Nachdem ich den Eindruck habe es treibt dich ein bisschen um, nochmal hier dazu:
Mh.... eigentlich wollte ich Emilia nicht als dermaßen "ängstlich" darstellen. Grundsätzlich ist sie unsicher, was ihre eigene Person betrifft, ja. Und sie hat "Ängste"... unter anderem vor dem Autofahren, wie wir wissen.... das muss sich aber nicht zwangsläufig auf alle anderen Lebensbereiche beziehen, oder?
Wir lernen Emilia kennen die Angst vor dem Autofahren hat. In der Interaktion mit ihren Freunden und vor allem Susan sind eigentlich eher die anderen die aktiven die zu Emilia sagen 'Jetzt mach doch mal!' Nach dem Vorfall in ihrer Wohnung (als die Katze verletzt wird) will sie nachher bei Freddy schlafen statt die Zaehne zusammenzubeissen und zu sagen 'ich lass mich doch nicht verrueckt machen'.
Fuer mich deutet das alles auf eine eher zoergerliche, vorsichtige Person hin. Das bedeutet nicht dass sie immer so ist (Menschen sind kompliziert und das hast Du in Deiner Geschichte gut erfasst) - wenn Not am Mann ist dann kann sie ohne weiteres ran, z.B. als Ersthelferin am Weihnachtsmarkt. Genau so wie sie, wenn sie sich in einer Situation sicher fuehlt, auch ziemlich austeilen kann.
Das alles bedeutet für mich aber nicht, dass sie diesen Ausflug in Elias`Vergangenheit nicht trotzdem cool finden darf. Insofern denke ich persönlich nicht, dass das hier nicht mit ihrem Charakter zu vereinbaren ist. Es sei denn, ich habe sie bisher komplett falsch charakterisiert und bei dir ein völlig anderes Emilia-Bild geschaffen
Ich glaube Du unterschaetzt da was - naemlich eine, sagen wir, ontologische Panik - Emilia muss an dieser Stelle der Geschichte ein Gefuehl von voelliger Orientierungslosigkeit bekommen, weil sie grade merkt dass ihr ganzes Referenzsystem wie die Welt so funktioniert voellig falsch ist - erstmal die Info 'es gibt Engel' - okay - das ist bis zu einem Grad abstrakt - aber jetzt wird es konkret und unausweichlich, es verwandelt sich von abstraktem Wissen in konkrete Erfahrungen fuer sie.
Ich weiss nicht ob Du schon mal einen Kulturschock hattest - das ist, denke ich, das gleiche in schwaecherer Form - Du merkst dass Dein Referenzsystem nicht passt, hast aber auch kein neues, alles ist ploetzlich zu viel, Du willst einfach nur noch raus und dahin wo Dinge normal sind.
Stell' Dir einfach mal Du sitzt mit mir friedlich auf ein Glas Wein zusammen, wir unterhalten uns gut - und an einem Punkt sage ich Dir, das mit Magie ist wirklich - Du guckst ein bisschen unglaeubig, und ich sage Dir ich kann's Dir beweisen, ich kann Dir Dinge in einem Spiegel zeigen. Ich hole also einen Spiegel, Du schaust rein - und auf einmal bewegt sich Dein Spiegelbild ausserhalb Deiner Kontrolle, und Du siehst dahinter Wolkenlandschaften und andere Wesen...
Ich wette dass Du (wie die restlichen 99% der Bevoelkerung) erst mal voellig fertig waerst - nicht weil ich Dir was so schreckliches gezeigt habe, die Bilder koennn ja schoen gewesen sein - sondern weil der blosse Akt dass ich Dir sowas im Spiegel zeigen kann Dir Deinen Halt in der Welt unterminiert weil es Dir beweist dass die Dinge nicht so sind wie Du dachtest.
Du brauchst Zeit um Dich an sowas zu gewoehnen - vielleicht wuerdest Du nach einmal drueber schlafen kommen und sagen - mehr ! Vielleicht wuerdest Du auch versuchen die ganze Sache moeglichst schnell wieder zu vergessen.
Aber der einzige Persoenlichkeitstyp der sofort mit 'cool' reagieren wuerde sind die Abenteurer - Leute die sich gerne und mit Begeisterung in Neues reinwerfen, die ihre Sachen von jetzt auf gleich packen koennen und mal ein halbes Jahr in Indien leben weil's geht, die die Welt um sich herum nicht geordnet brauchen weil sie eh meistens improvisieren - solche Leute gibt's, aber das nehme ich Emilia nicht ab.
Das ist es was ich meine - vielleicht war Emilia eine Abenteurerin - aber Du erzaehlst sie bestimmt nicht so.