Beiträge von Thorsten im Thema „Aus den Wäldern - Die Geschichte von Fjann“

    Das hatte ich wie eine Filmszene im Kopf, in der die Kamera zwischen den Akteuren hin und her springen kann...was mit Worten alleine kaum darzustellen ist...

    Da wollte ich - vor geraumer Zeit - nochwas antworten was ich vergessen hatte.:| Sorry...

    Also - ich finde die Analogie zum Film hier nicht passend, weil - im Film stellt sich die Frage der Erzaehlperspektive (mit der Ausnahme von Art-Filmen) eigentlich nicht, denn - es ist der unsichtbare Dritte im Raum. Der Kameramann. Und was wir sehen folgt dem was er sieht (dass die Kamera eine 1. Person Sicht aus den 'Augen' eines Protagonisten einnimmt kann man machen, wird aber wie gesagt normalerweise nicht gemacht).

    Das Ergenis ist dass man im Text eine Geschichte aus den Augen eines Protagonisten erleben kann und die Szene gefiltert bekommt - wir lernen nicht nur was er wahrnimmt, sondern auch wie er drueber denkt, wir bekommen den inneren Kommentar mit. Im Film hingegen haben wir dieses persoenliche Fenster in einen Protagonisten nicht - die Kamera nimmt jeden Protagonisten mehr oder weniger neutral auf.

    Daher finde ich eine Staerke eines Texts (gegenueber Film) eben diese privilegierte Perspektive aus den Augen einer Person - auf der anderen Seite kann der Film aus der visuellen Wahrnehmung viel mehr auf einmal zeigen als es ein Text kann, und kann eine Bildaesthetik entwickeln.

    Was bei mir passiert wenn die Perspektive so wie bei Dir umherschweift, ist, dass ich den Bezug zur Szene verliere. Ich denke mich beim Lesen gerne in eine Figur um sie dann aus der Perspektive zu erleben, wenn die Perspektive aber uneindeutig ist oder wechselt wird das nicht mehr natuerlich, sondern anstrengend und frustrierend, also lasse ich es und werde zu einem distanzierten Beobachter der Szene - was die Geschichte dann fuer mich deutlich uninteressanter macht, denn das 'in der Geschichte sein und miterleben' ist einer der Hauptgruende warum ich lese.

    Das geht garantiert nicht allen Lesern so - aber fuer mein Leseempfinden sind unklare Perspektiven halt ein no-go - ich wuerde deswegen ein Buch mit einem an sich spannenden Plot zur Seite legen.:(

    Ich finde die Szene recht gelungen und stimmungsvoll, man ahnt als Leser ja schon das Genre-Typische 'das alte Boese kommt wieder' am Horizont, insofern bringt der Abschnitt jetzt keine Ueberraschung, aber das Thema ist gut verarbeitet und liest sich fluessig.

    Was mich (mal wieder) ein bisschen stoert ist dass die Erzaehlperspektive nicht klar ist - wessen Gedanken folgen wir wann?


    „Oh ja, daß wird er. Keine Sorge.“ antwortete er. „Aber er wird noch etwas länger als die eine Nacht brauchen, die du nötig hattest, sich von der Magie des Dorfánh zu erholen.“

    Völlige Verblüffung spiegelte sich bei diesen beiläufig geäußerten Worten auf Fjanns Gesicht.

    Hier verstehe ich den Abstatz der gemacht wird nicht - davor wie danach folgen wir Fjann, und die 'voellige Verblueffung' ist die unmittelbare Folge von dem, was grade vorher geaeussert wird.

    Adhrens Blick fiel abwesend auf den zerhauenen Lederharnisch in der Ecke des Zimmers. Das daran klebende Blut war längst getrocknet, braunrote Flecken auf schwarzem Leder. Aber für Adhren glänzten und schimmerten diese Flecken, als wären sie gerade erst darauf hinabgetropft.

    Hier folgen wir offenbar Adhren's Gedanken...

    Fjanns Blick flog verwundert zwischen beiden Männern hin und her. Während sich sein Vater aus irgend einem Grund mehr und mehr in Rage redete, blieb Elgar gänzlich unbeeindruckt.

