Beiträge von Der Wanderer im Thema „Top - Town“

    Heyho Eegon2

    Ich möchte kurz erklären, worum es mir hier geht:

    Aus meiner Sicht macht es wenig Sinn, immer wieder Fortsetzungen der Geschichte hier reinzustellen.

    Warum sollte das keinen Sinn machen?

    Hier werden Geschichten genau so veröffentlicht: Stück für Stück. Damit der Leser die Möglichkeit hat, sich dazu zu äussern, Verbesserungen und oder Bemerkungen zu verschiedenen Abschnitten einzubringen und so den Verfasser anzuregen, seine Geschichte vielleicht zu verbessern oder bestimmte Abschnitte zu ändern,

    So weit, so gut.

    Der einzige Unterschied hier ist lediglich, daß das nicht sofort oder nach einem Tag passiert.

    Da mir der Verfasser Erlaubnis erteilt hat, seine Geschichte hier zu veröffentlichen, selbst aber nicht über einen Internetzugang verfügt, bleibt mir lediglich die Möglichkeit, ihm alle hier eingehenden Kommentare und Anregungen per Brief zukommen zu lassen.

    Darauf wird er antworten, aber das dauert eben.

    Finde ich jedoch nicht schlimm...niemand verlangt, daß Du die Geduld zu warten hast. :)

    Niemand weiß, ob und wie die Impulse aus dem Forum überhaupt ankommen.

    Doch, und das habe ich auch bereits zu Anfang klargestellt.

    Auf postalischem Weg:

    Ich drucke alle Anmerkungen zur Geschichte hier aus und sende sie an den Verfasser. Sobald ich seine Antworten habe, werden sie hier wortwörtlich gepostet.

    Denn, aus meiner Sicht, ist es durchaus möglich, dass bereits durch Änderungen des ersten Postings, sich einiges in den nachfolgenden Texten ändert.

    Auch hier: Nein.

    Du darfst mir glauben, daß ich beim Abtippen des Textes streckenweise echt Bauchschmerzen hatte (und bei jedem weiteren Post auch haben werde!). Weil ich als Leser da selbst gesagt habe: Das muss man doch anders schreiben! Geht nicht! Muß verbessert werden!

    Sowas in der Art.

    Ich versichere Dir jedoch:

    Der Text - hier veröffentlicht - ist eine 1:1 Kopie der Originalfassung, die hier in einem Ordner neben meinem Schreibtisch steht.

    Ich füge nichts hinzu und lasse nichts weg. Und ändern tue ich schon mal gar nichts daran. Dazu habe ich kein Recht.

    Der Wanderer


    2. FLÜCHTLINGE/Teil 2

    Die 24 Stunden waren vorbei.

    Auf der 'Arche 2' hatten ebenso einige Passagiere protestirt, wie auf der 'Arche 1'.

    Kapitäm Marlow hatte ebenso wie Kapitän Brell die Entscheidung jedem einzelnen überlassen. Es meldeten sich 5 Personen auf der 'Arche 1' und 2 Personen auf der 'Arche 2' und verlangten, zur Erde zurückgebracht zu werden. Ein Beiboot kam kam von der Arche 2 mit 2 Personen und übernahm 5 Personen von der Arche 1.

    Zuvor hatten die 7 Passagiere den Kapitänen Brell und Marlow fr ihre Fairness gedankt.

    Lee war auf dem Schiff geblieben.

    Jon fragte: "Du geht nicht zurück?".

    "Die Lügen aus dem Radio haben mich überzeugt, sagte sie. "Es ist sinnlos, nicht und niemand kann mehr ezwas ändern dort."

    Jon bedauerte es fast, daß auch sie aufegegeben hatte. Doch andererseits war er so glücklich darüber, daß sie blieb, daß er e ihr sagen musste.

    "Ich freue mich darüber, daß du bleibst."

    Ihre Reaktion war zunächst Mißbilligung.

    Ihre Entscheidung war ihr schwergefallen, und dieser Idiot freute sich nur darüber, nicht allein fliegen zu müssen. Ihre Augen blitzten zornig.

