Nach langer Zeit gibts hier wieder mal einen neuen Splitter, der die Charaktere von "Looking Glass" aufgreift. Viel Spaß beim lesen und ich würde mich wieder über Kritik freuen
@Kitsune danke für deine Korrektur vom letzten Teil
Splitter 11
Die vier Reiter und Nothing
Henry, der Mann mit den langen verfilzten Haaren ging schnellen Schrittes durch die scheinbar endlose Dunkelheit. Seine Verbündeten in diesem Krieg mussten sich hier langsam vorantasten. Er war schon so lange in der Dunkelheit gefangen das sie keine Gefahren mehr für ihn barg. Eigentlich sah er sogar weit mehr als andere.
Als Kind hielt er Wahrsager für Hochstapler, Lügner die andere zum Narren hielten nur um Geld zu verdienen. Zugegeben, die meisten waren genau das.
Eine Wette mit anderen Jungs hatte ihn damals in die Hütte einer Wahrsagerin, einer Hexe getrieben. Er sollte für fünf Minuten dort drinnen bleiben, natürlich dann, wenn die alte Schachtel gerade nicht da war.
Was er dort erlebte tat er eine Zeit lang als Hirngespinst ab, aber ein paar Jahre danach wurde er eines besseren belehrt. Die Worte der Hexe wurden zur Wahrheit. Noch heute hallten sie durch seinen Kopf. „Ein weißer Engel der unendlich viel ist, in seiner Hand ein Messer, das getränkt ist mit magischem Feuer. Es wird deine Augen schmelzen und das Licht wird hell erstrahlen. Du wirst sehen, mehr sehen als wir alle zusammen. Das ist dein Schicksal, vierter Reiter.“
Heute wusste er das der weiße Engel die Organisation „Withe Angel“ war und von einem Etwas geleitet oder kontrolliert wurde. Eigentlich hatte jeder Mensch eine eigene Aura. Es gab natürlich Ausnahmen, wie die Familie Wall, die eine blutrote Aura besaßen oder die alten, pharaonischen Götter die eine sandbraune hatten, aber in dieser Organisation gab es keine. Es war als wäre dort einfach nur Nichts.
Dann sah er die weiße, nein hellrosa Aura seines Anführers, Nothing. Wie aus dem Nichts tauchten zwei weitere Farben auf, die gelbe Aura des Priesters und die andere war die graue Aura der Bestie, aber sie schien zu flackern, so als wäre sie nicht vollständig.
Samu mochte Sibirien nicht, es war kalt, trostlos und sogar noch kälter als kalt, aber solange Lyria nicht auffindbar war musste er auf Amelia aufpassen. Obwohl das war nicht das richtige Wort, suchen wäre schon eher richtig. Lyria hätte einfach, mithilfe der feinen Kristalle aus gehärteter Magie, die Nothing auf dem ganzen Planeten verstreut hatte, ein Portal zur Bestie öffnen können. Da sie aber verschwand war der Schamane der Einzige der sich teleportieren konnte, aber er konnte maximal drei Personen mitnehmen oder eben eine 170 kg schwere Echsen-Bärin. Wobei er sich nicht ganz sicher war was dieses Mädchen genau darstellte.
Seit fünf Jahren war er nun schon bei ihr. Am Morgen, dann wenn sie schlief war sie ein kleines Mädchen, gerade mal neun Jahre alt, das aus irgendeinem Grund nicht zu altern schien. Kurz bevor sie erwachte wurde sie zu einem monströsen Tier. Samu hatte sie schon oft beim Schlafen beobachtet und gesehen das ihr gesamter Rücken von Peitschenhieben vernarbt war, da sie im verwandelten Zustand verschwanden vermutete er das die Narben entstanden sind noch bevor sie zu diesem Tier wurde. Sie könnte aus einer Zeit stammen in der noch magische Wesen auf der Erde gewandelt sind. Damals könnte sie eines dieser Tiere gebissen haben und ihr Körper reagierte auf die Magie die dabei in sie strömte. Dann wäre sie aber mehr als 1500 Jahre alt. Zwar gab es einige Unsterbliche, aber keiner davon war ein Kind. Sie war ein einziges Rätsel und er würde alles geben um einmal mit ihr sprechen zu können.
