Beiträge von Tariq im Thema „Der Ring“

    Hallo an meine Leser

    Ein paar Worte zum "Ring"

    Ich habe festgestellt, dass ich Angst habe vor dem Weiterschreiben. Hört sich kindisch an, aber ich glaube, ich werde das, was mir vorschwebt, nicht so rüberbringen können wie geplant. Intrigen, Kampfszenen ... irgendwie bin ich zu einfach gestrickt dafür. Wenn ihr alle eure Vermutungen äußert, was als nächstes kommt, denke ich immer: Wie genial! Warum komme ich nicht auf sowas?!
    Also alles in allem - ich denke, dass ich mich übernommen habe. Vielleicht muss das Projekt aber auch nur eine Weile ruhen. Wie guter Wein. Ich weiß es noch nicht, wie es weitergeht.

    Das "Pausiert"-Label bleibt also vorerst dran. Ich bin immer noch sehr dankbar für eure Hilfe und Unterstützung bis hierher und für eure Geduld, obwohl ich euch schon eine Weile warten lasse. Es tut mir leid, dass momentan einfach nichts passiert hier.

    Hallo 20thcenturyman :)

    Antwort

    Vielen Dank fürs Weiterlesen und für deine Zusammenfassung. Ich gestehe, ich war ein bisschen überrascht von dem, was ich gelesen habe. Bei manchem hab ich mich gefragt, wie du zu diesem Schluss kommst und deshalb wollte ich gern noch mal ein paar Dinge nachfragen.

    In dieser Gesellschaft gibt es jede Menge Todesurteile ... Ich habe eigentlich nirgends ausdrücklich betont, dass es in dieser Gesellschaft jede Menge Todesurteile gibt. Es klingt, als wirke es, dass es mehr sind als in unserer heutigen Zeit. Deshalb würde mich sehr interessieren, woraus du das entnimmst?

    ... wegen "Verbrechen gegen die Menschlichkeit". Und hier scheint es, als würdest du annehmen, dass es in der Gesellschaft jede Menge Todesurteile aufgrund dieser Straftaten gab?
    Was im Text zu finden ist, ist, dass die Ontas Schwerverbrecher sind, die aufgrund eines solchen Verbrechens im Ring einsitzen. Eine in dieser Zeit gängige Praxis, die ich mit Ares' Verhalten (seiner Gleichgültigkeit ihrem Schicksal gegenüber) deutlich machen wollte.
    (Dass die Ontas in Wirklichkeit zum Tode verurteilt wurden, deren Hinrichtungen aber durch Schmiergelder verhindert und die stattdessen in den Ring verbracht wurden, erfährt er erst später.)
    Wenn ich mich also an irgendeiner Stelle diesbezüglich undeutlich oder gar verwirrend ausgedrückt habe, wäre ich dir echt dankbar, wenn du mir aufzeigst, wo ich nachbessern muss.

    Die Hinrichtungen sind meist gefakt. Auch hier: Ich wollte nicht den Eindruck entstehen lassen, dass die meisten Hinrichtungen gefakt sind. Nur die der Personen, die danach als Ontas in den Ring kommen. Ich würde auch diese Stelle, die dich zu dieser Einschätzung gebracht hat, gern korrigieren bzw. deutlicher machen.

    Die Verurteilten bleiben am Leben, worüber sie sich aber nicht freuen können, weil ihr Gedächtnis gelöscht wird. Auch das trifft lediglich auf die Verbrecher zu, die nach der Fake-Hinrichtung in den Ring kommen. Nirgends sonst werden Gedächtnisse gelöscht.

    Gleichzeitig bekommen sie einen Chip verpasst, der über Fernsteuerung ein tödliches Gift freisetzen kann. Chips, die am Ende des sechzigsten Lebensjahres das Gift freisetzen, trägt jeder Erdenbürger.
    Nur den künftigen Ontas wird ein neuer Chip auf der anderen Hand implantiert, dessen Gift nicht automatisch freigesetzt wird. Das ist richtig.

    Die Leichen werden dann von Robotern beseitigt. Nur die Leichen der Ontas werden von den Robotern entsorgt.

    Es stellen sich die Fragen: Sind die Ontas nun wirklich Verbrecher oder doch Dissidenten, Gegner des Regimes? Das ist eine interessante Frage und es ist durchaus nachvollziehbar, dass solche Gedanken bei dir auftauchen.

    Und wie kann ein so intelligenter Mann wie Ares das alles für völlig in Ordnung halten, zumindest bis jetzt? Sind halt alles Schwerverbrecher! Haben es sicher verdient! Vielleicht Gehirnwäsche, auch bei ihm? Ares lebt in einer Zeit, in der es normal ist, dass manche Schwerverbrecher hingerichtet und manche inhaftiert werden. Das tun wir heute auch. Viele Menschen halten heute Todesurteile für vertretbar, wenn nicht gar für gut. Ich sehe also hier kein ungewöhnliches Verhalten bei Ares, denn dass die Ontas alle Schwerverbrecher sind und ihre strengen Haftbedingungen im Ring verdient haben, habe ich deutlich zu machen versucht. Rechtmäßig verurteilt. Bis er von den Fake-Hinrichtungen erfuhr, war er in dem Glauben, dass sie ihre Haft im Ring verbüßen, unter wesentlich schärferen Bedingungen als die Timori-Häftlinge, weil ihre Verbrechen ja schwerer wogen als deren. Er nimmt an, dass die Schwerverbrecher, die im Ring einsitzen, nicht zum Tode verurteilt wurden.
    Das ändert sich an dem Abend, an dem er bei seinem Vater zum Essen ist und von den Fake-Hinrichtungen erfährt. Jetzt haben die Ontas seiner Ansicht nach Glück, noch am Leben zu sein und im Ring arbeiten zu dürfen. Dass es auch Haftanstalten wie den Sector gibt, lässt Ares den Leser in Kap 4 wissen.
    An welcher Stelle, denkst du, ist sein Denken nicht nachvollziehbar? An welcher Stelle stellst du seine Intellligenz in Frage? Auch wir heute sind doch froh, dass Schwerverbrecher hinter Schloss und Riegel sitzen, und wir sind der Meinung, dass sie ihre Strafe verdient haben. Und in der Zeit, in der Ares lebt, ist das Sterben mit Sechzig Normalität. So normal wie der Eintritt ins Rentenalter mit Siebenundsechzig für uns heute.

    Auf die politischen Verhältnisse in dieser Welt bin ich wirklich gespannt. Hoffentlich enttäusche ich dich jetzt nicht, aber ich habe nicht vor, die politischen Verhältnisse in dieser Welt näher zu beleuchten. Es wird immer mal wieder eine dezente Formulierung geben, die dem Kopfkino des Lesers helfen soll, bestimmte Verhälltnisse dieser Zeit besser zu verstehen. Aber der Schauplatz des Buches bleibt (bis auf kleinere Ausflüge nach Athen und NYC) der Ring.

    So. Nun bin ich gespannt auf die Textstellen, die du mir nennst. Da der Ring derzeit sowieso ruht und ich mich noch einmal richtig reinvertiefen muss, bevor es weitergeht, kannst du dir gern Zeit nehmen und vielleicht sogar noch weiterlesen bis einschließlich Kapitel 22. Da kommen noch ein paar Infos, die vielleicht deine Fragen beantworten.

    Ich freue mich schon auf deine Antwort. Deine Gedanken finde ich sehr spannend.

    Hallo, 20thcenturyman und Kirisha , herzlichen Dank für euer Feedback. Nur zwei Fragen zur Rückversicherung, ob ich alles richtig verstanden habe, und eine Antwort :) .

    Spoiler anzeigen

    Warum glauben Sie, dass Sie ungebracht wurden?

    Steht das erste "Sie" für Ares und Etienne? Und das zweite für die Wissenschaftler? Wenn ja, ist die Frage eigentlich im Text schon beantwortet: Webster hat es ihnen gesagt. Hast du ja vielleicht überlesen. :) Oder meinst du was anderes?

    Ein Hammersatz, der mich aus dem Lesefluss gerissen hat.

    Hier wollte ich nur nochmal nachfragen: Ist das jetzt gut oder schlecht? Wenn schlecht - würdest du mir den Satz, den du meinst, nochmal als Zitat bringen? Dann schau ich nochmal, ob das geändert werden kann. Will ja nicht, dass meine Leser aus dem Lesefluss gerissen werden. :blush:

    Welche Rolle soll Elas denn eigentlich spielen? Darauf bin ich gespannt.

    Ares hat keine Pläne mit ihm. Er möchte ihn lediglich in Sicherheit wissen. Und das ist momentan nur durch das Abschalten des HTS-Signals möglich. Ein Prozedere, dass ihres Wissens nach nur im Ring erfolgen kann. Deshalb muss er dorthin, ohne dass jemand seinen Weg nachverfolgen kann. So ist der augenblickliche Plan. 8)

    Zuerst wieder dickes Dankeschön für eure Gedanken, Thorsten und 20thcenturyman .

    Zum Thema New York City:

    Ich verstehe, dass du unmittelbare Vergleiche zum jetzt existierenden NYC anstellst. Ich selbst bin noch nie dortgewesen, aber ich habe versucht mir vorzustellen, wie die Stadt in einhundert Jahren aussieht. Und das war doch ein beträchtlicher Unterschied zu dem Stadtbild von heute. Von daher - ja, sie hat sich sehr verändert.
    In meiner Vorstellung gibt es keinen Flughafen mehr, wie wir ihn heute kennen. Weil die Gleiter senkrecht starten und landen können (so, wie sie das auf den kleinen Plattformen im Ring auch tun), dachte ich, der Gleiterhafen benötigt keine Rollbahnen, weshalb er nur wenig Platz braucht und nicht außerhalb der Stadt gelegen sein muss. Aus dem Grund habe ich kein Problem darin gesehen, ihn irgendwo in der Stadt zu platzieren. Es kann durchaus mehrere geben, da sie nicht so groß wie der JFK-Airport sein müssen. Aber darauf wollte ich gar nicht näher eingehen, ich dachte, das führt zu weit.
    Das heutige Manhatten ist auch weiterhin Manhatten, hat sich aber ausgedehnt, weshalb Elas Cloudscraper sieht. Aber der Rest der Stadt zeigt ein deutlich anderes Bild. Ähnlich wie Shanghai, die Stadt, die ich im Prolog kurz beschrieben, oder wie das Marseille aus Etiennes Erinnerung. Städte, die Neubauten wie Humania nötig gemacht haben. Ich habe keine Zeit geschrieben, wie lange sie unterwegs sind, und auch bewusst keinen Stadtteil genannt. Aber ich habe das U-Bahn-Netz zurate gezogen und würde Isaiah, Brad, Canes und Kyles WG in die Bronx setzen. Klingt das nachvollziehbar?

    20thcenturyman Immer wieder spannend, deine Vermutungen zu lesen. :danke:Lass mich gerne weiter daran teilhaben. :thumbup: Freut mich, dass du es interessant findest. Hoffentlich kann ich das Level halten.

    Antwortbox

    Zuerst wie immer vielen Dank für eure Anmerkungen.
    Nach einigen Wochen, in denen beim Ring gar nichts ging, und nach ziemlich viel Kopfzerbrechen, wie ich eure Kyrios-Stolperstelle entschärfe, habe ich mich entschlossen, die Kyrios-Anrede der Eurosafe-Beschützer in Griechenland zu streichen. Damit fällt auch die Stelle mit der Schrecksekunde raus, in der Ares bei der Ausstellung in Athen von einem der Terastios-Angestellten mit 'Kyrios' angesprochen wird, obwohl die von euch nicht als verwirrend bezeichnet und von Thorsten sogar gelobt wurde. Ich bin nicht glücklich damit, aber ich habe jetzt 'Sir' als Anrede, denn 'HERR soundso' werde ich auf keinen Fall verwenden.
    Außerdem wurde von mir ziemlich früh im Manuskript jetzt noch eingefügt, dass im Ring Englisch gesprochen wird. Muss ja, bei dieser internationalen Besetzung mit Personal und Häftlingen. Irgendwie hatte ich vorausgesetzt, dass das die einzig mögliche Sprache dort sein kann. Hm, war wohl doch nicht so erkennbar.

    Thorsten , zum Thema Flugplan hab ich eine Erklärung in meinem Manuskript eingefügt. Kommt im nächsten Kapitel. Es gibt keinen Flugplan für Eurosafe. Auch ergänzt habe ich, dass Elas noch einmal klarstellt, nach der Landung auf den Schutz der adäquaten amerikanischen Organisation zu verzichten.

    Man merkt dem neuen Text vielleicht an, dass ich momentan wie mit angezogener Handbremse schreibe, aber ich will euch nicht länger warten lassen.

    Zum vorigen Teil: Kapitel 62/2

    Kapitel 62/3

    Der Mann drehte sich um, bevor Elas weitere Fragen stellen konnte. Zielstrebig marschierte er auf den Ausgang zu, an dem die Beschützer Elas vorhin verlassen hatten. Elas blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Sein Blick war auf den Rücken seines Führers gerichtet. Ein schmaler Rücken, schlaksige Glieder, aber eine federnde Kraft in den Schritten, die in den seinen fehlte. Definitv ein junger Mann.

