Beiträge von Cory Thain im Thema „Silberschwert-Legenden - Die Dinge geschehen...“

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    Bin gespannt, was du daraus machst!!

    ... na und ich erschd... :huh:


    Die Sachen passten tatsächlich. Nur der Verschlußmechanismus der Hose war ungewöhnlich und Thorsten Weber brauchte tatsächlich die Hilfe des kleinen Jungen... Chait? Chait, um sie richtig zu befestigen. Aber nun saß alles korrekt und als Thorsten Weber an sich hinuntersah, fand er sich schon sehr angepasst an diese Welt hier. Gut, die Haare waren mit 5 Millimeter über der Kopfhaut noch etwas untypisch kurz, aber das würde die Zeit wohl allein regeln...
    "So!" sagte Thortsten Weber deshalb aufgeräumt und rieb unternehmungslustig die Hände: "Worum gehts? Was muss ich tun?" Die Antwort bestand aus ratlosen Blicken aller Anwesenden. Ein ungemütliches Schweigen wollte sich breit machen, aber der kleine Chait war offenbar ein ziemlich vorlautes Kerlchen: "Na, Ihr sollt doch die Welt retten!" Also beugte sich Thorsten Weber zu ihm hinab und sah ihm ernsthaft in die Augen: "Okay! Gut! Und wovor?" Chaits Augen weiteten sich. Entweder war er nicht gewohnt, ernst genommen zu werden, oder aber ihm fiel auf, dass er darauf keine Antwort hatte... jedenfalls schwieg er und blickte hilfesuchend zu den Erwachsenen hinter sich.
    "Wir...", Tarick Ri'el stockte, begann den Satz erneut: "Nun, wir dachten Ihr wüßtet, was Ihr hier tun sollt!"
    Thorsten Weber schüttelte den Kopf: "Ich hab keine Ahnung! Gibts echt gar nichts, was hier so zur Zeit...äh... naja, nicht ganz so toll ist?" Auf das Kopfschütteln der anderen hin holte er tief Luft: "Was soll'n das heißen? Dass ich mich für nen verbrannten Anzug hab vermöbeln lassen? Dass ich hier in ner völlig fremden Welt rumhocke, damit dieser Schaha'in seinen Spaß hat...? Da spiel ich nicht mit..." Thorsten Weber brach ab, weil er spürte, dass sein wachsender Zorn die Menschen hier unruhig machte. Ja, verdammt, er war sauer! Stinkesauer! Aber, korrekt betrachtet: Diese Leute hier konnten wohl grad nix dafür.
    Also atmete Thorsten Weber tief ein und überlegte kurz: "Gut! So kommen wir nicht weiter! Ist hier irgendwer in der Lage, mich zum Schaha'in zu bringen? Immerhin soll der ja gerufen haben...!" Er schluckte seinen Sarkasmus herunter, als er die unbehaglichen Blicke der Leute sah. Das war wohl kein guter Zeitpunkt, ironisch zu werden. "Also? Kann mich irgendwer dahinbringen? Wenn jemand was weiß, dann wohl der Schaha'in, oder?"

    Thorsten Weber sah Tarick Ri'el nicken und wandte sich nun ausdrücklich ihm zu: "Was meint Ihr? Könnt Ihr mich dorthin bringen? Ich möcht hier, ehrlich gesagt, nicht umsonst rumhocken...!" Die Antwort gefiel ihm allerdings nicht wirklich gut.
    "Niemand weiß, wer Schaha'in ist. Niemand weiß, wo Schaha'in ist... Wenn Schaha'in es will, findet es die Leute... nicht umgekehrt."
    "Na, tolle Banane!" Thorsten Weber hatte grad nicht übel Lust, mit der Faust irgendwo dagegen zu hauen... "Gottverdammte Scheiße! Was'n das fürn Saftladen hier? Das ist ja wie Schnitzeljagd für Erstklässler!" Er wußte, dass sein Wutausbruch niemandem nutzte, aber er hatte das Gefühl zu platzen, wenn er seinen Frust nicht herausließ... "Okay.... ooooooooooookay! Dann mal ganz ruhig... ich bin ruhig. Gaaanz ruhig!"

    Thorsten Weber blickte auf und sah in die angespannten Gesichter von Tarick Ri'el und den anderen. Sie erwarteten tatsächlich eine Idee von ihm, einen Vorschlag zur Lösung eines Problems, was augenscheinlich gar nicht existierte... Er ließ sich auf die Bank sinken und stützte seinen Kopf in die Hände: "Oh Mann!" seufzte er...

    "Was ist eine tolle Banane?" klang die Stimme des kleinen Jungen durch die erwartungsvolle Stille...

    Als Thorsten Weber erwachte, war ihm kalt. Fröstelnd schlang er die Arme um sich. Er öffnete die Augen und blickte in ein nicht mehr ganz jugendliches Frauengesicht, das ihn ernst ansah. "Hi...!?" sagte Thorsten Weber unsicher und versuchte, sich aufzurichten.
    Ohne eine Miene zu verziehen, half ihm die Frau dabei. Dann trat sie einen Schritt zur Seite und gab den Blick frei... und Thorsten Weber starrte mit großen Augen auf eine Gruppe Menschen, die genauso offen zurückstarrten.

    "Hi...?" versuchte Thorsten Weber erneut sein Glück und bekam als Antwort ein fragendes, unsicheres "Wir grüßen Euch" zurück. Der Mann, der das gesagt hatte stand mit einem anderen in der Nähe der Tür, die anderen saßen um einen Tisch in einer... Kneipe? Thorsten Weber runzelte verwirrt die Stirn und der ziehende Schmerz erinnerte ihn daran, wie er wohl aussah. "Ich... äh... ja!" sagte er und ärgerte sich über seine Unbeholfenheit.

