Beiträge von Astrael Xardaban im Thema „Das Reich der Unendlichkeit - Ein Gemeinschafts-Projekt“

    Meine Damen und Herren, sehr geehrte Weltenbastel-Freunde :friends:

    in wenigen Stunden gehen sowohl das Jahr 2020 als auch dieses Projekt zuende. Vielen Dank an jeden Teilnehmer! Insbesondere Aztiluth , Zarkaras Jade , Chaos Rising und Asni bin ich zu Dank verpflichtet, denn ohne euren Input hätte es viele meiner Texte in ihrer jetzigen Form nicht gegeben. :beer:

    Ich hatte es bereits zu Beginn angekündigt, erinnere aber nochmal daran: Wer möchte darf auch nach Ablauf des Monats noch etwas zu diesem Projekt beitragen.

    Ansonsten wünsche ich jedem, der das hier liest, einen guten Rutsch in ein hoffentlich besseres Jahr. Und zum Abschluss lasse ich meinen letzten Text da, der von einem Neujahrsfest handelt. :party2:


    Thema 31. Festlichkeiten

    Vynarian

    Des Königs Blitzgewitter

    In Zeiten des Friedens wird im Königreich Velyatar der Beginn jedes neuen Jahres gefeiert. In Gedenken an die vorherigen Jahre werden stundenlang Feuerwerke über der Burg des Herrschers gezündet. Die Vereinigung der Magier richtet für die gesamte Bevölkerung der Hauptstadt ein großes Festmahl aus und die Novizen bieten eine Show dar, bestehend aus Theaterspiel, Tanz, Gesang und Zauberei. Jede Bäckerei in der riesigen Hauptstadt backt Brote in der Form von Blitzen oder dem Gesicht des einstigen Zaubererkönigs Orishany.

    Manche Fleischer, die auch gleichzeitig zur Magiervereinigung gehören, präsentieren ihre Kunst des Fleischbratens mithilfe von einfacher Blitzmagie. An allen Ecken und Enden der Stadt finden Kämpfe zwischen Magiern statt, bei denen es Preise zu gewinnen gibt. Es treten Anfänger aus allen Schichten der Gesellschaft an und am begehrtesten ist der Gewinn einer Ausbildung in der Magiervereinigung. Alle drei Stunden haben bis zu zehn Teilnehmer nacheinander die Gelegenheit gegen die drei obersten Magier der Vereinigung zu kämpfen. Wer es schafft sie alle nacheinander zu besiegen ohne sich eine Rast zu gönnen, erhält ein hohes Preisgeld, doch in all den Jahren ist es nur einem Mann gelungen. Es war Orishany höchst selbst viele Jahre bevor er der Zaubererkönig wurde.

    Mittlerweile ist Orishany schon lange tot und zu seinen Ehren wird das Fest jedes Jahr mit einer Schweigeminute eingeleitet, gefolgt von einem besonderen Blitzmagie-Feuerwerk der Vereinigung. Das Feuerwerk lässt Blitze am Himmel entstehen, die in den verschiedensten Farbtönen die Errungenschaften des legendärsten aller Zaubererkönige zeigen. Zum Ende der Feierlichkeiten wird diese Prozedur wiederholt und anschließend verkündet die Magiervereinigung, wer die neuen Novizen in diesem Jahr sein werden.

    Thema 30. Konflikte

    Vynarian

    Velyatar und die Magierkriege

    Die großen Magierkriege auf dem Kontinent Ara gingen mal mehr und mal weniger deutlich aus, doch der Sieger war immer das Königreich Velyatar. Insbesondere der Verlauf des zweiten war überaus schwerwiegend. Er ging etwa einhundertelf Jahre und war bis kurz vor dem Ende sehr ausgeglichen. Das Königreich Velyatar war schon immer bekannt für seine Magie, die Blitze herbeirufen und menschliche Geschwindigkeit erhöhen konnte.

    Jahrhunderte nach den Kriegen wurden diese magischen Kräfte vom Zaubererkönig Orishany perfektioniert. Auf der Ostseite des Kontinents gab es neben Velyatar noch viele weitere kleine Königreiche, alle untereinander zerstritten, da jede sich für die Nation mit dem größten magischen Fortschritt hielt. Alle großen Magierkriege und vorallem der zweite wurden geführt, um Macht zu demonstrieren. In den vielen Jahren wurden immer wieder Allianzen gebildet, die schnell wieder zerbrachen. Die meisten von ihnen verbündeten sich gegen Velyatar, da sie, so stolz sie auch waren, wussten, dass es das stärkste Reich war. Am meisten geriet Velyatar in Bedrängnis gegen einen Zusammenschluss der Königreiche Sorinya und Zamarian. Während Magier aus Sorinya darauf spezialisiert waren geistesbeeinflussende Zauber zu wirken, setzten Zamarians hauptsächlich nekromantische Magie ein. Das Spezialgebiet zamarianischer Magier war die Kontrolle von Lebensenergie und Todesenergie und sie konnten beides gleichermaßen auf ihre Diener verteilen. Die Magiervereinigung von Velyatar, die zu diesem Zeitpunkt noch sehr mächtig war und den Rat des Königs stellte, hatte allerhand Probleme die Angriffe von Sorinya und Zamarian abzuwehren.

    Die Magierdivision in der Hauptstadt, die direkt der Vereinigung unterstand, hatte die Verteidigung sehr gut im Griff, sogar gegen die Finstergreife und Schwarzschuppen, die von Sorinya kontrolliert wurden. Währenddessen führte Kommandant Erwinius die siebte Division im Südwesten an und wurde immer und immer wieder zurückgedrängt, was Velyatar beinahe den Sieg gekostet hätte.

    Letztendlich konnten die Versorgungslinien zwischen Sorinya und Zamarian unterbrochen worden und während die Divisionen Zwei bis Sechs die Grenzen verteidigten, konnten die erste und siebte Division einen vernichtenden Ausfall wagen, der das Blatt auf einen Schlag herum riss. Dieser geniale Schachzug wurde erst durch Kommandant Erwinius ermöglicht als er die Hälfte seiner Division opferte, um die feindlichen Truppen in der Nähe von Donnerfels in eine tödliche Falle zu locken. Zwar hatte Erwinius bei Donnerfels erst beinahe die Niederlage Velyatars eingeläutet, doch dann hatte er es mit dieser Meisterleistung wieder gut gemacht. Er ging als meisterhafter Stratege in die Geschichte ein und es wurde ein Buch über ihn verfasst mit dem Titel: "Meister-Stratege Erwinius, das Glück und Unglück von Donnerfels".

    Thema 29. Jugend

    Vynarian

    Verflucht

    Es war dunkel und die drei Buben beobachteten aus dem Dickicht die alte Hütte, die schon seit einer Ewigkeit in diesem Sumpf stand. "Du willst das doch nicht wirklich tun, Jace?", fragte der kleinste Junge und der größte von ihnen antwortete spöttisch:"Ich habe doch gesagt, dass du nicht mitkommen musst. Du bist hier vermutlich sowieso der einzige, der vor diesen erfundenen Geistergeschichten Angst hat. Warum verschwindest du nicht einfach wieder, Derrick?" Derrick schwieg und Jace wandte seinen Blick von ihm ab, wieder zurück zur Hütte. Kane, der dritte Junge, saß auf einer großen Wurzel hinter den beiden, grinste und flüsterte belustigt:"Wie lange sollen wir noch warten? Wenn ihr zwei weiter labert und wir nicht vor Mitternacht in der Hütte sind, dann haben wir die Wette verloren." Jace zeigte auf ein Fenster im oberen Stockwerk, das schwach erleuchtet war und wandte ein:

    "Ich wollte schon längst rein, aber ich hab das Gefühl oben ist jemand." Kane nahm sein Messer aus der Gürteltasche, aktivierte sein magisches Monokel und erwiderte:"Hier lebt niemand, und selbst wenn es so wäre, was sollte uns ein Mensch schon antun? Wir sind bestens ausgerüstet. Sollte es sich um einen Geist handeln, werden wir ihn mit meiner Magie rechtzeitig entdecken." Derrick zitterte vor Angst und konnte sich kaum auf den Beinen halten. Die Geistergeschichten bereiteten ihm große Sorgen.

    Als das Kerzenlicht erloschen war, schlichen sich die drei Jungs näher an die Hütte heran. In etwa einer halben Stunde war Mitternacht und die Gelegenheit war schon fast zu optimal. Die Tür stand offen, als hätte man die drei Kinder erwartet. Derrick, dem sowieso nicht wohl war bei der Sache, hatte einen schockierten Gesichtsausdruck als Jace bemerkte:"Als wir eben noch im Gebüsch diskutiert haben, war die Tür geschlossen."

    Kane ging langsamen Schrittes hinein und sah sich mit der Magie seines Monokels um. Überall lag Staub herum und hier schien definitiv seit langer Zeit niemand mehr gewesen zu sein. Jace warf einen Blick hinter die Tür an der linken Seite und fand einen kleinen Raum, der wohl mal als Speisekammer diente. Währenddessen befand sich Kane noch im ersten Raum, der spärlich eingerichtet war. Er sah sich in aller Ruhe die vielen Bücher an, die in einem der Regale standen. Die Tür zur Speisekammer quietschte leise als Jace heraus kam, Kane drehte sich zu ihm um und fragte:"Was war das für ein Geräusch? Ich glaube ich habe von oben eine Stimme gehört."

    Daraufhin meinte Jace, sichtlich genervt:"Hör auf mit dem Unsinn. Meinst du ernsthaft, du könntest mir mit sowas Angst machen?" Kane betrachtete stumm die Treppe und Jace ergänzte:"Wo ist eigentlich Derrick? Komisch, dass mir seine Abwesenheit noch nicht aufgefallen ist, dabei war es doch plötzlich so still ohne sein Gejammer." Kane zuckte mit dem Schultern und sprach, ohne seinen Blick von der Treppe abzuwenden:"Vermutlich hatte er doch zu viel Angst und ist weggerannt. Hörst du wirklich nicht dieses seltsame Flüstern? Ich kann keine genauen Worte verstehen, aber es scheint von oben zu kommen." Jace ging zu ihm herüber, packte ihn wütend am Kragen und sagte:"Nimm doch dein Messer, geh hinauf und sieh nach, aber hör gefälligst auf mich zu nerven. Geister sind unlogisch, das dürftest du wissen." Kane riss sich los und trottete murmelnd die Treppe hinauf:"Was ist bei all der Magie in unserer Welt schon unlogisch, du Arschloch." Wenige Minuten waren vergangen und plötzlich lief es Jace kalt den Rücken herunter, während er den restlichen Raum durchsuchte. Er hörte etwas von oben, eine leise Stimme, kaum wahrzunehmen. "Wenn ich da jetzt hoch gehe und Kane veralbert mich nur, dann mach ich Hackfleisch aus ihm.", schoss es Jace durch den Kopf.

