Beiträge von Schreibfeder im Thema „Liebesbeziehung im Horror?“

    @Cory Thain Ich antworte mal...
    Es geht weniger darum ob man die Wörter mag oder nicht. Es ist keine Frage des persönlichen Geschmacks. Es geht um den Lesefluß. Und der wird bei (übermäßíger) Verwendung von Anglizismen und Fremdwörter gestört. Vor allen wenn es seltene Fremdwörter sind.

    Sehr geläufige Fremdwörter sind kein Problem. Die liest man einfach mit. Keiner wird Wörter wie "subtil", "introvertiert" oder "pragmatisch" besondere Bedeutung zumessen. Teilweise sind Fremdwörter auch perfekt, wenn man etwas schnell auf den Punkt bringen will. "Recherche" ist beispielsweise ein Wort, wo jeder ein ganz bestimmtes Bild vor Augen hat, was man andernfalls mit einem kompletten Halbsatz umschreiben müsste.

    Das Problem liegt bei seltenen Wörter wie "Revenue", "aparten", "Mykologie". Die sind da schon ein ganz anderes Kaliber. Der Leser wird aus der Geschichte geworfen, in dem ich (als Autor) den Leser eigentlich einwickeln möchte und wird rätseln was das bedeutet. Äußerst unklug wie ich finde.

    Ganz besonders ärgerlich ist es dann, wenn man Anglizismen verwendet. Nicht jeder mag diese und viele (vor allem ältere Leute) kennen die Wörter teilweise gar nicht. Zudem sind sie in 99% der Fälle vollkommen unnötig.
    Hoodie für Kapuzenpullover
    Catfight für Zickenkrieg
    Charity für Wohltätigkeit
    usw.

    Bloß weil man möglichst "cool" wirken möchte? So etwas sollte beim Schreiben eine untergeordnete Rolle spielen. Zuviele Fremdwörter (oder gar seltene Fremdwörter) werden auch schnell als arrogant aufgefasst. Auch keine gute Idee.

    Oder bleiben wir im konkreten Beispiel: Ein 400 Jahre alter Vampir wird meiner Meinung nach keine Anglizismen verwenden, weil der noch altmodischer sein müsste als "normale" Leute. Der Logik halber.
    Fällt mir gerade so ein.
    Dennoch würde ich bei Urban-Fantasy in der "gelebten Sprache" nicht sagen, das Anglizismen verkehrt sind. Es geht halt um die Umsetzung. Ob es zu den Charakteren passt, ob es zum Dialog passt, ob es zum Setting passt, ob es zum Schreibstil passt.
    Aber das ist nur meine Meinung zum Thema.

    @AlexGiovanni Mich schüttelt es jedesmal, wenn irgendwo Fremdwörter in deutschen Texten auftauchen. Manche Leser werden damit auch aus dem Lesefluß herausgerissen. Wenn man zum Beispiel Rezessionen ließt, wird das immer und immer wieder genannt. Auch sollte man, vor allem an Anfang, nicht zu viele Eigenkreationen von Wörtern einbauen. Auch das stört.

    Und eigentlich möchtest du doch den Leser mit deiner Geschichte fesseln, oder? Und sie nicht ständig herausreißen, sodaß sie sich am Ende ärgern.

    In der wörtlichen Rede (wie in deinem Beispiel) hast du mehr Freiheiten. Hier kannst du durchaus mit "gelebter Sprache" argumentieren. Auch wenn die Szene jetzt so kitschig war, gerade wegen dem englischem Wort, dass es mich schauderte. Würdest du mir häufiger so etwas vorsetzten, würde ich deiner Geschichte dann irgendwann fernbleiben.

    @AlexGiovanni Sicherlich. Eine Panik und Schockreaktion ist absolut verständlich. Eine jahrhundertealte Vampirgesellschaft müsste aber Erfahrung in so etwas haben und dementsprechend gefeilt sein oder zumindest gute Ideen haben, wie man den 18jährigen möglichst schonend aufnimmt. Vor allem deine Vampirin müsste hier Geduld beweisen und den Jungen unter ihre Fittiche nehmen.

    Außer du hast Selene aus Underworld als Beispiel genommen. Beachte hier aber, dass diese Selene eine kriegstraumatisierte, eiskalte Berufskillerin war, dessen Sozialkompetenz sie selbst unter Ihresgleichen in Schwierigkeiten und in eine Außenseiterrolle brachte. Die Vampirgesellschaft im Film selbst war besser entwickelt. Charaktere wie Kahn (der Waffenmeister) waren ruhiger und abgeklärter und hätte eine erfolgreiche Integration mühelos bewerkstellig.