    Unsicher richtete er sich auf, wollte aufstehen, da bemerkte er, dass er in Unterwäsche und Socken dasaß und noch bevor er darüber nachdenken konnte, hörte er sich selber fragen: "Wo ist mein Anzug abgeblieben?"
    "Eure Bekleidung ist verbrannt, im blauen Feuer", der zweite Mann in Türnähe sagte das fast entschuldigend "das hier habt Ihr vorher retten können!" Mit wenigen Schritten trat er an Thorsten Weber heran und hielt ihm etwas hin.
    "Mein Portomonaie und mein Handy?!" Thorsten Weber nahm die zwei Stücke entgegen: "Ich danke Ihnen, dass Sie drauf aufgepasst haben!"
    Der Mann blinzelte verwirrt und trat zurück.

    Dafür kam der andere Mann näher: "Ich grüße Euch! Mein Name ist Tarick Ri'el. Und wer seid Ihr?" Thorsten Weber runzelte erneut die Stirn, bis er darauf kam, was ihn so irritierte. Die Anrede! Ihm fiel ein, dass auch der Mann am Brunnen, dieser Dorom Dingsda, so gesprochen hatte... und ihm fiel auf, dass er da ziemlich schnell darauf eingegangen war... nun, also, warum nicht: "Mein Name ist Thorsten Weber! Ich grüße Euch ebenfalls!" versuchte er sein Glück. Der Mann schien erleichtert und wies auf die Leute am Tisch: "Dies ist meine Familie! Und jener dort... ", er wies auf den andren Mann an der Tür "ist Anrik Ou'thuun... er ist... "
    "Ein Freund..." warf der Angesprochene schnell ein und erntete damit ein erfreutes Lächeln des Mannes Tarick Ri'el. Thorsten Weber hatte den Eindruck, dass diese "Freundschaft" wohl noch sehr jung war und bis grade noch gar nicht sicher.

    "Ich grüße auch Euch!" sagte er artig und nickte zuerst zu den Leuten am Tisch und dann zu jenem Anrik Ou'thuun. Er hoffte, nicht zu hochnäsig rüberzukommen, aber wie arrogant konnte man schon wirken, wenn man in Unterwäsche herumsaß? Andererseits: Wußten diese Menschen, dass er hier eigentlich einen peinlichen Anblick bot? Wohl nicht, ihre Gesichter sprachen von Neugier, nicht von Spott.

    Trotzdem war ihm kalt, und als ihm erneut fröstelte, traute er sich zu fragen: "Könnte ich eine Decke bekommen, oder sowas? Mir ist ziemlich .... kalt!" Der Mann Tarick Ri'el nickte und schickte einen der Jungs vom Tisch, um etwas zum anziehen zu holen: "Chait, hol was von Dannick, das sollte dem Herren passen...!"

    Herr? Thorsten Weber fühlte sich nicht als Herr. Nicht so, wie der Tonfall des Tarick Ri'el es vermuten ließ. Er war doch nur Thorsten Weber, Sachbearbeiter bei der Tränking AG (TM) ... Der Mann am Brunnen hatte ihn bei einem anderen Namen genannt, das stimmte, aber Thorsten Weber war Thorsten Weber. Im Kopf. Im Herzen. Und in seinem Tun und Denken. Er würde seinen Namen nicht ändern, nur weil ein Mann ihn für jemand anderes hielt...


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    Das "Zimmer auf dem Dach" entpuppte sich als große helle Fläche, die mehr einem Plateau auf einem Berg glich, denn einem Dach einer Burg. Nur die dunklen Treppen, die sich Maria und die zwei Männer hochquälten, waren gesetzt und nicht aus dem Stein gehauen.

    Niklas hing kraftlos über Dannick Ri'els Schulter, der Mann hatte mit der zusätzlichen Last erkennbar Probleme. Maria war ihm von Herzen dankbar für seine Tat: Er hatte den Jungen einfach hochgenommen, als die Wachen sie grob vorwärtsgeschubst hatten...

    Und nun starrten sie verwundert auf das Bild, dass sich ihnen bot. Auf der großen Fläche weißen Sandes hockten Männer. In zerlumpter, dreckiger Kleidung, mit teilnahmslosem Gesicht, saßen sie weit voneinander entfernt auf dem Boden. Nur wenige von ihnen sahen auf, als die vier Neuankömmlinge von den Wachen unsanft aus dem Dunkel des Treppenganges herausgestoßen wurden. Der Blick blieb meist an Maria oder ihrem Jungen hängen, doch die Aufmerksamkeit hielt nur wenige Augenblicke an. Die Köpfe sanken wieder kraftlos, mutlos herab...

    "Der Junge bleibt bei der Frau!" sagte einer der Wachen und zerrte Niklas grob von Dannicks Schulter. Maria konnte ihn gerade noch so auffangen und vor einem Sturz bewahren. Dannick und Rorick wurden über den Platz geführt, irgendwo auf den Boden gedrückt. Die Wachen traten zurück, spitze Lanzen auf die Männer am Boden gerichtet. Dann trat eine alte Frau heran. Maria hatte nicht bemerkt, wann sie sich dem Tross angeschlossen hatte. Plötzlich war sie da, hob beschwörend die Hände und hob den Blick gen Himmel.
    Die Wachen ließen die Lanzen sinken, grinsten höhnisch und winkten Maria heran: "Komm! Oder solln wir Dich holen?" Maria gehorchte, langsam, damit Niklas Schritt halten konnte, ging sie hinüber und stellte sich an den ihr gewiesenen Platz.
    Wieder hob die alte Frau die Hände und Maria hörte ein leises Knistern, die Luft war für einen winzigen Augenblick neblig trüb. Als der Schleier verflog, hatten die Wachen schon kehrt gemacht und waren auf dem Weg zum Tor.

    Maria machte einen Schritt, ihnen nach... und lief gegen eine unsichtbare Wand.


