Der Verweser:
Aufgehobener: Ghul
Angesprochene Laster: Faulheit, Würdelosigkeit, Resignation, Pflichtvergessenheit, Pessimismus, Selbstvergessenheit
Versprechen: Ruhe, Zufriedenheit, Leben nach dem Tod, Sicherheit
Aspekte: Hyänen, Fliegen/Maden, Hausbau u.ä., Bequemlichkeit, Schlaf, Verteidigung, Tote, Westwind, Herbst, Abend, Flüsse, Tod, Totenreich,
Frieden, Fäule
Darstellung: Eine verwesende Leiche voller Maden
Ziel: Der Kosmos soll langsam verwesen und verfaulen
Die Bestie:
Aufgehobener: Werwolf
Angesprochene Laster: Übermut, Tollkühnheit, Impulsivität, Zorn, Wut, Provokation, Unvorsichtigkeit, Fanatismus, Intoleranz, Hass
Versprechen: Erfolg im Kampf, Stärke, Schnelligkeit, Ausdauer, Verschonung vor Katastrophen und Belegung von Feinden mit diesen
Aspekte: Haie, Wölfe, Beutelteufel, Musik, Waffenschmiedekunst, Jagd, Gemetzel, Blitz, Sturm, Meere/Ozeane, Krieg, Flutwellen/Sturmfluten,
Natur, Zerstörung, Krieg
Darstellung: Ein Ungeheuer mit Wolfsmaul, Hai- und Giftzähnen, Klauen, Skorpionsschwanz und strubbigem Fell mit einer Doppelaxt in jeder Hand
Ziel: Der Kosmos soll zertrümmert, zerfetzt, zerschlitzt und pulverisiert werden
Die Verschlingerin:
Aufgehobener: Wendigo
Angesprochene Laster: Völlerei, Gefräßigkeit, Maßlosigkeit
Versprechen: Sättigung, Zähigkeit, Wärme
Aspekte: Jaguare und andere Großkatzen, Vielfraße, essbare Pflanzen, Viehhaltung, Hunger, Westwind, Quellen/Brunnen, Ackerboden, Feuer (gerade
Herdfeuer), Brände
Darstellung: Ein fetter Leib mit riesigem Maul, aus dem Tentakel wachsen
Ziel: Der Kosmos soll verschlungen werden
Blut (Angriff auf das Flüssige und Fließende):
Der Meuchler:
Aufgehobener: Asambosam
Angesprochene Laster: Feigheit, Trotz, Sturheit, Hinterhältigkeit, Heimtücke, Hysterie
Versprechen: Unversehrtheit, Durchsetzung, Erfolg bei listigen Vorhaben wie Diebstahl und Mord, Terror für Feinde, Geschick
Aspekte: Füchse, Gifte (auch Giftpflanzen und giftige Tiere), Angst, Diebstahl, Meuchelmord, Täuschung/List, Sinne, Regen, Klugheit
Darstellung: Eine kleine, schattenhafte Gestalt mit vergiftetem Dolch
Ziel: Der Kosmos muss hintergangen und mit einem gezielten Angriff vernichtet werden
Der Herrscher:
Aufgehobener: Vampir/Nosferatu
Angesprochene Laster: Selbstsucht, Neid, Eifersucht, Missgunst, Nihilismus, Härte, Herrschsucht, Ambition, Eitelkeit
Versprechen: Aufstieg, Erlangen und Erhalten von Herrschaft, Kontrolle, Unterwerfung anderer, Beredsamkeit, Charisma, Erfolg, Ordnung, Ruhm
Macht
Aspekte: Schwarminsekten (v.a. die Königinnen), Familie (als Zweckgemeinschaft), Demütigung, Wettkampf, Erwachsenenalter, Sieg/Triumph, Kultur
Planung, Strategie/Taktik, Ordnung
Darstellung: Ein König mit Krone, Szeptar, Reichsapfel und Schwert sowie Purpurumhang
Ziel: Herrschaft über den Kosmos, um ihm den Untergang zu befehlen
Die Ausbeuterin:
Aufgehobener: Aswang
Angesprochene Laster: Hochmut, Arroganz, Überheblchkeit, Stolz, Selbstüberschätzung, Undankbarkeit, Besessenheit, Gier, Geiz, Unfreundlichkeit
Versprechen: Reichtum, Überlegenheit, Luxus
Aspekte: Pferde, Falken, edle Hunde und Katzen, Handel, Beute, Säuglingsalter, Südwind, Sommer, Mittag, Steine und Metalle (v.a. edle)
und deren Verarbeitung, Gebirge, Sonne
