Beiträge von Alcarinque im Thema „Die Erwartungen des Lesers“

    Ansonsten ist es bei Tolkien halt so dass viel publiziert ist was er gar nicht publizieren wollte (das Silmarillion zum Beispiel ist nicht 'fertig') und dass es da eben widerspruechliche Angaben an allen moeglichen Stellen gibt - eine gute Uebersicht findest Du hier.

    Sehr cooler Link! :D

    Tolkien war da halt ganz klar primär Weltenbauer und nicht Buchautor und hat immer weiter an seiner Welt gedreht. Da gibt es leider keinen finalen Ist-Zustand. Da der HdR das letzte von ihm raus gegebene Buch war, muss man eigentlich das als "richtig" akzeptieren, und da wird die Verbindung zum Menschen anscheinend deutlicher angedeutet als mir bewusst war...

    Das Silmarillion ist ja nur ein Schnipselwerk aus mehreren Jahrzehnten das von ihm nie gedacht war, (in der Form) veröffentlicht zu werden. Jeder der eine Welt baut weiß, wie genau die aufgeschriebene und die eigentlichen Welt und Vorstellung die man im Kopf hat, voneinander abweichen kann. ^^

    @Ork-schlachten: Da ich Mittelelde nicht als historische sondern als mythologische Welt verstehe macht das in gewisse Weite mehr Sinn, da in so einem Setting Böse einfach klar Böse ist. (Auch wenn es mit Gollum ja schon wieder unklar gemacht wird)


    Und um zum Thema zurück zu kommen, das scheint mir ein recht schwieriges Element zu sein: Wenn man eine Geschichte in der Welt schreibt und sich diese immer noch entwickelt, sollte man das wohl irgendwie klar definieren wie man hier vorgehen will. So extrem wie in MZBs Darkover ist ja dann doch nicht gerade optimal. XD

    Finde ich jetzt interessant.

    Ich wuerde die Verhandlungsvariante als realistischer empfinden, aber sie gibt eben auch keine gute Story her.

    Das hängt dann natürlich wieder komplett vom Kontext ab.
    Der Versuch war, die Spannung auf diese "Befreiung" hin aufzubauen, um sie dann unerwartet zu brechen. (Bein Versuch ist es allerdings geblieben XD)


    Ob und wie viele Kämpfe und Schlachten man einbaut, hat meiner Meinung nach nichts damit zu tun, ob es eine gute Story wird oder nicht. Auch ohne Schlachten lassen sich spannende Geschichten eines Heers erzählen, die dann vielleicht sogar wesentlich spannender und abwechslungsreicher ausfallen als eine seitenlange Abhandlung wer wen erschlagen hat. (Da muss ich grad an "le morte d'arthur" denken, unbedingt mal reinschauen wenn man "historische" Fantasy und wirklich viele Schlachtbeschreibung lesen will :ugly: )


    Um nochmal die Mittelalterschiene zu fahren: So lange man sich nur ein paar Elemente aus einer 1000-jährigen Zeitperiode pickt und sie mit allen möglichen neuzeitlichen und typsichen Fantasyelementen mischt, wird das Ergebnis immer eine Tendenz haben, nicht 100% glaubwürdig zu wirken.
    Es gibt Leser die genau das erwarten, aber es gibt natürlich genau so auch Leser die sich freuen wenn das mal durchbrochen wird. Da das kein Standard ist, muss man sich natürlich mehr informieren und sich selbst ein Weltenkonzept zusammenbauen, was um eine vielfaches Schwieriger ist als einfach das übliche seltsame Gemisch aus Monarchie, Demokratischen Elementen und ein paar Feudalen Streuseln (damit auch ja die Vergewaltigungen nicht fehlen, nur die zeigen wie grausam alles ist!) das man in der Fantasy gerne antrifft...


    Edit: Da mich das immer noch mehr amüsiert als es sollte, ein Absatz aus le morte d'arthur, ist bei Gutenberg.org frei abrufbar. ;)