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    Die Zeit rumpelte dahin. Maria lag in der dunklen Enge und hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Dafür taten ihr sämtliche Knochen im Leibe weh und auch die Männer ächzten und stöhnten. Niklas hingegen sagte kaum etwas und Maria fragte oft flüsternd nach seinem Befinden. Meist bekam sie nur ein Brummeln zu hören, und das machte Maria mehr Angst als alles andere. Niklas war ein Plappermäulchen, manchmal hatte sie früher gebetet, er möge doch einmal für ein paar Minuten sein Schnäuzchen halten... und jetzt betete sie, dass er mit ihr sprach, irgendwas belangloses, kindisches, meinetwegen den größten Unsinn. Doch Maria verstand sehr wohl, dass dem Jungen nicht nach Schwätzen zumute war. Er litt unter der Dunkelheit und dem Geschüttel genauso wie sie.
    Das Gerumpel erstarb nur selten, dann wurde durch die Klappe eine weitere Getränkeflasche geworfen. Manchmal sogar, ohne dass einer im Kasten darum bat. Elf Flaschen.... das war Marias Zeitrechnung.

    Und dann, irgendwann hörte das Geschüttel auf, ohne dass die Klappe geöffnet wurde. Männerstimmen wurden draußen laut und Maria konnte hören, dass dort draußen irgendwer bei irgendwem Einlaß erbat. Und dass jener sich nach der Fracht erkundigte, die der Wagen geladen hatte. "Frischfleisch!" war die Antwort der groben Stimme, die Maria sofort wiedererkannte. "Frischfleisch für den Herrn! Bestellte Ware!"

    "Wir sind da, glaub ich." flüsterte einer der Männer neben Maria und sie drückte ängstlich ihren Jungen an sich.

    Das Rumpeln setzte wieder ein, nur wenige Augenblicke, dann war Licht. Nicht nur durch eine kleine Klappe, nein, der gesamte Kastendeckel wurde angehoben und grelles Sonnenlicht flutete herein und blendete die vier Menschen. Und Niklas sagte zum ersten Mal seit langem wieder einen ganzen Satz: "Ich hab Angst, Mama!"
    "Ich auch, mein Schatz! Ich auch!", flüsterte Maria ihm zu und hielt ihn fest.

    "Los, raus da!" Die bekannte grobe Stimme gehörte zu einem feistgesichtigen untersetzten Mann. Er stand am Wagen und wartete darauf, dass sie aus dem Kasten kletterten. Die vier waren durch das lange liegen steif und unbeweglich geworden und Maria sah bei den zwei Mitgefangenen, wie kläglich ihre Kleider um den Körper schlackerten. Wahrscheinlich sehe ich ähnlich erbärmlich aus. Auch Niklas war dürr geworden. Er war noch nie besonders pausbäckig gewesen, aber jetzt sah er aus wie eines der hungernden Kinder aus Afrika, deren Schicksal er vor kurzem fasziniert und tränennah im Fernsehen verfolgt hatte. Maria schluchzte trocken auf. Sie hatte keine Tränen mehr ...

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    Dichtgedrängt standen sie da, zwei Männer, eine Frau und ein Kind. Und so ausgezehrt und kraftlos die Männer auch wirkten, sie hatten sich so gestellt, dass sie Maria und den Jungen zwischen sich hatten. Und somit die ersten Schläge abfangen würden, falls welche kamen. Doch es kamen keine Schläge.

    Dafür eine Stimme, neugierig, belustigt, überheblich: "Soso! Das sind also die Retter des Landes? Erbärmliches Völkchen! Ihr könnt ja nicht mal gerade stehen!" Maria hob den Kopf, ohne Niklas loszulassen. Der Sprecher war sehr groß und dünn. Er trug enge schwarze Kleidung und sein schwarzes schulterlanges Haar glänzte ölig glatt. Sein Gesicht wirkte jugendlich und seine Lippen zeigten ein Lächeln... doch seine Augen waren eiskalt und musterten die Gefangenen, als wolle er ihre Seelen ergründen.
    "Welche von denen kamen durchs Tor?" fragte er ohne den Blick abzuwenden.
    Der kleine Feistgesichtige zeigte auf Maria: "Die! Und der Junge!"
    "Und von den Männern?"
    "Die waren schon vorher da und warteten..." der Feistgesichtige jaulte auf, denn der Schwarze hatte sich blitzschnell zu ihm umgewandt und ihm einen harten Schlag mit dem Handrücken verpasst.
    "Wen solltest Du mitbringen, du Ratte?"
    "Die Retter, Herr!", der Feiste duckte sich demütig ab.
    "Und warum ist das nur ein Weib und ein... Kind!?", der Schwarze spuckte diese Worte verächtlich aus. "Die Prophezeiung sagt nichts von einem Kind! Es ist von einem Mann die Rede! VON EINEM MANN!" der Schwarze schrie jetzt, in hohem Zorn, und versetzte dem Feisten noch zwei Schläge.
    Der jammerte und hielt sich das Gesicht. Als er Blut an seiner Hand bemerkte, verstärkte sich sein Jammern noch: "Aber sie kamen durch das blaue Tor... wie Ihr gesagt habt, Herr!"
    Der schwarze Mann hatte sich wieder in der Gewalt. Mit tödlicher Ruhe sah er den blutenden Mann an: "Ich schlage vor, Du gehst jetzt! Und bringst mir, was ich bestellt habe! Und zwar, so schnell dich deine fetten Beine tragen...!"
    Der Feistgesichtigte verbeugte sich : "Sehr wohl... sehr wohl..." stammelte er und zog sich mit fortwährenden Bücklingen zu seinem Wagen zurück. Dort kletterte er eilig hinauf, hieb mit der Peitsche auf das Reittier, einen großen Ochsen, ein. Der zog eilig an und das Gefährt rumpelte davon...

    "Und Ihr, meine Hübschen... bekommt ein nettes Zimmer auf dem Dach! Ihr werdet es mögen!" der Schwarzgekleidete winkte seine Männer heran und wandte sich zum Gehen...


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    Tarick Ri'el trug den Mann durch die Straßen, die noch in morgendlicher Stille ruhten. Nur ein paar wenige Händlerkarren waren bereits unterwegs und rumpelten ihren wahrscheinlich fernen Zielen entgegen. Anrik folgte in geringem Abstand. Er sah sich immer wieder um, die erneute Begegnung mit dem Eiswesen hatte ihn nervös gemacht.