    „Wohin gehen wir?“

    „Keine Namen, keine Orte. Ich bringe Sie nur zum Treffpunkt.“

    Elas schwieg. Die Zurückhaltung dieses Kyle war verständlich. Er war ein Fremder und er hatte Gefahr im Gepäck. Das Tempo, das sie an den Tag legten, ließ erkennen, dass Kyle das wusste. Trotzdem blieben sie unter Menschen. Kyle ging aufrecht und verriet durch seine Bewegungen nicht, dass sie mit einer Verfolgung rechneten.

    Sie liefen durch Straßen, Gassen, Höfe. Elas wurde klar, dass er den Rückweg allein nie finden würde. Längst war er außer Atem. So viel hatte er sich lange nicht bewegt. Noch dazu führte er den Gravikoffer mit sich. Auch wenn das Gepäck kein Gewicht bedeutete, so war es doch nicht einfach, sich damit durch die Menschen zu drängen. Sein ComPad zeigte kurz nach acht und im abendlichen New York waren noch viele unterwegs.

    Nach und nach lichteten sich die Passantenströme und er hatte Gelegenheit, sich umzusehen. Er war schon in New York City gewesen, aber nicht in solchen Gegenden. Mit der Anzahl der Menschen nahm auch die Sauberkeit der Gehwege und die Unversehrtheit der Häuser ab. Die hell strahlenden Werbetafeln an den Cloudscrapern machten billigen, oft defekten Leuchtreklamen Platz. Das Viertel, in dem sie jetzt unterwegs waren, gehörte zu den Gegenden, in die er sich nie freiwillig begeben würde. Abfall lag in den Rinnsteinen und auf den Gehwegen, Menschen lungerten herum, die ihn und – wie er vermutete – seinen Koffer interessiert musterten.

    Irgendwann kamen sie an eine der alten U-Bahn-Stationen. Ohne sein Tempo zu verlangsamen, marschierte Kyle zwischen den Säulen der Eingangshalle hindurch ins Innere. Unter den Schuhen knirschten herabgefallene Reste der ehemaligen Deckenverkleidung und auch hier lag überall Müll. Man hatte Kabel aus den Wänden gerissen, Rohre, anscheinend alles, was sich irgendwie zu Gold- oder wenigstens Kupfereinheiten machen ließ. Die Wände trugen verzerrte Schriftzüge, riesige, unleserliche Buchstaben in Farben, die früher einmal grell und bunt gewesen sein mussten. Es war duster hier drinnen und mit jedem Schritt, den sie zurücklegten, gewann die Dunkelheit, die vor ihnen lag und auf die Kyle zielstrebig zuhielt, fast physisch an Raum. Beklemmung legte sich auf Elas‘ Brust. Die Luft war verbraucht, roch nach Qualm, nach irgendetwas Süßlichem und nach Exkrementen. Angeekelt sah er sich um, bemerkte die Blicke von Männern und Frauen, die sich in die Ecken der Halle drückten und jeden, der vorbeiging, finster musterten. Etwas Bedrohliches ging von ihnen aus, doch niemand rührte sich oder sprach sie an.

    ‚Furcht‘, redete er sich ein, während er zu erkennen versuchte, wohin er seine Füße setzte. ‚Das ist ein Ausdruck ihrer Furcht. Sie halten mit diesem Blick andere fern. Sie schützen sich und wohl auch das, was sie besitzen, vielleicht sogar bei sich tragen.‘

    Kyle ignorierte die Lifte zu beiden Seiten der Halle und hatte bald die Abgänge zu den Gleisen erreicht. Die breite Rolltreppe, die er wählte, war stark beschädigt und hing teilweise bedenklich durch. die Handläufe, herausgerissen aus ihren Führungsschienen, hingen traurig herab und die transparenten Carboneinfassungen rechts und links der Stufen schienen stellenweise wie mit einem riesigen Hammer bearbeitet. Hatte sich hier jemand ausgetobt oder seine Wut ausgelassen? Oder war etwas anderes die Ursache für die Zerstörung gewesen?

    Während er sich hinter Kyle auf den seit Jahrzehnten stillstehenden Stufen vorsichtig nach unten tastete, ließ Elas seinen Blick erneut wandern. Der untere Teil der Station bot einen noch verwahrlosteren Anblick aus als der obere. Es war deutlich kühler und auch finsterer. Man sah kaum die Hand vor Augen. Einen kurzen Moment blickte er zurück, hinauf, dorthin, wo er den Fuß auf die erste Stufe gesetzt und damit das Licht hinter sich gelassen hatte. Jetzt sah er auch, dass die anderen vier Rolltreppen in einem derart desolaten Zustand waren, dass man sie nicht mehr benutzen konnte.

    Unvermittelt trat er ins Leere. Mit einem erschrockenen Ausruf griff er nach dem erstbesten Halt, der sich ihm bot und bekam einen der herabhängenden Handläufe zu fassen. Kyle war herumgefahren und sah zu, wie er sich ungeschickt wieder hochzog. Eine plötzliche Wut auf sich selbst schoss in Elas hoch. Verdammt, wie ungeschickt er sich anstellte! Was sollte der junge Mann denken? Dass er einen Tattergreis führte?

    Hastig befreite er seinen Fuß von einer Kabelschlinge, schenkte dem Loch, an dem sich früher eine Stufe befunden hatte, einen zornigen Blick.

    „Wir können weiter“, murmelte er.

    „Passen Sie auf, wo Sie hintreten“, ermahnte Kyle. „Wer sich hier unten verletzt, hat keine Hilfe zu erwarten.“

    Elas nickte. Er hatte den Ernst in den Worten gehört und sie bedurften keiner weiteren Erklärung. Mit dem ersten Schritt in diese U-Bahn-Station war er aus dem sozialen Umfeld, zu dem er bisher gehört hatte, herausgetreten. Ein Schritt in eine andere Welt, eine, in der sich wohl jeder selbst der Nächste war und in der man sich nicht um den Menschen neben sich scherte. Er begann sich zu fragen, worauf er sich hier eingelassen hatte. Ja, er war in Griechenland in Lebensgefahr gewesen, und ja, in diesem Hotelzimmer hätte er sich nicht ewig verkriechen können, aber es gegen das hier einzutauschen?

    Ares hat es für dich organisiert, versuchte eine Stimme in seinem Hinterkopf, ihn zu beruhigen. Vertrau ihm, es wird alles gutgehen. Das hier ist nur ungewohnt, fremd. Niemand bedroht dich. Folge einfach diesem Kyle und warte ab, was kommt.

    Dass Kyle ihn in eine Falle locken würde, hielt er für ausgeschlossen. Welchen Nutzen sollte das haben? Um ihm den Gravikoffer abzunehmen, hätte der junge Mann ihn nicht erst hier herunterbringen müssen. Das wäre ihm mit Sicherheit schon am Gleiterhafen problemlos möglich gewesen. Und Goldeinheiten trug heute niemand mehr bei sich. Sein ComPad würde nur auf seine Stimme reagieren. Ja, Kyle konnte ihn zwingen, einen Finanztransfer mündlich anzuweisen, doch auch das hätte er mit vorgehaltener Waffe oder mit zwei, drei Freunden als Verstärkung längst tun können. Nein, Kyle hatte ein Ziel. Jenen ominösen Treffpunkt. Und mit Sicherheit wartete dort die Person, von der Ares gesprochen hatte.

    In diesem Moment holte Kyle einen Leuchtstab aus seiner Jacke und schaltete ihn an. Das sanfte Licht ließ Elas unwillkürlich aufatmen. Ja, alles würde gut werden.

    macht man das auf Neugriechisch so?

    Ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung, aber ich hatte auch gar nicht vor, mich der exakten Wörter zu bedienen. Alle Wörter sind nur Anlehnung an Griechisch, egal ob Kyrios, Axiom, Onta, Othoni, Ypir. Und ich wollte bewusst eine Abhebung vom heutzutage normalen Griechisch, da wir uns ja hundert Jahre in der Zukunft befinden. Und ich wollte auch keine Unterschiede zwischen Alt- und Neugriechisch herausheben. Es sind ja nur einzelne Worte, die Mestor im Ring eingeführt hat.
    Wenn Mestor sich als Kyrios anreden lässt, hatte ich dabei schon im Hinterkopf, dass er das wie einen Titel handhabt. Also hier gerne - Herrscher. Oder Herr, wie Etienne es durch seine Gedanken dem Leser erklärt. Aber ich wollte auch, dass es die normale Anrede für männliche Griechen ist. Deshalb ja, "Herr Greco" wäre die Übersetzung.

    Vielen Dank, Thorsten , für deine Rückmeldung.

    Antwortbox

    War das nicht so dass es eine Affektiertheit von Mestor war, dass er sich 'Kyrios' nennen laesst? Wieso wird Elas jetzt so genannt? Oder stehe ich auf dem Schlauch ?(

    Ja, Mestor lässt sich im Ring mit Kyrios ansprechen. Eine Affektiertheit, stimmt, genauso wie er die Dienstränge der Emeraldgarde mit griechisch abgleiteten Namen bestückt hat (Axiom, Ypir). Im Kapitel 2 regt sich Etienne gedanklich schon darüber auf:

    Zitat

    Axiom, Ypir ... Verächtlich verzog Etienne die Lippen. Die Emerald-Garde bestand aus Angehörigen der Streitkräfte der Vereinigten Kontinente. Axiome waren schlichtweg Offiziere, Ypir-Gardisten Soldaten. Diese griechischen Bezeichnungen waren von Mestor Daktyl eingeführt worden. Der Herr des Rings – selbst ein Grieche – hatte sogar seiner eigenen Person eine griechische Bezeichnung gegeben. Es war eher ein Titel, denn er nannte sich Kyrios.

    Ähnliche Gedanken wälzt auch Ares in seinem Gespräch mit Frida im Kapitel 4, als er aus dem Konzert geholt wirde und bei seinem Vater zum Rapport antreten soll.

    Zitat

    Wie erwartet verengten sich ihre Augen, als sie ihn zornig anstarrte. „Ich habe den Kyrios über jeden einzelnen Vorfall informiert“, gab sie eisig zurück.
    Kyrios, dachte Ares verächtlich, das griechische Wort für Herr. So ließ sich sein Vater, der an seinen ethnischen Wurzeln eisern festhielt, anreden, wohl weil er den Ring erbaut hatte und der Eigentümer war.

    Eine weitere Stelle ist der Abend bei der Ausstellung in Athen. Ares wird von einem Hotelangestellten mit 'Kyrios' angesprochen:

    Dann spricht Ares auch Elas so an:

    Zitat

    Ares begann sich äußerst unbehaglich zu fühlen. Was hatte das zu bedeuten? Woher kannte der Maler seine Narbe!
    Er räusperte sich. „Eine gute Idee“, brachte er hervor. „Gehen Sie voraus, Kyrios.“
    Greco, der ihn noch immer anstarrte, als wäre er ein Geist, nickte langsam, bevor er sich umdrehte und zur Treppe ging.

    Ich schiebe es mal auf die relativ langen Abstände zu den Parts, in denen die Bedeutung des Wortes und die Verwendung erklärt wurden. Immerhin hab ich Kapitel 2 im Juli 2022 gepostet. :D
    Ich würde trotzdem gern wissen, ob du der Meinung bist, ich müsste das noch einmal auffrischen. Dass die Männer von Eurosafe Elas als Griechen in Griechenland mit 'Kyrios' ansprechen, hielt ich für selbstverständlich. Oder sollte ich eine andere Anrede wählen? Wenn ja - welche?

    Und da sind wir auch schon bei deinem zweiten Punkt:
    Ich verstehe vollkommen, was du meinst und ich gestehe, ich hab hier keinen Plan. Ich habe ja noch nicht einmal einen Namen für die (immerhin für die ganze Welt maßgebende) Institution, die den Chip eingeführt hat. Stattdessen versuch(t)e ich, alles, was mit Politik zu tun hat, sorgfältig zu umschiffen. Aber genau diese Institution, die die Chips eingeführt hat, sollte in meiner Vorstellung auch das Recht haben, ihn oder einzelne seiner Funktionen abzuschalten. Nun brauche ich bloß noch einen beeindruckenden Namen dafür. Irgendwelche Ideen ...? :huh:

    Vielen Dank, und fürs Weiterlesen und eure Anmerkungen.
    Kirisha Zur Falltür habe ich mir einen Vermerk ins Manuskript gemacht.
    20thcenturyman Deine Fragen zu Tevor werden später alle beantwortet. :D

    So, heute mal noch ein kurzer Part, damit ich den Abschnitt beschließen kann.

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    Zum vorigen Teil: Kapitel 62/1

    Kapitel 62 (2/x)
    Entschlossen hob er den Kopf, zog die schwarze Uniform an und schob – vor dem Spiegel in der Nasszelle stehend – sein schulterlanges graues Haar unter die Mütze. Ein letzter prüfender Blick, dann setzte er sich auf die Ruheliege und wartete.

    Der Ton für eine eingegangene Nachricht auf dem ComPad ertönte.

    „Wir sind so weit“, hörte er. „Öffnen Sie die Tür.“

    Elas gehorchte.

