Ich hatte es eher so gemeint, dass Webster Dinge getan hat, die - ja, etwas überspitzt gesehen - dem Menschen nicht möglich sind, um damit eine Situation auf unethische Weise zu seinem Vorteil verändert. Zumindest kenne ich die Redewendung so. Und genauso sollte Ares' Vorwurf auch wirken: als Vorwurf.
'Jemand spielt Gott' hat so den Beigeschmack von Hybris - gerne eben auch bei Forschern, insofern verstehe ich schon wie Du hier drauf kommst, aber... ich finde es hier trotzdem 'ne Nummer zu klein fuer das Unterfangen. Fuer meine Begriffe hat es auch weniger mit 'unethisch' zu tun als vielmehr mit... Dingen die dem Menschen traditionell nicht moeglich sein sollten und die (erstmal) weithin Entsetzen hervorrufen wuerden wenn sie moeglich waeren. In einer Welt in der BuyRem gang und gaebe ist weiss ich nicht ob ich wirklich die Erinnerung zu manipulieren als so dramatisch sehen wuerde?
Ich möchte meine Chars eigentlich nicht in Formen oder Schubladen stecken. Findest du, dass eine Geschichte besser funktioniert, wenn jeder Prota in seiner Rolle festgelegt ist? Ich würde eher denken, dass macht jeden Char vorhersehbar und nimmt Spannung heraus
Nee, festlegen ist dann auch irgendwann schlecht... das Problem ist eher so:
Grade wenn Du viele aehnliche Protagonisten hast (Ares, Etienne und Julian sind alles Maenner, arbeiten im Ring mit Gefangenen,...) dann ist es nicht so einfach sie auseinander zu halten in dem Sinn dass ich, wenn ich jetzt einen Abschnitt lesen wuerde in dem die Namen unkenntlich gemacht ist, nicht ohne weiteres draufkommen wuerde wer wer ist.
Mit Frida ist das z.B. total anders, die sticht deutlich hervor, die wuerde ich jederzeit auch ohne Namen und mit Geschlecht unkenntlich gemacht erkennen.
Fuer den Autor ist das normalerweise kein Problem, weil der von Anfang an ein klares Bild vor Augen hat wie die Typen sind und was sie machen - wenn Ares noch einen Drink am Abend nimmt weisst Du gleich ob er das immer tut oder ob er heute besonders gestresst war - ich aber nicht, ich muss als Leser mein Bild erst aufbauen welches Verhalten jetzt normal ist und was aussergewoehnlich ist. Das ist umso schwieriger je weniger die Perspektive vorkam.
Grade Etienne und Ares sind sich dann auch noch aehnlich dass sie beide in der Sicherheit sind, dass sie gerne zusammen abhaengen und dann abends auch das gleiche Zeug machen, dass sie beide moralische Menschen sind - die Unterschiede die ich im Kopf habe sind hauptsaechlich dass der eine Vergangenheit hat und der andere ein Vaterproblem mit dem er sich rumschlaegt - aber ich koennte dir ansonsten wenn Du einfach einen bei der Arbeit zeigst und den Namen schwaerzt nicht ehrlich sagen ueber wen der Abschnitt geht.
Will sagen - ich bin eher an dem Punkt dass ich mir klarere Kanten wuenschen wuerde um den Charakter zu fassen - wenn jeder reihum mal impulsiv ist und jeder mal seine Sorgen in Alkohol ertraenkt ist das bestimmt nicht unrealistisch, aber macht es mir schwer irgendwelche persoenlichen Charakteristika aus dem Text zu ziehen die ich jemandem anheften kann.
Verstehst Du ein bisschen was ich meine? Ich hatte Julian als den ruhigen Typen der auch unter Stress nicht ausrastet eingeordnet (er steckt ja den Schock dass seine Erinnerung manipuliert ist gut weg, will aber gar nicht zurueck - extrem ruhige Reaktion. Jetzt macht er was ganz anderes, und ich weiss nicht - soll ich mein Bild von ihm grundsaetzlich revidieren oder soll ich die Situation als Ausnahme deuten - und wenn ja, warum?