    "Was meint Ihr, Herr Ri'el? Das Eiswesen hat Euch von Rettern gesprochen. Das klingt nach mehreren Personen..." Anrik plapperte, was sonst gar nicht seine Art war, aber er hatte das Gefühl, seine innere Unruhe würde ihn sonst zerreißen.
    "Wir reden gleich, ja? Der Mann ist... ziemlich... !" Tarick Ri'el atmete schwer und Anrik verstand, dass dem Mann nicht zum Plaudern zumute war. Er schluckte weitere Fragen hinunter und hoffte, nicht vor Ungeduld zu platzen.

    Der Sehengar war ein kleines Gasthaus im Randgebiet der Stadt. Er war sauber und ordentlich, eine Raststätte, die man gern Reisenden empfahl, die nicht in verauchten Spelunken mit Bettwanzen um die Nachtruhe balgen wollten. Doch der Sehengar war auch sehr teuer, kaum ein Einheimischer leistete sich dort eine Übernachtung und zum Essen ging man nur dorthin, wenn man seinen Gästen etwas besonderes bieten wollte... In diesem Gasthaus hatten die Eiswesen der Familie Ri'el Zimmer gemietet. Anrik kannte nicht alle Personen, aber er wußte, dass diese Familie nicht gerade klein war...

    Als sie den Gastraum betraten, saß die Familie bereits beisammen. Sie aßen ihr Morgenmahl und Anrik konnte erkennen, dass das keine üppige Mahlzeit war. Sechs Erwachsene und vier Kinder verschiedenen Alters sahen auf, als Tarick Ri'el den noch immer Bewußtlosen auf einer Bank ablegte: "Großmütterchen? Kannst Du nach ihm sehen?" fragte er. Eine Frau stand auf, (sie sah nicht aus wie eine Großmutter, fand Anrik) und kam herüber geschlurft.

    "Dann zeig mal her, wen Du mitgebracht hast!" sagte sie mit rauchiger Stimme und untersuchte den Fremden mit kundigen Handgriffen.

    "Sind Dannick und Rorick hier?" Tarick Ri'el sah in die Runde und erhielt ein einhelliges Kopfschütteln zur Antwort: "Wir dachten, sie wären beim Haus? Bei Dir!"
    "Waren nicht mehrere Retter angekündigt?" fragte eines der Kinder. Anrik erkannt in ihm Chait, Patnos Freund.
    Tarick nickte: "Das waren sie. Aber die Eisdinger... also... äh.... sie haben das Feuer gelöscht. Da kann niemand mehr kommen!"
    "Wie meinst Du das?" erkundigte sich die Frau, die den Fremden versorgte.

    Und Tarick Ri'el erzählte seiner Familie, wie der Fremde in der blauen Kugel aufgetaucht war... Anrik fand, er erzählte sehr dramatisch, konnte aber keine wirklichen Fehler in der Erzählung feststellen...

    "Auf diese Art zumindest...", beendete Tarick Ri'el seinen Bericht, "wird wohl keiner mehr zu uns kommen."


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    Tarick Ri'el versuchte, den Mann aufzuheben. Das war gar nicht so leicht, wie ein nasser Sack rutschte der Bewußtlose immer wieder in sich zusammen. Erst als Anrik mit zufasste, gelang es, den Mann vom Boden zu heben.

    "Ich bringe ihn in den Sehengar!" sagte Ri'el, "Wartet Ihr hier? Falls noch jemand kommt?"
    Anrik schluckte. Nein, er wollte nicht hier warten, er wollte nicht wissen, wer noch aus dem blauen Feuer auftauchte. Dieser Mann hier war - vielleicht - harmlos. Aber wer weiß schon, was für Kreaturen in den Welten lauern? Anrik war versucht, den Kopf zu schütteln... doch er wurde einer Entscheidung enthoben.

    Ein Eiswesen trat aus einer Gasse, schwebte auf die blau-glühende Ruine zu und streckte die Hand ins Feuer. Das blaue Lodern sank langsam in sich zusammen, wurde heller, klarer, bis schließlich letzte kleine Flämmchen am Boden erloschen wie die Flammen von Kerzen, wenn man hineinblies.

    Das Eiswesen wandte sich um, blickte mit starren großen Augen auf den bewußtlosen Mann in Tarick Ri'els Armen. In typisch hohem Singsang sagte es: "Sie sind da!", wandte sich ab und ging... nein schwebte davon, ins Dämmerlicht des aufsteigenden Tages.

    Tarick und Anrik sahen dem Eiswesen hinterher. Diese Begegnung war so unwirklich und bizarr, dass beide nicht wußten, ob sie nur geträumt hatten. Doch als sie einander ansahen, wußten sie, dass es real war, wirklich passiert...

    "Es beginnt...!" sagte Tarick 'Riel rauh.
    "Was beginnt?"
    "Wenn ich das wüßte....!"


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    Anrik starrte ins blaue Feuer. Obwohl es so zerstörerisch war, übte es eine Faszination aus, derer sich Anrik nur schwer entziehen konnte. Er wußte nicht, wie lange er so gestanden und geschaut hatte, als er von Tarick Ri'el aus seinen Gedanken gerissen wurde: "Schaut! Was ist das?"

    Der Mann wies nach vorn, ins Feuer hinein, und obwohl Anrik die ganze Zeit geschaut hatte, war ihm die Veränderung nicht aufgefallen. In vier Fuß Höhe etwa hatte das Blau begonnen, sich zu wandeln, es wurde undurchsichtiger, dunkler, Schwaden blauen Nebels waberten auf einen zentralen Punkt zu und verdichteten sich dort zu einer größer werdenden Kugel, die ein ganzes Stück über dem Hausboden schwebte.

