Beiträge von Kirisha im Thema „Wie schreibe ich eine Geschichte - Von der Planung bis zur Umsetzung“

    Allerdings muss ich sagen, dass das einfach drauf losschreiben, ein unglaublich befreiender Akt sein kann (und für mich auch ist), daher würde ich das nicht verallgemeinern und erst recht nicht von abraten!!! Eine Geschichte im Voraus zu planen ist Eines, sie beim Schreiben zu erleben, etwas ganz Anderes!

    Es gibt ja unter den Schreiberlingen eben diese zwei Gruppen. Die Drauflosschreiber (Pantser) und die Planer (Plotter). Beide Methoden haben ihre Vor- und Nachteile. Ich persönlich bin theoretisch eine Verfechterin des Plottens - das finde ich viel effektiver als zu "pantsern" denn beim Drauflosschreiben ergeben sich gerne neue Richtungen und ungeahnte Möglichkeiten, die dann nicht mehr zum Anfang passen und ein Neuschreiben des Großen und Gesamten erfordern. Das frisst viel Zeit und durch Planen könnte man sich das bestimmt ersparen. Ich habe alle meine Manuskripte die jeweils einen Umfang von über 1000 Seiten haben zwei drei oder viermal komplett um- bzw. neugeschrieben. Nur einmal habe ich es geschafft tatsächlich eine Geschicht zu planen. Das ging deshalb, weil die Grundidee schon so klar war, dass sich der Plan wie von allein ergeben hat. Meist ist es aber leider nicht so und ich komme mit dem Plotten eines Gesamtmanuskriptes nie sehr weit und schreibe dann doch wieder drauflos.

    Ich gebe dir recht dass das Erlebnis beim Drauflosschreiben toll ist. Kann dir aber versichern dass auch das Schreiben eines geplanten Manuskriptes genauso befreiend und beflügelnd sein kann. Vor allem ist es leichter bis zu einem ENDE zu kommen wenn man einen Plan hat.

    Ich bin zumindest dazu übergegangen Kapitel durchzuplotten. Das geht mir leicht von der Hand und hilft mir dabei mich in der Handlung nicht zu verzetteln und meine Figuren hübsch an der Leine zu lassen. Es hilft auch den roten Faden besser im Auge zu behalten und zielgenau zur Pointe hinzuführen.

    Hallo Rael,
    ich habe gerade diesen Thread entdeckt und finde deine Plotting-Strategie extrem gut und vielversprechend.
    Ich bin schon selber zu dem Schluss gekommen, dass man niemals einfach drauflos schreiben sollte, sondern unbedingt die ganze Geschichte vorher plotten. Am besten genau so, wie du es beschrieben hast.
    Das Problem: Ich kann das nicht.
    Es funktioniert sehr gut beim Plotten von einzelnen Kapiteln. Da finde ich es hilfreich, mir vorher ein Gerüst zu machen, bevor ich anfange zu schreiben. Natürlich versuche ich das auch für die gesamte Geschichte. Aber da verliere ich nur Zeit und mir fällt da nichts Gescheites ein. Ich sitze da quasi nur mit rauchendem Kopf. Mir kommen die besten Ideen, während ich gerade schreibe, oder wenn ich mir über ein konkretes Problem Gedanken mache.
    Es wäre ja im Prinzip egal, wie man es macht, wenn es hinterher funktionieren würde. Aber ich lege mir mit meiner Methode immer selbst Tretminen.

    Jetzt müsst ihr zu diesem frühen Zeitpunkt bereits eure Geschichte mit einem Satz zusammenfassen. Das ist nicht sehr einfach, aber hilfreich, denn dadurch definieren wir einen eindeutigen Start und Endpunkt, bzw. das Ziel der Geschichte. Ohne Ziel würden wir uns irgendwann verlieren und in Kleinigkeiten verrennen.
    Auf dem Fundament fußt die gesamte Geschichte. Es wird einmal definiert und danach nicht mehr angefasst! Solltet ihr es dennoch verändern, verändert ihr automatisch die gesamte Geschichte, inklusive aller Handlungsstränge, Subplots, Charaktere und Hintergründe.

    Hier hast du mein Hauptproblem auf den Punkt gebracht. Ich habe offensichtlich meine Geschichte noch nicht richtig definiert, obwohl ich dachte, ich hätte das getan. Aber inzwischen denke ich, ich habe den Hauptkonflikt als Ziel definiert und erst hinterher gemerkt, dass dieser Konflikt erst auf ein noch zu definierendes Ziel hindriftet. Wohlgemerkt, das habe ich bemerkt, als ich Band 6 meiner Serie schrieb und dann mitten im "Finale" steckenblieb. Da merkte ich erst, dass das nicht das richtige Finale sein kann.

    Seitdem überlege ich hin und her, was ich eigentlich für ein Ziel haben will, aber bin mit den Ergebnissen bis jetzt nicht zufrieden.
    Das ist insofern ein echtes Desaster, weil die Geschichte ja quasi fertig ist, bis auf den Schluss.

    Das ist ein sehr gravierendes Problem, denn wie du beschrieben hast, verändert sich durch jede minimale Änderung des möglichen Ziels quasi die gesamte Geschichte. Das weiss ich aus eigener Erfahrung, weil mir das schon ein paarmal passiert ist. Dann kann man auf einmal alles - oder zumindest wesentliche Anteile - nochmal neu schreiben, weil es nicht mehr zu dem geänderten Ziel passt.

    Meine momentane Strategie ist (weil mir nichts anderes einfällt, was funktioniert) wieder so wie gehabt: ich schreibe gerade den Anfang neu und überarbeite alles und hoffe, dass mir währenddessen vielleicht doch noch eine Idee für einen echt gutes Finale kommt. Erfahrungsgemäss wird mit unterwegs tatsächlich auch noch was Tolles einfallen - was dann aber wieder dazu führen wird, dass ich die gesamte Geschichte nochmal wieder von Grund auf überarbeiten darf. Ich kann jedem nur von so einer Arbeitsweise abraten, weil sie extrem viel Nerven und Zeit kostet. Aber anscheinend kann ich es nicht anders machen.