Beiträge von bigbadwolf im Thema „Die Leben des Leland Oss“

    Hallo, Tariq .

    Schön, dass du diese Geschichte ein bisschen abgestaubt hast.

    Danke für dein Lob, ich hab mich da halt mal an einer düstereren Idee versucht. Und aus Sicht einer unwissenden Spielfigur wollte ich schon länger mal was schreiben.

    Zu deinen Fragen: 3× Nein.

    Da ich seit 2019 wieder viel Freude (und meinen Lebensunterhalt) im Klavierbereich gefunden habe, sind meine Interessen dahingehend verschwunden. Ich bin zwar im Herzen immer noch ein Zocker, aber zur Zeit geben mir andere Dinge und Personen mehr. Freie Zeit verbringe ich vor allem mit Manga-Zeichnungen, Lesen, bissel Zocken, neuen Wortgefechten, Musik und so.

    Ich habe die gesamte Geschichte noch einmal überarbeitet, insbesondere den letzten Abschnitt, in welchem ja alle Zusammenhänge erklärt werden. Vielleicht hat ja der eine oder andere Zeit und Muse, es noch einmal zu lesen und mir zu schreiben, ob nun alle Gründe, Erkenntnisse und Abläufe klarer sind.
    Ich sage schon mal "Danke!"

    Krasse Geschichte. Auf gute Weise verstörend, der Begriff wurde ja schon mehrmals hier angeführt aber er trifft es am Besten. Man bleibt bis zum Schluß gespannt wie es ausgeht. Die Auflösung passt gut, trotz positivem Ende bleibt ein leichter Grusel zurück.

    Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen: Verstörende Geschichte, die einen zum Weiterlesen zwingt. Großes Kompliment. Mir klopft immer noch das Herz bis zum Hals.

    Dankeschön. Das freut mich sehr.

    Sind "Gutes Ende" und "Schlechtes Ende", genauso gemeint. Also als zwei Varianten wie die Geschichte/das Spiel endet? Beim Text scheint das "Schlechte Ende" doch sehr viele Informationen zu enthalten, die für das Erreichen des "Guten Endes" notwendig sind. Oder kommt das daher, dass der Spieler nach dem schlechten Ende noch ein "Leben" hat, um mit seinen Erkenntnissen schließlich das "Gute Ende" zu erreichen?

    Ja, ist so gemeint. Quasi ein Spiel mit verschiedenen möglichen Enden. Ist ja bei heutigen Spielen wesentlich häufiger anzutreffen als noch in den 90ern oder so. Die zweite Frage: Der Witz ist ja, dass Leland eigentlich nur hätte liegen bleiben müssen und schon wäre alles gut ausgegangen. Aber ja, letztlich braucht man als nichtwissender Spieler das "Schlechte Ende" für das "Gute Ende".

    Dieses typische Nicht-Wissen und sich In-die-(Spiel-)Welt einfinden, ist für den Spieler ganz normal. Aus der Sicht der Spielfigur ist es alptraumhaft. Leider war bei mir das "Kribbeln" weg, als ich wusste, dass es "nur" Szenen aus einem Spiel sind. Als ich das erste Mal SPIELSTAND gelesen habe, wurde ich vom mitfühlenden Leser zum passiven Zuschauer. Am Ende war mir zwar trotzdem zum Heulen, als ich den Grund für seine Experimente gelesen habe. Aber zu Spiel-Figuren habe ich eine größre Distanz als zu Buch-Figuren. Die Betonung liegt dabei auf "ich".

    Alptraumhaft. :D Sehr gut.
    Dass du nicht mehr mit der Spielfigur Leland mitfühlen konntest, verstehe ich. Die Situation ändert sich für den Leser eben komplett. Plötzlich wirkt alles "unrealistischer". Dass das Ende dich trotz dessen noch mitgenommen hat, macht es umso besser.
    @BlueRosesInMyHeartJe nach Spielart und abhängig davon, wie gut die Handlung des Spiels ist, geht mir das auch so. Genialstes Spiel hierzu: Planescape Torment. Alt, aber die Geschichte dahinter! Hammer! Ist übrigens auch aus dem Vergessene-Welten-Universum, in welchem mein Oger Magus spielt.

    @Nanook Das hab ich mit dem Restbewusstsein gemeint. Da er nur Tierversuche gemacht hat, weiß er nicht, dass Menschen auch ohne Seele noch genügend Hirnleistung für eine Art Bewusstsein haben.
    Die Frau "lebt" deshalb wieder, weil Lelands Seele ihren Körper teilweise steuern kann. Das Koma an sich deute ich als eine gestörte Verbindung zwischen Seele und Körper. Lelands Seele kittet das quasi zur Hälfte.

    @BlueRosesInMyHeart, @LadyK Danke für eure lieben Worte! Ich freue mich, dass es euch gefallen hat.

    Auch wenn ich leider nicht alles verstanden habe? Obwohl er ein schlechtes Ende hatte, konnte er sich an das erinnern, was passiert ist. Nach einem Game Over muss man neuladen und gewisses Wissen ist -zumindest für die Spielfigur- verschwunden. Natürlich kann man es auch so machen, dass man weiterspielt und der Prota sich noch daran erinnert. In einem Spiel merkt man das ja beim spielen- bzw als Spieler erinnert man sich daran. In Schrift Form fand ich das sehr verwirrend. (Ich hoffe, man versteht, was ich meine)

    Ja, ich verstehe dich. Und ich wollte es in dieser Geschichte eben so machen. Ne bessere Erklärung habe ich gerade nicht, wird vielleicht sonst zu philosophisch. ;)

    War er nun ab und zu im Körper des Beagel? Wie hat er das mit den Seelenextraktion gemacht? Der Leser/Spieler bekommt nichts davon mit, wie er mit seiner Frau redet. Warum hat sie ihn angegriffen?

    Er war nicht im Körper des Beagle, aber die Seele des Hundes hat sich in ihn verirrt.
    Wie geht Seelenextraktion? Stimmt, das hab ich letztlich gar nicht in der Geschichte untergebracht... ich weiß aber auch gerade nicht, wo es passen würde. Vielleicht im Manuskript? Die Idee ist folgende:

    Spoiler anzeigen

    Die Infusion unterdrückt den Herzschlag, die Person stirbt dadurch. Im Moment des Todes löst sich die Seele vom Körper, aber während das passiert, neutralisiert der Schock die Infusion, sodass das Herz wieder arbeitet und der Körper wieder lebt. Die freigesetzte Seele hat genügend Energie, um circa 84 Minuten körperlos zu existieren und kann sich in dieser Zeit nach Belieben bewegen und auch Kontakt zu anderen Seelen aufnehmen. Nach dieser Zeit braucht die Seele wieder einen Körper, um nicht zu sterben, denn der Wunsch zu leben ist stärker als einfach den Tod anzuerkennen. Die Seele kehrt dorthin zurück, wo ihr alter Körper war. Ist er noch dort --> alles in Ordnung. Ist er es nicht, muss Ersatz her. Irgendein Ersatz. In Lelands Fall ist die Hundeseele in seinen zu diesem Zeitpunkt seelenlosen Körper gewandert. In Laras Fall hat Lelands Seele dessen Körper nicht wiedergefunden und stattdessen sie befallen. So wohnten plötzlich zwei Seelen (ihre eigene und Lelands) in ihr, was sie wahnsinnig und aggressiv gemacht hat. Abgesehen davon wäre Lelands Seele sicher mächtig sauer auf seinen Körper gewesen, weil der einfach abgehauen ist.

