Lichter [Arbeitstitel]

Es gibt 61 Antworten in diesem Thema, welches 4.102 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (10. März 2024 um 15:10) ist von Acala.

  • Lichter [Arbeitstitel]

    Zitat von Kyelia

    Sooo, Zarkaras Jade und ich sitzen nun schon seit einer halben Ewigkeit an der Idee, mal zusammen etwas zu schreiben. Weil wir gerade beide in unseren eigenen Projekten so gar nicht weiterkommen. Tja, soll es geben. Also warum dann nicht gemeinsam versagen? XD

    Im Grunde wird das erstmal eine etwas kürzere Geschichte werden und soll (hoffentlich) auch etwas gruselig werden. Ich bin mal gespannt, ob wir das schaffen. :D Das wäre das erste Mal, dass wir Horror schreiben und für mich das erste Mal ein Versuch einer Sci-Fi Geschichte. Ich sehe das schon voll in die Hose gehen :rofl: Aber gut, wir haben auch nicht vor, das hier super mega ernst zu halten. Von daher mal sehen, wie es funktionieren wird :D

    Von mir gibt es dann erstmal den Prolog. Ich gebe zu, ich habe schon Besseres geschrieben, aber auch schon Schlechteres. Also von daher :D

    Ursprünglich war es ein Gemeinschaftsprojekt von Kyelia und mir. Leider kam dann schon bald Corona und weiterführend noch andere Dinge dazwischen, weshalb die Geschichte schnell im Sand verlaufen ist. ;(

    Doch ich habe die Erlaubnis von Kyelia bekommen, die Geschichte gerne auch allein weiterzuschreiben. :danke:

    Und weil ich unsere Idee immernoch sehr gut fand, habe ich mich nun auch dazu entschlossen, diese Geschichte fortzuführen. :party2:


    Prolog (geschrieben von Kyelia )

    Alys sah hektisch über die Schulter. Der Wald lag in völliger Finsternis. Nichts war zu sehen. Kein Tier kreuzte ihren Weg, oder ließ einen Laut erklingen. Selbst der Wind hatte aufgehört, mit den Blättern der Bäume zu spielen. Es schien als wäre alles und jeder verschwunden, einfach weg, aus der Welt getilgt. Dennoch oder gerade deshalb fühlte sie sich beobachtet, hatte das Gefühl, dass jemand oder etwas ihr dicht auf den Fersen wäre. Etwas, das sich lautlos bewegte. Innerlich wusste sie, es war da.

    Tränen verschleierten ihre Sicht und eine eisige Gänsehaut legte sich wie ein Mantel auf ihre nackten Arme. Sie fror, während ihr der Schweiß auf der Stirn stand. Ihr Atem ging schwer und ihre Beine wurden mit jedem Schritt schwerer. Aber sie rannte weiter. Rannte weiter durch einen Wald, den sie nicht kannte, über einen Weg, den sie nur erahnen konnte, vor etwas weg, das sie noch nicht einmal gesehen hatte. Immer wieder stolperte sie, rutschte auf feuchtem Laub aus oder wurde von sperrigen Ästen und Stämmen aufgehalten, die achtlos auf dem Waldboden lagen. Ihre Kleidung musste von oben bis unten vor Dreck strotzen und vor einigen Metern hatte sie ihren rechten Schuh verloren. Immer wieder bohrten sich kleinere Steinchen und Äste in ihre Fußsohle und ließen sie zunehmend langsamer werden. Sie durfte nicht stehen bleiben, nicht anhalten.

    Gerade noch rechtzeitig entging sie einem tief hängenden Ast. Das Laub raschelte und etwas knackte, als sie zur Seite ausbrach und an einem Dornenbusch hängen blieb. Stacheln bohrten sich in ihren Arm und hinterließen einen blutigen Schmerz. Ranken griffen nach ihren Füßen und nahmen sie gefangen. Unablässig zerrten sie an ihr und brachten sie beinahe zu Fall.

    Alys unterdrückte einen überraschten Ausruf. Stattdessen warf sie erneut einen gehetzten Blick durch den Wald, versuchte etwas zu sehen, etwas zu hören. Ihre Sinne waren in Alarmbereitschaft. Aber noch immer war da nur das Gefühl, etwas wäre hinter ihr her.

    Eilig bückte sie sich und fingerte an den Dornen herum. Oberflächlich hinterließen sie Wunden. Es schmerzte und juckte, aber sie ignorierte es. Dafür hatte sie keine Zeit.

    Ein Schrei durchbrach die Dunkelheit und ließ sie zusammenfahren. Kreischend stürzte sich ein Schwarm aus dem Schlaf gerissener Vögel in den nächtlichen Himmel. Schwarz wirbelten sie aufgebracht durcheinander, bis sie sich in Sicherheit verflüchteten. Was hätte Alys dafür gegeben ebenfalls fliegen zu können und diesem Albtraum zu entkommen.

    Ein erneuter Schrei. Diesmal lauter und scheinbar ganz in ihrer Nähe. Sie kannte die Stimme. Noch am Lagerfeuer vor wenigen Minuten hatten sie gemeinsam gelacht und sie hatte dieser Stimme gelauscht. Es war Cynthia, ihre Freundin.

    Ein Schauer fuhr Alys über den Rücken, Kälte durchzog jede Faser ihres Körpers. Dann verstummte der Schrei abrupt und hinterließ nichts als eine spannungsgeladene Ruhe und ihren schweren Atem. Was war passiert? War es wirklich ihre Freundin gewesen? Was war geschehen? Sollte sie nachsehen? Sie musste ihr doch helfen.

    Ihr Körper spannte sich an, als sie entfernte Schritte hörte. Schnell raschelten sie durch das Unterholz.

    Alys widerstand dem Instinkt nach ihrer Freundin zu rufen. Das konnte nicht sie sein. Das waren mehr als zwei Füße, die den Boden berührten.

    Panisch riss sie sich los und wollte weitersprinten, da glitten ihre Füße von einem feuchten Stein und ließen sie den Halt verlieren. Ihre Hände griffen ins Leere auf der Suche nach Rettung. Ein lautes Quieken verließ ihre Kehle, als sie eine Böschung kopfüber hinabrutschte. Ihre Schultern knirschten über kleine Steine, während ihr Arm mit etwas Hartem kollidierte und sich ein unbekanntes Objekt in ihren Unterschenkel bohrte. Schmerz zuckte durch jede Faser ihres Körpers wie ein Blitz durch einen Baum. Er schien alles zu zerfetzen und nichts als Bruchstücke zurückzulassen.

    Ehe sie ihre Augen vor dem Aufprall verschloss, streiften sie eine Silhouette, die am Rand des Hügels zwischen den Bäumen hervortrat. Leuchtende Punkte starrten sie an und vier Arme griffen hinter ihr in die Luft. Lange Krallen, die nach ihr packen wollten, fuhren über ihr vorbei.

    Dann knallte sie schmerzhaft mit dem Rücken gegen einen Stein. Es trieb ihr die Luft aus der Lunge und für einen Wimpernschlag verschwand die Wirklichkeit vor ihren Augen, wurde schwarz und Erinnerungen peitschten durch ihr Bewusstsein. Erinnerungen an einen lustigen Nachmittag mit ihren Freunden. Erinnerungen an eine Wanderung bei Sonnenschein und Unterhaltungen an einem warmen Feuer.

    Das Leben kehrte mit einem Schlag zurück in ihr Sein und ließ ihr Herz pochend klopfen. Sie durfte dort nicht bleiben. Sie musste weiter. Angst überschlug sich in ihrem Körper und vom Adrenalin getrieben, sprang Alys auf ihre Beine. Den Schmerz ihrer Glieder blendete sie aus, als sie panisch die Anhöhe hinaufblickte. Was auch immer dort gestanden hatte, es war weg. Nichts war zu sehen. Nichts als Dunkelheit und die Umrisse von kräftigen Bäumen. Doch Alys wusste, dass sie sich nicht getäuscht hatte. Die Schreie ihrer Freunde klingelten noch immer in ihren Ohren.

    Ein lautes Röhren riss sie herum, glaubte sie das Ding hatte sich hinter sie geschlichen. Geblendet musste sie die Augen zusammenkneifen. Direkt vor ihr preschte ein Geländewagen mit Fernlicht aus dem Wald. Der Wagen wirbelte Staub hinter sich auf. Das Getriebe kreischte durch die Nacht. Obwohl sie nichts sah, ihre Augen den Dienst scheinbar eingestellt hatten, erkannte sie den Wagen. Er war ihre Chance. Ihre einzige Chance.

    Winkend und rufend lief sie erblindet in die Fahrbahn des Wagens.

    Die Reifen quietschten, dann hörte sie wie der Fahrer Gas gab.

    Versteinert blieb Alys stehen. Keinen ihrer Muskeln konnte sie noch bewegen. Wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Wie konnten ihre Freunde sie zurücklassen wollen? Wie konnten sie Gas geben, wenn sie vor ihnen stand und nach Hilfe rief? War es die Rache für ihre eigene Flucht? Für ihre eigene Feigheit, als sie Cynthia einfach alleingelassen hatte? Was war mit ihr geschehen? Saß sie auch in dem Auto und sah es als Gerechtigkeit an nun nicht anzuhalten?

    Hinter ihr knirschte es leise.

    Dann ging alles ganz schnell.

    Der Geländewagen brach zur Seite weg und Alys gelang es endlich, sich aus ihrer Starre zu lösen. Vom Licht nicht mehr direkt geblendet, kehrte ihre Sehkraft zurück. Sie sprang beiseite und entkam so im letzten Moment der Gefahrenzone, stieß dabei aber erneut gegen den Stein, den sie auch schon bei ihrem Fall in den Rücken bekommen hatte. Flirrende Punkte tanzten vor ihren Augen und ihr Kopf dröhnte, als der Wagen mit einem lauten Scheppern einen jungen Baum wegrasierte und sich dann krachend um den Stamm einer alten Eiche schmiegte. Augenblicklich stieg Rauch auf.