    Langsam und vorsichtig ging Jace die Treppe hinauf. Angstschweiß lief ihm den Nacken herunter und sein Gesicht wurde kreidebleich als er ihm oberen Zimmer einen vollständig leeren Raum fand. Nirgendwo war Kane zu sehen und die Stimme wurde lauter, je näher Jace dem Ende der Treppe kam. Es war die Stimme einer jungen Frau, die die alte Geschichte erzählte, vom König der das Blut seines Volkes trank. Mittlerweile hatte Jace sein eigenes Messer in der Hand und betrat achtsam das leere Zimmer. Plötzlich wurde es völlig still. Ein kalter Lufzug ging an seinem Rücken vorbei und gerade als Jace sich panisch umdrehen wollte, wurde ihm Schwarz vor Augen. Er verlor das Bewusstsein. Ein leises, affektiertes Lachen hallte durch die Hütte und eine unergründliche Magie hüllte sie ihn eisige Kälte. Die Geister hatten diesen Ort fest im Griff und immer mal wieder gab es Menschen in den naheliegenden Landen, die das nicht begreifen konnten. Es entzog sich ihrem Verstand, doch das minderte ihre Neugier nicht. Dafür erhielten sie nun ihre Strafe und irgendwann würde es wieder so sein.

    Am nächsten Tag war die Hütte verschwunden, keines der Kinder kehrte je nachhause zurück. Irgendwann würde das Unbekannte neue Beute anlocken, an einem anderen Ort. So war es und wird es immer sein.

    Thema 28. Geächtet

    Vynarian

    Geister der Vergangenheit

    Es war einsam im sumpfigen Gelände außerhalb von Sorinya. Niemand beachtete mich, den bösen Totenbeschwörer. Ich scheiterte nun mal in meinem Vorhaben, die Seele meiner Schwester zu retten. Dass mein Versagen untote Wesen heraufbeschwören würde, hätte ich unmöglich vorhersehen können. Nun geben mir jedoch alle die Schuld daran und setzen mich sogar mit dem schrecklichen alten König Viktor Smirnow gleich. Ich hatte wohl Glück, dass man mich nur verbannt und nicht hingerichtet hat. Im Gegensatz zum gemeinen Volk hatte das hohe Gericht Verständnis für mein Missgeschick. Vor einigen Jahren trauten sich manche Jäger noch in den Sumpf, um seltene Tiere zu jagen, doch mittlerweile erfuhren sie davon, dass ich dieses Gebiet als mein Exil auserkoren hatte. Es hieß, dass der verrückte alte König von Sorinya einst in dieser sumpfigen Gegend verstorben sein soll, sofern man das so nennen konnte. Angeblich wandelten die Geister seiner Gefolgschaft hier herum, doch noch nie sah ich einen. Zu Viktor Smirnows Zeit war das Land marode, geplagt von Seuchen und jeder, der kein loyaler Diener des Königs war, wurde arm und verhungerte. Geschichten gingen in der gemeinen Bevölkerung herum, dass der wahnsinnige König ein Festmahl nach dem anderen abhielt für seine Gefolgschaft.

    In den darauffolgenden Jahren regierten die Barone das Land nur noch aus den Schatten heraus. Lebendige Leichname streiften durch das Land, begleitet von einem bedrohlichen Nebel. Jeder, der versuchte sich gegen diese grausame Herrschaft aufzulehnen, wurde gnadenlos aus dem Verkehr gezogen. Hinter den Vorhängen ihrer prachtvollen Anwesen tranken die Adeligen das Blut ihrer Opfer, so sagte man. Es war eine grauenvolle Zeit und scheinbar erinnerten meine versehentlichen Taten das Volk an diesen Wahnsinn.

    Wie der König seine nekromantische Magie erwecken konnte bleibt bis heute ebenso sehr ein Geheimnis, wie die Umstände seines Untergangs.

    Thema 27. Heiligtümer

    Vynarian

    Das Geheimnis von Gor Dranar

    Langsam schritt Escalan die Stufen hinab, in einer Hand die Laterne. In seiner anderen Hand hielt er die schwarze Klinge seines Vorfahren, mit dem er einst einen Pakt schloß. Die Laterne spendete weniger Licht als üblich, Magie schien es zurückzudrängen. Die Stufen endeten und Escalan fand sich am Anfang einer breiten Halle wieder, die nach knappen zwei Metern bereits von der Dunkelheit verschluckt wurde. "Was ist dein Begehr?", fragte eine unheilschwangere Stimme aus der Schwärze vor ihm. "Ich verlange ein Gespräch mit den Dienern der Finsternis. Das Blut der Drachen berechtigt mich dazu.", erwiderte Escalan und ging entschlossen ein paar Schritte voran. Für einen kurzen Moment war ein leises Zischen zu vernehmen, anschließend befahl die Stimme, die nun ein wenig tiefer klang und aus größerer Entfernung heran hallte:"Sprich!" Escalan reagierte nicht darauf und schritt weiter vorwärts.

    Durch einen steinernen Torbogen hindurch betrat Escalan das Heiligtum des alten Tempels. Am Ende des Raumes führten Treppenstufen zu einem zackigen Thron aus Kristallen, Eis und Andraz hinauf. Dort saß einer der lebendigen Leichname, von denen Escalan bereits gelesen hatte und die selbe Stimme wie zuvor hallte durch den Raum:"Ich bin Dorgan, Lich-König von Gor Dranar, dem letzten Überrest unserer einst so stolzen Föderation. Ich bin der Einzige, den du hier noch antreffen kannst, denn die anderen sind Vergangenheit."

    Escalan ging auf den Thron zu, das Schwert fest im Griff und antwortete:"Du magst jetzt der Lich-König sein, doch dem Bund meiner Vorfahren gehörtest du nie an. So gleich wirst du vernichtet, du unwürdiger Hochstapler."

    Nach einem kurzen Kampf sank Dorgan zu Boden und während seine Seele ihm entwich, stieß Escalan seine Überreste die kleine Treppe herunter.

    Er setzte sich auf den Thron, der zuvor noch von diesem Betrüger besetzt war und ließ das Heiligtum auf sich wirken. "Dies ist mein Begehr.", sprach Escalan und nahm die astralen Energien des Throns in sich auf. Nun hatte er auch diese Magie für sich beansprucht und der Weg war nicht mehr weit.

    Thema 26. Sprache

    Vynarian

    Das Flüstern aus den Tiefen

    Escalan war schon lange auf der Suche nach den Ruinen von Gor Dranar, einer uralten Stadt seiner Vorfahren im frostigen Norden. Sie wollten sich mit der Macht von Dahamáraz, dem damaligen Reich der Magier, messen und ihr unstillbarer Hunger danach jedem überlegen zu sein trieb sie zu einem Bündnis mit dem Abyss. Ein großer Teil der Stadt soll dereinst im Meer versunken sein, doch einer der Tempel hat den Untergang vielleicht überstanden, zumindest hoffte Escalan es. Er stapfte selbstsicheren Schrittes durch den Schnee und ließ den Blick über die weiße, eiskalte Landschaft gleiten bis er schließlich die Strukturen einiger Gebäude am Rande einer Klippe entdeckte.

    Escalan betrat das kleine Foyer eines Gebäudes, dessen restliche Strukturen wohl einst einstürzten als der Erdboden im Meer versank. Scheinbar war nur noch dieser Raum vollständig intakt, denn alle Nebentrakte der Tempelanlage waren durch Geröll unzugänglich. Alle Wände waren bemalt mit Schriftzeichen verschiedenster Art und Sprache, die teilweise nicht einmal Sinn ergaben. Unter ihnen waren vereinzelt Runen alter dämonischer Magie, die im Licht von Escalans Laterne glühten. Sie waren kreuz und quer zwischen den anderen Schriftzeichen und schienen ein Puzzle zu sein. Nur die richtige Zusammensetzung der einzelnen Phrasen würde die Magie freigeben, die sich laut den Aufzeichnungen des Zaubererkönigs hier befinden sollte.

    Es fiel Escalan, dem weitgereisten Drachenblütigen, nicht schwer die richtige Reihenfolge herauszufinden, denn mit dämonischer Sprache hatte er sich bereits während seiner Magierausbildung eingehend beschäftigt.

    Als die Stimme aus Escalans Innerem den Zauberspruch, den diese Symbole darstellten, in der korrekten Reihenfolge aufsagte, tat sich ein Spalt im Boden auf und offenbarte eine massive Steintreppe. Er ging hinunter und wurde von der Dunkelheit verschluckt.


    Sooo... Thema 25 hab ich leider über die Feiertage nicht gebacken gekriegt. Wenn mir etwas in den Sinn kommt, dann poste ich es im Nachhinein noch.

    Thema 24. Traditionen

    Vynarian

    Erbe

    Es war der Tag der Wintersonnenwende. Orlaxan, der älteste Zauberer der arkanen Ordnung, stapfte schnaufend durch den hohen Schnee in Richtung einer kleinen Hütte am Dorfrand. Lange hatte er keine Vision mehr, die ihm einen Auserwählten zeigte, doch dieses Jahr sah er jemanden und machte sich sofort auf den Weg. Es war ein kleiner Junge, erst vor wenigen Tagen geboren und seine Kräfte waren noch versiegelt. Er trug das Blut eines himmlischen Wesen und eines Sturmtitanen in sich und könnte eines Tages das Erbe des Zaubererkönigs antreten, der vor langer Zeit verstorben war. Die Eltern warteten bereits auf Orlaxan und mit gebeugtem Haupt trat er in die bescheidene kleine Hütte ein, um ein Prophezeiungsritual abzuhalten. Als er die mystischen alten Worte in der arkanen Sprache aufsagte, während das Neugeborene friedlich schlummerte, entflammte eine Kerze nach der anderen, die in einem kreisförmigen Ritualsymbol platziert waren. Das grüne Leuchten des Symbols zeigte, dass die spirituellen Kräfte, die im Inneren des Kindes schlummerten, eines Tages große Ausmaße annehmen würden. Das Amulett, das Orlaxan dem Kind umgehängte, strahlte in hellem Rot, denn die Freisetzung seines Potenzials war beinahe abgeschlossen.

    Die Hälfte der Kerzen brannte mit hellblauer Flamme, die Farbe der Sturmtitanen. Die Flammen der restlichen Kerzen waren golden, was auf die Abstammung von himmlischen Wesen hindeutete.

    Orlaxan wusste, es würde schwer werden das Kind vor den vielen manipulativen Individuen der arkanen Ordnung zu beschützen. Aus diesem Grund ließ er eine Kerze unentzündet in seiner Manteltasche. Sie hätte zeigen können, ob das Kind eines Tages das Erbe des Zaubererkönigs antreten würde. So jemand würde nicht in Orlaxans Obhut gegeben werden, sondern der hohe Rat würde sich seiner annehmen.

    Das konnte er nicht zulassen, denn das Schicksal hatte ihm einen Lehrling versprochen, der als Held in die Geschichte eingehen würde.