    Doch dann empfand sie etwas ganz seltsames: Die Augen dieses Burschen - was war denn auf einmal los?

    Sie schien fast zu versinken im tiefen Braun dieser grossen Augen.

    Ohne zu begreifen, was geschah griff sie nach seiner Hand und drückte sie zärtlich.

    So sassen sie beide Hand in Hand - und alle Worte waren überflüssig. Wie von selbst sanken sie sich in dei Arme und küssten sich.

    Das Beiboot der 'Arche 2' verließ die beiden Raumschiffe mit dem Auftrag, die 7 Passagiere in Brüssel abzusetzen und danach wieder zur 'Arche 2' zurückzukehren.

    Nach kurzer Zeit trat es in die Erdathmosphäre ein und nahm Kurs auf Europa.

    Der Funkverkehr war über die Lautsprecher beider Schiffe mitzuhören:

    "Hier Beiboot 1, fliege in 36.000 Meter Höhe, flege in östliche Richtung."

    - Pause -

    "Bin in 28.000 Meter Höhe, erreiche bald die niederländische Küste, sehe europäische Jagdflieger auf mich zukommen, versuche Funkkontakt zu ihnen aufzunehmen."

    - Pause -

    "Habe den Sender der Erdfunkstelle angepeilt und schalte ihn zu ihnen durch."

    - Eine andere Stimme -

    "Jagdfluggeschwader 32! Ich wiederhole Befehl: Putschisten sind in der Luft zu vernichten!"

    Wieder die Stimme eines Beibootpiloten:

    "Sie haben Raketen auf uns abgefeuert, versuche, in die Stratosphäre zu entkommen."

    Danach plötzlich ein Knacken und dann nur noch ein gleichförmiges Rauschen in der Leitung.

    "Hier Arche 2, Beiboot bitte melden."

    "Hier Arche 1 - Beiboot bitte melden!"

    "Hier Arche 2 - Beiboot bitte melden!"

    Rauschen, sonst nichts.

    Die Stimme der beiden Kapitäne in den Lautsprechern:

    "Leute, sie haben unser Beiboot abgeschossen. Wir sind fertig hier. Wir fliegen jetzt!"

    Ei feines Vibrieren erfasste nun beide Schiffe, während sie kaum 200 Meter voneinander entfernt ihre Triebwerke zu Maximalleistung hochfuhren.

    Nun kamen noch einige letzte Erklärungen der Kapitäne:

    "So Leute, nun passt mal auf. Nach Alpha Centauri fliegen wir vielleicht 100 Jahre oder auch 200. Die Herren Politiker haben hierfür den Kälteschlaf erfinden lassen. Eure Sitze lassen sich zu Legen umklappen.

    Jeder bekommt noch eine Thermomatte als zusätzliche Matratze und eine Thermodecke aus elastischer Aluminiumfolie.

    Dann wird der Kpitän die Kälteschlafautomatik einschalten und der Computer wird uns alle - Passager, Besatzung, Haustiere und sogar Pflanzensamen schockgefrieren.

    Erreichen wir Alpha Centauri und findet der Computer einen bewohnbaren Planeten, so werden wir automatisch reanimiert.

    Sollte irgendwas nicht klappen, so macht es auch nichts, wir werden dann wohl alle nicht mehr aufwachen."

    "Also Leute," das waren wie Abschiedsworte der beiden Kaptäne, "Dann bis in ca. 100 Jahren."

    So überliessen ich also die Menschen auf den Schiffen "Arche 1" und "Arche 2" dem Kälteschlaf und der Fürsorge des Computers.

    PETZI

    Heyho Kamar  Aztiluth Eegon2

    Vielen lieben Dank für Eure Eindrücke, Fragen und Gedanken zum bisherigenText.

    Ich hab' alles an den Verfasser weitergeleitet und warte jetzt genau so wie Ihr auf seine Antworten, poste bis dahin in Bälde schon mal die Fortsetzung.

    Wofür ich mich aber schon jetzt bedanke, ist Eure Bereitschaft, sich hier auch mal auf etwas anderes einzulassen...und nicht eine sofortige Rückmeldung einzufordern.

    Das macht dieses Forum wirklich aus.