    Alys wollte aufstehen, nach ihrem Freund sehen, aber ihre Beine folgten ihr nicht. Rot tropfte ihr etwas auf die Kleidung. Mit zittrigen Fingern griff sie sich an die Stirn und berührte klebriges Blut. Ein Würgreflex übermannte sie und mit ihrem Frühstück erklomm Schwärze ihr Bewusstsein.

    Das Letzte, das sie hörte war ein kehliges Atmen, ein Rasseln und Grunzen. Das Letzte, das sie sah ein spitzes Gesicht mit langen Zähnen und vier leuchtenden Augen. Das war kein Mensch.

  • Part 1

    Frank steuerte seinen Wagen von der asphaltierten Straße auf einen Schotterweg, der auf direktem Pfad in den Wald führte. Schon jetzt konnte er die frische Luft der kanadischen Natur förmlich riechen. Bereits seit Wochen hatte er diese Zeit herbeigesehnt und dabei hatte er mehr als einmal das Gefühl gehabt, mit jeder Stunde, die er seinem Urlaub näher gekommen war, hatte sich seine Arbeit verlangsamt. Witzigerweise konnte das gar nicht sein. Als Uhrmacher hatte er die Zeit schließlich buchstäblich im Blick.

    Neben ihm beugte sich Renée vor und schaltete das Radio aus, aus dem bis eben noch der Mainstream-Pop des 21. Jahrhunderts gequollen gekommen war.

    „Jetzt gibt es vier Tage nur noch Vogelgezwitscher und den Klang des Waldes“, meinte sie und öffnete demonstrativ das Fenster.

    Frank nickte stumm.

    Wie jedes Jahr um die gleiche Zeit unternahmen er und Renée einen mehrtägigen Jagdausflug in die wunderschönen kanadischen Wälder. Dieses Mal nördlich des Morin Lake. Eine malerische Landschaft in einem nahezu unberührten Waldgebiet. Perfekt für die Jagd.

    Nebst seiner Tätigkeit als Uhrmacher in La Ronge brauchte Frank ein weniger anspruchsvolles Hobby zum Ausgleich. Das Angebot in seiner Gegend war für seine Bedürfnisse recht mau, aber die Ansprüche ebenso. Das Angeln allein konnte ihn jedoch nicht befriedigen, also trat er nach langem Überlegen doch einem Jagdclub bei. Wobei er sich schnell mehr für Renée interessierte als für den Club.

    Sie waren nicht zum ersten Mal in diesem Gebiet des Waldes unterwegs, weshalb sie sich etwas orientieren konnten an markanten Bäumen, Hügeln und Felsen.

    Obwohl es nur eine Straße gab, konnte man sich zwar nicht verfahren, aber trotzdem schnell verirren. Für einen Laien sah es hinter jedem Hügel und jeder Hecke gleich aus, was für sie beide den besonderen Reiz ausmachte. Abgelegene unberührte Natur, dem drögen Alltag entrinnen, die Seele baumeln lassen.

    Den Jeep in einer Nische am Straßenrand abgestellt, machten sie sich in voller Montur auf dem Weg querfeldein durch den Wald. Neben dem Genießen der farbenprächtigen Umgebung mit all ihren Gerüchen und Klängen blieb immer ein Auge auf der Suche nach verdächtigen Hinweisen. Neben zertrampelten Gras und angefressenen Pilzen machten sie auch erste Spuren von Wild ausfindig. Diese Erkenntnisse verhießen ihm bereits jetzt eine spannungsreiche Jagd. Er sah sich schon mit Renée durch die Büsche schleichen und über den Boden kriechen. In vollster Zuversicht, dieses Mal etwas Großes ins Visier zu bekommen. Nicht immer nur Waschbären oder Dachse.

    Wie auch zuvor im Wagen hatten sie sich während des Spazierganges nicht viel zu sagen, sie empfanden eine Unterhaltung in dieser bedächtigen Ruhe als störend. Obgleich sie sich sonst immer etwas zu sagen hatten. Selbst das Hinweisen auf Spuren erledigten sie nur flüsternd oder mit Handgesten.

    Eine gute Stunde waren sie unterwegs, bis sie ihr bereits zuvor ausgesuchtes Ziel erreichten. Eine kleine Lichtung bot einen hervorragenden Platz fürs Lager.

    Bedächtig legte der Mittdreißiger seine Handvoll Äste, die er unterwegs im Wald aufgesammelt hatte, im leicht feuchten Gras ab, um den ersten Beitrag fürs Lagerfeuer zu liefern.

    Beide atmeten tief durch, füllten ihre Lungen mit erfrischender Waldluft und lauschten dem sanften Plätschern des nahegelegenen Baches.

    Es zauberte ein Lächeln auf seine Lippen, als er in Renées zufriedenes, durch die erröteten Wangen belebtes Gesicht schaute.

    Zum Glück schaffte es die wärmende Sonne noch das raue Klima erträglich zu machen. Denn beim Blick in die Ferne sahen sie noch weite Waldstriche in Nebel eingehüllt. Eine stetige Melancholie lag in der Luft, die aber keineswegs störend wirkte.

    Ungestüm hielt Renée Frank mit dem Arm zurück, nahm ihren Fotoapparat und verewigte diesen malerischen Fleck Natur auf einem Bild.

    Er schmunzelte, er wusste ihren Enthusiasmus sehr zu schätzen. Sie würde alles tun für das perfekte Foto einer perfekten Kulisse. Sie war immer die erste, die irgendwas Neues entdeckte und erkunden wollte.

    Aber trotz allem hatten gewisse Dinge Priorität. Auch wenn es erst Mittag war, wollten sie bereits alles für die Nacht vorbereiten. Umso mehr Zeit hatten sie, ihre Zelte aufzubauen. Sie machten sich immer einen Spaß draus, wer als erstes seine Unterkunft aufgebaut bekam. Denn Renée wusste, dass Frank, obwohl er es schon unzählige Male gemacht hatte, stets die Beschreibung benutzte. Für sie völlig unverständlich, ihr war das zu umständlich.

    Kopfschüttelnd beobachtete sie ihn aus den Augenwinkeln, während sie selbst ihre Zeltstangen zusammensteckte.

    Natürlich war Renée deutlich eher fertig und konnte es sich nicht nehmen lassen, seinen mutigen Einsatz mit dem Fotoapparat festzuhalten. Er ließ sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen und beharrte auf seine übersichere Methode. Ein Grinsen konnte sie sich nicht verkneifen.

    Aber es war noch allerhand zu tun und ihn weiter ablenken wollte sie nicht. Also ließ sie ihn mit seinem Zelt allein, nahm sich die Axt und zog in den Wald, um noch etwas mehr Feuerholz zu suchen.

  • Part 2

    Als Frank dann auch endlich sein Zelt aufgebaut hatte, war sie ebenso mit einer guten Fuhre voll trockener Äste und Zweige zurückgekehrt.

    Ohne weitere Zeit zu vergeuden machte er sich auf zu dem kleinen Bach, der kaum hundert Meter entfernt hinter einer Böschung entlang floss, um dort noch ein paar weitere Steine für die Feuerstelle zu holen.

    Glasklares, fast schon eisig kaltes Wasser. Für Unbedachte lud es sofort ein, einen kräftigen Schluck davon zu nehmen. Aber dem erfahrenen Camper war bewusst, dass man auch ein solch augenscheinlich sauberes Wasser nicht ungefiltert trinken sollte.

    Eine halbe Stunde später war das Lager endlich aufgeschlagen. Ein kurzer Blick auf seine Armbanduhr. Es war kurz nach Zwei.

    Zufrieden gönnten sie sich einen kleinen Snack in Form von selbstgemachten Sandwiches, bevor sie anschließend einen ersten Jagdversuch starteten.

    Heute ging nur er mit dem Gewehr los, seine zwei Jahre jüngere Freundin war dagegen mit ihrer Kamera bewaffnet.

    Sie wollte gleich den ersten Tag nutzen, um perfekte Fotos von der nachmittäglichen und abendlichen Sonnenkulisse zu ergattern. Und dieser Wald bot so einige gute Motive.

    Sei es ein einsam herumliegender von Moos bewachsener Felsen, oder durch die Baumkronen brechende Sonnenstrahlen, die wie in einem Schattenspiel bewegende Formen auf dem dicht belaubten Waldboden warfen. Ebenso ein umgeknickter, über die Jahre mit Gras und Pilzen überwucherter Baumstumpf, der mit viel Fantasie wie die Behausung eines Fabelwesens aussah.

    Aber auch akustisch hatte die Gegend viel zu bieten. Beruhigend knirschendes Laub, durch den gediegen säuselnden Wind knarrende Äste oder buntes Vogelgezwitscher.

    Sie waren schon ein ganzes Stück vom Lager entfernt und die Sonne war kaum noch zu sehen.

    „Lass uns für heute Schluss machen“, merkte Frank an und zeigte nach oben. „Es wird bald dunkel. Und so wirklich fit fühle ich mich auch nicht.“

    Es war ihm anzusehen, dass er unzufrieden war. Nicht einmal ein Igel oder wenigstens Spuren von Tieren hatte er finden können.

    Und trotz eines enttäuschten Schnaufens Renées, stimmte auch sie zu. Sie merkte ebenso, dass ihr Körper ihr langsam Signale sendete, sich für heute lieber nur noch auszuruhen. Umso fitter würde man am nächsten Tag sein.

    „Aber dann stehen wir morgen etwas früher auf“, entgegnete sie als Kompromiss, was er mit leicht wankendem Kopf nur widerwillig bejahte.

    An sich hatte er nichts dagegen, früher oder vielleicht sogar noch mitten in der Nacht aufzustehen. Doch er wusste aus Erfahrung, dass sie ohnehin nicht vor Mitternacht einschlafen würde.

