Beiträge von Rika im Thema „Anfang!?!“

    [...]wenn der Prolog einsam weit ueber der Qualitaet der Geschichte thront und stilistisch ganz anders ist, oder der erste Satz einen brillianten Gedanken ausdrueckt der nie wieder in der Geschichte erreicht wird, dann ist das fatal - ich setze dann typischerweise den Autor wegen 'Etikettenschwindel' auf die 'Never again' Liste.

    So wie ich @Chaos Rising verstehe, würde genau das unter 'konstruiert' fallen.
    Man erschafft einen Prolog/Beginn, der eigentlich gar nicht dem eigenen Stil entspricht und dessen Qualität anschließend nicht gehalten werden kann bzw. gehalten werden will, da sich der Autor auf lange Sicht u.a. gar nicht damit wohlfühlt.

    Auf Wattpad begegnen mir solche Geschichten jedenfalls zuhauf.
    Es ist gerade ein Phänomen, dass ich bei größtenteils jungen bzw. unerfahrenen Schreibern beobachte.
    Und ja, der Grund hierfür kann in der Tat Clickbait sein. Es wird etwas konstruiert, das nur den Zweck erfüllen soll, Leser zu gewinnen.
    An und für sich ist das ja nichts verwerfliches, aber man sollte m.M.n. schon versuchen "natürlich" bzw. wenn schon, dann "konsistent" in seinem Stil zu bleiben.

    Und nun muss ich doch direkt mal das erste kleine Disagree an @Formorian weiterreichen :D
    Anfänge haben mir noch nie Kopfzerbrechen bereitet oder gar Schreibblockaden verursacht. Im Gegenteil bin ich sogar der Meinung, dass man sich gerade zu Beginn einer Geschichte wunderbar austoben kann und man erst in deren weiteren Verlauf, wenn man sich langsam in ein erzählerisches Korsett begibt, auf (erste) Probleme stößt.

    Wir hatten hier mal ein ähnliches Thema, in dem es im speziellen um "den ersten Satz" einer Geschichte ging. Dort drifteten ja bereits die Meinungen sehr weit auseinander. Auch hier bin ich eher bei Chaos, dass für mich der Anfang nur insofern wichtig ist, um zu sehen, ob ich stilistisch einigermaßen damit klar komme und dann natürlich, ob man mir hier etwas interessantes erzählen möchte.
    Wenn ich also, aufgrund Rechtschreibung und Grammatik, bereits in den ersten Zeilen Augenkrebs bekomme und/oder man mir bspw. eine literarische Exkursion in die Welt der Algebra auftischt, verliert mich die Geschichte so oder so, noch bevor ich mich groß darauf einlassen kann.

    Um noch zu den geforderten Beispielen zu kommen:
    Leider habe ich von mir selbst nur zwei Aktuelle zur Hand, die hier gerne diskutiert/zerrissen werden dürfen. Tobt euch aus! ;) (auch wenn es natürlich ohne Kontext etwas doof ist)

    Wie sollte sie ihn nur töten? Den Speer ins Herz, kurz und schmerzlos? Oder sollte sie ihn mit dem Schwert schneiden? Immer und immer wieder. Mit ihm tanzen, bis er irgendwann den Dreck zu seinen Füßen fressen und anschließend krepieren würde?
    (aus dem Schreibwettbewerb)

    Ein Schatten, welcher langsam von einem Licht verzehrt wurde, hatte sich all die Jahre dort niedergelassen, wo sein alter Freund einst immer auf ihn wartete. Der Ort, den er verließ und vergas, als er alt genug war. In Wirklichkeit jedoch war er nie fortgegangen. Wenn auch sie sich auf hunderte Zungen verteilte, von denen einige nichts weiter als Erscheinungen im Nebel darstellten, die Stimme seines Freundes sprach sein ganzes Leben lang zu ihm. Ein Wispern aus der Dunkelheit, an deren Stelle nun das Licht getreten war.
    (aus einer anderen Kurzgeschichte, die noch hier rumliegt)

    LG Rika