    Du hast am Anfang ein so langsames Tempo, da gewöhnt man sich dran. Und am Ende wird alles runtergerattert, so kam es mir mindestens vor. Mir hat das Ende leider nicht gefallen, Obwohl ich die Idee wirklich extrem gut finde.

    Das ist der Schwachpunkt, den ich ebenfalls noch sehe. Fallen dir bestimmte Stellen des Textes ein, wo ich langsamer werden kann oder wo ich Infos schon vorher einbringen kann?

    1) Habe ich es jetzt richtig verstanden, dass der Prota seine Seele aus seinem Körper zu lösen, um in der Zwischenwelt (Ich nenne es jetzt einfach mal so) mit seiner Frau zu sprechen, die krank ist (ich tippe mal auf Krebs wegen der Perücke) und im Koma liegt? Also wollte er ihre Seele besuchen gehen?
    2) Ist er in dieser Zwischenwelt jetzt körperlich anwesend oder ist da nur seine Seele und sein Körper liegt wie schlafend irgendwo rum?

    1) Ja, stimmt vollkommen. Ich hatte auch auf Krebs angespielt.
    2) Seinen Körper lässt er zurück. Der entwickelt dann nur eben ein gewisses Eigenleben, welches ich abschließend als "Restbewusstsein" bezeichnet habe. Ein Aspekt, den Leland aber nicht wissen kann/konnte, da er ja bislang nur mit weniger entwickelten Säugetieren experimentiert hat, denen die grundsätzliche Hirnleistung für solch ein Restbewusstsein fehlt.

    Aber auch, wenn ich inhaltlich noch etwas verwirrt bin, kann ich sagen, dass mir deine Geschichte vom Schreibstil her (welch Überraschung) und von der Grundidee sehr gut gefallen hat. Es hat mich gefesselt und ich wollte wissen, wie es weiter geht. Und das ist wohl das wichtigste Kompliment, das man dem Autor machen kann bigbadwolf.

    :danke:

    Irgendwie finde ich es ja fast schade, dass es zu Ende ist, obwohl die Geschichte an sich ziemlich verstörend war

    Verstörend ist prima. Das ist genau die Atmosphäre, die ich erzeugen wollte. Im Ernst! Voll klasse, dass ich diese Wirkung bei dir erzielen konnte.


    Ich hab meine Fragen an euch auch nochmal strukturiert:
    1) Was meint ihr zu meiner Idee der "Escape-Room"-Variante? Könnte das was Größeres werden, wenn ich es den richtigen Leuten s?
    2) Was denkt ihr über die Thread-/Themenvermischung von Videospiel und Geschichte?
    3) Wie wirkt es, dass man die Geschichte aus Sicht einer gesteuerten Spielfigur erlebt?

    SPIELSTAND WIRD GELADEN…

    00:50.