    Auf dem Gang vor dem Zimmer standen vier schwarz Uniformierte. Sie trugen Masken, sodass er den Mann von vorhin nicht erkannte. Auch ihm selbst wurde eine Maske gereicht, die nur die Augen freiließ. Dann schnallte ihm einer der Männer einen Impulsor-Gurt um. Unwillkürlich versteifte sich Elas. Nach Ares‘ Vermutung hatte eine solche Waffe Jannis und Philo getötet.

    „Sie müssen als einer von uns durchgehen“, erklärte der Mann und unterbrach damit seine Gedanken. „Er hier“, er wies auf einen, dessen Größe und Statur der von Elas glich, „läuft in der Mitte, zwei flankieren ihn. Ich gehe voran und Sie bilden den Schluss. Ich weiß, Sie sind es nicht gewöhnt, aber bitte versuchen Sie, Ihr Verhalten und Ihre Bewegungen den unseren anzupassen.“

    Elas nickte und zog die Maske über das Gesicht. „Es kann losgehen.“


    Eine Viertelstunde später lag das Lichtermeer des abendlichen Athens unter ihnen. Den Weg zum Hotel, auf dessen Dach der Eurosafe-Gleiter wartete, hatten sie ohne Zwischenfälle absolviert. Sofort nach dem Einsteigen war der Einstieg verschlossen worden und der Gleiter hatte mit ihm und drei der vier Männer an Bord abgehoben. Sie waren unterwegs in Richtung New York City. Fünfeinhalb Stunden hatte der Führer der Beschützer für die Reise veranschlagt. Elas konnte das kaum glauben, aber er hatte auch noch nie einen solche Gleiter benutzt. Schon der Start hatte ihn derart in den Sitz gepresst, dass ihm klar wurde, mit welcher Geschwindigkeit er erfolgt sein musste.

    Die Kabine war komfortabel genug, um ihm eine Liegeposition zu ermöglichen. Die Innenbeleuchtung wurde gedimmt, seine Beschützer machte es sich bequem und Stille kehrte ein. Das gleichmäßige Summen des Antriebs begleitete Elas in den Schlaf.


    Ein kaum wahrnehmbarer Ruck verriet, dass der Gleiter aufgesetzt hatte. Die Carbonfenster der Kabine waren eingedunkelt. Wahrscheinlich vermutete Eurosafe sogar hier in New York City einen Angriff auf ihn.

    „Man darf an Ihrem Auftreten nicht erkennen, dass Sie keiner von uns sind“, wurde ihm eingeschärft. „So bilden wir eine Einheit und ein eventueller Attentäter wird verwirrt. Er muss uns beobachten, um den Richtigen zu erwischen. Das kann uns wertvolle Zeit verschaffen.“

    Elas nickte. Er glaubte zwar nicht, dass die Vorsicht nötig war. Um herauszufinden, wohin sie geflogen waren, hätte jemand den Gleiter verfolgen und zeitgleich, wenn nicht vor ihnen landen müssen. Das hielt er für unmöglich. Aber die Männer in Schwarz ließen keine Zweifel zu. Erneut wurde er zum Letzten der Gruppe bestimmt, die anderen drei würden vor ihm gehen. Auf das Zeichen des Leaders liefen sie los. Sie passierten weder den Metalldetektor noch den Drogen- oder Sprengstoffscan. Unbehelligt und ohne Zwischenstopp erreichten sie den Ausgang des Transitbereiches. Hier blieben sie stehen.

    „An dieser Tür endet unsere Aufgabe“, meinte der Leader knapp und sah Elas eindringlich an. „Ich frage Sie zum letzten Mal: Sind Sie sicher, dass Sie allein zurechtkommen?“

    Elas nickte und hoffte, dass in dem Nicken mehr Überzeugung lag, als er fühlte.

    „In Ordnung.“ Der Beschützer nahm Elas den Impulsor-Gurt und das Gerät zur Signalabschirmung ab. Dann winkte er den Angestellten des Gleiterhafens herbei, der mit Elas‘ Gravikoffer in einigen Metern Entfernung wartete. „Hier sind Ihre Sachen. Ziehen Sie sich baldmöglichst um, diese Uniform dient nur Tarnzwecken und löst sich binnen einer Stunde vollständig auf.“

    Elas nickte erneut. „Ich danke Ihnen“, stieß er heiser hervor. „Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar.“

    Der Blick der grauen Augen über der Maske blieb erstmals länger als eine Sekunde auf ihn gerichtet.

    „Passen Sie auf sich auf“, erwiderte der Mann leise, dann gab er den beiden anderen einen Wink und binnen Sekunden waren sie zwischen den Menschen in der Transithalle verschwunden.

    Elas atmete einmal tief durch. Jetzt begann es. Sein Leben allein. Und das Erste, was er tun würde, war, seine Verkleidung loszuwerden. Mit einem schmalen Lächeln auf den Lippen marschierte er los in Richtung der Nasszellen..


    „Wenn Sie der Maler sind, nicken Sie!“

    Die Männerstimme hinter ihm ließ ihn zusammenfahren. Er stand mit dem Rücken zur Tür und war eben fertig mit dem Umziehen. Die schwarze Uniform hatte er kurzerhand in den Müllschacht geworfen.

    Seine Hände, die gerade den Magnetverschluss der leichten Jacke schließen wollten, sanken herab. Bedrohlich hatte die Stimme nicht geklungen, aber aus irgendeinem Grund wagte er nicht, sich umzudrehen. Nur ein zaghaftes Nicken brachte er zustande. „Bin ich. Und wer sind Sie?“

    „Nennen Sie mich Kyle.“ Die Antwort kam nach kurzem Zögern, fast widerwillig.

    Erneut nickte Elas. Kyle Wahrscheinlich war das nicht der richtige Name des Ankömmlings. Die Stimme hatte jung geklungen.

    Er drehte sich um und versuchte mit einem kurzen Blick unter die Kapuze das Alter des Sprechers zu erkennen. Doch ein vor das Gesicht gebundenes Tuch ließ das nicht zu.

    „Ich soll Sie abholen. Kommen Sie mit.“

    Hier geht's weiter: Kapitel 62/3

    Also - mein Eindruck hier ist dass sie von Cane den Finger zugesagt bekommen haben, aber Ares ist hier bereit ihm den Arm an der Schulter auszureissen... hatte Cane jemals diese Art von Hilfe im Kopf gehabt ?(

    Ah, okay. Ja, dann muss ich das noch bisschen deutlicher machen, dass Etienne Cane erklärt hat, was sie von ihm wollen, und dass Cane das auch verstanden und trotzdem seine Hilfe zugesagt hat.

    Hallo Thorsten und Dinteyra

    vielen Dank für eure Kommis und interessanten Anmerkungen.

    Antwortbox

    Ares geht hier sehr schnell davon aus dass Cane die Sache unterstuetzt. Wieso?

    Cane hat ja bereits zugesagt, zu helfen, Etienne hat ihn gefragt:

    „Gut.“ Ares kniff die Augen zusammen. „Würdest du Cane fragen, ob er Elas helfen kann?“, fragte er und wunderte sich selbst über die Ruhe, die ihn plötzlich überkam. „Das wäre der erste Schritt. Danach sehen wir weiter.“
    Etienne nickte erneut und stand auf. „Mach ich sofort“, versicherte er. „Ich melde mich, wenn ich seine Antwort habe.“ Ein kurzes, zuversichtliches Lächeln und er ging.

    Ares bittet Etienne, mit Cane zu reden, was der auch tut.

    Etienne ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. „Aber Cane denkt, dass die fünf Stunden ihm genug Zeit lassen, um das System auszutricksen“, fuhr er fort. „Er hat mir nicht gesagt, was genau er vorhat, aber er meint, wir sollen Elas nach New York City schicken. Wenn die genaue Ankunftszeit feststeht, will er sie wissen, um alles Weitere kümmert er sich.“
    „Er kümmert sich? Reden wir von dem Cane, der sich wegen eines freundschaftlichen Schulterboxhiebs schmollend in sein Zimmer zurückgezogen hat?“
    Etienne erwiderte nichts darauf.
    „Also muss Elas doch nach New York City“, schlussfolgerte Ares, als das Schweigen belastend wurde.

    Und hier kommt er mit Canes Antwort (ich habe jetzt nicht explizit dazugeschrieben, dass die Kommunikation eigentlich über Isaiah gelaufen ist. Es erschien mir in dem Moment ja nicht wichtig. Wichtig war Canes Antwort, dass er helfen will. Beantwortet das deine Frage? Ich will es keinesfalls so klingen lassen, als würde Ares hier über Cane verfügen oder ihn in Gefahr bringen, ohne an dessen Sicherheit zu denken. Wenn es noch nicht passt - was müsste ich dMn ergänzen?

    Habe ein bisschen Schwierigkeiten, mir diese Falltür im Wohnzimmer vorzustellen. Die Möbel sind daran festgeschraubt? Wie groß ist die Falltür denn? Und trotzdem öffnet und schließt sie so schnell? Was ist, wenn Elas sich an den Möbeln stößt oder daran hängen bleibt? (Hab gerade ziemlich schräges Kopfkino.) Ich glaube das funktioniert nicht.

    Schwieriges Thema. X/
    Die Falltür ist der gesamte Boden des Zimmers und ja, die Möbel sind festgeschraubt. Da sich die Falltür auf ein Passwort hin öffnet, hatte ich mir vorgestellt, dass Elas so Gelegenheit bekommt, sich auf den Sturz vorzubereiten und vielleicht auf Abstand zu den Möbeln zu gehen. Ich habe mit zwei Leuten vorher über Varianten von Falltüren gesprochen (Ich: "Ich brauche eine Möglichkeit, wie sich jemand blitzschnell innerhalb eines Zimmers in Sicherheit begeben kann." Antwort: "Falltür im Fußboden.") Deine Fragen sind da auch aufgetaucht und wir haben festgestellt, dass die Möbel befestigt sein müssen, um nicht auch hinabzustürzen und Elas dann vielleicht tatsächlich verletzen.
    Das Schließen der Falltür muss langsamer erfolgen, damit Elas nach dem Fall Zeit hat, sich außer Reichweite des Mechanismus zu bringen. Hier hatte ich schon erwogen, dass ein Kraftfeld den offenen Fußboden abschirmt, um eventuelle Eindringlinge davon abzuhalten, Elas einfach hinterherzuspringen, solange die Falltür offen ist. Aber das erschien mir dann einfach als zu viel Technik. Deshalb hab ich das verworfen. In der Szene ist der Leser ja ganz bei Elas und der denkt in dem Moment wohl nicht über den Mechanismus nach. Ich habe befürchtet, das Tempo und auch die Spannung durch zu viel Erklärung zu killen. Es war schon schwierig, die Funktionsweise so unterzubringen, dass es "beiläufig erwähnt" wirkt.
    Reicht dir das als Antwort? ?(

    Das fand ich hier irgendwie doppelt gemoppelt, vor allem weil du vorher auch schon geschrieben hattest, dass Besuch kommt.

    Stimmt, den zweiten Teil kürze ich. Danke :)

    Vielen Dank, Kirisha :)

    Das fehlende Wort hab ich ergänzt, immer gut, wenn so was gefunden wird, wenn man es selbst vorher übersehen hat. Ich freu mich auch sehr über deine Fragen. Das zeigt mir, dass ich a) Spannung wecken kann und b) diese Fragen bereits alle schon im Manuskript beantwortet habe. Und ich merke wiedermal, dass das ganze Werk wohl viel größer wird als ursprünglich geplant. Vielleicht muss ich zwei Bände daraus machen. :panik:
    Zu Frida - ja, wir begegnen ihr nochmal. Aber ein wenig gedulden musst du dich noch. *Hätte nie gedacht, dass die mal von jemandem vermisst wird* :D

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    Zum vorigen Teil: Kapitel 61/3

    ~~~ Kapitel 62 ~~~

    Kapitel 62 (1/X)
    „Ich beabsichtige, nach New York zu fliegen.“

    Der Mann, der heute in der dreiköpfigen Truppe der Beschützer das Sagen hatte und von Elas ins Zimmer gerufen worden war, starrte ihn an, als hätte er verlangt, dass man ihm den Mond vom Himmel holte.

    „New York City?“, wiederholte er, wohl in der Hoffnung, dass er sich verhört hatte. „Jetzt?“

    Elas nickte. „Sobald Ihre Vorbereitungen dazu abgeschlossen sind. Ich selbst habe nur wenige Dinge, die ich mitnehmen werde. Und die sind bereits gepackt.“ Er wies auf den kleinen Gravikoffer, den er sich zusammen mit ein paar privaten Sachen aus seinem Haus hatte bringen lassen.

    Der Blick des drahtigen Mannes in der schwarzen Eurosafe-Uniform folgte der Geste, doch er schaute danach nicht glücklicher drein.

    Elas verstand ihn. Schließlich war immer das Leben der schutzbedürftigen Porson nach wie vor in Gefahr und der Wunsch, diesen sicheren Ort zu verlassen, musste dem Mann einfach schwachsinnig vorkommen. Es konnte immer noch viel schiefgehen.

    „Sir, das verstößt ...“

    „Das ist mir bewusst.“ Elas legte seine ganze Autorität in den Blick, mit dem er den Mann vor ihm maß. „Ich habe das eben mit Ihrem Vorgesetzten geregelt, er wird Sie gleich informieren.“

    Und richtig: In diesem Moment hob der Beschützer in einer entschuldigenden Geste die Hand und berührte mit der anderen den Ohrknopf seines Headsets.