    Thanksalot!!

    :nummer1: :nummer1: :nummer1:

    (Hier sind die Besten. :) )

    2. FLÜCHTLINGE/Teil 1

    Jon empfand die Schwerelosigkeit zunächst als beängstigend - später als Erleichterung.

    Sein Blick durch das Bullauge fiel auf die Erde, auf die Sonne, auf das zweite Schiff. All dies bestaunte er mit solcher Erfurcht, dass er dabei, ganz im Gegensatz zu seinen Erwartungen überhaupt keine Angst mehr empfand.

    Die Frau neben ihm sah ihn aus geröteten Augen an.

    Beide waren von der Besatzung mit Augentropfen und Kompressen behandelt worden.

    "Haben Sie mich an der Hand geführt, als ich nichts mehr sehen konnte?"

    "Ja, ich habe jemanden an der Hand geführt - aber da konnte ich auch schon nichts mehr sehen. Der Stimme nach waren sie es aber sehr wohl."

    "Danke," sagte sie. "Ich heisse Lea."

    "Ich heisse Jon."

    "Danke Jon."

    'Verdammt hübsch!' dachte Jon. Sie gefiel ihm sehr. Sie war wohl etwas 25 Jahre alt - wie er, und ihr Blick machte ihn ganz nervös.

    Der Kapitän des Schiffes war nun im Passagierraum erschienen und bat um Gehör.

    "Ich bin Kapitän Brell! Sie kennen mich nicht und ich kenne keinen von Ihnen. Ich habe die Kämpfe vor meinem Schiff mitangesehen und wusste nicht, was ich tun sollte.

    Ich hatte den Befehl, 80 Personen an Bord zu nehmen und dann zu starten.

    Ich weiss sehr wohl, dass dieses Schiff mit dem Geld des europäischen Volkes gebaut wurde. Aber nicht mit dem Geld der Politiker, die ihr Volk verraten haben.

    Hätte ich mich abwartend verhalten, ich bin sicher, das Schiff wäre beschädigt worden oder sogar am Boden explodiert.

    Nun...ich habe befehlsgemäss 80 Personen an Bord genommen und bin gestartet.

    Soviel zu meinem Verhalten - Kapitän Marlow vom Schwesterschiff hat übrigens ebenso gehandelt.

    So... Leute - und nun passt mal auf:

    Die Erde werdet Ihr nie mehr wieder sehen!

    Wer dieses Schiff hier betreten hat, der hat sein Schicksal in meine Hände gelegt. Die Erde stirbt!

    Kein Mensch wird dort die Seuche auf Dauer überleben. Macht Euch das bitte klar.

    So...seid Ihr bereit, mit mir nach einer neuen Chance zu suchen? - Ich deute Euer Schweigen als Zustimmung."

    "Muss das denn sein?" fragte jemand ängstlich.

    "Die Politiker haben sich lange Zeit auf all das vorbereiten können. Wir haben aber Verwandte da unten. Keiner von uns konnte sich verabschieden. Können wir denn nicht einfach ein paar Monate um die Erde kreisen oder auf einer einsamen Insel abwarten, bis alles vorbei ist?"

    Ein anderer jammerte:

    "Ich bin nur vor dem Tränengas ins Schiff geflohen, ich will doch nicht die Erde verlassen!"

    Kapitän Brell sagte nichts.

    Er überliess sich seinem Gefühl und schaute abwesend drein.

    Es dauerte eine Weile, dann sagte er:

    "Die Erde ist für Jahrtausende chemisch und biologisch verseucht - wer dort bleiben will, der ist verloren. Aber ich verstehe Euch. Ihr seid nicht meine Auftraggeber und sollt Euch auch nicht an mich ausliefern, wenn Ihr nicht wollt. Ihr hattet keine Möglichkeit, Euch zu verabschieden, noch Euch für oder gegen diese Reise zu entscheiden.

    Ich mache Euch ein Angebot:

    Wir umkreisen die Erde noch vierundzwanzig Stunden lang und jeder trifft seine Entscheidung.

