Beiträge von Tariq im Thema „Der Ring“

    Hallo, ihr zwei, und danke für euer interessantes Feedback.

    An den Kapiteln 52 und 53 habe ich jetzt wohl mehr herumgebastelt als am gesamten bisherigen Text :rofl: :rofl: :rofl: Nein, im Ernst, ich bin echt froh, dass ihr so kritisch seid und mir nicht alles abkauft, ohne es zu hinterfragen.

    Jetzt dagegen wirkt es so als ob sie schon einem Treffen zugestimmt hat, und auch schon weiß was sie ihm sagen wird. Das passt nicht zusammen.

    Das habe ich jetzt angepasst. Aus dem "Sie will ihm nur mitteilen, warum ..." ist ein "Sie soll ihm nur mitteilen, dass ..." geworden. Ich denke, so passt es besser.

    Hier habe ich mich gefragt ob es keine Rückfragen gibt wieso einem Onta scheinbar grundlos drei Credits gutgeschrieben werden.

    Und ich denke die Frage ob Tevor genug Credits hat würde ich wahrscheinlich weglassen. Denn ich denke auch dass es seltsam wirken kann wenn ihm jemand Credits auflädt. Und ich würde mir die Frage "Hat er denn Credits" vermutlich beim Lesen gar nicht stellen.

    Die Sache mit den Credits habe ich gestrichen. Es stimmt, was ihr sagt: Es ist unwichtig und das Gutschreiben von Credits könnte Fragen auslösen.

    Allerdings habe ich mich gefragt warum Thilia auf die Frage nicht sofort geantwortet hat.

    Etienne hat sie überrumpelt bei diesem Gespräch auf der Dachterrasse. Sie war völlig perplex und das hat er berücksichtigt und ihr deshalb keine sofortige Entscheidung abverlangt. Dass nach diesem Gespräch zehn Tage verstreichen, in denen Etienne erst in NYC ist und nach kurzem Zwischenstopp im Ring (autsch, wie böse X/) sofort nach Auckland weiterreist, konnte keiner ahnen. Ob Thilia versucht hat, während dieser Tage Etienne ihre Entscheidung mitzuteilen, habe ich nicht aufgegriffen, weil es ihren POV erfordert hätte und viel zu wenig Text für ein eigenes Kapitel bot. Aber ich könnte ja die Antwort auf deine Frage einbauen, wenn ich besagtes Gespräch schreibe. Falls es dazu kommt. :evil: Im Ring geht es manchmal drunter und drüber, sag ich dir, da passieren Sachen, die all meine Pläne über den Haufen werfen. :D

    Jetzt ist übrigens auch die Änderung im Kapitel 52 eingefügt, die ich gestern zwar versprochen aber natürlich vergessen habe. :patsch:

    Hallo zusammen und wie immer zuerst ein dickes Dankeschön fürs Weiterlesen, fürs Liken und für eure Kommentare. Ich glaub, ich sagte es schon mal :whistling:: Das hilft mir sehr und lässt mich den Text immer noch einmal kritisch überprüfen.

    Antwortbox

    Kirisha

    Ich freue mich zwar immer über Anmerkungen, die mich dazu bringen, den Text nochmal herzunehmen und zu prüfen, aber es ist auch echt schön, zu erfahren, dass jemand alles abnicken kann, was ich geschrieben habe. Vielen Dank!

    Thorsten

    Ich habe jetzt nochmal lange über das Kapitel 52 nachgedacht und mich entschieden, es zu ändern. Es wurde jetzt gekürzt und die gesamte Diskussion, was bei und nach der Reaktivierung von Tevors Gedächtnis alles passieren kann, habe ich gestrichen. Das ist zu früh, denn es geht ja erstmal nur darum, ob diese Reaktivierung überhaupt möglich ist. Das wollen Emma und Julian in diesem ersten Schritt herausfinden. Deshalb kommen in dem Kapitel auch keine Gedanken mehr zum Thema "Ich bin unschuldig" oder "Werde ich dann noch arbeiten können?". Es ist insgesamt kürzer geworden und die ausgeschnittenen Parts werden ... okay, das wäre Spoiler. ^^

    Hier zum Beispiel - es kann also keiner kommen und sie ueberraschen. Aber kann sie eine Kamera sehen?

    Und dann daemmerte mir - das ist ein komplett normales Dienstgespraech das die hier fuehren, es gibt gar keinen Grund zur Geheimhaltung :patsch: Dass Frida Probleme macht ist offensichtlich - wieso sollte Ares sich nicht mit einem Untergebenen darueber austauschen koennen? Das ganze Gespraech koennte sogar entspannt im Buero stattfinden.

    Der Kontrollgang führt die beiden durch die Korridore. Ich habe jetzt nicht explizit dazugeschrieben, dass sie in den Häftlingsunterkünften unterwegs sind, weil es Kameras auf allen Korridoren gibt. Deshalb war das Gespräch in einen gemeinsamen Kontrollgang zu integrieren in meinen Augen unverfänglich und unauffällig: Ein Axiom spricht mit seinem Commandanten. Dass unbefugte Ohren mithören, haben sie durch die Wahl des Standplatzes verhindert. Korridor-Kameras hören nicht. Schön zu erfahren, dass meine Gedanken dahinter erkennbar sind. :thumbup:

    Hier erscheint mir Ares ein bisschen naiv - woher will er wissen ueber welche Kontakte sie verfuegt - sie war immerhin recht hoch oben im System des Rings. Und vielleicht ist sie gerade alleine und verzweifelt eine Gefahr...

    Ares weiß, dass Coholt enge Verbindungen zu Decker hatte. Er nimmt an, dass Frida da nicht involviert ist, da sie von Mestor nie mit Decker in Verbindung gebracht wurde. Wir werden erfahren, ob das tatsächlich so ist oder ob er sich hier auf dem Holzweg befindet.

    Und hier werde ich schon wieder paranoid. Ich stimme dem Gedanken zu - vielleicht wissen schon zu viele was. Vielleicht muss nicht jeder der Verschwoerer alles wissen, vielleicht sollten sie wirklich anfangen sich in Zellen zu organisieren so dass jeder nur das weiss, was fuer seinen Teil noetig ist?

    Ich hab nochmal nachgedacht und - ja, du hast Recht. Linus muss das nicht wissen. Zumindest jetzt noch nicht, wenn nicht feststeht, ob eine Reaktivierung überhaupt möglich ist. Alles andere kann später kommen. Kann.

    Es gibt eigentlich keinen Grund dass Linus die Sache hier anvertraut wird - aber es gibt bestimmt... Kameras...

    Ja. Aber die hören nicht. :D

    Ich habe das Kapitel 52 im Forum jetzt ersetzt (blaue Schrift) und wäre dankbar, wenn nochmal jemand drüberschauen könnte (ja, ich weiß ... X/). Ich hoffe aber, dass es so besser ist.
    Jetzt habe ich noch das Kapitel 53 angepasst und die Information an Linus herausgenommen. Den neuen Part setze ich an die Stelle des gelöschten Textes (auch blaue Schrift), weil das Kapitel sonst für zwei Teile zu kurz wird. Also für den neuen Part bitte einmal zurück zu Kapitel 53 :this:

    Hallo zusammen :)

    Spoiler anzeigen

    Herzlichen Dank, Alraniss , fürs Weiterlesen und deine Gedanken zur Story.

    die frau doktor war mir ein wenig zu leicht oder schnell an board, weisst ledeglich auf den verstorbenen gehirnspezialisten hin. aber gut, ich warte immernoch auf den ersten doppelagenten!

    Das mit Emma schau ich mir nochmal an, obwohl ich da ja schon nachgebessert habe. Aber es soll schon alles nachvollziehbar sein. Ich hab mir eine Notiz gemacht.

    freue mich auf ein wenig mehr two five o, aber ich fuerchte der gute wird etwas kurz kommen?

    Musst noch ein bisschen warten. Erstmal kommt was anderes dazwischen. :D

    Zum vorigen Teil: Kapitel 52

    ~~~ Kapitel 53 ~~~

    Kapitel 53
    Die beiden Ypir-Gardisten, die ihn im Korridor hätten erwarten sollen, um ihn auf seiner Runde durch die Produktionsebene zu begleiten, waren nicht da. Stattdessen stand Linus Krell vor ihm.
    „Ich mach den Kontrollgang mit dir, Ares. Die zwei Ypirs habe ich weggeschickt.“
    Er stutzte kurz, dann nickte er und schlug den Weg zu den Liften ein.
    „Was gibt es?“, fragte er leise, als sie nebeneinander auf der Plattform standen und in die Tiefe sanken.
    „Frida Busch.“
    Ares seufzte. Linus war der neue Vorgesetzte von Frida. Dass es früher oder später Probleme mit ihr geben würde, hatte er befürchtet. Aber nicht so bald.
    Sie stiegen aus dem Lift und Ares schlug den Weg in Richtung des Nordkorridors ein. Keine Menschenseele begegnete ihnen. Krell marschierte stumm an seiner Seite.
    An einer Stelle, an der er sowohl den Korridor rechts als auch den links von sich genau im Blick hatte, blieb Ares stehen.
    „Was ist mit ihr?“, forschte er.
    „Es ... Sie wirkt, als ob sie ... etwas ausbrütet.“
    Ares horchte auf. Das klang nicht gut.
    „Gab es Dienstpflichtverletzungen bei ihr? Dann strafe sie ab.“
    „Nein, bisher hat sie sich nichts zuschulden kommen lassen. Aber auch Malcolm und Hernandez befürchten, dass sie sich für die Degradierung rächen wird. Und obwohl du nichts dafürkannst, glauben wir, dass du das Ziel bist, Commandant.“
    Jetzt sah Linus Krell ihm offen ins Gesicht und er erkannte die Sorge in dessen Blick. Der Axiom hatte etwas Väterliches an sich und plötzlich merkte Ares, dass er so ein Verhalten bei seinem eigenen Vater seltsamerweise vermisste.
    „Danke für die Warnung, Linus. Solange Frida ihren Aufgaben nachkommt und wir nichts Greifbares haben, werde ich nichts unternehmen. Aber behalte sie gut im Auge. Wir können uns hier keine Zeitbomben leisten.“
    „Mach ich, keine Sorge“, versicherte Krell. „Ich bin in der Cantina, komm nach, wenn du deine Runde fertig hast.“

    Als Ares eine Viertelstunde später die Emerald-Cantina betrat, bemerkte er die ehemalige Commandantin, die allein an einem Tisch in einer der Ecken saß. In genau diesem Moment hob sie den Kopf und ihre Blicke trafen sich. Der unverhohlene Hass in ihrem sandte ihm einen kalten Schauer über den Nacken. Hatte Linus Recht? War es noch nicht vorüber?
    Woher kam dieser Zorn? Beneidete sie ihn um seine Beförderung? Oder lag der Grund ganz woanders? War Dwayne wirklich mehr für sie gewesen als nur ein Nachtgefährte und nun litt sie? Was würde ihm in diesem Moment durch den Kopf gehen? Der Gedanke an Rache? Musste er jetzt hinter jeder Ecke einen Hinterhalt als Vergeltung von Frida fürchten? Was, wenn auch sie sich Verbündete gesucht hatte?
    Hör auf damit, rief er sich zur Ordnung, während er auf Linus‘ Tisch zusteuerte und sich setzte. Du bist paranoid. Frida verfügt nicht über Coholts Kontakte. Außerdem ist sie nur mit ihm stark gewesen. Allein bildet sie keine Gefahr.
    Sein ComPad vibrierte. Der gesicherte Kanal. Was wollte Webster?
    „Was gibt es?“, fragte er.
    Doch zu seinem Erstaunen meldete sich Julian.
    Die Tests bei Tevor sind abgeschlossen“, erklärte der Arzt.
    „Sehr gut“, antwortete er. „Und?“
    „Es ist möglich und er wäre einverstanden. Allerdings unter einer Bedingung."
    „Der Onta stellt Bedingungen?“
    „Eine. Eine ... ungewöhnliche: Er möchte vorher mit jemandem reden.“
    „Mit jemandem? Mit wem denn?“ Er schüttelte den Kopf, weil Krell ihn fragend ansah und Anstalten machte, aufzustehen und zu gehen.
    „Mit einem weiblichen Servicer. Thilia Wells, sie arbeitet bei BuyVis.“
    „Ein Servicer? Woher ...?“
    „Erkläre ich Ihnen. Ich will jetzt nur wissen, ob Sie es erlauben.“ Julians Stimme klang angespannt.
    „Wer wird noch dabei sein?“, wollte Ares wissen.
    „Nur Leute, die Sie festlegen.“
    Ares schwieg einen Moment. Tevor wollte mit einem Servicer reden. Warum? Ging es um BuyVis? Um jenen Besuch mit dem Wald-Erlebnis?
    „Können Sie bei Gelegenheit vorbeischauen?“, hörte er Julian fragen.
    „Kein Problem.“ Er überlegte kurz. „Ich komme nach dem Essen“, fügte er an und schaltete das ComPad ab.
    „Was ist los?“, fragte Linus.
    Ares vernahm schon wieder den besorgten Unterton in seiner Stimme.
    „Nichts von Belang“, gab er zurück, „Julian hat nur etwas angekündigt. Alles in Ordnung. Jetzt lass uns essen.“

    Ich weiß.
    Ares starrte die Schrift auf dem Holo-Schirm an, über die sich Etienne dank der KI mit ihnen unterhalten konnte. Webster hatte Etiennes blauem ComTab einen sicheren Kanal zum System eingerichtet.
    „Du weißt das?“, vergewisserte er sich verblüfft.
    Ja. Aber nicht von Tevor. Webster ist dahintergekommen. Er hat es in Tevors Gedächtnis gefunden, damals, als er und Julian bei dem Onta das Entnehmen von Informationen aus der Kopie getestet haben. Und Julian hat es mir erzählt. Ich habe daraufhin mit dieser Thilia gesprochen und ihr geraten, die Treffen im Park zu beenden, um Tevor nicht zu gefährden. Und ihr sogar angeboten, dem Onta zu erklären, warum er sie dort nicht mehr sehen wird.
    Sprachlos schaute Ares zu Julian, der neben ihm am Tisch im Raum sechzehn saß und die Aussage durch ein Nicken bestätigte.
    „Und hat sie sich schon entschieden, ob sie mit ihm reden will?“, forschte er.
    Nein. Jedenfalls hat sie sich vor meinem ... Ausflug nach Auckland nicht mehr bei mir gemeldet.
    „Also hättest du keine Einwände, wenn die beiden sich treffen. Gut. Was würdest du als Ort vorschlagen?“
    Der Bildschirm blieb transparent. Offenbar überlegte Etienne.
    Ich hatte an Raum sechzehn gedacht. Aber es gibt sicher auch andere, besser geeignete Plätze.
    „Wie wäre es in der Fünf unten?“
    Nein. Zu gefährlich. Es muss ein Ort sein, an dem sich Tevor aufhalten darf. Wo niemand misstrauisch wird, wenn das System seinen Chip registriert.
    „Wie wäre BuyVis?“, schob Julian dazwischen.
    Oho! Gute Idee!
    „Wirklich?“ Ares war keineswegs begeistert von dem Vorschlag. „Sein Chip wird erfasst werden und es gibt auch dort Kameras.“
    Nein, das passt sogar perfekt. Sein Chip wird beim Betreten des Raumes erfasst und ein zweites Mal nach der Auswahl des Programms, um die Credits abzubuchen. In den Kabinen selbst gibt es keine weiteren Scanner, auch keine versteckten. Dass Ontas miteinander Kontakt aufnehmen, ist dort nicht möglich.
    „Es ist immer möglich. Denk an die Spiegelschrift.“
    Erstens geschieht es höchst selten, dass ein Onta zu BuyVis kommt, schrieb Etienne, und zweitens werden diese dann von ihrem Begleit-Ypir bis in die Einzelkabine gebracht. Die Tür öffnet der Computer erst nach dem Ende des Programms oder nach einem vom Onta erwünschten Abbruch. Also gibt es auch keine Kameras. Tevor könnte in seine Kabine gehen und Thilia könnte den Raum durch eine zweite Tür betreten, die nur für das Personal zugänglich ist. Das Programm sollte dabei laufen, aber er setzt einfach den Helm nicht auf. Das wäre wirklich ein guter Ort, Julian.
    „Gut.“ Ares rieb sich das Kinn. „Dann werde ich diese Thilia also fragen, wie sie sich entschieden hat. Und wenn sie es immer noch möchte, ermöglichen wir den beiden ein Treffen. Aber ich werde Tevor verbieten, etwas über unser Vorhaben zu sagen. Dieses Wissen würde Thilia gefährden.“
    Nicht nur sie. Obwohl – sie wird den Ring nächstes Jahr sowieso verlassen, erschien auf dem Bildschirm. Sie soll ihm nur mitteilen, dass es keine weiteren Treffen im Park geben wird.
    „Wir haben Juli und bis nächstes Jahr kann viel passieren.“ Er stand auf. „Ich kümmere mich darum. Und du wirst gesund.“
    Ein missmutig grinsendes Gesicht ploppte auf dem Bildschirm auf.
    Ich tue mein Bestes, erschien darunter.

    Antwortbox

    Deine Ideen zu Ares´ Charakter klingen interessant und dürften die Geschichte auch noch interessanter machen.

    Das freut mich zu hören und ich freue mich auch darauf, bei ihm den Hobel anzusetzen. :D

    Hier fehlt meiner Meinung nach noch ein wichtiges Detail. Bedeuten die Enthüllungen nicht dass Emma nun Mitglied einer Verschwörung ist - und wenn das herauskommt in Lebensgefahr oder wenigstens in eine SEHR üble Lage geraten wird? Und müsste nicht auch Julian Angst davor haben dass sie ihn eventuell verklagen könnte (was sie ihm natürlich nicht jetzt ins Gesicht sagen würde?)