Darstellung: Eine Reiche Händlerin in edlen Gewändern und Schmuck
Ziel: Den Kosmos ausbluten lassen, bis er zusammenbricht
Seelen (Angriff auf das Flüchtige):
Die Verführerin:
Aufgehobener: Incubus/Succubus/Lamia
Angesprochene Laster: Wolllust, Aussschweifung, Genusssucht, Hedonismus, Begehren, Harmoniesucht, Abhängigkeit
Versprechen: Befriedigung, Freude, Schönheit, Freude/Spaß, Dazugehören
Aspekte: Rinder (v.a. Moschusochse), Nagetiere, Rauschkräuter, Malerei und Bildhauerei, Freundschaft, körperliche Liebe,
Geburt (sowohl Auslösung als auch Verhinderung), Geschlechtlichkeit, Jugend, Rausch(mittel), Fruchtbarkeit, Sterne
Darstellung: Eine verführerische, freizügige Gestalt
Ziel: Den Kosmos von seinen Prinzipien abbringen, sodass er von selbst zusammenbricht
Der Folterer:
Aufgehobener: Mahr/Nachtalp
Angesprochene Laster: Ignoranz, Trägheit des Herzens, Grausamkeit, Sadismus, Emotionslosigkeit, Rachsucht
Versprechen: Unantastbarkeit, Unberührbarkeit, "Gerechtigkeit", Heilung
Aspekte: Katzen, Poesie, Wahrheit, Kindheit, Ostwind, Frühling, Morgen, Heilung, Rache, Richter/Henker, Botschaft, Träume, Krankheit
(Heilung und Seuchen), Mond
Darstellung: Ein schwarzer Kater mit roten Augen
Ziel: Den Kosmos zum Untergang zwingen
Das Gestaltlose:
Aufgehobener: Gestaltwandler/Wechsler
Angesprochene Laster: Ungerechtigkeit, Neugier, Zwietracht, Unberechenbarkeit, Egoismus, Selbstsucht, Egomanie, Egozentrismus, Treulosigkeit,
Untreue, Nihilismus
Versprechen: Freiheit, Unabhängigkeit, Einzigartigkeit, Formung nach dem Willen, Wissen
Aspekte: Nebel, Reise, Greisenalter, Nordwind, Winter, Nacht, Handwerk (Formen), Prophezeien, Wissen, Weisheit, Kälte, Erdbeben, Vulkane,
Anfang und Ende (Schöpfung und Apokalypse), Schicksahl, Glück, Zeit, Unendlichkeit, Geist, Kreisläufe
Darstellung: Keine
Ziel: Vernichtung des Kosmos, um Platz für einen neuen zu schaffen
Das Gestaltlose ist ewig. Es war da, als der letzte Kosmos verging, den es erschaffen hatte und zu Chaos wurde. Alles war vergangen, selbst die Dunkelheit und die Kälte. Und es war da, als es diesen Kosmos erschuf. Es erschuf die Götter, die nun tot sind, die ihm in tausend mal tausend mal tausend Jahren halfen, das Chaos zu ordnen, wie es es schon unzählige Male getan hatte. Und die toten Götter waren die Hüter dieses Kosmos. Ihre Propheten und Priester trugen die zahllosen Tugenden unter die Menschen, die was gut war bewahrten und was böse war verhinderten. Die Ordnung kam zu ihrem vollkommenen Scheitelpunkt, ein goldenes Zeitalter der Güte und des Glückes. Doch wann immer die tausend mal tausend mal tausend Jahre vorrüber sind, in der ein Kosmos geschaffen und vervollkommned wird, kommt die Zeit, da er in tausend mal tausend mal tausend Jahren vernichtet wird und wieder zum Chaos zurückkehrt. Und so tötete das Gestaltlose die Götter, die nun tot sind und brachte Eschaton statt Schöpfung. Es erschuf die Götter, die nun leben. Götter der Apokalypse. Die toten Götter wurden im Laufe der nächsten tausend Jahre vergessen, allenfalls schwache Erinnerungen blieben in kleinen, okkulten Sekten erhalten, die in der Zeit des Niedergangs noch die Tugenden hochzuhalten versuchen. Die Anhänger der lebenden Götter verfolgen sie hart.