    Diejenigen, die zurückkehren wollen, können von einem der mehreren unserer Beiboote zurückgebracht werden. Überlegt es Euch gut und lasst Euch Zeit dabei.

    Denn wer mit mir fliegen will, der lässt alles hinter sich."

    *****

    Jon und Lea hatten einige Stunden lang versucht, allein eine Entscheidung zu treffen.

    Es war sehr still geworden im Schiff. Jeder kämpfte seinen eigenen Kampf gegen die Angst oder um liebgewordene Dinge, Sicherheiten, Gewohnheiten.

    Jon freute sich, als Lea neben ihm Platz nahm.

    Er strahlte sie an: "Hallo, Lea!", sagte er glücklich.

    Er versuchte seine Angst zu verbergen, dass sie das Schiff verlassen könnte.

    Er selbst hatte sich bereits dazu entschieden zu bleiben.

    "Was wirst Du tun?" fragte sie und strahlte dabei eine Mischung aus Interesse und Zurückhaltung aus.

    "Ich werde mit fort fliegen," sagte Jon. "Ich komme aus Holland, bin Konstrukteur, habe einen Bruder in Holland, der nie etwas kritisches über die Probleme Europas hören wollte. Meine Eltern sehe ich alle paar Jahre einmal, eigentlich habe ich mich schon lange von ihnen verabschiedet. Und Du, Lea?"

    "Ich habe mich immer noch nicht entschieden. Ich komme aus Schweden, bin Computer-Spezialistin, habe zwei Schwestern und einen Bruder in Schweden und auch meine Eltern.

    Ich denke, wenn wir den Verrat der Regierung publik machen, können wir vielleicht noch etwas verändern.

    Mit den richtigen Leuten am richtigen Platz kann man das Schicksal der Erde vielleicht noch kippen. Ich bin nicht dafür, so schnell aufzugeben."

    Jon bewunderte das Mädchen. Sie zeigte sehr viel Kraft. Gleichzeitig zuckte er zusammen bei dem Gedanken, sie zu verlieren. Er hatte sich bereits entsetzlich in sie verliebt.

    Während sie die Erde umkreisten, hörten sie den Funkverkehr und die Nachrichtensendungen Europas ab.

    Doch was hier über die Lautsprecher hereinkam, liess ihnen fast den Atem stillstehen:

    "Brüssel: Putschversuch gescheitert - bei der Besichtigung eines Raumfahrtzentrums in Brüssel wurden Palamentarier der EU von bewaffneten Putschisten angegriffen. Zwölf Leibwächter wurden dabei getötet. erst als das Militär eingriff, flohen die Angreifer in gekaperten Raumschiffen. Ihre Chancen, im Weltraum zu überleben, sind gleich Null."

    "Berlin: Neue Aids - Welle durch mutierten Virus...!"

    PETZI

    Heyho Eegon2 & Etiam & Jennagon (und an alle, die dieser Geschichte bisher ihre Aufmerksamkeit geschenkt haben).

    Zunächst einmal: Für die Aufmerksamkeit Euch allen vielen Dank.

    Im folgenden ein paar Erklärungen.

    Eegon2

    Vorliegender (und folgender Text) sind allerdings, da hast Du völlig recht...

    Inhaltlich ist der Text aber nur eine erste Rohfassung.

    Aber natürlich. Der mir vorliegende Text wurde auf einer Schreibmaschine auf Papier geschrieben - eine digitale Fassung gibt es (noch) nicht. Der Verfasser hat geschrieben, was ihm in den Sinn kam. Korrekturen wurden von ihm mit "Tipp-Ex" vorgenommen, was anderes hatte er damals nicht.

    Es ist tatsächlich die Erstfassung.

    Ohne Erwartung geschrieben, jetzt der Kritik ausgesetzt. :)

    Bitte vergiß nicht meinen Spoiler zu Beginn der Geschichte. Da habe ich ausdrücklich darauf hin gewiesen, woher und aus welcher Zeit diese Erzählung stammt.

    Etiam

    Sind Kommentare dann trotzdem erwünscht? Also Lob oder auch Verbesserungvorschläge?

    JA! Unbedingt!