Plötzlich hörte er aus dem Gebüsch hinter ihm ein Rascheln und ein abgemagerter, knurrender Wolf sprang heraus, direkt auf ihn zu und er erkannte sofort das es zu spät war um diesen Angriff abzuwehren.
Amelia hatte Hunger und sie witterte ihre Beute, genug Energie um sie zu sättigen. Mager, fast schon knochig war er, aber das störte sie nicht im geringsten. Sie würde auch dem Schwarzen, ihrem sogenannten Aufpasser etwas bringen, auch wenn dieser nie wirklich froh über das magere, zähe Fleisch war, aber er wusste das er es essen musste um zu überleben. Er war ein kluger Mann, nicht so wie manch anderer Reiter.
Vor einigen Jahrzehnten hatte sie mithilfe von Lyria den magische veränderten Virus in ihrem Körper auf die Menschheit übertragen und einen Großteil in ihresgleichen verwandelt. Zugegeben kleinere, schwächere Versionen von ihr. Vor ein paar Wochen jedoch hatte sie ein eigenartiges Gefühl in der Brust gespürt, ein Schmerz denn sie nicht erklären konnte. Es war als würde sich eine Klaue in ihr Herz bohren und ihr einen Teil davon entreißen und tatsächlich fühlte sie sich seit diesem Vorfall schwächer.
Noch hatte sie aber genug Stärke um einen Wolf mühelos zu erlegen. Sie lauerte und beobachtete Samu dabei wie er Wasser holen ging. Wie immer trug er seinen Stock auf dem Rücken gebunden bei sich, was er von diesem Ding hielt hatte sie bis heute noch nicht herausgefunden. Jedenfalls war er wie immer ziemlich unvorsichtig und beachtete nicht seine Deckung, perfekt für den Wolf der diesen Moment nutzte und mit einem Satz seine Deckung verließ, ausgezeichnet. Sie war schneller und stand innerhalb eines Augenblicks in der Sprungbahn des Wolfes. Ihre Klaue bohrte sich durch die Brust des Tieres und das warme, klebrige Blut floss an ihr herab. Sie riss dem Tier das Herz aus der Brust und fraß es auf, danach machte sie sich daran etwas Fleisch mit ihren Klauen zu entfernen um es dem Schamanen zu geben.
„Ich wollte dich gerade suchen gehen, Kleine. Wir werden gerufen. Anscheinend nimmt dieser Krieg schon bald ein Ende und eine neue, bessere Welt für uns alle wird geformt werden.“, sagte Samu.
Amelia drehte sich zu ihm und ging an seine Seite und fühlte wie er seine Hand auf ihre Schulter legte und im nächsten Augenblick waren sie in Mittelamerika.
Nothing stand vor einem steinernen Altar, auf diesem war eine Karte der Welt ausgebreitet. Sein Plan schritt gut voran und er war mehr als zufrieden. Schon bald würden drei große Armeen aufeinanderprallen und er war guter Dinge als Sieger hervorzugehen. In Südamerika war der Pater der den Dolch besitzt. Irgendwo im Atlantik musste Runa Wall mit dem roten Heer auf der schwimmenden Festung sein. Seine Armee waren die Chimären die auf der ganzen Welt verteilt sind und nur darauf warteten nach Mittelamerika zu kommen.
Obwohl Miss Wall vor einiger Zeit gegen ihn gekämpfte hatte und dabei mehr als nur den Kampf verloren hatte, war sie immer noch davon überzeugt Looking Glass aufhalten zu können. Der Pater war ein grausamer Mann, der von einer Fremden Macht geleitet wurde und alles dafür tun würde um sein eigenes Reich zu erschaffen. Zweifellos würde ein zusammentreffen von Runa und dem Pater blutig enden und das bedeutete das er nur abwarten musste bis sich die beiden selbst niedergemetzelt haben. Insgeheim hoffte er das der Wall stark genug wäre um den Fanatiker zu besiegen, dass würde einiges einfacher gestalten.
