Beiträge von Juu-Ka im Thema „Charons Gezeitenflüsse“

    Lieber Charon,

    Nun. Hier bekommen wir eine Geschichte zu lesen, die sich aufgrund der künstlerischen Stilmittel nicht im herkömmlichen Sinne auf Schreibfehler überprüfen lässt (habe diesbezüglich nur ein 'indem' im zweiten Block gefunden, dass 'in dem' lautet muss). Daher gehe ich mal direkt zum Inhalt über und versuche mir einen Reim darauf zu bilden. Oder anders gefragt: Was wird mir hier präsentiert?

    Wir folgen einem namenlosen Menschen auf seinem Weg zu einer Zeremonie, den bereits viele weitere namenlose Menschen vor ihm beschritten haben. Die Spuren sagen uns das deutlich. Wir werden durch die Reaktionen des Waldes darauf hingewiesen, dass sich der namenlose Mensch auf etwas einlässt, dass sich ggf. als Gefahr verstehen lässt oder präziser gesagt: ein Weg ohne Widerkehr. Unser namenloser Mensch scheint aber zu wissen, worauf er sich hier einlässt: "Heute ist die Nacht. Nun ist's soweit" und reagiert mit forschem Unbehagen. Das heißt, er weiß, dass sein Begehr mit einem gewissen Preis einhergeht, ist diesen aber bereit zu zahlen - so macht er zu keinem Zeitpunkt Anstalten auf einen Rückzieher. Er geht voran, zieht durch, was er tut.

    Elemente von Zeremonien setzen ein, wie Tänze, Gesänge und magische Tränke. Zugleich nähert sich ihm der vielfach personifizierte Übergang zwischen Mensch und Tier mit menschlicher Bekleidung und offenem Haar einerseits und Gehörn und Tierfell andererseits. Dieser Mensch-Tier-Übergang tritt näher und geht langsam auf unseren Namenlosen über, mit sehr deutlich unterstrichenen Bildern, wie das langsame Herantasten und die flüchtigen Berührungen der "Übergangstiere", deren Tiermerkmale immer deutlicher hervortreten. Wir bewegen uns im Übergang voran. Die Namenlosigkeit unserer Figur wird immer weiter vorangetrieben, indem sie ihre menschlichen Kleider verliert und die Tiere das menschliche Blut aus seinem Körper fließen lassen. Den Wunsch bzw. den Genuss den unser Namenloser in diesem Übergang verspürt, sehe ich in der Frau mit der lieblichen Stimme symbolisiert, ihren Kuss als eine Besiegelung zur vollkommenen Namenlosigkeit, die ein Tier besitzt. Zum Ende ist unser namenloses Tier einer von vielen, der einfach in der Masse untergeht, nicht mehr im Blick anderer steht oder wie es hier umschrieben wird "er von ihnen". Ein vollendeter Übergang, also etwas neuer Weg, der beginnt.

    Sollte ich die Geschichte völlig falsch verstanden haben, dann lass es mich gerne wissen ^^