    Thema 23. Musik


    Vynarian

    Der Rattenfänger von Schwarzenfels (Eine alte Sage nacherzählt von Maria Vikara, einer Gouvernante des Hauses Goldenthal von Goldwasser)

    Es war ruhig in der Stadt, eine Rattenplage hatte sie fest im Griff. Alles, was den Tieren in die Quere kam, wurde aufgefressen. In den leeren Straßen konnte man leise hören wie jemand auf einer Flöte spielte. Es war der junge Mann Karavity, ein reisender Zauberer, der dem Bürgermeister Schwarzenfels' versprochen hatte sich um die Ratten zu kümmern. Seine Kleidung war sehr bunt und er trug einen dunkelbraunen Fedora, den er tief ins Gesicht gezogen hatte. Man hatte diesem Mann, der sich selbst als Rattenfänger bezeichnete, einen hohen Geldbetrag für seine Dienste geboten und er machte sich sogleich an die Arbeit. Die vielen Ratten waren von seinem Flötenspiel wie bezaubert und wurden nicht nur angelockt, sondern folgten Karavity sogar durch die ganze Stadt. Als er irgendwann alle Ratten eingesammelt hatte, führte er sie mit seinem magischen Lied hinunter zum Fluss, in dem eine jedwede ertrank.

    Karavity kehrte zurück nach Schwarzenfels, um seinen Lohn abzuholen, doch der knauserige Bürgermeister verweigerte ihm diesen. Der junge Zauberer war zornig und verkündete, die Stadt würde es in Kürze bereuen ihn hintergangen zu haben. Karavity zog davon und drohte mit seiner baldigen Wiederkehr.

    Es dauert nur wenige Wochen bis der Rattenfänger zurückkehrte, doch dieses Mal kleidete er sich wie ein Jäger, um unerkannt zu bleiben. Erneut zog er seine Flöte aus der Manteltasche und begann jene wunderschöne Melodie, die der Stadt einst dienlich war, abermals zu spielen. Doch diesmal nützte sie einem anderen Zweck und statt Ratten kamen nun Jungen und Mädchen aus den Häusern heraus. In Scharen folgten Karavity alle Kinder der Stadt und er führte sie hinaus. Er brachte sie zu einem nahen Berg, wo sie gemeinsam für immer verschwanden. Nur ein Kind konnte dem Rattenfänger entkommen. Es wurde taubstumm und blind und war nicht mehr in der Lage von dem Geschehnis zu erzählen und den Weg zu zeigen. Mütter, Väter, Großeltern, Tanten und Onkel trauerten sehr um ihre verlorenen Kinder. Bis heute wird jene Straße, durch die die Kinder mit dem Rattenfänger zogen "stille Straße" genannt. Niemals wieder durfte seither dort Musik gespielt werden, egal um welchen Anlass es sich handelte.


    Hab einfach mal aufgrund von Ideenlosigkeit eine bekannte Sage geklaut und adaptiert :hmm:

    Ja gut, hab ich gesagt, dass ich heute ziemlich faul war? Ja gut, das hab ich :rolleyes:

    Thema 22. Magie

    Vynarian

    Magie: Ihre Herkunft, Anwendung und Wirker

    Magie ist eine farblose Energie, die das gesamte Universum umgibt. Sie ist sehr mächtig und zu viel magische Energie könnte weite Teile Vynarians vernichten. Um das zu verhindern gibt es zwischen dem Universum und der magischen Energie ein sehr standhaftes, unsichtbares Netz, das die Magie nur in kleinen Mengen durch lässt. Magische Energie dringt nicht von alleine in das Universum ein, sondern wird von einem Lebewesen, einem Gegenstand oder einem Ort angezogen. Hierfür muss viel Konzentration und Feingefühl verwendet werden. Für Lebewesen ist es körperlich sehr anstrengend, da sie ihre eigene Lebensenergie mit der magischen Energie verbinden müssen, was nur begrenzt möglich ist ohne physische oder geistige Schäden zu erleiden. Nicht jedes Lebewesen ist dazu in der Lage diese Energieverbindung einzugehen, da manchen die nötige geistige Stärke fehlt.

    Manch einer wird bereits mit der nötigen geistigen Stärke geboren, weil er von hochmagischen Wesen abstammt oder seine Blutlinie anderweitig von mächtiger Magie beeinflusst wurde. Wesen denen die Natur heilig ist, schließen einen besonderen Bund mit ihr, beispielsweise an einem Ort, an dem ein uralter menschenähnlicher Baum steht. Sie verschreiben sich dem Schutz und dem Erhalt der Natur und erlangen so die nötige Kraft um Magie zu wirken. Dann gibt es noch Individuen, die einen Pakt eingehen oder sich dem Vorhaben eines anderen Wesen verschreiben und von diesem in einen Zustand geistiger Klarheit versetzt werden, der die nötige Stärke mit sich bringt. Zu guter Letzt kommt es auch vor, dass jemand die Formen magischer Energie sein Leben lang studiert und es ohne jegliche äußere Einflüsse schafft, sie zu manifestieren und zu fokussieren. Allein ihre gewaltige Willenskraft ist dafür ausreichend, allerdings kommen solche Wesen nicht ganz so häufig vor wie andere.

    Durch die magische Energie des Universums sind Lebewesen dazu in der Lage Feuer, Wasser, Erde, Luft und diverse untergeordnete Elemente zu beherrschen. Teleportation, Unsichtbarkeit und Geschwindigkeitsveränderung sind ebenfalls Anwendungsmöglichkeiten der Magie, aber auch teilweise oder vollständige Verwandlung in Tiere und magische Monster. Auch Heilung verschiedener Intensitätsstufen und diverse Schutzzauber sind weit verbreitet. Indem man dem natürlichen Magiestrom entgegenwirkt ist es auch möglich die Wirkung feindlicher Zaubersprüche aufzuheben oder umzukehren. Manch ein Zauberkundiger ist in der Lage Wesen aus anderen Dimensionen zu beschwören oder die Sinne seiner Konkurrenten zu beeinflussen, beispielsweise mit Illusionen oder Bezauberungen. Letztere sind dazu in der Lage Lebewesen den freien Willen für eine gewisse Zeit zu rauben und sie teilweise zu kontrollieren.

    Thema 21. Bösewichte

    Vynarian

    Talynara, die scharlachrote Königin

    "Hört auf mich mit so etwas zu belästigen. Informiert den Rat über sein Ableben und stört mich gefälligst nicht.", befahl Talynara, auf dem Thron sitzend, der vor kurzer Zeit noch ihrem Vater gehörte. "Sehr wohl, eure Hoheit", erwiderte der junge Mann, der die Botschaft vom Tod des Zaubererkönigs überbrachte, kleinlaut und entfernte sich aus dem Saal. Wenige Sekunden später, Talynara ließ sich gerade von einem Diener mit Trauben füttern, marschierte ein Kommandant der Armee hinein. Er setzte seinen Helm ab und kniete am Fuß der Treppe, die zum Thron führte, nieder. Sein graues Haar und sein Kinnbart sahen gepflegt aus und sein Gesicht wies viele altersbedingte Falten auf. "Eure Hoheit", begann der Mann zu sprechen, doch die Königin würgte ihn sofort ab mit den Worten:"Schweigt! Ihr werdet reden, wenn ich es sage und zu keinem anderen Zeitpunkt." Der Mann nickte und Talynara fuhr fort:"Erhebt euch, Sir Kastor." Mit eiskaltem Blick schaute sie Kastor, den Kommandanten der königlichen Armee, verächtlich an, während dieser sich erhob. Während Talynara ihre Diener anwies ihr mehr Gebäck zu holen, trat Kastor ungeduldig mit einem Fuß auf der Stelle. Schweiß lief ihm die Wange herunter und verzweifelt schluckte er, um den Kloß in seinem Hals loszuwerden. Er hatte Angst, berechtigt.

    Talynara starrte ihn an und ihr unmenschlich kalter Blick brannte sich in seine Seele. "Was gibt es Neues, Sir? Sprecht!", richtete sie ihre Frage desinteressiert an Kastor und dieser antwortete prompt:"Die dritte Einheit der Magierdivision von Karadan ist heute morgen ausgerückt und wird Sorinya vorraussichtlich in vierzehn Tagen erreichen."

    "Das war alles?", fragte Talynara und Kastor nickte zögernd. Sie fuhr fort:"Wie ihr wisst, hielt mein Vater viel von euch. Seine Zeit ist mittlerweile vorbei und meine Berater und ich sind zu dem Entschluss gekommen, dass es Zeit wird für frischen Wind in der Armee." Kastor schaute sie verängstigt und mit großer Verwirrung an. Talynara aß ein Stück Fleisch von einem Teller, den ein Diener ihr reichte und verkündete anschließend:"Sir Kastor von Steinfurt, ihr seid mit sofortiger Wirkung von eurer Position als Kommandant der königlichen Armee befreit. Euer Dienst in der Armee hat damit nach fünfundvierzig Jahren endlich ein Ende und ihr könnt euren Lebensabend genießen. Gebt bitte euren Ring ab, auf dass er den Finger des nächsten Kommandanten schmücken kann." Kastor, zitternd vor Angst und Wut, tat wie ihm geheißen, drehte sich um und begann den Saal zu verlassen. Hinter ihm hörte er Talynara zwei mal klatschen und ihre eiskalte, arrogante Stimme hallte durch den Raum:"Wache! Führt ihn ab." Kastor versuchte sich zur Wehr zu setzen, doch die Wachmänner packten ihn und schleiften ihn hinaus, in Richtung des Kerkers.

    Talynara ging ungeduldig im Versammlungsraum des Rates auf und ab. Der Zorn darüber, dass man sie warten ließ, stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. Fürst Ethan Hart, der die Abteilung für technische Entwicklung magischer Erzeugnisse leitete, ignorierte die Königin und nippte gelassen an seinem Tee. Talynara blieb stehen, dreht sich zornig um und schlug mit den Händen auf den Tisch. Ethan würdigte sie keines Blickes, woraufhin die Königin die Stimme erhob:"Seit dem Tag an dem mein Vater verstarb und seine Projekte gefunden wurden, arbeitet der Rat und insbesondere Sie an den Plänen für die endgültige Variante des Hazar. Ich verlange Ergebnisse, Ethan. Wo bleibt ihr Forschungsteam mit den neuesten Testresultaten? Meine Geduld neigt sich dem Ende zu." Ethan trank den letzten Schluck aus seiner Tasse und erhob sich. Im gleichen Moment kamen einige Männer in der Uniform der technischen Entwicklungsabteilung herein, mit haufenweise Papierkram und Ethan sagte stoisch:"Ihr kommt wie gerufen, meine sehr geehrten Mitarbeiter. Unsere holde Königin hat soeben nach euch verlangt. Ich gehe davon aus, ihr habt gute Neuigkeiten? Lasst sie uns bitte sehen." Einer der uniformierten Männer reichte Ethan die Papiere herüber, während sein Nebenmann zwei mal in die Hände klatschte. Anschließend brachten drei andere Männer ein seltsames Gerät und einen jungen Mann in Handschellen herein.