    Ich schreie wie von Sinnen.
    NEIN! NEEEEIN! Wo ist die Treppe?! Ich dachte, es ist endlich vorbei! Tränen der Wut schießen in meine Augen. Seelenextraktion?! Ich… kann nicht… WAS soll ich tun?!
    Mein Blick irrt ohne Hoffnung durch den Raum und bleibt wieder an den Tierkäfigen hängen. Ich atme schwer, spüre meinen Herzschlag in meiner Brust und dann sehe ich es. Ein kurzes, kaum merkliches Zucken. Der Beagle!
    Ich renne förmlich zu dem Hund und lege ihm vorsichtig meine Hand auf den Kopf. Kraftlos öffnet er ein Auge. Der Anblick löst eine erneute Euphorie in mir aus, meine Gedanken wirbeln durcheinander. Dankbar streichle ich den Hund. Beinahe sofort schläft er wieder ein. Schlaf gut, Junge, du hast es überstanden… es ist zu Ende. Erhol dich von… von…
    Mir wird bewusst, dass ich gerade die Rückkehr der Hundeseele miterlebt habe. Ja, es ist zu Ende. In meinem Kopf rastet etwas ein. Zu Ende. Der Versuch ist zu Ende! Das muss mein letzter... der letzte Tierversuch gewesen sein!
    Hektisch suchen meine Augen die Anzeige der Sicherheitstür. 00:47. Die Armbanduhr!
    Sekunden später stehe ich an der Pinnwand und überfliege das leicht verschmierte Protokoll meines letzten Experiments. 13:52. Aufgeregt starre ich auf die schwarze Uhr und gleiche die Zeiten ab. Es ist 15.21 Uhr. Fünf Minuten? Ja, ich denke es sind nur fünf Minuten vergangen, seit seine Seele wieder da ist. Ich rechne.
    Eine Stunde und… vierundzwanzig Minuten… stimmt das? … Ja. Ich stelle mir die Zahl vor und in meinen Gedanken beginnt sie… zu blinken… der Countdown! Ich atme tief durch und versuche mich zu erinnern. Ich sehe den Beagle an. Chester… ich bin zu ihm gegangen, direkt nachdem ich aufgewacht bin, kurz nach drei… es war… ja, der Countdown war 01:22. Das ist ungefähr die Zeit! Also hängt der Countdown wohl mit dieser… dieser Standardzeit der Extraktion zusammen. Danke, Chester…
    Chester. Sein Name erinnert mich an brennende Kopfschmerzen. An ein Brennen. „Es brennt!“ Ja, das hat sie geschrien, meine… meine Frau hatte auch diese Schmerzen, als… als sie… was? Wo ist der Zusammenhang?!
    Es liegt mir auf der Zunge… nochmal. Los, konzentrier dich!
    Ich werfe einen Blick auf die Anzeige. 00:42. Ok, dieses Brennen, meine Kopfschmerzen… was war da noch? Als sich plötzlich ein weiteres Puzzleteil einfügt, bin ich geschockt.
    Ich habe gebellt! Ich… habe gebellt… und dann wusste ich seinen Namen… dann muss es –
    Mein Gott, es muss die Seele des Hundes gewesen sein! Sie hat sich irgendwie in… mir eingenistet…? Unsere… Seelen haben sich vermischt?! Das ist… furchtbar. Ich erinnere mich wieder an die brennenden Schmerzen und erneut lässt mir die Erkenntnis den Atem stocken.
    „Es brennt“. Ich setze mich auf die kalten Fliesen und starre zu den Käfigen empor. „Es brennt!“ und „Nicht zu mir!“ Das war es. Nicht… zu mir… nicht zu mir. Ja, das hat sie geschrien. Sie hat… jemand… etwas angeschrien, es solle verschwinden. Eine weitere Seele! Eine zweite Seele hat sie befallen… und in den Wahnsinn getrieben. Vorher lag sie vollkommen ruhig. Aber warum? Hat sie geschlafen, war sie betäubt? Mein Blick wandert zu den schlafenden Tieren, dann zu dem Glas mit der Lösung. Das Piepen dringt an mein Ohr und ich erinnere mich an den Computer, der neben ihrem Bett steht.
    Ich zittere, weil ich verstehe. Ich… Ich habe die Seele meiner Frau extrahiert.
    Erneut fahre ich mir durch meine schwarzen Haare, klemme den Kopf zwischen meine Knie, halte mich davon ab, den Verstand zu verlieren.
    Ok, ok… ich habe… es getan. Ich… sicher hatte ich einen guten… bestimmt hatte ich einen, ja… bitte! ...
    Ich lege mich zitternd auf den Rücken, presse meine bebenden Hände auf meine Stirn und suche nach einem… irgendwie vertretbaren Grund für mein Handeln. Warum habe ich ihr das angetan? Was rechtfertigt diesen Wahnsinn? Und warum kann ich mich nicht erinnern?
    Minuten vergehen und erneut driften meine Gedanken ab. Eine zweite Seele…, aber hinter der anderen Tür war nur eine Treppe… sind über uns noch mehr Versuchspersonen? Wessen arme Seele habe ich noch gequält? Der Gedanke bereitet mir eine Gänsehaut. Ich reibe über meine Arme, betrachte die Gänsehaut, mein Blick wandert und verharrt in meiner Armbeuge.
    Ich zweifle keine Sekunde. Es ist so klar, dass ich erneut lache und dennoch scheint es keinen Sinn zu ergeben. Ich muss es laut aussprechen, um es wahrhaftig zu glauben. „Ich habe meine Seele extrahiert“, erkläre ich dem Einstich in meinem Arm tonlos. Eine ganze Weile liege ich nur da, reibe über meine Armbeuge und wiederhole diesen Satz. Ruhe überkommt mich, fast schon Gelassenheit. Ich erkenne, dass es meine eigene Seele gewesen sein muss, die meine Frau befallen hat. Ich fühle eine bleischwere Schuld in mir und dennoch bete ich innerlich, dass ich einen Grund für diese furchtbaren Experimente hatte. Schließlich endet mein Mantra und mein Gehirn beginnt damit, weitere Fragen aufzuwerfen. Ich denke über die Unlogik meiner Erkenntnis nach, denn sie wird durch die Erkenntnis an sich unlogisch: Wenn ich jetzt gerade keine Seele mehr besitze…, wieso habe ich dann ein Bewusstsein und… denke? Was bin ich jetzt?
    Ich durchforste meine sämtlichen Erinnerungen, suche gedanklich die beiden Räume nach Hinweisen ab, rufe mir die Worte meiner Studie ins Gedächtnis… ich blicke zur Tür. Die Anzeige gewährt mir noch zwanzig Minuten, bis meine Frau… das darf nicht geschehen! Ich muss… ich versuche, die Frage in meinem Kopf zu formulieren.
    „Warum ist meine Seele nicht zu mir zurückgekehrt?“, frage ich die weiße Decke, doch sie bleibt stumm. Ächzend stehe ich auf und stelle der Pinnwand dieselbe Frage. Ich lese in den Protokollen, sehe wahllos Tabellen durch, mustere das Diagramm, betrachte die Fotos der Versuchstiere, nehme die leeren Hefte aus dem Bücherregal. Was ist anders? Mein Blick wandert zu dem Foto meiner Frau, ein Gefühl der Zuneigung flackert in mir auf. Ich drehe mich zu den Käfigen um, sehe erneut die erschöpften Tiere. Mitleid überkommt mich und ich bedauere sie, bedauere, dass sie wohl schlicht zur falschen Zeit am falschen… am falschen Ort… Chester! Ich denke an die Schmerzen, als die Seele des Hundes in mich eindrang. Ich war direkt neben dem Hund. Es war meine eigene Schuld! Ich habe sie wohl verwirrt, als sie… als seine Seele zurück zu ihm wollte…
    Ich glaube die Lösung zu kennen. Sie erscheint lächerlich. Lächerlich einfach… und doch… Nochmals vergewissere ich mich, wie viel Zeit mir noch bleibt. 00:13.
    Während ich mich vorsichtig unter den Elektroschocker schiebe, kreisen meine Gedanken um die wohl letzte Frage. Ich benötige beinahe die gesamte verbleibende Zeit, ehe mich die einfache Logik überfällt. Woher hätte ich es auch wissen sollen? Schließlich habe ich ja vorher nur mit vergleichsweise unintelligenten Tieren experimentiert. Ein Mensch ohne Seele. Woher hätte ich wissen sollen, dass lebende Menschen auch ohne ihre Seele ein... ein... ein >>Restbewusstsein<< haben. Das hier war nicht vorherzusehen.
    Plötzlich spüre ich einen leichten Druck im Kopf. Werde ich mich an all das erinnern können? Der Druck nimmt rasch zu, aber er fühlt sich angenehm an. Ich denke an den Beagle und lächle. Danke, Chester.
    Ein langgezogener Piepton ist das Letzte, was ich noch wahrnehme. Dann versiegt mein Restbewusstsein.
    -
    -
    Als ich wieder zu mir komme, werde ich sofort euphorisch. Ich erinnere mich an jede Sekunde, die ich körperlos mit der Seele meiner geliebten Frau verbracht habe.
    „Es hat funktioniert, Lara!“, flüstere ich zu mir selbst. Während ich mich vorsichtig nach rechts von der Liege schiebe, jubelt mein Verstand ob des bahnbrechenden Erfolges. Ich betrete den angrenzenden Raum und ergreife Laras Hand.
    „Aber viel wichtiger ist, dass ich trotz Koma wieder bei dir sein kann“, sage ich mit Freudentränen in den Augen.
    „Denn das ist das Einzige, was wirklich für mich zählt.“


    GUTES ENDE

    VIELEN DANK, DASS DU „DIE LEBEN DES LELAND OSS“ GESPIELT HAST!

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    Spoiler anzeigen

    Ende. Jawohl. Und sogar ein Gutes Ende. Hat es Dich überrascht?
    Ich habe überlegt, ob sich diese Geschichte als ein Videospiel der Sorte "Escape-Room" eignen könnte. Und ob ich das dafür mal irgendwem irgendwo und irgendwie schicken sollte. Was meint ihr? So etwas selbst zu erstellen, erscheint mir auf Anhieb extrem aufwendig, aber ich hab auch keine Ahnung. Abgesehen davon bin ich natürlich heftigst gespannt, wie euch die Geschichte in ihrer Gesamtheit gefallen hat! Es war zwar anstrengend, die innere Logik zusammenzubauen, aber letztlich hat es auch großen Spaß gemacht.

    Um euch mal nicht mehr ganz so im Wald stehen zu lassen, hier der nächste Teil. Wir sind noch nicht ganz durch, aber... könnt ihr es noch ertragen? :evil:

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    Ich steige seitlich über die Perücke und die blutige Leiche hinweg und sehe… mich selbst. Der Spiegel über dem Waschbecken zeigt einen hageren Mann mit gequältem Gesichtsausdruck. Doch weder die schwarzen, kurzen Haare noch das spitze Kinn noch die dichten Augenbrauen kommen mir bekannt vor. Schwarz, ich habe also schwarze Haare.
    Ich wende mich der zweiten Tür zu, deren Anzeige ebenfalls nicht mehr blinkt. Was ist dahinter? Ein weiterer Gefangener vielleicht? Werde ich mich wieder verteidigen müssen?
    Ich will nochmals zu der zerschlagenen Frau schauen, aber ich tue es nicht. Es geht nicht. Ich laufe auf die Tür zu wie… wie fremdgesteuert, umfasse den Metallgriff und ziehe die Tür zur Seite. Eine Treppe führt nach oben, ich will die Tür durchschreiten, aber… ich kann nicht. Meine Muskeln wollen nicht durch diese Tür, es gibt noch etwas, das ich erledigen muss. Irgendetwas. Hier.
    Ich wende mich von der Tür ab und gehe zum Schreibtisch. Ein Foto lehnt an der Tischlampe. Ich greife danach.
    Nein. Das ist nicht möglich. Nein! Ich starre erneut in das Gesicht der blonden Frau – und in mein eigenes. Schwarzer Anzug, weißes Kleid, überschwängliche Freude. Nein! Die Erkenntnis trifft mich wie ein Faustschlag, ich taumele rückwärts, kann mich nur an dem Hochzeitsfoto festhalten. Sie ist… war… ich… ich habe meine Frau… NEIN!
    Verzweiflung überrollt mich, mit Mühe schaffe ich es, den Stuhl heranzuziehen und sacke weinend darauf zusammen. Plötzlich rutsche ich mit dem Stuhl an den Schreibtisch heran. Im Zentrum liegt ein kleiner Papierstapel mit Ringbindung, die erste Seite ist aufgeschlagen. Meine Gedanken schluchzen noch immer, aber meine Augen zwingen mich zum Lesen:
    „Es existiert wohl kaum eine Disziplin der Wissenschaft, welche auf so vielen nicht unabhängig gegengeprüften Informationen fußt und doch so urwesentlich für die Natur der lebenden Geschöpfe ist, wie der Grenzbereich der Seelenforschung.“ Ich lese den Satz erneut, denke, ihn nun zu verstehen und lese weiter. Vereinzelte Aussagen, insbesondere die abschließende Passage, treten in meinem nun fixierten Denken hervor. „Die Seele ist unantastbar. Sie kann nach übereinstimmender Meinung der wenigen Experten dieses Fachgebiets in ihrem Zustand nicht wesentlich beeinflusst werden. Im Gegensatz dazu kann sich jedoch die Verbindung zwischen Körper und Seele in der Tat einem gewissen Einfluss nicht entziehen. Diese Studie beleuchtet und bewertet die Umstände, Vorgehensweisen und Erklärungen, welche im Rahmen meiner Experimente zur Seelenextraktion bedeutsam erscheinen.“
    Ich starre die Zeilen an. Seelenextraktion?! Das… ist Irrsinn! Schockiert schlage ich das Manuskript zu –
    und sehe erneut mein eigenes Gesicht. Auf der Titelseite.
    Mein Herz setzt einen Schlag aus, mein Verstand verkrümmt sich. Nur das leise Piepen der beiden Computer erfüllt noch den Raum. Ich lache, ein humorloses, krankes Lachen. Ich… ich?! Meine Augen können sich nicht losreißen, sie lesen erbarmungslos:
    „Die Seelenextraktion. Eine Studie von Leland Oss.“
    Nein! Das… das glaube ich nicht! Ich schlage die Hände vors Gesicht, aus meinem Lachen wird ein Schreien, aber mein Verstand arbeitet weiter. Ich bin Leland Oss. ICH… war es. Diese Experimente…
    Mir fällt auf, dass ich noch immer das Skalpell in der Hand halte. Erwartungsfroh scheint es mich anzusehen. Ich halte es vor die Augen, die Schneide reflektiert das grelle Neonlicht und ein Entschluss festigt sich in mir.
    Das Skalpell fällt klirrend auf die Fliesen. Sekunden später steige ich die Treppe empor.


    SCHLECHTES ENDE

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    (...)

    SPIELSTAND WIRD GELADEN...

    00:50. Warum bin ich diesmal nicht auf der Liege aufgewacht? Was ist in der letzten halben Stunde geschehen? Bin ich… jetzt nicht mehr eingesperrt? Während ich weiterhin die Anzeige anstarre, versuche ich das Geschehene zu verstehen. Was geschieht nur mit mir?
    Vorsichtig nähere ich mich der Tür, während die Anzeige teilnahmslos blinkt. Ich spähe durch das makellose Fenster. Der Raum sieht wieder so aus, wie ich ihn in Erinnerung… Ist das schon geschehen? Kann ich mich überhaupt an etwas erinnern, das erst noch... er sieht aus, wie ... hm, wie ich es mir dachte… ist das weniger wahnsinnig? Egal.
    Schreibtisch, Bücherregale und… der reglose Fuß der blonden Frau. Der Anblick verursacht eine prickelnde Gänsehaut bei mir und ich trete instinktgesteuert einen Schritt von der Tür zurück. Ich erinnere mich an... nein, ich denke an die aggressive, humpelnde Frau, die letztes Mal... die...
    Was soll ich tun? Wird sie mich wieder angreifen, sobald der Countdown endet oder schaffe ich es schnell genug zur anderen Tür? Aber was, wenn sie sich… diesmal… nicht öffnet? Dann… nein, ich muss etwas anderes -
    Mein Blick wandert zum Skalpell, aber ich zweifle sofort. Das wird sie nicht schnell genug aufhalten… und ich müsste nah an sie heran… die Spritze vielleicht, die Flüssigkeit? Während ich überlege, lese ich nochmals die angepinnten Texte und die Minuten verstreichen. Leider fällt mir nichts Hilfreiches ins Auge und ich wende mich ab. Der Frieden, welchen die schlafenden Tiere in ihren Käfigen ausstrahlen, beruhigt mich ein wenig. Ich gehe zu ihnen und streichle eine der Katzen, die mir nach einer Weile ein kaum hörbares Schnurren schenkt. Nun hocke ich mich erneut vor den Beagle und betrachte ihn nachdenklich. Meine Hand berührt erneut die Flanke des Hundes und das Tier öffnet müde die Augen. Ich bin zu überrascht, um mich zu bewegen, der Beagle hebt den Kopf und leckt über meine Hand. Sein Kopf sinkt zurück, er schließt friedlich die Augen.
    Ich atme hörbar aus und ziehe vorsichtig meine Hand zurück. Das ergibt keinen Sinn… wie… das ergibt überhaupt keinen Sinn! Warum reagiert er jetzt?! Meine innere Ruhe ist endgültig dahin. Ich erhebe mich und sehe mich erneut im Raum um. Die Anzeige meint, dass mir noch fünfzehn Minuten bleiben. Erneut fällt mein Blick auf das Skalpell. Ich nehme es aus seiner Plastikhülle bewege mich zur Tür. 00:14. Ich spähe durch das Fenster, versuche etwas Neues zu entdecken, vielleicht sogar eine effektivere Waffe, aber es ist nichts zu sehen.
    Ich warte. Ich warte und grüble. Ein Blick nach unten. 00:07. Es muss etwas geben.
    Die Seife! Die Frau ist… sie wird humpeln. Wenn ich es schaffe, dass sie ausrutscht, habe ich viel bessere Chancen, an ihr vorbeizukommen! Ich fasse neuen Mut und starre auf die Anzeige. 00:05. Ich starre. 00:04. Adrenalin flutet meine Adern, meine Gedanken kreisen um den bevorstehenden Kampf. 00:03. Ich schließe die Augen. Der Piepton wird mein Zeichen sein.
    Ich warte.
    Endlich. Ich reiße die Tür auf und schnappe mir die Flüssigseife vom Waschbecken. Sie ist leer.
    Das Desinfektionsmittel! Hastig drücke ich den Hebel des Spenders herunter, die kühle Flüssigkeit rinnt in meine hohle Hand. Hinter mir höre ich ein Stöhnen. Mehr Flüssigkeit! Das Klicken der Schnalle erklingt. Das Desinfektionsmittel tropft von meiner übervollen Hand und ich drehe mich ruckartig um. Das Gesicht der Frau ist eine gequälte Maske, sie krümmt sich unter Schmerzen. Neben ihr sehe ich die Schere auf einem kleinen Schrank liegen. Die Schere! Ich Idiot! Sie schreit: „Das brennt! Nein! Nicht zu mir, nein! Raus! Es brennt so sehr! Nicht zu mir! Verschwinde!“ Ruckartig richtet sie sich auf, bemerkt mich und greift nach der Schere. Ich werfe die Handvoll Flüssigkeit hastig auf den Boden vor die Sicherheitstür und springe zurück in meinen Raum, das Skalpell gezückt. Die Frau schleppt sich schreiend auf mich zu, fuchtelt wild mit der Schere, als sie die rutschige Masse erreicht. Ruckartig wird ihr Standbein nach hinten gerissen, sie knallt mit dem Kopf auf die Fliesen im Türrahmen und verliert dabei ihre blonde Perücke. Als sie immer noch schreiend versucht aufzustehen, bewege ich mich bereits. Meine Hand umfasst den metallenen Griff und mit aller Kraft schmettere ich die schwere Stahltür gegen ihren Schädel. Das nasse Knacken hallt in den gefliesten Räumen nach. Sie regt sich nicht mehr. Es fällt mir schwer mich nicht zu übergeben und ich wende den Blick von der grauenhaften Szenerie ab.

