Hallo @Kyelia.
Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, den Film zu gucken und auch gleich dein Feedback hierzulassen Vieles von dem, was du ansprichst, wurde hier auch schon mal erwähnt und ich kann es gut nachvollziehen. Mit ein bisschen Abstand gerade zu unseren filmischen Anfängen, formt sich ja auch unsere Meinung zu den Filmen immer weiter aus. Ich versuch mal, auf ein paar Punkte, die du ansprichst, näher einzugehen.
Erstmal das Obligatorische. Respekt!
Ich kann mir vorstellen, dass hinter jeder dieser Folgen eine ganze Menge Arbeit steckt. Nicht nur, was den Dreh angeht oder die Requisiten, auch Übung/Proben und Gedanken zu Story, Verlauf und Wirkung. Ich finde, sowas hat durchaus seinen Respekt verdient. Nicht jeder hat die Motivation, die Möglichkeiten sowas zu bewerkstelligen.
Danke erst mal dafür Was die Motivation angeht, so muss ich sagen, dass hier Team Work ausschlaggebend ist Für sowas braucht man mindestens zwei, die mit dem gleichen Engagement an die Sache rangehen, sonst kann so ein Projekt schnell sehr frustrierend werden und es wäre fraglich, ob wir jemals über die erste Folge hinausgekommen wären... Also ich für meinen Teil brauche jemanden, der mir da gelegentlich in den A**** tritt, damit ich irgendwas fertig mache oder wenn meine Motivation am Boden ist. Und Thorsten würde das alles auch nicht ohne mich machen (wollen). (auch wenn ich die bin, die ihm immer sagt, dass sie irgendwas geändert haben möchte )
Dann mal weiter zum Inhalt:
Du schreibst, dass dir gerade der Anfang zu langatmig war. Hier mussten wir feststellen, dass sich da die Geister offenbar scheiden: etwa die Hälfte der Zuschauer sagt, ihnen ist das zu langatmig, die andere Hälfte findet es gerade deswegen gut. Würde ich also als Geschmacksfrage abtun, aber ich muss dir insofern Recht geben, dass ich einiges heute auch ein bisschen anders machen würde. DIe Landschaften und die Stimmung würde ich schon gerne behalten wollen, das ist eben ein bisschen das Aushängeschild der Filme, die sollen nicht actiongeladen oder so sein (sind wir ehrlich, das kriegen wir auch nicht authentisch hin und es würde lächerlich wirken). Aber von der Dynamik her würde ich manches heute anders machen, um die Längen in der Handlung rauszubekommen. Aber wie du schon sagst, den Film im Nachhinein zu ändern ist nicht so leicht, wie eine Geschichte umzuschreiben
Damit geht dann vermutlich auch das Schauspielerische einher: Abgesehen von ein bisschen Laien-Theater-Erfahrung hat keiner von uns jemals sowas gemacht und das merkt man natürlich. Aber es ist tatsächlich auch so, dass man sich in die Rollen "einspielt", wie wir festgestellt haben. Am Anfang wirkt vieles noch sehr steif. Das muss an sich kein Fehler sein, denn die Situation (Clíodhna und Rórdán lernen sich kennen) ist ja auch ein bisschen steif, aber das wirkt beim Zuschauer vielleicht nicht ganz so gut
Natürlich ist das die erste Folge und wie mit dem Schreiben muss man sich erstmal reinwursten und aus Fehlern lernen, man nimmt mit und versucht es das nächste Mal zu verbessern. Deshalb wäre meine Frage: Habt ihr vor, Folgen nochmal neu zu drehen? Vielleicht wenn die Erfahrung größer ist? Gerade bei der ersten Folge würde ich das wirklich ans Herz legen. Das ist ja, womit ihr lockt und da sollte das nicht die "schlechteste" sein.