    Während der Mann mit seinem Vorgesetzten sprach, dachte Elas an die Unterhaltung mit Ares vorhin zurück. Seit sein Sohn ihm erklärt hatte, wie sich sein weiteres Leben gestalten würde, war nichts mehr selbstverständlich. Seltsamerweise stürzte ihn dieses Wissen weder in Panik noch in Verzweiflung. Seine Malerei, sein Bekanntenkreis, seine Heimat, seine Villa – alles war Geschichte. Ares hatte es ihm unmissverständlich klargemacht.

    Doch es störte ihn nicht. Mehr noch, er nahm es gern in Kauf. Es bedeutete eine Verbesserung, denn das, was er im Augenblick durchlebte, war unerträglich. Er zeigte schon paranoides Verhalten, dessen war er sich bewusst. Ein einfaches Klopfen an der Tür brachte sein Herz zum Stolpern, er lauschte auf jedes Geräusch, jeder unbekannte Laut von der Straße ließ ihn zusammenzucken, weil er Gefahr bedeuten konnte. Das kleine Hotel besaß keine verspiegelten Fenster, deshalb war die automatische blickdichte Verdunklung der transparenten Carbonscheibe sofort bei seiner Ankunft aktiviert worden. Der ständige Dämmerzustand im Raum zerrte an seiner Selbstbeherrschung. Den ganzen Abend hatte er auf der Couch gehockt und den Nachrichtensender eingeschaltet gelassen. Doch sein Name wurde nicht erwähnt. Wie man ihm schon nach seiner Anhörung versprochen hatte, war nichts von dem Anschlag auf sein Heim an die Öffentlichkeit gedrungen.

    Alles war besser als die jetzige Situation. Hier in Griechenland hielt ihn nichts mehr. Jannis war tot, sein Majordomus, der in seinem Haushalt gelebt hatte, seit er diese kleine Villa am Strand gekauft hatte. Der schon eher Freund als Angestellter gewesen war. Und Philo ...

    Philo war auf jeden Fall Freund und Angestellter gewesen. Elas machte sich nichts vor: Ohne ihn war er so gut wie hilflos, was seine Kunst anging. Ja, er malte die Bilder, aber am liebsten allein, abgeschieden. Philo bildete die Verbindung zur Welt, zu den Kunstbegeisterten, zu den Sozialen Medien. Er hatte sie gebildet. Es würde keinen zweiten wie ihn geben.

    Elas machte sich nichts vor. Er war siebenundfünfzig Jahre alt. Dass er nur noch zweieinhalb Jahre zu leben hatte, schreckte ihn nicht. Und dass er während dieser Zeit keine Bilder mehr verkaufen würde, ebenso wenig. Er war nicht auf Einkommen angewiesen. Sein Vermögen belief sich auf Summen, die ihm ein sorgloses Leben in der verbliebenen Zeit ermöglichten.

    Natürlich wäre es ihm lieber gewesen, wenn sein mysteriöser Helfer nach Griechenland käme. Doch das sei nicht möglich, hatte Ares erklärt, ohne Gründe dafür zu nennen.

    Elas hatte es akzeptiert. Der junge Mann, dessen Name Ares ebenfalls nicht genannt hatte, würde eine Lösung finden, das HTS-Signal dauerhaft abzuschalten. Ja, auch jetzt war es unterdrückt, doch das Gerät, welches das ermöglichte, gehörte Eurosafe. Und nur die Schutztruppe hatte die Befugnis, den Aufenthaltsort von bestimmten Personen hier in Europa für längere Zeit zu verbergen. Da sich aber der Zielort nicht mehr in Europa befand, endete die Absicherung seiner Person, sobald er den Transitbereich des New Yorker Gleiterhafens verließ. Ohne die Beschützer war er wieder ein aufspürbares Ziel. Und die Angreifer würden ihn finden, auch hinter verdunkelten Fenstern oder in irgendwelchen Kellerlöchern. Bis das Signal dauerhaft abgeschaltet wurde, damit es von den Datenerfassungszentren nicht mehr geortet werden ...

    „Sir, der Chef fragt, ob Americasafe in New York City ab dem Gleiterhafen Ihren Schutz übernehmen soll?“, unterbrach der Beschützer in diesem Moment seine Gedanken. „Er kann das organisieren.“

    Elas schüttelte den Kopf. „Ich werde dort selbst für meine Sicherheit sorgen.“

    An der Reaktion des Mannes erkannte er, dass dieser ihn wohl für verrückt hielt.

    „Aber ihr HTS-Signal wird aufspürbar sein, sobald wir nicht mehr in Ihrer Nähe sind!“, gab der Beschützer zu bedenken.

    „Ich weiß, doch nur für ein paar Minuten. Wie gesagt – ich sorge selbst für meine Sicherheit.“

    „Aber ich ...“

    Elas schüttelte den Kopf. „Meine Entscheidung ist getroffen. Ich werde Sie in New York City aus Ihrem Auftrag entlassen.“

    Der Beschützer starrte ihn noch einen Moment lang an, dann verschwand er ohne weitere Worte aus dem Zimmer.

    Elas nahm an, dass ab sofort die Vorbereitungen für seine Reise liefen. Ein wenig unbehaglich wurde ihm schon, denn Eurosafe würde damit lediglich noch für einen sicheren Transfer sorgen. Was danach kam, musste er anderen überlassen. Leuten, die er nicht kannte, die er nicht kontaktieren konnte und denen er vertrauen musste.

    Es klopfte. Der Beschützer von vorhin schob den Kopf herein.

    „Der Gleiter startet um einundzwanzig Uhr vom Dach eines nahegelegenen Hotels. Ihr Wagen steht eine Viertelstunde vorher bereit. Bitte tragen Sie das.“ Er reichte Elas eine der schwarzen Eurosafe-Uniformen mit einer ebenfalls schwarzen Mütze. „Verbergen Sie wenn möglich Ihr gesamtes Haar darunter. Sie müssen wie einer von uns aussehen. Ich hole Sie dann ab.“

    Elas nickte und nahm dem Mann die Sachen ab. Die Tür schloss sich wieder.

    Ein Blick auf sein ComPad verriet: Bis zur Abreise blieben zehn Minuten. Langsam erhob er sich, schaltete die Mediaeinheit ab und starrte danach noch eine Weile auf den schwarz gewordenen Monitor, ohne ihn wirklich zu sehen.

    Er war im Begriff, Europa zu verlassen. Das an sich war nicht außergewöhnlich. Er hatte es schon so oft getan. Aber diesmal fühlte es sich anders an. Es war der Start in etwas Großes, Neues. Etwas Unbekanntes.

    Hier geht's weiter: Kapitel 62/2

    So. :)

    Ich habe die ersten beiden Parts von Kapitel 61 jetzt angepasst. Keine Sorge, man muss sie nicht nochmal lesen, um den Anschluss zu finden.

    Es gibt nur ein paar geänderte Details:

    a) Das GPS-System für die Chips ist Geschichte. Das neue System heißt "HTS" (Human Tracking System). Wie es funktioniert, hab ich versucht, im Text zu erklären. Falls es irgendwie noch nicht ganz klar rüberkommen sollte, dann bitte einfach melden.
    b) Ich habe versucht, Ares ein bisschen mehr Beherrschung zu geben. :D
    c) Das Gespräch zwischen Mestor und Decker ist jetzt im Rahmes eines Besuchs von Decker. Durch die in Mestors Quartier angebrachten Kameras können Ares und Etienne die Unterhaltung verfolgen.

    Und nun der letzte Part. Damit wir hier mal zu einem Ende kommen. :rofl:

    zum vorigen Part: Kapitel 61/2

    Kapitel 61 (3/3)
    Das weitere Gespräch drehte sich um die Lieferung bestimmter Teile, für die Decker in Japan beim Zoll eine Ausfuhrgenehmigung erwirken sollte. Ares interessierte diese Unterhaltung nicht. Das Wichtigste hatten sie gehört

    „Zeichnen Sie die Unterhaltung auf, Webster“, wies Etienne an. „Für den Fall, dass noch irgendetwas über Pitt Island oder neue Ontattransporte gesprochen wird.“

    Ares schnaubte. Er hätte jetzt gern Mestors Gesicht gesehen. Das dürfte ein herber Schlag für den Kyrios gewesen sein. Ja, Elas konnte nicht beweisen, dass sein Bruder hinter dem feigen Anschlag steckte, aber Eurosafe beschäftigte auch keine Dummköpfe. Es bestand Gefahr, dass die Spur bis zu Mestor zurückverfolgt werden konnte. Auch wenn die Verbindung wohl nicht mehr über den Verhafteten hergestellt werden konnte. Offensichtlich wurde Versagen von Decker nicht toleriert.

    „Verflucht“, murmelte Ares. „Elas muss so schnell wie möglich nach New York!“

    „Erst einmal sollten wir mit Cane reden, meinst du nicht?“ Etienne verschränkte die Arme.

    „Das ist sehr gefährlich, weil Elas Greco noch immer aufgespürt werden kann“, wandte Webster ein.

    „Deshalb werde ich ihn begleiten.“ Ares sprach den Entschluss in dem Moment aus, in dem er ihn gefasst hatte.

    „Das wirst du nicht.“ Etienne sprang auf. „Erstens steht überhaupt noch nicht fest, ob Cane überhaupt helfen kann. Und selbst wenn er es kann, heißt das nicht, dass er bei dieser ganzen Sache auch mitmachen und sich nicht einfach in seinem Zimmer einschließen wird. Zweitens: Noch weiß dein Vater nicht, dass du Greco in Athen sehr wohl begegnet bist. Setz nicht alles aufs Spiel, indem du eure HTS-Signale erneut vom selben Ort ausgehen lässt!“

    Ares setzte zu einer Erwiderung an, aber Websters „Das klingt logisch“ kam ihm zuvor.

    „Es wäre unklug, Daktyl mit der Nase darauf zu stoßen, dass Sie und Greco sich treffen“, fuhr die KI fort. „Ich bin sicher, er überwacht Sie.“

    Etienne nickte bekräftigend. „Ares, Mestor ist paranoid. Du kannst von Glück sagen, dass er dir abgekauft hat, dass du den Maler in Athen nicht persönlich getroffen hast.“

    „Gut.“ Ares kniff die Augen zusammen. „Würdest du Cane fragen, ob er Elas helfen kann?“, fragte er und wunderte sich selbst über die Ruhe, die ihn plötzlich überkam. „Das wäre der erste Schritt. Danach sehen wir weiter.“

    Etienne nickte erneut und stand auf. „Mach ich sofort“, versicherte er. „Ich melde mich, wenn ich seine Antwort habe.“ Ein kurzes, zuversichtliches Lächeln und er ging.


    Zehn Minuten später trat er wieder in Ares‘ luxuriöse Commandanten-Wohneinheit. Sein Gesicht verriet schon, dass er nicht mit guten Nachrichten kam.

    „Cane kann an einen Frequenzwandler kommen und weiß, wie man ihn benutzt, sagt Isaiah“, begann er. „Aber er meint auch, das würde uns nicht helfen. Der Chip erhält eine Bestätigung, wenn das Signal, das er ausgesendet hat, vom nächsten Datenerfassungszentrum empfangen wurde. Eine Art Echo. Wenn nun für Signale, die ausgesendet wurden, keine Bestätigung kommt, weil sie nirgends empfangen wurden, toleriert das der Chip für maximal drei Stunden. Damit wird verhindert, dass bei Problemen in der Datenübertragung zwischen Chip und dem nächsten Zentrum sofort Alarm ausgelöst wird. Aber nach drei Stunden ohne Bestätigung passiert genau das. Das System wertet das nicht mehr als Störung. Der Chipträger erhält eine Warnung auf sein ComPad. Vergehen weitere zwei Stunden ohne bestätigten Signalempfang, wird das Gift im Chip freigesetzt. Wer also von der Bildfläche verschwinden will, hat fünf Stunden Zeit, seinen Chip irgendwie zu entfernen. Danach ist er tot.“

    Ares spürte ein Ziehen in den Kiefermuskeln, so fest presste er die Zähne zusammen.

    „Verdammt“, zischte er. „Kann nicht ein Mal etwas reibungslos laufen? Wie sagtest du vorhin zu Webster? ‚Wir wissen, wie das HTS funktioniert.‘ Einen Scheiß wissen wir!“

    Etienne ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.

    „Aber Cane denkt, dass die fünf Stunden ihm genug Zeit lassen, um das System auszutricksen“, fuhr er fort. „Er hat mir nicht gesagt, was genau er vorhat, aber er meint, wir sollen Elas nach New York City schicken. Wenn die genaue Ankunftszeit feststeht, will er sie wissen, um alles Weitere kümmert er sich.“

    „Er kümmert sich? Reden wir von dem Cane, der sich wegen eines freundschaftlichen Schulterboxhiebs schmollend in sein Zimmer zurückgezogen hat?“

    Etienne erwiderte nichts darauf.

    „Also muss Elas doch nach New York City“, schlussfolgerte Ares, als das Schweigen belastend wurde. „Und da auch dein HTS-Signal nicht mit dem von Elas am selben Ort sein sollte, brauchst du gar nicht erst vorzuschlagen, dass du ihn hinbringst. Ich denke, ich frage Caty, ob sie das macht.“

    „Und was willst du ihr sagen, wenn sie fragt, warum Elas nach New York reisen muss?“

    „Dann mach einen besseren Vorschlag.“ Ares hasste es, dass sich von allen Seiten nur Hindernisse auftürmten. Sie traten auf der Stelle und die Zeit verrann, ohne dass sie eine Lösung fanden. Doch Etienne konnte nichts dafür. Schon wollte er sich für sein Auffahren entschuldigen, da kam sein Freund ihm zuvor.

    „Ich schlage vor, du lässt die Leute von Eurosafe ihren Job machen und deinen Vater begleiten. Die verstehen sich darauf, wichtige Persönlichkeiten zu beschützen. Und falls Greco sie nicht dabeihaben will, dann kann er sich eine private Schutztruppe anheuern, die er dann in New York City einfach abtreten lässt. Du, ich und Caty, wir sollten uns da raushalten. Erstens, weil es nicht sicher ist, ob dein Vater lebend bei Cane ankommt, und zweitens, weil keiner von uns mit ihm zusammen erwischt werden darf! Es steht zu viel auf dem Spiel. Vergiss nicht, was wir planen.“

    Ares sah immer noch Etienne an. Tief in sich wusste er, dass sein Freund Recht hatte: Impulsivität und überstürztes Handeln würden keinen Erfolg bringen. Sie mussten, nein, er selbst musste in Ruhe überlegen.

    „Warum kann Cane nicht nach Griechenland reisen?“, hörte er sich fragen. „Es würde das Ganze erheblich leichter und weniger riskant machen.“

    Etienne schüttelte den Kopf. „Das wäre natürlich viel besser“, gab er zu, „aber ich glaube nicht, dass es Isaiah gelingt, Cane dazu zu überreden. Vergiss nicht, dass der Junge Autist ist. Ich kenne mich mit dieser Krankheit nicht so gut aus, aber ich könnte mir vorstellen, dass es Cane Angst einflößt, die vertraute Geborgenheit der Wohngemeinschaft mit einer unbekannten Großstadt zu tauschen.“

    „Aber es würde die Gefahr für Elas reduzieren. Er müsste nicht reisen.“ Ares seufzte. „Also – würdest du nochmal mit Isaiah sprechen? Ich denke, es hängt von ihm ab, Cane davon zu überzeugen, dass die Reise nach Griechenland ein grandioses Abenteuer werden könnte.“

    Hier geht's weiter: Kapitel 62/1

    Hallo Ichuebenoch , Kirisha , Alraniss , Dinteyra , 20thcenturyman und Thorsten ,

    nachdem ich ein kurzes Brainstorming mit Thorsten zum Thema GPS hatte, brauche ich noch eine kleine Weile, bevor ich euch einen neuen Post bringe. Ich schreibe das Kapitel 61 noch einmal um, um Thorstens Ideen (nochmal ein dickes Dankeschön!!) einzuarbeiten. Also morgen kommt definitv noch kein neuer Teil, aber ich arbeite mit Hochdruck dran. :D
    Schönes Wochenende euch allen!

    Hallo Thorsten

    ich dank dir sehr für die ausführliche Erklärung *hat insgeheim darauf gehofft, eine solche (oder eine Korrektur) zu bekommen*

    Ich hab aber trotzdem noch ein paar Fragen dazu. Deshalb wechsle ich mal in unsere Konvi. Hoffe, das ist okay. :)

    Hallo zusammen, Ichuebenoch, Kirisha, 20thcenturymanund Thorsten :)

    Zuerst mal ein herzliches Danke für eure Likes und Kommentare. Ich freu mich über eure Antworten auf meine Technik-Frage und auch über eure Spekulationen und Fragen zu Hintergründen.

    Antwortbox

    Kapitel 6 fand ich gut, weil die virtuelle Naturlandschaft sehr schön geschildert war. Dauert vielleicht nicht allzu lange, bis es so etwas wirklich gibt.

    Kapitel 7 gefiel mir weniger, was daran liegen mag, dass ich kein großer Freund von Liebegeschichten bin.

    Aber auch daran, dass ich die Offizierin und ihren Liebhaber als Persönlichkeiten eher blass fand.

    Die stärksten Figuren bisher sind der Gefangene und dieser Gefängnisdirektor mit einer Vorliebe für alles Griechische, der sich Kyrios nennt. Das ist mal originell.

    Ja, dass solche Landschaften (die ich als Wald-Fan total liebe) vielleicht irgendwann mal Geschichte sind, hatte ich im Hinterkopf beim Schreiben. Traurig, weil vorstellbar.
    Zu Kapitel 7 - ja, das ist wohl reine Geschmackssache. Frida und Dwayne haben ihren Platz in der Geschichte, aber ich verspreche, dass es keinen Liebes-Schmalz geben wird, weil ich da selber ein Grauen davor habe. :rofl: Es bleibt moderat und es wird ... hm, auch ein bisschen ungewöhnlich, sage ich mal. ;) So ungewöhnlich, dass die Beziehung in den Hintergrund treten wird.

    Tevor mag ich auch sehr. Leider ist er kein Hauptcharakter, aber ich widme ihm und seinem Ergehen viel Zeit und Sorgfalt. Und Mestor? Der ist Mestor. Ein bisschen größenwahnsinnig, unberechenbar, nostalgisch, gewissenlos, egoistisch und paranoid. Perfekte Mischung für eine Diktator, dachte ich. ^^ Und das Griechische. Naja, kommt vielleicht daher, dass ich eine Abneigung gegen alles typisch Amerikanische habe. Inklusive der eingedeutschten Wörter.

    Offenbar sind Deckers Männer auch ein wenig gedächtnismanipuliert damit sie nicht plaudern können. (oder es hat einen anderen Grund).

    Oh, interessant! Du verstehst sicher, dass ich dazu nix sage, aber ich freu mich, dass dir die kleine Bemerkung aufgefallen ist.

    Eine Sache die ich mich momentan frage: Ares hat erfahren dass nicht Mestor sondern Elas sein Vater ist. Hmmm... wie deckt sich das mit seinen Kindheitserinnerungen? Sieht er sich da als Klein-Ares an der Hand von Mestor laufen und muss sich jetzt sagen dass die Erinnerungen manipuliert sind? Oder sind die Kindheitserinnerungen irgendwie verwischt? Ist sicher nicht so relevant ... ich würde das nur einfach interessant finden sich das vorzustellen. Man hat ja eigentlich ganze Säcke voller Erinnerungen. Die alle zu manipulieren wäre zumindest aufwändig. Vielleicht stechen ja nur ein paar (falsche?) Erinnerungen raus und die anderen sind schwammig?

    Wir kommen noch darauf, wie ich das gelöst habe. Ich bitte dich noch um ein wenig Geduld. :)

    Welchen Grund hat Elas, das Ares zu fragen? Das ist eine Frage die er den Ermittlern die den Tatort gesichert haben oder seiner Sicherheitsfirma stellen koennte - aber von seiner Perspektive aus gesehen - woher sollte Ares das wissen? Der wusste ja - bis Elas es ihm gesagt hatte - noch nicht mal dass ein Angriff stattgefunden hatte, woher sollte er also Einzelheiten des Tathergangs kennen?

    Du hast Recht. Hier würde ich etwas nachbessern, z.B. dass Elas die Leute von Eurosafe fragt und die keine Erklärung für die Todesursache haben. Oder dass sie Impulsoren kennen und auf die als Mordwaffe tippen. Ich brauche aber eine Stelle, an der Ares (eher versehentlich) verrät, dass er im Ring arbeitet und dass Mestor (indirekt) sein Brötchengeber ist. Von daher dachte ich, dass Elas Ares nach der Todesursache bei seinen Leuten fragt, weil der ja ahnt, dass der Auftrag zum Attentat von Mestor kam. Also dass Elas bei Ares Hintergrundwissen vermutet. Ich schau mir das nochmal an. Für einen Tipp wäre ich dankbar.

    Also, mich holst Du mit Technik normalerweise schon ab, fuer SciFi kommt die bei Dir eher sparsam vor :)

    Ich fand den Abschnitt jetzt nicht unplausibel oder stoerend - er bringt halt ein bisschen Hintergrundinfo, Dinge die Ares sich zusammenreimt und die der aufmerksame Leser sich wahrscheinlich auch so aehnlich schon gedacht hat,...

    Meiner Meinung nach kann das schon so bleiben :)

    Das Erste nehm ich mal als Kompliment, da ich ja nicht ausschließlich für SciFi-Fans schreibe und möchte, dass auch technisch eher unbedarfte Leser verstehen, was mir so im Kopf herumspukt. Deshalb freue ich mich über Kirishas Feedback, dass sie alles verstanden hat. Ich hab's ja selbst nicht so mit Technik und bin deshalb schon froh, wenn du nicht die Hände über dem Kopf zusammenschlägst und "Was schreibt die für einen Blödsinn!" seufzt. Danke für deine Aufmerksamkeit bei dem Thema, das ist mir sehr wichtig, dass alles passt. :thumbup:

    Danke fürs Weiterlesen, Kirisha , Ichuebenoch und 20thcenturyman , ich freu mich, dass ihr noch dabei seid. Und ich bin froh, dass es wohl doch nicht zu viel Technik ist. Wie schon gesagt, an dem Kapitel habe ich lange herumgefeilt.
    Deine Gedanken finde ich sehr interessant, 20thcenturyman. Ich kenne den Film Soylent green, aber er war nicht in meinen Gedanken, als der "Ring" entstand. Eher der Film 'Fortress' mit Christopher Lambert, von dem ich die Idee mit dem Bestrafungssystem der Ontas habe.
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    Zum vorigen Part: Kapitel 61/1

    Kapitel 61 (2/3)
    Bei Mestor habe ich die Bezeichnung nicht mehr ertragen, nachdem ich herausgefunden habe, was er mit mir vorhatte, rief er sich in Erinnerung. Bei dem Gedanken an Programm E und den Klinikaufenthalt, während dem er sein Gedächtnis verlieren sollte, presste er in ohnmächtiger Wut die Kiefer aufeinander. Danach hatte er Mestor nie wieder seinen Vater genannt. Und ihn notgedrungen als solchen anzusprechen, verursachte ihm beinahe Übelkeit. Zumindest war es bei ihrer letzten Begegnung so gewesen, als er schon gewusst hatte, dass in Wahrheit Elas sein Vater war.

    Elas. Seine Familie. Das einzig verbliebene Mitglied, denn Mestor zählte nicht mehr dazu. Der Mann war ein Monster. Ein Monster, das teuflische Dinge tat. Die Anwendung von Programm E, die gefälschte Todesnachricht an den Zwillingsbruder, die Entführung und Manipulation des Neffen, der erneute Versuch, dieses verfluchte Programm anzuwenden, der Mordanschlag auf Elas ... Das Schicksal der Menschen, die unter ihm zu leiden hatten, interessierte nicht, egal ob es Ontas oder Familienangehörige waren.

    Er atmete tief durch und sah sich um.

    „Also: Was können wir tun?“, fragte er.

    „Es ist möglich, dass Doktor Witt weiß, was in der Klinik mit den Regierungs-Chips der frisch eingelieferten Ontas geschieht. Vielleicht hilft Ihnen das weiter.“

    Etienne nickte. „Klingt gut. Ares, fragst du Julian? Dann könnte ich vielleicht inzwischen einen Happen essen. Immerhin habt ihr mich vorhin aus dem Schlaf gerissen.“


    Eine halbe Stunde später verkündete Ares das Ergebnis der kurzen Besprechung mit Julian. Die Regierungs-Chips wurden durch ein Verfahren abgeschaltet, das Julian nicht kannte. Der neu in der Klinik angekommene Onta musste dazu lediglich seine rechte Hand in einen Spalt in der Wand neben dem Frachteingang schieben. Wenn er sie zurückzog, war die Elektronik des Chips tot. Wie genau es funktionierte, wusste Julian nicht.

    „Also gehen wir davon aus, dass das bei Mestors Elite-Kunden genauso gehandhabt wird. Ankunft im Ring, xxx[AH1]

    „Die HTS-Signale schon vor der Ankunft im Ring abzuschalten, muss aber trotzdem möglich sein“, überlegte Etienne laut. „Coholt hat die Verbrecher irgendwo abgeholt und in den Ring gebracht. Ihre Spur wäre nachverfolgbar und ich glaube nicht, dass Mestor und Decker dieses Risiko eingegangen sind. Deshalb vermute ich, dass der Sender bereits bei der Übergabe in der Haftanstalt unterdrückt oder abgeschaltet wurde.“

    „Oder an dem Ort, an dem der Betreffende entführt wurde“, ergänzte Ares.

    „Oder das.“ Etienne nickte. „Und ich vermute wie Webster, dass es mittels einer Störfrequenz geschieht. Das ist leicht machbar. Das Gerät dafür kann man den zukünftigen Ontas um den Hals hängen oder in die Tasche stecken. Und hier im Ring wird dann der Chip abgeschaltet.“

    „Richtig“, ergänzte Webster. „Und da ich jetzt weiß, wo das geschieht, denke ich, ich kann herausfinden, wie das gemacht wird.“

    Ares nickte. „Machen Sie das.“

    „Also muss dein Vater herkommen“, schlussfolgerte Etienne. „Mit bereits gestörtem HTS-Signal. Wie ein zukünftiger Onta.“

    Ares starrte auf die Tischplatte. Das wäre tatsächlich die einfachste Lösung, wenn Elas als potentieller Onta getarnt in den Ring kam.

    „Vielleicht ist genau das der Weg, den wir suchen“, murmelte er. „Wir brauchen nur so ein Gerät, das ein HTS-Signal unterdrücken kann. Du sagtest ja schon: Coholt hat die neuen Ontas immer abgeholt. Er müsste also eins haben.“

    „Und wo? Wenn er es bei seiner Verhaftung bei sich trug, dann hat er es bei Ausziehen der Uniform irgendwo lassen müssen. Und falls es in seinem Quartier war, müsste es der neue Axiom längst gefunden und abgegeben haben.“

    „Es könnte auch im Transporter von Pitcairn sein“, wandte Ares ein.

    „Und auf welchem? Ontas kommen mal mit dem Frachtgleiter, mal mit dem Truppentransporter. Keiner davon ist hier, beide sind auf Pitcairn. Und dort ist das Gerät für uns noch viel weniger erreichbar, als wenn es im Ring wäre! Seit Coholt nicht mehr hier ist, hat es keine neuen Ontatransporte gegeben. Also schlag dir das aus dem Kopf.“

    „Diese Geräte gibt es vielleicht sogar zu erwerben“, schob Webster ein. „Natürlich nicht frei verkäuflich und wer damit erwischt wird, darf sich vermutlich auf satte Strafen einstellen. Immerhin lassen sich damit Menschen verstecken. Also kann man sie nur unter der Hand und in bestimmten Kreisen organisieren. Ich würde deshalb im Netz der Gesetzlosen danach suchen. Und bevor Sie fragen – nein, ich kann Ihnen keinen Zugang ermöglichen. Ich sagte bereits, dass ich im Netzwerk des Ringes festsitze.“

    Etienne schnaubte. „Das Netz der Gesetzlosen ist etwas, in dem ein braver Bürger auffällt wie ein Technik-Servicer unter Ontas!“

    Ares musste wider Willen grinsen. Ein passender Vergleich. Die grellorangen Overalls der Techniker stachen unter dem Grau der Ontas hervor.

    „Dann bleiben nur zwei Möglichkeiten: Entweder Sie lassen sich das Ding von jemandem besorgen, der Kontakt zu Netz der Gesetzlosen hat, oder Sie besorgen es selbst bei jemandem, der schon eines besitzt.“

    Etienne runzelte bei Websters trockener Feststellung die Stirn. Ares sah es.

    „Klingelt da was bei dir?“, fragte er hoffnungsvoll.

    „Ich dachte an Cane“, [AH2] murmelte Etienne. „Isaiah hat gesagt, dass sein Gesichtsfindungsprogramm nur in diesem Netz zu finden ist. Das würde bedeuten, dass Cane Zugriff darauf hat. Vielleicht sogar mehr als das.“

    „Dann frag ihn!“ Im selben Moment, wie die Worte ausgesprochen waren, realisierte Ares, wie barsch sie geklungen hatten. Er hatte kein Recht, das von Etienne zu verlangen. Aber er konnte ihn ... „Bitte“, setzte er hinterher.

    Etienne nickte langsam. „Du hast Recht, er könnte uns vielleicht helfen. Jedenfalls sehe ich das als die einfachere Möglichkeit als irgendwo oder irgendeinem von Deckers Schergen so ein Ding zu klauen. Es kann Tage dauern, bis der Kyrios einen vertrauenswürdigen Nachfolger für Coholt gefunden hat und der nächste Ontatransport eintrifft. Und dann müsste das Teil auch noch irgendwie nach Griechenland zu Elas kommen, bevor Decker ihn erneut attackieren lässt..“

    „Er ist übrigens im Ring“, meldete Webster in dem Moment. „Sein Gleiter hat vor drei Minuten auf der Landeplattform aufgesetzt und er hat eben einen der Scanner auf dem Weg zu Daktyls Quartier passiert. Möchten Sie sehen, was Ihre kleinen Spione übertragen?“

    „Auf jeden Fall“, knurrte Ares. „Darauf habe ich schon gewartet. Jetzt muss Decker seinen fehlgeschlagenen Auftrag beichten.“

    Es dauerte eine Weile, dann verschwand Webster vom Bildschirm und sie sahen Mestors Wohnraum.

    „Ist der Auftrag erledigt?“, hörte er Mestor fragen.

    Decker saß wieder mit dem Rücken zur Kamera auf der weißen Sitzgruppe, an derselben Stelle wie bei seinem letzten Besuch vor zwei Wochen, bei dem sie erfahren hatten, dass Mestor auf Pitt Island etwas baut.

    „Nein“, antwortete er und seine Stimme klang gelassen, gar nicht, als würde er sich deswegen schämen. „Es ist etwas dazwischengekommen. Einer meiner Männer ist tot. Der andere ...“

    „Nein?“, unterbrach ihn Mestor aufgebracht, der in diesem Moment von rechts ins Bild kam. „Das ist inakzeptabel, Scott! Haben Sie tatsächlich nur zwei Leute dahin geschickt?“

    „Ein Gleiter wartete startbereit in der Nähe, weit genug entfernt, um vom Sicherheitssystem der Villa nicht erfasst zu werden.“

    „Was gedenken Sie nun zu tun?“

    Decker schwieg einen Augenblick. „Im Moment gar nichts. Ihr Bruder ist jetzt erst einmal unter Personenschutz. Ich muss warten, bis sich eine Gelegenheit ergibt.“

    „Ich will, dass Sie die Sache diesmal selbst in die Hand nehmen!“ Mestor schien sich gefasst zu haben und Ares konnte jetzt deutlich unterdrückten Zorn aus seinen Worten heraushören. „Das hier verlangt einen Profi! Ihre dilettantischen Handlanger können Sie für andere Aufträge verwenden. Schlimm genug, dass einer von denen jetzt in Haft ist und damit die Gefahr besteht, dass er plaudert.“

    „Der Mann kann nichts mehr erzählen“, erwiderte Decker. Wenn er Mestor seine Worte übelgenommen hatte, dann zeigte er es nicht. „Sie hören von mir.“

    „Er kann nichts ...?“, begann Mestor. „Ah, einer von denen, ich verstehe. Sehr gut.“

    Einen Moment herrschte Stille.

    „Ich hoffe, dass es dann bessere Nachrichten sind!“, hörte Ares Mestor nach einer Weile sagen. „Und ich hoffe, dass es nicht zu lange dauert. Ich will das erledigt wissen.“

    „Sie hören von mir“, wiederholte Decker lediglich.

    Mestor nickte.

    Hier geht's weiter: Kapitel 61/3

    Danke für's Weiterlesen, 20thcenturyman . Ich freue mich über deine Meinung von Ares. Das war mir wichtig, zu erfahren, welchen Eindruck er hinterlässt. Ich habe viel an seinem Charakter herumgeschnitzt und er ist mir immer noch fremd. Irgendwie nicht richtig greifbar.
    Zu den Verbrechen folgen später noch genauere Erklärungen. :thumbup:

    Danke auch für eure Likes, Alraniss , Ichuebenoch und Kirisha
    ____________________________________________

    Zum vorigen Part: Kapitel 60 (4/4)

    ~~~ Kapitel 61 ~~~


    Kapitel 61 (1/3)
    „Halten Sie mich nicht mit langweiligen Details auf, Webster, ich will, dass Sie herausfinden, wie man die Ortung einer Person eine Zeitlang unterdrücken oder das Ding ganz abschalten kann!“ Ares verschränkte die Arme vor der Brust und musterte den Mann auf dem Bildschirm mit finsterer Miene. „Ich weiß, dass es möglich ist, Mestor hat es gesagt!“

    Webster zog lediglich die Augenbrauen hoch und legte den Kopf schief. „Es ändert nichts an den Fakten, wenn Sie sich gehen lassen, Commandant“, erwiderte er ohne eine Spur von Emotion in der Stimme.

    Auch Etienne hatte die Stirn gerunzelt. „Ares, bitte“, murmelte er.

    Ares sah, wie er verstohlen gähnte. Doch sein Mitleid bezüglich der frühen Stunde hielt sich in Grenzen. Es gab wichtige Dinge zu klären.

    „Wir versuchen ja zu helfen“, fuhr Etienne fort und rieb sich mit der Rechten über das Kinn, „aber deine Ungeduld bringt uns nicht schneller voran. Wir sind schon weit gekommen. Webster hat bereits zu bedenken gegeben, dass – so es möglich ist – ein zeitweises Abschalten auf jeden Fall vorzuziehen wäre. Greco ist eine öffentliche Person. Wenn das Signal nicht mehr gesendet und er deshalb nicht mehr aufgespürt werden kann, wird man das auf jeden Fall bemerken. Besonders wenn sein Chip nicht gleichzeitig das Erlöschen der Lebensfunktionen meldet und sich abschaltet. Er würde Aufsehen erregen. Sein Leben, so, wie er es kennt, wäre ...“

    „Das ist es im Moment sowieso!“, unterbrach Ares mürrisch. „Solange Mestor Decker hinter ihm herschickt, ist Greco nirgendswo sicher.“

    Der Gedanke, dass Elas irgendwo hockte, sich immerzu umsehend, hinter jedem Schatten einen neuen Attentäter vermutend, setzte ihm zu. Alles seinetwegen. Er hatte die Gefahr und die Angst als ständige Begleiter in Elas‘ Leben gebracht.

    „Decker? Du denkst, er war der zweite Mann?“ Etienne schien nicht überzeugt.

    Für diesen Gedanken hatte Ares nur ein verächtliches Schnauben. „Nein, der macht sich sicher nicht selbst die Hände schmutzig. Aber es ist egal, wer auch immer da versagt hat bei Elas: Er wird es ein zweites Mal versuchen. Und solange Elas den Chip trägt, ist er aufspürbar und somit in Gefahr. Auch unter Personenschutz und auch unter Menschen. Selbst wenn er niemanden an sich heranlässt. Ein guter Attentäter braucht keine Nähe zu seinem Opfer. Der braucht nur eine akribische Vorbereitung und die perfekte Gelegenheit! Und deshalb“, setzte er hinzu, „wäre die Idee, ihn ‚sterben‘ zu lassen, vielleicht gar nicht so abwegig.“

    „Moment.“ Etienne starrte ihn an. „Du willst nicht wirklich seinen Chip abschalten lassen? Dass man das überhaupt tun kann, habe ich noch nie gehört. Was ist, wenn er dabei stirbt? Immerhin hat Greco – genau wie der Kyrios – noch drei Jahre zu leben.“

    Ares ignorierte den Einwand. Er grübelte. Es gab eine Sache, die sie nicht bedachten, eine wichtige, aber er kam nicht darauf, was es war.

    „Dass man einen Regierungs-Chip deaktivieren kann, ist auch mir nicht bekannt“, erklärte Webster. „Aber es geht anders: Wir wissen, dass Daktyl und gewisse hochrangige Persönlichkeiten diesen modifizierten Chip tragen. Doch ab der Vollendung des sechzigsten Lebensjahres läuft es bei denen anders, weil der Normalerdenbürger an diesem Tag für gewöhnlich eliminiert wird. Das Human Tracking Sys...“.“

    „Kommen Sie auf den Punkt, Webster“, unterbrach Etienne die Ausführungen der KI und rieb sich die Stirn. „Ich habe keine Ahnung, worauf Sie hinauswollen, aber wie das Human Tracking System funktioniert, wissen wir.“

    „Nun, Mestors modifizierte Chips senden ebenfalls ein HTS-Signal, weil deren Träger ja weiterhin aufspürbar bleiben müssen. Ich gehe aber davon aus, dass die Datenerfassungszentren des Tracking Systems mit Sicherheit reagieren werden, wenn dort zwei HTS-Signale mit dem gleichen ID-Code empfangen werden. Das Signal eines der beiden müsste also mittels einer Störfrequenz unterbunden werden. Aber die würde wiederum auch das Signal des anderen Chips abschirmen. Was aber nicht passieren darf. “ Webster legte eine Pause ein und es wirkte, als wollte er damit die Spannung erhöhen, bevor er seine Idee präsentierte. „Damit Mestors Kunden also ihr Leben weiterleben können und das Gift des Regierungs-Chips nicht an ihrem sechzigsten Geburtstag all ihre Träume zunichtemacht, muss es eine Möglichkeit geben, den Regierungs-Chip zu entfernen oder zu zerstören. Ohne dass der Träger dabei stirbt. Es ist auch möglich, dass jemand nur sein Signal abschaltet, aber ich denke, das Erste trifft zu. Und ich denke außerdem, dass das hier im Ring geschieht.“

    Ares unterbrach seine Grübelei und starrte verblüfft auf den Bildschirm. „Den Chip entfernen? Ohne dass das Gift freigesetzt wird?“

    „Ja, das denke ich.“ Webster legte den Kopf schräg. „Einige Fragen gilt es aber noch zu beantworten. Fragen, von denen alles Weitere abhängt. Erstens: Wer ist die Person hier im Ring, die den Chip abschaltet die manipulierten Chips implantiert? Ist es ausschließlich Daktyl selbst? Oder gibt es jemanden, von dem wir bisher nicht wussten, welche Aufgabe er im Ring erfüllt? Jemand, der sich mit Chips auskennt? Mit Programmierung? Zweitens: Wo findet das Ganze statt? Und drittens: Wie kommen die Kunden in den Ring? “

    Ares fixierte immer noch den Mann auf dem Monitor. Die Kunden kamen in den Ring? Konnte es sein, dass das die Lösung für Elas‘ Misere war?

    Etienne kniff die Lider ein wenig zusammen. „Wenn diese Leute dazu hierher kommen müssen“, spann er Websters Gedanken weiter, „wäre es möglich, auch Elas herkommen zu lassen.“

    „Und genau deshalb wäre es wichtig, vorher herauszufinden, wie das Ganze abläuft“, gab Webster zu bedenken. „Wenn solche Personen in den Ring kommen, werden sie wohl nicht als die zu erkennen sein, die wir erwarten. Aber angekündigte Besucher für Timori-Häftlinge muss es zum Beispiel auch einen Häftling geben, den sie besuchen möchten. Ist das je überprüft worden? Für Forschungs-Kollegen von Mestor müssen Räume vorbereitet werden. Für staatliche Besuchskommissionen müssten ebenfalls Vorbereitungen getroffen ...“

    „Das herauszufinden dauert zu lange![AH1] “, schnitt Ares Webster das Wort ab. „Wir brauchen sofort eine Lösung“, setzte er eindringlich hinterher. „Mein Vater ist in Gefahr.“

    Aus dem Augenwinkel sah er, wie Etienne ruckartig den Kopf hob und ihn anstarrte. Und ihm war auch klar, warum: Eben hatte er Greco zum ersten Mal als seinen Vater bezeichnet. Es war ihm nicht leicht von den Lippen gegangen, dafür fühlte es sich zu fremd an. Noch.

    _____________________________________________

    Bei diesem Part bin ich ein bisschen in Sorge. Meine Beta-Leserin meinte, dass es sehr viel wenn nicht gar zu viel Technik-Gedöns enthält. Ich habe daraufhin versucht, das etwas zu reduzieren (ja, das war vorher noch mehr als jetzt X/).
    Jetzt würde mich interessieren, wie ihr das seht. Soll ich noch mehr kürzen? Wenn ja - was haltet ihr für überflüssig? War alles verständlich oder hab ich mit dem Part dicke Fragezeichen über eure Köpfe gesetzt? (Das Kapitel wird drei Teile haben, die Fragen gelten für alle drei. Also wartet gern bis zum Kapitelende mit eurer Einschätzung. Ich bin sehr gespannt.)

    Hier geht's weiter: Kapitel 61/2

    Hallo Ichuebenoch , Thorsten  Kirisha und ein herzliches Willkommen 20thcenturyman

    Antwortbox

    Ich bin jetzt auch einmal eingestiegen und habe den Prolog gelesen.

    Noch einmal: schön, dass du da bist und dass ich dein Interesse wecken konnte.

    Erinnert mich an den Film "Flucht ins 23. Jahrhundert, ist aber viel realistischer.

    Der Film hat ein bisschen Pate gestanden, du hast Recht. (Ich hoffe aber, dass ich für meine Geschichte ein logischeres Ende finden kann. Der Film hat mich kopfschüttelnd zurückgelassen. :rofl: )

    Mal sehen, wie du das ausführst.

    Ich würde mich freuen, wenn du es herausfindest und mir ab und zu mitteilst, wie das Gelesene bei dir ankommt.

    Ich bin begeistert von eurem Feedback und habe schon angefangen an dem Kapitel herumzuschnitzen, um eure Anmerkungen und Vorschläge umzusetzen.

    1. Zum seltsamen Geräusch

    Unter einem seltsamen Geräusch kann ich mir nicht wirklich etwas vorstellen das kann alles mögliche sein. Offensichtlich sind es ja die Körper von Janis und Philo die zu Boden fallen. Vielleicht klatschend statt seltsam.

    Hier war mir nicht ganz klar, warum ihn das "seltsame" Geräusch so erschreckt. Es müsste schon ein ganz spezifisches, ungewöhnliches und gleichzeitig verdächtiges Geräusch sein, um solche Angst zu machen. Daher würde ich das versuchen näher zu beschreiben.

    Ich weiß, wie du es meinst. Aber Elas hat wohl nicht die beiden schreien oder keuchen gehört? Es war wohl eher das Umfallen der beiden, was er gehört hat? (Die Mordwaffe war sicherlich schallgedämpft, daher war es nicht der Schuss.) EIn Öffnen der Tür hat er gehört oder nicht?

    Wenn er aber nur das Aufprallen der Körper gehört hat, wäre das wahrscheinlich zu wenig spezifisch, um ihn sofort aufhorchen zu lassen. Eventuell ist er aber von Jannis gewöhnt, dass der immer sofort jeden anmeldet und darum sofort weiß, dass etwas nicht stimmt.

    Das habe ich angepasst:
    "Eigentlich wollte Elas sich wieder setzen, doch ein seltsames Geräusch aus der Vorhalle ließ ihn erschrocken zusammenzucken. Dumpf, wie wenn etwas Schweres auf den Boden gefallen wäre. Bevor er sich erklären konnte, was es verursacht hatte, vernahm er es ein zweites Mal. Mit einem Ruck wandte er sich um und starrte auf die Tür."

    Ich hoffe, so wird deutlicher, dass Elas weder (schallgedämpfte) Schüsse noch Keuchen oder ersticktes Schreien hört, sondern wirklich nur, wie die zwei Körper zu Boden fallen. Wäre das okay so?

    2. Die Stimmen in der Vorhalle

    Ich nehme mal an die Stimmen sind die Attentäter die Ihr weiteres Vorgehen besprechen. Wieso eigentlich, das sollten die doch schon im Vorfeld geklärt haben. So ein Attentat muß ja schnell gehen um zu vermeiden das das Opfer etwas bemerkt und entkommt. Eigentlich würde ich da erwarten, testen ob die Tür offen ist, dann schnell in den Raum rein Zielperson ausschalten und wieder verschwinden. Vorstellen könnte ich mir das Elas sieht wie jemand langsam die Klinke oder den Türknopf (falls es sowas im 22. Jahrhundert noch gibt) betätigt um kein Geräusch zu machen und dann reagiert.

    Alternative wäre die Attentäter waren Amateure und wissen es halt nicht besser. Allerdings kann ich mir nicht wirkklich vorstellen das Mestor für so einen Auftrag keine Profis schickt.

    (Ich schliesse mich bei Ichuebenoch an - mir ist auch nicht klar warum die Angreifer hier reden...)

    Ihr habt Recht, Profis würden nicht reden. Ich hab's angepasst:

    "und starrte auf die Tür. Sie stand noch einen Spaltbreit offen. Jetzt herrschte Stille nach den undefinierbaren Geräuschen. Stille, obwohl Jannis doch eigentlich in diesem Moment mit den Gästen reden müsste ...
    Ein ungutes Gefühl, eher eine Vorahnung von Gefahr ließ sein Herz hämmern."

    Ich hoffe, so passt es besser. :)

    3. Das Passwort

    Ich weiß nicht ob das beabsichtigt ist aber mir hat die Vorstellung das Elas in einer Verhandlung mit einem gut betuchten Kunden versehentlich das Passwort ausspricht und alle plötzlich im Safe Room landen ein Schmunzeln entlockt.

    In der beschriebenen Situation nimmt es allerdings bis zu einem gewissen Grad die Dramatik raus.

    Das habe ich rausgenommen. Es steht zwar da, dass Elas nicht über Vaia spricht, aber schon dass der Gedanke bei dir aufkommt, reicht mir als Grund, es zu ändern. :D

    "Vaia. Seine Rettung.
    Er hatte den Namen seiner Frau als Passwort für diese Sicherheitseinrichtung gewählt, lächelnd und nur weil der Makler auf ein neues bestanden hatte. Niemand außer ihm wusste von Vaia. Philo hatte sie nie kennengelernt und er selbst sprach nicht über sie, weil er damit jedes Mal die Wunde wieder aufriss, die ihr früher Tod verursacht hatte."

    4. Wie viele 'Gäste'

    Wissen wir das nicht? Die Serviceeinheit hat zwei gemeldet, warum steht das mit dem dritten im Raum?

    Doch, wir wissen das, was die Serviceeinheit an der Haustür gesehen hat. Das mit dem Dritten ist das, was die Beamten zu Elas sagen. Es sollte als Beruhigung für ihn gemeint sein, dass nicht noch jemand draußen postiert war, den die Serviceeinheit an der Tür nicht erfasst hat. Ich wollte damit keine 'falsche Spur' legen. :)

    5. Kameras im Saferoom

    Was ich mich auch gefragt hatte- hat der Panzerraum da keine Kameras von denen man verfolgen kann was eigentlich im Haus passiert? Waere irgendwie praktisch wenn man unten ist - und dann feststellt dass eine streunende Katze durch das Wohnzimmer kommt - bevor die Cops vor Ort sind...

    Guter Gedanke! Die habe ich jetzt noch eingefügt. Also die Monitore, nicht die 🐱. :D

    "Ein Blick auf die Monitore der Kameras vom Wohnraum und der Vorhalle zeigte ihm, was sein Verstand sich zu glauben weigerte: Zwei reglose Körper am Boden neben der offen stehenden Haustür und ein bewaffneter Mann in Schwarz im Wohnzimmer und einer befand sich offensichtlich in der Küche, denn die geöffnete Tür hing schief in ihrer Führungsschiene."

    6. Foreshadowing

    Generell hat man - aus der Beschreibung der Villa und ihres Sicherheitssystems vorher - schon geahnt dass irgendwas in die Richtung passieren wird und dass das Sicherheitssystem wohl noch eine Rolle spielen wird.

    wow, damit hätte ich jetzt nicht gerechnet. Zwar hat Ares so eine Vermutung geäußert, aber so ganz ernstgenommen hatte ich das nicht.

    Dass einer von euch überrascht war, der andere nicht, ist spannend für mich.

    Dass etwas kommt, wurde - wie Thorsten ja sagt - von der vorherigen Erwähnung des Sicherheitssystems ja quasi angekündigt. Ich habe mich bemüht, das so dezent wie möglich einzustreuen. Dass ich es kurz nennen musste, hielt ich für nötig (obwohl es sicher auch interessant wäre, wenn der Leser erst nach Elas' Fall in den Saferoom von dessen Existenz erfahren würde). Ich dachte, ich müsste erklären, warum es in dem Haus so einen Raum gibt, wenn Elas bis zu diesem Zeitpunkt ja mit niemandem im Clinch liegt. Aber in dem Moment, in dem er fällt, würde Elas sicher nicht darüber nachdenken, dass es da glücklicherweise einen etwas überspannten Vorbesitzer der Villa gab, der ... Ich denke, das würde Tempo aus der Überfallszene herausnehmen und sogar (durch das nötige PQP) für dezentes Augenrollen beim Leser sorgen.
    Was denkt ihr? Vorher erwähnen oder lieber später in Rückblende erklären, warum es einen solchen Raum in Elas' Haus gibt?

    7. Gesamtwirkung

    Ich finde die Szene - bis auf die oben angemerkten Punkte - eigentlich gut geschildert, und auch den Zeitsprung in der Mitte kann ich ganz gut leiden.

    Es wird auf jeden Fall spannend. Elas wird jetzt wohl Ares um weitere Informationen bitten und kommt mit ins Spiel, notgedrungen. Ich möchte auch gerne wissen, was in seiner Vergangenheit so alles passiert ist.

    Beides macht mich froh, vielen Dank!

    Ich habe euch oben ein paar Fragen gestellt - machen wir's einfach so: Wenn ich nichts von euch höre, gehe ich davon aus, dass alles so passt, was ich geändert habe?

    So dann mal noch der Rest vom Kapitel:

    Zum vorigen Teil: Kapitel 60 (3/4)

    Kapitel 60 (4/4)
    Tief seufzte er auf und vergrub das Gesicht in den Händen. Seine Finger rissen an den langen grauen Haaren und einen Moment lang war er versucht, mit den Nägeln über die Wangen zu kratzen. Er fühlte sich zum Zerreißen angespannt und es gab nichts, was das hätte lindern können. Ares, der vielleicht, aber Ares wusste ...

    Sein ComPad vibrierte kurz.

    „Kontaktanfrage Ares Daktyl“, las er und Erleichterung durchflutete ihn wie eine übermächtige Welle.

    Ohne sich mit dem üblichen Gewährt aufzuhalten, stellte er den Kontakt her.

    „Ares!“, stieß er hervor, ich ...“

    „Keine Zeit!“, wurde er von seinem Sohn harsch unterbrochen. „Du bist in Gefahr! Mestor ist misstrauisch geworden und ahnt, dass wir uns getroffen haben! Er wird jemanden zu dir schicken! Ich versuche schon seit Stunden dich zu erreichen. Wo bist du?“

    „In Volos, in einem Hotel. Ich habe ...“

    „Geh nicht weg von dort, und wenn, dann halte dich unbedingt unter Menschen auf! Ruf Eurosafe, du brauchst Personenschutz. Ich werde ...“

    „Es ist zu spät, Ares“, warf er dazwischen. „Es ist schon passiert.“

    „Es dauert – was?!“ Der Schock in Ares Stimme war unüberhörbar. „Was ist passiert?“

    „Meine Villa wurde überfallen. Drei meiner Angestellten sind tot. Mir ist nichts geschehen.“

    „Verdammt“, hörte er Ares flüstern und ein dumpfer Schlag drang an sein Ohr. „Ich habe es geahnt. Und ich hätte dich nicht allein lassen dürfen nach unserem Gespräch. Du bist nirgends mehr sicher. Wer ist bei dir eingedrungen?“

    „Zwei Männer. Einer wurde von Eurosafe-Männern getötet, einer verhaftet. Ich habe beide gesehen und kenne keinen von ihnen.“

    „Wie kann es sein, dass du unversehrt bist?“

    Elas stieß ein freudloses Lachen aus. „Zufall“, gab er zurück. „Ein verrückter Vorbesitzer hat das Haus in eine Festung mit einem Saferoom verwandelt. Ich konnte mich dort verstecken. Philo und mein Personal leider nicht.“

    „Dein Agent ist unter den Toten? Elas, das tut mir ... Verdammt. Das hätte nicht passieren dürfen. Aber der zweite Angreifer ist noch eingesperrt?“

    „Ja.“

    „Wer weiß, wo du jetzt bist?“

    „Nur die Leute von Eurosafe.“

    „Das ist nicht sicher.“ Ares schwieg einen Moment. Er schien zu überlegen. „Noch einmal: Halte dich auf jeden Fall unter Menschen auf. Je mehr, desto besser. Dann wird man vielleicht nicht wagen, dich erneut anzugreifen. Vielleicht. Eine Garantie gibt es nicht, aber etwas Besseres fällt mir im Moment nicht ein.“

    „Du denkst, es passiert noch einmal?!“, vergewisserte sich Elas geschockt.

    „Natürlich. Du lebst noch und Mestor wird das erfahren. Er macht keine halben Sachen. Was uns Zeit verschafft, ist die Tatsache, dass sein Handlanger hinter Gittern sitzt. Mestor weiß deshalb vielleicht noch gar nicht, dass der Anschlag nicht den gewünschten Erfolg hatte. Doch selbst wenn es so ist - ich bin sicher, das wird nicht lange so bleiben. Mestor hat ausgezeichnete Beziehungen. Und er kann dich über deinen GPS-Empfänger orten!“

    „Was? Das kann keine Privatperson!“

    „Das ist kein Problem für ihn. Er stellt die Chips im Ring her. Ich bin sicher, der Angriff auf deine Villa war auch nur möglich, weil er wusste, dass du zu Hause bist.“

    „Ich ... Ich begreife nicht, wie ... Philo. Und Jannis. Beide lagen da wie vom Blitz getroffen. Doch sie hatten keinerlei Verletzungen! Nur ...“ Er stockte kurz bei dem Gedanken an Philos Gesicht. „Nur ihre Gesichter ... sie waren verzerrt wie bei grauenhaften Schmerzen. Sie müssen in ihrem letzten Moment furchtbar gelitten haben.“

    „Klingt nach Impulsor auf Maximalstufe. Diese Waffen benutzten wir hier im Ring. Sie töten lautlos und spurlos.“

    „Wir? Hier im Ring? Du bist im Ring? Und du benutzt eine solche Waffe?!“ Elas merkte, dass er kurz davor war, die Fassung zu verlieren. Wie viele solche Offenbarungen warteten noch auf ihn!

    „Elas, das kann ich dir jetzt nicht erklären. Ich werde jemanden schicken, der dich dort abholt. Bis dahin lass dich beschützen. Ich melde mich wieder. Es ... es tut mir leid um deine Leute. Und ich bin froh, dass es dir gutgeht. Bleib, wo du bist, und warte auf den Personenschutz! Ich lasse mir was einfallen.“

    „Danke.“

    Ein kaum hörbares Knacken in der Verbindung zeigte, dass Ares sie getrennt hatte.

    Wir haben uns nie getroffen. Niemals miteinander geredet. Ich habe keine Ahnung, wer du bist, und du hast keine Ahnung, wer ich bin. Und so muss es auch bleiben.

    Das waren Ares‘ Worte bei ihrem Abschied in Athen gewesen.

    Er hatte sich darüber gewundert, ja sie sogar belächelt. Damals, als sein Leben noch ein sorgloses Dasein gewesen war, das sich um Malen und Reisen und Treffen mit Freunden gedreht hatte. Als er noch sicher gewesen war.

    Mestor macht keine halben Sachen. Auch das hatte Ares gesagt.

    Elas schluckte, als er an die Nachricht vom Sector dachte, in der man ihm Ares‘ Tod mitgeteilt hatte. Ares war sicher, dass sie von Mestor gekommen war.

    Jetzt, im Nachhinein, konnte er also froh sein, dass Mestor ihm damals nur den Sohn gestohlen und bei dieser Gelegenheit nicht gleich den eigenen Bruder mit aus dem Weg geräumt hatte. Was war der Grund für diese Zurückhaltung gewesen? Skrupel? Sentimentalität? Familiäre Bande? Nun, die hatte Mestor jetzt wohl endgültig durchtrennt.

    Hier geht's weiter: Kapitel 61/1

    Upps, vielen Dank, Ichuebenoch , hab's korrigiert. Keine Ahnung, wie das passiert ist. :patsch:

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    Kapitel 60 (3/4)
    Eigentlich wollte Elas sich wieder setzen, doch ein seltsames Geräusch aus der Vorhalle ließ ihn erschrocken zusammenzucken. Dumpf, wie wenn etwas Schweres auf den Boden geplumpst wäre. Bevor er sich erklären konnte, was es verursacht hatte, vernahm er es ein zweites Mal. Mit einem Ruck wandte er sich um und starrte auf die Tür. Sie stand noch einen Spaltbreit offen. Jetzt, nach den undefinierbaren Geräuschen, herrschte Stille.

    Stille, obwohl Jannis doch eigentlich in diesem Moment mit den Gästen reden müsste ...

    Ein ungutes Gefühl, eher eine Vorahnung von Gefahr ließ Elas‘ Herz hämmern. Quälende Sekunden vergingen, Sekunden, in denen in der Vorhalle kein Laut zu hören war. Und Jannis erschien nicht.

    Die Angst sprang Elas an wie ein wildes Tier. Er stand in der Mitte des behaglich eingerichteten Wohnraumes und verharrte reglos, starrte wie gebannt die Tür an. Wer war gekommen? Was wollte derjenige? Wo blieb Jan...

    Ein Schatten verdunkelte den offenen Türspalt. Endlich reagierte Elas, unbewusst und ohne nachzudenken.

    „Vaia!“, flüsterte er und stürzte im selben Moment durch den sich öffnenden Boden unter seinen Füßen. Er fiel auf weiche Polster, schaute hoch und sah, wie sich die rechteckige Öffnung über seinem Kopf sofort wieder schloss. Erleichtert atmete er auf. Es hatte funktioniert.

    Vaia.

    Er hatte den Namen seiner Frau als Passwort für diese Sicherheitseinrichtung gewählt, lächelnd und nur weil der Makler auf ein neues bestanden hatte. Niemand außer ihm wusste von Ares‘ Mutter. Philo hatte sie nie kennengelernt und er selbst sprach nicht über sie, weil er damit jedes Mal die Wunde wieder aufriss, die ihr früher Tod verursacht hatte.

    Vaia. Seine Rettung.

    Die Fallklappe war wieder verschlossen. Wer auch immer vor der Tür zur Vorhalle gestanden hatte – er trat in einen leeren Raum. Es gab keine Fugen im Boden, nichts, was ein unterirdisches Versteck vermuten ließ. Niemand würde hier heruntergelangen, solange er die Klappe nicht selbst von hier unten wieder öffnete.

    Mit dem Schließen der Falltür hatte das Sicherungssystem des Hauses erstmals für ihn funktioniert: Das gesamte Haus würde bereits abgeriegelt sein und Eurosafe wurde benachrichtigt. Im Sicheren Raum herrschte jetzt gedämpftes Licht, die Kommunikations­einheit an der Wand neben dem Fallschutzpolster war aktiviert.

    Noch immer raste sein Puls und er schwitzte. Sein Hirn arbeitete fieberhaft, während er wenig elegant von dem weichen Polster herunterkroch, das ihn aufgefangen hatte, und zum ComTab hinübertaumelte. Er musste den Ordnungshütern erklären, was passiert war. Dabei wusste er es gar nicht. Wer war da gekommen? Was waren das für Geräusche gewesen? Warum hatte Jannis niemanden angemeldet?

    Ein Blick auf die Monitore der Kameras vom Wohnraum und der Vorhalle zeigte ihm, was sein Verstand sich zu glauben weigerte: Zwei reglose Körper am Boden neben der offen stehenden Haustür. Ein bewaffneter Mann in Schwarz stand im Wohnzimmer und sah sich um, ein weiterer hatte sich offensichtlich Zutritt zur Küche verschafft, denn die geöffnete Tür hing schief in ihrer Führungsschiene.

    Jemand war in sein Haus eingedrungen! Das erste Geräusch, was er gehört hatte, war der Fall von Jannis, das zweite der von Philo. Die beiden waren wahrscheinlich tot. Getötet von den mysteriösen Besuchern! Dass er selbst sicher hier unten in diesem halbdunklen Loch hockte, war mehr als Glück!


    Drei Stunden später saß Elas in einem Hotelzimmer im nahegelegenen Volos und starrte auf den flauschigen Teppich in der Mitte des Raumes. In seinem Wohnraum zu Hause gab es keinen, damit die Falltür funktionierte. Der Boden klappte einfach mitsamt den auf ihm festgeschraubten Möbeln nach unten auf, man fiel ins Leere, und bevor man sich wieder aufgerappelt hatte, war die Klappe schon wieder geschlossen.

    Ein Schauer kroch ihm über den Rücken, als er an den Moment des Überfalls dachte. Zum Glück hatte er bereits im Wohnraum gestanden, nicht mehr draußen auf der Terrasse. Er war sich nicht sicher, ob er fähig gewesen wäre, sich zu bewegen. Vielleicht hätte er zu spät reagiert und einer der beiden Männer wäre mit ihm zusammen in den Sicheren Raum gestürzt. Bei dem Gedanken fröstelte er erneut. Dann läge er jetzt neben Jannis, Philo und der Köchin auf einer Metallpritsche im Keller des Anatomischen Instituts. Daran zweifelte er keine Sekunde. Dass die Eindringlinge ihn töten wollten, hatten sie mit dem Mord an den drei Menschen ja bewiesen.

    Er war im Sicheren Raum vor dem ComTab sitzengeblieben, bis er die Nachricht erhielt, dass die Ordnungshüter von Eurosafe in seinem Haus eingetroffen waren. Dann erst hatte sein „Vaia“ die Falltür erneut geöffnet und er konnte das Versteck verlassen.[AH1]

    Die uniformierten, sogar gepanzerten Männer hatten ihn Empfang genommen und in die Vorhalle gebracht. Dort starrte er fassungslos auf die reglosen Körper. Er hatte richtig vermutet, es waren Jannis und Philo, die ohne jegliche Verletzung, aber mit grauenhaft verzerrten Gesichtern auf den blauen Bodenfliesen lagen. Die schiefe Tür zur Küche, umgeworfene Möbel und die anderen Kampfspuren nahm er anfangs gar nicht wahr. Auch nicht den Mann in Schwarz, der im Wohnraum lag. Einer sei in der Küche verhaftet worden, wurde ihm gesagt, einen dritten Eindringling habe es nicht gegeben.

    Man hatte ihn und den Gefangenen im Gleiter zur Eurosafe-Dienststelle in Athen gebracht. Es hatte ihm mehr als Unbehagen bereitet, mit dem Attentäter im selben Fluggerät zu sitzen. Selbst die Anwesenheit von vier Bewaffneten half ihm nicht, sich zu entspannen. Erst als er später auf der Dienststelle vor einem Beamten saß, der ihm Fragen stellte, beruhigte er sich etwas. Nein, er kannte den Toten in Schwarz nicht, nein, er wusste nicht, wer der Verhaftete war, nein, er hatte auch keine Ahnung, wer ihn beseitigen wollte.

    Ich muss mit Ares reden, hämmerte es in seinem Kopf. Er kann mir vielleicht sagen, ob mein Bruder diese Männer geschickt hat. Aber ich habe keinen Kontaktcode von ihm ... Ich muss mit Ares reden ... Das geht auf Mestors Konto ... Wer sonst sollte es gewesen sein ...

    Immer wieder kreisten diese Sätze in seinem Hirn. Er hörte die Fragen kaum, die ihm gestellt wurden, antwortete einsilbig und verlangte schließlich, dass er gehen durfte. Nach Hause konnte er vorerst nicht zurück. Dort war er allein. Außer Jannis und der Köchin gab es nur noch zwei junge Frauen als Angestellte auf dem Anwesen. Sie waren zum Glück nicht mehr da gewesen, als es passierte, weil sie ihre Arbeit bereits beendet hatten und erst am nächsten Morgen wiederkamen. Nach kurzem Überlegen war er auf das Hotel hier in dem Küstenstädtchen verfallen, in dem er vor einigen Jahren einmal eine Nacht verbracht hatte.

    Hier geht's weiter: Kapitel 60 (4/4)