Okay, wieder ein paar Takte vorweg. Ich habe diesmal ein bisschen mehr zu kritisieren, was glaube ich damit zusammenhängt, dass das antizipierte Treffen von Emilia und Elias bei mir als Lesernaturgemäß eine gewisse Erwartungshaltung hervorruft. Hier sollte möglichst alles so optimal wie möglich sein, damit man sich einfach auf die Situation einlassen kann. Dass das Heranführen zu dieser Szene sehr schwierig ist zu schreiben, ist ja irgendwie auch klar. So ist es mit Süßigkeiten - schmecken gut, können aber unter Umständen auch zu Übelkeit führen Also, wie gehabt, alles nur freundliche Vorschläge und gutgemeinte Anregungen und Du hast das gute Recht, es anders zu sehen, okay?
Sie hatte mit einem Dämon zu Abend gegessen, seinen arglistigen Verlockungen standgehalten. Eine Diskussion mit Elias konnte nicht wesentlich schlimmer werden.
Klingt hochinteressant. Ein Engel ist ja eigentlich wie ein Spiegelbild zu einem Dämon - also kann es genaugenommen genauso schlimm werden, oder? Aber Du bist die Expertin in Deiner Geschichte und auch, was die Beziehung von Emilia und Elias angeht. Ich bin ja echt riesig gespannt auf die Begegnung der beiden. Das wird ziemlich essenziell und ich werde es mit Argusaugen untersuchen
Immerhin hatte sie einen Job, der ihr-abgesehen davon, dass sie ihn gerne mochte- eine sinnvolle Aufgabe bot.
Hm, eine sinnvolle Aufgabe also? Die Welt vor den Seelenfressern zu retten und den Pentokrator vor dämonischen Mächten zu bergen, ist wohl nicht erfüllend genug? Ich frage ja nur, weil ich die Formulierung so interessant finde. Reicht doch, dass sie ihren Job gerne macht. O Graus, jetzt stelle ich fest, dass ich gar nicht weiß, was sie macht. Asche über mein Haupt
als die Wohnungstür ging
Ging sie zur Wohnungstür? Ging die Tür auf? Ging die Tür wie eine Türklingel? Fehlt da etwas?
Kurz verharrte Emilia in der Bewegung und horchte in die Stille.
So still ist es dann doch gar nicht, wenn sie Stimmen und Schritte hört. Ja, die gute alte Haarspalterei
Darum bemüht, keinen Lärm zu verursachen, huschte Emilia zur Tür, drückte die Klinke herunter und legte ihr Ohr vor den schmalen Spalt.
Ähem, war sie nicht schon an der Tür? Ist das jetzt nicht doppelt gemoppelt? Ansonsten machst Du das gerade ganz gut, wie Emilia still und leise wird und die Ohren spitzt. Ich habe richtig das Gefühl, eine fallende Stecknadel hören zu können...
vernahm sie gerade noch Micahs tiefen Bass
Wieder eine Geschmacksfrage. Mir gefällt "tiefer Bass" an der Stelle irgendwie nicht so gut. Erstens verordne ich das eher als Gesangstimme und zum anderen haben doch die Bösen eher die dunklen, tiefen Stimmen und weniger die Engel. Ich assoziiere damit irgendwie etwas Falsches, glaube ich
Selith zum Beispiel, der mit seinen dunklen, kurzgeschorenen Haaren, den breiten Schultern und dem kantigen Gesicht wie ein gut trainierter orientalischer Krieger aussah und ihr als Nahkampfprofi vorgestellt worden war.
Ah, Satzkoloss-Alarm An dem Satz stören mich gleich mehrere Dinge: Er ist zu lang, enthält zuviele Adjektive und Beschreibungen und hat ein passives Ende. Schauen wir doch mal, was wir hieraus machen können: "Der kantige Selith etwa, der mit seinen kurzgeschorenen Haaren wie ein orientalischer Krieger aussah und ihrer Vorstellung eines Nahkampfprofis am nächsten kam." Ist so ein Vorschlag, was man ändern könnte.
Er rammt dir einen Dolch ins Herz, noch bevor du etwas davon mitbekommst, hatte Micah erklärt und nachdem Selith Emilia mit einer vorschnellenden Bewegung eine Kostprobe der Geschwindigkeit dargeboten hatte, mit welcher er sich bewegen konnte, bestand für sie keinerlei Zweifel mehr daran, dass dem tatsächlich so war.
Er rammt dir einen Dolch ins Herz, noch bevor du etwas davon mitbekommst, hatte Micah erklärt. Mit einer Demonstration seiner Schnelligkeit bewies Selith ihr, dass dies keine Übertreibung war.
Obwohl sie nicht hätte sagen können, dass sie sich vor ihm fürchtete, flößte ihr der junge Engel dennoch einen gewissen Respekt ein, weshalb sie gut darauf verzichten konnte, sich vor ihm erklären zu müssen.
