Danke fürs Weiterlesen, Kirisha , Ichuebenoch und 20thcenturyman , ich freu mich, dass ihr noch dabei seid. Und ich bin froh, dass es wohl doch nicht zu viel Technik ist. Wie schon gesagt, an dem Kapitel habe ich lange herumgefeilt.
Deine Gedanken finde ich sehr interessant, 20thcenturyman. Ich kenne den Film Soylent green, aber er war nicht in meinen Gedanken, als der "Ring" entstand. Eher der Film 'Fortress' mit Christopher Lambert, von dem ich die Idee mit dem Bestrafungssystem der Ontas habe.
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Kapitel 61 (2/3)
Bei Mestor habe ich die Bezeichnung nicht mehr ertragen, nachdem ich herausgefunden habe, was er mit mir vorhatte, rief er sich in Erinnerung. Bei dem Gedanken an Programm E und den Klinikaufenthalt, während dem er sein Gedächtnis verlieren sollte, presste er in ohnmächtiger Wut die Kiefer aufeinander. Danach hatte er Mestor nie wieder seinen Vater genannt. Und ihn notgedrungen als solchen anzusprechen, verursachte ihm beinahe Übelkeit. Zumindest war es bei ihrer letzten Begegnung so gewesen, als er schon gewusst hatte, dass in Wahrheit Elas sein Vater war.
Elas. Seine Familie. Das einzig verbliebene Mitglied, denn Mestor zählte nicht mehr dazu. Der Mann war ein Monster. Ein Monster, das teuflische Dinge tat. Die Anwendung von Programm E, die gefälschte Todesnachricht an den Zwillingsbruder, die Entführung und Manipulation des Neffen, der erneute Versuch, dieses verfluchte Programm anzuwenden, der Mordanschlag auf Elas ... Das Schicksal der Menschen, die unter ihm zu leiden hatten, interessierte nicht, egal ob es Ontas oder Familienangehörige waren.
Er atmete tief durch und sah sich um.
„Also: Was können wir tun?“, fragte er.
„Es ist möglich, dass Doktor Witt weiß, was in der Klinik mit den Regierungs-Chips der frisch eingelieferten Ontas geschieht. Vielleicht hilft Ihnen das weiter.“
Etienne nickte. „Klingt gut. Ares, fragst du Julian? Dann könnte ich vielleicht inzwischen einen Happen essen. Immerhin habt ihr mich vorhin aus dem Schlaf gerissen.“
Eine halbe Stunde später verkündete Ares das Ergebnis der kurzen Besprechung mit Julian. Die Regierungs-Chips wurden durch ein Verfahren abgeschaltet, das Julian nicht kannte. Der neu in der Klinik angekommene Onta musste dazu lediglich seine rechte Hand in einen Spalt in der Wand neben dem Frachteingang schieben. Wenn er sie zurückzog, war die Elektronik des Chips tot. Wie genau es funktionierte, wusste Julian nicht.
„Also gehen wir davon aus, dass das bei Mestors Elite-Kunden genauso gehandhabt wird. Ankunft im Ring, xxx[AH1]
„Die HTS-Signale schon vor der Ankunft im Ring abzuschalten, muss aber trotzdem möglich sein“, überlegte Etienne laut. „Coholt hat die Verbrecher irgendwo abgeholt und in den Ring gebracht. Ihre Spur wäre nachverfolgbar und ich glaube nicht, dass Mestor und Decker dieses Risiko eingegangen sind. Deshalb vermute ich, dass der Sender bereits bei der Übergabe in der Haftanstalt unterdrückt oder abgeschaltet wurde.“
„Oder an dem Ort, an dem der Betreffende entführt wurde“, ergänzte Ares.
„Oder das.“ Etienne nickte. „Und ich vermute wie Webster, dass es mittels einer Störfrequenz geschieht. Das ist leicht machbar. Das Gerät dafür kann man den zukünftigen Ontas um den Hals hängen oder in die Tasche stecken. Und hier im Ring wird dann der Chip abgeschaltet.“
„Richtig“, ergänzte Webster. „Und da ich jetzt weiß, wo das geschieht, denke ich, ich kann herausfinden, wie das gemacht wird.“
Ares nickte. „Machen Sie das.“
„Also muss dein Vater herkommen“, schlussfolgerte Etienne. „Mit bereits gestörtem HTS-Signal. Wie ein zukünftiger Onta.“
Ares starrte auf die Tischplatte. Das wäre tatsächlich die einfachste Lösung, wenn Elas als potentieller Onta getarnt in den Ring kam.
„Vielleicht ist genau das der Weg, den wir suchen“, murmelte er. „Wir brauchen nur so ein Gerät, das ein HTS-Signal unterdrücken kann. Du sagtest ja schon: Coholt hat die neuen Ontas immer abgeholt. Er müsste also eins haben.“
„Und wo? Wenn er es bei seiner Verhaftung bei sich trug, dann hat er es bei Ausziehen der Uniform irgendwo lassen müssen. Und falls es in seinem Quartier war, müsste es der neue Axiom längst gefunden und abgegeben haben.“
„Es könnte auch im Transporter von Pitcairn sein“, wandte Ares ein.