    Aber beachte bitte, daß ich etwaige Kommentare etc. nur zeitversetzt (s.Spoiler) weiterreichen kann. Und das die Antworten dann auch dauern können.

    Zum Geleit


    Diese Geschichte ist nicht von mir, sondern von einem mir sehr lieben Menschen, der auch heute noch auf Computer und Smartphone verzichtet. Er holte sie aus seinem Schrank, nachdem ich ihm über dieses Forum erzählt hatte. Mit seiner Erlaubnis darf ich sie jetzt posten. Ich wünsche viel Lesevergnügen...

    ANMERKUNG: Da der Autor mangels Internetzugang nicht sofort auf Eure Reaktionen/Anmerkungen/Verbesserungsvorschläge etc. antworten kann, mach ich den Postmeister.

    Bedeutet: Ich drucke das ganz altmodisch aus, lasse es ihm zukommen und poste dann etwaige Antworten. Ebenfalls werden Vorschläge zur Verbesserung des Textes berücksichtigt.

    Das Ganze kann dann nur ca. drei Wochen dauern. ^^ ^^ ^^

    Geduld ist eine Tugend.

    TOP - TOWN

    1. KRISENSITZUNG

    Wieder einmal waren sie zur Krisensitzung zusammengekommen:

    Regierungschefs, Minister, Wissenschaftler und Industriebosse. Je schlimmer und je öfter nun die Hiobsbotschaften eintrafen, umso öfter fanden nun auch diese Krisensitzungen statt.

    Die zunehmende Vergiftung von Luft und Wasser und somit auch von Lebensmitteln war anfangs ihr Thema gewesen. Sie sahen sich bereits zu diesem Zeitpunkt ausserstande, etwas dagegen zu unternehmen. Etwas später kamen noch erschreckendere Meldungen hinzu.

    Von gelbem Regen war hier die Rede; und von entsetzlich entstellten Fehlgeburten bei Mensch und Tier. Zuletzt bestätigte sich der schrecklichste Verdacht: Ein mutiertes Aidsvirus war in Umlauf geraten. Für eine Infektion genügte Hautkontakt beziehungsweise der Austausch von Atemluft, zum Beispiel bei einem Gespräch.

    Der Führungsstab der Europäischen Union hatte sich in Brüssel luftdicht isolieren lassen. Schließlich kam es ja dieser Führungsschicht am ehesten zu, von der Seuche unbehelligt zu bleiben. Nur wenn sie am Leben blieben, konnten sie Auswege aus der Krise finden.

    In der Tat, sie arbeiteten fieberhaft an "ihrem" Ausweg.

    In den letzten Monaten war gleich neben dem Regierungsgebäude ein Startplatz für zwei Raumfahrzeuge aus dem Boden gestampft worden. Ebenso ein dazu gehöriges Kontrollzentrum. Eine viele hundert Personen starke Belegschaft aus ganz Europa war seit Wochen damit beschäftigt, die Raumschiffe umzubauen. Jedes sollte sechs Besatzungsmitglieder und achtzig Passagiere befördern.

    Hätten diese Schiffe nur einige Male die Erde umkreisen sollen, jedes hätte Platz für mehrere hundert Menschen gehabt.

    Doch ie sollten viel weiter fliegen.

    4,3 Lichtjahre weit, bis zur Sonne Alpha Centauri. Niemand wusste, ob diese Sonne über Planeten verfügte, geschweige denn ob auf diesen eventuell Leben möglich sei.

    Es war ein Sprung in die Dunkelheit für die Passagiere und das Personal der Schiffe.

    Ebenso, was das Tiefschlafsystem betraf. Es war noch nie getestet worden. Sobald die Schiffe maximale Beschleunigung erreicht haben würden, sollten die Triebwerke abgeschaltet werden und die Insassen der Schiffe auf -130 Grad Celsius unterkühlt und schlafend die Jahrhunderte üerstehen, ohne dabei zu altern.

    Der Bordcomputer sollte den Kälteschlaf beenden, sobald bewohnbare Planeten geortet wurden.

