Hey Thorsten,
ich habe mich mal ein bisschen durch die Folgen geklickt, die schon online sind und habe hier und da ein paar Minuten angeschaut. Ich habe zwar mit einer Episode angefangen und wollte sie durchsehen, aber irgendwie hat es nicht gereicht, um mich dabeizuhalten. Trotzdem wollte ich dir gerne ein bisschen Feedback geben, weil ich mich in der Materie ganz gut auskenne (bin angehende Ton-/Bildingenieurin).
Zum Anfang der ersten Episode: Nachdem ich auch hier ein bisschen gelesen habe, wo ihr mit dem Projekt hinwollt, fand ich ihn für einen Laienfilm recht gelungen. Das Intro gefällt mir gut. Es zeigt, wo wir uns befinden (wirklich schöne Landschaften habt ihr da), stellt schonmal kurz die Charaktere vor, auch wenn wir noch nichts über sie wissen und ist mit passender Musik hinterlegt. Ich hätte mir nur gewünscht, dass das Intro auch musikalisch beendet wird und das Lied nicht einfach rausgefadet wird. Das wirkt etwas holprig und das zieht sich auch durch die Szenen der ersten beiden Folgen, die ich gesehen habe. Der Einsatz der Musik wirkt eher zufällig als gewollt.
Wo kommt denn eigentlich eure Musik her?
Ja - wir haben uns bewusst entschieden eine langsame, manchmal meditative Aesthetik zu machen und viel Bilder wirken zu lassen.
Epische Landschaften, meditative Bilder - ok. Wenn das Bild steht, kommt eure Intention schon ganz ordentlich rüber, aber die Fahrten und Schwenks sind euch noch nicht so richtig gelungen. Ich weiß, ihr habt kein super teures Equipment und ich meine, du hättest irgendwo gesagt, dass das eins eurer großen Probleme sei (sorry, wenn ich da Quatsch erzähle), aber meiner Erfahrung nach ist das nicht das entscheidende.
Wenn ihr einen ruhigen, meditativen Eindruck erwecken wollt, darf da bei solchen Bildern nichts wackeln, der Schwenk muss schön langsam und gleichmäßig sein. Das kann man alles üben. In der ersten Folge relativ am Anfang hattet ihr eine Szene, wo ihr mit der Kamera einem Pfad im Schnee folgt, da sieht man deutlich, dass jemand mit Kamera gelaufen ist. Bei solchen Sachen würde ich mir dann Alternativen suchen, wenn ihr merkt, es wackelt zu viel.
Insgesamt kam bei mir jedenfalls noch nicht die meditative Ruhe an, sondern sogar oft etwas Langeweile. Denn auch, wenn ihr wenig Tempo haben wollt, muss jedes Bild etwas beinhalten, worauf der Zuschauer sich konzentrieren kann. Das muss nichts wildes sein, aber es darf eben kein Pfad im Schnee sein, auf dem rein gar nichts passiert.
Zu der ersten Szene mit der Hexe möchte ich gerne noch kurz auf Handlungsachsen eingehen, bzw. euch nahelegen, euch mit dem Thema mal zu befassen, weil es sehr irritierend und vor allem unprofessionell wirkt, wenn ihr ohne Grund über die Achse springt.
Die Achse, die ihr mit der Kamera nicht überschreiten solltet ist die Linie zwischen den beiden Personen. Habt ihr euch einmal für eine Seite entschieden, bleibt auch da, egal aus wie vielen verschiedenen Blickwinkeln ihr die Szene gefilmt habt.
Das coolste Beispiel (wie ich finde) für einen sehr gelungenen Achsensprung ist übrigens die HdR-Szene, in der sich Gollums zwei Persönlichkeiten streiten und nachher die eine den anderen verjagt.
Mit welchem Programm schneidest du und machst du Farbkorrekturen? Wenn nicht, ich kann da DaVinci Resolve sehr empfehlen. Das Programm ist kostenlos und super, um sich in die Materie ein bisschen einzuarbeiten. Und da ihr ja keine aufwändige Kinoproduktion macht, wird es für eure Zwecke auch auf jeden Fall genügen. Jedenfalls kann man mit Farbkorrektur auch viel an der Atmosphäre schrauben und es verschafft dem Film ein einheitliches Element.
Noch kurz zum Ton (obwohl das eigentlich mein Spezialgebiet ist). Bei den Dialogen finde ich ihn sehr gut. Mit was arbeitet ihr da?
Die Soundeffekte könnten besser sein. Ich denke da vor allem an das Stapfen im Schnee und den Wolf ganz am Anfang von Folge 1. Da habe ich echt lange gebraucht, bis ich erkannt habe, dass das ein Knurren sein soll. Und für den Schnee könntet ihr euch auch, wenn ihr wollt, die Mühe machen und die Schritte nachvertonen. Wenn da noch so ein Schauspieler im Bild rumläuft ist es schließlich schwer, mit der Angel schön das Knirschen aufzunehmen. Das kann man aber gut auch ohne Kamera machen und später die Schritte anlegen.
Puh, ich merke gerade, dass ich noch ganz viel erzählen könnte und eigentlich am liebsten mit einsteigen würde, weil ich es großartig finde, dass ihr euch so ein großes, anspruchsvolles Projekt vorgenommen habt. Also, ich hoffe, ich bin mit meinen Anmerkungen nicht zu sehr ins Detail gegangen, oder hab dir tausend Sachen erzählt, die du schon wusstest. Wenn ihr euch wirklich das Filmemachen selber beibringen wollt, dann hoffe ich, ich konnte ein paar sinnvolle Anstöße geben
Übrigens fand ich die Kaninchenszene gar nicht schlecht. Sie erzählt sowohl etwas über das Leben der Hexe im Dorf und andererseits erfahren wir durch die Gespräche mit den Kaninchen, dass sie woanders herkommt und dass es da wärmer ist. Das wirft Fragen auf und charakterisiert die Figur schonmal ein bisschen. Die Szene hätte nur etwas kürzer sein können.