    "Das sieht sehr vielversprechend aus. Scheinbar haben sie die Risiken drastisch minimieren können." erwähnte Ethan, während er die Papiere durchsah. "Wir sollten keine Zeit verlieren. Führt es mir vor. Na los!", befahl Königin Talynara und Ethan nickte dem Teamleiter bestätigend zu. Einer der Forscher nahm eine Art Nadel, die mit einem teilweise sternförmigen Gebilde verbunden war und stach sie dem geknebelten Testsubjekt in den Arm. Leise war ein gedämpfte Schrei zu vernehmen und während ihm ein magischer Energiestrang injiziert wurde, begann der Mann am ganzen Körper zu zittern. Irritiert warf Ethan einen erneuten Blick auf die Notizen seiner Forscher.

    "Was ist da los? Waren ihre vorherigen Erkenntnisse nicht, dass es deutlich schneller gehen müsste? Wieso hat sein Körper die Energie noch nicht umgewandelt?" fragte Talynara unbeherrscht.

    "Beruhigen sie sich, hochgeschätzte Königin.", erwiderte Ethan und wandte sich anschließend flüsternd an den Teamleiter mit den Worten:

    "Unternehmen sie etwas, sonst wird die Königin ihnen den Kopf abreißen lassen. Drosseln sie die Zufuhr auf neunundsechzig Prozent und stellen sie die Anpassung des Geräts auf Alpha Vier Komma Eins Drei." Das Team tat was von ihnen verlangt wurde, doch es zeigte keine positive Wirkung beim Testsubjekt. Im Gegenteil, er kollabierte und sank zu Boden.

    Am nächsten Morgen hang jedes einzelne Mitglied der Forscher am Galgen und Ethan musste der Königin versprechen, dass das nächste Team mehr Erfolg haben würde. Und das waren nur einige kleine Beispiele von Talynaras Grausamkeit während ihrer kurzen Regentschaft.

    In unserer heutigen Zeit befindet sich das Königreich Velyatar in den Domänen des Schreckens, durch dichten Nebel abgetrennt vom restlichen Universum. Talynara, die scharlachrote Königin wurde von dunklen Mächten, den sinistren Wächtern des Jenseits, dazu verdammt die Ewigkeit an diesem Ort zu verbringen. Es ist ihr Schicksal ihr eigenes Gefängnis zu regieren, so wie es das Schicksal eines jeden verdorbenen Wesen ist.

    Thema 20. Festmahl

    Vynarian

    Der Segen der schwarzen Faust

    Nach dem Zusammenbruch des Königreichs Velyatar, ernannte sich Graf Viktor Smirnow zum König von Sorinya, einem Gebiet weit im Süden des Landes. Er gründete den Stadtstaat Sorinya östlich von Dandrishafen und setzte die niederen Adeligen seiner einstigen Provinz als Barone für die umliegenden Ländereien ein. Die ersten Jahre seiner Regentschaft verliefen gut, doch immer mehr seiner Bevölkerung verlor das Vertrauen in ihn. Seine Entscheidungen zur Verteidigung des Reiches, standen in heftiger Kritik seiner Generäle und Recht und Ordnung im Landesinneren vermochte er kaum aufrechtzuerhalten. Bald schon verarmte Sorinya immer mehr und weite Teile der äußeren Ländereien wurden durch Hungertode entvölkert. Derweil sammelte der König Unmengen von Gold, Juwelen und anderen wertvollen Kram an und irgendwann begann sich das Volk gegen ihn aufzulehnen.

    Viktor versuchte mit allen Mitteln seine Herrschaft aufrecht zu erhalten und schreckte vor nichts zurück. Er ließ allen hochrangingen Kommandanten seiner Armee viel Geld zu kommen, um sich ihre Treue zu sichern und auch die Barone bekamen einiges für ihre Loyalität geboten. Den Baronen wurden viele Soldaten zur Verfügung gestellt und sie begannen damit, die vielen Proteste im Land mit Gewalt auszumerzen. Im Laufe der nächsten Jahre zog sich König Viktor Smirnow immer mehr zurück und war kaum noch in der Öffentlichkeit zu sehen, bis er sich letztendlich gar nicht mehr zeigte. Es hieß er habe völlig den Verstand verloren, der von seiner Gier und seinem Hass auf alle, die anders waren als er, bereits total vernebelt war.

    Eines Tages gab Viktor ein umfangreiches Fest, einschließlich Bankett für seine treuesten Diener. Die hochrangigsten Männer seiner Armee und die Barone der umliegenden Ländereien waren eingeladen und sie alle erschienen, neugierig auf den Zustand ihres Königs. Das Fest dauerte einige Tage und alle Gäste schlugen sich den Bauch voll mit den erlesensten Köstlichkeiten aus aller Welt. Viktor hatte wahrlich keine Kosten und Mühen gescheut um seinen loyalsten Männern nur das Beste zu bieten. Und sie sollten noch einiges mehr erhalten. Schon während der gesamten Feier hatte sich Viktor nicht blicken lassen und die Gäste begannen sich Sorgen zu machen. Einige wollten sogar bereits gehen, weil sie sich von ihrem König verhöhnt fühlten, doch dann erschien eine Gestalt auf dem Balkon innerhalb der Festhalle, im Halbdunkeln kaum zu erkennen.

    Unterhalb des Balkons wurde ein Banner ausgerollt und im schwachen Schein der Kerzen war eine schwarze Faust auf blutrotem Grund zu erkennen.

    Wie bezaubert starrten die Gäste zu jener Gestalt hinauf, die einige unheimliche Worte von sich gab, in einer Sprache, die niemand verstand. Während einige Gäste unter starken Schmerzen zu Boden gingen, sahen sich die anderen im Saal um. Sie erkannten, dass sie Illusionen erlegen waren, denn der bisher farbenfroh gestaltete Saal erschien nun zu weiten Teilen in Düsternis und das schwache Kerzenlicht sorgte für ein beklemmendes Ambiente.

    Als die Blicke der Gäste auf die Tische fielen, an denen sie zuvor speisten, stellten sie fest, dass das Essen, welches sie für Köstlichkeiten ferner Länder hielten,überwiegend aus Fleisch bestand, das hauptsächlich roh war und beängstigend menschlich wirkte. Einer der Barone nahm zitternd sein Weinglas zur Hand und Schweiß lief ihm das Gesicht herunter als er daran nippte. Es war eindeutig Blut, dass ihm da in die Kehle floß. Er erstarrte, das Glas fiel aus seiner Hand und zerschellte auf dem Boden, doch das Geräusch wurde von der schauerlichen Magie, die in der Luft lag, gedämpft. Vom Balkon aus war leise ein abscheuliches Lachen zu vernehmen, die Gestalt schwebte herab und ihr Mantel flatterte in einem plötzlichen Windstoß, der die Fenster aufstieß. Im Kerzenschein konnte man das Gesicht des Königs erkennen, jedoch stark verändert.

    Seine Haut hatte einen hellen Grauton, seine Augen waren pechschwarz und man hatte das Gefühl, sie würden jeden

    Beobachter direkt in seine finstere Seele blicken lassen. Die Generäle, Ritter und Barone, die vorher zu Boden gegangen waren, erhoben sich mit unnatürlichen Bewegungen und gaben tiefe stöhnende Geräusche von sich, während ihr ganzer Körper knackte. In ihren Gesichtern waren die gleichen dunklen Augen zu erkennen und Blut lief aus ihren leicht geöffneten Mündern, in denen spitze Zähne zu sehen waren.

    König Viktor ging durch die Reihen und murmelte immer wieder einen unheilvollen Namen, der mittlerweile in Vergessenheit geriet. Alle seine treuen Diener stimmten Lobeshymnen für ihren Herren an und preisten ihren neuen Gott. Noch Tage später war ein unheimlicher Gesang zu hören, der aus dem Schloss drang.

    Und so gingen der König und seine treuesten Diener in die Geschichte ein, als "Die schwarze Faust von Sorinya". Noch heute gibt es in dieser Gegend einen Kult zu ihren Ehren, der regelmäßig kannibalische Feste veranstaltet, die alle Bewohner in Angst und Schrecken versetzen.

    Thema 19. Armut

    Vynarian

    Das violette Juwel

    Einst lebte die adelige Dame Ludmilla in der Stadt Gondrolym, in einem prunkvollen Anwesen am Meer. Sie war überaus attraktiv und so reich, dass sie sich die schönsten Kleider kaufen konnte. Am liebsten waren ihr violette Farben und entsprechend sah auch der Großteil ihrer Garderobe aus. Alle Bewohner in der Umgebung schmachteten nach ihr und vergötterten sie für ihre Schönheit. Sie war arrogant, überheblich und gierig, was vielen gar nicht bewusst war, weil sie von ihrem Aussehen wie geblendet waren. Egal wie viele luxuriöse Sachen sie von ihren Dienern kaufen ließ, sie wollte immer mehr und war nie zufrieden.

    Eines Abends klopfte jemand an Ludmillas Haustür und ein Diener berichtete ihr, dass ein kleines Mädchen um etwas zum Trinken und eine Unterkunft gebeten hat. Ludmilla kümmerte sich höchst selbst darum. Sie empfing das kleine Mädchen an der Tür und es sprach:"Ich bin ein armes Kind ohne Eltern und ohne Heim. Ich bitte euch, werte Dame, gebt mir bitte etwas zum Trinken und eine Unterkunft für die Nacht. Ich verspreche euch, es soll euer Schaden nicht sein. Im Gegenzug werde ich euch einen Wunsch erfüllen."

    "Es tut mir leid, aber eine Unterkunft kann ich dir nicht gewähren, schließlich kann ich nicht einfach irgendjemanden in mein Haus lassen. Doch du sollst ein Glas Wasser bekommen", sprach Ludmilla mit kaltherzigem Ausdruck in der Stimme und wies einen Diener an, das Wasser zu bringen. Ludmilla gab dem kleinen Mädchen das Wasser, sie trank es und wandte sich hinterher wieder an Ludmilla mit den Worten:"Habt vielen Dank, das war sehr erfrischend. Wie lautet nun euer Wunsch?" Ludmilla dachte für einen kurzen Moment nach und erwiderte dann: "Ich wünsche mir, dass ich nicht nur hier in der Gegend sondern auf der ganzen Welt für meine engelsgleiche Schönheit bekannt bin. Männer aus aller Welt sollen von mir erfahren und mit ihrer ganzen Seele nach mir schmachten. Sie sollen sich zu mir begeben, um mich zu bewundern."

