Beiträge von Asni im Thema „"Süße Siebzehn"“

    An eine Lebenserwartung von 40 glaube ich nicht.

    Daher gehe ich davon aus, dass die Lebenserwartung bei 60 liegen müsste (dann macht es Sinn).

    Sorry, dass ich hier mich wieder klugscheißerisch einmischen muss, aber das ist meine Berufskrankheit :pardon:

    1) Es geht um durchschnittliche Lebenserwartung (ist dir wahrscheinlich klar), aber bei allen Durchschnitten muss man eben auch auf die Streuung achten. Wenn es 10 Menschen gibt und alle 10 leben bis 40 und fallen dann tot um, ist die durchschnittliche Lebenserwartung 40 Jahre. Glaubhaft ist so eine Annahme aber nicht. Andersrum könnten auch 9 im ersten Lebensjahr sterben und einer 400 Jahre alt werden, dann hätten wir auch eine durchschnittliche Lebenserwartung von (9*0 +1*400)/10 = 40 [Jahre]. Das ist irgendwie auch unglaubwürdig.

    2) Die Frage, die hier eigentlich interessiert ist: Wenn die durchschnittliche Lebenserwartung 40 Jahre (oder ein beliebiger anderer Wert) ist, wie sieht es dann mit den verschiedenen Jahrgängen aus? Wie viele 50-jährige, 60-jährige, 70-jährige etc. gäbe es dann? Eine exakte oder "wahre" Antwort darauf wird man nicht mehr bekommen, aber abschätzen kann man das vielleicht.

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    Ich bastel gerade (bzw. seit einer guten Stunde) an einer Tabellenkalkulation, die zeigen soll, wie die Bevölkerung dann zusammengesetzt ist. Leider gestaltet sich das wesentlich schwieriger als gedacht, aber vielleicht ein kleines Zwischenfazit: Bei einem Durchschnittsalter von nur 34,35 Jahren sind immer noch 39 % der Bevölkerung älter als 40 Jahre und das obwohl ich die Kindersterblichkeit in den ersten 12 Jahren auf 40 % gesetzt habe. D.h. von 10.000 Neugeborenen erreichen nur etwa 6000 das 12. Lebensjahr. EDIT: Dabei gehe ich davon aus, dass jedes Jahr 10.000 Kinder geboren werden, alle Werte, die ich verwende / annehme über einen Zeitraum von 100 Jahren konstant bleiben.*

    Ich hab noch ne andere Quelle gefunden, in der von 50 % Sterblichkeit im ersten Jahr gesprochen wird. Das würde zwangsläufig dazu führen müssen, dass die Überlebenden insgesamt älter werden (oder alternativ die Lebenserwartung deutlich unter 40 Jahre, eher so gegen 25 Jahre, sinkt).

    Ich hänge die Datei mal noch nicht hierher, weil ich mir gerade nicht sicher bin, ob ich nicht irgendwo einen riesigen Bock geschossen habe. Es ist spät und er Tag war lang... Pardon.
    EDIT zum :* Ja, hier ist schon ein Gedankenfehler... ich glaube, ich darf nicht mit den Neugeborenen starten :hmm: Ach, morgen ist auch noch ein Tag.

    Auch wenn man die Kindersterblichkeit von glaub fast 50% herausrechnet war wohl die Lebenserwartung des gemeinen Bauern wohl nicht viel über 40, einfach weil der wirklich sein Leben lang hart körperlich gearbeitet hat, keinen Urlaub oder medizinische Versorgung hatte.

    Das die "großen" Namen ein höheres Alter erreichen konnten, da sie wesentlich luxuriöser (für damalige Verhältnisse) gelebt haben, ist natürlich klar.

    Ich bin mir ziemlich sicher, dass das genau anders herum zu verstehen ist: 40 % der Kinder sind vor der Pubertät gestorben (laut hier). Das ist aber in der durchschnittlichen Lebenserwartung eingerechnet, d.h. auch unter den Bauern und Handwerkern gab es wohl trotz schwerer Arbeit, mangelnder Hygiene etc. noch etliche 40 und 50 Jährige.
    Das nur als kleine Anmerkung.

    Das meinte ich ja. In den Köpfen der heutigen Menschen, ist die Realität des "echten Mittelalters" gar nicht verankert.

    Irgendwie möchte ich dir gleichzeitig zustimmen und widersprechen, vor allem deshalb, weil ich auch selbst nicht weiß, was "die Realität des echten Mittelalters" war. Ich denke, dass wir uns alle mehr oder eben weniger zutreffende Vorstellungen zum Mittelalter machen, manche Dinge weglassen und andere hinzudichten.

    Wenn man also Geschichtstreu vom 14-Jährigen König schreibt, der in die weite Welt reist und zig Habenixe schlachtet, würde der Leser von heute zynisch herablächeln und das Buch mit einem "Ja ne is kla" zur Seite legen, weil 14 Jährige für uns heute einfach nur Kinder sind, bei denen wir froh sind, wenn sie nicht über ihren Schnürsenkel stolpern.

    Ich wäre hier aber auch vorsichtig: nur weil jemand mit 14 zu irgendwas gemacht wird, heißt nicht, dass er oder sie erwachsen ist oder einen bestimmten Grad an Reife erreicht hat. Für micht stellt sich auch die Frage, was es mit der Persönlichkeit von Menschen anstellt, wenn man sie zu jung mit zu schweren Aufgaben und Verantwortung belastet. Insofern würde es mich überhaupt nicht wundern, wenn ein Vierzehnjähriger in der Rolle eines Königs völlig versagt und wahllos (oder zielgerichtet) Leute töten lässt.
    Ich muss auch sagen, dass dein Satz hier ein schönes Beispiel dafür ist, dass die Realität des Mittelalters für uns teilweise eher schwierig zu verstehen ist. Würde mir ein Vierzehnjähriger egal was befehlen, dann würde ich erst mal darüber nachdenken, ob das sinnvoll ist und ob der Junge (oder das Mädchen) qualifiziert ist, vernünftige Entscheidungen zu treffen. Ich stelle mir das so vor, dass die Leute im Mittelalter einen König (funktioniert auch für Päpste und Bischöfe) auch als "von Gott eingesetzt" anerkannt haben und demnach im Allgemeinen dann auch gehorchte. Das würde für uns heute unverständlich wirken.