    Das stimmt. Ich habe mir den Abschnitt deshalb noch einmal angeschaut und ihn geändert. Julian sitzt jetzt mit Emma in seinem Büro. Emma studiert Tevors Untersuchungsergebnisse und er wartet so lange und denkt dabei an den Morgen zurück, als er sie eingeweiht hat. Deinen Gedanken habe ich mit aufgenommen, aber die Szene selbst wird es nicht live geben. Aktiv wird das Geschehen erst, wenn Emma mit dem Lesen aufhört und mit Julian spricht. ich denke, das Ganze würde sonst zu ausführlich. Und dass jemand die Sache erklärt bekommt und reagiert, hatten wir ja kürzlich erst bei Linus und Malcolm. Ich hoffe, dass es so besser ist.

    würde das denn passieren? Ich stelle mir das kompliziert vor. Das würde ja implizieren dass man alle die Geheimnisse aufdecken müsste. Würde es nicht erstmal einen großen Knall im Ring geben bei dem jeder der Verschwörer in große Gefahr kommt wenn er offenbart was er weiß? Vielleicht schlägt Mestor zurück und fängt die Verschwörer ab oder schafft es die als Straftäter hinzustellen um selbst davonzukommen? Ich glaube die Vorstellung Tevor könnte in sein altes Leben zurück käme erst ganz am Ende nach der Aufdeckung der Mauscheleien und der Verurteilung der Schuldigen - falls es denn dazu kommt.

    Upps, hier muss ich auch nochmal ran. Ich meinte eigentlich, dass das Reaktivieren der Onta-Gedächtnisse erst nach der Ablösung von Daktyl stattfindet. Das ist wohl nicht deutlich geworden, aber das anzupassen, ist nicht schwer. Während der Ring noch geüfhrt wird, wie Mestor es wünscht, ist das auf keinen Fall machbar.

    Meiner Meinung nach wäre "Fachärztin für Oberstübchen" identisch mit "Fachärztin für Neurologie"? (Oder meintest du Psychiatrie?)

    Eigentlich meinte ich Psychiatrie, aber nach gründlichem Nachdenken glaube ich, dass Neurologe doch besser passt. Ich ändere es.

    Darf der das erlauben? Ich dachte solche Gespräche wären den Ontas generell verboten?

    Das sind sie auch. Tevor weiß, was er da verlangt. Und für die Aufrechterhaltung der 'Ordnung im Ring' ist die Emerald-Garde zuständig. Also dachte ich, dass Ares das erlauben kann, weil er den Verstoß gegen die Regel ja auch ahnden würde. Vielleicht schreib ich noch dazu, dass niemand sonst etwas davon erfährt. Obwohl - das versteht sich ja eigentlich von selbst.

    Es bleibt spannend! Ich bin neugierig wie es weitergeht! :)

    Das freut mich sehr. Und das spornt an! :D

    Ich bin mir nicht sicher und die entsprechende Stelle finde ich auch nicht mehr. Aber weiß Julian gar nichts von der Begegnung im Park? Irgendwie war ich der Meinung das er da auch von Etienne eingeweiht worden ist.

    Danke, ein wertvoller Hinweis! Du hast völlig Recht: Julian weiß davon. Webster hat es ihm gesagt, als er in Tevors Gehirn probeweise eine Erinnerung löschen sollte und das 'Techtelmechtel' dabei entdeckte. Ich ändere das ab.

    Ich hoffe mal das die Wiederherstellung von Tevors Gedächtnis reibungslos von statten geht und wir dann erfahren wer der arme Kerl wirklich ist.

    :pflaster::pflaster::pflaster:

    Vielen Dank euch für euer Lob, fürs gründliche Lesen und fürs Finden der Upps-Stellen! Das hilft mir total!

    Kirisha  Ichuebenoch  Alraniss  Thorsten

    Antwortbox und Ankündigung

    Danke für euer Feedback, Kirisha, Alraniss und Thorsten! Das hilft mir wie immer sehr! :thumbup:

    Ich bin so weit sehr zufrieden mit dem, was ich bisher gepostet habe, bis auf zwei Ausnahmen: Ares und Webster. Beide laufen mir etwas aus dem Ruder und ich habe beim nochmaligen Lesen früherer Kapitel gemerkt, dass ich Ares nicht so darstelle, wie er eigentlich sein soll. Und genausowenig tue ich das bei Ben Webster. Deshalb werde ich mir mal eine Woche die Zeit nehmen, um die Dialoge der beiden (und vielleicht auch einige Aktionen von Ares) etwas anzupassen.
    Die KI will ich mehr als KI deutlich machen. Sie ist mir zu menschlich. Ich überlege noch, ob ich sie weiter von 'sich' reden lasse oder ob sie von 'Ben Webster' als ihrem Erschaffer reden soll. Da muss ich nochmal nachdenken. Und ihr könnt mir gern mitteilen, wie ihr darüber denkt. Auf jeden Fall überprüfe ich alle Webster-Dialoge auf menschliche Ausdrücke, auf Gefühle oder solche Dinge, die (mMn) nicht zu einer KI passen.
    Und dann Ares. Jaaaa, der Typ ist mein Schleifstein. :rofl: Ich wollte ihn eigentlich als einen knallharten Typen darstellen, erzogen mit den Werten:

    ... Kind seiner Zeit - aufgewachsen mit fachistischer Propaganda - die Welt ist fast aus den Fugen, nur mit drastischen Massnahmen kann man die Katastrophe verhindern, wer die Ordnung gefaehrdet muss weg, die Gesellschaft kann es sich nicht leisten auf Verbrecher Ruecksicht zu nehmen,...

    Er waere also durchaus damit einverstanden zum Tide verurteilte Verbrecher zu versklaven (und so noch einem Nutzen fuer die Gesellschaft zuzufuehren)

    Thorsten hat das sehr gut auf den Punkt gebracht, danke nochmal. Aber (nochmal von Thorsten):

    ... was Mestor treibt geht halt darueber hinaus - es bricht die Regeln und die Ordnung - und das bringt ihn dazu Fragen zu stellen.

    ... Ares der Ueberzeugung ist dass es nur die richtigen treffen darf.

    Und im Lauf der Geschichte kann Ares dann mehr und mehr ein Gewissen entwickeln... aber am Anfang wuerde ich ihn als richtig unsympathischen Typen rueberbringen.

    Gemäß dieser Einschätzung werde ich Ares' Reden, Denken und Verhalten also nochmal überarbeiten.

    Änderungen am Plot wird es nicht geben. Etienne und Julian bleiben (geplant) unangetastet (inklusive Julians starken alkoholischen Getränks :P). Die einzige Änderung, die ich an Julian vornehmen werde, ist sein Verhalten im Gespräch mit Webster (der Sarkasmus und die Beschimpfung der KI).

    Noch kurz zu euren Anmerkungen:

    Zunächst einmal entpuppt sich ein alter Freund als Verräter

    Falls du Vincente Carasco meinst - der ist kein alter Freund. Etienne hat nur gesagt, dass er ein langjähriger Arbeitskollege von ihm ist (wie Coholt von Ares) und dass er es ihm nie zugetraut hätte. Wenn du aus irgendeinem Satz herausliest, dass er ein Freund war, müsste ich das ändern. Sagst du mir, woran du das festmachst?

    So langsam frag ich mich ob Ares Daktyl sein echter name ist oder nicht ares greco 😅

    Nur zur Vergewisserung, dass ich das richtig verstehe - du meinst, dass "Mestor Daktyl" die Zweit-Identität und damit der Fake-Name ist und nicht "Elas Greco"? Und dass Ares deshalb auch in Wahrheit "Greco" heißt?

    Und nun kommt auch Tevor wieder ins Spiel. Für ihn wird es nicht leicht werden. Ich bin sehr gespannt darauf ihn wiederzutreffen und neugierig darauf welche Erinnerungen er hat.

    Mit dem geht es weiter. ^^ Ich bringe euch also (heute schon mal) das Kapitel 52 (Julians POV) und werde dann versuchen in dieser Woche meine Überarbeitung fertig zu bekommen. Falls ich es bis zum nächsten Sonntag nicht schaffe, werde ich einmal aussetzen mit dem Posten, denn das Kapitel 53 wird wieder aus Ares' POV (und damit überarbeitungspflichtig) sein.

    ~~~ Kapitel 52 ~~~

    Julian warf einen verstohlenen Blick zu Emma, die ihm gegenübersaß und Tevors Daten auf dem Bildschirm ihres ComTabs studierte. Las sie wirklich oder wollte sie nur so wirken?
    Heute Morgen hatte er sie in alles eingeweiht. Bis dahin hatte er gezögert. Aber die Zeit arbeitete gegen sie. Besser gesagt gegen Tevor. Wenn der Onta erneut auffiel, war kein Etienne im Dienst, der ihn decken würde. Jeder andere Othoni erstattete Meldung, dessen war Julian sicher. Deshalb musste er Tevor vor sich selbst beschützen.
    Doch dafür brauchte er Emma. Und deshalb hatte er ihr alles erzählt. Angefangen hatte er mit ein paar vagen Andeutungen, nichts, worauf sie ihn festnageln konnte. Nur um ihre Einstellung zu prüfen. Dass sie mitfühlend war, hatte sie bei dieser Onta bewiesen, deren Namen er vergessen hatte. Er wusste nur noch, dass Emma bei ihm nach deren Aufenthalt im Loch eine Arbeit für die Frau hier in der Klinik erwirkt hatte. Und dass deren Selbstmord Emma tief getroffen hatte. Das sprach für sie.
    Gewissheit, dass sie genauso dachte wie er, Ares und Etienne, gab es nicht. Deshalb hatte er auch beschlossen, den Othoni und den Commandanten vorerst nicht zu erwähnen, um die beiden zu schützen. Sollte Emma sein Vertrauen missbrauchen, würde es nur ihn treffen.
    Er hatte sie mehrfach darauf hingewiesen, dass sie sich in Gefahr brachte, wenn sie ihm half. Sogar wenn sie ihm nur zuhörte. Doch sie hatte ihm zugehört, ohne ihn einmal zu unterbrechen. Es war viel, was sie verkraften musste. Ermordete Wissenschaftler, entführte Ontas, manipulierte Gedächtnisse, falsche Identitäten, geheime Areale im Ring ... Darüber musste in Ruhe nachgedacht werden. Er verstand das. Ihm war es ja selbst so ergangen.
    Als er mit Reden fertig war, hatte sie ihn angestarrt, als hätte er einen schlechten Witz gemacht. Ihre gerunzelte Stirn und die verengten Augen verrieten es. Und sie war stumm geblieben. Nicht einmal bewegt hatte sie sich.
    ‚Das hört sich alles vollkommen verrückt an‘, war das Erste, was sie sagte. Dann hatte sie den Kopf gehoben und ihn durchdringend angesehen. ‚Aber ich glaube Ihnen jedes Wort.‘
    Danach war sie gegangen und hatte ihn einfach sitzengelassen. Während der vergangenen Stunden war er sehr nervös gewesen, schwankte zwischen Zuversicht und Zweifeln. Ob sie ihn verriet? Ob die Gardisten in die Klinik stürmten und ihn verhafteten?

    Nichts von beidem war geschehen. Sie hatten sich für den Nachmittag verabredet, um gemeinsam über Tevors Chancen nachzudenken. Im Augenblick las Emma alles noch einmal durch, was über den Onta bekannt war.
    Jetzt hob sie den Kopf. „Und Sie denken wirklich, dass unter Tevors jetzigem Gedächtnis noch ein früheres zu finden und zu reaktivieren ist?“
    „Ich denke es nicht nur. Ich hoffe es. Und wenn es gelingt, hoffe ich, dass wir noch mehr Ontas helfen können, ihr Leben zurückzubekommen.“
    „Bei allen Ontas?“
    Julian seufzte.
    „Nein“, gab er resigniert zurück. „Wir haben noch keine Möglichkeit, herauszufinden, wer Sträfling und wer entführt ist.“
    Sie nickte und er atmete heimlich auf. Es gab noch eine Menge offener Fragen. Gerade was die Sträflinge betraf. Und falls man wirklich die Ontas in ihr altes Leben zurückschickte – wer dann ihre Arbeit übernahm. Und wie man sie darauf vorbereitete ... Das waren die Fragen, die ihn nachts wachhielten. Sie würden auch bei ihr aufkommen. Später. Und sie würde sie stellen.
    „Was genau soll ich bei Tevor tun?“
    „Ich denke, dass Sie das besser wissen als ich, Emma. Sie sind die Fachärztin für Oberstübchen.“ Er lächelte aufmunternd.
    „Und ich denke, dass Neurologie nicht das Fachgebiet ist, was wir hier brauchen. Ein Neurochirurg wie dieser Doktor Soufis wäre eher geeignet.“
    „Der steht leider nicht mehr zur Verfügung“, entgegnete Julian trocken und erhob sich. „Also – wollen Sie es trotzdem versuchen?“
    „Ich werde sehen, was sich machen lässt. Wenn der Onta einverstanden ist.“
    „Gut“, meinte er. „Dann fragen wir ihn.“

    Tevor starrte mit aufgerissenen Augen wechselweise erst ihn und dann wieder Emma an. Immer wieder. Hin und her. Als würde er hoffen, dass einer von ihnen beiden sagte, dass es nicht wahr war.
    Irgendwann stand Emma auf und holte dem Onta ein Wasser von der Service-Einheit. Dann setzte sie sich wieder.
    „Hast du alles verstanden, Tevor?“, fragte Julian leise.
    „Ich denke, ja. Bei meiner Ankunft im Ring wurde mein Gedächtnis gelöscht. Ich erinnere mich nur an die Tatsache, dass ich ein Schwerverbrecher bin.“
    „Richtig.“
    „Und Sie vermuten, dass diese Bilder, die ich sehe, Erinnerungen aus meinem früheren Leben sind? Bilder, die ich eigentlich nicht mehr sehen dürfte?“
    „So ist es.“ Julian nickte bekräftigend.
    „Aber ... kann man es herausfinden? Wo habe ich früher gelebt? Habe ich Familie?“, krächzte er. „Und – wer war ich vorher?“
    „Das versuchen wir zu ergründen. Leider gibt es dazu kaum Möglichkeiten. Über dein vorheriges Leben existieren keine Daten. Zumindest keine, die auf irgendeinem Netzwerk abgespeichert sind. Dr. Milström glaubt aber, dass man versuchen könnte, deine Erinnerungen wieder abrufbar zu machen. Wir müssten dazu verschiedene ... Dinge ausprobieren. So etwas wurde nie vorher gemacht und wir können nicht garantieren, dass es Erfolg haben wird.“
    „Können diese ... Dinge die ganze Sache auch verschlimmern?“
    „Was genau meinst du?“
    „Dass diese Visionen ... die Bilder ... dass sie öfter kommen, heftiger werden, mich zu Zeiten überfallen, in denen ich in der Cantina bin oder von der Arbeit komme? Und dass ich es irgendwann nicht mehr schaffe, sie zu kontrollieren und keinen etwas bemerken zu lassen?“
    „Nein. Es geht erst einmal nur darum, herauszufinden, ob es überhaupt möglich ist“, wandte Emma ein. „Wenn wir zu einem positiven Ergebnis kommen, können wir immer noch sorgfältig abwägen, was eine Reaktivierung deines Gedächtnisses für Folgen haben könnte. Und danach erst entscheidest du dich. Aber ich denke, diese Sache, wie du es nennst, wird sich auf jeden Fall verschlimmern. Und irgendwann erklärt das Sicherheitssystem dein Verhalten zur Gefahr für die ‚Ordnung im Ring‘. So weit wollen wir es nicht kommen lassen.“
    „Ich ...“ Tevor schluckte nervös.
    Julian war klar, dass das sehr beängstigend klingen musste. Aber Tevor hatte keine Wahl. Entweder er vertraute ihm und Emma oder er lief Gefahr, der Überwachungseinheit in seiner Zelle erneut aufzufallen. Der diensthabende Othoni würde es melden.
    „Was würde denn genau bei mir gemacht werden?“, fragte er Onta.
    „Das Erste wären umfangreiche Untersuchungen an deinem Gehirn, um herauszufinden, wie genau das Clearing, also das Löschen eines Gedächtnisses nach der Ankunft im Ring funktioniert“, antwortete Emma bereitwillig. „Wir wollen herausfinden, wie dieser Helm dein Hirn beeinflusst und ob das Prozedere rückgängig gemacht werden kann.“
    „Und dabei kann nichts schiefgehen?“
    „Nein. Es sind nur Tests. Wir verändern nichts.“
    Tevor atmete tief durch.
    „Gut“, meinte er dann. „Ich bin einverstanden. Ich will, dass das mit diesen Bildern aufhört.“

    Thorsten Okay, jetzt hab ich's verstanden, danke. Ich habe jetzt mal an der Stelle im Part 1 etwas geändert, die dunkelblaue Schrift. Um es nicht zu reiner Info werden zu lassen, habe ich Ares' Empfindungen mit rangebastelt. Ich hoffe, es passt so besser. :hmm:

    Herzlichen Dank fürs Weiterlesen und eure Gedanken zum Text, Kirisha und Thorsten

    Antwortbox

    Das Markierte kannst du eigentlich streichen. Aus dem Zusammenhang geht klar genug hervor dass er zur Zeit von Flüssignahrung lebt. (und das nicht freiwillig macht).

    Jepp, hab ich gemacht. Alter Fehler, dem Leser zu wenig eigenes Denken zuzutrauen :rofl:

    (An den Namen Vincente erinnere ich mich nur sehr vage. Mal sehen welche Bedeutung er hat).

    Ja, das dachte ich mir. Deshalb kommt heute schon Part 2, um das aufzulösen.

    Mit so einer Technologie waere ich vorsichtig - die hat Implikationen. Kann man die Gedanken von Angeklagten vor Gericht dann auch einfach so lesen? Kann man die Gedanken der Ontas nicht lesen wenn sie bei der Arbeit sind? Wird die Ueberwachung nicht noch viel totalitaerer durch sowas - wenn schon ein einfaches Compad Gedanken lesen kann?