    Noch ehe Anrik begriff, was er dort sah, noch bevor er entscheiden konnte, ob es nicht besser sei, wegzulaufen... zerbarst die Kugel geräuschlos in abermilliarden kleine glitzernde Splitter und an ihrer Stelle hocke ein Mensch im blauen Wabern des Eisfeuers, vier Fuß über dem Boden. Ein paar unwirklich lange Augenblicke lang hing er dort in der "Luft", ehe er hinunterfiel und aufgrund seiner Haltung voll auf den Knien landete.

    "Gottverdammte Scheiße!" dröhnte es aus dem Leuchten, der Mann sprang auf, sah sich kurz um und sprang eilig aus den brennenden Hausresten, genau auf Anrik und Tarick Ri'el zu... "Gottverdammte Scheiße!" wiederholte der Mann und es klang nicht mehr ganz so dröhnend und machtvoll.

    Dieser ungewöhnliche Fluch holte Anrik aus seiner Starre: "Zieht Eure Jacke aus, sie hat Feuer gefangen!" sagte er und trat auf den Mann zu, um zu helfen. Tatsächlich leckten kleine Flämmchen in blau an den Ärmeln der Jacke und des Hemdes, das der Mann trug. Auch die Hosenbeine glommen in flackerndem Blau. Eilig stieg der Mann aus seinen Kleidern und Anrik fragte sich, in welchen Teilen der Welt derartige Stücke getragen wurden. Er hatte soetwas noch nie gesehen...

    Der Mann versuchte, die Flammen an seiner Kleidung zu löschen, doch Anrik zog ihn zurück: "Eisfeuer kann man nicht löschen!" Der Mann machte sich los und begann hektisch in den Taschen der Kleider zu wühlen, er konnte nicht viel bergen, ein kleines braunes Ledermäppchen, erkannte Anrik und ein blau-schwarzes Brettchen...
    Als der Mann den Eindruck machte, alles gefunden zu haben, was er benötigte, warf Anrik die Sachen in die Haustrümmer, wo sie mit einem nahezu komischen Blobb-Geräusch verpufften.

    "Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sage: Es ist gut, ab und an den Armani im Schrank zu lassen... " sagte der Mann, bevor er bewußtlos zusammensank.


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    "Prinz? Soso!" Thorsten Weber blickte seinem Gegenüber prüfend in die Augen. Der hielt dem Blick stand. "Sie meinen das wirklich ernst, oder?"

    Dorom Kar'shul schob den Ärmel seines Hemdes nach oben und zeigte sein linkes Handgelenk. Dort, wo man sonst die Uhr trug, hatte er ein Bandtattoo in zartem hellem Braun. Thorsten Weber warf einen Blick darauf: "Ihr seid Diener des Hauses T'ar?" fragte er und begriff, dass Dorom Kar'shul die Wahrheit sagte. Wie sonst hätte er dieses Tattoo deuten können?

    Dorom Kar'shul nickte: "Ja, ich bin Euer Diener! Ich gebe zu, ich hätte Euch nicht erkannt, Ihr habt Euch... verändert...!"
    "Zum Guten, hoffe ich" , versuchte Thomas zu witzeln und spürte selbst, wie kläglich es klang, "warum erinnere ich mich nicht?" Er starrte auf seine Hände: "Und warum habe ich kein Tattoo?" Dann sah er auf, weil Dorom Kar'shul leise lachte.
    "Diese Marken kennzeichnen Besitztum... Ihr seid ein Herr, ein hoher Herr! Ihr gehört nur Euch selber!"

    Thomas Weber schluckte: "Erzählt Ihr mir etwas über diese Welt, in die wir müssen, während wir reisen?"
    Dorom Kar'shul schüttelte den Kopf: "Ich kann Euch nicht begleiten, Ihr müsst allein gehen. Außerdem dauert die Reise nur einen Herzschlag lang... "
    "Und was, wenn ich nicht gehe?"
    "Dann wird das Reich zerstört... und viele Wesen werden sterben..."
    "... mehr als ich je kannte?"
    Dorom nickte bestätigend.

    "Ooookay.... was muss ich tun?"


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    "Mama, ich hab so Durst!" die Stimme des kleinen Jungen klang schon sehr schwach und müde. Maria's Herz zog sich vor Angst zusammen. "Ich auch, mein Schatz!" flüsterte sie traurig. Es war noch immer stockdunkel, und mittlerweise war es auch schier unerträglich stickig und heiß geworden. Niklas leises, kraftloses Wimmern weckte Marias Lebenswillen und einen Mut, den sie nie bei sich vermutet hätte. Sie hob die Hand und drosch mit aller Kraft, derer sie fähig war, gegen die niedrige Holzdecke: "He da! Wir verdursten hier!" rief sie mit mehr Stärke in der Stimme als sie selber verspürte.

    "Fresse halten da drin!" kam es grob zurück und Maria sackte enttäuscht in sich zusammen. Doch ihr Aufbegehren hatte die Männer neben ihr ... geweckt, mutig gemacht, ermuntert? Sie wußte es nicht. Jedenfalls begannen die zwei ebenfalls mit den Fäusten gegen das Holz zu schlagen: "Willst du Leichen kutschieren, Mann? Wenn wir verdursten, bekommst Du keine müde Münze für uns... !" Roricks Stimme klang sehr viel weniger kraftvoll als am Anfang ihrer Reise. Maria wußte nicht, wie lange sie schon hier in der stickigen Dunkelheit lag. Drei Tage kann ein Mensch ohne Wasser leben, drei Tage, dachte sie bang. Und ein Kind?

    Roricks Argument schien zu fruchten, das Rumpeln erstarb und für einen Augenblick hörte man nur das schwere Atmen der Männer in der Stille. Niklas? Atmete Niklas noch? Maria tastete ihrem Jungen übers Gesicht. Er brummelte unwillig, ein Geräusch, bei dem Maria fast gejubelt hätte.
    Plötzlich öffnete sich eine Klappe über ihnen. Gleißende Helle trat ein und ein Schwall warmer trockner Luft flog sanft über sie hinweg. Maria erschien es erfrischend wie eine Meeresbrise, tief sog sie den willkommenen Sauerstoff in ihre Lungen. Dann fiel etwas auf sie herab, die Helle verschwand und der Luftzug auch. "Teilt es Euch, mehr gibts nicht!" sagte die grobe Stimme von außen. Das Rumpeln begann erneut...

    Maria tastete nach dem Ding auf ihrem Bauch: eine Flasche...


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    Der helle Streifen am Horizont kündete vom nahen Morgen. Anrik ließ sich auf den kleinen Hocker bei seiner Bettstatt sinken. Bis eben noch hatte er mit den anderen Dienern den Saal geräumt und gereinigt. Wie so oft waren die Gäste des Hausherren mit fortschreitender Stunde immer lauter, übermütiger und nachlässiger geworden. Im Ende arteten derartige Treffen viel zu oft in wüste Saufgelage aus und manch einer der wohledlen Herren konnte sich selber nicht mehr kontrollieren. Anrik hatte mehrere widerwärtige Hinterlassenschaften der Herren beseitigen müssen, einen der Stühle würde er wohl nicht mehr gereinigt bekommen.
    Es war nicht verständlich, weshalb der Hausherr diese Wüstenei duldete und die Herren immer wieder einlud, zumal er selber immer sehr wenig trank und dem Getöse der hohen Gäste nur mit Kopfschütteln beiwohnte...

    Anrik warf einen Blick auf sein Bett. Er könnte nun ein paar Stunden schlafen, doch er fühlte sich noch nicht müde genug. Er würde wohl noch ein paar Schritte gehen, die frische Luft würde schon ihr übriges tun. Anrik warf sich seinen Umhang über, verließ das Haus und lenkte seine Schritte eher unbewußt nach Osten, hin zum blauen Schein des Eisfeuers... Es würde noch tagelang lodern, wenn nicht eines der Eiswesen es löschte...

    Als er aus der Gasse heraustrat, die zum Haus der Ri'el führte, oder besser zu dem, was noch übrig war, sah er im Schattenriß einen großen Mann vor den blauen Flammen. Anrik hustete halblaut, um sich bemerkbar zu machen. Der Mann wandte sich um und sah ihm entgegen: "Guten Morgen, Herr Anrik!"

    Anrik wunderte sich ein wenig, woher der Mann ihn wohl kannte, schüttelte aber den Kopf: "Nicht Herr, ich bin nur ein Diener!" Als müsse er das beweisen, schob er den Ärmel seines Umhangs vom Handgelenk hoch um das lederne Band seines Hausherren zu zeigen.
    Der Mann lachte: "Ihr seid mehr Herr Eurer selbst als ich es bin!" Anrik neigte fragend den Kopf. "Ri'el, Tarick Ri'el! Mir gehört... gehörte das Haus hier!" Der Man wies auf das blaue leuchtende Trümmerfeld.

    Anrik hatte noch nie ein Eisfeuer von nahem gesehen. Es war fast durchsichtig, man konnte jedes Trümmerteil des Hauses fast übergenau erkennen. Es sah nicht aus wie ein verbranntes Haus, eher wie ein explodiertes. Anrik erinnerte sich an den nächtlichen Knall: "Was ist geschehen, Herr Ri'el?"

    "Wenn ich das nur so genau wüßte!" antwortet der Mann nachdenklich. "Es klopfte, und vor der Tür stand eines dieser... weißen Dinger... Ihr wißt schon. Es sagte, es müsse ein Tor öffnen, damit Rettung geholt werden könne. Und wir sollten unsre Habe zusammenpacken und das Haus verlassen. Haben wir natürlich gemacht. Ich leg mich nicht mit so einem... Eisding an! Und als wir alle draußen waren, knallte es und von jetzt auf gleich sah das Haus so aus..." Wieder wies der Man auf die blau schimmernden Hausreste.
    "Das Eisding sagte, wir sollten die Retter in Empfang nehmen... und im Sehengar hätte es für uns Zimmer gemietet... sehr merkwürdig. Die Kinder sind jetzt dort und ich wollte noch nach meinen Brüdern Dannick und Rorick sehen... sie sollten eigentlich hier sein... um die Retter zu empfangen."

    Anrik hatte nicht wirklich alles verstanden, doch er nickte...


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    Thorsten Weber zog zweifelnd die Augenbrauen zusammen. "Tsch... 'dammt!" zischte er schmerzlich. Sein Gegenüber sah nur ernst herüber, ohne sich zu rühren. "Wer sind Sie?" fragte Thorsten, obwohl er das Gefühl hatte, dass das nicht die wichtigste Frage sei.

    Der Mann auf der anderen Seite des Brunnens schien auch irritiert, dann jedoch nickte er: "Meine Name ist Dorom Kar'shul! Ich bin Bote des Schaha'in und habe den Auftrag, Euch zu finden und um Hilfe zu bitten...!"

    Thorsten Weber schnaufte: "Wie bitten fühlt sich das aber nicht an...", er berührte sein geschwollenes Gesicht.

    "Das war ich nicht. Und ich weiß nicht, wer es war. Ein Bote Schaha'ins jedenfalls nicht!" erwiderte Dorom Kar'shul ernst.

    "Der... Kerl hat mir aber im Namen Schaha'ins gedroht...", Thorsten Weber fühlte sich versucht, Dorom Kar'shuls ernster Mine zu glauben... er wollte ihr glauben.

    "Schaha'in droht nicht! Schaha'in ist...", Dorom Karshul suchte nach Worten, "es ist Frieden! Kein Kampf! Deshalb... deshalb benötigt es Euch! Ihr könnt das Reich retten, Trounak! Wenn Ihr es wollt...!"

    "Wer ist... Trounak???" Thorsten Weber spürte die Antwort bereits, bevor sie kam.

    "Ihr seid Prinz Trounak! Und man braucht Euch zu Hause! Kehrt zurück und rettet das Reich... ich bitte Euch!"


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    Es ist keine stilistische Absicht, wenn Du das meinst. Ich finde es nur äußerst verwirrend (für mich), dass jede neue Rede (also jeder Redner quasi) eine neue Zeile bekommen soll. Als ich noch jung war (lang ists her) hab ich das nicht so gelernt. Deshalt hack ich immer kurz aufs Enter... und zur Sicherheit gleichnochmal... ^^

    Aber ganz im Ende soll der Leser ja einen gleichmäßigen Lesefluß haben, deshalb bin ich ja auch nicht meckerisch, sondern versuche, einzubauen, was angemerkt wird. Schau mal. Ist das so besser/flüssiger?

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    Meine Irritierung vom vorigen Abschnitt besteht noch immer. Ich hab keine Ahnung, was da hakt. Bestimmt ist mir ein Geschichtensplitter verlorengegangen. Ich werde intensiv danach suchen. Aber ich habe das nächste Fragment gefunden, und es passt seltsamerweise ganz gut...

    Als Maria erwachte, war es dunkel. Ein unrhythmisches Rumpeln um sie herum und das Schnaufen mehrerer Personen war das einzige, was sie wahrnehmen konnte... und das leise Schluchzen eines Kindes.
    "Niklas? Bist Du hier, Niklas?" fragte sie bang in die Schwärze. Das Schluchzen brach ab und sie fühlte einen kleinen Körper, der sich auf sie warf: "Mama! Endlich bist Du wach! Ich hatte so Angst!"
    "Mach leiser, Bub!" sagte eine mahnende Männerstimme gedämpft.

    Maria spürte Niklas an ihrer Schulter nicken und hörte ein gehauchtes: "Ja..."
    Unwillkürlich flüsterte auch Maria: "Was ist denn geschehen, um Himmels Willen?" Das letzte, woran sie sich erinnerte, war der Taxifahrer, den sie nicht bestellt hatte...
    Eifrig, aber bemüht leise, berichtete Niklas, doch Maria war sich sicher, dass er einiges durcheinanderbrachte: "Der Mann hat dich in einen Zauberbrunnen gelegt, damit du wieder gesund wirst. Aber wir sind runtergefallen und dann waren da Männer. Viele... und die haben uns aus dem kaputten Haus geholt und auf den Wagen geschmissen... ich hatte so Angst, dass die dich kaputtmachen. Und du bist nicht aufgewacht...!" Das klang so vorwurfsvoll, dass Maria unwillkürlich lächeln musste.
    "Ich hab kein Wort verstanden, mein Schatz!" gab sie dann ehrlich zu.

    "Darf ich?" fragte flüsternd eine Männerstimme aus dem Dunkel.
    "Wer sind Sie?" wollte Maria ebenso leise wissen.
    "Mein Name ist Dannick Ri'el. Ich hatte den Auftrag, Euch in Empfang zu nehmen, werte Dame. Ich wußte allerdings nicht, auf welch... ungewöhliche Art Ihr zu uns kommen würdet... Und ich wußte nicht, dass da Schurken im Dunkeln ebenfalls auf Euch warteten." der Mann seufzte und es klang bekümmert.

    "Ich versteh kein Wort...!" wiederholte Maria ratlos.

    "Hm. Wie sag ich es besser...?" die Männerstimme klang nachdenklich. "Nun, werte Dame, es gibt Tore. Zwischen unserer Welt und... anderen. Durch eines dieser Tore seid Ihr gekommen. Ihr und Euer Sohn. Und ich hatte den Auftrag, Euch in Empfang zu nehmen und Euch in Sicherheit zu bringen..."
    "Ist ja wohl gründlich schiefgegangen..." eine weitere Männerstimme, nicht sonderlich leise und sehr sarkastisch, mischte sich ein.
    "Ja, Rorick, ist es... " gab die erste Stimme bedrückt zu.

    "Ruhe da im Kasten! Sonst zieh ich euch allen eins mit nem Knüppel über!" Diese Stimme war grob und in keiner Weise um Stille und Heimlichkeit bemüht.
    Ein paar Augenblicke war Schweigen und Maria konnte feststellen, dass ihr Sohn in ihren Armen eingeschlafen war. Sein gleichmäßiger Atem gab ihr etwas Ruhe und ein warmes Gefühl. Doch sicher fühlte sie sich nicht...


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    Dieser Absatz fällt mir schwer. Es ist... verworren in meinem Kopf. Es kann sein, dass ich ihn nochmal ändere.


    Ach, und vollständig ist er auch nicht, sorry, hab grade Hirnblubbern X/


    Dorom Kar'shul hob den Kopf, als er Schritte aus dem Dunkel vor sich hörte. Jemand kam den Hauptweg entlang auf den Brunnen zu. Und dieser Jemand schlich nicht leise und vorsichtig, sondern ging wie ein Spaziergänger. Laub raschelte.

    Dorom blickte aufmerksam ins Dunkel. Er hatte keine Angst, die Waffen dieser Welt konnten ihm nicht viel anhaben. Doch der Mann, der aus dem Dunkel trat, sah nicht aus, als kämpfe er mit Waffen: sein Gesicht war von einer Schlägerei arg verunstaltet. "Guten Abend!" sagte Dorom Kar'shul höflich und sah den Mann zusammenzucken. Offenbar war der in Gedanken gewesen...

    "Äh... ja... guten Abend!" kam dann auch nur zögerlich die Erwiderung. Der Mann trat an den Brunnen, tauchte seine Hand ins Wasser und benetzte vorsichtig sein Gesicht.

    Dorom lächelte leicht: "Soll ich fragen, wie der andere aussieht?" Sein Gegenüber versuchte ein Schmunzeln. Es ging in einem schmerzlichen Grunzen unter: "Ich fürchte, das war eine sehr einseitige Angelegenheit. Ich erinnre mich nur an den ersten Schlag!"

    Dorom runzelte die Stirn. Das war nie und nimmer nur ein Schlag gewesen. Der Schläger muss dann auf den wohl Bewußtlosen weiter eingeprügelt haben. Ein Vorgehen, das auf Doroms Welt als äußerst verabscheuungswürdig galt. "Sie sollten in ein Krankenhaus gehen! Hier um die Ecke ist eines...!" schlug Dorom vor.