    Die durchschnittliche Lebenserwartung war übrigens höher als vielfach publiziert. Zum einen ist die Quellenlage extrem mies, zum anderen vermiest die hohe Säugling und Kindersterblichkeit jede Statsistik.

    Es käme hier vor allem auf die Standardabweichung an, ein Mittelwert / Durchschnitt alleine sagt halt nicht viel aus.
    Kleines, leicht verständliches Beispiel (nicht nachmachen!): Wenn ich eine Woche lange jeden Tag eine Flasche Wein trinke, macht das im Durchschnitt eine pro Tag und mir geht es gut (abgesehen von Kopfschmerzen etc.). Wenn ich von Montag bis Samstag nichts trinke und am Sonntag sieben Flaschen, dann macht das im Durchschnitt auch eine pro Tag, aber ich bin tot.
    Zurück zu Lebenserwartung: Ich würde mal annehmen, dass auch im Mittelalter und der Antike die Altersstruktur pyramidenförmig ausgesehen hätte, wenn man denn schon Statistiken geführt hätte. Vielleicht an der Basis (bei den Neugeborenen und Kleinkindern) breiter und zur vielleicht etwas niedrigeren Spitze dünner. Aber dass alle Leute spätestens mit 50 gestorben sein sollen, halte ich auch für überzogen. Aber das hast du ja durch die Beispiele auch gut gezeigt.

    Es ist ja ein Unterschied, ob man einen historischen Roman schreibt, oder Fantasy. Ich will damit nicht sagen, dass man mit dem Begriff Fantasy alles erklären kann, aber es erlaubt uns Autoren eben andere "Spielregeln" festzulegen.

    Da stimme ich dir voll und ganz zu, aber man muss den Lesern natürlich die Spielregeln auch irgendwie vermitteln bzw. ihnen die Chance geben, zu verstehen, dass die scheinbar mittelalterliche Welt mit Rittern und so eben nicht "historisch + echte Magie" ist. Oder vielleicht auch nicht :hmm: Ich finde es irgendwo auch unsinnig, alles bekannte als nicht veränderbar anzusehen. Also wenn ich einerseits unsterbliche Elfen haben kann, warum dann nicht auch Menschen, die im Schnitt 80 Jahre (und die Ältesten 120 Jahre) alt werden? Tolkien hat das interessanterweise auch so in der Art, wenn ich mich richtig erinnere. Die Numenorer leben in Mittelerde wesentlich länger, als die anderen Menschenvölker. Ob das was besser macht? Ich weiß es nicht. :)

    Am Ende des Tages erzählen wir eine Geschichte (in der Regel Fantasy)

    Absolut meine Meinung. Wenn es gelingt, eine gute Geschichte zu erzählen, dann haben wir unser Ziel erreicht ^^

    Yeah, lauter neue coole Themen heute ^^
    (oder alte Themen, die immer wieder aktuell und wichtig sind)

    Ich glaube, dass ich das mit dem Alter auch nicht so eng sehen würde. Irgendwo muss man als Autor ja immer den Ausgleich zwischen "pseudo-historischer Korrektheit" / Glaubwürdigkeit und dem unbewussten Wissen über die Welt der Leser hinbekommen. Was meine ich damit? Ein Beispiel zeigt sich in dem, was wir heute als Aberglaube bezeichnen, aber früher eben Fakt war. Das muss nicht mal nur im religiösen Bereich sein. Es hat zum Beispiel bis ins 19. Jahrhundert hinein gedauert, bis man erkannt hat, dass Aderlass nicht die beste Behandlungsmethode ist. Aber im 17. Jahrhundert glaubte eine Vielzahl an Ärzten, dass das was bringt. Für viele von uns heute fällt es schwer, sich ein Leben vorzustellen, in dem wir nicht schreiben und lesen können bzw. in dem das auch nicht nötig ist. Ich ziehe daraus den Schluss, dass auch in einer mittelalterlich angehauchten Welt die Charaktere gewisse Merkmale unserer heutigen Zeit erfüllen müssen, damit sie gerne gelesen werden. Das zeigt sich z.B. in der Vielzahl an emanzipierten Frauengestalte in der jüngeren Fantasy. Oder auch daran, dass Charaktere sich nicht mit ihrem Schicksal (vorherbestimmt durch Geburt in eine soziale Schicht, Geschlecht, Beruf des Vaters,...) abfinden und ausbrechen. Letztlich finden wir als Leser doch die mittelalterliche Verpackung ganz schön, aber bei die darunterliegenden Strukturen (Gesellschaft, Rechtslage, etc.) oder manchen Luxus, den wir heute selbstverständlich haben, behalten wir unbewusst irgendwie häufig bei und wenn es nur dadurch geschieht, dass nicht darüber geredet wird. Mittlerweile gibt es zwar realistic fantasy ala A Song of Ice and Fire, aber ich erinnere mich an keine young adults Geschichten, die ich gelesen habe, in der ein Held Zahnschmerzen hätte oder an einer Lungenentzündung stirbt.
    ...
    ich schweife ab. Leider muss ich jetzt gehen... ich ergänze später noch mehr. :pardon: