Beiträge von Schreibfeder im Thema „"Süße Siebzehn"“

    Die Lebenserwartung im Mittelalter ist wohl immer ein Streitpunkt.

    Naja. Fakt ist zum Beispiel, dass ein Handwerkermeistertitel erst mit 30 erworben werden konnte (Hoch und Spätmittelalter). Zudem kostete es ein Heidengeld.
    Ich kann mir kaum vorstellen, dass sich das lohnt, wenn die dann zehn Jahre später eingeäschert werden. An eine Lebenserwartung von 40 glaube ich nicht.

    Daher gehe ich davon aus, dass die Lebenserwartung bei 60 liegen müsste (dann macht es Sinn). Und die der Landbevölkerung kann nicht wesentlich darunter gelegen haben. Würde man in Städten beispielsweise zehn Jahre länger leben, wären die doch von Bauern überschwemmt worden und das war nachweislich nicht der Fall.

    Soviel ich weiß, wurde ein gekröntes Kind als "nicht regierungsfähig" betrachtet und die Amtsgeschäfte übernahm normalerweise eine (oder mehrere) andere Person(en). Meistens der Onkel oder die Mutter. Teilweise aber auch Bischöfe oder mächtige Grafen.

    Gleichzeitig war ein gekröntes Kind aber auch der (von Gott) eingesetzte Regent und sein Wort war Gesetz. Gegen den Willen des Kindes konnte man nicht handeln, selbst wenn man die Mutter war. Aber jeder weiß, dass Kinder sehr leicht zu beeinflussen sind, also war das Problem eher selten, aber es gibt berühmte Beispiele dafür, wo es tatsächlich Streit gab. Meistens dann, wenn die Macht der "Übergangsregierung" abgegeben werden sollte. Gelegendlich gab es sogar Krieg zwischen den Anhängern der Übergangsregierung und dem Kinderkönig.

    Schließlich musste das Königreich handlungsfähig bleiben. Ein Kinderkönig war aber das Gegenteil einer starken Herrschaft und war dementsprechend gefürchtet.


    Allerdings ist das ein wenig Offtopic.

    Wie Rael schon richtig schrieb, sind wir im Bereich der Fantasy. Auch historische Romane sind streng genommen "historische Fantasy", da die allermeisten Autoren keine genaue Ahnung von der Epoche haben, von der sie schreiben. Das liegt aber auch daran, dass unser Wissen aus vergangene Zeiten eher mangelhaft ist.
    Vor allem im Mittelalter ist die Aufzeichnung eine Katastrophe. Im Spätmittelalter gibt es noch einige Nachweise der Lebensweise, aber schriftliche Dokumente die vor dem Hochmittelalter datieren, sind äußerst selten.
    Alleine schon vom ansonsten einigermaßen erforschten römischen Imperium, haben wir klaffende Wissenslücken. Vor allen was die Germanen angeht. Tacitus hätte sich wohl nicht zu träumen gewagt, dass sein Reiseführer nahezu der einzige zeitgenößische Nachweis der Lebensweise der Germanen sein wird.

    Daher kann man vielleicht davon ausgehen, dass jemand mit 17 einen Drachen erschlägt. Und wenn er süß aussieht, kann man vielleicht auch von "süßen Siebzehn" reden. ^^

    Hmm. Ich sehe das etwas differenzierter. Es geht hierbei (ich glaube, es gab zu dem Thema woanders schon eine längere Diskussion) auch darum, in welchen Alter ein Mensch überhaupt kräftig genug ist, um als "Mann" zu gelten (mit dem man dann Drachen jagen kann, oder Orks, oder sonstwas).
    Ein Siebzehnjähriger hat (vor allem im Hinblick auf Mangelernährung, die im Mittelalter recht wahrscheinlich war) schlichtweg weniger Muskelmasse als ein Fünfundzwanzigjähriger. Zudem hat letzterer auch noch Lebenserfahrung und kann seine Kraft besser einschätzen.
    Je nachdem was man mit dem Siebzehnjährigen jetzt machen möchte. Er gilt kaum als "Mann". Nicht in den Augen der Älteren. Das ist heute so und dürfte damals nicht viel anders gewesen sein.
    Einen kurzen Quellencheck nach, galt man erst mit 21 als erwachsen, wenn überhaupt so früh. Einen Meistertitel, oder eine eigene Werkstatt, hatte man zudem erst mit 30. Zumindest im Hoch und Spätmittelalter.

    Die durchschnittliche Lebenserwartung war übrigens höher als vielfach publiziert. Zum einen ist die Quellenlage extrem mies, zum anderen vermiest die hohe Säugling und Kindersterblichkeit jede Statsistik. Und auch die vielen Seuchen und Kriege. Aber Greise, die über 60 waren, waren auch im bäuerlichen keine Seltenheit.
    Im Adel und in Klöstern war die Lebenserwartung natürlich ungleich höher.

    Überwiesen ist (Zitat aus dem Internet):

    Spoiler anzeigen

    Ein knapper, recht willkürlicher Überblick: Karl der Große erreichte trotz seines gewiss nicht bequemen Lebensstils ein Alter von 66 oder 67 Jahren, sein Biograph Einhard wurde ungefähr 70. Auf etwa 60 Jahre brachte es Walther von der Vogelweide. Der Bischof und Gelehrte Albertus Magnus erreichte wohl die 80, Hildegard von Bingen sogar 81, die Schriftstellerin Christine de Pizan wurde mindestens 65, Eleonore von Aquitanien dürfte mit 82 Jahren gestorben sein, der Nürnberger Baumeister Endres Tucher verschied kurz nach seinem 84 Geburtstag.

    Das ist jetzt etwas Offtoptic, aber ich hatte hier mal einen Thread gegründet, der mit Mythen aus dem Mittelalter aufräumen sollte. Ist leider schiefgegangen. Er ist dann zu "stimmt ja gar nicht stimmt ja wohl" mutiert, wodran ich leider mitschuldig war.
    Dieses Thema hätte da gut hingepasst. :)