    Ich muss hier raus. Ich muss…

    Das es die ganze Zeit ein Neustart wird, hab ich mir am Ende des prologs gedacht

    Nope. ABer das ist auch wichtig. Bald mehr dazu.

    Bin schon gespannt, wie es weitergeht und hoffe, wir bekommen bald wenigstens etwas Klarheit

    Klarheit: Kommt sofort.
    Es werden aber auch neue Fragen aufgeworfen. Ähm, ups? :D

    Okay.... Warte?.... Was?

    :rofl:

    Oh man, und denn setzt du uns einfach einen Cut

    Öhm. Nö, das liegt einfach an der Logik der Abfolge... und so ... dumdidum... :D


    Ich frage mich, wem die zweite Hauptthematik schon aufgefallen ist. Kommen wir nun zum Ende. Obwohl... glaubt ihr wirklich, dass ich es ihm so leicht mache? :saint:

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    NEUSTART

    Chester. Der Beagle heißt Chester.
    Ich ignoriere das Piepen und öffne den Gurt. Chester. Binnen Sekunden bin ich von der Liege aufgestanden und eile dem Beagle entgegen. Auf dem Weg huscht mein Blick über die Anzeige: 01:22. Beim Käfig angekommen gehe ich in die Knie und starre den Hund an. Chester. Ich fasse ihn am Kopf und rüttele ihn sanft. Chester! Er reagiert nicht. Chester, wach auf! Chester! Meine Worte verklingen ungehört, nur die Mäuse flitzen leise fiepend in ihrem Glasbehälter herum.
    Immer wieder rufe ich ihn, minutenlang. Es wirkt, als läge er im Koma. Schließlich gebe ich es auf, bemerke, dass meine Wangen feucht sind. Ich wische die Tränen an meinem linken Hemdsärmel ab, wodurch der Stoff noch dunkler wird. Hatte ich die Uhr nicht…? Mein Blick huscht zum Schrank neben der Liege und ich sehe die Armbanduhr. Ich muss… eine Erklärung für all das finden!
    Ich gehe zur Pinnwand, ein Blick auf die Anzeige verrät mir, dass ich noch eine Stunde habe, bis… bis…?
    Das große Säulendiagramm in der Mitte lenkt mich ab. Ich brauche eine Weile, um zu erkennen, dass es um verschiedene Zusammensetzungen eines Stoffes geht. Unter den vier unterschiedlichen Säulen stehen die Begriffe Maus, Katze, Hund und Mensch, die Säulen selbst sind über und über mit Korrekturen überschrieben. Ich lese die nebenstehende Liste:
    „Abschließen mit Datum, Infusionslösung artspezifisch mischen, Schocker einstellen, Spritze vorbereiten, Proband fixieren, Desinfizieren, beide Timer mit Einstich starten.“
    Eine Experimentabfolge… ein Datum ist der Code für die Sicherheitstür? Ich wende mich der Sicherheitstür zu und verwerfe den Gedanken, denn es gibt Tausende möglicher Daten. Auf der Anzeige steht 00:50. Ein kurzes, unerklärliches Gefühl von Geborgenheit überkommt mich. Ich fühle mich etwas wohler, sicherer.
    Was war das denn gerade? Aus dem Augenwinkel sehe ich das Glas mit Schraubverschluss, das muss die Infusionslösung sein. Hm, aber wozu das Skalpell?
    Unvermittelt wende ich mich erstmals dem schmalen Regal zu. Nur drei dünne Hefte stehen darin, ohne Titel und, wie ich rasch feststelle, gänzlich leer. Ich widme meine Aufmerksamkeit wieder der Pinnwand und der Liste. Von welchen beiden Timern mag die Rede sein? Und was bezweckt der Elektroschocker? Er ist ja noch angeschaltet. Und der Computer steuert ihn wahrscheinlich. Vielleicht… vielleicht gibt einer der Timer an, wann der Schocker benutzt werden muss, um… was?
    Erneut betrachte ich die Tabellen und versuche diesmal, mich auf die Textinhalte einzulassen. Viele Minuten vergehen und langsam entsteht eine Art Verständnis in meinem Kopf. Ich erfahre, dass die Infusion während der Postinfusionsphase den Herzschlag des Versuchstieres unterdrückt, wodurch ein äußerst exakt bemessener Todeszeitpunkt ermöglicht wird. Nahezu im selben Moment, nach einer als Temporärrahmen bezeichneten, sehr kurzen Zeitspanne, kommt der Schocker zum Einsatz. Der elektrische Impuls führt zu einer Entionisierung der Infusion, also… ich denke, er stoppt ihre Wirkung… sozusagen. Danach scheint das Versuchstier wieder zu leben. Eine Art Reanimation also.
    Aber wozu das Ganze?
    Jeder Text endet mit den Worten „Versuchsende nach Standardzeit“. Eine Standardzeit? Wie lang dauert sie und… was geschieht, sobald sie abgelaufen ist? Beiläufig sehe ich erneut zur Anzeige. 00:02. Ich erstarre.
    Angst steigt in mir auf, als sich plötzlich wieder dieses beruhigende Gefühl über mich legt. Ich kann es mir nicht erklären, aber ich fühle mich wieder… sicher und das gibt mir neuen Mut.
    Ich positioniere mich an der Wand zwischen Tür und Käfigen und warte, dass der Countdown abläuft. Schließlich endet er, ein langgezogener Piepton erklingt, gefolgt von einem metallischen Klacken. Ich spähe auf die Anzeige: 99:59. Sie blinkt nicht mehr. Vorsichtig schiebe ich die Tür auf, schaue um die Ecke und warte ab. Nichts geschieht. Ich presse mich verstohlen an den rechten Türrahmen, sehe die Bücherregale und jetzt auch ein kleines Waschbecken nahe der Tür, darauf eine Bürste, Flüssigseife und ein Desinfektionsmittelspender. Ich wage mich ein Stück nach links. Abwechselnd beobachte ich Fuß und Kleid der anderen, unbekannten Person und die gegenüberliegende Sicherheitstür, deren Anzeige nun ebenfalls nicht mehr blinkt. Ist sie etwa offen? Mir fällt auf, dass ein Stuhl neben dem Schreibtisch steht. Stand er schon vorhin –
    Ein gepresstes Stöhnen ertönt, der Fuß zuckt. Jetzt höre ich ein metallisches Klicken, dann einen lauten Aufprall, der mir bekannt vorkommt. Der Gurt! Das Stöhnen klingt gequält, die Person scheint aufzustehen und – plötzlich schreit sie: „Das brennt! Nein! Nicht zu mir, nein! Raus! Es brennt so sehr! Nicht zu mir! Verschwinde!“ Ich keuche. Plötzlich zuckt ein Kopf nach vorn. Die blonde Frau! Immer noch schreiend humpelt sie auf mich zu, den rechten Fuß nachziehend und mit ihrer Hand eine Fingernagelschere umklammernd. Panisch springe ich zurück, meine Hand findet den Metallgriff der Sicherheitstür und wirft sie erneut zu. Ein langgezogener Piepton mischt sich in das nun gedämpfte Schreien der blonden Frau, welche die Schere wie von Sinnen gegen das Glasfenster schlägt, während ich rückwärts zu meiner Liege wanke. Mit einem Knall birst die Scheibe, Splitter streifen mich, ich halte mir die Ohren zu. Immer wieder schlägt die Frau auf Tür und Scheibe ein. Inzwischen sitze ich auf der Liege und versuche unter lautem Singen und Summen den Wahnsinn um mich herum auszublenden, als mir etwas einfällt. Panisch rast mein Blick zur Anzeige.
    99:56.
    Sie blinkt.
    Oh nein… das… sind vier Tage! Ich… ich bin…
    Beinahe dankbar empfange ich die Ohnmacht, welche mich überkommt.