    Es war noch geschätzt eine halbe Stunde bis zum Lager, als Renée plötzlich ein leises langgezogenes Zischen wahrnahm. Es war kaum zu hören, selbst für sie. Zuerst dachte sie sich auch nichts dabei, war es vermutlich nur eine Natter oder ähnliches Getier.

    Aber als nur wenige hundert Meter weiter dieses Geräusch wieder auftauchte, diesmal deutlich lauter und klarer, wurde ihr schon etwas mulmig.

    Leicht angespannt hielt sie ihre Kamera griffbereit und flüsterte ihrem Partner zu: „Hast du das auch gehört?“

    „Was denn?“, entgegnete er stirnrunzelnd und blickte über seine Schulter leicht verkrampft zu ihr hinter.

    Ihre Augen trafen sich. Und Renées Gesicht zeigte große Verunsicherung.

    „Dieses merkwürdige Zischen“, erklärte sie und deutete mit der Kamera in den Händen zu den Bäumen rechts neben sich. „Irgendwo da hinten.“

    Frank entschleunigte rasch seine Schritte, setzte nur noch einen Fuß vor und lauschte nur auch so leise er konnte. Aber er konnte nichts dergleichen hören.

    Sie wiederum zeigte immer noch energisch zu den Bäumen hin und deutete mit einer Handbewegung das Erklingen dieses Zischens an. „Da ist es schon wieder.“

    So sehr er sich auch anstrengte, er konnte nichts hören, das auch nur ansatzweise nach solch einem Geräusch klingen könnte. „Offenbar ist mein Gehör nicht mehr so gut. Komm, lass uns weitergehen.“

    Und mit diesen Worten setzte er sich wieder in Bewegung. Renée folgte ihm trotzend, wollte sie einfach nicht akzeptieren, dass sie es sich nur eingebildet haben sollte.

    Die Zeit verging, die Sonne sendete ihre letzten Strahlen aus, bevor sie endgültig am Horizont verschwinden würde und das Lager war auch schon in der Ferne zu erblicken. Doch dann ertönte wieder dieses Zischen. Und dieses Mal sehr laut! Aber nur für einen Moment.

    Beide schreckten auf. Instinktiv riss Renée sich herum und hielt die Kamera bereit. Ohne drüber nachzudenken knipste sie sofort ein Foto. Aber nichts war zu sehen. Nur die gewohnt grüne und idyllische Umgebung der kanadischen Natur.

    Erst beim zweiten Blick erhaschte sie für einen Moment etwas hinter einem großen Beerenstrauch, geschätzte hundert Fuß von ihnen entfernt. Er raschelte und bewegte sich. Irgendwas bewegte sich.

    „Dort drüben!“, rief sie und hielt erneut die Kamera drauf.

    Frank, der sich kurz zuvor schon dorthin umgedreht hatte, fokussierte sich nun auch auf diese Stelle.

    Dann ragten kurz irgendwelche spitzen Objekte hervor. Von deren Position aus sahen sie wie übergroße Stacheln aus. Frank konnte sich keinen Reim daraus machen. Er dachte sofort an einen Elch oder Hirsch.

    Instinktiv griff er nach seinem Gewehr und wollte es gerade anlegen, da verschwanden diese Spitzen wieder und irgendwas huschte mit unvorstellbarem Tempo hinter den Bäumen entlang und verschwand binnen weniger Sekunden aus deren Sichtfeld. Noch ein letztes Foto versuchte Renée zu schießen, bevor auch sie es aus den Augen verlor.

    Frank konnte gar nicht so schnell anlegen, wie dieses Etwas sich wieder im grünen Dickicht verkrochen hatte.

    „Hast du das gesehen?“, fragte sie mit weit aufgerissenen Augen und herunter gelassener Kinnlade.

    Kopf nickend bestätigte er und setzte das Gewehr wieder ab. Die Augen zugekniffen rieb er sich die Nasenwurzel und atmete tief die frische Waldluft ein. Spontane Gedanken quälten ihn. Hätte er abdrücken sollen? Hätte er schon eher auf die Anmerkungen seiner Partnerin eingehen sollen? War es richtig, gezögert zu haben?

    Renées berührende Hand auf seiner Schulter brachte ihn sanft wieder zurück ins Hier und Jetzt. „Alles in Ordnung?“

    Frank brummte nur ein zustimmendes „Hmm“ und öffnete wieder die Augen. Der erfrischende Anblick ihres Gesichts gab ihm wieder die Gewissheit, nicht falsch gehandelt zu haben.

    „Siehst du?“, sagte sie weiter und zeigte mit starren Handgesten zu dem Gebüsch rüber. „Ich hatte doch recht!“

    Und genau diese Worte sah er als Aufforderung, um genauer nachzusehen, was es gewesen sein könnte.

    Schnurstracks stiefelten sie hin und hielten dabei weiterhin Ausschau nach diesem Objekt.

    An jener Stelle entdeckten sie dann tatsächlich etwas. Ein paar abgebrochene Zweige. Sowie leichte Kratzspuren am nahegelegenen Baum, die deren Auffassung nach nicht von einem einheimischen Tier stammen konnten.

    Bei genauerer Untersuchung des Strauches fiel Renée eine leicht silbrige, klebrige Substanz an Blättern und Beeren auf.

    Während ihr Partner die Kerben an der Rinde untersuchte, inspizierte sie eingehender diese merkwürdige Flüssigkeit. Vorsichtig verrieb sie diese zwischen Zeigefinger und Daumen und roch daran. Reflexartig zuckte sie zusammen und verzog extrem angewidert ihr Gesicht. Sofort stieg ihr ein kleiner Schwall Magensäure in den Hals. Sie war kurz davor, sich zu übergeben. Es stank bestialisch!

    „Das riecht wie Erbrochenes!“, spuckte sie die Worte gleichsam ihres Speichels aus, um diesen säuerlichen Geschmack aus ihrem Mund zu bekommen.

    „Hätte ich vielleicht doch schießen sollen?“, haderte er immer noch mit sich und schaute sich Antwort suchend in der Umgebung um.

    Sie, völlig aufgelöst, kramte ihre Feldflasche aus der Seitentasche ihres Rucksacks hervor und drehte mit zittrigen Händen den Deckel ab. Dann nahm sie einen kräftigen Schluck und spülte sich den Mund aus.

    Irritiert von den unmenschlich klingenden Geräuschen seiner Partnerin glotzte er sie wie ein Eichhörnchen an. „Alles in Ordnung bei dir?“

    „Frank!“, keuchte sie, schniefte und röchelte. „Ich bin hier fast am Verrecken und du …?“

    Er zuckte sich keiner Schuld bewusst die Schultern, reichte ihr aber prompt als Friedensangebot seine Feldflasche.

    Dankend nahm sie sie entgegen.

    Während sie weiterhin mit sich beschäftigt war, schaute er sich noch einmal skeptisch um, hielt dabei das Gewehr einsatzbereit und murmelte angespannt: „Lass uns hier verschwinden.“

    Sie nahm noch einen kräftigen Schluck aus der Flasche und gab ihm einen Daumen nach oben.

    Sie setzten ihren Weg fort zum Lager. Für Renée war die Freude am Fotos Schießen auch vorerst vergangen. Und Frank wollte sich auch für den Rest des Tages nicht mehr damit beschäftigen. Irgendwann waren zu viele Gedanken an eine Sache auch wirklich zu viel!

  • Salut,

    Ein spannender Einstieg. Beide Szenen werfen interessante Fragen auf und machen Bock auf mehr. Eure Schreibstile wirken versiert und wortgewandt.

    Ein paar Gedanken sind mir noch gekommen - sind aber alles Einsprüche auf hohem Niveau, da könnt ihr tun und lassen damit, was ihr möchtet.

    Spoiler anzeigen
    Zitat

    Immer wieder stolperte sie, rutschte auf feuchtem Laub aus oder wurde von sperrigen Ästen und Stämmen aufgehalten, die achtlos auf dem Waldboden lagen.

    Na man wirft doch nicht einfach achtlos Äste in den Wald! =O

    Zitat

    Alys widerstand dem Instinkt nach ihrer Freundin zu rufen. Das konnte nicht sie sein. Das waren mehr als zwei Füße, die den Boden berührten.

    Diese Hinweise, die das Kapitel hindurch gestreut werden machen die Sache echt spannend und lassen den Leser rätseln, mit was für einem Wesen man es hier zu tun bekommt.

    Zitat

    Dann knallte sie schmerzhaft mit dem Rücken gegen einen Stein. Es trieb ihr die Luft aus der Lunge und für einen Wimpernschlag verschwand die Wirklichkeit vor ihren Augen, wurde schwarz und Erinnerungen peitschten durch ihr Bewusstsein. Erinnerungen an einen lustigen Nachmittag mit ihren Freunden. Erinnerungen an eine Wanderung bei Sonnenschein und Unterhaltungen an einem warmen Feuer.

    Zwei Sätze sind alles was man braucht, aller nötiger Kontext ist damit schon gegeben. Bravo!

    Zitat

    Ein lautes Röhren riss sie herum, glaubte sie das Ding hatte sich hinter sie geschlichen.

    Den Satzbau finde ich hier etwas merkwürdig, auch wenn es auch als stilistische Entscheidung durchgehen könnte.

    Zitat

    Obwohl sie nichts sah, ihre Augen den Dienst scheinbar eingestellt hatten, erkannte sie den Wagen. Er war ihre Chance. Ihre einzige Chance.

    Winkend und rufend lief sie erblindet in die Fahrbahn des Wagens.

    Die Wortwahl finde ich etwas überdeutlich. Bei mehrfacher Erwähnung musste ich wirklich gerade nachlesen, ob nicht etwas Alys' Augen getroffen hatte. Denke, "geblendet" würde genügen.

    Zitat

    Alys wollte aufstehen, nach ihrem Freund sehen

    Freund Singular? Der wurde zuvor noch nicht erwähnt.