Ich muss gestehen, ich weiß nicht, was Du hier sagen möchtest Warum muss sie sich vor ihm erklären? Oder glaubt es zu müssen? Oder glaubt es nicht zu müssen? Es wäre hilfreich, wenn Du das vielleicht präzisieren könntest (oder vielleicht weglassen )?
"Eli, du kennst sie!“,
„Ich kenne sie besser, als mir lieb ist“,
Alter, was für ein Gentleman Er hält anscheinend nicht besonders viel von Emilia - klingt fast, als hätten sie zwanzig Jahre harter Ehe hinter sich
Ihren ganzen Mut zusammennehmend überbrückte sie das letzte Stück und lehnte sich mit dem Ohr an die Tür.
Wie wäre es, wenn sie noch ihren Atem anhält um besser hören zu können und noch weniger Geräusche zu verursachen Ansonsten gelingt Dir das gerade sehr gut - ich bin ganz nah bei Emilia.
Mist! Mist! Mist!
Ist das jetzt schlimm, dass die beiden sie womöglich gehört haben? Was passiert denn dann? Oder ärgert sie sich, dass sie das Gespräch nicht weiter hat belauschen können? Ich meine, die Engel setzen sie gerade in ihrer Wohnung fest. Eigentlich hätte sie auch herausstürmen und die beiden zur Rede stellen können. Oder bin ich hier irgendwie auf dem Holzweg, was ihre Intentionen angeht?
schwand ihre Hoffnung dahin, ihn von einer Lockerung der Schutzmaßnahmen überzeugen zu können.
Sie sollte es immerhin versuchen. Außerdem, haben die beiden nicht noch ganz andere Dinge zu klären als die Schutzmaßnahmen? Es klingt ein bisschen so, als hätten sie nach der Ratsversammlung bereits miteinander gesprochen, was ja sehr schade wäre, da wir nicht dabei waren
Als sie die Augen öffnete, blieb ihr Blick an der Pinnwand oberhalb ihres Schreibtisches hängen., die sie oberhalb ihres Schreibtisches angebracht hatte.
Ich hoffe, Du siehst es mir nach, dass ich hier und da die Sätze zugunsten des Leseflusses ein bisschen verschlanke. Wenn ich damit aufhören soll, kannst Du es mir gerne mitteilen
Emilia wusste das. Und genau aus diesem Grund waren es diese beiden Bilder, welche ihrer Kollegen zeigten, die stellvertretend für alle anderen standen.
Corat, der in seiner menschlichen Gestalt über kurzgeschorenes kupferfarbenes Haar verfügte und einen Nacken so breit wie ein Stier besaß, war, wie sie inzwischen wusste, ein Meister im Illusionszauber.
Der stiernackige Corat, der in menschlicher Gestalt sein kupferfarbenes Haar kurz trug, war, wie sie inzwischen wusste, ein Meister im Illusionszauber.
Mit seinen grünlich schimmernden Augen vermochte er den Gegner zu durchdringen und ihn Dinge sehen zu lassen, die ihn den Verstand kosteten.
Nice, was für eine tolle Fähigkeit
Mit ziemlicher Sicherheit wäre Emilia ihm niemals auf die Schliche gekommen, wenn sie nicht in ihrem Tagebuch hätte nachlesen können, was in Wahrheit in ihr vorging.
Es steht in ihrem Tagebuch, wozu Corat in der Lage ist? Das scheint ein ganz besonderes Tagebuch zu sein. Selbst wenn das Tagebuch schon thematisiert wurde, wäre ein kleiner dahingehender Hinweis vielleicht nicht ganz verkehrt, um den Leser abzuholen.
Ihr darauffolgender Wutanfall war, gelinde gesagt, nicht schön gewesen und Corat hatte all ihre angesammelten, und bis dahin so mühsam unterdrückten, Emotionen in geballter Ladung abbekommen.
Schönes Bild - ich frage mich allerdings, wer hat diese Emotionen mühsam unterdrückt? Wenn die Emotionen von Corat unterdrückt wurden, wäre es besser nicht von "mühsam" zu sprechen, oder? Andererseits, wenn Emilia die Emotionen mühsam unterdrückt hatte, verschenkst Du eine schöne Veranschaulichung, wozu Corat in der Lage ist und es ist obendrein verwirrend. Das kannst Du bestimmt noch ein bisschen besser und klarer herausarbeiten. Ansonsten gefällt es mir sehr gut - das alte Lied mit den Emotionen
Umso mehr wunderte es sie, dass das Klopfen nun ein weiteres Mal ertönte.
