Hallo Jade
Wie versprochen steige ich auch mal ein.
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Vorweg erstmal: Ich habe alle Kapitel/Szenen am Stück gelesen, bzw. kleinere Pausen eingelesen.
Mir ist bei der Handlung aufgefallen, dass der Anfang einen Ticken zu lang ist. Die Figuren kommen an, du beschreibst das Setting und die Dinge sollten langsam in Fahrt kommen. Das tun sie meiner Meinung nach sehr langsam, vielleicht für einige zu langsam. Mein Vorschlag hier wäre, dass du eine Frage in die Handlung einbaust oder eine Ambivalenz zeichnest, die die Leser:innen beantwortet/erklärt möchten. Eine Form wäre, wenn du etwas Forshadowing betreibst oder persönliche Konflikte/Probleme der Figuren anreißt.
Bei der Beschreibung des Settings: Die Sinne einbinden. Hier bitte mehr Show und weniger Tell, damit die Leser:innen besser in die Geschichte immersiert werden. Also wie fühlt sich so ein Wald an? Da fand ich bisher, dass die Beschreibungen mehr Details brauchen, die unterschiedliche Sinne ansprechen.
Du schreibst sehr actiongeladen und das ist gut. Allerdings macht die Dosis das Gift. Ich schlage vor, dass du die Action und die ruhigeren Szenen (in denen die Verarbeitung der Action im Vordergrund stehen oder die persönlichen Bindungen der Figuren), abwächselst. Sonst wirkt die Action, auch wenn sie größtenteils gut geschrieben ist, ermüdend, das ist dann natürlich schade.
So das waren die allgemeineren Punkte, die den Plot angehen. Ziemlich gerafft, aber ein guter Startpunkt vielleicht, wenn es um die Überarbeitung geht. Du hattest dir ja auch Plot relevante Anmerkungen gewünscht
Als nächstes gehe ich auf den aktuellsten Part ein.
ZitatFrank legte sein Gewehr unmittelbar vor dem Nebel ab, nahm einen tiefen Atemzug und rannte hinein.[Absatz] Ihre genaue Position kannte er nicht. Nur der Lichtschein ihrer Stirnlampe, der sich wie eine schwache Blase im
hoch konzentrierten Nebel aufglühte, deutete die Position von Renée an. Nur noch schwach drangen ihre krächzenden Laute an sein Ohr, spornten ihn noch mehr an, sie schnell aus dieser lebensbedrohlichen Lage zu befreien. [Absatz] Eine Hand streckte sich ihm entgegen, wie auch er bereits seinen Arm in die erhellte Sphäre streckte. Kaum berührt, krallte Renée ihre Finger fest in seine Haut. Franks zweite Hand packte zu und riss sie an sich. [Absatz] Verzweifelt versuchte sie sich aufzurappeln und das Gewehr dabei als Stütze zu nehmen. Ihr Gefährte kam ihr noch ein Stück entgegen und hievte ihren schwerfälligen, trägen Körper hoch. Instinktiv drücke er ihr den Ärmel ins Gesicht. Arm in Arm schleppten sie sich schnell wieder aus dem Nebel heraus.
unterstrichen 1: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod Hier ist die richtige Grammatik: deutete Renées Position an.
"die Position von Renée" ist Umgangssprache und kein Hochdeutsch.
blau: Da ist für meinen Geschmack recht viel Telling, wodurch du leider Tempo rausnimmst.
Mehr Showing wäre ungefähr (du kannst es sicherlich besser, das soll jetzt nur veranschaulichen): Er hörte ihr Krächzen, dass immer leiser wurde. Frank musste sich beeilen, den Gedanken daran, was folgte, wenn er sie nicht rechtzeitig erreichte, drängte er zur Seite. (oder so )
grün: Musste ich zwei Mal lesen, um zu verstehen, dass es ihre Hand ist. Vorhin wirkte es noch so, als wäre er weiter von ihr entfernt. Jetzt greift er nach ihrer Hand ... bzw. die Hand taucht aus dem luftleeren Raum auf? Wirkt jedenfalls so auf mich.
unterstrichen 2: "zweite Hand" finde ich irgendwie irritierend ... Ich verstehe, was du meinst, aber hört sich komisch an. Warum greift er nicht gleich mit beiden Händen nach ihr? Wenn ich jemanden suche und finde, stürzte ich mich doch eher zu der Person, um ihr zu helfen.
rot: Kannst du die Verzweiflung zeigen? Auch hier Show don't Tell. Das mit dem Abstützen finde ich allerdings sehr schön gezeigt
"Ihr Gefährte" finde ich etwas antiquiert. Wieso nicht einfach den Namen oder "er" nehmen?
Warum wischt er ihr "instinktiv" über das Gesicht?
ZitatIhre Sicht wurde langsam wieder von dem rosa Rauschen getrübt, aber zum Glück wurden die nun nicht vom Alien attackiert. Etwas verwundert waren sie diesbezüglich schon. Gerade in diesem Moment waren sie besonders anfällig gewesen und das Monster nutzte die Chance offenbar nicht aus (Erklärbär).
Zum zweiten Mal hatten sie den toxischen Rauch verlassen können und wollten nun umso dringlicher von hier verschwinden. [Absatz] Im Vorbeigehen schnappte sich Frank seine Waffe wieder.
Glücklicherweise kam ihnen wenigstens das intensive rote Licht zu Hilfe. Es hatte eine beruhigende und leicht Kraft bringende Wirkung auf sie. Es entspannte ihre Augen und dämpfte die Müdigkeit. Somit konnten sie sich auch besser auf die anderen Sinne konzentrieren.
Bisher warst du in Franks Perspektive, ab hier bist du in ihrer. Ist das Absicht?