Ihm machte aber etwas Sorgen, sein Blick fiel auf Nordamerika. Von dort hatte er vor einiger Zeit Chaos gespürt. Eine Macht die weitaus gefährlicher war als reine Magie, wie er sie nutzte, denn sie entspringt dem Hass und dem Tod. Ein weiteres Problem war das Lyria verschwunden war. Sie war wütend das sie warten musste bis sie Ihre Rache am Wall nehmen konnte. Er hoffte das sie zur Rechten Zeit kommen würde, ansonsten würde sein Plan scheitern.
Dann hörte er Schritte hinter sich und ihm gegenüber tauchte der erste und zweite Reiter auf, Amelia und Samu.
Das magische Wesen musste sich auf der Stelle übergeben, was ein ziemlich ekelhafter Anblick war da sie vermutlich gerade gespeist hatte. Der Schamane ging ebenfalls auf die Knie, für ihn war es sehr schwer ein so großes Tier durch die Flüsse der Magie zu befördern.
„Priester, wie schön das du noch nicht aufgefressen wurdest, aber musstest du unbedingt das stinkende Vieh mitnehmen?“, hallte es plötzlich aus der Dunkelheit, zweifellos gehörte die raue Stimme zu Henry.
„Ich bin ein Schamane! Das Mädchen ist ein Reiter wie du, ich und Lyria, außerdem ist ihr Gestank angenehmer als deiner.“, verteidigte sich Samu.
„Du vergleichst mich mit dieser Bestie?“ Henrys Blick wurde aggressiver.
Amelia, deren Magen sich mittlerweile beruhigt hatte, knurrte den langhaarigen Reiter bedrohlich an.
„Ich vergleiche nur deinen Geruch mit Ihren. Anscheinend hast du schon lange keine Seife mehr gesehen, Blindschlange.“, antwortete der Dunkelhäutige, der dem riesigen Tier eine Hand zur Beruhigung auf den Arm legte.
„Es reicht, Freunde!“, erhob Nothing seine Stimme. „Ich respektiere Euch und das solltet Ihr auch untereinander tun, denn Respekt ist wichtig und alle Anwesenden sind vollwertige Mitglieder von „Looking Glass“ und damit auch Reiter der Apokalypse. Jeder hier hat Aufgaben, manche von diesen Zielen mögen nicht sehr wichtig sein, andere hingegen sind unabdingbar. Da wir nur wenige sind und nun auch noch eine wichtige Reiterin verschollen ist, wird unser Unterfangen sogar noch schwieriger sein und deshalb müssen wir zusammenhalten. Das solltet ihr nach Jahrzehnten unserer Zusammenarbeit bereits wissen.“ Nothing musste kurz seufzen und blickte dann auf die Weltkarte vor ihm.
„Solang Lyria weg ist müssen wir unseren Plan anders in die Tat umsetzen. Großer Schamane Samu du wirst so viele Bestien wie möglich von Europa auf diesen Kontinent bringen, wenn du damit fertig bist, wirst du dasselbe mit den anderen Ländern machen. Henry, du wirst zusammen mit Amelia die Bestien aus Nordamerika einsammeln, wenn ihr damit fertig seid kommt ihr zu mir und niemand geht nach Südamerika, auf gar keinen Fall. Jetzt geht meine Reiter der Apokalypse.“
Henry blickte kurz auf die Bestie, die ihn immer noch anknurrte. Warum musste ausgerechnet er mit diesem Monster einen Auftrag erledigen? Er musste es einfach so schnell wie möglich hinter sich bringen und vielleicht ergab sich dabei auch eine Möglichkeit herauszufinden warum die Aura des Tieres so seltsam flackerte.
Samu musste anscheinend der kleinen Amelia für eine Zeitlang Lebewohl sagen, irgendwie war sie ihm ans Herz gewachsen, aber er würde sie bestimmt wiedersehen, wenn nicht jetzt, dann in einem anderen Leben.