweifelt"? Bei "Schauspiel" bin ich mir auch nicht so sicher, ob es passend ist. Ich dachte kurz noch an "Trauerspiel", aber das klingt zu dieser Situation eher lächerlich.
    Was passiert mit dem - so interpretiere ich das - Wunsch Ichs, Mika Gewalt anzutun? Wird er vergraben? Verebbt er einfach? Oder ist Ichs Herz schon so vernarbt, dass es Ich nicht eigentlich doch egal ist, wie es den Jungen geht?`

    Indes warf der Herr sich den Morgenmantel über die Schultern, schlüpfte in die weiten Ärmel und ließ den Samt lose um seinen Körper wallen. Genauso gut könnte er weiterhin nackt herumlaufen, dachte ich seufzend. Er tapste zu einer Anrichte, die ihm bis zu den Hüften reichte, und nahm seine Tabakpfeife auf, ehe er zurückkehrte.

    Das "Indes" wirkt etwas altertümlich. Aber das ist gewollt, oder? Das machst du vorher auch schon an einigen Stellen. Bei dem "ehe er zurückkehrte" finde ich es aber irgendwie im Satz unpassend. Aber ich kann nicht genau sagen, warum oder wie genau. Sorry. :-/

    das blinde Haar

    Das verstehe ich nicht. Was ist denn blindes Haar? Oder ist es nur ein Tippfehler... blondes Haar?


    Diese Art Zuneigung war selten bei ihm, selbst wenn ihm jemand so gefiel wie Kunar

    Das erste "ihm" bezieht sich meiner Meinung nach eher auf den Jungen und weniger auf Mika.

    Mika stellte sich auf Zehenspitzen und schlang die Arme um meinen Hals.

    Evtl. habe ich nicht genau genug gelesen, aber in meienr Vorstellung sitzt Ich noch im Schneidersitz auf dem Boden. Sooo klein ist doch der Herr auch wieder nicht, oder? ;)


    In der Mitte thronte ein gusseiserne Wanne

    "eine gusseiserne Wanne" - fehlt ein E an "ein".


    Es war eine Marotte des Herrn: erst kalt, dann warm, niemals umgekehrt und schon gar nicht, wenn er bereits drinnen saß.

    Ok, das erklärt, wieso Anru kaltes Wasser holen soll. Ich hatte mich ein wenig gewundert...

    Insgesamt finde ich die Geschichte sehr spannend. Sprachlich immer wieder etwas ungewohnt, aber nicht unbedingt schlecht. Die Handlung ist jetzt nicht wirklich schön, wirft aber mindestens die Frage auf, wie es weitergeht.
    Größte "Schwäche" ist meiner Meinung nach, dass ziemlich unklar bleibt, was genau Ich eigentlich gegenüber seinem Herrn fühlt. ich würde mir wenigstens ein explizites Nennen von Zorn oder kalter, hilfloser Wut oder ähnlichem wünschen. Ich bin auf mehr gespannt!