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    When that the eleven kings saw that there was so few a fellowship did such deeds of arms, they were ashamed and set on them again fiercely; and there was Sir Ulfius's horse slain under him, but he did marvellously well on foot. But the Duke Eustace of Cambenet and King Clariance of Northumberland, were alway grievous on Ulfius. Then Brastias saw his fellow fared so withal he smote the duke with a spear, that horse and man fell down. That saw King Clariance and returned unto Brastias, and either smote other so that horse and man went to the earth, and so they lay long astonied, and their horses' knees brast to the hard bone. Then came Sir Kay the seneschal with six fellows with him, and did passing well. With that came the eleven kings, and there was Griflet put to the earth, horse and man, and Lucas the butler, horse and man, by King Brandegoris, and King Idres, and King Agwisance. Then waxed the medley passing hard on both parties. When Sir Kay saw Griflet on foot, he rode on King Nentres and smote him down, and led his horse unto Sir Griflet, and horsed him again. Also Sir Kay with the same spear smote down King Lot, and hurt him passing sore. That saw the King with the Hundred Knights, and ran unto Sir Kay and smote him down, and took his horse, and gave him King Lot, whereof he said gramercy. When Sir Griflet saw Sir Kay and Lucas the butler on foot, he took a sharp spear, great and square, and rode to Pinel, a good man of arms, and smote horse and man down, and then he took his horse, and gave him unto Sir Kay. Then King Lot saw King Nentres on foot, he ran unto Melot de la Roche, and smote him down, horse and man, and gave King Nentres the horse, and horsed him again. Also the King of the Hundred Knights saw King Idres on foot; then he ran unto Gwiniart de Bloi, and smote him down, horse and man, and gave King Idres the horse, and horsed him again; and King Lot smote down Clariance de la Forest Savage, and gave the horse unto Duke Eustace. And so when they had horsed the kings again they drew them, all eleven kings, together, and said they would be revenged of the damage that they had taken that day. The meanwhile came in Sir Ector with an eager countenance, and found Ulfius and Brastias on foot, in great peril of death, that were foul defoiled under horse-feet.

    A lot of smoting was done that day... Und ja, für moderne Leser ist das vermutlich etwas viel. XD

    Ich fand Asnis Beschreibung seiner Leseinteressen weiter oben sehr spannend und habe selbst auch einen ähnlichen Prozess durchgemacht und gehe mal davon aus das es vielen Viellesern irgendwann so geht?

    Sensenbachs Ausführungen treffen eigentlich alle auf die erste Kategorie zu, man will Altbekanntes, Vertrautes etc. etc.


    Die zweite Kategorie des "Neuen" ist dann natürlich eine ganz andere. Die ist natürlich Schwieriger, da man als Autor natürlich nicht einfach nur Altbekanntes zusammenstückeln kann und, wenn man es erst meint, auch nicht mal eben einen Verlag finden wird.
    Das muss ja auch nicht bedeuten das der Roman nur 10 Seiten oder 10.000 Seiten lang ist, oder das der größte Teil der Geschichte darin besteht wie groß nun die Kartoffeln sind, die er erntet. :p
    Aber es muss ja auch nicht jedes effing Mal um die Rettung der Welt, des Universums und des Multiversums mit absurden Wunderkräften und superblubläb gehen.
    Dauernd wird Tolkien erwähnt, aber Helden wie Frodo welche nicht die Auserwählten oder Superkämpfer sind und auch keine unglaubliche Magie hatten, gibt es erstaunlich selten...


    Also klar sollte das Buch sinnvoll strukturiert sein, einen klaren Spannungs- und Handlungsbogen haben und von der Länge her irgendwo lesbar sein. Auch sollte ein als Kinderbuch gelabelter Roman nicht voller brutaler Morde und Inzest sein...


    @Immer das gleiche: Ja und nein. Von einem Autor der gut und Abwechslungsreich schreibt, lese ich gerne mehrere Bücher, auch wenn sie komplett andere Themen behandeln. Die immergleiche Geschichte will ich inzwischen nur noch selten lesen.

    @mittelaltertliche Fantasy: Das Problem ist, das viele Leute eine sehr romantisierte Vorstellung des Mittelalters haben, meist eher die eines fantasy-Mittelalters das historisch gesehen entweder nie existiert hat oder eine Mischung aus Renaissance und dem 19.Jhdt ist.
    Eine wirklich mittelalterliche Gesellschaft und Gedankenwelt wäre zum einen gar nicht so einfach zu schreiben und für den Leser auch nur bedingt nachvollziehbar ohne einen ganzen Zoo voller Erklährbären... ;)

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    Ich habe mich ja mal in einer Kurzgeschichte an sowas versucht, wobei ich durch Mangel an Übung da natürlich nicht allzu gut war, und hab ein Heer beschrieben das auftaucht aber dann nach einer Verhandlung ohne Kampf wieder abzieht. Das wurde fast durchwegs als unrealistisch empfunden. Da man aus der Fantasy nun mal weiß, das zwei Heere, wenn sie aufeinander treffen, logischerweise Kämpfen müssen. Das das in unserer Geschichte nie Standard war, da das nun mal endlose Verluste und Kosten für beide Seiten bedeutete und Verhandlungen logischerweise merklich günstiger waren. Auch sind einem die historischen Kämpfe und Schlachten bekannt, wie oft aber ein Konflikt mehr oder weniger friedlich gelöst wurde findet man erst wenn man etwas tiefer gräbt.
    Das sind aber alles Ernährungen die in einer Kurzgeschichte nichts zu suchen haben ...


    @All:
    Es wäre nett wenn ihr Buchspoiler über das Ende von Büchern in Spoiler-Tags setzen würdet. Nicht alle haben alles gelesen und hier dauernd das Ende von Büchern ohne Warnung um die Ohren geklatscht zu bekommen, finde ich grad nicht so prickelnd...