    Das zweite Kapitel ist ruhiger und liest sich durch den anderen Schreibstil und das gedrosselte Tempo unterschiedlich. Ich denke, an der Stelle ist es aber durchaus angebracht, den Prolog kurz setzen zu lassen, so wie ihr es hier getan habt.

    Zitat

    auf einen Schotterweg, der auf direktem Weg in den Wald führte

    Zitat

    Wie jedes Jahr um die gleiche Zeit unternahmen er und Renée einen mehrtägigen Jagdausflug in die wunderschönen kanadischen Wälder nördlich es Morin Lake.

    [...]

    Sie waren nicht zum ersten Mal in diesem Gebiet des Waldes unterwegs

    Die Erklärung doppelt sich hier etwas.

    Zitat

    Während ihr Partner noch immer die Kerben an der Rinde untersuchte, inspizierte sie eingehender diese merkwürdige Flüssigkeit.

    Das "noch immer" erübrigt sich, das wurde zuvor ja nicht erwähnt.

  • Danke für dein Lob und deine Anmerkungen Jufington ! :alien: Also nochmal zur allgemeinen Information: Ich schreibe sie alleine weiter. Und es freut mich, dass du unsere Schreibstile gut findest.

    Wegen deinen Anmerkungen werde ich schauen, dass ich sie bestmöglich umsetzen werde. :alien:

    Ich werde die Überschrift der Parts editieren (Part 1 Part 2 etc.) und die Namensbezeichnung herausnehmen, da ich die Geschichte ja nun alleine schreibe.

    Anbei ein neuer Part. Aber ich bin stellenweise nicht ganz zufrieden mit den zeitlichen Übergängen. :/


    Part 3

    Mental sowie körperlich moderat erschöpft angekommen, bereitete Frank gleich das Lagerfeuer vor, während seine Freundin sich mit einem kleinen Kochtopf voll Kartoffeln und Alufolie, sowie zwei Weckgläsern zu ihm gesellte. Eines mit selbstgemachtem Kräuterquark und eines mit eingelegten Zimtbirnen.

    Er schaute kurz zu ihr auf, direkt in das tiefe Abendrot, das wie ein warmer Hauch durch ihr fuchsiges, schulterlanges Haar hindurch glimmte. Auch wenn er kurz davon geblendet wurde, konnte er ihr zufriedenes Lächeln erkennen. Und er schenkte ihr eines zurück.

    Da sie nicht davon ausgehen konnten, auch wirklich Wild zu erjagen, um dieses anschließend bestenfalls auch zu verzehren, hatten sie im Jeep noch genug Essen dabei, um mindestens eine Woche überleben zu können. Hauptsächlich Nudeln, Kartoffeln und Eingewecktes.

    Die fest in Alufolie eingewickelten Kartoffeln wurden gebündelt in die Glut gelegt und garten vor sich hin. Frank öffnete zwei Flaschen BEC und gemeinsam stießen sie auf einen gemütlichen Abend an. Sie setzten sich auf die ums Feuer platzierten Baumstämme und wärmten sich auf. Und mit etwas Smalltalk über die Arbeit und Kollegen schwand die Zeit auch wie im Fluge.

    Die Kartoffeln waren fertig und zusammen mit dem Kräuterquark durchaus sehr passabel. Ein einfaches dennoch schmackhaftes Essen. Die Birnen als Dessert mit extra Ahornsirup dazu rundeten das Menü ab.

    Im Anschluss genossen sie das beruhigend knisternde Feuer. Renée las noch einige Seiten weiter in dem Buch, das sie sich vor zwei Wochen gekauft hatte. The Whirlpool von Jane Urquhart.

    Auch wenn das Licht sehr spärlich war und die Schrift außerordentlich klein gehalten.

    Ihr Freund hingegen schnitzte währenddessen an einem dicken Aststück herum.

    Eine Figur. Seiner Interpretation nach sollte es Renée darstellen, in eben genau jener Pose, wie sie auf dem Baumstamm hockte.

    Natürlich war er keinesfalls begabt und die Figur grenzte eher an einen Waldtroll als an eine Frau. Immerhin die Haltung bekam er halbwegs hin.

    Er versuchte sich immer mal in dieser Sache, bisher aber nur mit mäßigem Geschick.

    Auf seinem heimischen Kaminsims hatte er bereits eine Hand voll Holzfiguren stehen, die auch nicht sonderlich detailreich oder ästhetisch waren. Aber es waren eben seine.

    Für seine bessere Hälfte hatte er auch schon eine geschnitzt gehabt. Sie hatte sich zu ihrem letzten Geburtstag ein solches Geschenk gewünscht. Eine Kröte mit viel zu großen Augen. Aber Renée gefiel sie trotzdem.

    Die Zeit verging und langsam wurde das Lesen für sie doch zu anstrengend. Sie legte das Buch weg und beobachtete nun ihren Partner. Er hatte das Schnitzen für heute unterbrochen. Allmählich wirkte die Figur doch schon wie ein Mensch, aber die Feinheiten fehlten noch. Dafür brauchte er aber besseres Licht.

    Sie unterbrach die Ruhe und murmelte halb in Gedanken: „Ich frage mich immer noch, was das vorhin war.“

    Frank schwenkte seine Augen vom Feuer zu ihr hinauf und starrte sie einige Sekunden nachdenklich an. Dann antwortete er trocken. „Mach dir darüber keinen Kopf. Was soll das schon gewesen sein? Bestimmt gibt’s dafür eine ganz natürliche Erklärung.“

    Sie runzelte die Stirn. „Und wenn nicht?“

    Und er zuckte nur mit den Schultern. „Also mir sind jetzt keine Mären oder Mythen von irgendwelchen Monstern bekannt, die in diesen Wäldern hier beheimatet sein sollen ...“

    Daraufhin verdrehte sie entnervt die Augen und stocherte weiter mit dem Stock im Feuer umher. „Dann glaube mir eben nicht ...“

    Minuten vergingen, in denen sie sich nur noch anschwiegen. Nüchtern beobachteten sie das Lagerfeuer, wie es langsam immer mehr ausbrannte. Man konnte regelrecht sehen, wie beide in sich gekehrt waren und in Gedanken schwelgten. Aber offensichtlich nicht auf derselben Wellenlänge.

    Eine fast schon peinliche Stille herrschte, die sich über quälend lange Minuten erstreckte.

    „Wie auch immer ...“ Mit diesen Worten erhob Frank sich dann vom leicht feuchten Gras, klopfte seine Hose sauber und ging zu ihr rüber.

    Sie verfolgte ihn perplex, während sie weiterhin unterbewusst mit dem halb verkohlten Stock in der Glut herumstocherte.

    „Ich geh jetzt schlafen“, sprach er weiter, hockte sich an ihre Seite und legte sanft seinen Arm um sie. „Mach nicht mehr so lange. Schließlich wollen wir ja morgen schon früh wieder auf den Beinen sein.“

    Dann drückte er ihr noch einen zögerlichen Kuss auf die Wange und ging anschließend zu seinem Zelt.

    „Du kannst auch jederzeit zu mir kommen, wenn du zu große Angst hast“, entgegnete er noch fix mit einem verschmitzten Lächeln.

    Aber sie verdrehte nur spöttisch die Augen und konterte: „Träume weiter, Frank ...“

    Diese Anmerkung beachtete er nicht weiter und verschwand nun endgültig in seinem Zelt. Wusste er genau, dass sie es nicht so gemeint hatte.

    Renée wandte sich wieder dem fast ausgebrannten Lagerfeuer zu und starrte in den letzten glühenden Rest. Mit dem Stock schürte sie ein paar letzte Flammen, die aber nach wenigen Sekunden wieder verschwanden.

    In Gedanken vertieft schwelgte sie in Erinnerungen. Sie liebte Frank mit Garantie genauso sehr wie er sie. Aber mehr als einen feuchten Schmatzer auf die Wange oder etwas Schmusen konnte sie noch nicht zulassen. Auch wenn sie sich schon seit knapp fünf Jahren kannten, sind sie erst seit einem halben Jahr zusammen. Ihre Beschäftigung als Kellnerin in Kosta's Lounge spielte dabei eine maßgebliche Rolle. Sie hatte ihm schon früh nahegelegt, dass sie nicht leicht zu haben sei und auch gerne mal etwas mehr Zeit verstreichen ließe, bevor sie sich in Sachen Partnerschaft festlegen würde. Wer täglich mit hunderten Leuten zu tun hatte, konnte sich nur schwer auf einen einzelnen einschießen.

    Natürlich war ihr schnell klar gewesen, dass Frank sich davon nicht abschrecken lassen konnte. Und er stellte es auch sehr geschickt an, sie nicht aufdringlich zu umgarnen.

    Bei ihren ersten gemeinsamen Ausflug wollte sie zuerst auch gar nicht mit. Frank musste ihr schon mehrmals das Angebot machen, bevor sie einwilligte.

    Nachdenklich starrte sie in den finsteren Nachthimmel und beobachtete die Sterne. Eine sehr klare Nacht, kaum von Wolken bedeckt.

    Sie bildete sich ein, ein schwaches Flackern am Horizont gesehen zu haben. Vermutlich nur die Aurora Borealis. Wobei das schon mit sehr viel Glück verbunden wäre, wenn man sie von hier aus sehen könnte.

    Als ihr Blick vom Kosmos weg zur Wiese hinunter schwenke, konnte sie ein anderes Phänomen entdecken. Unweit von ihrem Lager entfernt am Rand der Lichtung erspähte sie ein ganz leichtes Aufglimmen vieler kleiner Glühwürmchen.

    Ein schöner Anblick, der sie sehr beruhigte. Und zusammen mit dem Sternenhimmel, der auf seine eigene Art faszinierend war, wirkte es fast wie dessen Spiegelbild.