Über diese Frage hab ich tatsächlich auch schon mal nachgedacht. Alles in allem finde ich den ersten Teil aus heutiger Sicht auch nicht mehr so gut. Aber ich würde ihn dennoch wohl nicht neu verfilmen wollen. Ja, Serien sollten so aufgebaut sein, dass der erste Teil bombastisch geil ist und animiert weiterzugucken, aber (kommerzielle) Serien werden in der Regel dann auch gleich am Stück (zumindest ein gutes Stück im Voraus) geplant... und das dann auch noch von Leuten, die das nicht zum ersten Mal machen Bei uns hat sich das alles erst so nach und nach herauskristallisiert. Die erste Folge war ein Test: was können wir eigentlich machen? Während sie entstanden ist, hat sich eigentlich erst so nach und nach ergeben, dass es weitere Folgen geben kann und wir haben das ganze weitergesponnen. Es war auch anfangs eher ein bisschen rumalbern, rumprobieren und zumindest ich hatte ganz am Anfang noch nicht mal dran gedacht, das überhaupt zu veröffentlichen. Aber dann hat das Ganze so viel Spaß gemacht, dass recht bald feststand, dass es weitergehen wird. Insofern würde ich den ersten Teil auch einfach als solches stehenlassen. Ja, manch einer schaut dann vielleicht nicht weiter, aber ich glaube auch nicht, dass wir so wahnsinnig viel mehr Leute erreichen würden, wenn wir den Teil jetzt neu machen. Viele sehen die Serie ja auch nicht unbedingt in der richtigen Reihenfolge, wir haben viele "Quereinsteiger" usw. Und ich bin ehrlich gesagt auch schon gespannt: wenn wir den allerletzten Tel fertig haben, werde ich mir den ersten noch mal angucken und ich bin mir sehr sicher, dass ich da eine enorme Entwicklung sehen werde In erster Linie sind die Filme ja eigentlich für uns, und wir gestehen uns da einfach auch eine Entwicklung zu, die man auch nachverfolgen kann.
Was man keinesfalls vernachlässigen sollte: vieles von dem, was wir vor einem Jahr noch nicht umsetzen konnten, heute aber machen können, ist gar nicht mal unbedingt technischer Natur. Die Technik richtig einzusetzen und Dynamik von Filmen usw. lernen wir natürlich mit der Zeit, das hätte man im ersten Film schon umsetzen können, wenn man gewusst hätte, worauf man achten muss. Aber was von Film zu Film auf jeden Fall größer wird, ist der Cast (mit Ausnahme von "Feenkreis", den haben wir fast nur mit unseren Kindern gedreht). Für den ersten Teil hätten wir überhaupt nicht viele Leute als Statisten gewinnen können, weil keiner wusste, was wir eigentlich machen. Daher ist es mir so wichtig, dass wir zumindest in unserem Heimatort einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangen: wir haben da keine finanziellen Interessen (der Eintritt zur Uraufführung ist z.B. immer umsonst), sondern ich will, dass die Leute von dem Projekt wissen und ich will sie dafür begeistern. Ich will jedem, der sowas gerne mal machen würde, die Möglichkeit geben, mal in einem Film aufzutreten. Einfach damit ich im nächsten Film einen größeren Cast bekomme, damit die Filme ansprechender werden. Und das ist viiiiel Öffentlichkeitsarbeit Beim ersten Teil hätte das nicht geklappt, anders als bei einem kommerziellen Projekt - wenn ich ordentliche Schauspieler engagieren und zahlen kann, hab ich gleich viel mehr Möglichkeiten. Wenn ich rumgehen und Leute anquatschen muss, die nicht mal Schauspieler sind, ob sie vielleicht bei einem Film mitmachen wollen, ohne dass ich ihnen schon mal wenigstens zeigen kann, was daraus wird, gucken mich die meisten an, als hätte ich einen Knall. Aber ich arbeite mit der ganzen Sache ja auch darauf hin, dass wir in ein paar Jahren bekannt genug sind, um in unserem Heimatort einen Film in Spielfilmlänge drehen zu können (das wird dann nicht mehr Fantasy, sondern ein Krimi, der in einer mittelfinnischen Kleinstadt spielt... und natürlich auf Finnisch, damit ich nicht mehr dieses Synchronisationsproblem habe ). Denn dafür brauche ich viele Leute, die da mitmachen wollen. Und ich kann niemanden bezahlen, also müssen die mitmachen, weil sie wissen, dass wir engagiert sind und technisch anspruchsvolle Sachen auf die Beine stellen können. Und einfach, weil es Spaß macht
Was ich echt klasse finde, ist eure recht "breite" Palette an Tieren, die ihr da mit aufnehmt. Hund, Häschen, Pferd. Da gehört sicherlich unglaublich viel Geduld dazu, bis das Tier macht, was es soll. Oder bis man davon dann noch gute Aufnahmen hat. Deshalb Respekt für die Geduld! Und hey, der Husky scheint seinen Spaß gehabt zu haben, so fröhlich wie er durch den Schnee hüpft
Die Geduld braucht man hauptsächlich bei der Katze... bis die mal macht, was sie soll Da hilft dann manchmal nur improvisieren. Pferd und Hund sind da einfacher. Und ja, unser Wolf war eigentlich eine relativ kleine Husky-Dame, die total begeistert war, dass sie hier hin und her rennen darf (es gibt ein schönes Outtake, wo sie Thorsten mit der Kamera umrennt).
Die größte Geduldsprobe waren aber zugegebenermaßen die Kinder
Auch die Kostüme finde ich sehr gelungen. Auch hier: Keine Ahnung, wie getreu das ist. Sieht aber so aus,. Und hey: Es ist Fantasy! XD ich kann mir vorstellen, dass bei den dünnen Kleidern ordentlich gefroren wurde :O
In einer Szene sieht man, dass mir gerade alles abfriert (wo ich das erste Pentagramm ziehe): es hatte -12 Grad oder so und ich hatte schon geraume Zeit Schnee in den Schuhen... wir mussten dann abbrechen und das restliche Pentagramm und den Rest der Szene haben wir dann später aufgenommen, als ich meine Gesichtsmuskeln wieder bewegen konnte.
Ich weiß nicht, wie ihr die Dialoge direkt umsetzt. Ich habe irgendwas von Nachsynchronisieren gelesen/gesehen? (Ich glaube, das war dieses Behind-the-scenes-Video) Mein Problem war eigentlich durchgängig, dass ich nicht verstanden habe, was gesprochen wurde, weil es schlicht zu leise war. Mit Kopfhörern ging es, aber das ist ja nicht Sinn und Zweck der Sache. Ich weiß nicht, in wie weit sich das realisieren lässt, aber etwas lautere Dialoge wären schön
Ja, das ist tatsächlich ein Problem der ersten Folge und teilweise auch noch in der zweiten. Wir müssen alles nachsynchronisieren, aber das Problem bei der Lautstärke liegt in der Nachbearbeitung. Da wussten wir noch nicht so richtig, wie man das alles am besten macht. Für den Feenkreis hat uns @Oriane jetzt den Ton nachbearbeitet
Ich finde es wirklich gut, was ihr euch da überlegt habt und mag es, dass ihr so eisern hinter eurem Projekt steht. Es fehlt nur etwas an den Feinheiten, wie ich finde. Sicherlich lassen sich einige dieser Sachen mit dem fehlenden Budget erklären, aber was an Geld fehlt kann man sicherlich durch Kreativität und Ideen wieder gut machen.
Aus heutiger Sicht würde ich fast sagen, dass man das meiste ohne Geld auch wunderbar hinkriegt. Ein größeres Budget würde außerdem gar nicht so wahnsinnig viel ändern - man könnte ein paar mehr Kostüme kaufen oder so, aber dann hört's auch schon bald auf. Um etwas Profundes zu ändern, müsste das Budget schon wieder seeeehr groß sein, dann kann man viele Kostüme kaufen/schneidern lassen, Kulissen bauen lassen, Sets anmieten, weiter weg fahren, um an neue Sets zu kommen, Schauspieler bezahlen, einen Tontechniker bereithalten, der immer vor Ort mit aufnimmt usw... Das meiste technische Zeug usw. kriegen wir aber auch so gut hin und was im ersten Teil nicht passt, ist tatsächlich einfach mangelnde Übung und mangelnde Erfahrung Aber das Gute daran: das lässt sich ändern!
Vielen Dank noch mal für dein ausführliches Feedback Selbst wenn dir der erste Teil jetzt vielleicht nicht so zugesagt hat, vielleicht guckst du ja irgendwann trotzdem auch mal in einen der nächsten rein (es ist zwar eine Serie, aber jede Folge für sich schon eine abgeschlossene Geschichte - nur ein paar Nebenplots kommen wahrscheinlich nur an, wenn man alles kennt). Bisher ist Teil III "Sturmzinne" unserer Meinung nach der beste. Teil IV "Feenkreis" kommt am 5.5. raus - der ist auch nicht schlecht, hat aber einen etwas anderen Charakter und ist eher so ein bisschen märchenhaft. Momentan arbeiten wir an Teil V "Rauhnachtfluch", der wird eher düster, aber vermutlich sogar besser als "Sturmzinne" (der ist aber auch erst im Spätsommer fertig).