    Das kleine Mädchen lächelte und sprach:"So soll es sein, aber da du mir nur die Hälfte meiner Bitte erfüllt hast, werde ich dir auch deinen Wunsch nicht vollständig gewähren." Ludmilla war entsetzt von der Frechheit des Kindes und wollte gerade etwas erwidern, da zog das kleine Mädchen einen Beutel hervor und pustete magischen Staub in ihre Richtung. Sie sprach einige Zauberworte und schon war Ludmillas menschliche Gestalt verschwunden. An ihrer Stelle lag dort ein faustgroßer violetter Edelstein, der schöner war als alle anderen auf der Welt. Bald darauf hatten Experten aus aller Welt vom "Violetten Juwel Gondrolyms" gehört und machten sich auf, um die Schönheit dieses Klunkers zu bewundern. So bekam Ludmilla ihren Wunsch, jedoch nicht wie sie es erwartet hatte.

    Und so lernen wir:

    Seid freundlich zueinander, gewährt einander Hilfe und achtet immer darauf, was ihr euch wünscht.

    Thema 18. Kulturen

    Vynarian

    Ein tragischer Name

    Seit langer Zeit erzählen sich die Bewohner von Volingard eine uralte Geschichte. Ihre Stadt liegt in einem der Täler des Kaldarimar Gebirge und grenzt direkt an einen Berg, der "Schreibelch" genannt wird. Immer wenn der Mond Artem vollständig am Himmel zu sehen ist, sind für einen kurzen Moment gequälte Schreie aus der Richtung des Berges zu vernehmen. Aufgrund eben jener Schreie hat der Berg einst seinen ungewöhnlichen Namen erhalten, so heißt es. Damals lebte ein mysteriöser Zentaur in den Bergen und sein Name war Telrian Eisblüte. Er wurde einst geboren in eine arme Bauernfamilie. In ihrer Gesellschaft war es ein Brauch den Kindern Beinamen zu geben, die mit ihrer Persönlichkeit oder den Umständen ihrer Geburt zu tun haben. Telrian wurde im Winter geboren, was bereits als schlechtes Omen angesehen wurde. In der Nähe von natürlich wachsenden Eisblumen zur Welt zu kommen, bedeutete meist nichts Gutes und die Schamanin des Dorfes erkannte eines Tages einen Fluch, der auf Telrian lag. Mit ihm würde die Blutlinie seiner Familie enden, denn er würde niemals in der Lage sein gesunde Nackommen zu zeugen.

    Seine Eltern starben bald und er begann alleine durch die Umgebung zu ziehen, um nach einer Möglichkeit zu suchen, sein Schicksal zu ändern. In seiner stetig wachsenden Verzweiflung, zeugte er ein missgebildetes Kind nach dem anderen und kaum eines überlebte. Manche dieser Missgeburten überlebten jedoch und streifen noch heute durch die Berge und Täler des Kaldarimar. In der Nähe des Berges, der heute als "Schreibelch" bekannt ist, kommen diese Gestalten bei jedem Vollmond zusammen und geben einen ohrenbetäubenden, schrillen Schrei der Verzweiflung ab, weil sie genau wissen, dass dies einst die Heimat desjenigen war, der ihren schlimmen Zustand zu verantworten hat. Inzwischen ist Telrian längst verstorben und seine missgestalteten Nachkommen sind, dank seines unverantwortlichen Handelns, dazu verdonnert eine Ewigkeit mit höllischen Qualen auf dieser Welt zu verbringen. Deswegen, meine lieben Kinder, glauben viele von uns Menschen aus Volingard an unausweichliches Schicksal. Und wer dies nicht akzeptieren kann, wird durch sein Handeln eines Tages noch viel schlimmere Dinge herbeiführen als Telrian.

    Thema 17. Begräbnisse

    Vynarian

    Drachenblut

    "Und so übergeben wir Kordak seinen Vorfahren und dem heiligen Reich Aldér", waren die Worte des drachenblütigen Priesters, als die Träger Kordaks Sarg hinab senkten. Die Menge hatte einen Kreis gebildet, was üblich war für Begräbnisse von jenen, die Drachenblut in sich trugen. Schon in den alten Schriften war von diesem Brauch die Rede, denn er symbolisierte, dass jeder Drachenblütige in der Ewigkeit seine Kreise am Himmel ziehen würde. Die anderen anwesenden Priester sprachen flüsternd Gebete in alter drakonischer Sprache, während weit im Hintergrund leise einige Trommeln zu vernehmen waren.

    Regen prasselte um sie herum, als wüsste die Welt selbst, um was für einen traurigen Tag es sich handelte. Und trotz der vielen Trauer lag auch eine friedliche Stimmung in der Luft, denn jeder glaubte daran, dass Kordak nun an einem besseren Ort war. Der Friedhof war wie ein großer Garten gestaltet und es war völlig ruhig abgesehen von der Zeremonie. Nachdem jedes hinterbliebene Mitglied von Kordaks Familie einzeln auf den Knien ein Gebet sprach und sich hiernach mit Staub in den Händen erhob, setzte der alte gold-schuppige Priester seine Rede fort:"Vom Staub zu Leben und vom Leben zu Staub" Die anderen Priester wiederholten im Einklang seine Worte und die Familienangehörigen streuten den Staub in den Wind, der mit den leisen Trommelgeräuschen hinfortgetrieben wurde.

    Der oberste Priester murmelte einen Zauberspruch in der alten Sprache ihrer Drachenvorfahren. Riesige brennende Schwingen erschienen am Himmel und senkten langsam einen rundlichen Felsbrocken herab. Dieser würde den Grabstein darstellen. Die Flammen formten eine Gestalt, ohne Gesichtszüge und andere körperliche Feinheiten, die sie eindeutiger definieren würden. Sie war grob humanoid und ihre Hand brannte die magischen Worte in den Fels, die jedem Verstorbenen mit auf den Weg gegeben werden. Währenddessen legten die anderen Priester eine Reihe von schwarzen kleinen Brocken auf die Erde, die Kordaks Leichnam bedeckte. Die Brocken aus groben Andraz waren in Buchstaben geformt worden und zeigten den Namen des Verstorbenen. Die feurige Gestalt entzündete einzeln jeden der Andraz-Brocken und so brannten sie anschließend für drei Tage und drei Nächte, denn so lange würde es dauern bis die Seele ihren Weg durch die Schatten bis ins heilige Reich gefunden hat.


    Aztiluth

    Vielen Dank für die Hilfe! :)

    Thema 16. Dämonen

    Vynarian

    Schattenfürsten, das Erbe der Finsternis

    Das Königreich Velyatar war von einem undurchdringlichen Nebel umhüllt und grausame Dämonen wurden überall im Land beschworen. Es war das Werk von Balataz, dem Prinzen der Unterwelt. Sein Vater war der König der Dämonen und bevor Balataz den finsteren Thron erben konnte, musste er beweisen, dass die verdorbenen Seelen ihren Weg zu ihm finden würden. Um seine Ziele umzusetzen wurde Balataz der Anführer eines unheiligen Bundes, bestehend aus vielen mächtigen Dämonenfürsten. Sie wurden "Schattenfürsten" genannt und belagerten über viele Jahre hinweg die Welt Vynarian.

    Der König des finsteren Throns:

    Diese legendenumwobene Gestalt scheint keinerlei Namen zu haben und wird sogar von seinen Söhnen nur mit König angeredet. Es heißt er sei entweder nur ein Aspekt des Abyss selbst oder der allererste Dämon, den das uralte Chaos erschaffen hat. Beide Varianten sind unmöglich zu belegen und was seine tatsächlichen Pläne sind konnte seit jeher nur spekuliert werden. Manch einer nimmt an, dass es keinerlei Pläne gibt und er auch eigentlich keinem seiner Söhne den Thron vererben möchte, ganz egal welcher ihn sich letztendlich verdient.

    Balataz, der Prinz der Unterwelt:

    Dieser Dämonenfürst ist einer der vielen Söhne des Königs. Er ist eitel und arrogant, doch auch mächtig. Seine Kräfte werden durch die Verzweiflung seiner Feinde genährt. Er labt sich an ihrer Lebenskraft und ihren glücklichen Erinnerung und beides wird ihnen gleichermaßen entzogen. Bald darauf ist nur noch Trauer und die daraus resultierende Schwäche ihrer Seele vorhanden. Balataz' Armee wächst ebenfalls mit jedem Gegner, den er stürzt, doch genügt ihm das nicht. Jede verdammte Seele stärkt zwar seine Armee, doch bisher gelang es ihm nicht, sie in den Abyss zu ziehen, wo sich ihr Leid erst wirklich entfalten kann. Diesem Ziel dient sein Bündnis mit einigen der anderen Dämonenfürsten.

    Alacer, der Herr der Geheimnisse:

    Einer der mysteriösten Dämonenfürsten ist Alacer, der Herrscher der Schattenfestung. Man munkelt er würde schon seit Anbeginn der Zeit Wissen aus jedem Winkel des Universums ansammeln. Es heißt, dass Wissen, welches sich nirgendwo in seiner gigantischen Bibliothek befindet, unerreichbar ist. Niemand weiß, ob man jemals seine wahrhaftige Gestalt gesehen hat, doch meistens erscheint er als alter Mann mit langem weißen Haar und einer schlichten schwarzen Robe. Vermutlich hat er dem Bündnis mit Balataz zugestimmt, um das Wissen verstorbener Magier in sich aufzusaugen.

    Ozáron, der Geisterbeschwörer:

    Einst wurde er auf Vynarian selbst erweckt und war für lange Zeit auf der Suche nach einem Ort, der seiner Macht gerecht wurde. Letztendlich erschuf er diesen Ort selbst und kommandiert seither von dort aus die Seelen verstorbener Wesen, die sich seiner Sache verschrieben haben. In seiner Macht der Seelenkontrolle liegt der wahre Schlüssel zur Ewigkeit, zumindest ist er sich dieser Möglichkeit bewusst. Alles was diese Ewigkeit behindert oder bedroht ist eine Gefahr für diese paranoide Schattengestalt, die sich den Titel Geisterbeschwörer selbst verlieh. Ozáron war einst der Name eines Schreins auf Vynarian, der zuerst von Druiden der Rabenwälder genutzt wurde. Bald jedoch wurden sie vertrieben und die Geister verstorbener Hexenmeister übernahmen die Kontrolle und bauten für ihren Meister einen Tempel. Noch heute stellen diese Geister Ozárons Verbindung zu Vynarian dar und das macht er sich zu Nutze, um mehr Seelen anzulocken, die seinem Unterfangen und dem des Bundes dienen.

    Vylakán, der Phantomritter:

    Dieser einstige Paladin, der stets im Dienst des Kriegsgottes stand, wurde von den Tiefen des Abyss verschluckt und durchlief eine Verwandlung zu einem der niederträchtigsten Dämonenfürsten aller Zeiten. Seine gespenstische Energieform reitet stets auf einem knochigen Pferd, das giftige, violette Gase ausatmet. Er trägt einen pechschwarzen, gehörnten Helm auf dem ein weißer Totenkopf aufgemalt ist. Allen Erzählungen zufolge hat er noch nie auf irgendeine Art mit einem anderen Wesen kommuniziert. Er reitet schweigsam über die vielen einstigen Schlachtfelder des Abyss und sammelt seine dämonischen Horden an. Er scheint jede Gelegenheit wahrzunehmen, die in Aussicht stellt, dass seine Macht wächst und dementsprechend hat er sich auch Balataz' "Schattenfürsten" angeschlossen.