    Lange blieb sie aber auch nicht mehr wach. Nur gerade so lang, bis die Glut zu lichtschwach war, um noch etwas erkennen zu können. Sie nahm ihre Taschenlampe zur Hand und schüttete eine Schaufel voll Erde drauf, um auch noch die letzte Glut auszumachen. Anschließend stakste sie vorsichtig zu ihrem Zelt und ging schlafen.

    ***

    Renée schreckte auf!

    Völlig perplex blickte sie sich um. Es war noch mitten in der Nacht.

    Sie schaute auf ihre Armbanduhr, auf das beleuchtete Ziffernblatt.

    3 Uhr morgens.

    Nicht einmal zwei Stunden hatte sie schlafen können und wurde von irgendeiner Sache aufgeweckt.

    Vorsichtig lauschte sie in die finstere Nacht. Und tatsächlich schien Irgendwas durch deren Camp zu schleichen. Wider aller Vermutung, es wäre ein deutlich auffallendes Geräusch gewesen, war es für ein unvorbereitetes Ohr doch kaum wahrnehmbar. Renée war nur generell etwas schreckhaft und vermutlich durch das gestrige Ereignis nochmal besonders geprägt worden.

    Ganz langsam und so leise sie konnte robbte sie sich zum kleinen transparenten Fenster ihres Zeltes. Ein wenig mehr konnte sie erkennen, der Mond spendete minimal Licht. Und sie war sich ziemlich sicher, tatsächlich eine große Silhouette wahrnehmen zu können.

    Und wieder ertönte dieses merkwürdige Zischen.

    Mehrere Minuten vergingen, für sie kamen sie wie eine halbe Ewigkeit vor, und dieses Ding, was auch immer es war, schien offenbar nur ziellos zwischen ihren Zelten und der Feuerstelle umherzuirren. Ab und an hörte sie etwas leise klappern oder knacken.

    Instinktiv griff sie nach ihrer Kamera und machte sich wieder bereit für ein Foto. Da schoss ihr etwas durch den Kopf.

    „Verdammt!“, fluchte sie säuselnd und ohrfeigte sich selbst. „Natürlich hat er die Infrarotkamera bei sich!“

    Sie wusste, dass es mit ihrer normalen Kamera ohne Blitz nicht funktionieren würde, um ein brauchbares Bild schießen zu können. Aber eben genau das wollte sie verhindern.

    „Dann will ich mal hoffen, dass er auch wach geworden ist und so schlau ist ...“

    Verzweifelt machte sie dann trotzdem ein paar Fotos, aber mit wenig Überzeugung, dass sie was Brauchbares ablichten würden.

    Aber plötzlich stapfte dieses Ungetüm direkt zu ihrem Zelt hinüber!

    Renée machte keinen Mux, wie zu Stein erstarrte sie.

    Und je näher es auf sie zukam, umso detaillierter wurden die Umrisse.

    Auf drei Meter schätzte sie es, vielleicht sogar vier! Auf jeden Fall viel größer und wuchtiger als ein Bär oder Elch. Stechend funkelnde Augen starrten in ihre Richtung und Renée bildete sich auch ein, lange Stacheln erkennen zu können. Ebenso vier Extremitäten, die aus dem stämmigen Torso ragten. Generell wirkte dieses Ding nicht wie ein Tier, soweit sie das beurteilen konnte.

    Das Zischen wurde immer intensiver.

    Und dann stand es direkt vor ihrem Zelt.

    Und es tat nichts.

    Es hechelte und zischte nur.

    Renée war Angst und Bange.

    Völlig in Panik versetzt hielt sie den Atem an und fixierte ihre Augen auf den Reißverschluss. Keinesfalls wollte sie dieses Ding direkt sehen.

    Knapp eine Minute verharrten beide in ihren Positionen und dann, wie aus heiterem Himmel, machte das Wesen kehrt und nur wenige Sekunden später rannte es davon.

    Renée konnte es nur noch aus dem Augenwinkel beobachten, wie sich diese Umrisse in den Wald flüchteten.

    Aber ihr saß der Schock noch immer tief in den Knochen. Völlig verkrampft hielt sie ihre Kamera in den Händen und zitterte wie Espenlaub.

    Verzweifelt versuchte sie sich schöne Gedanken zu machen. Sie versuchte das Bild von den funkelnden Augen durch die friedlichen Glühwürmchen zu ersetzen und das grässliche Zischen durch ein sanftes Plätschern des Baches.

    Eine halbe Ewigkeit dauerte es, bevor sie sich wieder in ihren Schlafsack traute. Ihr ganzer Körper war am zittern und so voller Adrenalin, dass die Müdigkeit wie weggeblasen war. Fest umschlossen hielt sie in der einen Hand die Taschenlampe und in der anderen ihren Fotoapparat.

    Gute zwei Stunden vergingen, bis ihr Körper sich langsam wieder beruhigt hatte und sie schlussendlich doch eingeschlafen war. Selbst die größte Anspannung hatte irgendwann ein Ende und dann schlug die Erschöpfung umso härter zu.

    ***

  • Hallo Zarkaras Jade

    Ein solider Start in die Geschichte. Du hast die Spannung ziemlich gut aufgebaut. Und man fragt sich, was dieses Ding ist und wieso es die beiden nicht angegriffen hat. Ich bin auch gespannt, ob es nur eine Einbildung war und es sich erst um ein Tier handelt und das wahre Monster später auftaucht (obwohl ja im Prolog schon darauf angedeutet wird, dass es im Wald rumlungert).

    Inhaltlich habe ich nicht viel zu bemängeln. Mir ist nur noch nicht so ganz klar, wie genau die Beziehung zwischen Frank und Renée ist. Sind sie gute Freunde? Freunde auf dem Weg zu einer Beziehung? Freundschaft+? Oder ein Paar? Du hast zwar geschrieben, dass Frank für seine bessere Hälfte etwas geschnitzt hat, aber irgendwie kommen mir die beiden dann doch etwas distanziert rüber um ein Paar zu sein. Du schreibst zwar auch Partner und Freund, aber das könnte man ja auch als Campingpartner oder guter Freund auffassen.

    Ansonsten freue ich mich auf die nächsten Parts :thumbsup:

    Hier noch paar kleinere Dinge die mir aufgefallen sind:

    Spoiler anzeigen

    Dopplungen:

    Zitat

    Was war passiert? War es wirklich ihre Freundin gewesen? Was war geschehen?

    Zitat

    Er war ihre Chance. Ihre einzige Chance.

    Zitat

    Aber sie rannte weiter. Rannte weiter durch einen Wald…

    Zitat

    …und Erinnerungen peitschten durch ihr Bewusstsein. Erinnerungen an einen lustigen Nachmittag mit ihren Freunden. Erinnerungen an eine Wanderung bei Sonnenschein und Unterhaltungen an einem warmen Feuer.

    Sind die Dopplungen bewusst gewählt worden? Wenn ja dann habe ich nichts gesagt :whistling:

    Mir ist im Prolog noch aufgefallen, dass das Wort Stein (inkl. einmal Steinchen) fünf Mal vorkommt. Mögliche Alternativen wären z.B Fels, (harter) Brocken oder Geröll

    Kleinere Rechtschreibfehler

    Zitat

    Dieses Mal nördlich des Morin Lake

    Zitat

    Bedächtig legte der Mittdreißiger seine Handvoll Äste, die er unterwegs im Wald aufgesammelt hatte, im leicht feuchten Gras ab, um den ersten Beitrag fürs Lagerfeuer zu liefern.

    Zitat

    „Dort drüben!“, rief sie und hielt erneute die Kamera drauf.

    Zitat

    „Also mir sind jetzt keine Mär(ch)en oder Mythen von irgendwelchen Monstern bekannt, die in diesen Wäldern hier beheimatet sein sollen ...“

    Hast du hier Märchen schreiben wollen oder wirklich Mären (die es ja auch in der Literatur gibt)

    Satzbau:

    Zitat

    Renée las noch einige Seiten weiter in dem Buch, das sie sich vor zwei Wochen gekauft hatte. The Whirlpool von Jane Urquhart.

    Auch wenn das Licht sehr spärlich war und die Schrift außerordentlich klein gehalten.

    Ihr Freund hingegen schnitzte [...]


    Vielleicht sollte man den Satz mit dem Licht noch in den oberen Satz kombinieren wie z.B:

    Auch wenn das Licht sehr spärlich und die Schrift außerordentlich klein gehalten war, las Reneé noch einige Seiten in dem Buch, das sie sich vor zwei Wochen gekauft hatte.

    Oder alternativ in diesen Satz mit einbauen:

    Zitat

    Die Zeit verging und langsam wurde das Lesen für sie doch zu anstrengend.

    Die Zeit verging und langsam wurde das Lesen für sie doch zu anstrengend, da das Licht sehr spärlich und die Schrift außerordentlich klein gehalten war.

  • Danke, Tenger für deinen Kommentar und deine Anmerkungen! :alien:

    Spoiler anzeigen
    Zitat von Tenger

    Mir ist nur noch nicht so ganz klar, wie genau die Beziehung zwischen Frank und Renée ist. Sind sie gute Freunde? Freunde auf dem Weg zu einer Beziehung? Freundschaft+? Oder ein Paar? Du hast zwar geschrieben, dass Frank für seine bessere Hälfte etwas geschnitzt hat, aber irgendwie kommen mir die beiden dann doch etwas distanziert rüber um ein Paar zu sein. Du schreibst zwar auch Partner und Freund, aber das könnte man ja auch als Campingpartner oder guter Freund auffassen.

    Ich glaube, zu 100% haben wir das damals auch nicht richtig festgelegt, in was für einer Beziehung die beiden nun tatsächlich stehen. Da ich aber finde, dass ich das für die Geschichte schon klarer brauche, habe ich mich dazu entschlossen, sie "noch" als frisches Pärchen zu definieren. Ich hatte eigentlich gedacht, ich hätte das im Text erwähnt, dass sie erst seit einem halben Jahr offiziell zusammen sind, aber offenbar hatte ich das nur vorgeschrieben aber noch nicht editiert. :hmm:

    Also nochmal zur Klarstellung: Sie sind erst seit einem halben Jahr ein festes Paar. Aber sie haben schon einige Jahre lang zuvor immer diesen Ausflug gemacht, dort aber nur als gute Freunde (eventuelle Partner). :this: Ich werde es noch in Part 3 (Lagerfeuerszene) kurz nachdem Frank im Zelt verschwindet einbauen.