    Ja, die Bedenken waren in allem, was ich vorher dazu gelesen haben, enthalten: Dass Missbrauch möglich ist.
    Ich hatte deshalb durch das BLAUE ComTab deutlich machen wollen, dass es nicht Etiennes normales ComTab ist. Ich hatte es mir so vorgestellt, dass es das Gedanken-Übermittlungsset aus zwei Teilen, nämlich Sender und Empfänger, besteht. Den Sender trägt Etienne, der Gedankenspender, bei sich (hab ich gelesen, dass es das jetzt schon gibt als Headset oder sogar im Kopf implantiert). Der Empänger ist besagtes blaues ComTab. Indem nur dieses die Daten des Senders empfängt und indem Etienne es Ares gibt, bestimmt er selbst, wer seine Gedanken lesen kann. Niemand anderes ist dazu in der Lage.
    Ich habe mich hier :this: belesen und das Ganze frei ein bisschen weitergedacht, weil wir uns ja im Jahr 2104 befinden. Ich hoffe, das geht in Ordnung.
    Eine weitere Frage wäre jetzt, inwieweit ich die Details im Text erläutern muss oder ob ich das einfach ignorieren und als gegeben hinstellen kann (soll ja zu dieser Zeit üblicher Technik-Standard sein, deshalb wundert sich Ares ja auch nicht).

    Vielleicht kann er subvokalisieren oder so, das waere einen Tick harmloser...?

    Das verstehe ich nicht ganz. Subvokalisieren ist doch "beim Lesen eine Stimme im Kopf haben", oder? Für wen würdest du das vorschlagen? Für Ares? Er ist ja der, der liest. Aber dazu müssten ja Etiennes Gedanken trotzdem erstmal lesbar gemacht werden. Oder bin ich hier irgendwo falsch abgebogen? Erklärst du's mir?

    Zum vorigen Teil: Kapitel 51/1

    Kapitel 51 (2/2)
    Vince? Niemals!
    Ares nickte bedächtig. „So hat jeder deiner Leute reagiert, als Krell den Kerl verhaftet hat. Vincente Carrasco war aber für mich der Hauptverdächtige. Seit dem Moment, in dem ich erfuhr, dass er Nachtdienst in der Zentrale hatte, während du überfallen wurdest. Und für mich war es unfassbar, dass dein Stellvertreter nicht dahinterkam, wie Carrasco das gelungen war. Aber als man ihn mit dem konfrontierte, was Webster schließlich herausgefunden hatte, knickte er ein. Der Schläger, der zeitgleich von Malcolm verhaftet wurde, schweigt. Doch er muss gar nicht reden, er ist ebenfalls überführt. Webster hat sämtliche Manipulationen von Carasco in einem Protokoll aufgelistet. Ich habe den General informiert und die beiden am nächsten Tag von einem Marinegleiter abholen lassen.“
    Vince. Ich glaube es nicht. Etienne legte den Arm über die Augen und stöhnte frustriert. Ich ... ich war chancenlos. Der Kerl trug einen Helm mit geschlossenem Visier und einen Overall ohne Abzeichen seiner Einheit. Ich habe mich gerade umgedreht, weil ich die Tür gehört hatte. Er griff mich von hinten mit dem Impulsor an. Ich ging zu Boden und war unfähig, mich zu bewegen.
    Ares wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Also schwieg er und wartete.
    Nach einer Weile hob Etienne den Arm von den Augen.
    Ich kann es nicht fassen. Vince und ich arbeiten zusammen, seit ich im Ring bin, las Ares. Er stieß ein hartes, kurzes Lachen aus. „Das taten Coholt und ich auch.“
    Etienne wandte den Blick von Ares zur Decke.
    Was wird aus Frida?, schrieb das ComTab.
    „Sie bleibt.“ Ares schüttelte den Kopf. „Vorerst. Keiner kann es verstehen, aber sie will als Ypir weiter Dienst im Ring machen.“
    Wieso das denn? Das grenzt ja an Masochismus!
    Ares zuckte mit den Schultern. „Es ist mir eigentlich völlig egal, was sie tut“, gab er zurück.
    Und wer übernimmt deine Vierstreifen und Coholts Einser?
    „Zwei Neue. Sie sind schon da. Hernandez und Malcolm nehmen sie noch ein paar Tage an die Hand, bis sie sich eingearbeitet haben. Aber nun erzähl mal: Hast du von diesem Jungen in New York etwas über Mestor erfahren?“
    Wie man’s nimmt. Wusstest du, dass Mestor Daktyl außerhalb des Ringes nicht existiert? Zumindest nicht als lebender Mensch?
    Ares‘ Laune sank augenblicklich. Er hatte sich viel von Etiennes Reise versprochen.
    „Nein", murmelte er, "aber so etwas in der Art habe ich befürchtet.“
    Und dass dein ... Dass Mestor eine andere Identität nutzt?
    Verblüfft starrte Ares die Worte auf dem Bildschirm an. „Eine andere Identität?“
    Lange Geschichte. Aber eins ist klar: Den Namen Mestor Daktyl gibt es im Netz nur in Zusammenhang mit bereits vergangenen Ereignissen. Die Gegenwart kennt ihn nicht.
    Ares überlegte einen Moment. „Möglicherweise hat er seine Spuren verwischt, als er in den Ring gegangen ist?“, vermutete er. „Vielleicht aus Angst. Kann ja sein, dass jemand herausgefunden hat, wer damals das Gift für die Regierungs-Chips entwickelt hat, und mit demjenigen diesbezüglich ein paar Wörtchen reden wollte.“
    Aber du sagtest, dass er vorher ein berühmter Wissenschaftler war. Gibt es niemanden, der ihn vermisst? Cane hat keine Angaben über seinen Rückzug aus der Öffentlichkeit oder gar seinen Tod gefunden. Daktyl ist einfach nicht mehr auffindbar. Deshalb denke ich, dass er eine neue Identität hat. Anders kann ich mir auch nicht erklären, dass unter seinem Bild ein anderer Name steht.
    „Welcher?“
    Elas Greco.
    „Was weißt du über diesen Greco?“
    Der Bildschirm des ComTabs füllte sich Zeile um Zeile, als er Etiennes Gedanken wiedergab. Die letzten Worte verwandelten sich in einen Link.
    Ares tippte ihn an und starrte perplex auf das Bild, das sich geöffnet hatte. Ein Mann mit kinnlangem, grauem Haar und silbern meliertem Vollbart. Die Kerben zwischen den Augenbrauen, die schmale Nase, der wachsame Blick – kein Zweifel. Das war Mestor.
    Aber das stand nicht unter dem Bild.
    „Elas Greco“, las er den nebenstehenden Artikel vor, „das ist der Name, den die Künstlerwelt mit stimmungsvollen mediterranen Landschaftsbildern verbindet. Sein Stil und seine Technik sind unverkennbar und keiner versteht es so meisterhaft wie er, das Flair und die Schönheit dieser südländischen Gegenden einzufangen. Als einer der letzten Maler hält er an Pinsel, Leinwand und Ölfarben fest, einer Technik, die heute wegen ihres Aufwandes kaum noch jemand anwendet. Blabla bla...“
    Er lehnte sich zurück. „Das kann unmöglich Mestor sein!“, knurrte er und fuhr sich mit beiden Händen über die stoppelkurzen Haare. „Ich versuche, ihn mir als Maler vorzustellen, und kann es nicht. Andererseits hat er Bilder in seiner Wohneinheit hängen. Und dreimal darfst du raten, was man auf ihnen sieht.“
    Ölbilder mit griechischen Landschaften. Vergiss nicht, ich habe zwei Kameras in seiner Luxusbude installiert.
    Ares nickte grimmig. „Und dieser Greco malt Landschaften. Ausschließlich in Öl.“ Er presste die Lippen zusammen und las weiter, diesmal stumm. „Da steht auch, dass er sehr bekannt und erfolgreich ist und seine Bilder sich zu Wahnsinnspreisen verkaufen“, meinte er dann und reichte das ComTab über den Tisch.
    Etienne nahm sich Zeit, um die Fotos zu betrachten.
    Ja, das ist derselbe Stil. Sieht aus, als hätten wir herausgefunden, wer dieser Mann außerhalb des Ringes ist.
    „Ich werde Webster fragen, ob er noch ein wenig mehr herausfinden kann.“ Ares griff sich erneut das blaue ComTab vom Tisch. „Es gibt aber noch etwas, worüber wir sprechen müssen. Julian hat vorgeschlagen, bei Tevor einen Versuch zu wagen, dessen Gedächtnis zu reaktivieren. Er und seine Ärztin, diese Doktor Milström, sind sich inzwischen sicher, dass bei dem Onta alles noch da, aber nur verschüttet ist.“
    Klingt nicht schlecht, erschien auf dem Bildschirm. Wo ist das Problem?
    „Wir wissen nicht, was mit Tevor geschehen soll, wenn Julian Erfolg hat.“
    Etienne sah ihn prüfend an. Offensichtlich wartete er, dass er weitersprach.
    „Und ich wollte meine Zustimmung nicht geben, ohne vorher deine Meinung eingeholt zu haben.“
    Die kennst du, schrieb das ComTab. Du weißt: Wäre es möglich, würde ich es bei allen Ontas versuchen. Aber Julian muss sich etwas einfallen lassen, sie vor Entdeckung zu schützen. Vorher! Und es wird mächtig schwer werden für den Tevor.
    „Denn er muss sich so verhalten wie immer“, ergänzte Ares.
    Etienne nickte. Armer Kerl, erschien auf dem Bildschirm. Aber stell dir vor, Julian hat Erfolg!
    Ares schüttelte energisch den Kopf. „Das haben wir schon besprochen“, erklärte er und gab in groben Zügen die Unterhaltung mit Webster und dem Klinikleiter wieder. „Dieses Ziel steht also ganz am Ende der Liste. Wenn wir es überhaupt realisieren können.“
    Ich wäre schon froh, wenn es eine Möglichkeit gäbe, neuen Ontas den Helm zu ersparen.
    „Das rangiert etwa auf derselben Position wie die Gedächtnisreaktivierung für alle. Wir würden damit nur eine Menge Probleme schaffen, die wir jetzt nicht gebrauchen können.“
    Ares stand auf. Es wurde bereits dunkel. Und außerdem konnte er sehen, dass Etienne noch Ruhe brauchte.
    „Noch etwas: Julian meint, dass er dazu Doktor Milström in alles einweihen muss. Sie ist diejenige, die sich am besten mit dem menschlichen Gehirn auskennt. Und er will Tevor gern ihr überlassen. Das geht aber nur, wenn er ihr auch sagen kann, warum er Tevors Gedächtnis reaktivieren will.“
    Das ist logisch, las er auf dem ComTab. Wenn Julian ihr vertraut, holen wir die Ärztin ins Boot.
    „Alles klar. Ich gebe ihm Bescheid. Wir sehen uns morgen. Erhol dich. Und ... pass auf dich auf.“
    Etienne winkte ab.
    Du auch, Commandant Daktyl, erschien auf dem ComTab.

    Vielen Dank, Thorsten , ich freu mich über das Lob!

    Antwort

    Den Satz hier finde ich komisch formuliert - erst mal der Anglizismus, aber dann sind die vagen Andeutungen ja vom Informationsgehalt nicht so anders als die Vertroestungen - irgendwie hab' ich das Gefuehl die Formel ausser X nichts bekommen als Y verlangt nach einem gewissen Kontrast zwischen X und Y.

    Ich habe mir dazu mal einen Vermerk ans Manuskript gemacht, weil ich momentan keine bessere Formulierung finde.

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    ~~~ Kapitel 51 ~~~

    Kapitel 51 (1/2)

    Etienne war am Abend zurückgekommen. Ein Medi-Gleiter hatte ihn ohne Zwischenstopp auf Pitcairn von Auckland gebracht. Und obwohl Ares Skrupel hatte, ihn gleich am Ankunftstag zu überfallen, fragte er doch an, ob er vorbeikommen durfte.
    Klar, komm, lautete die Antwort. Ich gebe alles für ein bisschen Gesellschaft.

    Etienne lag auf der Couch. Er war blass und wirkte, als wäre er gleich mehrfach unter eine Hyperrail geraten, aber er grinste.
    Ares war erschrocken an der Tür stehen geblieben und starrte seinen Freund an. Sein zerschlagenes Gesicht schillerte noch immer in allen Farben. Man konnte es trotz der transparenten Karbonmaske erkennen, die Etienne trug und die sein Kinn, Wangen, Nase und Stirn umschloss.
    Es tat so gut, ihn zu sehen.
    „Wie geht’s dir?“, fragte Ares, während er seinen Freund musterte.
    Etienne deutete erst auf sein Ohr und wies dann auf ein blaues ComTab, das auf dem Tisch lag.
    Unbehagen überkam Ares. Sie mussten also Technik zu Hilfe nehmen, um sich zu unterhalten, denn Etienne konnte offensichtlich nicht sprechen. Doch diese Art der Kommunikation weckte Erinnerungen, die Ares tief in sich begraben hatte. Mit ihr hatten sie am Sector Gefangene und Verbrecher verhört, waren mittels dieser kleinen Hirnstrom-Scanner im Ohr in die Köpfe der Wehrlosen eingedrungen, gewaltsam und ohne jeden Skrupel. Nichts anderes, als Webster es bei seinen Diebstählen bei BuyRem getan hatte.
    Tief durchatmend nahm er das ComTab auf und sah zu, wie Wort um Wort auf dem Display erschien, als das Programm Etiennes Gedanken in Schrift transponierte.
    Es geht, las er. Die Rippen beklagen sich, ich habe Kopfschmerzen, bin ständig müde von den Medikamenten, langweile mich zu Tode und entwickle einen nicht nachvollziehbaren Hass auf Flüssignahrung.
    Fragend zog Ares eine Augenbraue hoch.
    Etiennes Hand wies erneut auf den Tisch, auf dem ein Becher mit Trinkhalm stand, und dann auf sein Gesicht.
    Ares verstand.
    Es dauert noch eine Weile, bis ich wieder sprechen kann, zeigte der Bildschirm. Meine Zunge ist wahrscheinlich doppelt so groß wie sonst.
    „Was macht das, wenn man bedenkt, dass du hättest tot sein können“, murmelte Ares.
    Etienne erwiderte nichts darauf. Fünf Tage war er im Krankenhaus geblieben, dann hatte er auf seine Rückkehr in den Ring bestanden. Es waren keine Blutungen im Gehirn gefunden worden und außer dem malträtierten Gesicht und ein paar gebrochenen Rippen fehlte ihm nichts. Nichts, was nicht auch zu Hause heilen würde, hatte er heute Morgen geschrieben, als er seine bevorstehende Heimreise ankündigte. Julian war außer sich gewesen, als er es erfahren hatte.
    Erzähl, schrieb der Bildschirm. Was gibt’s Neues?
    „Einiges.“ Ares rieb sich mit der Hand die Stirn. Jetzt erst merkte er, dass die Kopfschmerzen, die ihn in den letzten Tagen gequält und Julian Sorge bereitet hatten, nachließen. Verwundert horchte er in sich hinein, spürte der quälenden Pein nach, doch da war lediglich ein leises, mahnendes Hämmern. Eine Warnung, es nicht zu übertreiben. Wahrscheinlich war es doch nur einfache Erschöpfung gewesen. Zufrieden ließ er sich in einen Sessel fallen.
    „Der General war da“, begann er seinen Bericht. „Am Tag, bevor du aus New York City zurückgekehrt bist. Frida Busch wurde ihres Postens enthoben und Coholt kam in Arrest.“
    Etienne riss die Augen auf.
    Websters Nachricht hat also gewirkt?, erschien auf dem Display. Wer ist Fridas Nachfolger?
    Ares schnitt eine Grimasse. „Ich.“
    Etienne richtete sich auf den Ellenbogen auf. Die eng sitzende Maske verzerrte seine Mimik, aber seine Überraschung war trotzdem zu erkennen.
    Du bist ... Du bist der neue Commandant der Garde?, las Ares.
    „Sieht so aus, ja.“ Er seufzte. „Und Mestor konnte es sich nicht verkneifen, mir unter die Nase zu reiben, dass er dafür gesorgt hat.“
    Meinen Glückwunsch.
    Ares sah es und sah Etienne stirnrunzelnd an. Er hoffte, es war nicht ernst gemeint. Und richtig, zwei Sekunden später erschien War Spaß auf dem Bildschirm. Und die anderen?
    „Sagen, dass Stresnikovs Wahl“, er verlieh dem Namen des Generals einen unüberhörbar bissigen Tonfall, „den Richtigen getroffen hat. Sie wissen ja nicht, wer die graue Eminenz im Hintergrund war.“
    Aber dass du der nächste Kyrios wirst, hat dein alter Herr nicht noch einmal angesprochen?
    „Mit keinem Wort.“ Ares klang bitter. „Krell befürchtet, er hat es sich anders überlegt. Offenbar bin ich trotz vermeintlicher Gehirnwäsche nicht mehr vertrauenswürdig.“
    Krell?! Er weiß Bescheid?
    Ares nickte. „Und Malcolm auch. Die beiden haben mich vor Dummheiten bewahrt, nachdem ich ... bei dir in die Klinik war. Bei mir ist wohl eine Sicherung durchgebrannt.“
    Etienne sah ihn an. Ungeduldig wartete Ares darauf, dass er von ihm die Absolution für sein eigenmächtiges Handeln erhielt. Und er bekam sie.
    Ich finde es gut, dass du deine Freunde eingeweiht hast. Ich habe es mit Julian auch nicht anders gemacht. Manchmal braucht man einfach jemanden ... Etienne nickte verständnisvoll und legte sich wieder zurück. Aber es wäre schlecht, wenn dein Vater seine Pläne bezüglich der Nachfolge ändert. Wir hatten darauf gebaut, dass er dich in Dinge einweiht, von denen niemand sonst weiß. Was ist mit Coholt? Sitzt er noch in Haft?
    „Er und seine beiden Schläger mussten den Ring verlassen und kommen vors Militärgericht. Wäre ich bei der Verhandlung anwesend, ich glaube, ich würde Coholt schon vor dem Urteilsspruch an die Gurgel gehen. Er hat alles so sorgfältig geplant.“
    Stresnikov hat sich also doch drum gekümmert. Ich dachte, er ignoriert es, genau wie Frida. Was hat den General bewegt, persönlich zu kommen?
    „Keine Ahnung. Ich denke wie du, dass es diese anonyme Nachricht von Webster war. Die konnte der General nicht ignorieren. Er musste damit rechnen, dass die Öffentlichkeit eingeschaltet wird. Ich kenne den genauen Wortlaut von Websters freundlicher Erinnerung nicht, aber vielleicht hat er damit gedroht.“
    Möglich. Gedankenverloren wollte Etienne sich den Bart kratzen, doch seine Finger kollidierten mit der Maske. Das Jucken macht mich rasend, schrieb das ComTab, während Etienne einen frustrierten Seufzer hören ließ. Ich hätte schwören können, dass Coholt mein nächtlicher Besucher war. Doch wenn der einen Tag vor meiner Rückkehr aus New York bereits eingesperrt worden ist und den Ring inzwischen verlassen hat, kann er es nicht gewesen sein.
    „Aber in jener Nacht war er noch hier. Und der Überfall geht sehr wohl auf sein Konto, auch wenn er es wieder nicht selbst getan hat. Weil er unter Arrest war, hat er jemand anderen beauftragt. Jemanden, der ihm aus der Hand frisst.“
    Etienne starrte ihn an. Du weißt, wer es war?
    Ares nickte. „Webster hat es herausgefunden. Das war wirklich sorgfältig geplant und clever gemacht. Der Fehler liegt bei mir, wieder einmal. Ich habe Coholt sein ComPad nicht abnehmen lassen, nur die Funktion des Türöffnens wurde deaktiviert. Und so hat er einem weiteren Mann aus seiner früheren Einheit genaue Instruktionen gegeben, wohin er gehen und was er tun soll.“
    Aber wieso ich?
    „Weil er sich an dem rächen wollte, der in der Nacht, in der der Onta starb, Dienst in der Zentrale hatte und ihn verpetzt hat. Einer deiner Sicherheitsservicer konnte es anhand der Dienstpläne herausfinden. Und derselbe Servicer hat auch das Gespräch, bei dem Coholt seine Anweisungen für den Überfall auf dich gegeben hat, aus dem Netzwerkprotokoll gelöscht, sodass niemand dem Ex-Axiom eine Mittäterschaft beweisen kann. Außerdem schaltete er in den Bereichen, in denen dein Angreifer unterwegs war, die Korridorkameras und versteckten Scanner ab und ersetzte die Aufzeichnung durch ein Standbild. Dann öffnete er dem Mann dein Quartier und deckte nach der Tat seinen Rückzug.“ Er schnaubte. „Wir haben jedes Detail überprüft, doch nichts gefunden. Er hat alle Spuren sorgfältig verwischt. Coholt wäre unbehelligt davongekommen. Erst Webster brachte Licht ins Dunkel. Wäre die KI nicht gewesen, wir hätten nie erfahren, wer von deinen Leuten das faule Ei war.“
    Wer ist es?
    „Vincente Carrasco.“

    :danke: für eure Anmerkungen, ihr beiden.

    Stimmt absolut, Kirisha , ein Vergleich mit einer retrograden Amnesie liegt nahe, doch da sind Unterschiede. Ich schau da auf jeden Fall nochmal drüber, damit es nicht wirkt, als wäre es eine. Kostas Soufis hat da schon gründlich gearbeitet und das Gedächtnis ist vollkommen blockiert. Nur hat niemand mit einer solchen Situation, wie sie Tevor bei BuyVis erlebt hat, gerechnet. Also die Sache war schon safe. Bis zu einem gewissen Punkt. :)

    Und ja, Thorsten , deine Bedenken versteh ich und da denk ich auf jeden Fall nochmal drüber nach. Das ist doch eine Sache, die ich beachten sollte. Sie sind sich wirklich recht ähnlich und ich sollte (spätestens jetzt) anfangen, ihre Unterschiede ein wenig hervorzuheben (ohne sie dabei in Schubladen zu packen).
    Ich werde das auch für die Überarbeitung im Hinterkopf behalten und da schon eher meine Aufmerksamkeit drauf richten. Vielen Dank!

    Hallo Thorsten und Kirisha

    Spoiler anzeigen

    Kirisha Dankeschön! ^^

    Der Coup kommt später. 8)
    Hm, und die Unterhaltung mit Webster sollte eigentlich nicht witzig wirken. :hmm: Mal sehen, vielleicht schau ich mir das nochmal an.

    Thorsten Auch dir wieder vielen Dank für deine interessanten Anmerkungen zum letzten Abschnitt. Hab viel drüber nachgedacht.

    vermutlich der Dramaturgie der Geschichte geschuldet dass wir das erst jetzt alles erfahren

    Nein, eigentlich war das eine Notlösung, um die Leser nicht bei jedem Gespräch mit Webster mit Infos zu überfluten, die zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht benötigt wurden, um dem Verlauf der Story folgen zu können. Ich hatte das Ganze dosiert verabreichen wollen, damit sich niemand überfordert fühlt. Die Dramaturgie war da eher nicht der Hauptgedanke.
    Dass Ares nicht neugierig ist, wollte ich darin verpacken, dass sowohl er als auch Julian davon ausgingen, dass Webster sich die Erinnerungen für BuyRem irgendwie im Netz besorgt hat. Websters Eröffnung, was die eigentliche Quelle ist, hat das folgende Gespräch erst initiiert.

    Meh... Das finde ich hier ein bisschen Klischee - Gott hat dann doch noch ein paar mehr Moeglichkeiten als Gedaechtnisse zu editieren.

    Ich hatte es eher so gemeint, dass Webster Dinge getan hat, die - ja, etwas überspitzt gesehen - dem Menschen nicht möglich sind, um damit eine Situation auf unethische Weise zu seinem Vorteil verändert. Zumindest kenne ich die Redewendung so. Und genauso sollte Ares' Vorwurf auch wirken: als Vorwurf.

    Hier wundert mich dass der gute sich so gehen laesst - dass es sich um ein Computerprogramm handelt hatten die Protagonisten doch alle akzeptiert - und eigentlich steht doch im Raum dass Webster reinen Tisch macht und die Machenschaften aufzudecken hilft - ihn da fuer seine Wortwahl zu tadeln ist etwas... nun ja, verfehlt den Punkt.

    Willst Du Julian hier als den emotionaleren Typen darstellen?

    Die Eröffnung, dass ahnungslose BuyRem-Besucher die Spender der Erinnerungen sind, lässt Julian hier emotional wirken. Dass Webster eine KI ist, kann man vielleicht schonmal kurz vergessen, wenn man den arrogant wirkenden Typen in seinem Sessel sitzen sieht und solche Dinge verkünden hört. Nein, ich will Julian nicht als den emotionalen Typen hinstellen.

    Kurz vorher war es ja noch Ares der wegen Etienne ausgerastet ist, es ist dann schwer zu sehen welchen der Protagonisten du als den spontan reagierenden charakterisieren willst - und der gute Doktor war bisher eigentlich eher ruhig, auch dass er die Nachricht dass sein Gedaechtnis editiert ist ganz gut wegsteckt aber jetzt starken Alkohol braucht ist ein bisschen erklaerungsbeduerftig.
    ...
    Will sagen - moeglicherweise ist das witzig, aber traegt es bei die Typen zu charakterisieren? Mich verwirrt es eher ein bisschen... ?(

    Ich möchte meine Chars eigentlich nicht in Formen oder Schubladen stecken. Findest du, dass eine Geschichte besser funktioniert, wenn jeder Prota in seiner Rolle festgelegt ist? Ich würde eher denken, dass macht jeden Char vorhersehbar und nimmt Spannung heraus. Hmmm, ist aber ein interessanter Gedanke.

    Ich stimme dir zu, dass sie beide in diesem Augenblick ein bisschen Opfer ihrer Emotionen werden, aber ich habe sie lieber ein bisschen fehlerhaft und weniger souverän, als perfekt in eine ihnen zugewiesene Rolle passend. Kann sein, dass das ungewöhnlich ist und vielleicht auch die Geschichte und die Chars ein wenig ungewöhnlich macht. :blush: Trotzdem - Danke nochmal :thumbup:

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    Kapitel 50 (2/2)
    „Das werde ich Ihnen nicht sagen, Commandant. Dieses Wissen hat mich getötet, auch wenn es Decker war, der mich umgebracht hat. Aber ich habe das Gefühl, Sie unterschätzen Mestor Daktyl. Deshalb und um Sie zu schützen, werde ich dieses Geheimnis bewahren. Vielleicht kommt irgendwann einmal der Moment, an dem ich Sie einweihe, aber der ist nicht heute.“
    Ares starrte wütend den Bildschirm an. Er hasste es, wenn er angeteasert wurde und dann außer vagen Andeutungen nichts erhielt als Vertröstungen.
    Um sich zu beruhigen, stand er ebenfalls auf und bestellte sich ein Getränk. „Sie sagten damals aber, Decker habe Sie getötet, weil Sie zu gierig wurden“, meinte er, während er wartete. „Das passt nicht zusammen.“
    „Doch, das tut es“, antwortete Webster schlicht. „Ich sagte nämlich auch, dass wir ein teuflisches Quartett waren. Die Einnahmen aus der Herstellung der manipulierten Chips wurden damals durch vier geteilt. Nachdem Soufis sich umgebracht hatte, verlangte ich seinen Anteil mit. Schließlich war Daktyls Produktion nur durch funktionierende Ontas möglich. Und mein Helm sorgte für dieses Funktionieren. Leider sahen Mestor und Decker das Ganze etwas anders. Da drohte ich, aus dem Ganzen auszusteigen und mit meinen Informationen an die Öffentlichkeit zu gehen. Dumm, ich weiß. Das war mein Todesurteil. Als ich aus dem Weg geschafft war, kannten nur noch Sie, Doktor, und Daktyl selbst die Geheimnisse des Helmes, von dem alle glauben, dass er lediglich eine Videoeinweisung in den Ring vermittelt. Sie sehen also – es passt zusammen.“
    Julian räusperte sich. „Vielleicht können wir mal auf die eigentliche Frage zurückkommen: Werden die Erinnerungen beim Clearing nun gelöscht oder überschrieben?“
    „Ich sagte vorhin schon, ich bin weder Gehirnchirurg noch Psychiater. Ihr Vergleich mit der Festplatte ist nicht ganz falsch. Es ist möglich, dass die Erinnerungen noch vorhanden sind, aber abrufbar sind sie nicht mehr.“
    „Bei Tevor offensichtlich doch.“ Ares trat von der Glaswand zurück, durch die er auf den sonnenüberfluteten Norden der Insel gestarrt hatte. „Und dieser BuyVis-Besuch hat irgendwie dafür gesorgt.“
    Julian kniff die Augen zusammen und kratzte sich am Kinn. „Kann es sein“, murmelte er, „dass Tevor seine eigene Erinnerung bei BuyVis gesehen hat?“
    „Auch hier habe ich schon gesagt, dass das nicht möglich ist“, entgegnete Webster geduldig. „Der Scan seines Chips beim Betreten von BuyVis hätte verhindert, dass eine Erinnerung mit demselben Code ...“
    „Aber es ist nicht derselbe Code!“, rief Julian und sprang auf. „Verdammt! Das ist die Erklärung! Die ganze Zeit grüble ich und denke, dass ich etwas übersehe! Dabei ist es so einfach! Überall bei BuyVis werden die Chips der Kunden gescannt. Die Regierungs-Chips! Aber hier im Ring wird der Ring-Chip gescannt, um die Credits abzubuchen. BuyVis hat nicht erkennen können, dass diese Wald-Erinnerung irgendwann einmal aus Tevors Kopf entnommen wurde. Und so konnte es auch passieren, dass er sein eigenes Erlebnis noch einmal durchlebt hat. Und das hat ein ... Gewitter in seinem Hirn verursacht. Einen Kurzschluss faktisch!“
    Er raufte sich mit beiden Händen die Haare.
    „Das könnte der Schlüssel sein, um die verschütteten oder verborgenen Erinnerungen der Ontas wieder zu aktivieren! Damit hätte Emma quasi eine Handlungsanleitung. Wir müssen nur prüfen ob die Codes von den Regierungs-Chips der Ontas ...“
    „Es sind Millionen, Doktor“, unterbrach Webster ihn. „Bei BuyRem wurden Millionen Erinnerungen abgezapft. Falls es bei Tevor wirklich so geschehen ist, wie Sie denken, dann war es ein unglaublicher Zufall. Und es muss nicht bedeuten, dass es bei allen anderen genauso funktioniert. Wir wissen zu wenig darüber. Was, wenn die Ontas bei dem Versuch, ihr altes Leben wieder zu aktivieren, quasi den Verstand verlieren? Wollen Sie das Risiko eingehen? Und wenn Sie nicht wissen, welche von ihnen Entführte und welche rechtmäßig zum Tode verurteilte Verbrecher sind – werden Sie es trotzdem bei allen versuchen, selbst auf die Gefahr hin, bei einigen die kriminelle Vergangenheit wieder ans Licht zu bringen?“
    Julian schwieg.
    Ares hob beide Hände. „Stopp, stopp, stopp“, befahl er. „Ich habe das Gefühl, wir machen den fünften Schritt vor dem ersten. Schön der Reihe nach. Noch geht es nur um Tevor. Und bei ihm wird nur etwas passieren, wenn er zustimmt, nicht wahr, Julian?“
    Er sah den Klinikleiter ernst an und wartete, bis der genickt hatte.
    „Es kann nicht die Rede davon sein, dass wir das Ganze bei allen Ontas versuchen. Jeder, bei dem es funktioniert hat, müsste sich erstmal weiterhin so verhalten wie vorher. Und das dürfte auf die Dauer schwierig werden. Man kann ihnen auch nicht den Chip entfernen und sie so für das System ‚sterben lassen‘, um sie zu schützen. Wenn wir das tun, sind sie zwar nicht mehr zu orten, aber die Überwachung würde es merken und wenn der Chip beeinträchtigte Vitalparameter registriert, wird sofort ein Rettungsteam dorthin geordert.“
    „Alles richtig“, gab Julian zu, „aber wenn diese beeinträchtigten Vitalparameter in der Klinik registriert werden, ist ein Rettungsteam schon vor Ort. Man müsste das zeitlich so timen, dass Emma und ich zur Stelle wären und den Onta für tot erklären.“
    Ares schüttelte den Kopf. „Und wollen Sie ihn danach für immer in der Klinik lassen? Das Überwachungssystem nimmt Personen ohne Chip wahr, hat Etienne hat mir einmal gesagt. Es gibt im Ring unzählige versteckte Scanner, die durch Bewegungsmelder aktiviert werden. Geht jemand vorbei, der keinen Chip hat, wird Alarm ausgelöst, weil derjenige als Eindringling angesehen wird. Außerdem erfasst die Bio-Entsorgung die Anzahl der Leichen.“
    Julian starrte ihn an. „Gut“, meinte der Arzt heiser. „Dann ist das Projekt für die Masse der Ontas erst einmal vom Tisch und wir kümmern uns nur um Tevor. Aber ich werde nicht aufhören, nach einer Lösung für die anderen zu suchen.“ Er stand auf. „Emma und ich reden mit Tevor. Wenn er mit unserem Plan einverstanden ist, melden wir ihn krank, nehmen ihn in die Klinik auf und checken sein Gehirn.“
    Er ging zur Tür.
    Ares sah ihm nach.
    „Julian?“
    Julian blieb stehen und drehte sich noch einmal um.
    „Wenn es etwas Neues aus Auckland gibt, dann ... Egal wie spät es ist, lassen Sie es mich wissen, ja?“
    Der Arzt nickte. Dann verließ er den Raum.
    Ares wartete, bis sich die Tür geschlossen hatte, dann setzte er sich wieder vor den Bildschirm.
    „Was haben Sie bis jetzt herausgefunden, Webster“, fragte er. „Wissen Sie inzwischen, wer den Sicherheitschef angegriffen hat und wieso auf den Kameras nichts zu sehen ist?“
    „Ja, ich weiß es“, erklärte die KI. „Und das Ganze ist klug arrangiert worden.“
    „Dann los“, verlangte Ares. „Raus damit. Ich will jedes Detail wissen!“

    Hallo zusammen,

    es ist Sonntag und Zeit für einen neuen Post. Aber zuerst wie immer ein großes Dankeschön, Kirisha und Thorsten !

    Antwortbox

    Tevor war ja etwas ins Abseits geraten weil es so viele andere Ereignisse gab. Aber es wird natürlich sehr interessant zu erfahren an was er sich erinnert. Meine Vermutung ist dass er ein fast unauffälliges Leben geführt hat. Oder er hat etwas herausgefunden das für den Ring oder für irgendeine hochrangige Person gefährlich war. (Da er damals aber noch nicht im Ring war stellt sich die Frage was er denn außerhalb herausgefunden haben könnte das für den Ring selbst eine Bedeutung hätte?).

    Du weckst jetzt hier die Erwartungshaltung dass Etienne schon irgendwie in halbwegs gutem Zustand überlebt. Ares geht ja noch immer sehr stark davon aus dass er bald mit ihm reden kann. Aber ich würde dir schon zutrauen dass du die Erwartung auch enttäuschen könntest.

    Kann weitergehen!

    Spannende Überlegungen! Sowohl zu Tevor als auch zu Etienne. Und schön zu hören, dass ich nicht vorhersehbar bin.
    Stimmt, Ares geht davon aus, dass Etienne zurückkommt. Und stimmt, Tevor könnte sowohl ein völlig unauffälliger als auch ein für Mestor wichtiger Mensch in seinem früheren Leben gewesen sein. :thumbup:

    Wir haben zwischendrin einen Perspektivenwechsel von Ares zu Julian ohne dass der so genau erkennbar wird.

    Ich habe euch den Perspektivwechsel quasi untergejubelt und gewartet, ob es jemandem auffällt. Eigentlich war der Part im Raum sechzehn ein eigenständiges Kapitel mit POV Julian. Aber beim Posten habe ich gemerkt, dass es schon arg kurz ist, um als Kapitel zu gelten. Deshalb der Versuch, es an das vorige anzuhängen und den Perspektivwechsel einfach zu ignorieren in der Hoffnung, dass ihr es auch tut.
    Okay. es ist also aufgefallen. Aber nicht weiter schlimm. Ich setz mich einfach nochmal ran und verlege es in Ares' Perspektive. Ein bisschen schade finde ich es, weil ich Julian gern wiedermal einen eigenen Part gegönnt hätte, aber es geht auch so.
    In meinem Manuskript stehen die jeweiligen POV nach der Kapitelnummer, deshalb sehe ich, dass Ares jetzt in fünf aufeinanderfolgenden Kapiteln als POV fungiert. Etienne ist außer Gefecht, Frida auch, für Tevor reicht es nicht, ein Kapitel zu schreiben und Julian wäre somit der Einzige, der noch bleibt. Hm, ich hoffe, es wird nicht zu langweilig, wenn ich euch zumute, alles durch Ares' Augen zu betrachten.

    Ich weiss nicht ob das so stoerend ist - ich fand es ein klein bisschen irritierend weil es da gegen meine Erwartung war.

    Also mich würde es stören, deshalb kann ich das auch problemlos ändern.

    Aber ansonsten finde ich 49/2 solide geschrieben :thumbup:

    Vielen Dank, das hör ich gern!

    Zum vorigen Part: Kapitel 49/2

    Kapitel 50 (1/2)
    „Sie irren sich, Doktor, mir war damals von Anfang an bewusst, dass mein Tun illegal ist“, erklärte Webster. Die KI saß wie immer, wenn sie sichtbar war, in ihrem Sessel und hatte die Beine übereinandergeschlagen. „Aber der Reiz war stärker. Ich wollte wissen, wie weit man gehen kann, was dem Menschen mithilfe der Technik möglich ist.“
    „Sie wollten Gott spielen“, brachte Ares die Sache auf den Punkt.
    Mit einer gemächlichen Geste wischte Webster Ares‘ Einwurf beiseite.
    „Ich erwarte nicht, dass Sie das verstehen. Ich hatte die BuyRem-Helme selbst entwickelt und war begeistert, als ich sah, wie das Geschäft lief. Die Menschen stürmten meine Studios, jede Eröffnung eines weiteren vergrößerte den Wahnsinn. Ich sonnte mich in meinem Erfolg, lehnte mich zurück und genoss. Doch nicht lange. Bald schon reichte mir das nicht mehr. Die Idee von BuyVis entstand in meinem Kopf. Ich wollte Erinnerungen vermitteln, die sich nicht nur echt anfühlten, während man in einem Sessel saß. Sie sollten aktiv erlebbar sein.“
    „Ich hoffe, dass ich mich irre, aber ich ahne, was jetzt kommt“, raunte Julian neben Ares. „Sie haben sich diese Erinnerungen für Ihr BuyVis illegal besorgt. Wo kann man die erwerben? Und was muss man für eine zahlen?“
    „Ihr Sarkasmus ist unangebracht, Doktor Witt. Derlei Dinge hatte ich gar nicht nötig.“
    Die KI hatte in völlig normalem Tonfall geantwortet, doch Ares hätte schwören können, dass Webster beleidigt war.
    „Ich habe die Erinnerungen aus den Köpfen meiner Kunden entnommen, während sie im BuyRem-Sessel saßen und ihre bestellten KI-kreierten Erlebnisse genossen. Dabei suchte das Programm in ihren Gehirnen gezielt nach Sequenzen, die Serotonin- oder Adrenalin-Ausschüttungen zur Folge hatten und damit auf ein schönes, aufregendes oder beängstigendes Erlebnis hindeuteten. Diese Sequenzen wurden kopiert und als Datei gespeichert. Eine Auswertung entschied, ob diese Erinnerung für BuyVis verwendet werden sollte oder wertlos war. Niemand hat etwas davon gemerkt, niemandem ist dabei etwas geschehen.“
    „Niemandem ist etwas geschehen?“ Julian schob entrüstet den Stuhl zurück und sprang auf. „Sie haben diese Menschen bestohlen!“, knurrte er, während er an der Serviceeinheit eine Bestellung eingab.
    „Ja, das trifft es auf den Punkt“, murmelte Ares.
    „Die Kunden besitzen ihre Erinnerungen noch“, konterte Webster gelassen. „Sie wurden nur kopiert und dupliziert. Und sie haben es mir ermöglicht, BuyVis zu erschaffen.“
    Julian schnaubte abfällig. „Das können Sie nennen, wie Sie wollen! Die Tatsache bleibt: Sie haben Ihre neue Geschäftsidee mit gestohlenen Erinnerungen anderer Menschen verwirklicht. Aber eine Frage stellt sich mir da: Wie wollten Sie verhindern, dass Menschen bei BuyVis eine Vision buchen, die Ihnen bei BuyRem aus dem Kopf geklaut wurde?“
    „Durch zwei Fakten“, erklärte Webster. „Zum einen ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass jemand Goldeinheiten bezahlt, nur um eine Fiktion von etwas zu erleben, das er bereits erlebt hat. Wo läge der Sinn? Und zum anderen wurde beim Entnehmen der Erinnerung der Chip-Code des Spenders an sie angeheftet. Ein Sicherungsmechanismus, der es unmöglich macht, dass jemand Inhalte erlebt, die ihm vorher entnommen wurden. Wie Sie wissen, ist auch in der Welt außerhalb des Ringes der Besuch bei BuyVis nur nach dem Einscannen des Chips möglich.“
    Widerwillig nickte Ares. Webster, der echte und jetzt tote Webster, hatte an alles gedacht. Der Mann war ein Genie gewesen.
    Julian kam zurück zur Sitzgruppe und setzte sich wieder. Ein strenger Alkoholgeruch ging von dem Becher aus, den der Arzt vor sich auf den Tisch stellte. Ares schnupperte und runzelte die Stirn. Er hatte Julian noch nie etwas Starkes trinken sehen.
    „Verkneifen Sie sich einen Kommentar, Axiom“, hörte er ihn knurren. „Es gibt Situationen, da muss das sein.“
    Er nickte stumm. Verstohlen huschte sein Blick zu der Wand, an die er sein Trinkgefäß geschmettert hatte, damals, als er und Etienne hier in seinem Quartier vom Inneren Kreis erfahren hatten.
    „Eines Tages tauchte Daktyl bei mir auf“, berichtete Webster weiter. „Er stand einfach in meinem Büro und erklärte, er habe mir ein Geschäft vorzuschlagen. Ich erfuhr von Kostas Soufis und dem Prozedere, das der Mann entwickelt hatte. Das, was Sie Clearing nennen. Nun war Daktyl auf der Suche nach einer Möglichkeit, dieses Clearing auch anzuwenden. Mein Helm erschien ihm als perfekte Lösung. Wir probierten eine Weile, bis es erstmals gelang.“
    „An wem?“, fragte Ares. Er gab sich keine Mühe, seinen Zorn zu verbergen, und ihm war klar, dass er sich angehört hatte wie ein knurrender Wolf.
    Webster hob kurz die Schultern. „Timori-Häftlinge kamen von vornherein nicht in Frage. Sie sitzen im Ring ihre Zeit ab und kehren dann in die Welt zurück. Sie haben Angehörige, die Beziehungen zu ihnen pflegen und sie sogar hier besuchen, wenn sie es sich leisten können. Und sie haben nach wie vor den Regierungschip, der ein Aufspüren ermöglicht. Ihnen wurden Rehabilitatoren zur Seite gestellt, die sie auf ihr Leben nach der Haft vorbereiten. Nein, Timoris waren für das, was Daktyl vorhatte, nicht die Richtigen. Doch es gab eine andere Lösung.“
    „Ontas“, zischte Ares voller Verachtung.
    „Richtig, Ontas“, gab Webster ungerührt zurück. „Daktyl brachte mich in den gerade fertiggestellten Ring. Er hatte damals schon begonnen, den Gefängnissen die Todeskandidaten abzukaufen. Doch als er sich ausrechnete, wie viele ... Kandidaten er für eine gewinnbringende Auslastung seiner kleinen Versuchsküche unten in der Fünf brauchte, wurde ihm klar, dass das nicht nur mit Sträflingen zu schaffen war. Die Entführungen begannen. Und damit auch die Probleme. Die Entführten waren nicht so willig, wie Daktyl sich das vorgestellt hatte. Im Gegenteil. Sie fanden Mittel, seine Arbeit zu sabotieren. So kam er auf die Idee mit der Gedächtnislöschung. Wer sich nicht an Dinge erinnert, will nicht zu ihnen zurück. Eine einfache Lösung.“ Webster nickte langsam und es wirkte verstörend menschlich. „Wir waren ein teuflisches Quartett. Daktyl hatte die Idee, Soufis und ich schufen die Möglichkeit, sie wahr zu machen, und Decker besorgte das Material.“
    Ares sah aus dem Augenwinkel, wie Julian sich bei dem letzten Wort versteifte.
    „Ich würde vorschlagen, Sie achten etwas mehr auf Ihre Wortwahl, Sie Mistkerl.“
    „Ihre Beschimpfung trifft mich nicht, Doktor, ich bin eine KI“, versetzte Webster kalt.
    „Wie ging es weiter“, verlangte Ares zu wissen. Dass die beiden sich jetzt in die Haare gerieten, konnte er nicht gebrauchen.
    „Wie es immer weitergeht, wenn Menschen Pläne machen. Mestor hatte von Kostas Soufis verlangt, den Ontas das Gedächtnis löschen und Erinnerungen einsetzen zu können. Soufis hatte geliefert. Doch das reichte Mestor nicht. Bisher war die Gedächtnislöschung komplett erfolgt. Alles weg, was zum personalen Gedächtnis gehörte. Jetzt verlangte der Kyrios nach einer Möglichkeit, das Gedächtnis zu manipulieren, ohne es zu löschen. Einzelnes zu entnehmen, Neues hinzuzufügen bis hin zum kompletten Extrahieren des Gedächtnisses und der Abspeicherung in Dateiform, die man bearbeiten kann. Programm E wurde entwickelt. Damals war Soufis schon an der Grenze seiner Belastbarkeit angekommen.“
    „Hat er sich danach umgebracht?“, warf Ares dazwischen.
    „Nein.“ Webster schüttelte den Kopf. „Das hat er erst, nachdem Mestor sein neuestes, größtes und gefährlichstes Vorhaben bekanntgegeben hat.“
    „Welches ist das?“
    Webster schwieg. Gerade als Ares ungeduldig eine Antwort einfordern wollte, lächelte die KI.

    Thorsten

    Zuerst wie immer vielen Dank für deine interessanten Anmerkungen!

    Zu deiner Frage betreffs der Abhörsicherheit: Sie treffen sich nicht im Büro, sondern in Ares' Quartier, also in den Räumen, die er erst kürzlich bezogen hat. Und ob das abhörsicher ist, hatten wir schon besprochen. Es ist Fridas ehemaliges Quartier und Mestor hatte bislang keinen Grund, an deren Loyalität zu zweifeln. (Edit, hier hab ich mich geirrt. Ares ist noch nicht umgezogen. Sorry, falls du es schon gelesen hast. Mein Fehler.)
    Mestor hat nicht jedes Quartier oder Büro verwanzt, denn bis zu dem Moment, in dem Julian mit seinem Verdacht (Ares betreffend) bei ihm aufgetaucht ist, funktionierte der Ring reibungslos. Es gab keinen Grund für Misstrauen. Das 5. UG ist für niemanden erreichbar und das Geheimnis der Ontas kannten außer Mestor selbst nur Coholt und Decker. Alles safe. Dachte er bis dahin zumindest. Kameras waren nirgends versteckt, sondern immer offen sichtbar.
    Ich weiß nicht, ob du Mestor vielleicht ein bisschen anders siehst, als ich. Er ist kein Psychopat, zumindest habe ich ihn nicht als solchen konzipiert. Im Augenblick geht er davon aus, dass er das kleine Neugier-Problem mit Ares endgültig beseitigt hat und soll (in meiner Vorstellung) nirgendwo Gespenster sehen oder weitere Verschwörungen wittern. So zumindest ist mein Plan. Wenn das so völlig anders rüberkommt, muss ich nachbessern. :hmm:

    Das "irgendwann" bessere ich aus. Danke für den Hinweis.

    Und ob Ares in Malcolm und Linus wirklich Freunde hat, ist ein durchaus berechtigter Gedanke. ^^

    Zum vorigen Teil: Kapitel 49/1

    Kapitel 49/2
    Entschlossen drehte er sich um und ging zum Computer. Nachdem er den Networkassistantmanager aufgerufen hatte, erschien Webster auf dem Bildschirm, wie immer in seinem Sessel sitzend.
    „Ben, ich möchte, dass Sie herausfinden, wer gestern Nacht Etiennes Quartier betreten hat und wie ihm das gelungen ist. Und ich will ein Bild von dem Kerl. Einen Ausschnitt von der Kamera auf dem Gang. Gestochen scharf bitte, eine Verwechslung darf nicht möglich sein.“
    Die KI nickte zu allem, was er aufzählte. „Ich werde sehen, was ich finden kann. Ist nicht anzunehmen, dass jemand, der in eine fremde Wohneinheit eindringt, seine Identität unkenntlich macht? Es wird schwer werden, ein scharfes Bild zu bekommen.“
    Eine ungeduldige Handbewegung war alles, was Ares als Antwort hatte. „Es ist mir egal, wie Sie das schaffen. Sie haben Möglichkeiten, die mir nicht zur Verfügung stehen. Und selbst wenn es kein Bild gibt – der Code des Chips, der die Tür geöffnet hat, wird uns den Namen liefern.“
    „Wie gesagt, ich werde sehen, was ich tun kann.“
    „Mehr will ich nicht.“ Ares nickte dem Bildschirm zu und schaltete ab.

    Zehn Minuten später stand er erneut auf der Landeplattform und sah zu, wie das Gravi-Board mit Etienne darauf langsam in den Laderaum des wartenden Gleiters schwebte. Einer der Teilzeit-Ärzte und ein Medi-Servicer kletterten hinterher. Fauchend schloss sich die Luke.
    Er folgte dem Wink des Flugdienst-Servicers und trat zurück. Genau wie der große Frachter vorhin mit den drei Gefangenen an Bord hob der kleinere ab und flog in einem weiten Bogen davon. Nur diesmal nahm er seinen Freund mit.
    Julian, der Etiennes Transport zum Landeplatz begleitet hatte, trat neben ihn. „Danke, dass Sie den Gleiter mit höchster Dringlichkeitsstufe herbeordert haben.“
    Ares nickte. „Wann wird er in der Klinik sein?“
    „Bald, wenn ohne Verzögerung ein Anschluss von Pitcairn starten kann. Ich werde mich mit Auckland in Verbindung setzen, damit sie wissen, dass er kommt.“
    „Wenn wir Glück haben, fliegt der Frachtgleiter durch ohne Zwischenstopp auf dem Stützpunkt. Robust genug ist das Ding.“ Ares holte sein ComPad hervor. „Informieren Sie mich, wenn es etwas Neues gibt, Doc. Und danke.“
    Julian winkte ab. „Tun Sie mir den Gefallen und finden Sie den, der dafür verantwortlich ist.“
    „Das werde ich.“
    „Und wenn Sie heute noch ein wenig Zeit übrighaben, kommen Sie bitte in die Klinik in Raum sechzehn. Ich hätte etwas mit Ihnen zu besprechen.“
    Ares warf einen misstrauischen Blick zum Arzt hinüber. „Kein Problem. Ich hoffe, es gibt keine neuen Hiobsbotschaften.“
    „Nein, keine Sorge.“
    Sie waren während des Wortwechsels zum Frachtlift gegangen. In der ersten Unterebene verließ Julian die Kabine, um in die Klinik zurückzukehren. Ares fuhr hinauf ins dritte Obergeschoss, um endlich die beiden neuen Axiome in Empfang zu nehmen.

    „Sylvia?“ Ares hob erstaunt die Brauen und richtete sich auf. „Wer um alles in der Welt ist Sylvia?“
    „Keine Ahnung“, murmelte Julian und ließ die Kamera-Aufzeichnung von der vergangenen Nacht ein zweites Mal laufen. Ohne Zweifel, Tevor hatte ‚Sylvia‘ gesagt.
    „Ich denke mal, es ist eine neue Erinnerung“, meinte Julian. „Der Onta hat doch bei der Tracking-Auswertung erwähnt, dass er manchmal glaubt, einen Körper neben sich im Bett zu spüren. Scheint, dass dieser Körper jetzt einen Namen hat.“ Eine Handbewegung ließ den Bildschirm auf dem Tisch von Raum sechzehn verschwinden und Julian drehte sich zu Ares um. „Tevor ist – wenn ich richtig vermute – ein verheirateter Mann.“
    „Gewesen“, korrigierte der Axiom trocken und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Julian atmete einmal tief durch. „Offensichtlich machen der mangelnde Schlaf wegen dieser nächtlichen ‚Besuche‘ und die daraus resultierende Angst ihn langsam mürbe. Ich befürchte, dass er sich irgendwann verraten könnte. Das heißt, dass wir ihn nicht aus den Augen lassen dürfen.“ Der Klinikleiter sah ihn jetzt direkt an. „Das bringt mich auf den Punkt, den ich mit Ihnen besprechen wollte.“
    Ares nickte. „Ich dachte mir schon, dass es Tevor betrifft. Um was geht es?“
    „Doktor Milström möchte versuchen, Tevors Gedächtnis zu reaktivieren.“
    „Reaktivieren? Wie soll das gehen? Ich denke, das Clearing löscht die Gedächtnisse.“
    „Das dachten wir bisher auch“, gestand Julian. „Aber die Dinge, die Tevor erlebt, sind nicht erfunden und auch keine Halluzinationen. Diese ‚Visionen‘ zeigen, dass das Clearing offenbar reversibel ist, zumindest teilweise. Vielleicht haben wir uns geirrt. Emma geht deshalb davon aus, dass alles noch da ist und nicht gelöscht, sondern lediglich blockiert wurde. So wie man Daten auf einem Trägermedium überschreibt. Das Gehirn ist ihr Fachgebiet. Ich kenne mich mit diesen Dingen nicht so aus, deshalb kann ich da nicht mitreden. Man müsste Webster fragen. Er hatte doch angedeutet, dass die Entwicklung des Helmes auf seine Kappe geht. Doch wir wollen nichts unternehmen ohne Ihr Einverständnis.“
    „Doktor Milström braucht meine Erlaubnis nicht“, erwiderte Ares. „Sie sind der Klinikleiter, Julian. Und die Ärztin untersteht Ihnen. Entscheiden Sie selbst. Falls sie loslegt, wäre ich dankbar, wenn Sie mich über die Fortschritte auf dem Laufenden halten. Sollte jedoch ...“, er machte eine kleine Pause und presste kurz die Lippen zusammen, „sollte bei Ihrem Plan etwas aus dem Ruder laufen, beenden Sie das, bevor es zu unangenehmen Vorfällen kommt. Unsere Sicherheit geht vor. Wenn Tevor zu einer Gefahr wird durch Emmas Eingriff, werden Sie ihn exekutieren müssen.“
    Die Art, wie Julian ihn anstarrte, verriet Ares, dass der Arzt noch nicht so weit gedacht hatte. Bis zu diesem Punkt war er in seinen Vorstellungen wohl noch nicht gekommen, aber jetzt, da die Gefahr beim Namen genannt wurde, schien er zu realisieren, dass dieser Fall tatsächlich eintreten konnte. Emma hatte Julian keine Garantie für einen reibungslosen Ablauf gegeben, erinnerte sich Ares, und Julians ratloser Blick ließ vermuten, dass der Arzt überlegte, welches Verhalten von Tevor diese drastische Maßnahme erfordern konnte.
    „Kann es dem Onta schaden?“, forschte Ares, der von seinen Gedanken nichts zu ahnen schien. „Dann sollten Sie schon vor und während der Versuche Sicherheitsmaßnahmen treffen.“
    „Selbstverständlich.“ Julian verschränkte die Hände auf dem Rücken. „Nichts ist so heikel, wie am Gehirn eines Menschen Veränderungen vorzunehmen. Das brauche ich Ihnen nicht zu erklären. Wir lassen Tevor jedoch selbst entscheiden, ob er die Untersuchung möchte. Und wir werden ihm auch die möglichen ... Konsequenzen offenlegen. Emma redet mit ihm, bevor sie beginnt. Dafür sorge ich.“
    Ares nickte zufrieden. „Der Plan an sich klingt gut“, meinte er. „Doch das ist sicherlich nicht in ein, zwei Tagen erledigt. Wie soll Tevors Fehlen am Arbeitsplatz begründet werden?“
    „Indem ich ihn in den Krank-Status versetze“, erklärte Julian. „Das ist kein Problem. Ich finde schon etwas, woran er leidet, und werde es dem System glaubhaft vermitteln. Er kann so lange in der Klinik bleiben, wie es nötig ist. Niemand wird Verdacht schöpfen.“
    „Angenommen, es funktioniert“, sagte Ares, „wie geht es dann weiter mit ihm? Angenommen, Sie reaktivieren seine Erinnerungen – werden Sie ihm dann reinen Wein einschenken? Hier lauert die Gefahr, denn wenn Tevor auffällt und Mestor beginnt, sich für ihn zu interessieren, sind wir alle geliefert.“
    „Das ... weiß ich noch nicht“, gab er zu. „Sie haben Recht: Tevor würde erfahren, dass er entführt wurde, und sich mit diesem Wissen in eine tickende Zeitbombe verwandeln. Das muss gut überlegt sein. Und ich würde vorher auch Emma in alles einweihen müssen, denn spätestens wenn Tevor sich daran erinnert, dürfte sie Fragen stellen.“
    Ares kratzte sich am Kopf. „Bitte warten Sie noch, bevor Sie anfangen. Ich würde gern ...“ Er brach ab.
    „... mit dem Sicherheitschef darüber reden?“ Julian nickte. „Natürlich warten wir. Ich hoffe, mein Verdacht bestätigt sich nicht und er ist bald wieder auf den Beinen.“

    Hier geht's weiter: Kapitel 50/1

    Kirisha

    Herzlichen Dank für deine Rückmeldung, liebe Kirisha . Sowas hilft mir sehr, wenn mich jemand an seinen Gedanken über den Text, über vergangene und mögliche kommende Ereignisse teilhaben lässt. Schön, dass momentan wohl ziemlich unklar ist, was da wirklich passiert ist. Und ich bin froh zu hören, dass es spannend ist. :D

    zum vorigen Teil: Kapitel 48 (3/3)

    ~~~ Kapitel 49 ~~~


    Kapitel 49 (1/2)
    „Setzt euch“, sagte Ares leise. „Das wird eine Weile dauern.“
    Sie gehorchten wortlos. Malcolm hockte sich auf den Stuhl nahe der Außenwand, Linus nahm den an der Stirnseite des kleinen Tisches.
    Ares selbst instruierte Malcolms Vertreter, dass sie nicht gestört werden wollten, und fragte noch einmal bei Julian nach, wie es Etienne ging. Den Medi-Gleiter hatte er sofort angefordert, nachdem er aus der Klinik gekommen war. Mit höchster Dringlichkeit. Das Servicer-Team auf der Landeplattform wusste Bescheid und würde den Klinikleiter kurz vor der Ankunft informieren.
    „Wollt ihr was trinken?“
    Beide verneinten, sie sahen ihn nur erwartungsvoll an.
    Noch einen kurzen Moment zögerte er. Wenn er alles erzählte, was er wusste und was er seit Coholts Prügelattacke und der Entdeckung der KI gemeinsam mit Etienne plante, dann begab er sich in ihre Hand. Mit Haut und Haar. Er lieferte sich ihnen aus und konnte nur darauf vertrauen, dass ihre Freundschaft stärker war als ihre Loyalität gegenüber der ‚Ordnung im Ring‘.
    Entschlossen holte er tief Luft und begann zu sprechen.
    Als alles gesagt war, herrschte Schweigen in dem großen Raum. Sie hatten ihn nicht unterbrochen, nur gelauscht und einander ab und zu ungläubig angesehen.
    „Und jetzt?“, fragte Malcolm nach einer ganzen Weile. „Was hast du jetzt vor?“
    Ares entschlüpfte ein hartes Lachen. „Wenn ich das wüsste“, stieß er hervor.
    „Wenigstens wissen wir jetzt, warum du Fatou schneidest.“ Linus lehnte sich zurück und streckte die Beine aus. „Lass mich mal kurz zusammenfassen, nur zum Sichergehen, dass ich alles richtig verstanden habe. Es gibt eine KI im Netz, die aus einem extrahierten Gedächtnis kreiert wurde. Der Besitzer desselben war ein Wissenschaftler und ehemaliger Freund des Kyrios, hat sich aber in irgendeiner Weise zu weit aus dem Fenster gelehnt und wurde beseitigt. Korrekt?“
    Ares nickte.
    „Und diese KI kann sich überall im System frei bewegen. Und sie hat herausgefunden, dass deine Vergangenheit nicht die ist, die du kennst.“
    „Richtig.“
    „Sie hat außerdem herausgefunden, dass Stresnikov sich mit deinem ... mit Daktyl auf Pitt Island trifft.“
    „Das ist nicht sicher. Nur Stresnikovs Mail kam von Pitt Island und Mestor ist dorthin geflogen.“
    „Wir wissen jetzt auch, dass nicht alle Ontas ein Verbrechen begangen haben“, setzte Malcolm die Zusammenfassung fort. „Dass manchen einfach ihr Leben geklaut und durch ein anderes ersetzt wurde. Und dass sich bei einem von ihnen offenbar diese Ersetzung gerade rückgängig macht.“
    Wieder nickte Ares.
    „Und wir wissen, dass im Ring illegale Chips hergestellt werden, ganz unten im fünften UG, einem Bereich, zu dem ihr noch keinen Zugang gefunden habt.“ Linus rieb sich mit der Hand den silbrigen, gepflegten Bart. „Das ist wirklich ein starkes Stück.“
    „Das wird aufhören. Sobald ich Mestor abgelöst habe, beende ich das. Ist mir egal, was Decker dazu sagt.“ Ares verschränkte die Arme vor der Brust.
    Malcolm schnaubte belustigt. „Dafür müsstest du erst einmal wieder auf die Position des Nachfolgers rutschen. Und dein alter Herr hat diesbezüglich noch nichts gesagt, also warte erstmal ab, was er heute Abend von dir will.“
    „Ich denke, meine Beförderung zum Commandanten der Garde war sein erster Schritt zu einem neuen Versuch. Er muss schon sehr viel Wert darauf legen, dass ich den Ring einmal übernehme und ich bin sicher, er beobachtet mich auch wieder, so wie er es schon vorher getan hat.“
    Linus wiegte den Kopf. „Ich denke eher, er wird dir die Leitung des Ringes nicht noch einmal anbieten. Es wäre gegen jede Vernunft. Schließlich bist du als Sohn eine Enttäuschung für ihn gewesen und hast völlig andere Vorstellungen von ... gut und böse. Ich halte ihn nicht für so blöd, dass er das vergessen hat.“
    Ares presste die Lippen zusammen. „Wen sollte er sonst dafür nehmen?“
    „Du weißt so gut wie nichts über ihn“, gab Linus zurück. „Er kann auf dem Festland schon Leute in den Startlöchern sitzen haben. Oder jemand von der Marine. Du vermutest doch, dass er sich auf Pitt Island mit jemandem getroffen hat. Oder – und das halte ich für die wahrscheinlichste Möglichkeit – er übergibt die Leitung des Ringes diesem Decker.“
    Ares starrte ihn betroffen an. Decker? Diesem schleimigen ... Widerling? Das konnte Mestor nicht ...
    Doch.
    Er konnte.
    Decker musste nicht ständig anwesend sein, um den Ring zu leiten, und würde so auch weiter seinen dubiosen Geschäften nachgehen können. Wenn Mestor seine Forschungen anderswo fortführte, konnte alles so weiterlaufen wie bisher. Niemand im Ring kannte Decker, niemand wusste, was auf sein Konto ging.
    Er sah in Linus‘ Augen, dass der dasselbe gedacht haben musste.
    „Das wäre natürlich blöd“, kommentierte Malcolm trocken. „Gut, dass die KI alles, was sie dir über Decker erzählt hat, aus deinem Gedächtnis genommen hat, bevor die Datei zum Kyrios ging. Vielleicht wärst du sonst schon tot. Mann, Ares, du musst wirklich vorsichtig sein!“
    „Warum will Fatou eigentlich einen Eingang in diesen Inneren Bereich in der Fünf finden?“, fragte Linus übergangslos. „Wenn da unten wirklich AMICAS sind, dann werden sie jeden, der sich unbefugt dort aufhält, in ein Sieb verwandeln, noch bevor er sie entdeckt hat. Solange Mestor die Zügel in der Hand hält, richtet ein Herumstöbern in diesem geheimen Sektor nur Schaden an. Ihr habt momentan noch keine Möglichkeit, die Chip-Produktion da unten zu stoppen.“
    Er hat Recht, erkannte Ares. Wir verzetteln uns. Die Fünf muss warten. Das Wichtigste ist im Augenblick, dass ich wieder Nachfolger-Kandidat werde. Wenn Mestor einen anderen wählt, haben wir verloren. [AH1]
    „So, wie ich das sehe, könnt ihr momentan gar nix machen“, sprach Malcolm seine Gedanken laut aus. „Fatou muss erstmal wieder auf die Beine kommen. Und du suchst Gelegenheiten, dich bei deinem Vater einzuschleimen.“
    „Das denke ich auch.“ Linus stand auf. „Tu nichts Unüberlegtes. Du musst wieder ein braver Sohn werden. Fang am besten heute Abend bei deinem Besuch bei ihm gleich damit an.“ Er ergriff seine Handschuhe und den Helm, den er auf dem Tisch abgelegt hatte. „Und hör auf, Coholt zu verdächtigen. Er kann es nicht gewesen sein.“
    „Dann hat er die Anweisung dazu gegeben. Auf jeden Fall kommt er diesmal nicht mit drei Urlaubswochen davon. Ich werde die Aufzeichnungen der Kameras prüfen und herausfinden, wer Etiennes Quartier betreten hat. Und wenn derjenige noch im Ring ist, dann ...“
    „... lässt du ihn durch mich oder Malcolm festnehmen. Du wirst dir nicht selbst die Hände schmutzig machen. Denk an deine blütenweiße Weste. Coholt ist weg, aber dieser Typ wird plaudern, wenn du ihn erwischst, das verspreche ich dir.“ Linus sah ihn eindringlich an und wartete, bis er genickt hatte.
    „Ich danke euch.“ Die Erleichterung ließ seine Stimme krächzend klingen und er räusperte sich. Er wusste, mehr musste er nicht sagen.
    „Halt die Ohren steif, Ares.“ Auch Malcolm stand auf. „Und verzichte auf einen neuen Auftritt in der Sicherheitszentrale. Falls die KI so gut ist, wie du sagst, dann lass sie doch die Kameraaufzeichnungen durchforsten. Wenn du einverstanden bist, gebe ich Anweisung, die beiden Nachtschicht-Othonis in ihr Quartier zurückkehren zu lassen.“
    Ares nickte. „Ja, mach das. Danke.“
    Die beiden Axiome verließen sein Büro. Ares sah ihnen nach und fühlte sich, als wäre eine Tonnenlast von seinen Schultern genommen worden.
    Er hatte Freunde.
    Einen Weile starrte er noch auf die Tür, die sich hinter Malcolm geschlossen hatte, dann stand er auf und trat an die verglaste Außenwand. Morgen würde er in sein neues Quartier umziehen. Der Commandant der Garde hatte Anspruch auf mehr Platz. Platz, auf den er keinen Wert legte. Er mochte seine Bleibe, liebte die Inneneinrichtung, die herrlich bequeme Couch, auf der er schon ganze Nächte durch mit Etienne geredet und Filme und alle Warrior Games geschaut hatte.
    Etienne ...

    Hier geht's weiter: Kapitel 49/2

    Hallo Thorsten

    Herzlichen Dank fürs Weiterlesen! Deine Anmerkungen waren wie immer sehr interessant und hilfreich.

    Was ich mich frage - ist es nicht ein bisschen zu dick aufgetragen dass er zweimal hier Schlussfolgerungen vorweg nimmt? Wie beginnen damit dass er davon ausgeht (bei sehr duenner Faktenlage) dass Frida einen Selbstmordversuch gemacht hat und deswegen sehr sicher bei der Klinik schon von 'ihr' redet.

    Ja, hier hast du recht. Ich habe es noch einmal gelesen und stimme dir zu. Ich habe den ersten Part, in dem er Frida in Gedanken als die Betroffene ansieht, aus der ehemaligen Version übernommen und nur angepasst. Der Teil, in dem Ares Coholt beschuldigt, ist hingegen neu geschrieben. Aber einmal beide Parts nacheinnander zu lesen, habe ich versäumt, sonst wäre mir das vielleicht sogar selber aufgefallen.
    Ich habe es nun angepasst (blauer Text ist neu) und Ares' Gedanken etwas korrigiert.

    Der Verdacht, Coholt betreffend, soll aber bleiben. In dem Moment setzt Ares' klares Denken aus und er reagiert nur noch emotional. Dass er auf dem Holzweg ist, wird ihm noch klarwerden, aber in dem Augenblick lässt er keinen anderen Gedanken zu.

    Der Anfang mit dem Kaffee bei Kapitel 48 wurde angepasst. Der Leser erfährt gleich, dass es sich um Ares handelt. Lag an mir. Ich schreibe im Manuskript hinter die Kapitel, aus wessen POV sie geschildert werden, und da stand 2x nacheinander "Ares". Also war mir klar, wer da Kaffee schlürft. Aber dem Leser natürlich nicht. Danke für den Hinweis. :thumbup:

    Sein Freund nickte. „Commandant, können wir kurz in Ihrem Büro sprechen?“

    Verblüfft sah Ares zu, wie Malcolm sich, ohne auf eine Antwort zu warten, umdrehte und auf den Raum zuging, in dem der Commandant der Garde sein Refugium hatte. Er folgte ihm, nachdem er dem Diensthabenden noch einmal kurz zugenickt hatte. Die verwunderten Blicke des Mannes spürte er in seinem Rücken.

    „Was sollte das?“, verlangte er aufgebracht zu wissen. „Warum hast du mich hier hoch rufen lassen.“

    „Um dich davor zu bewahren, dich lächerlich zu machen!“ Malcolm war an der Außenwand stehen geblieben. Jetzt drehte er sich um. „Ares, was um alles in der Welt ist in dich gefahren?“, fragte er besorgt.

    Ares fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. „Ich muss wissen, wie er es gemacht hat. Wie er ...“

    „Was denn?“, unterbrach Malcolm. „Was ist denn überhaupt passiert?!“

    Ares starrte ihn an. Lange. Erst jetzt realisierte er, dass er Malcolm ohne ein erklärendes Wort aus der Kommandozentrale geholt und zum Sicherheitsdienst geschleift hatte. Krell war ganz bestimmt noch nicht dazu gekommen, es jemandem zu erzählen. Malcolm wusste also gar nichts von Etienne!

    „Der Chef des Sicherheitsdienstes wurde zusammengeschlagen“, brachte er heraus. „Unten, im ersten Obergeschoss.“

    „Othoni Fatou?“ Malcolm riss erschrocken die Augen auf. „Wer war das?“

    „Wer schon? Dwayne Coholt!“

    „Wann soll er das getan haben?“

    „Irgendwann heute Nacht.“

    „Ares, da war er eingesperrt.“ Malcolm verschränkte die Arme vor der breiten Brust. „Hast du Beweise?“

    „Was meinst du, was ich in der Sicherheitszentrale finden wollte?!“ Ares atmete tief durch. Malcolm verdiente nicht, so barsch angefahren zu werden. „Entschuldige. Ich ... Ich weiß, dass er es war.“

    „Was für einen Grund soll er gehabt haben?“

    „Denk mal nach: Wer hat damals bei dem zusammengeschlagenen Onta unten in der Fünf erst dich und dann das Medi-Team alarmiert? Wer ist also schuld an Dwaynes Rausschmiss?“

    Malcolm schüttelte den Kopf. „Das ist sehr weit hergeholt, Ares. Wie soll Coholt herausgefunden haben, wer es gemeldet hat? Und wie soll er heute Nacht sein Quartier verlassen und sich an ihm gerächt haben? Die Tür konnte er nicht selbst öffnen. Meinst du, er hatte Helfer? Verdächtigst du etwa gar einen dieser beiden Nachtschicht-Othonis?“

    „Wer soll es sonst gewesen sein? Etienne hatte keine Feinde im Ring!“

    „Und das weißt du so genau? Du, der du deinen besten Freund seit ein paar Tagen nicht einmal mehr ansiehst? Ihr wart unzertrennlich! Jeder fragt sich, was zwischen euch vorgefallen ist.“

    Ares starrte ihn an. Mit einem Mal fühlte er sich leer, wie ausgehöhlt, und unglaublich einsam. Er merkte, dass er einen Menschen brauchte, der ihm half, mit dem klarzukommen, was passiert war. Er musste mit jemandem reden. Über alles. Von Anfang an. Malcolm war nicht Etienne, aber er war Freund genug, um ihm vertrauen zu können.

    „Ich werde es dir erklären“, sagt er leise. „Aber erst gehen wir zu Linus hinunter.”


    Linus Krell wartete noch im Südkorridor des ersten Obergeschosses. Er stand mit zwei Ypir-Gardisten auf dem Gang vor Etiennes Quartier. Ares murmelte eine beiäufige Entschuldigung für die Verspätung, als er und Malcolm ihn erreichten.

    „Es tut mir leid, Commandant“, meinte Krell. „Wie geht es Ihrem ... dem Sicherheitschef?“

    Ares war das Zögern aufgefallen. Also gehörte auch Linus zu denen, die sich fragten, wieso die Freundschaft zu Etienne zerbrochen war. Außerdem konnten die beiden Ypirs mithören.

    „Er ist auf dem Weg nach Auckland in die Klinik.“ Prüfend sah er sich um. „Wie habt ihr davon erfahren?“

    „Ich hoffe, er kommt bald wieder auf die Beine“, meinte Krell. Dann ruckte sein Kinn in Richtung eines weiblichen Servicers in violettem Overall, der ein Stück abseits stand. „Sie hat uns alarmiert. Eine von Logistik und Verpackung. Sie kam den Korridor entlang und hat das gesehen.“ Seine Hand wies auf den Fußboden im Gang. „Zeitgleich wurde wegen bedrohter Lebensfunktionen in diesem Raum in der Klinik der Alarm aktiviert.“

    Ares kniff die Augen zusammen. Der Bodenbelag war dunkel, aber die zwei blutigen Sohlenabdrücke darauf konnte man klar erkennen. Etiennes Blut.

    Er atmete tief durch und öffnete die Tür.

    In dem dämmrigen Raum herrschte Chaos. Die breite Couch lag auf die Seite gekippt, der Tisch ebenfalls und sein Gestänge war verbogen. Ein kleineres Regal war umgerissen worden und sein Inhalt ebenfalls verteilt. Und überall dazwischen hoben sich Blutflecken grellrot ab. Auch auf dem Bett im Schlafzimmer fand er sie und das Badezimmer sah aus, als wäre jemand abgestochen worden.

    Er hatte genug gesehen. Coholt war ein jämmerlicher Feigling, der sich nur an Schwächeren vergriff. Etienne hatte ihm körperlich nichts entgegenzusetzen gehabt.

    Ares fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Coholt konnte froh sein, dass er im Moment unerreichbar weit weg war. Ihn zu einem Onta zu machen, das wäre eine gerechte Strafe. Inklusive Clearing. Und dann drei Tage ins Loch ...

    Unwillig schüttelte er den Kopf. Er war nicht Coholt. Und den hatte man noch nicht verurteilt.

    „Axiom, Sie kümmern sich um diese Sauerei hier“, wies er Krell knapp an und deutete auf die Fußspuren und die Unordnung im Raum. „Ich erwarte Ihren Bericht bis Mittag. Inzwischen informiere ich den General.“

    Krell neigte den Kopf. „Selbstverständlich, Commandant.“

    „Kommen Sie in mein Quartier, sobald Sie hier fertig sind.“

    Krell salutierte und Ares ging mit Malcolm zurück zum Lift.

    Ich habe nicht ganz geschnallt, welche Funktion Malcolm hier hat und warum er plötzlich da auftaucht. Habe es zweimal gelesen, aber es trotzdem nicht verstanden. (Möglicherweise tauchte er vorher schon mal auf, aber ich erinnere mich nicht richtig). Es kann aber sein, dass es´klar wird in der Fortsetzung.

    Nein, die Fortsetzung geht darauf nicht ein, von daher habe ich hier nachgebessert (blaue Schrift). Malcolm war zu dem Zeitpunkt der diensthabende Axiom in der Kommandozentrale der Garde und hatte Ares ja gerade gemeldet, dass der Gleiter mit Coholt an Bord abgeflogen ist. Für mich als Schreiber war irgendwie klar, dass Ares nicht allein in die Sicherheitszentrale geht mit dem Gedanken, eventuell jemanden zu verhaften :patsch: Aber das war nicht aus dem Text erkennbar, du hast völlig Recht. Mein Fehler. Vielen Dank!, auch für dein Lob!

    Thorsten

    Ich freue mich, dass Frida dein Interesse gefunden hat. Es überrascht mich sogar, denn ich hatte ihr gar nicht sooo viel Aufmerksamkeit geschenkt. Aber wie Chars das halt so machen, sie hat ein bisschen ein Eigenleben entwickelt.

    Ich freue ich immer über deine interessanten Gedanken, ich grübele lange darüber und entscheide dann, ob ich was ändere oder nicht. Dass ich gemäß deiner Vorschläge oder Anmerkungen Änderungen vornehme, hast du schon erlebt, als wir uns in der Knovi über Frida unterhalten haben.

    Du hast mich erst ueberzeugt dass sie in einer Suchtbeziehung zu Coholt ist, jetzt versuchst Du mich zu ueberzeugen dass die Sucht durch ein paar Worte beendet werden kann... ich fuerchte da werden wir uns nur einig dass wir da andere Vorstellungen haben.

    Richtig, die Suchtbeziehung wollte ich so darstellen. Und jetzt macht Frida wohl das durch, was man den freiwilligen kalten Entzug nennt. Ich kenne Menschen, die das in puncto Rauchen geschafft haben, und ich habe eine Kollgin, die eine toxische Beziehung zu einem Mann hatte, der ihr nicht gutgetan hat. Sie hat es beendet, als sie erkannte, dass er sie als gläubiger Muslim nie heiraten wird, ohne danach die Schuld bei sich zu suchen. Ich habe in dieser Zeit viele Gespräche mit ihr geführt und sie war mir in Bezug auf Fridas Verhalten ein Bespiel.

    Also bitte, hör nicht auf, mir mitzuteilen, was du denkst.

    Und das censored- Pflaster, das ja hier im Forum eigentlich ein zipper ist, war bei mir wirklich so angekommen, dass du dich irgendwie zensiert gefühlt hast durch mich. Und das möchte ich natürlich nicht auslösen.

    So. Ich mach dann mal weiter.

    Zum vorigen Part: Kapitel 48 (2/3)
    Sein ComPad vibrierte.
    „Commandant“, meldete sich Malcolm Benedict. „Der Gleiter hat den Ring pünktlich verlassen.“
    „Der Gleiter?“ Er hatte Mühe, sich zu besinnen.
    „Der mit den Gefangenen an Bord. Sie haben befohlen, dass Sie nach dem Abflug informiert werden.“
    Coholt und seine Männer haben den Ring verlassen, schoss es ihm in den Kopf. Und Etienne wurde fast totgeschlagen. Coholt verschwindet von hier und Etienne wird aufs Festland gebracht. Coholt hat Etienne verprügelt ...
    Wie ein Mantra wiederholten sich die Worte in seinem Hirn, während er seine Schritte erneut zum Lift lenkte. Sie hatten so viele Pläne gehabt. Die Leitung des Ringes übernehmen, die Produktion der manipulierten Chips stoppen, die Gedächtnisse der entführten Ontas wiederherstellen, sie in ihr verlorenes Leben zurückbringen, seine eigene Vergangenheit herausfinden ...
    Wag es ja nicht, zu sterben, befahl er Etienne in Gedanken. Wir haben noch viel vor.

    Fast hätte er die Tür zur Sicherheitszentrale mit der Schulter gerammt, weil sie sich nicht schnell genug öffnete. Er stürmte in den wie immer dunklen Raum. Malcolm, den er aus der Kommandozentrale herbeordert hatte, folgte ihm. Die beiden Ypir-Gardisten, die er mitgebracht hatte, blieben vor der Tür.
    „Wer ist der Diensthabende?“, blaffte Ares.
    Ein Servicer stand auf. „Ich, Commandant.“
    „Schaffen Sie mir die beiden von der Nachtschicht her, und zwar augenblicklich!“
    Der Mann riss erstaunt die Augen auf, beeilte sich aber dann, zu nicken. Er setzte sich wieder. Ares sah, wie er zwei ID-Codes auf die Holo-Konsole tippte.
    Mit mühsam erzwungener Ruhe ließ Ares den Blick durch den Raum wandern. Das Licht der Bildschirme tauchte die Arbeitsplätze der Othonis in kaltes Blau und ließ von ihnen nur eine schwarze Silhouette erkennen. Alle hatten ihre Arbeit unterbrochen und sich umgedreht zu ihm und Malcolm, der an der Tür stand. Die Wartezeit, bis die beiden eintrafen, erschien ihm ewig und die Ungeduld brachte ihn fast um.
    Endlich öffnete sich die Tür und ein Mann und eine Frau traten ein.
    „Wer war heute Nacht der Diensthabende?“, zischte er.
    Ihm war klar, dass er so wirkte, wie er sich im Augenblick fühlte: gefährlich. Und er sah befriedigt, wie der Mann sich unwillkürlich straffte.
    „Das war ich, Commandant, Othoni Vincente Carrasco.“
    Ares nickte und wandte sich erneut an den Diensthabenden.
    „Ich will die Kameraaufzeichnung im Ostflügel des zweiten Obergeschosses von der vergangenen Nacht sehen!“, verlangte er.
    „Ab welchem Zeitpunkt möchten Sie beginnen?“
    Ares überlegte. Wann war Etienne gekommen? Bevor er selbst erst ein paar Minuten auf der Dachterrasse gestanden hatte und dann zu Mestor zum Abendessen gegangen war.
    „Neunzehnhundert.“
    „Da war die Spätschicht noch da.“
    „Egal, neunzehnhundert.“
    Der Mann rief mit ein paar wenigen Handbewegungen die Bilder auf den Schirm.
    Ares trat näher. Er glaubte nicht, dass Coholt es gewagt hatte, diese feige Aktion zu so früher Zeit durchzuziehen. Das Risiko, jemandem zu begegnen, war am Abend deutlich höher als in der Nacht. Doch Coholt agierte nicht vernünftig. Deshalb glaubte Ares auch nicht, dass es dem Kerl gelungen war, sich ungesehen an den Kameras vorbeizuschleichen. Irgendeine musste ihn erfasst haben!
    Langsam beugte er sich vor und kniff ein wenig die Lider zusammen. Zu sehen war nichts als ein leerer Gang, nur erhellt vom sanften Licht der Nachtbeleuchtung.
    „Lassen Sie es schneller laufen!“
    Der Servicer gehorchte.
    Ares starrte gebannt auf den Bildschirm, bis eine Person vorbei huschte.
    „Stopp! Noch einmal, langsamer!“
    Hinter ihm räusperte sich Malcolm.
    Es kümmerte Ares nicht. Alles, was zählte, war, Dwayne zu überführen. Er fixierte die Person, die nun erneut auf dem Bildschirm erschien und in normalem Tempo über den Gang lief. Zu klein. Es war nicht Coholt.
    Wie soll er das überhaupt gemacht haben?, fragte eine Stimme in seinem Kopf. Die Zugriffsrechte für die Türöffnung sind bei seinem Chip gesperrt worden. Jemand hätte ihn befreien müssen. Und wer sollte so dumm sein, sich dabei von der Kamera beobachten zu lassen?
    Ares ignorierte es. Es konnte kein anderer als Coholt gewesen sein. Und er würde dafür sorgen, dass dieser Widerling diesmal seine gerechte Strafe erhielt.
    Sein ComPad meldete sich. Eine Schriftnachricht. Er wurde in die Kommandozentrale gerufen. Verdammt, was konnte so wichtig sein, dass der Vertreter, den Malcolm für die Zeit seiner Abwesenheit benannt hatte, nicht allein damit fertig wurde?
    Linus Krell fiel ihm ein. Den hatte er völlig vergessen! Sicher wartete er noch unten im ersten Obergeschoss.
    Er musterte die beiden Nachtschicht-Othonis kurz mit einem vernichtenden Blick. „Ich komme zurück“, verkündete er barsch. „Sie warten hier!“
    Dann gab er Malcolm einen Wink und verließ die Sicherheitszentrale.
    Als er an der Kommandozentrale der Garde ankam, hatte sich seine Wut noch gesteigert. Diese Störung hätte zu keinem schlechteren Zeitpunkt kommen können. Er wollte herausfinden, wieso Coholt Etienne das antun konnte, und das wollte er sofort. Jetzt, in diesem Augenblick. Alles, was ihn davon abhielt, musste als weniger wichtig betrachtet werden.
    Er marschierte als Erster hinein und nachdem auch Malcolm eingetreten war, hörte er das vertraute Zischen der Tür. Vor Malcolms Vertreter blieb er stehen.
    „Was ist los?“, fragte er knapp.
    Der Mann hob erstaunt den Kopf. „Commandant?“, fragte er verwirrt.
    „Schon gut, ich kläre das.“
    Malcolms Stimme hatte das gesagt.
    Ares fuhr herum.
    „Du?“, fragte er verdutzt.

    Thorsten

    Ah... ich glaube bei der Beurteilung von Illusionen die man sich so macht und was eine deutliche Ansage ist, kommen wir wohl nicht zusammen... :) Da koennte ich Geschichten erzaehlen... naja :censored:

    Ich glaube es dir, dass du viel darüber weißt und darum auch viele gute Vorschläge unterbreiten kannst, wie Frida reagieren soll(te). Das schätze ich enorm und bin dir auch sehr dankbar dafür.
    Ich habe mit mehreren (ja, zugegeben: Frauen :rolleyes:) gesprochen, ihnen das Problem und Coholts Verhalten und Charakter geschildert und dann gefragt, wie Frida ihrer Meinung nach auf Coholts Aussage reagieren soll. Und die Mehrheit hat gemeint, dass man danach wohl auf jeden Fall aus rosaroten Wunschwolken abstürzt und ziemlich hart auf dem Boden der Tatsachen aufschlägt. Das deckt sich mit dem, was ich für Frida im Sinn habe.
    Natürlich kann sie für Coholts Verhalten und Worte Entschuldigungen finden, das wäre in jedem Fall verständlich. Aber sie tut es nicht. Sie merkt, dass sie sich selbst was vorgemacht hat und dass ihre Befürchtungen wahr geworden sind.
    Trotzdem noch einmal ein dickes Danke für dein intensives Reindenken in meinen etwas sperrigen Frida-Charakter und deine interessanten Anmerkungen zu ihrem Verhalten. Sowas hilft mir sehr!

    Und nimm bitte das 'censored'-Pflaster von dem Emoji weg. :nono:

    Hallo Thorsten :)

    Spoiler anzeigen

    Ich bin mir nicht sicher ob wir ueber genau den gleichen Punkt reden - ja, wenn sie es an diesem Punkt begriffen hat, dann geht die Reaktion in Ordnung.

    Mein Punkt war aber - wieso hat sie es ausgerechnet an diesem Punkt begriffen?

    Weil mir - und ich kann ja nur von mir als Frau ausgehen - diese Aussage von Coholt

    "... Dass man uns trennt, ist mir völlig egal. Wir hatten beide unseren Spaß und eine schöne Zeit, aber wie es aussieht, ist sie vorbei. Also lass uns die Sache nicht unnötig dramatisieren.“

    reichen würde, um zu begreifen, dass es vorbei und meine Wunschwelt zerbrochen ist.
    Ich denke, noch deutlicher kann man es ja kaum machen. Und ein 'morgen klingt das bestimmt wieder anders' gibt es ja nicht, denn am Abend verlässt er den Ring (zumindest muss sie zu diesem Zeitpunkt noch davon ausgehen). Sie wird ihn also nicht noch einmal sehen oder sprechen. Das ist der letzte Stand. Das ist ihr klar.
    Ein bisschen Stolz hat Frida ja auch noch. Ich habe es nicht extra mit geschrieben, aber ihr Abgang sollte eigentlich deutlich machen, dass sie sich einen Rest Selbstachtung bewahren will. Sie braucht Coholt nicht zum Überleben. Und sie wird trotzdem bleiben. Es ist vielleicht nicht unbedingt einleuchtend, warum, und es mag auch nicht realistisch rüberkommen. Und ja, wenn man es recht betrachtet, wirkt das alles unüberlegt und unreif. Aber sie will jetzt nicht klein beigeben und heulend davonlaufen.

    Danke auch für dein Feedback zum Kapitel 47. Freut mich, dass es gefällt.
    Und jaaaa, die sicheren Leitungen :D - das ist schon ein heißes Eisen. Aber Ares wohnt ja seit diesem Tag im Quartier des Garde-Commandanten, das Frida am Morgen geräumt hat. Ich habe das mal noch mit einem Satz eingefügt, damit der Leser das im Hinterkopf hat. Und Ares vertraut auf die KI, auch was das Abhören oder Ausspionieren seines Quartiers angeht. Er ist sich sicher, dass Webster das nicht entgehen würde, wenn da irgendwas installiert wurde. Sollte ich das noch mit erwähnen?

    Danke auch Kirisha für deine Sorge um Ares und dir und allen anderen für's Weiterlesen und eure Likes. Und weil ihr ja alle up to date seid, bring ich mal schon den nächsten Part. Mit 900 Wörtern eher kurz, aber für zwei Teile ist das Kapitel zu lang, deshalb drei. :)

    Zum vorigen Part: Kapitel 47

    ~~~ Kapitel 48 ~~~


    Kapitel 48 (1/3)
    Am nächsten Morgen saß Ares in seinem Zimmer und hatte einen Kaffee vor sich. Er mochte das bittere Getränk, das heutzutage wegen seiner aufwändigen Herstellung nur selten erhältlich war und kaum noch Liebhaber fand. Er war einer von ihnen. Der aromatische Duft und der herbe Geschmack hatten ihn dazu werden lassen.
    Er lehnte sich in das weiche Polster des Sessels zurück und streckte die langen Beine aus. Etienne hatte sich noch nicht gemeldet, aber es würde wohl nur noch ein paar Minuten dauern.
    Ares war gespannt, was sein Freund erreicht hatte. Er selbst kannte diesen Cane nicht, aber Etienne war überzeugt gewesen, dass der Junge etwas herausfand.
    Sein ComPad vibrierte. Er hob den Arm und sah Krells besorgtes Gesicht auf dem kleinen Bildschirm.
    „Linus?“
    „Es gab wieder einen Vorfall. Besser du kommst vorbei.“
    „Wo seid ihr?“
    „Erstes Obergeschoss am Ende des Südkorridors.“
    „Erstes Obergeschoss? Bei den Servicern?“
    „Ja.“
    „Eilt es?“
    „Es wäre schon ...“ Der Axiom stockte. „Nein“, fuhr er fort, „das tut es nicht.“
    „Ich bin in ein paar Minuten da.“
    Er schob das ComPad in die Tasche zurück und nahm sich die Zeit, seinen Kaffee auszutrinken. Nach einem letzten Blick hinaus auf die im Morgenlicht badende Insel verließ er sein Quartier. Etienne würde warten müssen.
    Auf dem Weg zum Lift überlegte Ares. Im ersten Obergeschoss, hatte Krell gesagt. Ein Vorfall. Das konnte alles Mögliche sein. Unweigerlich musste er an den toten Onta denken. Aber auf der Eins gab es keine Ontas. Dort wohnten nur Servicer. Und die verursachten normalerweise keine Vorfälle. Was auch immer es war - heute würde es keine Prügelattacke sein, denn Coholt saß unter Arrest.
    Der Gleiter!, fiel Ares in diesem Moment ein. Er trifft um achthundert ein. Ein rascher Blick zur Zeitanzeige verriet ihm, dass das bereits vor zehn Minuten gewesen war. Er ließ sich mit dem leitenden Servicer auf der Landeplattform verbinden und erfuhr, dass der Frachter pünktlich gelandet und Coholt mit seinen Männern bereits an Bord war. Der Start würde in fünf Minuten stattfinden.
    Ares bat den Mann, die Kommandozentrale der Garde über die Ankunft der neuen Axiome zu informieren. Benedict hatte die Frühschicht, er würde sie von einem Gardisten am Frachttor abholen lassen.
    Während er den Lift betrat, schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf.
    Was, wenn der Vorfall, den Linus meinte, von Frida verursacht wurde? Gestern Abend hatte sie Coholt noch einmal sehen dürfen. Jetzt war ihr Liebster weg und Frida allein zurückgeblieben. Sie hatte ihr Quartier im ersten Obergeschoss! Konnte es sein, dass seine Entlassung ihr derart den Boden unter den Füßen weggezogen hatte, dass sie ohne ihn nicht weiterleben wollte?
    Bevor er Krell erreichte, vibrierte sein ComPad erneut. Es war Julian.
    „Ares, können Sie in die Klinik kommen? Es wäre gut, wenn Sie es selbst sehen.“
    Er blieb stehen. Sie hat sich wirklich umgebracht, schoss es ihm bei diesen Worten in den Kopf. Oder es zumindest versucht. [AH1] Doch gleich darauf schob er den Gedanken von sich. Reiß dich zusammen, du Idiot, schalt er sich und straffte die Schultern. Du bist auf dem besten Weg, paranoid zu werden! Nicht alles im Ring dreht sich um Frida oder Coholt!
    „Wieder ein Onta?“, fragte er ruhig zurück.
    „Nein, ein ... Servicer“, hörte er Julians leise Antwort.
    Verdutzt blieb er stehen. „Ein Servicer? Aus welchem Bereich? Gab es einen Angriff durch einen ...“
    „Ares“, unterbrach ihn der Arzt, „es ist Etienne.“

    Er hätte ihn nicht erkannt. Einen Augenblick zweifelte er sogar, dass es sein Freund war. Doch ein Medi-Servicer hatte am Klinikeingang auf ihn gewartet und ihn direkt hierhergebracht. Jetzt stand Ares wie angewurzelt an der Tür und starrte betroffen auf die reglose Gestalt auf dem Gravi-Board.
    Etienne lag da wie tot. Sein Gesicht war blau-violett verfärbt und grotesk angeschwollen. In Bart und Haaren klebte Blut. Auch in den Halsausschnitt seines Freizeitoveralls war es gesickert und hatte dort dunkelrote Flecken hinterlassen.
    Ein Strudel von Gefühlen riss Ares unbarmherzig mit sich und ließ keinen klaren Gedanken zu. Unsagbare Wut auf Coholt ergriff ihn, denn niemand anders konnte es gewesen sein. Und im selben Augenblick gesellten sich zu dieser Wut hilfloser Zorn auf sich selbst, Schuldgefühle, Trauer, Sorge ...
    Das war seine Schuld. Er trug die Verantwortung. Die Kehle wurde ihm eng. Verdammt, Etienne, dachte er, es tut mir leid.
    „Wie geht’s ihm?“, fragte er heiser.
    Julian, der Etiennes verschwollene Lider angehoben und mit einer Lampe in die Augen geleuchtet hatte, richtete sich auf. Er hob die Schultern. „Ich bin noch nicht fertig mit der Bestandsaufnahme. Hab ihn erstmal schlafen gelegt, damit er richtig atmen kann trotz der gebrochenen Rippen.“
    „Wann kann ich mit ihm sprechen?“
    „Sprechen? Keine Ahnung. Sein Unterkiefer ist ein Puzzle. Das Nasenbein und die Jochbeine sicher auch. Er muss heute noch aufs Festland. Das kann ich hier nicht richten. Etliche Zähne wurden ihm ausgeschlagen. Und er hat sich zweimal auf die Zunge gebissen. Das muss man nähen. Die meisten Sorgen macht mir sein Kopf. Ich befürchte Blutungen im Gehirn.“ Er sah Ares an und ruckte mit dem Kinn in Richtung Tür. „Gehen Sie wieder. Sie können ihm eh nicht helfen und ich habe zu tun. Emma kommt gleich und hilft mir. Ich wollte nur, dass Sie es mit eigenen Augen sehen. Rufen Sie mich später an.“
    Die Tür schloss sich hinter Ares und er stand wie betäubt im Klinikkorridor. Die Erinnerung an etwas, was Etienne einmal gesagt hatte, machte ihm die Kehle eng. ‚Ich möchte nicht der Nächste sein, der in einem Raum da unten gefunden wird. Oder den niemand findet ...‘, das waren seine Worte gewesen.

    Hier geht's weiter: Kapitel 48/2

    Vielen Dank für dein Feedback, Thorsten .

    und es ist ja nicht das erste Mal dass er etwas grobes oder gemeines zu ihr sagt - und dieses eine Mal hat ihr aber jetzt die Augen geoeffnet?

    Hm. Das, was er diesmal zu ihr gesagt hat, war schon etwas mehr als nur etwas Grobes oder Gemeines: Er hat sie abserviert. Und sie hat es begriffen. Ich denke, dass eine derartige Reaktion da in Ordnung geht. Keine Frau will gerne hören, dass sie sich was eingebildet hat, was nicht da war. Auch eine taffe Ex-Commandantin nicht. Wir hatten uns ja in der Konvi lange über Frida und ihr (für dich nicht ganz nachvollziehbares) Verhalten unterhalten. Ich möchte sie trotzdem so lassen: Sie erkennt mit einem Schlag, dass ihre Hoffnungen, mit Dwayne ein Leben außerhalb des Ringes aufzubauen, gestorben sind. Und zurück bleibt bei ihr nichts als diese Wut, die sie ihm entgegenschleudert. Vielleicht gibt es ja noch andere Meinungen zu dieser gestörten Beziehung und deren abruptem Ende.


    ~~~ Kapitel 47 ~~~

    „Commandant, eine Meldung von Pitcairn: Aufgrund technischer Probleme auf dem Flugfeld kann der Gleiter, der heute Abend die neuen Axiome bringen sollte, nicht starten. Der Flug wird auf morgen früh sechshundert verschoben.“
    „Danke, Axiom.“ Ares nickte Hernandez zu, der heute Dienst in der Kommandozentrale hatte, und der Kubaner verschwand wieder. Die Anrede war noch ungewohnt, denn sie duzten sich privat. Aber als Vorgesetzter hier in der Zentrale? Da ging das natürlich nicht.
    Also kam der Gleiter erst morgen früh. Das bedeutete, dass Coholt und seine Männer noch eine Weile hier im Ring zubrachten ...
    Ares seufzte und rieb sich mit Daumen und Zeigefinger die Nasenwurzel. Seine Nacht war kurz gewesen. Und der gestrige Abend anstrengend. Erst hatte er versucht, von Frida i erfahren, um was er sich als Commandant alles kümmern musste. Doch die ehemalige Commandantin war das Gegenteil von dem, was man kooperativ nannte. Jedes Wort musste er ihr mühsam abringen und ihre Genugtuung, dass er auf sie angewiesen war, konnte man nicht übersehen. Es war alles andere als eine glückliche Lösung, aber es gab niemanden sonst, der mit den Aufgaben vertraut war.
    Ares war sicher, dass sie ihm einiges verschwiegen hatte, wohl aus Rache, um ihn in Schwierigkeiten zu bringen. Aber selbst wenn das der Fall sein sollte – er würde zurechtkommen und ihr nicht den Triumph gönnen, Fehler zu machen.
    Dann der Abend gestern in der Bar. Mit Linus und Malcolm hatte er ja schon oft dort zusammen­gesessen. Aber diesmal war Hernandez dabei gewesen und weiß der Himmel: Der Mann vertrug erstens etwas und machte zweitens den Abend mit seinem Temperament zu einem Erlebnis. Glücklicherweise hatten die drei auf seinen neuen Rang gepfiffen und es war locker und ungezwungen zugegangen. Die Ereignisse des Nachmittags hatte er deshalb in seinem Kopf weit nach hinten schieben können.
    Heute Morgen waren sie ihn wieder da gewesen. Zusammen mit heftigen Kopfschmerzen, die sich bis jetzt nicht bessern wollten, obwohl er kaum etwas getrunken hatte. Inzwischen war schon Mittag vorbei. Es war wohl alles ein bisschen viel gewesen.
    Coholt ...
    Er hätte den Mann lieber jetzt als morgen außerhalb des Ringes gewusst, doch gegen technische Probleme konnte man nichts machen. Und der ehemalige Axiom befand sich – wie seine Männer - unter Arrest, also war alles in Ordnung.
    Wie bizarr, dachte Ares fast belustigt, es ist noch keine Woche her, dass Coholt mich abführen ließ. So schnell ändern sich die Seiten.
    Drei Gardisten, wie Verbrecher verhaftet und eingesperrt! Einen solchen Fall hatte er nie zuvor im Ring erlebt. Es gab keine Haftzellen für Angehörige der Garde, weshalb er die drei kurzerhand in leere Timori-Zellen im ersten Untergeschoss einquartierte. Er wollte kein Risiko eingehen, denn er schätzte Coholt als unberechenbar ein.
    Die ehemalige Commandantin hatte gestern Abend um Erlaubnis für einen Besuch bei Coholt gebeten. Ein abfälliges Lächeln verzog Ares‘ Mundwinkel, als er daran dachte. Das musste ihr schwergefallen sein, dessen war er sich sicher. Einen Grund, es abzulehnen, gab es nicht, also gestattete er es und ließ Dwayne von drei seiner Vierstreifen in die Besuchskammer für Timoris bringen. Die Carbonscheibe zwischen Häftling und Besucherin hatte er selbstverständlich ausfahren lassen, damit Frida Dwayne nichts geben konnte. Und der Türkamera war keine Bewegung entgangen. Außerdem stand ein Gardist mit im Raum und der hatte keine besonderen Vorkommnisse gemeldet.
    Etienne würde staunen über die Neuigkeiten, wenn er sie ihm ...
    Ein Gedanke durchzuckte ihn: Wenn der Gleiter heute nicht starten kann, wird auch Etienne heute Abend nicht zurückkehren! Erst morgen!
    Er stöhnte. Und ihm selbst stand heute auch noch der Abend mit Mestor bevor.
    Ein Knurren ausstoßend, schlug er mit der Faust auf den Computertisch. Wann würde sein Leben endlich wieder in ruhigen Bahnen verlaufen?
    Er stand auf und verließ die Zentrale, um die beiden Stellvertreter-Axiome aufzusuchen und ihnen mitzuteilen, dass sie noch ein wenig auf ihre Ablösung warten mussten. Dann würde er für eine Stunde in sein neues Quartier gehen, um die Kopfschmerzen loszuwerden.
    „Ich drehe eine Runde und bin dann oben“, verkündete er Hernandez im Vorbeigehen.
    Er spürte den Blick des Axioms im Rücken und dessen Nicken war fast mitfühlend gewesen. Offenbar machte er nicht den allerbesten Eindruck, was Fitness und Wachsein anging. Kein Wunder nach dem, was er hinter sich hatte.

    Eine halbe Stunde und einen Powerdrink später lag er auf seiner komfortablen Ruheliege und starrte die Decke an. Müde schloss er die Augen und versuchte das quälende Hämmern hinter der Stirn zu ignorieren. Hoffentlich wirkte das von der Klinik geschickte Medikament bald.
    Der Computer riss ihn aus der Schläfrigkeit. „Kontaktanfrage Doktor Witt“, verkündete die freundliche Frauenstimme.
    „Gewährt“, stöhnte er, ohne den Kopf vom Kissen zu heben. Das waren doch nicht mal zehn Minuten Ruhe gewesen!
    „Commandant, mir wurde mitgeteilt, dass Sie starke Kopfschmerzen haben“, hörte er Julian sagen. „In Anbetracht der zurückliegenden Ereignisse bitte ich Sie, in die Klinik zu kommen. Ich würde Sie gern untersuchen.“
    Ares antwortete nicht sofort. Julian glaubte scheinbar an einen Zusammenhang zwischen den Ereignissen der letzten Woche und seinem schmerzenden Schädel. Doch deswegen gleich ...
    „Das ist nicht nötig“, gab er zurück.
    „Dann sagen Sie mir wenigstens, ob das Medikament, dass Doktor Milström Ihnen vor drei Stunden geschickt hat, wirkt.“
    Drei Stunden?!
    Ares fuhr hoch. Ein Blick auf sein ComPad bestätigte die Worte. Er hatte drei Stunden geschlafen! Verdammt, Hernandez würde auf ihn warten!
    „Es ...“ Einen Augenblick horchte er in sich hinein. „Ein bisschen, ja.“
    „Ich bitte Sie trotzdem noch einmal, sich in der Klinik vorzustellen.“
    Er hörte den besorgten Unterton in Julians Stimme. Seufzend schwang er die Beine von der Liege. „Ich komme“, erklärte er. „Geben Sie mir zehn Minuten.“
    Während er in der Nasszelle versuchte, mit kaltem Wasser seine Benommenheit zu vertreiben, gab er Hernandez Bescheid. Mit beiden Händen auf die Waschmulde gestützt, starrte er danach in den Spiegel.
    Vielleicht ist es wirklich besser, dass Julian mich mal checkt, dachte er, als er sein Gesicht sah.

    „Ares, sind Sie wach?“
    Wieder fuhr er aus dem Schlaf auf. Einen Moment lang hatte er Probleme, sich zu orientieren. Ja, er war in seinem neuen Quartier, der großzügigen Wohnung des Garde-Commandanten. Eine halbe Stunde nach seiner Ankunft in der Klinik hatte Julian ihn widerstrebend wieder gehen lassen und er war wieder hierher zurückgekehrt.
    „Webster“, murmelte er, denn nur die KI hielt sich nicht an die Regeln der Kommunikation im Ring. „Was wollen Sie?“
    „Ich selbst nichts. Der Sicherheitschef wünscht Sie zu sprechen. Ich habe eine gesicherte Leitung erstellt.“
    Etienne?
    Etienne kontaktierte ihn aus New York? Nein, Moment, da war er nicht mehr. Er war ...
    „Dann los“, seufzte er.
    „Hey, du Faultier“, hörte er die vertraute Stimme. „Wollen wir uns zufällig“, er betonte das Wort ironisch, „in der Servicer-Cantina treffen?“
    „Haha, sehr witzig“, knurrte er. „Sitzt du auf dem Stützpunkt fest?“
    „Festsitzen? Nein, wieso? Ich bin in meinem Quartier und habe dir viel zu erzählen. Also wie ist es - Lust auf einen netten Abend in der Bar?“
    Ares verstand überhaupt nichts mehr. Etienne war wieder im Ring? Aber Pitcairn hatte doch Probleme auf dem Flugfeld gemeldet! Das war vor ...
    Verblüfft merkte er, dass es draußen bereits dunkel war. Er hatte tatsächlich den ganzen Nachmittag verschlafen! Inzwischen konnten Starts auf dem Stützpunkt längst wieder möglich sein.
    „Geht nicht“, seufzte er. „Ich bin zum Essen bei Mestor eingeladen. Erzähl mir jetzt, was es Neues gibt.“ Er fragte nicht, ob es Probleme auf Pitcairn gegeben hatte. „Wie war dein Flug?“, wollte er stattdessen wissen.
    „Herrlich unspektakulär“, kam es zurück. „Sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückweg. Bevor ich erzähle – gibt es im Ring was Neues?“
    „Ja, einiges. Aber das dauert länger. Lass uns morgen früh darüber reden. Webster schaltet uns wieder einen Kanal, da kannst du mir alles erzählen. Und ich dir. Ich würde lieber noch eine Weile vergehen lassen, bevor wir uns wieder gemeinsam in der Öffentlichkeit zeigen. Nur dienstliche Kontakte vorerst.“
    „In Ordnung, dann bis morgen. Und einen schönen Abend dir!“
    „Ja, es wird ganz wundervoll werden“, gab Ares missgelaunt zurück.
    Er hörte noch Etiennes Lachen, dann war die Verbindung unterbrochen.
    Es war sicher noch ein wenig Zeit, bis er sich bei Mestor einfinden konnte. Ares beschloss, noch ein bisschen an die frische Luft zu gehen. Kurz überlegte er, ob er sich umziehen sollte, doch sein Dienst-Overall war eine durchaus passende Kleidung für diesen Termin. Gerade weil Mestor diesen Abend im privaten Rahmen plante.

    Hier geht's weiter: Kapitel 48 (1/3)