    Eine erste Trotzreaktion ist bei deinem 18jährigen dennoch verständlich, hier ist kindliches Benehmen tatsächlich glaubwürdig. Jedoch nur kurzfristig. Deinen Ausführungen zur Folge, hast du diese Gratwanderung aber durchaus gemeistert. Denke ich zumindest.

    @Schreibfeder du bist kein Lehrer, stimmt's? :D

    Nein. Ich weiß, das hier eine Grenze liegt (auch psychologisch gesehen), aber mit 18 ist man zu alt um ein Dinner platzen zu lassen. Das ist ein Anlass von dem man weiß, dass er wichtig ist. Da reißt man sich zusammen.
    Kindisches Benehmen in anderen Zusammenhängen ist natürlich möglich. Daneben benehmen sie sich vermutlich ohnehin wenn sie in Gruppen unterwegs sind. Aber hier reden wir von einer Einzelperson in einer Elitären Umgebung. Da ist ein solches "Protestbenehmen" eigentlich nicht drinnen.

    Aber ja, man kann durchaus darüber diskutieren. Ich persönlich finde es aber unglaubwürdig. Zumindest in einer Umgebung, wo die anderen Jahrhunderte gesehen haben und dementsprechend gefeilt sein müssten was eventuelles jugendliches Benehmen angeht.

    1.) Wie weit können bei Unterhaltungen mehrerer Schimpfworte vorkommen, also z.Bsp. ach du Schei... oder dieser Schei....kerl?
    2.) Darf der Prota (18) auch mal Kindisch sein, sich absolut blöd verhalten in Benehmen, also angenommen Bei Dinner sich daneben benehmen?

    Zu 1: In lebendigen Dialogen können natürlich auch durchaus Schimpfwörter vorkommen, sofern sie nicht zu derbe sind. Von einer Aneinanderreihung von Schimpfwörtern würde ich dir aber eher abraten. Da schiebe das besser in einen eingeschobenen Satz zwischen den Dialogzeilen rein, zum Beispiel:

    Tony schrie seinen Zorn in die dunkle Gasse hinaus. "Ich hab ihm vertraut. Ich hab mich um ihn gekümmert. Und jetzt? Jetzt klaut mir dieser Mistkerl das Auto."
    Er trat wütend gegen den Müllcontainer und setzte zur Schimpftriade an. Es dauerte eine Weile, bis er sich abgeregt hatte.
    "Und weißt du was am schlimmsten ist?", fragte er mich zischend. "Die Karre war noch nicht einmal abgezahlt."


    Zu 2: Nein, mit 18 ist man eigentlich reif genug. Da erwarte ich ein angemessenes Benehmen. Ein kindisches Benehmen ist da in der Öffentlichkeit nicht drinnen, nur privat.

    Das sind alles hervorragende Beiträge und gerade Klimbims letzter Abschnitt ist da sehr gut. Ein übertrieben dominantes Verhalten bei zwei so unterschiedlichen Partnern? Das kann nicht gutgehn.

    Aber durch Miri ist mir ein anderer Aspekt eingefallen, der hier noch nicht genannt wurde: Sex.

    Also wie hast du Vampire definiert? Sind es einfach nur eine Spezies neben den Menschen? Mit einen eigenen Organismus, der einfach nur menschliches/tierisches Blut zum überleben braucht?
    Dann ist Sex kein Problem. Und auch die Beziehung kann wunderbar funktionieren, selbst wenn die Vampirin ihren Partner auch als Buffet sieht. Vampire sind ja keine hirnlosen Tiere und können ein Verlangen auch unterdrücken, vor allem, wenn man dafür etwas bekommt, was sich lohnt. Das kann, wenn man es richtig aufbaut, durchaus romantisch sein. Wo da der Horror ist, ist aber eine andere Frage.

    Das Problem ist vielmehr: Sind es untote oder blutleere Wesen? Hier ist der Gruselfaktor höher, aber in diesen Fall brauchst du dir keine Gedanken um Sex machen. Eher darum, was ein toter Körper mit rasenden Blutdurst mit einer platonischen Beziehung zu seiner Nahrungsquelle anfangen sollte.
    Mit anderen Worten: Hier rutscht du in ein fettes Logikproblem.


    Was aber allgemein den Kitsch angeht: Da kommt es ganz darauf an, ob du so etwas gut schreiben kannst oder nicht. Selbst ich hatte schon Bücher in der Hand, die quasi vor Schmalz trieften, - aber sie waren bombastisch gut geschrieben, weshalb es richtig Spaß machte, das zu lesen.
    Wenn du Romantik nicht gut schreiben kannst, wird der Leser allerdings die Augen verdrehen und weiterblättern. Sofern er kein absoluter Fan von Kitsch und Schmalz ist (die gibt es auch). Es wirkt dann künstlich oder nervig.