Lila ist alles an Telling. Blau ist eine Passivformulierung, die hier umgangen werden kann.
Der Erklärbär, nun, ist ein Erklärbär Du könntest die Tatsache anders hineinpacken, indem sie sich wundern oder miteinander darüber reden.
ZitatDas tosende Rattern wurde wieder lauter und auch das markante Scheinwerferlicht baute sich allmählich wieder hinter ihnen auf. Zuerst nur als schwaches Glimmen, dann sich immer mehr zu einem gebündelten Lichtkegel formend.
Sie rannten immer weiter (seit wann tun sie das? Was habe ich verpasst?). Der Korridor schien endlos. Das UFO schien endlos! Dabei wirkte es von außen betrachtet gar nicht so riesig. Für das Paar ähnelte sich alles zu sehr, um sich ein klares Bild von Entfernungen machen zu können. Und, dass sie bewusst von diesem Kran verfolgt wurden, überforderte sie zusätzlich.
Das Alien zeigte sich wieder.
Die vier blitzenden Augen lugten aus einem Nebengang hervor und die großen Krallen des Ungetüms umschlungen den wuchtigen, gewölbten Metallträger.
lila: Telling
blau: Partizip I, lieber aktiver formulieren: Zuerst nur als schwaches Glimmen, damm formte es sich in ...
ZitatRenées aufgewirbeltes fuchsrotes Haar schlackerte herum wie ein unkontrolliertes Feuer.
Schlackert Haar? Schlackert Feuer? Ich frage ehrlich nach Ich kenne nur schlackernde Kleidung.
ZitatRenées aufgewirbeltes fuchsrotes Haar schlackerte herum wie ein unkontrolliertes Feuer. (Franks P.)
Frank rief ihr etwas zu. Aber der Wind blies zu stark. (Franks P.) Sie konnte es nicht verstehen. (Renées P.) Wobei es schon aus seinem Mund durch das Flattern in seiner Brust nur gebrochen herauskam. (Franks P.)
Hier wechselt wieder die Perspektive, weshalb ich etwas verwirrt war.
ZitatAlles anzeigenRenée prallte mit solch einer Wucht dagegen, dass sie sich den Gewehrlauf mitten ins Gesicht schlug und wie ein überladener Sack zu Boden stürzte. Noch im Fall rutschte sie mit den Schuhen weg und schlug hart mit dem linken Knie auf. Der Versuch, sich im letzten Moment noch mit den Armen abzufangen, schlug
mehr als nurfehl. Im Affekt öffneten sich die Hände und das Gewehr schlitterte davon. Hinein in dieewigeDunkelheit. (sehr gut!)Es ging alles zu
rasantschnell. Ihr Körper ließ ihr keine Zeit, Schmerzen zu verspüren.Hektische Augenbewegungen. Schnelles, zuckendes Atmen.
Wie im Traum fühlte es sich an (was genau? Wie fühlt sich so ein Traum an?). Weit am Ende des Ganges flimmerte das violette Licht wieder auf und fokussierte sich auf sie.
begann, sich auf sie zu fokussieren.Noch suchten Renées Hände verzweifelt nach der Waffe. Sie selbst wand sich wie eine altersschwache Seerobbe über die harten Gitterroste. (okay, unfreiwillig lustig xD) Aber ihr Unterbewusstsein signalisierte ihr, dass dafür keine Zeit war (wie macht ihr Unterbewusstsein das? Es ist ja unterbewusst ...)
Schnell wandte sie sich dem massiven Tor zu und schlug mit aller Kraft dagegen.
unterstrichen: Ist im Affekt handeln nicht auf einer Gemütsregung beruhend? Hier trifft das nicht zu, glaube ich. *Disclaimer*
blau: Hmmm, ich kaufe es nicht ganz ab. Vielleicht weil mir die Formulierung zu schaffen macht. Ihr Körper und sie sind getrennt?
rot: Ich verstehe, worauf du hinaus möchtest, aber das wirkt hier etwas arg losgelöst vom Rest.
ZitatSie hetzte so schnell sie konnte und sprang jedes Mal, wenn sie vermutete, dass ein Hindernis im Weg war. Aber der Schlitten hing ihr immer noch dicht an den Fersen. Zumindest wollte sie
sichwertvolle Sekunden rausschlagen, um wieder in einen Bereich zu kommen, der besser ausgeleuchtet war. Dann hätten ihre Augen bessere Chancen, einen Ausweg zu finden (Augen wieder losgelöst von ihr).Der Schlitten erreichte sie schon fast und streckte
bereitsden Greifarm nach ihr aus.
Ich bin mal so frei und schreibe meine Vorschläge direkt rein. Die Vorschläge basieren auf Lesetempo, Spannung und stärkeren Formulierungen (ohne Modalverben usw.).
ZitatAbrupt blieb sie stehen, wandte sich dem Objekt zu und starrte es mit weit aufgerissenen Augen an.
Ihr Herz raste, sprang ihr fast aus der Brust.
Hektisches Atmen und angespanntes Zittern.
Der kalte Schweiß rann ihr von der Stirn.
Ich kann das Stehenbleiben (während sie ja noch eben davor weggelaufen ist) und die ganzen Beschreibungen noch nicht zusammenführen Du könntest das Ganze drehen, also erst Beschreibung, dann stehen bleiben und sich dem Objekt wenden, dann wäre der Cliffhanger runder.
So, lieber Jade. Das sind meine Anmerkungen. Ich hoffe, sie sind hilfreich.
Wie immer gilt, dass es eben nur Vorschläge sind und dass es immer im Ermessen der Autor:innen liegt, ob sie es annehmen wollen oder nicht