    Die Kälteschlafanlage, die Unmengen an Treibstoff sowie Ausrüstung und Haustiere nahmen über 50% des Platzes weg und bildeten sogar über 90% der Masse, die aus der Schwerkraft der sterbenden Erde entkommen musste.

    Die immer respekloser werdenden Fragen der Opposition und der Bevölkerung nach dem Zweck der Raumschiffe wurden lapidar mit dem Begriff "Forschungsprojekt" beantwortet.

    Nun, es war ja auch ein Forschungsprojekt. Es würde der Versuch sein, ob Menschen auf fremden Welten überleben konnten.

    Daß man für dieses Projekt nicht irgend jemanden schicken konnte, war klar.

    Es musste schon eine Elite sein: Regierungschefs, Minister für Wirtschaft, Forschung, Landwirtschaft, Verteidigung sowie Wirtschaftsbosse und einige zwar lästige aber zuverlässige Personen.

    Dies waren Ärzte, Leibwächter und verschiedene Chefs der ESA.

    Man hatte sie nur zur Mitarbeit überreden können, indem man ihnen einige Plätze in den Raumschiffen versprochen hatte.

    Aber auch hier liess sich vielleicht in letzter Minute noch eine Lösung finden.

    Dem Chef des Bodenpersonals und einigen leitenden Direktoren waren ebenfalls Plätze in den Raumschiffen versprochen worden - doch das wusste kaum jemand.

    Die einhundertsechzig Plätze der beiden Raumschiffe waren also bereits an zweihundertfünfzehn Personen versprochen worden.

    Sieben Tage vor dem Start durfte niemand mehr das Parlamentsgebäude verlassen.

    Die nächsten Angehörigen der Parlamentarier waren bereits eingetroffen. Auch das Kontrollzentrum war schon seit Wochen von der Aussenwelt abgeriegelt.

    Wieder und wieder wurde da Personal bis hin zur Putzfrau Gesundheitstests unterzogen. Schliesslich wollte ja niemand, daß eventuell das Bodenpersonal den Virus in die Schffe schleppte.

    Drei Tage vor dem Start kam es in fast allen europäischen Hauptstädten zu inneren Unruhen. Dies erschreckte ie Parlamentarier so sehr, dass der start um sechunddreissig Stunden vorverlegt wurde. Dies wiederum erschreckte die Leute mit der Mitnahmegarantie.

    Sie mussten misstrauisch gewordenen Kollegen ebenfalls eine Mitnahmegarantie aussprechen, damit diese Stillschweigen bewahrten.

    Zwölf Stunden vor dem Start wurden die Haustiere verladen und niemand von der Besatzung durfte mehr die Schiffe verlassen.

    Sechs Stunden vor dem Start rollten vier Busse mit einhundertsechzig Insassen - ausschliesslich Parlamentarier und deren Angehörige - zu den Raumschiffen.

    Man liebte es als Parlamentarier nicht, so direkte Konflikte auszutragen, wie sie mit den Inhabern der Mitreisegarantien bevorstanden.

    Die offizielle Startzeit war ja erst in sechs Stunden.

    Niemand würde Verdacht schöpfen. In wenigen Minuten würden alle, die es verdient hatten, in den Raumschiffen sitzen und kurz darauf die Erde verlassen. Es konnte nichts mehr schiefgehen. Nur noch um diesen Hangar mussten sie herum und dann nur noch zweihundert Meter bis zu den Schiffen.

    Doch es ging noch eine ganze Menge schief.

    Als die Schiffe iin Sicht kamen, standen mehrere hundert aufgebrachte Menschen um sie herum.

    "Das kriegen wir schon hin," sagte der Verteidigungsminister. "Es sind ja auch Wachmannschaften darunter."

    Die Busse hielten an. Die einhundertsechzig Bevorzugten stiegen aus. Doch man liess sie nicht an die Schife heran.

    Der Chef des Kontrollzentrums, Dr. Jareau, trat vor und sagte:

    "Warum denn so eilig, meine Herren? Denken Sie, ich habe Ihnen geglaubt, dass Sie mich mitnehmen? Spätestens vorhin, als Sie die Busse anforderten, war mir klar, dass Sie nur Ihre eigene Haut retten wollen! Ich habe mir erlaubt, das gesamte Bodenpersonal darüber zu informieren. Und jetzt werden wir ja sehen, wer hier noch wegkommt und wer nicht!"