„Und auf welchem? Ontas kommen mal mit dem Frachtgleiter, mal mit dem Truppentransporter. Keiner davon ist hier, beide sind auf Pitcairn. Und dort ist das Gerät für uns noch viel weniger erreichbar, als wenn es im Ring wäre! Seit Coholt nicht mehr hier ist, hat es keine neuen Ontatransporte gegeben. Also schlag dir das aus dem Kopf.“
„Diese Geräte gibt es vielleicht sogar zu erwerben“, schob Webster ein. „Natürlich nicht frei verkäuflich und wer damit erwischt wird, darf sich vermutlich auf satte Strafen einstellen. Immerhin lassen sich damit Menschen verstecken. Also kann man sie nur unter der Hand und in bestimmten Kreisen organisieren. Ich würde deshalb im Netz der Gesetzlosen danach suchen. Und bevor Sie fragen – nein, ich kann Ihnen keinen Zugang ermöglichen. Ich sagte bereits, dass ich im Netzwerk des Ringes festsitze.“
Etienne schnaubte. „Das Netz der Gesetzlosen ist etwas, in dem ein braver Bürger auffällt wie ein Technik-Servicer unter Ontas!“
Ares musste wider Willen grinsen. Ein passender Vergleich. Die grellorangen Overalls der Techniker stachen unter dem Grau der Ontas hervor.
„Dann bleiben nur zwei Möglichkeiten: Entweder Sie lassen sich das Ding von jemandem besorgen, der Kontakt zu Netz der Gesetzlosen hat, oder Sie besorgen es selbst bei jemandem, der schon eines besitzt.“
Etienne runzelte bei Websters trockener Feststellung die Stirn. Ares sah es.
„Klingelt da was bei dir?“, fragte er hoffnungsvoll.
„Ich dachte an Cane“, [AH2] murmelte Etienne. „Isaiah hat gesagt, dass sein Gesichtsfindungsprogramm nur in diesem Netz zu finden ist. Das würde bedeuten, dass Cane Zugriff darauf hat. Vielleicht sogar mehr als das.“
„Dann frag ihn!“ Im selben Moment, wie die Worte ausgesprochen waren, realisierte Ares, wie barsch sie geklungen hatten. Er hatte kein Recht, das von Etienne zu verlangen. Aber er konnte ihn ... „Bitte“, setzte er hinterher.
Etienne nickte langsam. „Du hast Recht, er könnte uns vielleicht helfen. Jedenfalls sehe ich das als die einfachere Möglichkeit als irgendwo oder irgendeinem von Deckers Schergen so ein Ding zu klauen. Es kann Tage dauern, bis der Kyrios einen vertrauenswürdigen Nachfolger für Coholt gefunden hat und der nächste Ontatransport eintrifft. Und dann müsste das Teil auch noch irgendwie nach Griechenland zu Elas kommen, bevor Decker ihn erneut attackieren lässt..“
„Er ist übrigens im Ring“, meldete Webster in dem Moment. „Sein Gleiter hat vor drei Minuten auf der Landeplattform aufgesetzt und er hat eben einen der Scanner auf dem Weg zu Daktyls Quartier passiert. Möchten Sie sehen, was Ihre kleinen Spione übertragen?“
„Auf jeden Fall“, knurrte Ares. „Darauf habe ich schon gewartet. Jetzt muss Decker seinen fehlgeschlagenen Auftrag beichten.“
Es dauerte eine Weile, dann verschwand Webster vom Bildschirm und sie sahen Mestors Wohnraum.
„Ist der Auftrag erledigt?“, hörte er Mestor fragen.
Decker saß wieder mit dem Rücken zur Kamera auf der weißen Sitzgruppe, an derselben Stelle wie bei seinem letzten Besuch vor zwei Wochen, bei dem sie erfahren hatten, dass Mestor auf Pitt Island etwas baut.
„Nein“, antwortete er und seine Stimme klang gelassen, gar nicht, als würde er sich deswegen schämen. „Es ist etwas dazwischengekommen. Einer meiner Männer ist tot. Der andere ...“
„Nein?“, unterbrach ihn Mestor aufgebracht, der in diesem Moment von rechts ins Bild kam. „Das ist inakzeptabel, Scott! Haben Sie tatsächlich nur zwei Leute dahin geschickt?“
„Ein Gleiter wartete startbereit in der Nähe, weit genug entfernt, um vom Sicherheitssystem der Villa nicht erfasst zu werden.“
„Was gedenken Sie nun zu tun?“
Decker schwieg einen Augenblick. „Im Moment gar nichts. Ihr Bruder ist jetzt erst einmal unter Personenschutz. Ich muss warten, bis sich eine Gelegenheit ergibt.“
„Ich will, dass Sie die Sache diesmal selbst in die Hand nehmen!“ Mestor schien sich gefasst zu haben und Ares konnte jetzt deutlich unterdrückten Zorn aus seinen Worten heraushören. „Das hier verlangt einen Profi! Ihre dilettantischen Handlanger können Sie für andere Aufträge verwenden. Schlimm genug, dass einer von denen jetzt in Haft ist und damit die Gefahr besteht, dass er plaudert.“
„Der Mann kann nichts mehr erzählen“, erwiderte Decker. Wenn er Mestor seine Worte übelgenommen hatte, dann zeigte er es nicht. „Sie hören von mir.“
„Er kann nichts ...?“, begann Mestor. „Ah, einer von denen, ich verstehe. Sehr gut.“
Einen Moment herrschte Stille.
„Ich hoffe, dass es dann bessere Nachrichten sind!“, hörte Ares Mestor nach einer Weile sagen. „Und ich hoffe, dass es nicht zu lange dauert. Ich will das erledigt wissen.“
„Sie hören von mir“, wiederholte Decker lediglich.
Mestor nickte.
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