    ... aber weiter unten im gleichen Abschnitt folgen wir Fjann's Gedanken. Wuerde ich zumindest optisch durch einen Absatz trennen (okay, ich bin generell ein Fan einer klaren Erzaehlperspektive, ich persoenlich ziehe es vor sowas Kapitelweise getrennt zu sehen...)

    'Vor allem solltest du dich daran erinnern, daß du den Lauf der Welt nicht aufhalten kannst, nur weil du vor ihr wegläufst.'

    Und ein schoener Hinweis auf ein duesteres Geheimnis in der Vergangenheit zum Ende - guter Abschluss!

    Man kann das Böse mit dem Bösen heilen, wenn das Gute sich als stärker erweist, Fjann,

    Ein interessantes Konzept das hier zur Heilung verwendet wird - gefaellt mir gut. Woher der Magier wohl ein Dorfanh hat ?(

    Ich wuerde mir vielleicht ein bisschen mehr Zwiespalt bei Fjann wuenschen - immerhin wird die ganze Szene drauf aufgebaut dass Elgar hier was gefaehrliches tut indem er ein Werkzeug des Boesen handhabt - dafuer ist Fjann eigentlich sehr schnell mit Vertrauen und allem dabei, so ein bisschen ein mulmiges Gefuehl faende ich nicht schlecht...

    Es ist eine alte Wahrheit, daß im Licht eines neuen Morgens die Dinge anders sind als in der Dunkelheit der Nacht.

    Schoener Anfang - aber ich kapier' den Bezug zum Rest nicht... irgendwie sollte das Thema doch dann aufgenommen werden?(

    Wir erfahren also mehr ueber die Bedrohung die die Geschichte durchzieht - Bath und andere seltsame Dinge. Ein schoener Abschnitt - macht neugierig. Weiter so (nur etwas... schneller...)!

    Das ist eine schoene Szene geworden, sehr stimmungsvoll, und ich mag ja so kleine Details wie Gewuerze.

    Nur an einem Punkt muss ich ein bisschen meckern - ich hab' jetzt die ganze Zeit drauf gewartet dass er endlich seine Zaehne in diese Forelle schlaegt, aber... da kommt ein schlecht markierter Zeitsprung, und wir erfahren das erst recht spaet im Abschnitt dass sein Magen rebelliert.

    Mich reissen solche Dinge eigentlich unnoetig aus der Geschichte raus - erstmal muss ich da ein Stueck zuruecklesen um mich wieder zu orientieren wo der Zeitsprung in der Szene eigentlich ist, und dann fuehle ich mich ein bisschen um den 'Aha' Moment betrogen auf den die Szene vorher die ganze Zeit hingearbeitet hatte...

    Gibt's denn einen Grund dass Du das so machst??(

    Okay, dann bin ich jetzt auch auf dem letzten Stand...

    Hm, also beim Zusammentreffen zwischen Fjann und Elgar wechselt die Erzaehlperspektive mehrmals zwischen den beiden hin und her ohne dass das irgendwie besonders klar markiert wird - teilweise innerhalb eines Abschnitts.


    Wie auch immer Fjann sich sein erstes Zusammentreffen mit Elgar vorgestellt hatte

    Wir fangen mit Fjann an und was er sich vorgestellt hatte.

    Als er auf die Lichtung hinaustrat, in deren Mitte das kleine Haus stand, fand er Elgar zu seinem Erstaunen auf der verwitterten Bank davor sitzend, der ihn bereits zu erwarten schien.

    (wir folgen Fjann und seinem Erstaunen)

    Fjann blieb am Waldrand stehen, was Elgar belustigt zur Kenntnis nahm.

    'Da scheint sich jemand wohl nicht sicher zu sein...' dachte er und schmunzelte.

    (und ploetzlich sind wir in Elgar's Kopf der Fjanns Zoegern kommentiert - wer 'er' ist der im letzten Satz denkt ist grammatikalisch gar nicht klar, es kann sich auf jedes Subjekt der Saetze vorher beziehen, man muss also den Kontext verwenden um den Wechsel zu merken und haengt einen Moment mehr daran die Bedeutung aufzunehmen)

    Innerhalb eines Abschnitts ein Wechsel

    Über Elgars Gesicht glitt, für Fjann nicht merklich ein Schatten, während der der einladenden Geste des Zauberers folgte, sich neben ihm auf der Bank niederzulassen.