    Seine letzten Worte waren zitterig geworden und verrieten die Panik, die ihn gepackt hatte.

    So, als habe er das Gefühl, je länger er noch reden würde, umso kleiner würde seine Chance auf einen Platz in einem der Schiffe.

    Er drehte sich um und rempelte seine eigenen Leute zur Seite. Kopflos versuchte er in das vordere Schiff zu gelangen.

    Das war der Startschuss zur vollkommenen Panik.

    Im Nu war das Gelände gefüllt mit kämpfenden Menschen. Jeder kämpfte gegen jeden. Politiker gegen Mechaniker, Computerfachleute gegen Putzkolonnen, Konstrukteure gegen Wachleute. Sogar Wachleute gegen Wachleute.

    Zum Teil sogar mit Schusswaffen aus nächster Nähe.

    Doch so verbissen der Kampf auch tobte, es gelang kaum jemandem auf die Rampen der Schiffe zu gelangen.

    So dicht drängten sich die Kämpfenden dort, dass es kein Weiterkommen gab.

    Nun kamen sogar noch einige Lastwagen der Armee auf den Startplatz gefahren. Die Soldaten hatten keine Ahnung davon, was hier vor sich ging. Sie sahen nur kämpfende Menschenknäule und schossen mit Tränengasgranaten. In Sekunden war der Startplatz in beissendes weisses Gas gehüllt. Sogar die vordersten auf den Rampen wichen nun zurück. Kaum jemand konnte mehr als fünf Meter weit sehen.

    Immer noch knallten einzelne gewehrschüsse über den Platz.

    Jon war Mitarbeiter in der Konstruktionsabteilung.

    Er war eigentlich nur aus Neugierde mitgekommen und wurde nun von den sich überschlagenden Ereignissen total überrumpelt. Er drückte krampfhaft sein Taschentuch auf Mund und Nase und solperte die Rampe hinauf.

    'Immer weiter,' dachte er, 'solange es aufwärts geht ist noch alles möglich.'

    Er stieg über Leute, die auf dem Boden hockten und sich übergaben.

    Da - verschwommen sah er nun die Einstiegsluke. In der Tür standen zwei Roboter.

    Jon war überrascht - bei dem ganzen Projekt war nie zuvor von Robotern die Rede gewesen.

    Da tauchte neben ihm aus dem Nebel eine Frauengestalt auf.

    "Helfen Sie mir!" rief sie.

    Ihre Augen waren zugeschwollen und sie hatte sich blind am Geländer der Rampe entlang aufwärts getastet.

    Jon überlegte nicht lange.

    Er nahm sie bei der Hand und ging, halb entschlossen - halb resignierend, auf die Roboter zu. Zu seiner Überraschung liessen sie ihn durch.

    Aus einem Lautsprecher quakte eine Stimme: "Neunundsiebzig...Achtzig!"

    Sofort hinter Jon und der Frau schloss sich die Luke selbsttätig und wurde nochmals durch ein Stahlschott verdoppelt.

    Die Triebwerke begannen zu laufen.

    Sie begannen, den gesamten Startplatz in ein Flammenmeer zu hüllen.

    Den meisten der Umstehenden gelang die Flucht. Nur einige Schwerverletzte bleiben legen und kamen so ums Leben. Kein Mensch kam auf die Idee, nun. da die Rettungsschiffe vor seinen Augen starteten auch noch einen Verletzten mit sich zu schleppen.

    Jon und die Frau wurden hustend und fast blind in einen grossen Raum geführt und auf Sitzen angeschnallt.

    "Ihre Augen werden wir später behandeln. Jetzt ist das wichtigste der Start."

    Die Person, die das gesagt hatte, blieb beiden unbekannt, denn auch Jon konnte nun nichts mehr sehen. Erhörte nur nch das Hten und Würgen von vielen Menschen.

    Dann begann der Start und die Fliehkraft der aufsteigenden Rakete drückte ihn tief in seinen Sitz.

    PETZI