    Zúl, der Herr der Toten:

    Hierbei handelt es sich um einen Teil der Seele des einstigen Nekromanten Zùldakar. Sein Bestreben war es zu einer Gottheit aufzusteigen und im Reich der Schatten über die Toten zu herrschen. Er hatte sich verkalkuliert und seine Seele ertrug die göttliche Kraft nicht. Heute befindet sich ein Überrest seiner Seele im Reich der Schatten und ist dort eingesperrt in einem magischen Sarg. Der Rest seiner Seele wurde in die unendlichen Tiefen des Abyss hinab gezogen und erlangte die Kräfte der Finsternis. Sein Aufstieg zum Dämonenfürsten war langsam, doch seine Macht wurde immer gewaltiger und mittlerweile regiert er sein Reich vom Knochenturm "Káras" aus.

    Seine Augen und Ohren auf Vynarian sind die Vampire und seine Armee wird von Todesrittern angeführt, verstorbenen Paladinen, die den Zweifeln erlegen sind. Balataz' Krieg gegen Vynarian produziert mehr als genug Tote, die Zúls Macht nur noch um so mehr steigern.

    Thema 15. Legenden

    Vynarian

    Der einzige Wunsch

    In einer Zeit, als die Schattenfürsten Vynarian mit ihren finsteren Horden überschwemmten, fand der junge Forscher Horace einen Kelch, der mit mächtiger Magie belegt war. Jener Kelch wurde von den Göttern herab gesendet, um demjenigen mit dem stärksten Willen einen Wunsch zu gewähren. Horace hätte sich alles wünschen können, auch die Vernichtung der Finsternis, die alle Lande bedrohte. Das tat er nicht und doch hatte sein Wunsch positive Auswirkungen auf den bislang verzweifelten Feldzug gegen die Eindringlinge aus dem Abyss. Letztendlich konnten sie zurückgeschlagen werden und bis heute sind Experten sich sicher, dass Horace wesentlich darauf Einfluss genommen hat.

    Der genaue Wortlaut seines Wunsches bleibt bis zum heutigen Tag ein Mysterium und dieses Geheimnis wird unsere Zivilisation womöglich noch lange überdauern.

    Nach dem endgültigen Rückzug der Schattenfürsten und ihrer einst gewaltigen Armee, konnte niemand eine Spur von Horace finden. Mittlerweile, Jahrhunderte und Jahrtausende später, wird von vielen spekuliert, dass es diesen Mann nie gegeben hat. Diese Leute behaupten, es wurde lediglich eine Geschichte um einen mächtigen Kelch, der Zauberkräfte gewährt, erfunden, um der Menschheit Hoffnung zu schenken. In vielen Aufzeichnungen von einer vergangenen Ära, noch bevor die Schattenfürsten Vynarian belagerten, hieß es, die weisen Magier von Dahamáraz sahen die Hoffnung als stärksten Zauber an.

    Andere Theorien besagen, Horace habe sich so viel Macht gewünscht, dass die Schattenfürsten einen Teil ihrer eigenen verloren und letztendlich der vereinten Stärke von Vynarians tapfersten Streitern nichts mehr entgegen zu setzen hatten.

    Eines Tages wird jemand, in einer ebenso großen Notlage, die Möglichkeit erlangen, das Geheimnis aufzudecken. Wenn es soweit ist, durchschreitet derjenige das Tor zur Unendlichkeit und begegnet der einzigen Wahrheit, durch die auch er endlich sein Ziel erreicht:

    "Lass mich den Kummer unserer Zeit, die so voller Zweifel ist, aus der Welt verbannen, indem du mir die Macht gewährst, die ich brauche um Vollkommenheit zu erlangen."

    Thema 14. Monumente und Denkmäler

    Vynarian

    Vergangenheit und Zukunft

    "Was ist das bloß?", murmelte Koryn, als er vor einem dieser zehn Meter hohen pechschwarzen Monolithe stand, von denen er schon viele hier im frostigen Norden sah. Nirgendwo hatte er bisher Aufzeichnung zu diesen mysteriösen Gebilden gefunden und irgendwie faszinierten sie ihn. "Die Magie fühlt sich seltsam vertraut an und doch irgendwie, als wäre sie aus einer weit entfernten Ebene der Existenz.", schossen ihm die Gedanken durch den Kopf. Das war mittlerweile der zweite Monolith, an dem Koryn direkt vorbei kam und auch an diesem gab es keinerlei Auffälligkeiten oder Hinweise darauf, was ihr Zweck war. Nachdem er jede der fünf Seiten gründlich abgesucht hatte, sah er am Fuß des Berges, auf den er demnächst zu steuern würde, ein Gebäude. Es war nur noch teilweise intakt und hatte große Ähnlichkeit mit den Tempeln, die er zuvor bereits gefunden hatte.

    Einige Minuten später hatte er das Bauwerk erreicht und konnte durch ein großes Loch in einer der Seitenwände hinein gelangen. Er traute seinen Augen kaum, als er den völlig verwüsteten Raum sah. Überall lagen menschliche Knochen herum, sowieso diverse Metallsplitter und Arkanium, das scheinbar durch massive Gewalteinwirkung zu Bruch gegangen war. Weder die Arkanium-Bruchstücke noch das Metall, worunter auch eine beachtliche Menge Andraz war, waren noch zu gebrauchen. Koryn stellte fest, dass nur noch dieser Raum zugänglich war. Jeder andere Zugang zum Rest des Tempels war blockiert und manche Teile des Gebäudes waren gar nicht mehr an der Erdoberfläche. Unter den Knochen der toten Menschen fand er ein paar schwache magische Gegenstände. Einige schienen dem Träger eine geringfügige Kälteresistenz zu gewähren und ein paar andere sorgten für einen leichten Geschwindigkeitsschub, allerdings stellte Koryn schnell fest, dass seine Schnelligkeitszauber stärken waren und auch inkompatibel. Einer der Gegenstände, die er fand, war ein alter Wälzer, der scheinbar zumindest teilweise als Zauberbuch verwendet wurde.

    Auf dem Einband stand: "An denjenigen, der die Ehre hat dies zu finden und zu den Glücklichen gehört, die das Konzept der astralen Reise verstehen: Glaube an die unbegrenzten Möglichkeiten und tue alles in deiner Macht stehende, um deinen Traum zu verwirklichen. Jeder von uns sieht dir zu, von unserer neuen Heimat aus." Nicht alle Seiten waren noch gut genug erhalten um sie lesen zu können, doch auf einigen davon schienen nützliche Zauberformeln zu stehen. Auf den ersten paar Seiten fand Koryn einige Notizen des Besitzers, die ihm merkwürdig vorkamen und er verstand sie nicht gänzlich:

    "Bald werden wir mit den Edaria vereint sein. Wir erheben uns mit all unserer Macht in ihr Reich und werden gemeinsam mit ihnen speisen und Gespräche auf Augenhöhe führen. Unsere Telior-Steine werden uns eines schönen Tages dorthin führen, ich glaube fest daran. Zwar scheint gewöhnliche Teleportationsmagie uns nicht weiter zu bringen, doch wir wissen ganz genau, dass auch die astralen Lande für uns erreichbar sind. Nachdem wir mittlerweile zehn weitere der uralten Elementar-Überreste finden konnten, haben wir mit den finalen Experimenten begonnen. Die Mitglieder unseres Tempels werden die ersten sein, die in unser lang ersehntes Paradies aufsteigen dürfen. Zwar wissen wir noch nicht, wie genau die Zeit dort funktioniert, aber nachdem wir es vor Ort überprüft haben, kann auch der Teil des Experiments starten. Durch unsere Kontrolle der räumlichen Elemente sollten die Titanen der inneren Reiche keiner Problem darstellen.

    Sollten diese Notizen gefunden werden, bitte ich jeden von euch, für die Instandhaltung der Telior-Steine zu sorgen. Wir werden bei unserer Rückkehr unser Wissen und unsere Macht mit jedem von euch teilen. Seid gewarnt, euch könnte etwas Schlimmes bevor stehen, falls wir nicht rechtzeitig zurückkehren können."

    Koryn, der nun sichtlich verwirrt und beunruhigt war, verließ den Tempel und machte sich auf den Weg zurück. Bevor er seine Reise zur Insel Falúr fortführen konnte, musste die Führung der Magiervereinigung über diese Aufzeichnungen in Kenntnis gesetzt werden. Einige dieser Zauberformeln würden ihm sicherlich dabei helfen anschließend wieder hierher, in den frostigen Norden, zurückzukehren.

    Thema 13. Monster

    Vynarian

    Auszüge aus "Erkenntnisse über uralte Monster", Teil Eins und Zwei vom Gelehrten Thelonius Covar (214 - 3. Ära)

    Schwarzschuppen sind wilde und furchterregende zweibeinige Jäger mit unglaublicher Geschwindigkeit. Sie greifen nachts an und nutzen dabei ihre schwarze, schuppige Haut und ihre Schnelligkeit zu ihrem Vorteil. Ihr langer haariger Schwanz ist dreigeteilt und einige Exemplare dieser Wesen können mit ihm giftige Stacheln verschießen. Ihr Kopf hat eine hundeartige Schnauze mit überaus scharfen Zähnen.

    Es gibt keinerlei Aufzeichnungen über ihr natürliches Umfeld und die, die versucht haben welche anzulegen, sind selten zurückgekehrt. Sie jagen in Rudeln und umzingeln ihre Beute, bevor sie sich auf sie stürzen. Wer sie bekämpft hat, beschreibt eine außergewöhnliche und unnatürliche Agilität, die es ihnen erlaubt sogar Angriffen der erfahrensten Jäger auszuweichen. Schwarzschuppen haben die Fähigkeit anderen Wesen die Lebensenergie mit ihren Klauen zu entziehen und auf sich zu übertragen. Dies schwächt selbst die härtesten Kämpfer enorm. Ihre furchteinflößende Präsenz ist so immens, dass vermutet wird, sie habe einen magischen Ursprung.

    Finstergreife sind Vogelwesen, die mit Drachen gekreuzt wurden und ursprünglich aus der Welt der Feen stammen. Ihr Gefieder kann tiefe schwarze, blaue und grüne Farbtöne annehmen. Sie erreichen eine Größe von bis zu dreieinhalb Metern und eine Flügelspannweite von bis zu acht Metern. Ihr Kopf hat eine silbrig-metallische Farbe und besteht zum Teil aus Knochen. Der Körper endet in einem schuppigen Schwanz, der eine messerscharfe Klinge an der Spitze hat.