    FATALES ENDE

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    (Es geht bald weiter.)

    Nun bin ich zu "Saw" geschädigt und glaube, er muss die Tiere sezieren, um in deren Inneren ein Schlüßel oder so zu finden.
    Ich hoffe ja, das nicht.

    Dann sei beruhigt. ^^

    Ich hab auch mal angefangen, hier mitzulesen- und ich bin, ähm, verwirrt, verwundert, erschrocken, fasziniert (und hypnotisiert) zugleich.
    Ich hab das gelesen und hatte keine Ahnung, wo wir da sind, und du machst es uns auch echt schwer, das zu erraten.

    Dann geht es dir ja wie dem Protagonisten. Prima. :D


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    Ich weiß es nicht mehr! Ich schließe die Augen und konzentriere mich, aber da ist nichts. Nicht einmal… Da ist… überhaupt nichts. Meine Hände fahren durch kurzes, stoppeliges Haar. Welche Haarfarbe habe ich? Wie –
    Ich beginne erneut zu lesen, suche nach Daten, einem Zeitrahmen, an dem ich mich festhalten kann. Die Texte unter den Tabellen sind datiert, die Abstände variieren zwischen Tagen und Wochen. Beim Querlesen wird deutlich, dass immer wieder das gleiche Experiment beschrieben wird, aber ich bin zu durcheinander für Details. Ein Blatt erregt meine Aufmerksamkeit. Die Buchstaben sind kantiger, die Abstände zwischen den Worten ungleichmäßiger, die Tinte teils leicht verwischt… das Datum ist der 25. März. Ich sehe ein leichtes Glänzen in der Tinte... wurde das heute geschrieben? Wer hat das -

    Ich überfliege den Text, Worte rauschen an meinem Bewusstsein vorbei: „Entionisiert“, „Temporärrahmen“, „Postinfusionsphase“,… „Letzter Versuch“! Das ist es, ja. Ganz unten finde ich eine unterstrichene Uhrzeit, 13:52 Uhr, darüber ist die Anmerkung „Standardzeit“ gequetscht. Eine übertriebene Euphorie überkommt mich unvermittelt, ich lache. Aber –
    WER BIN ICH?! Ich schlage die Hände vors Gesicht, blende alles aus, grabe hysterisch in meinem Hirn. Es muss etwas geben. Irgendetwas. Immer noch lache ich. Komm schon, denk nach. Wo habe ich diese Klamotten her? Was ist… meine Lieblingsfarbe…, wo… wie alt …?
    Lautes Schreien ertönt und ich schlage die Hände vor den Mund. Die plötzliche Stille erschüttert mich. Während meine Hände träge herabsinken, zucken meine Augen gehetzt über die Pinnwand, ohne irgendetwas klar wahrzunehmen. Im Augenwinkel blinkt die Anzeige der Sicherheitstür stoisch. Ein Blick, 00:52. Ich… ich brauche Ablenkung, sonst… die Tiere! Ich drehe mich um und wanke zu den Käfigen. Dort, das Skalpell! Es starrt mich einladend an. Mit aller Macht fixiere ich eine der Katzen, dann den Beagle. Vor seinem Käfig geben meine Beine nach, ich lande hart auf den Knien und umklammere die schmalen Metallstangen, während sich der Raum um mich herum dreht. Mit schmerzenden Knien und wirbelnden Gedanken starre ich den fast leblosen Hund an. Sekunden verstreichen.
    Langsam, ganz langsam beruhige ich mich, aber… etwas… was ist das? Hat der Hund gezuckt? Etwas fühlt sich seltsam an, ein leichter Kopfschmerz. Ich warte ab und… mir entfährt ein lautes Bellen. Starke Übelkeit überkommt mich, die Schmerzen nehmen rapide zu, der Beagle verschwimmt vor meinen Augen. Ich belle erneut, er… eine Erinnerung... ich bin… er heißt Chester… etwas zerreißt in mir… ich…

    Allerdings frage ich mich warum er soviele Sachen einfach so macht.

    Das ist gleichzeitig ein zentraler Punkt, aber auch weitgehend unbedeutend für die Geschichte an sich. Ich überlege noch, ob ich es zwischendurch im Text aufkläre oder erst ganz am Ende. Beides bietet sich an.

    Was mich sehr viel mehr irritiert, ist, dass es ihn irritiert, dass er lesen kann...

    Bis jetzt erschien er mir ziemlich "heutig"... doch dieser Aspekt macht mich verwirrt.

    Das wird im nächsten Teil deutlicher und es erklärt sich mit Fortschreiten der Geschichte.

    Vermute mal der "Probant" muss in einer gewissen Zeit etwas geschafft haben.

    :thumbup:


    Ich mag es übrigens sehr, eure Spekulationen zu lesen, denn sie zeigen
    mir, welche Hinweise euch auffallen, welche Schlüsse ihr zieht und
    insbesondere, was ich abgesehen von meiner eigenen Idee noch alles
    hieraus hätte machen können.

    Wenn es läuft, soll man es laufen lassen. Daher hier gleich mal der nächste Teil.