Priester und Propheten haben sie nicht. Sie brauchen sie nicht. Die Sterblichen wurden schon mit dem Hang zur Selbstzerstörung erschaffen, nur zurückgehalten, bis in der Mitte der Zeit der Punkt gekommen war, sie auf sich selbst loszulassen. Die Zügel der Tugenden hinfortzunehmen, die ihnen im Grunde schon immer lästig waren. Stattdessen werden einzelne Sterbliche beschenkt, zu Aufgehobenenen gemacht, die sich von den gewöhnlichen Menschen und niedrigeren Aufgehobenen ernähren und die Prinzipien der Laster fördern - allein zum eigenen Vorteil, kein göttlicher Befehl ist dafür notwendig, obwohl die Erfolgreichsten sich der Gunst ihres Gönners sicher sein können, der ihre Gaben weiter mehrt. Sie leben schlicht vor, als Idealbeispiel, wie die Sterblichen sich nun verhalten sollen, um sich zu vernichten.
Die niedrigsten der neun Götter sind die Fleischgötter. Ihre Diener denken nicht an die Zukunft, leben für den Augenblick. Nur der nächste
warme, trockene Schlafplatz, die nächste Mahlzeit und der Rausch des Kampfes zählen für sie. So fürchten sie das Ende des Kosmos nicht und stehen ihm nicht im Wege. Nimmt man ihnen die Angst vor Katastrophen, den Hunger, die Angst vor dem Tod und gibt ihnen ein Ziel für ihren Zorn, das sie vernichten können, so sind sie befriedigt und leisten ihren Beitrag. Sie wenden sich an den Verweser als dem niedersten aller Götter, die Bestie und die Verschlingerin. Und sie geben sich zurfrieden mit dem immer gleichen Ablauf des Tages und Jahres, in dem sie den Untergang nicht spüren.
Denen des Fleisches folgen im Rang die Blutgötter. Deren Anhänger denken und planen sehr viel weiter, aber auch sie sehen das Ende des Kosmos nicht. Ihr Blick endet beim Ende ihres Lebens. Der Meuchler gibt ihnen die Möglichkeit schnell und im Schatten ihre Ziele zu erreichen und ist der niederste der Blutgötter. Auch verspricht er, dass die Anhänger nicht selbst ein getroffenes Ziel werden. Doch am Ende wird der geschützt, der seiner Sache am besten dient. Der Herrscher verspricht Macht, Einfluss, Ruhm und Macht im Allgemeinen. Wer aufsteigen will, wendet sich an ihn, ohne zu wissen, dass er fallen muss. Die Ausbeuterin verspricht schlicht Reichtum auf Kosten anderer und die damit verbundenen Vorzüge.
Am höchsten stehen die Seelengötter. Ihre Anhänger sehen das Ende von allem. Die meisten dieser Sehenden folgen der Verführerin. In der Sinnlosigkeit der vergehenden Existenz geben sie sich dem Hedonismus hin und genießen die letzten Jahrtausende. Rauschmittel, Sex und schöne Künste erfreuen sie. Freilich müssen sie auch den Prinzipien der Blutgötter folgen, um dies zu finanzieren, durch Diebstahl und Betrug, Unterwerfung oder Ausbeutung. Doch für sie ist das nur Mittel zum und nicht der Lebenszweck selbst. Weniger folgen dem Folterer. Die Erkenntnis, dass es keine Tugenden und folglich keine darauf basierenden Gesetze mehr geben kann, lässt sie alle moralischen Fesseln ablegen. Sie ergehen sich in Sadismus und tun, was einst verboten war, um sich am Schaden der anderen zu erfreuen. Und da sie erkannt haben, dass es keine Gerechtigkeit mehr gibt, ist es an ihnen selbst, jene zu bestrafen, die ihnen Unrecht getan haben. Die mit der höchsten Erkenntnis aber rufen das Gestaltlose selbst an. Es sind wenige, die die Sinnlosigkeit eines jeglichen Handelns erkannt haben und sich im Nihilismus ergehen. Sie sind scheinbar unberechenbar wie ihr Gott selbst. Sie sind Philosophen und Denker. Denn Wissen und Weisheit haben sie zu ihrer Erkenntnis geführt. Beständig wollen sie andere an ihrem Verständnis teilhaben lassen, um ihre Jünger dann doch wieder zu verlassen. Macht doch ohnehin nichts Sinn. So wird die schon immer vorhandene Veranlagung der Menschheit, sich selbst zu vernichten, gefördert und somit wird sie selbst ihren Teil des Kosmos vernichten, wie es schon bei ihrer Schöpfung geplant war. Und nach ihnen wird nach weiteren neunhundert mal tausend mal tausend Jahren auch der Rest des jetztigen Kosmos folgen, bis hin zu Zeit und Raum. Dann wird das Gestaltlose die lebenden Götter töten und neue erschaffen, um einen neuen Kosmos zu erreichen.
Das Gestaltlose ist ewig.
-Aus: Der Aufstieg und Fall der Kosmen von Karach Albro