    Sie fliegen mit einer herausragenden Schnelligkeit und Präzision. Während ihres Flugs bauen sie eine Aura um sich auf mithilfe von Blitzmagie. Diese Aura ist zum einen zum Schutz da, erhöht zum anderen aber auch ihre Geschwindigkeit enorm. Ihre tiefschwarzen Augen besitzen eine magische Kraft, die es den Finstergreifen erlaubt anderen halbwegs intelligenten Lebewesen für kurze Zeit ihren freien Willen zu rauben. Es ist ihnen aber auch möglich Illusionen zu erschaffen, die nur ein Ziel ihres magischen Blickes sehen kann. Eine beliebte Angriffstaktik dieser Wesen besteht darin die Illusion von vielen ihrer Art zu erschaffen und sich dabei auf ihre Beute zu stürzen. Einst wurden diese Wesenheiten in der Welt der Feen erschaffen, von einer mysteriösen Magierin. Ihre Magie wurde bald darauf als unheilig und bösartig eingestuft und sie wurde verstoßen. Kurze Zeit später hat sie wohl auf Vynarian ihr Ende gefunden, doch noch heute verbreiten die Finstergreife ihren Zorn. Sie sind das letzte Zeugnis ihrer immensen Macht.


    Auf der Jagd

    Ein Greif in dunklen schwarzen, blauen und grünen Farben, landete auf dem Fensterbrett. Nun saß er da und starrte mit seinen finsteren Augen die beiden Magier an. Hektisch drehten die beiden sich von dem Wesen weg, denn sie wussten um die beeinflussenden Fähigkeiten dieses Ungetüms. Sowohl Zarulon als auch Nadakar gingen hinter einem der vielen Tische in Deckung, während der Drachenwolf Valerion knurrte und sich zum Angriff bereit machte. Der Greif erhob sich in die Lüfte und begann um den Turm herumzufliegen. Zarulon sprang auf den Rücken seines Drachenwolfs, der die Flügel ausgebreitet hatte und rief Nadakar zu:"Das Vieh versucht Geschwindigkeit aufzubauen, vermutlich um mit seiner Blitzmagie durch eines der Fenster einzudringen. Wir werden versuchen es daran zu hindern. Du wirst sofort Alarm schlagen und die Verteidigung vorbereiten. Ich vermute es kommen noch mehr von denen."

    Während Zarulon zu einem der Fenster hinaus flog, rannte Nadakar die Treppen herunter und aktivierte so schnell er konnte eine Alarmrune nach der anderen in jedem Stockwerk. Zarulon und Valerion beschäftigten außerhalb des Turms den Greifen, dem es unter Beschuss nicht gelang genügend Blitzmagie zu erschaffen. Bald schon waren nicht nur der ganze Turm sondern alle Mitglieder der Magiervereinigung im ganzen Anwesen alarmiert. In den darauffolgenden Minuten tauchten tatsächlich noch einige dieser Kreaturen auf, aber die Vereinigung machte kurzen Prozess mit ihnen. Niemand wusste, woher dieser plötzliche Angriff kam, aber irgendetwas lag in der Luft.

    Erwinius fiel vor Schreck vom Stuhl, als das Fenster einkrachte. Chiara, seine Silberhaar-Katze, verkroch sich unter dem Tisch, während eine zweibeinige, schwarz-violette Gestalt mit schuppiger Haut auf den Schreibtisch sprang. Erwinius zog sein Schwert und versuchte die Schwarzschuppe abzuwehren, die da in die Kaserne eingedrungen war. Außerhalb seines Arbeitszimmers konnte er Kampflärm vernehmen, scheinbar kämpften seine Soldaten gerade gegen weitere dieser Viecher. Mit großer Mühe konnte Erwinius die Bestie zurückdrängen und rammte ihr einen Speer in den Bauch, der zuvor an der Wand hing. Während die Bestie versuchte den Speer herauszuziehen, um ihr Leiden zu verringern, sprintete Erwinius zur Tür und hinaus in den Gang. Im gesamten Gebäude schien der Kampf zu toben und Erwinius gab schnell Anweisungen an einen vorbeilaufenden Soldaten. Seine Taktik schien Früchte zu tragen, denn bald schon konnten die Angreifer zurückgeschlagen werden. Zwar waren sie siegreich, doch hatten sie viele Verluste zu beklagen und diverse wichtige Ressource wurden verbraucht.

    Offenbar hatte jemand diese Angriff koordiniert, um die mächtigsten Instanzen des Reiches zu beschäftigen. Falls es ein Konkurrent im großen Magierkrieg sein sollte, dann würden harte Zeiten auf Velyatar zukommen.

    Thema 12. Haustiere

    Vynarian

    Von Kriegen und treuen Gefährten

    Die Abendsonne tauchte das Zimmer leicht in violettes Licht, während die beiden älteren Herren gemeinsam an einem Tisch saßen und plauderten. Zarulon nippte an seinem Tee und sprach zu seinem Gegenüber: "Am zweiten großen Magierkrieg ist nur Kommandant Erwinius schuld." Er strich über die blauen Rückenschuppen seines Drachenwolfs, machte eine kurze Pause und fuhr fort: "Er hätte seine Einheit niemals bei den Wäldern von Donnerfels positionieren dürfen. Jeder weiß doch das dieses Territorium seit jeher umstritten ist. Angeblich liegt noch der Fluch der alten Hexe darauf, wen wundert es da also, dass der Kommandant seither eine schlechte Entscheidung nach der anderen traf."

    Nadakar, der ihm gegenüber saß, sah ihn nachdenklich an und erhob sich anschließend. Seine Schritte führten ihn zu der riesigen Landkarte, die als Teppich an der Wand hing. Er nahm ein kleines Messer in die Hand und ohne sich zu seinem Kollegen von der Magiervereinigung umzudrehen sprach er:"Warum haben wir den bloß Kommandant der siebten Einheit werden lassen? Er hätte sie besser hier positioniert, am Fluss Grünquell. Dann würde uns im Falle eines Angriffs von Westen einiges erspart bleiben." Er stach das Messer an der Stelle in den Wandteppich, die er zuvor genannt hatte. Zarulon wollte gerade etwas erwidern, da erschien auf Nadakars Schulter ein schwarz-blauer Runenrabe und verkündete mit seiner mechanischen Stimme: "Lord Fauntleroy hat den Grünquell am nördlichsten Punkt überquert." Der blau-schuppige Drachenwolf erhob sich und tapste gemächlich zum Fenster, während ihn der Runenrabe auf Nadakars Schulter eingehend musterte. Kurz trafen sich ihre Blicke und man konnte förmlich spüren, wie eine gewisse Feindseligkeit zwischen den beiden knisterte.

    "Wie ich sagte, Erwinius hat eindeutig die Schuld an dieser misslichen Lage. Dieser Möchtegern-Kommandant ist wirklich zu nichts zu gebrauchen.", sagte Zarulon, während er aufstand, einige Schritte auf die Karte zu ging und sie eingehend studierte. "Stelle dich auf einen langen Abend ein, mein hochgeschätzter Freund. Wir haben einige Fehlentscheidungen zu berichtigen.", erwiderte Nadakar mit einem Hauch von Spott in der Stimme, während er mit den Fingern arkane Zeichen in der Luft formte, die sich in das schwarze Gefieder des Runenraben einbrannten. Dieser leuchtete auf und verschwand, nachdem er die neuen Anweisungen erhalten hatte. Der Drachenwolf war sichtlich erleichtert, konnte er Runenraben und speziell diesen absolut nicht leiden. Nun konnte er entspannt vor dem Kaminfeuer liegen und seine Gedanken drifteten ab, als er begann sich vorzustellen wie ein Runenrabe wohl geräuchert schmeckt.

    "Immer wieder erzählen mir die großartigen Magier der Vereinigung ich wäre kein guter Kommandant und würde ständig nur Fehler machen. Als wenn die etwas von Strategie verstehen würden." sagte Erwinius spöttisch in Richtung seines Spiegels, während drei der anderen Kommandanten hinter ihm an einem Tisch saßen und Karten spielten. "Was meint ihr, können wir diesen Krieg noch gewinnen?", stellte einer der Kommandanten seine Frage in die Runde. Während die beiden anderen Kommandanten leise lachten, drehte sich Erwinius mit einem verächtlichen Blick um und erwiderte:"Die eigentliche Frage müsste lauten, wie wir ihn gewinnen werden, denn dass wir ihn gewinnen ist selbstverständlich." Seine Silberhaar-Katze schnurrte, während sie sich an seinem Bein rieb. Das tat sie immer wenn sie spürte, dass ihr Herr wütend wurde, denn irgendjemand musste ihn beruhigen.

    Erwinius nahm sie auf den Arm, strich über ihr weiches Fell, das im Laternenlicht schimmerte, und wandte sich an die anderen Kommandanten:"Ich muss nun über die Strategie nachdenken. Geht mir aus den Augen! Ich will euch und eure negative Einstellung eine Weile nicht in meiner Nähe haben." Die drei Männer gehorchten widerwillig, schnappten sich ihre Spielkarten und verließen das Arbeitszimmer. Erwinius setzte sich, mit der Katze auf seinem Arm, in den großen Ledersessel hinter seinem Schreibtisch. Während er seine Katze streichelte und "Brave kleine Chiara" vor sich hin murmelte, betrachtete er die große Karte an seiner Wand, die das Königreich und die nähere Umgebung zeigte. "Sicherlich regen sich die Spinner von der Vereinigung gerade wieder über eine meiner Entscheidungen auf. Wie ich diese ahnungslosen Arschgeigen hasse. Wenn du irgendwann mal die Größe deiner Vorfahren erreichen solltest, dann reite ich auf dir zu diesen hochnäsigen Magiern und mach sie ordentlich fertig, stimmts Chiara?", flüsterte er seiner kleinen unschuldigen Katze ins Ohr. Schon seit vielen Jahren haben Silberhaar-Katzen nicht mehr dieselbe Größe erreicht wie zur Zeit von Dahamáraz und das wusste Erwinius auch, doch er fantasierte gerne darüber.

    Zarulon goß sich noch ein Glas Wein ein und reichte auch seinem Gesprächspartner eines rüber. "Über Strategie zu beraten ist nun wirklich nicht das, was ich gerade gerne machen würde, aber irgendjemand Kompetentes muss es ja tun.", wandte er seine Worte an Nadakar und überprüfte seine Notizen zur aktuellen Situation des Krieges. "Wenn wir keine Lösung finden sollten, werden wir wohl oder übel dem König den Vorschlag unterbreiten müssen, Kommandant Erwinius zu entlassen.", erwiderte Nadakar und man konnte Zarulon ansehen wie verlockend es ihm erschien, absichtlich keine Lösung zu finden. Einige Stunden später, Zarulons Drachenwolf war mittlerweile aus seinem Nickerchen erwacht, erschien erneut der Runenrabe auf Nadakars Schulter. Die selbe mechanische Stimme wie zuvor war zu vernehmen:"Kommandant Erwinius ging siegreich aus der Schlacht am Donnerfels hervor." Die beiden Magier blickten einander überaus erstaunt an, während der Drachenwolf im Hintergrund leise knurrte. "Sei ruhig, Valerion.", rief Zarulon seinem treuen Tier beiläufig zu, während er zur Feder griff, um den Plan zu überarbeiten. Nadakar trank aus seinem Weinglas und kommentierte diese Situation beunruhigt mit den Worten:"Normalerweise ist Valerion doch viel ruhiger. Könnte es sein, dass etwas nicht in Ordnung ist?" Während der Drachenwolf weiter knurrte, vernahm man plötzlich seltsame Geräusche vor dem Fenster. Zarulon dreht sich um und fragte erschrocken:"Was war denn das?" Etwas schien auf dem Fensterbrett zu sitzen, doch war es eine finstere Gestalt, im Dunkeln der Nacht kaum zu erkennen.