    Part 4

    Der nächste Morgen brach an. Punkt 6 piepte Franks Armbanduhr und weckte ihn vorsichtig.

    Irgendwie hatte er ein Gefühl, diese Nacht etwas seltsames geträumt zu haben. Aber wenn es so war, dann konnte er sich nicht mehr daran erinnern.

    Doch so schnell dieser Gedanke aufkam, so schnell wischte er ihn auch wieder aus seinem Kopf. Er öffnete den Reißverschluss des Zeltes und schaute hinaus.

    Seine Freundin saß bereits am Lagerfeuer und bereitete das Frühstück vor.

    „Warum hat sie mich nicht geweckt?“, fragte er sich, dachte sich aber nichts weiter dabei und machte den Reißverschluss wieder zu. Er zog sich erst mal in Ruhe an und kroch dann aus dem Zelt. Wie ein Schmetterling, der seine Flügel spreizte, streckte er seine Glieder kräftig durch. Leichtes Knacken in Schulter und Fingergelenken.

    Es war noch sehr kühl, er spürte das schnell auf seiner Haut. Das Gras war sichtbar mit Morgentau bedeckt und der Wald lag in weiten Teilen noch im dichten Nebel. Seichtes Plätschern des Baches und friedliches Vogelgezwitscher erreichten sein ausgeruhtes Ohr.

    Mit einem tiefen Atemzug füllte er seine Lunge mit der frischen Waldluft.

    „Guten Morgen“, begrüßte Renée ihn mit einem gespielt freundlichen Lächeln und winkte ihm dabei leicht aus dem Handgelenk zu.

    Und ebenso gab er ein „Guten Morgen“ zurück.

    Noch etwas ungelenk stakste er zum Lagerfeuer und ließ seinen Blick kurz über das Geschehen schweifen.

    „Spiegelei mit Speck“, kommentierte er und setzte bereits ein fröhliches Grinsen auf.

    „Und Müsli“, fügte sie hinzu.

    Als er näher zu ihr ging, um ihr einen kleinen Kuss auf die Wange zu geben, rümpfte sie hart die Nase und machte eine wedelnde Handgeste. „Aber erst, wenn du dich gewaschen hast. Lass dir aber nicht allzu viel Zeit.“

    Und da merkte er es auch. Ohne Widerworte stimmte er zu, nahm sich neue Sachen aus dem Zelt sowie seinen Kulturbeutel und ging zum Bach hinunter.

    In der Zwischenzeit verteilte sie das gebratene Essen, durchmengte nochmal ihr Müsli und goss selbst hergestellten Kräutertee auf.

    Nach einer guten viertel Stunde kam Frank auch wieder. Gemeinsam frühstückten sie dann, wenn auch jeder für sich auf seinem eigenen Baumstamm. Den Tee lobte er mal wieder besonders. Eine gute Kräutermischung, sehr erfrischend und aromatisch.

    „Hast du gut geschlafen?“, fragte er, dachte sich aber bereits die Antwort, wenn sie eh schon vor ihm wach gewesen war und offenbar genug Zeit gefunden hatte, um das Frühstück vorzubereiten.

    Und sie nickte nur. Machte aber auch gleich einen Fingerzeig auf ihn. „Du glaubst niemals, was ich diese Nacht erlebt habe.“

    „Erzähl“, gab er kurz und bündig wider. Auch wenn es desinteressiert rüberkam, war er trotzdem neugierig. Es lag nur nicht in seiner Natur, es offen zu zeigen.

    „Das Ding war hier“, sagte Renée mit neutralem Gesichtsausdruck und schob sich anschließend einen großen Löffel Müsli in den Mund.

    Stirnrunzeln seinerseits. „Welches Ding?“

    „Na das Ding!“, erwiderte sie energischer und deutete mit Daumen über ihre Schulter. „Das, was uns gestern im Wald verfolgt hat.“

    Völlige Verwirrung in seinem Gesicht. „Bist du dir sicher?“

    „Natürlich bin ich mir sicher!“, konterte sie und verdrehte leicht genervt die Augen. Und nur Sekundenbruchteile später veränderte sich ihre Mimik zu einem Grimmen. „Oder willst du etwa behaupten, dass ich lüge?“

    Da fiel ihm die Kinnlade hinunter. Sowie auch der Speck von der Gabel. „Natürlich will ich das nicht... Aber hast du es denn gesehen?“

    „Ich habe es nicht nur gesehen, sondern auch Fotos davon gemacht.“ Sie setzte ihre Schüssel ab und griff nach ihrem Fotoapparat, den sie bereits neben sich platziert hatte. „Schau! Hier!“

    „Sehr schönes Bild...“, merkte Frank an, kniff dabei fest die Augen zusammen und starrte intensiv darauf. „Vor allem, weil man nichts erkennen kann...“

    Ein tiefes Stöhnen entwich ihrer Kehle. „Ja gut, du hast schon recht. Mann kann wirklich nicht viel erkennen... Aber ich habe es trotzdem gesehen!“

    Er zuckte nur mit den Schultern und widmete sich wieder seinem Frühstück.

    „Du glaubst mir also nicht...“, merkte sie schnippisch an. „Na danke, Frank...“

    Die nächsten Minuten herrschte Funkpause. Ab und an untermalte sie ihr pikiert Sein mit einem harten Naserümpfen und gelegentlichen Seufzern.

    Ihn nervte das ungemein.

    Es nervte ihn so sehr, dass ihm auch schnell der Appetit verging. Und das nervte dann noch zusätzlich.

    Irgendwann konnte und wollte er das nicht mehr aushalten und lenkte widerwillig ein. „Ja gut, dann glaube ich dir eben... Bist du jetzt zufrieden?“

    Überrumpelt glotzte sie ihn daraufhin mit versteinerter Miene wie ein Maulaffe an. Aber ob sie nun zufrieden war, konnte sie nur schwer beantworten.

    Zufrieden, weil sie etwas gesehen hatte, das eindeutig nicht von dieser Welt sein konnte? Zufrieden, weil ihr Partner ihr diesbezüglich Glauben schenkte und somit auch hätte einräumen müssen, dass auch er an so etwas Unwirkliches geglaubt hätte?

    Nein! Da konnte sie auf keinen Fall zufrieden sein.

    Mit einer einvernehmlichen Umarmung und einem flüchtigen Kuss legten sie ihren Disput bei und bereiteten sich auf die Jagdwanderung vor.

    Sie packten die Rucksäcke bis auf die letzte Seitentasche voll. Sie hatten alles dabei. Gängige Überlebensausrüstung wie Klappmesser, ein Erste-Hilfe-Set, Etwas Proviant, eine kleine Decke und noch viele andere nützliche Dinge. Die Munition nicht zu vergessen.

    Noch ein letztes Mal überprüften sie alles, kontrollierten die Feuerstelle und die Zelte. Dann machten sie sich auf zur Jagd, mit voller Zuversicht auf Erfolg.

    Mit viel Begeisterung fing es an, die sich für knapp zwei Stunden hielt. Dann aber ließ die Vorfreude allmählich nach, da sie bisher noch keinerlei Anzeichen für Wild gefunden hatten. Sie versuchten es noch gelassen zu sehen und sich weiterhin in Geduld zu üben. Vielleicht waren sie auch einfach zu früh oder hatten das Wild in ihrer übermütigen Art verschreckt.

    Nach gut drei Stunden legten sie eine kurze Rast ein. Bisher waren immer noch keine Spuren von Tieren ausfindig zu machen. Frank vermutete beziehungsweise hoffte eher, dass sie bestimmt nur in der falschen Gegend waren. Seine Freundin konnte nicht wirklich widersprechen. Sie konnte sich ebenso wenig dieses merkwürdige Ereignis erklären. Sie beschlossen, eine neue Route einzuschlagen.

    Weitere Zeit verging und mittlerweile waren es schon fünf Stunden, die sie unterwegs waren. Aber auch an dieser Stelle des Waldes waren in keinster Weise frische Tierspuren ausfindig zu machen. Langsam kamen sie sich wirklich veralbert vor. Es wirkte fast so, als wäre der Wald von sämtlichem Wildtier gereinigt worden. Das Einzige, was sie gefunden hatten, waren Fellreste an Baumstümpfen. Aber wollten sie sich damit keinesfalls zufrieden geben.

    Hatte vielleicht irgendwas alle Tiere von hier vertrieben?

    Steckte etwa doch dieses Wesen dahinter, wovon Renée so energisch erzählt hatte?

    Aber was sollte es gewesen sein, wenn nicht ein Bär? Vielleicht ein Puma?

    Sie waren schon fast soweit und hätten glatt völlig absurde Ideen mit einbezogen.

    Frank tippte spöttisch auf einen Elefanten und seine Freundin wünschte sich eine Giraffe her.

    Mittlerweile hätte Frank sich auch mit einem Otter oder Marder zufriedengegeben.

    Enttäuscht murrte sie: „Wir sind schon seit über fünf Stunden unterwegs und noch immer nichts!“

    Er stöhnte einvernehmlich und hätte sich auch für sie gewünscht, zumindest einen Hauch von Jagdglück gehabt zu haben.

    Sichtlich angefressen und schwerfällig stampften sie weiter durch abgesetztes Laub und dorrendes Moos. Mit jeder weiteren Minute die verstrich wuchs die Enttäuschung weiter und schwenkte allmählich in Wut um.