    (wir sind bei Elgar, denn der Schatten ist fuer Fjann nicht merklich)

    „Jetzt bin ich gespannt darauf zu erfahren, was dich hierher gebracht hat,“ sagte Elgar lächelnd und blickte ihn an.

    Fjann erwiderte den Blick und was er sah, nahm ihm den Rest jeder Furcht.

    (und zurueck in Fjanns Kopf dem die Furcht genommen wird)

    Und wieder.

    Ich mag's persoenlich am liebsten wenn Perspektiven Kapitelweise durchgehalten werden (so schreibe ich normalerweise auch), ich kann damit wenn in einem Kapitel mal nach einem laengeren Abschnitt wechseln, das kann aesthetisch interessant wirken (wie eine Kamerafahrt ueber einen Markt die alle paar Sekunden jemand anderem folgt) wenn's nicht zu uebertrieben eingesetzt ist - aber alle paar Saetze in den Kopf von jemand anderem ist mir persoenlich viel zu unruhig - mir macht das diesen Abschnitt kaputt, weil ich mich gar nicht auf eine Perspektive einlassen kann bevor ich schon wieder rausgekickt werde - ich verbringe mehr Zeit damit zu sortieren wer jetzt was denkt als mich in die Perspektive einzufuehlen.

    Also - ich wuerde Dir empfehlen da weniger Wechsel zu machen... ist manchmal echt mehr.:)

    Die Pflege des Verwundeten hingegen und die Szene mit Relian (wir treffen wieder einen Zwerg?:D) gefaellt mir wieder sehr gut - schon erzaehlt und die Atmosphaere eingefangen.

    Na - wir ahnen schon dass da mal jemand ein beruehmter Kriegsheld war, und Erfahrung im Kampf mit den Bath hat. Und das seine Hilfe gesucht wird - mal sehen was Du uns da noch zu servieren hast!

    Was Margaret Carroux in ihrer Übersetzung von 1981 geritten hat daraus...

    "Oh wehe, wehe!" rief Glóin. Wann wird der Tag unserer Rache kommen? Doch gibt es noch die Drei! Wie steht es mit den Drei Ringen der Elben? Sehr mächtige Ringe, heißt es. Haben die Elbenfürsten sie nicht?"

    (J.R.R.Tolkien, Der Herr der Ringe, Klett-Cotta, 1981)

    ...zu machen, weiß nicht mal Wikipedia.

    Thorsten weiss es - Tolkien war's, der hat viel mit der Uebersetzerin ueber Linguistisches konferiert, einer der Punkt war dass es im (Alt-)Deutschen die Unterscheidung zwischen Elfen (kleinen, bluetenbewohnenden Wesen) und Alben/Elben (menschengrossen Wesen) gibt die er im Englischen nicht so ohne weiteres hatte, und er wollte ueber die Alben schreiben - im Englischen konnte er den Unterschied nicht machen, aber die deutsche Uebersetzung gab das her, also wurde Carroux angewiesen das so zu schreiben.

    (Du kannst davon ausgehen dass alles was Carroux uebersetzt hat mit JRRT abgesprochen wurde - der konnte Deutsch und hat viel mit ihr korrespondiert - darauf ist z.B. auch Kankra als Uebersetzung fuer Shelob (was ja auch nicht so naheliegend ist) zurueckzufuehren).

    ***

    Jo, zu der Geschichte (die ersten drei Abschnitte bisher...) - ein junger Mann der gerne durch den Wald streift, ein alter Magier, ein Mann der angegriffen wird - wo genau hab' ich das vor ein paar Wochen schon mal gelesen ?(:D:D

    Ja - das war irgendwie bei Dir...

    Bisher gefaellt's mir gut - eine schoen getroffene Stimmung, detailreich erzaehlt, liest sich gut und ohne Brueche durch. In Abschnitt zwei wechselst Du die Perspektive, es faengt bei Fjann an und hoert bei Adhren auf (also, gemessen daran wessen Gedanken wir erfahren) - persoenlich mag ich sowas nicht, aber andere Autoren machen sowas auch, insofern das nur als kurze Notiz.