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    NEUSTART


    Ich…
    Ich… liege. Ich erkenne den Piepton wieder. Ein Traum… im Traum? Gibt es das?
    Ich erkenne das Neonlicht durch meine geschlossenen Lider, spüre beinahe den wartenden Strom über meinem linken Arm. Vorsichtig öffne ich die Schnalle, lege die Gurthälften neben meiner Hüfte ab und schiebe mich auf der Liege nach rechts. Während ich mich langsam aufrichte, öffne ich die Augen. Die blonde Frau lächelt mich aus ihrem Foto heraus an. Ich stehe auf und trete an das Bild heran. Die Frau dürfte etwa vierzig sein, sie sieht blass, ja vielleicht sogar krank aus. Etwas an dem Foto berührt mein Innerstes, lässt mich zweifeln. Ich fixiere das blonde Haar… eine Perücke?
    Ich wende mich ab und betrachte die Tierkäfige. Alles scheint so, wie ich es… kenne? Meine Gedanken kreisen und die Zeit vergeht. Es gibt keine Erklärung, nicht für mich zumindest. Ob es derjenige weiß, der mich eingesperrt hat?
    Während ich zu den Käfigen gehe, werfe ich einen Blick auf die blinkende Anzeige. 01:13. Ich schätze grob ab, dass ich seit neun Minuten… wach bin… nein, dass ich seit neun Minuten…
    Was auch immer. Ich konzentriere mich auf die schlafenden Tiere. Ich nehme das Skalpell mitsamt Hülle und stupse die Plastik sachte gegen den Kopf der linken Katze. Sie schläft weiter. Erneut drücke ich die Hülle gegen ihren Kopf, diesmal länger und stärker. Die Katze bewegt sich leicht, ihre Nickhaut schiebt sich zurück und eine große, schwarze Pupille fixiert mich einen Moment. Sie muss vollkommen erschöpft sein, denn augenblicklich fällt ihr Auge erneut zu.
    Mit vergleichbaren Ergebnissen stupse ich auch die anderen Tiere an. Lediglich der Beagle zeigt keinerlei Regung. Einem Impuls folgend legt sich meine Hand auf die Flanke des Hundes. Ich hätte das nicht tun sollen, habe Angst, dass er aufwacht und mich beißt. Warum habe ich das getan?
    Er fühlt sich angenehm warm an. Rasch ziehe ich meine Hand zurück und meine Augen wandern wieder zur Sicherheitstür. 01:03. Eine Stunde noch, bis…? Ich erinnere mich an… nein, ich denke an den kleinen Schrank. Neben der schlichten metallenen Tischlampe liegt die schwarze Armbanduhr. Eilig laufe ich um die Liege, den Greifer und den Computer herum und nehme die teuer wirkende Uhr. Die Zeiger behaupten, dass es kurz nach drei ist. Ist es Nacht? Ich befestige die Uhr an meinem linken Handgelenk und sehe ihr eine Weile zu. Ich halte sie an mein Ohr und lausche dem vertrauten Ticken. Währenddessen fällt mein Blick auf die vollgehangene Korkwand, zunächst auf die Fotos. Der Mops ist angepinnt und auch die beiden Katzen sind zu erkennen. Insgesamt sind es fünf Hunde und vier Katzen. Zu den Bildern scheinen jeweils mehrere Tabellen und Notizzettel zu gehören, in der Mitte prangt ein recht großes Säulendiagramm.
    Ich klettere unbeholfen über die Liege und stelle mich direkt vor die Pinnwand. Die Tabellen enthalten Unmengen an Daten, gewöhnliche und eher ungewöhnliche. Neben Angaben zu Gewicht und Körperlänge der Tiere sehe ich beispielsweise hochpräzise Einträge zu Kopfumfang, Schwanzlänge und Flüssigkeitsanteil im Körper.
    Mir wird plötzlich bewusst, dass ich lese. Ich erinnere mich jedoch nicht, es je gelernt zu haben.
    Woher kann ich lesen?

    Auf der im Sekundentakt blinkenden Anzeige steht 01:15. Ist das die Uhrzeit? Ich ziehe halbherzig am senkrecht angebrachten Metallgriff. Nichts bewegt sich, natürlich. Ich spähe durch das Glas. Der Raum ist etwa genauso groß, Bücherregale lehnen sich schwer an die komplette linke Wand, zumindest soweit ich es sehen kann. Auch hier reflektieren weiße Fliesen kaltes Neonlicht. Ich verlagere mein Gewicht, um den rechten Teil des Zimmers untersuchen zu können. Ein Fuß! Dort steht ebenfalls eine metallene Liege, jemand liegt darauf. Mir fallen der Computer und die Apparatur neben der Liege auf und ich zwänge mich an die Scheibe, um möglichst viel zu sehen. Die Person trägt ein dezentes, blaues Kleid mit weißen Lilien, ihre Hände ruhen auf dem Gürtel, welcher sie fixiert. Ist sie bewusstlos? Dort! …War das eine Bewegung hinter ihr? Ich mache mich lieber nicht bemerkbar. Oder war da etwa gar nichts? Ich schließe kurz die Augen und versuche ruhiger zu atmen. Einige Sekunden später öffne ich die Augen. Auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes sehe ich einen großen hölzernen Schreibtisch, bedeckt mit ordentlich gestapelten Büchern, Heften und Blättern und –
    Eine weitere Sicherheitstür, welche jedoch kein Sichtfenster besitzt, scheint der einzige weitere Zugang zu sein. Auch sie hat eine blinkende Anzeige. Ob sie auch 01:15 anzeigt? Ich trete einen Schritt zurück und betrachte erneut die Anzeige direkt vor mir. 01:12. Ein Countdown vermutlich. Aber… wofür? Misstrauisch beäuge ich die Wand zu meiner Rechten, gehe ganz nah heran. Weiß, nichts anderes. Ich gehe auf die Knie, untersuche den Übergang von der Wand zum Boden. Alles wirkt gänzlich unauffällig. Bewusst atme ich ein, teste den Geruch und die Beschaffenheit der Luft. Sie wirkt nicht abgestanden, es muss also irgendwo Frischluft eingespeist werden. Was wird geschehen, sobald die Anzeige 00:00 erreicht?
    Ich stehe auf und begebe mich zu den Käfigen. Auf dem hintersten sehe ich ein zugeschraubtes Glas mit einer klaren Flüssigkeit darin. Dahinter erkenne ich eine kleine Spritze und ein Skalpell in einer Plastikhülle. Der vermeintlich leere Käfig ist nicht leer, ein Beagle liegt darin. Ist er tot? Ich gehe so nah wie möglich heran und beobachte. Die Brust des Hundes hebt sich ganz sachte. Das beruhigt mich ein wenig und ich atme erleichtert aus. Nun inspiziere ich die anderen Tiere. Während die Katzen und der Mops ebenfalls zu schlafen scheinen, vergnügen sich die Mäuse mit einer Handvoll Regenwürmern und einem Häufchen Hafer.
    Ich nehme das Skalpell, löse es aus der Schutzhülle und fixiere es. Immer noch sehe ich es an. Immer noch...

    Warum... warum tue ich das? Wozu –
    Ich lege das Skalpell zurück, die Hülle daneben und nehme die Spritze. Der Kolben ist komplett heruntergedrückt, meine Gedanken sortieren sich. Ich betrachte meine Armbeugen und finde einen Einstich im linken Arm. Was hast du mir injiziert?!
    Mein Blick wandert zu dem verschlossenen Glas und ein Drang überkommt mich. Ich öffne es und trinke einen Schluck.
    Es schmeckt süß, im Abgang leicht bitter. Ich stelle das Glas zurück, warte und frage mich, warum ich –
    Mit einem Mal spüre ich meine Zunge nicht mehr. Das Taubheitsgefühl erfasst meinen gesamten Körper, meine Glieder versagen und der Boden rast auf mich zu.