    „So langsam hab' ich echt keine Lust mehr!“, knirschte sie mit verschränkten Armen. „Das ist doch wie verhext! Ist dieses Jahr irgendwas anders als sonst? Ich hab...“

    „Ruhe!“, unterbrach er sie sofort mit zusätzlich tilgender Handgeste. „Hörst du das?“

    Sie lauschte...

    Beide lauschten...

    Und tatsächlich war etwas zu hören.

    „Da hinten!“, rief sie gedämpft und zeigte zu einer kleinen Anhöhe.

    Was auch immer dort war, es war noch zu weit weg, um es sehen zu können.

    Eben noch bockig und nahezu lustlos geriet sie nun in einen euphorischen Modus. Fast so, als hätte sich in ihrem Kopf spontan ein Schalter umgelegt.

    Sie schlichen los. Vorsichtig setzten sie einen Fuß vor den anderen. Sanft traten sie im frischen, pappigen Laub auf, um möglichst keine Geräusche zu machen. Jedes noch so leise Knacken oder Rascheln hätte es aufschrecken können. Und das hätten sie sich niemals verziehen.

    Wie Raubtiere auf der Pirsch suchten sie die Umgebung nach der vermuteten Beute ab.

    Sie folgten dem Geräusch, das immer klarer wurde. Und schneller als vermutet entdeckten sie dann ein sich bewegendes Objekt.

    Auf einem kleinen Hügel, hinter dem schmalen Tal, das sich vor ihnen auftat.

    Aber es sah nicht wie ein wildes Tier aus. Eher wie ein Mensch.

    Noch immer behielten beide ihre Deckung und schlichen sich weiter heran. Doch je näher sie sich gegenseitig annäherten, umso sicherer war das Pärchen sich, dass es ein Mensch war.

    Er hatte einen sehr schwerfälligen Gang. Vom Körperbau und Auftreten her offenbar ein Teenager. Halb auf dem Boden herumkriechend und sich an den Bäumen abstützend schaute er sich ständig um und stolperte ungelenk über den unebenen Waldboden.

    Sie merkten schnell, dass mit ihm irgendwas nicht stimmte.

    Zuerst zögerten sie noch, aber dann rief Renée nach dem jungen Mann. „Alles in Ordnung bei Ihnen?“

  • Hallo Zarkaras Jade

    Oh, oh. Sind sie da etwa in die Falle des Monsters getappt? :hmm: Dieses Ding scheint ja den ganzen Wald leergefressen zu haben, wenn sie nichts finden :D In diesem Part merkt man etwas mehr, dass die beiden ein Paar sind, wobei ich sagen muss, dass Frank manchmal den Eindruck erweckt, dass er in Wirklichkeit nicht so wirklich Lust auf seine Freundin hat.

    Der Anfang des Parts was sehr schön mit der Beschreibung der Natur. Habe mich kurz dorthin versetzt gefühlt :) Ich freue mich auf den nächsten Part.

    Nur ne kleine Anmerkung:

    Zitat

    „Warum hat sie mich nicht geweckt?“, fragte er sich,

    Müsste das nicht kursiv geschrieben sein?

  • Danke Tenger für deine Anmerkungen! :alien:

    Spoiler anzeigen
    Zitat von Zarkaras Jade

    „Also mir sind jetzt keine Mär(ch)en oder Mythen von irgendwelchen Monstern bekannt, die in diesen Wäldern hier beheimatet sein sollen ...“

    Zitat von Tenger

    Hast du hier Märchen schreiben wollen oder wirklich Mären (die es ja auch in der Literatur gibt)

    Ja, ich meinte tatsächlich Mären. ABer trotzdem danke, dass du nochmal nachgefragt hast. :thumbup:

    Zitat von Zarkaras Jade

    „Warum hat sie mich nicht geweckt?“, fragte er sich,

    Zitat von Tenger

    Müsste das nicht kursiv geschrieben sein?

    Um ehrlich zu sein weiß ich es nicht genau. :hmm: Ich meine, er spricht es ja aus, also wäre es doch eigentlich nicht kursiv. Zuerst wollte ich es ihm tatsächlich nur in Gedanken sagen lassen, aber da ich mich kenne, hätte ich da erstrecht vergessen, es dann im Forum kursiv zu setzen. :thinking:

    Zitat von Tenger
     

    In diesem Part merkt man etwas mehr, dass die beiden ein Paar sind, wobei ich sagen muss, dass Frank manchmal den Eindruck erweckt, dass er in Wirklichkeit nicht so wirklich Lust auf seine Freundin hat.

    Ja, das liegt vermutlich eindeutig an mir. :hmm: Irgendwie wirken meine Kerle häufig so desinteressiert und genervt. :hmm: Was sie aber in den meisten Fällen nicht sind! Oder gibt es eine bestimmte Stelle, an der du das fest machst? Wenn du vom Gespräch beim Frühstück sprichst, da schwingt viel von meiner Mentalität mit. Denn ich bevorzuge beim Frühstück auch lieber die Ruhe und blocke schnell ab, wenn man mich zu früh schon mit zu vielen Informationen zuballert. :rofl:

    Part 5

    Er schreckte auf und starrte panisch in deren Richtung.

    „Hilfe!“, krächzte er und streckte suchend seinen Arm nach ihr aus. Anschließend sackte er in sich zusammen. Sein Körper war im hohen Gras nicht mehr zu sehen.

    Sofort eilten sie zu ihm!

    Frank rannte so schnell er konnte, immer mit bedächtigem Blick auf dem Weg vor sich. Seine rothaarige Freundin dagegen hetzte beinahe blind mit Höchsttempo umher und überholte ihn schnell. Wie eine Parkourläuferin sprang sie über kantige Felsen und stachelige Sträucher, schlitterte über rutschiges Moos und durch knöchelhohes Laub.

    „Wir sind gleich da!“

    Als sie fast schon in Rekordzeit eingetroffen war, bot sich ihr ein schauderhafter Anblick. Blutüberströmt und mit zerrissenen Klamotten lag der Fremde zusammengekauert am Boden und hechelte wie ein altersschwacher Hund nach einem Marathonlauf. Zerzaustes rostbraunes Haar, völlig verklebt von eingetrocknetem Blut und Schlamm. Tiefe Wunden an Armen und Beinen. Er trug ein honiggelbes Flanellhemd, das nur noch von zwei Knöpfen notdürftig zusammengehalten wurde und eine von großen Einschnitten übersäte Jeans, die eindeutig nicht dem modernen Look angehörten.

    Er war sogar barfuß!

    „Helft mir ...“, keuchte er mit schweren Atemzügen.

    „Was ist passiert?“

    Schnell kramte Renée ihre kleine graue Decke aus ihrem Rucksack hervor und schob sie dem jungen Mann unter den Kopf. Anschließend nahm sie das Notfallset und schüttete den kompletten Inhalt aus. Sie merkte, dass sie schnell handeln musste.

    „Ich ...“ Seine Augen kreisten ziellos umher. „Wir wurden verfolgt!“

    „Wo? Wer hat euch verfolgt?“

    Frank reichte seine Feldflasche weiter.

    Sie riss dem jungen Mann das schon halb offene Hemd auf, tränkte ein Tuch mit Wasser und wischte ihm den Dreck und das Blut vom Körper.

    Die Wunden waren tief und noch immer floss jede Menge Blut.

    Renée hatte schwere Bedenken, ob sie ihm wirklich noch helfen konnte.

    „Da war so ein Ding“, redete er weiter und legte sich den Arm übers Gesicht. Die vielen Eindrücke um ihn herum verwirrten ihn. „Es hat alle umgebracht!“

    Das Pärchen schaute sich instinktiv an. Und beiden war die Verwirrung klar anzusehen.

    „Moment, jetzt nochmal ganz langsam“, sprachen sie im Gleichtakt. „Wie heißt du und was hat wen umgebracht?“

    „Ich heiße Rob“, antwortete er. „Es hat meine Freunde umgebracht! Es ist noch irgendwo im Wald, ich spüre das!“

    „Siehst du, ich hab's dir doch gesagt!“ Fordernd glotzte sie ihren Partner an.

    Er schaute nur resignierend zu Boden und nickte zustimmend. Für ihn bedurfte es keiner weiteren Worte. Und sie akzeptierte sein Schweigen. Sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er dem nichts mehr hinzuzufügen hatte.

    Sie stieß ein dumpfes Schnaufen aus und wandte sich wieder dem Jungen zu. „Aber wieso wurden sie umgebracht? Wie sah denn dieses Ding aus?“

    „Keine Ahnung... So etwas hab ich noch nie gesehen...“

    „War es ein Grizzly oder ein Hirsch?“, wollte Frank wissen.

    Aber Rob schüttelte leicht den Kopf. „Es hatte vier Arme oder vier Beine. Ich weiß es nicht.“

    „Bist du dir wirklich sicher, dass alle umgebracht wurden?“, wollte Renée sich nochmal vergewissern.

    „Ich weiß nicht genau... Aber ich nehme es an...“

    Aber ihr war das zu vage.

    „Rob, das ist wichtig!“, versuchte sie ihm klarzumachen. „Besteht die Möglichkeit, dass noch wer anderes am Leben ist?“

    Er schüttelte leicht den Kopf. „Kann sein...“

    „Wo hast du sie zuletzt gesehen?“, stellte Renée die nächste Frage und versuchte weiter, die stärksten Blutungen zu stoppen.

    Frank kramte sein Handy hervor und fragte sich im selben Moment, warum er das nicht schon eher getan hatte. Er schob es auf seine Freundin, die ihn schon seit dem Aufstehen mit ihren wilden Phrasen in eine solide Grundaufregung eingestellt hatte. Und dazu noch diese hektische Situation hier.

    Wie einstudiert drückte er die Notruftaste und wartete auf eine Antwort. Aber es kam nicht mal ein Freizeichen.

    „Echt jetzt?“, stieß er entnervt aus und schaute auf das Display. „Kein Netz und Notruf geht auch nicht! Ist mal wieder typisch!“

    Und dabei hatte er gestern bei der Anreise hier noch welches. Aber auch über das Handy seiner Freundin konnte er keinen Notruf absetzen.