    Thema 11. Märchen

    Vynarian

    Reichtum

    Es war einmal eine Schatztruhe, voller Reichtümer aus aller Welt. Sie zu finden war für lange Zeit das Ziel eines jungen Mannes namens Hans. Er stammte aus einer Familie mit einer langen Tradition, denn sie betrieben schon seit vielen Generationen ein Verkaufsgeschäft für Wurstspezialitäten verschiedenster Art. Er führte ein sorgloses Leben und auch wenn er stets ein viel zu neugieriges Kind und immer leicht zu beeinflussen war, wurde aus ihm doch ein respektabler junger Mann. Dennoch hatte Hans noch viel zu lernen und wie diese Lektionen aussehen würden, erahnte er noch nicht.

    Immerzu befürchtete Hans, er würde ein langweiliges Leben führen und die Tradition seiner Familie fortführen müssen. Dabei wollte er doch immer die Welt entdecken, Schätze finden und ein Abenteurer sein, so wie sein Ur-Ur-Urgroßvater. Ganz besonders der uralte Schatz aus den Geschichten seiner Kindheit hatte es ihm angetan und angeblich war sein Ur-Ur-Urgroßvater seinerzeit auch hinter ihm her gewesen. Eines Tages entschied er sich seine sieben Sachen zu packen, hinterließ seiner Familie einen Abschiedsbrief und zog von dannen, hinaus aus der Großstadt, die ihm sowieso nicht sonderlich gefiel. Und so begannen die Abenteuer von Hans Wurst.

    Seine Reise führte Hans durch ein sehr sumpfiges Land und nach einigen Tagen erreichte er eine kleine Hütte, die auf einem großen Holzpodest stand. Das Haus war schön bunt dekoriert, was so gar nicht zu dieser Gegend passte, und aus dem Inneren drang ein herrlicher Duft hinaus. Hans wusste, dass man nicht einfach Fremde in ihrem Haus stören durfte, doch er war viel zu neugierig und schlich sich an eines der Fenster heran, um hinein zu sehen. Es war eine gemütliche Stube zu sehen, im Kamin brannte ein Feuer und auf einem kleinen Tisch stand ein Teller mit Spekulatius, die Hans zuvor bereits riechen konnte. Vor dem Kaminfeuer stand ein großer Sessel und Hans hätte schwören können, dass dort eben noch eine verhüllte Gestalt saß.

    "Wer schleicht sich da auf meiner Terrasse herum? Sei gewarnt Fremdling, ich bin Sinya, die mächtige Hexe.", sagte plötzlich eine alte Frauenstimme und anschließend war ein grausiges Lachen zu vernehmen. Hans stotterte und versuchte verzweifelt sich herauszureden, doch die Hexe ließ sich nicht besänftigen. "Ich werde dich in eine fürchterlich hässliche Kröte verwandeln, dann kannst du dein restliches Dasein damit verbringen, darüber nachzudenken, wie deine unersättliche Neugier dich in diese missliche Lage gebracht hat", sagte sie kichernd und rieb die Warze auf ihrer grünen Hakennase.

    Plötzlich kam ein Mann in glänzender Rüstung mit einem gezwirbelten Bart wie aus dem Nichts angerannt, stellte sich vor Hans und rief: "Haltet ein ihr fieser Bösewicht. Ich bin der Ritter Zwiebelbart vom heiligen Orden der Zwiebelringe und ich beschütze die Schwachen vor den Hexen und sonstigen Viechern dieser Welt." Sichtlich verärgert, denn einen heiligen Ritter konnte sie mit ihrer Magie weder bezirzen noch verwandeln, zog sich die Hexe grummelnd in ihre Hütte zurück. Zwiebelbart, der Hans nun half aus dem Sumpf heraus zu gelangen, sagte zu ihm: "Ich hoffe du hast gelernt, dass es schlimm ausgehen kann, wenn man Fremden begegnet, besonders wenn es Hexen oder andere Fieslinge sind. Du solltest deine Neugier besser zügeln, Bursche." Hans nickte, bedankte sich und schon nach kurzer Zeit trennten sich ihre Wege wieder.

    Nach einer Weile kam Hans in einen tiefen dunklen Wald. Er fand dort nach einigen Stunden des Herumirrens einen Baum, der weit abseits von allen anderen Bäumen stand und etwas Mysteriöses und Uraltes ausstrahlte.

    Dort hing eine orange-rote Frucht, die die Größe seines Kopfes hatte. "Wow! Wie die wohl schmeckt?", ging es Hans, der nicht mehr aus dem Staunen heraus kam, durch den Kopf. Zuerst wagte er es nicht jene Frucht zu pflücken, doch ein Stimme flüsterte ihm zu und versuchte ihn dazu zu verleiten. Er ging langsam auf den Baum zu und war wie verzaubert von der mächtigen Präsenz dieser Frucht. Die zarte Hand einer elfischen Maid packte ihn am Arm, sanft aber bestimmt. "Du würdest es nur bereuen", sagte diese wunderschöne Elfin, die goldenes Haar hatte. Er schaute sie verwirrt an und sie fügte hinzu: "Ich spreche von der Frucht. Sie ist uralt und hier in meiner Heimat bekannt als die Frucht der Teufel. Es heißt, dass sie selbst die Willensstärksten verführen könne. Scheinbar konnte ich ihre Macht über dich brechen." Sie lächelte ihn an und er bedankte sich bei ihr.

    Die Elfin nahm Hans' Hand und führte ihn durch den Wald, zu einer kleinen Höhle, wo sie zu leben schien. Er erzählte ihr von seiner Reise, was er bisher erlebt hatte und wo es ihn noch hinzog. Die beiden verstanden sich gut und verbrachten eine wunderschöne Nacht miteinander. Am nächsten Morgen, als die Elfin noch schlief, schnappte sich Hans seine Sachen und zog davon. Er würde diese Nacht niemals vergessen und auch wenn er sie ein wenig vermissen würde, so war er doch nicht ihrem Zauber erlegen.

    Er erreichte schließlich das Schloss des alten Zauberers Pepperonius Abrakadabrus Chilibus Alakasam, in dessen Bibliothek sich die Karte befinden soll, die zu dem Schatz führt, den Hans schon so lange begehrt.

    Hans öffnete das Tor und ging durch den Garten. "Pass doch auf, wo du hintrittst!", hörte er zwei Stimmen hinter sich im Einklang krächzen. Er sah eine Tomate, so groß wie ein Kopf und eine Lauchstange, so lang wie ein Bein. "Wer seid ihr? Und wieso könnt ihr sprechen?", fragte Hans verwundert. Wieder ertönten die zwei Stimmen im Einklang und Hans sah wie sich ihre scharfkantigen Münder dabei bewegten:"Wieso sollten wir nicht sprechen können? Wir sind die Wächter von Alakasam's Grund und Boden. Hinfort mit dir, sonst müssen wir dich davon jagen!" Hans rannte zum Schloss, während die Wächter hinter ihm her hüpften und dabei quietschende Geräusche von sich gaben. Er öffnete das Tor, sprang hinein und schloss es von innen. Draußen konnte er hören, wie die beiden Wächter gegen die Tür knallten und sich unter wütenden Schmerzensschreien zurückzogen. Hans eilte durch die vielen unübersichtlichen Gänge des Schlosses und erkundete die Räumlichkeiten.

    Er kam an einer Tür vorbei und hörte einen alten Mann, vermutlich der Zauberer persönlich, unter der Dusche singen: "Und diese Summse, die ich bumse, nennt sich Maja!"

    Schnell holte Hans einen großen Spiegel aus einem der anderen Zimmer und stellte ihn direkt vor die Eingangstür zum Bad. Für den Fall, dass der Zauberer fertig ist, bevor Hans wieder weg war, würde ihn das für eine Weile ruhig stellen. Denn wie wir alle wissen, können alte seltsame Zauberer den plötzlichen Anblick ihrer Selbst nicht ertragen und werden davon für geraume Zeit ohnmächtig. Manch einer behauptet, auch Knoblauch könne diese Ohnmacht herbei führen, doch das funktioniert nur bei den seltenen Exemplaren, die kein Spiegelbild besitzen. Im ganzen Land war bekannt, dass Pepperonius Abrakadabrus Chilibus Alakasam kein solcher war. Ironischerweise stammt er jedoch aus einer Zeit, in der Spiegel noch nicht erfunden waren. Aber zurück zu Hans:

    Er lief weiter durch die verzweigten und verwirrenden Gänge, doch dann konnte er tatsächlich das Arbeitszimmer finden und nach kurzer Zeit des Suchens hielt er endlich die Schatzkarte in den Händen. Bei dem Versuch einen Weg aus dem Schloss heraus zu finden, gelangte Hans ins Gefängnis, tief im Keller des Gebäudes. Dort begegnete er einem Mann mit Hut, Augenklappe und einer Hakenhand, der sich als "Kapitän Arnold Adalbart mit dem schwarzen Bart" vorstellte. Hans befreite den armen Mann, der schon seit Jahren hier im Verlies des bösen Zauberers fest saß. "Bursche, hab vielen Dank. Dafür, dass du mich befreit hast bevor der alte Knacker an mir herum experimentieren konnte, schulde ich dir etwas. Meine Crew, mein Schiff und natürlich auch ich selbst stehen dir jederzeit zur Verfügung." Hans nahm das Angebot dankend an und zeigte Arnold die Karte. Arnold, der wusste wo die Schatzinsel war, antwortete: "Ay, wir werden dich dort hin bringen, Bursche."

    Nach einigen Tagen auf hoher See, die von schlechtem Wetter geprägt waren, erreichten sie die kleine Insel. Hans lief ein paar Schritte am Ufer entlang, zu der Stelle, die auf der Karte markiert war, und begann zu graben. Schließlich fand er die Truhe und als er sie öffnete, in Erwartung großer Reichtümer, stellte er fest, dass sie vollkommen leer war.

    Kapitän Arnold klopfte dem jungen Mann aufmunternd auf die Schulter und sprach: "Weißt du Bursche, der wahre Schatz sind die Erfahrungen, die du unterwegs gemacht und die Gefährten, die du gefunden hast." Hans nickte lächelnd und erwiderte: "Lasst und auf diese großartige Reise anstoßen. Setzt die Segel, wir müssen eine Taverne finden!"

    Dann segelten sie in den Sonnenuntergang und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.