Hm, so ein Klopfen an der Türe hat schon was. Damit kann jeder etwas anfangen - alles ist ruhig, man hat irgendetwas vor und auf einmal klopft es laut an der Tür. Da kann einem schon das Herz in die Hose rutschen. Mein Problem an der Stelle ist Folgendes: Du hast jetzt solange mit Emilia über Corat sinniert, dass ich schon vollständig vergessen habe, dass es überhaupt an der Tür geklopft hat. Und jetzt klopft es ein zweites Mal. Die ganze schöne Spannung, wer hinter der Tür ist und was derjenige will, hast Du gar nicht aufgefangen, sondern mit Beschreibungen vertan. Es ist nicht verkehrt, dass sie nach dem ersten Klopfen vielleicht Selith und Corat vermutet, aber das solange auszuführen, dass sie in alten Erinnerungen versinkt, ist meiner Meinung nach an dieser Stelle ehrlich gesagt ein bisschen fatal
Kurz durchzuckte sie der Gedanke, die Tür wieder zu schließen und somit der Predigt zu entgehen, die sie sich würde anhören müssen, weil sie gelauscht hatte ... oder weil sie mit Corat aneinandergeraten war ... oder weil sie seit nunmehr zwei Tagen mit niemandem mehr ein Sterbenswörtchen gewechselt hatte.
Wie gesagt, sie ist doch die Gefangene. Warum hat sie ein schlechtes Gewissen, weil sie ein Gespräch belauscht hat? Ich hab Emilia jetzt gar nicht als so unsicher verstanden.
welche dort kreuz und queer durcheinanderlagen.
„Möchtest... du dich ... setzen?“
Das finde ich gut. Das zeigt, dass sie kommunikativ schon länger isoliert ist. Vielleicht könntest Du das noch mit einer Bemerkung von wegen mit "trockenem Hals" oder so verstärken. Ich finde, darauf solltest Du insgesamt stärkeren Fokus legen - ihr geht es nicht gut, weil sie eingesperrt ist, nicht weil sie ihr Bett nicht gemacht hat. Das klingt ein bisschen, wie die normale Reaktion, wenn man unerwarteten Besuch bekommt - ist schon etwas anderes, wenn der Kerkermeister vorbeischaut.
Ein Kknielanges Schlafshirt mit ´Snoopy-Aufdruck` Wenn das nicht die perfekte Grundlage dafür war, als ernstzunehmende Diskussionspartnerin angesehen zu werden, dann wusste sie es auch nicht.
Das finde ich klasse!
Streich doch den Nachsatz, dann kannst Du das Bild in den Köpfen wirken lassen. Und wie gesagt, "Diskussionspartnerin" gehört für mich eher in den Debattierclub oder eine Talk-Show als in diese Situation.
In dem Moment war Emilia unendlich dankbar dafür, dass es lediglich seine Rückansicht war, die von ihr fassungslos und mit halb aufgeklapptem Mund angestarrt wurde, während sich ihre Gedanken verselbstständigten.
Sorry, das musste ich dreimal lesen, bevor ich es verstanden habe. Sie starrt ihm also auf den Hinterkopf?
Ja, danke. Mir geht es gut, hörte sie sich antworten. Ich liebe es eingesperrt zu sein und unter der strengen Aufsicht einer militanten Schutzengeltruppe zu stehen...Ob die Albträume schlimm sind? Ach wo. Ich habe ich mich dran gewöhnt und wer braucht schon mehr als drei Stunden Schlaf pro Nacht. Das wird komplett überbewertet...
Ich kenne das Verhältnis der beiden jetzt nicht so gut, wie Du weißt und wahrscheinlich kenne ich auch Emilia noch nicht wirklich gut genug, dass ich ihre Reaktion hier absehen könnte. Ich frage mich an der Stelle aber, warum sie das nur denkt und nicht einfach raushaut? Das wäre KRASS!!!
Fazit: Der Auftakt der heißersehnten Begegnung, aber nicht einfach zu schreibenden Szene. Dennoch ist es Dir gelungen, den Spagat zwischen Emilias Introspektion und ihrem Kontakt mit Elias gut einzufangen. Mein größtes Problem mit dem Kapitel ist, dass Du den Ausnahmezustand, in dem Emilia sich aufgrund ihrer Inhaftierung befindet, nicht so recht herausarbeitest. Du beschreibst die Wäsche- und Geschirrberge, sie selber ist emotional aber irgendwie gar nicht wirklich eingesperrt, sondern kümmert sich mehr um Elias Eindruck von ihr. Womöglich peile ich aber auch die Natur ihres "Gefängnisses" nicht wirklich und es ist von ihrer Seite eine Art Zugeständnis? Vielleicht willst Du mit ihren Reaktionen auch zeigen, dass sie aufgrund ihrer widerstreitenden Gefühle ihm gegenüber ziemlich verwirrt ist und sich übertrieben teenagermäßig verhält? Wie gesagt, ich glaube, dass der Teil extrem schwer zu schreiben war. Wenn Du noch feinjustierst und das ein oder andere glattschleifst, ist das eine sehr gelungene und spannende Schlüsselszene. Ich bin riesig gespannt, wie es weitergeht...