Beiträge von Thorsten im Thema „Silberschwert-Legenden - Die Dinge geschehen...“

    Ja, also jetzt einmal mit ganz durchgelesen.

    Ich bin ein bisschen ueberrascht dass Du so eine Geschichte schreibst, aber dann bei einem Film schnell Plot und Action erwartest :)

    Grundsaetzlich mag ich das Gefuehl von 'Geworfensein' (thrown-ness, keine Ahnung wie das auf Deutsch wirklich uebersetzt wird) gerne - eine der besten Geschichten mit diesem twist ist 'Hull Zero Three' (SciFi) wo der Protagonist aufwacht und keine Ahnung von seiner Lage hat, und alles was geschieht ist verwirrend - und der Plot besteht darin wie sich nach und nach Raetsel loesen.

    Und das ist hier auch das reizvollste - Raetsel und wie sie sich aufklaeren (und das tun sie dann fuer meinen Geschmack sogar zu schnell...).

    Aber fuer einen visuellen Typen wie mich der sich immer viele Bilder beim Lesen macht hat das ein Problem bei Dir - ich bekomme nicht viele Beschreibungen von Dir. In unserer Welt ist das okay - ich kann mir vorstellen wie Thorsten Weber's Umgebung aussieht. Aber in der anderen... was fuer eine Stadt ist das? Es koennte Renaissance sein, die Leute koennten Musketen haben, es koennte wie das alte Rom sein (es gibt Herrenhaeuser).

    Spaetestens wenn Thorsten Weber dort auftaucht waere es wahrscheinlich das erste, was ihn anspringt - es riecht ganz anders und ungewohnt, die Gerausche sind anders, nichts ist wie er gewohnt ist.

    Du hast Dir da ja auch zwei der (wie ich finde) haertesten Themen rausgesucht - wie jemand zum ersten Mal auf eine neue Welt reagiert und wie jemand (Maria) in existenzielle Gefahr geraet. Find ich wahnsinnig schwierig zu schreiben, und beide finde ich bei Dir nicht so gut geloest.

    Thorsten Weber reagiert zu cool - ein unternehmungslustiges 'Worum geht's, was soll ich hier tun?' ist glaube ich das letzte was jemand tun wuerde den Du wirklich mal so eben in eine andere Welt teleportierst. Eher Schockstarre, das verzweifelte Suchen nach irgend einem Anknuepfungspunkt, nach etwas beskanntem, Reue sich auf diese Sache eingelassen zu haben, Unglauben, Verwirrung ueber alles was anders ist (ich hatte mal einen Kulturschock als ich zwei Monate mit Rucksack durch Japan bin - nach einer Woche habe ich gedacht ich werde verrueckt, keiner verhaelt sich normal, es gibt nichts normales zu Essen, ich muss hier irgendwie raus - ich habe dann eine Tafel Schokolade im Rucksack gefunden, das hat geholfen... )

    Maria wird anscheinend mehrere Tage mit anderen im Dunkeln gehalten - erstmal die Scham dass sie keine Toilette benutzen kann, dann die Verzweiflung ueber das nicht-Wissen was passiert, das Gefuehl vor dem eigenen Kind hilflos zu erscheinen (koennen nur die Eltern unter den Autoren schaetzen...) - ich koennte mir vorstellen dass die meisten Leute vor Dankbarkeit weinen wuerden wenn sie jemand rausholt, selbst wenn sie wissen dass sie geschlagen werden - einfach weil sich endlich, endlich irgendwas veraendert.

    Ich hab' mal selber versucht so eine Gefangenenszene fuer einen SciFi Roman zu schreiben - ich bin mir da jetzt ueber die Forum-Etikette im Unklaren, aber wenn Dich das interessiert wie weit ich da gekommen bin poste ich gerne mal einen Abschnitt (ich muss dazu sagen, die Szene war der Grund dass ich die Geschichte da aufgehoert habe - es hat mich zu sehr mitgenommen das zu schreiben und wieder in die Situation reinzugehen...)

    Also, das Format mit den Fragmenten und den Raetseln finde ich richtig gut, den eigentlichen Plot mit der Rettung der vielen Menschen (und einem Silberschwert?) kennen wir noch nicht so richtig, aber die Reaktion der Protagonisten auf wirklich existenzielle Erfahrungen finde ich nicht so richtig gut erzaehlt.

    Ich hab' bisher nur den ersten Abschnitt durch, ich hoffe es ist trotzdem okay wenn ich hier einen Gedanken zu 'Thorsten Weber' loswerde.

    Dass er immer mit vollem Namen erwaehnt wird, hat mich gleich irritiert, und nach 5 Minuten Nachdenken ist mir aufgefallen warum - und das finde ich recht interessant.

    Es irritiert mich, weil es mir jede Beziehung als Leser zu der Figur verweigert, und da sozusagen eine Leerstelle laesst.

    Du koenntest ihn 'Thorsten' nennen nachdem zum ersten Mal der Name gefallen ist - das wuerde ihn dann zu einem Freund oder Bekannten machen, und als Leser wuerde ich erwarten die Geschicht mit ihm zusammen zu erleben, ihm ueber die Schulter zu schauen oder auch seine Gedanken zu erfahren.

    Oder er koennte 'Herr Weber' sein - da waere er dann jemand den ich nicht so gut kenne, ich wuerde erwarten ihn aus der Distanz zu verfolgen.

    Aber es gibt keinen sozialen Kontext in dem man jemanden immer wieder mit vollem Namen anredet - also verweigert mir das die Beziehung zu der Figur, was bei mir bleibt ist das Gefuehl von einer Leerstelle die eben diesen Namen als Etikett hat. Das Gefuehl, dass ich der Figur in dieser Geschichte nie naeherkomme - weil er jedesmal wieder von vorne vorgestellt wird.

    Keine Ahnung ob Du das Gefuehl beabsichtigst oder nicht - aber das ist es was bei mir passiert.