    Der Fremde nickte: "Ich komm grad aus einem, danke." Er benetzte wieder sein Gesicht mit dem kalten Brunnenwasserr und seufzte tief.

    "Und was tun Sie dann hier? Wäre es nicht sinnvoller, nach Hause zu gehen?" in dem Moment, als Dorom das fragte, fiel ihm ein, dass der Schläger vielleicht genau dort auf den Mann wartete... "Oder zur Polizei!" setzte er deshalb hinzu.

    Der Fremde grinste, sein verbogenes Gesicht sah dadurch noch schräger aus: "Was soll ich denen sagen? Das mir ein Kerl eine Einladung in die Hand gedrückt hat und als ich nach dem Absender fragte, gleich noch seine Faust auf meine Nase...?"

    "Eine Einladung?" fragte Dorom verständnislos. Der Mann schien mitteilungsbedürftig zu sein, er kramte in seiner Jakett-Tasche und hielt Dorom dann einen kleinen braunen Zettel quer über den Brunnen: "Da, das da!"

    Dorom nahm den zerknitterten Zettel entgegen, warf einen Blick darauf und es entfuhr ihm: "Sie! Sie sind das zweite Artefakt!"

    "Bitte, was bin ich?" fragte der Fremde, der schon wieder sein Gesicht mit Wasser kühlte.

    "Das Artefakt! Shaha'in hat gerufen!" erwiederte Dorom mit der rituellen Formel.

    Der Fremde trat einen Schritt zurück: "Sie wolln mich jetzt aber nicht auch zusammenkloppen, oder?" Es klang durchaus besorgt.

    Dorom schüttelt den Kopf: "Nein, soetwas tue ich nicht. Dorom Kar'shul ist ein ehrenwerter Mann!"


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    "Mama? Mamaa!" der kleine Junge ruckelte nicht gerade zimperlich an seiner Mutter herum. "Wach doch bitte auf, Mama!"

    Doch Maria rührte sich nicht. Dorom Kar'shul beugte sich hinunter: "Junge, Deine Mama sollte ins Krankenhaus... "

    Der Kleine sah auf, mit Tränen im Gesicht: "Kannst Du sie dahin bringen?" Dorom begriff, dass der Junge die Abneigung seiner Mutter ihm gegenüber gar nicht mitbekommen hatte.

    "Natürlich, hilf mir mal!" Dorom benötigte die Hilfe des Jungen nicht wirklich, um die Frau hochzuheben. Maria Andergast war klein und zierlich und lag in seinen Armen wie ein kleines Mädchen. Dorom trug sie vorsichtig zum Taxi, bemüht darum, sicher und stark zu wirken. Er wußte zuwenig über diese Welt, um entscheiden zu können, ob der Junge clever genug sein könnte, den Notarzt lieber hierher zu rufen. Deshalb versuchte er, den Jungen durch Aktionen abzulenken: "Setz Dich zu ihr, Kleiner und pass auf sie auf!" Dorom schob die Frau auf den Rücksitz seines Wagens, wartete, bis der Junge ebenfalls eingestiegen war und schloß die Tür mit eingestellter Kindersicherung. Doch Niklas kam nicht mal auf den Gadanken, zu prüfen, ob er wieder aus dem Wagen herauskam...

    Dorom steig ebenfalls ein und fuhr los. Immer wieder sah er prüfend in den Rückspiegel, doch der Junge war so sehr mit seiner Mutter beschäftigt, dass ihm nicht auffiel, dass Dorom an einem Krankenhaus einfach vorbeifuhr.

    Doroms Ziel war der Ranki-Park, es war eine ziemlich kurze Fahrt. An einem Nebeneingang hielt Dorom, sah sich sorgfältig um und hob dann die noch immer bewußtlose Frau aus dem Auto.

    "Das ist aber kein Krankenhaus!" der kleine Junge sah sich kritisch um.

    Dorom Kar'shul holte tief Luft und hoffte auf sein Glück: "Nein, aber da hinten steht ein Zauberbrunnen, der macht alle Leute gesund..."

    Niklas überlegte einen Augenblick, dann nickte er und sagte fest: "Das versuchen wir! Das ist besser als Arzt! Ärzte haben Spritzen...!"

    'So ein kleines Kind' , Dorom fühlte sich fast schuldig, als er den Weg in den dämmrigen Park entlang ging, mit der Frau auf dem Arm und dem Jungen im Schlepptau. Es waren nur wenige Schritte bis zum Brunnen.

    Das Wasserbecken des Brunnens wirkte wirklich verwunschen, lauter kleine Fliesen in blau, grün und silber brachten das Wasser darin zum Glitzern, dieser Eindruck wurde verstärkt durch kleine Sprudel und verdeckte Leuchten im Rand... Ohne Zögern legte Dorom Kar'shul die leblose Frau in das flache Wasser: "Hilfst Du mir, Niklas?" Der Junge nickte. "Steig in den Brunnen! Du musst darauf achten, dass das Gesicht Deiner Mama nicht unter Wasser kommt, sonst ertrinkt sie!" Niklas hinterfragte diese merkwürdige Anweisung nicht mal und tat, wie ihm geheißen. Es fiel ihm nicht auf, dass Dorom sorgfältig darauf achtete, den Körperkontakt zu ihm und seiner Mutter immer aufrecht zu erhalten. Und als Dorom Kar'shul fragte: "Hast Du sie sicher, ja?" nickte er ernsthaft.

    Dorom ließ beide Menschen los und trat einen Schritt zurück: "Gute Reise, Maraja!" flüsterte er und sah zu, wie sich die beiden in einem hellen blauen Flirren langsam auflösten.

    Die erste Aufgabe war erfüllt. Nun war es Zeit, sich dem zweiten Artefakt zu widmen. Dorom Kar'shul starrte in das blaue Glitzern und überlegte, wie er vorgehen sollte...


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