    Es geht weiter.

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    NEUSTART

    Ich bin… und liege. Ich spüre meinen gleichmäßigen Herzschlag. Ein rhythmischer Piepton empfängt mich, als mein Hörsinn zurückkehrt. Das… ist seltsam. Ist das real? Ich erinnere mich an diese Situation. Meine Augen öffnen sich und wehren dem hellen Licht einer Neonröhre, die… Habe ich hiervon geträumt? Ich erinnere mich an meine Bedenken, dass ich beobachtet werde. Erneut hätte ich mich durch meine offenen Lider verraten. Ein elektrisches Summen tritt in mein Bewusstsein, es muss sich irgendwo links von mir befinden. Ich drehe meinen Kopf nach links, der Anblick der schwarzen Armbanduhr erschreckt mich, ruft eine Ahnung von Schmerz und Ohnmacht hervor. Behutsam hebe ich meinen Kopf und achte darauf, meinen linken Arm nicht zu rühren. Neben meiner harten Liegestätte steht ein Computer auf dem weiß gefliesten Boden. Er ist über Kabel mit einer Art Greifer verbunden, an welchem –
    Schnell sinke ich zurück und erschauere. Die Kontakte eines Elektroschockers knistern knapp über meinem linken Arm. Ich denke an mein Herz und mich fröstelt. Gerade will ich meinen rechten Arm heben, als ich mich besinne. Was, wenn…? Stattdessen drehe ich meinen Kopf auf die rechte Seite. Als Erstes fallen mir die kleinen Metallkäfige und Glasbehälter auf einem Tisch an der kargen, weißen Wand auf. Zwei Hauskatzen, etwa ein Dutzend Mäuse, ein Mops und ein vermutlich leerer Käfig, den ich nicht komplett sehen kann. Die Tiere zeigen keine Regung. Mir fällt die Tür auf, eine Sicherheitstür mit einem Zahlendisplay und einer kleinen Anzeige. Oben hat sie ein kleines Glasfenster, zu klein für einen Menschen. Die Tür ist zu weit entfernt, die Symbole zu klein, um sie zu erkennen. Ich muss aufstehen. Den Elektroschocker bedenkend will ich mich ein Stück nach rechts schieben, aber etwas hindert mich. Ich spüre einen Widerstand an meiner Hüfte. Erneut hebe ich meinen Kopf leicht an und erkenne einen Gurt samt Schnalle, welcher mich an der Hüfte auf der Liege fixiert. Meinen rechten Arm kann ich gefahrlos zur Schnalle bewegen und sie mit einem leisen Klicken öffnen. Der Gurt rutscht herunter und mit hallendem Knall fällt die Schnalle auf die Fliesen. Rasch schiebe ich mich vom Knistern des Schockers weg und richte mich auf.
    Eine blonde Frau lächelt mich an, doch das Foto an der Wand wirkt alt und leicht verblichen.

    Ich betrachte mich. Anscheinend trage ich schwarze Socken, zudem eine beigefarbene Stoffhose und ein schwarzes Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln. Die Kleidung fühlt sich angenehm an, sie scheint zu passen. Vorsichtig drehe ich mich zum Kopfende der Liege um und sehe ein schmales, fast leeres Bücherregal, welches zusammen mit einer riesigen Korkpinnwand einen Großteil der Wand bedeckt. Sie ist ihrerseits mit Unmengen an Papier behangen: Fotos von Tieren, Tabellen, Diagramme, Notizzettel.
    Ich stehe von der Liege auf, spüre die kalten Fliesen durch die dünnen Socken hindurch. Durch das Glas in der Sicherheitstür sehe ich die weiße Decke eines anderen Raumes. Ich suche den Raum nach Kameras, Sensoren und gespannten Drähten ab. Ich denke, niemand hat mein Erwachen zur Kenntnis genommen, vielleicht noch nicht mal den lauten Knall.
    Langsam nähere ich mich der Tür.

    Hey, ich bin ja mächtigst erstaunt, wen ich hier so alles als Leserschaft angesprochen habe. Liegt's am Genre? ^^

    @Aztiluth Ja, die Wiederholung soll genau diesen Zweck erfüllen. Klappt also. Deine vielen Fragen sind berechtigt, aber es gibt auf alles eine Antwort. Bald.
    @Tnodm0309Willkommen, danke für die Wünsche!
    @LadyK Tja, wer ist es? Die Frage aller Fragen, quasi. Und wo wir sind? Du glaubst nicht wirklich an ein Krankenhaus, nicht wahr? :D

    Dies ist ein Projekt, welches mich schon seit längerer Zeit emotional beschäftigt. Zum Glück bin ich krank zu Hause :( und habe Zeit mich darauf einzulassen. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob der Bereich Science Fiction für diese Geschichte vollends zutreffend ist, denn tatsächlich steht die Hintergrundidee einem ganz anderen Threadbereich ebenfalls recht nahe. Aber dies soll jeder selbst herausfinden.
    Die Erzählung und der gesamte Inhalt basieren auf einer Grundstimmung, einer Atmosphäre und ich hoffe, ich kann sie transportieren. Das Skript ist vollständig, zuletzt werden (hoffentlich) keine Fragen unbeantwortet bleiben.
    Anmerkungen, Fragen, Hinweise... sind natürlich sehr willkommen.

    Sodann, werter User.

    Erwache!

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    Ich bin. Meine Liegestätte ist hart, aber nicht unangenehm. Mit verschränkten Fingern ruhen meine Hände auf dem Bauch, friedlich. Ich spüre meinen gleichmäßigen Herzschlag. Ein rhythmischer Piepton empfängt mich, als mich ein weiterer Sinn überkommt. Ich öffne die Augen. Unruhig flackert eine Neonröhre über mir und erhellt zögerlich die weiße Decke. Ein schwacher Geruch von Sterilität liegt in der angenehm temperierten Luft.
    Leises Summen erregt meine Aufmerksamkeit, doch ich kann es nicht orten. Es klingt elektrisch wie… wie ein alter Kühlschrank vielleicht? Vorsichtshalber schließe ich meine Augen wieder. Da ist noch etwas. Ein kaum hörbares Ticken. Ich versuche, nicht beunruhigt zu sein. Bin ich allein in diesem Raum?
    Ich warte, lausche dem Summen und warte, doch nichts verändert sich. Keine Stimmen, keine sich öffnenden Türen, nicht einmal entfernte Schritte. Anscheinend bin ich allein und das gibt mir ein wenig Sicherheit. Erneut öffne ich die Augen, die grelle Röhre starrt zu mir herab. Vielleicht wurden Kameras installiert? Das erscheint sinnvoll, doch bedeutet es auch, dass meine geöffneten Lider mich verraten. Mich weiterhin schlafend zu stellen, führt zu nichts. Vorsichtig drehe ich den Kopf nach links und sehe mich weißer Rauhfaser und einem kleinen Schrank gegenüber, Fenster scheint es nicht zu geben. Neben der schmucklosen Tischlampe liegt eine schwarze Armbanduhr. Gehört sie mir? Bin ich schlicht in einem Krankenzimmer? Was ist passiert?
    Ich hebe langsam meinen linken Arm, die Uhr fixierend.
    Eine Berührung.
    Brennen! Ein übermächtiger Schock durchläuft meinen Körper, meine Muskeln krampfen, mein… mein Herz… ich…