    Irgendwas sehr merkwürdiges musste hier vor sich gehen.

    „Es hat ihn zerfleischt!“, berichtete Rob weiter. „Er hat immerzu geschrien! Meine Freundin saß mit im Auto. Wir wollten einfach weg... Und dann sah ich das Ding auf der Straße! Neun Fuß hoch, mindestens! Vier leuchtende Augen, lange scharfe Krallen und so einen Schlangenkopf!“

    „Namen!“, verlangte sie von ihm. „Gib uns Namen, Rob!“

    „Er halluziniert!“, merkte Frank trocken an.

    Aber Renée fühlte sich mit dieser Aussage nicht zufrieden und hakte nach. „Aber warum sollte er einen Unfall gebaut haben und dann vor etwas fliehen, das es nicht gibt? Selbst ein ausgewachsener Grizzly wäre nach einem Crash schwer verletzt gewesen. Und da würde man auch eher im Auto bleiben.“

    Frank zuckte nur mit den Schultern. „Vielleicht hatte er auch nur zu viele Bierchen getrunken und war noch beduselt.“

    Sie hätten noch weiter darüber diskutiert, doch wurden sie sofort aus der Konversation gerissen.

    „Alys“, war der einzige Name, den Rob noch sagen konnte, bevor er plötzlich zu hyperventilieren begann und in einen Schockzustand verfiel.

    Unverzüglich setzte sich Frank nun auch dazu und gemeinsam versuchten sie, den Jungen wieder zu stabilisieren. Aber sie waren völlig überfordert und wussten nicht, was sie tun sollten.

    Rob war nicht mehr ansprechbar, er reagierte auf keinerlei Interaktion. Seine Hände verkrampften und seine Finger krallten sich tief in den feuchten Grasboden.

    Dann quoll ihm blutiger Speichel aus dem Mund.

    Und kurz darauf regte er sich gar nicht mehr.

    Sein ganzer Körper erschlaffte.

    Sie fühlten den Puls, sowie seinen Herzschlag. Nichts mehr vorhanden.

    Sofort versuchten sie, ihn mit allen ihnen möglichen Mitteln wiederzubeleben.

    Aber Frank spürte schnell, dass vermutlich all deren Mühe vergebens sein würde.

    So sehr er es auch nicht wollte, hatte er doch das Gefühl, sich schnell festzulegen, dass dem Jungen nicht geholfen werden konnte.

    Kapitulierend ließ er von ihm ab, schnappte sich sein Gewehr und erhob sich wieder.

    „Fuck!“, stieß er ungewollt aus und warf voller Wut seine Waffe im hohen Bogen durch den Wald. „Fuck, Mann!“

    Seine Freundin schenkte ihm nur einen flüchtigen Blick, der ihm signalisieren sollte, dass sie sich von ihm mehr Engagement erhofft hatte.

    Doch er bekam das gar nicht mit und entfernte sich vom Geschehen, um einerseits sein Gewehr wiederzuholen und andererseits seine Wut in weiteren Flüchen in den Wald brüllen zu können.

    Weitere zehn Minuten verstrichen, in denen er seine Stimmbänder verausgabte und sein ganzes Repertoir an Schimpfwörtern verschoss.

    Seine Begleiterin hockte immer noch beim Leichnam und starrte leer auf diesen. Ihre Methode, mit dieser Situation irgendwie klarzukommen.

  • Hey Zarkaras :)

    Ich lese ja auch hier und da mal ein bisschen mit und verfolge die Geschichte bislang sehr gerne.

    (Allerdings bin ich zunächst bis Part 3 gekommen. )

    Besonders mag ich, wie du alltägliche Details einfließen lässt, welche die Handlung für mich so natürlich wirken lassen. Zum Beispiel:

    Mental sowie körperlich moderat erschöpft angekommen, bereitete Frank gleich das Lagerfeuer vor, während seine Freundin sich mit einem kleinen Kochtopf voll Kartoffeln und Alufolie, sowie zwei Weckgläsern zu ihm gesellte. Eines mit selbstgemachtem Kräuterquark und eines mit eingelegten Zimtbirnen

    Oder verschiedene Beschreibungen der Umgebung, wie zum Beispiel das hier:

    Und dieser Wald bot so einige gute Motive.

    Sei es ein einsam herumliegender von Moos bewachsener Felsen, oder durch die Baumkronen brechende Sonnenstrahlen, die wie in einem Schattenspiel bewegende Formen auf dem dicht belaubten Waldboden warfen. Ebenso ein umgeknickter, über die Jahre mit Gras und Pilzen überwucherter Baumstumpf, der mit viel Fantasie wie die Behausung eines Fabelwesens aussah.

    Aber auch akustisch hatte die Gegend viel zu bieten. Beruhigend knirschendes Laub, durch den gediegen säuselnden Wind knarrende Äste oder buntes Vogelgezwitscher.

    Sehr schön! :thumbup:

    Es gab in dem dritten Part nur eine Stelle, an der ich hängen geblieben bin und zwar diese hier:

    Nach dieser wirklich äußerst schrecklichen Begebenheit legt sie sich tatächlich wieder ins Bett und schläft schließlich einfach so wieder ein? Ohne zu dem Freund herüberzugehen? Ihn zu wecken? Ihm hysterisch von den Vorkommnissen zu berichten???

    Ich finde dieses Verhalten nicht wirklich authentisch :hmm: Zumindest kann ICH mich damit nicht identifizieren.

    Ansonsten lese ich gerne gespannt weiter :gamer:

  • :hail: Danke vielmals für deinen Kommi und deine Anmerkungen, Rainbow ! :hail:

    Spoiler anzeigen
    Zitat von Rainbow

    Nach dieser wirklich äußerst schrecklichen Begebenheit legt sie sich tatächlich wieder ins Bett und schläft schließlich einfach so wieder ein? Ohne zu dem Freund herüberzugehen? Ihn zu wecken? Ihm hysterisch von den Vorkommnissen zu berichten???

    Ich finde dieses Verhalten nicht wirklich authentisch :hmm: Zumindest kann ICH mich damit nicht identifizieren.

    Weißt du, was witzig ist? Das war auch meine erste Intention, es so zu schreiben. :whistling: Aber ich habe mich dann dagegen entschieden, weil ich nicht weiß, ob Renée es riskiert hätte, sich im Freien zu zeigen. Sie war ja auch zum einen sehr eingeschüchtert und zum anderen sehr fasziniert gewesen von dieser Begegnung. Also ich persönlich hätte mich nur sehr schwer nach draußen getraut. Eher hätte ich mich wirklich wie sie verhalten. Ich finde beide Verhaltensweisen authentisch.

    Und außerdem wollte ich Frank nicht schon so früh die Genugtuung geben. :whistling:

    Part 6

    Als er sich wieder etwas beruhigt hatte, ging er mit immer noch leicht wackeligen Knien zu ihr zurück. „Renée, lass gut sein.“

    Mechanisch drehte sie sich zu ihm um.

    „Und was sollen wir deiner Meinung nach tun?!“, brüllte sie lauthals und schmiss ihm das blutgetränkte Tuch mitten ins Gesicht. „Er ist verblutet! Da kannst du nichts mehr wiederbeleben!“

    Dann brach sie schluchzend neben Rob zusammen und hielt sich die blutverschmierten Hände vors Gesicht. Mit angewinkelten Beinen und den Kopf tief im Schoß vergraben heulte sie Rotz und Wasser.

    Und da wurde es Frank endlich bewusst, dass er großen Mist gebaut hatte. Er legte sein Gewehr nieder, holte sein Stofftaschentuch hervor und hockte sich direkt neben sie ins Gras.

    Sie ging nicht auf ihn ein und vergrub sich immer tiefer in ihrer krampfhafte Haltung.

    Zögerlich versuchte er, ihr das Taschentuch zuzustecken und nahm sie vorsichtig in die Arme.

    Sanfte Worte flüsterte er ihr zu und hoffte, sie so etwas beruhigen zu können.

    Aber sie war völlig fertig mit den Nerven und verfluchte ihn innerlich für seine Taktlosigkeit.

    Doch für ihn war die Situation auch nicht einfach.

    Wenn er ein Tier nach einem unglücklichen Treffer leiden sehen musste, nahm ihn das zwar auch mit, aber bei einem Menschen war das ein völlig anderes Kaliber.

    Und dann kamen ihm auch die Tränen. Für ihn aber schwer zu definieren, ob es mehr wegen ihr oder dem Jungen war.

    Mit viel Zärtlichkeit streichelte er ihren Rücken und vergrub ebenso seinen Kopf in ihren.

    „Du hast vollkommen recht, mein Schatz“, säuselte er bereuend. „Ich war unsensibel und taktlos. Ich hätte bei dir bleiben sollen. Kannst du mir verzeihen?“

    Sie nickte zögerlich und kuschelte sich etwas mehr an ihn heran.

    Er sprach weiter: „Ich befürchte auch, dass wir nicht mehr für ihn hätten tun können.“

    „Das weiß ich auch, Frank. Aber warum ausgerechnet wir?“

    „Sieh es doch mal so: Wären wir nicht campen gefahren, vielleicht hätte ihn dann überhaupt niemand gefunden?“

    Und das brachte sie noch mehr zum Weinen. Tiefes Schluchzen und Schniefen in sein Taschentuch. Ihre Augen waren schon ganz wässrig und ihre Kiefermuskeln am Zittern. Fahle Blässe und stechende Rötung zugleich zeichneten sich in ihrem angespannten Gesicht ab.

    „Mach es nicht noch schlimmer, als es ohnehin schon ist.“

    Und wieder befürchtete er, sich die Zunge an falschen Worten verbrannt zu haben. Er wollte lieber nichts weiter dazu sagen.

    Gute zwei Stunden verstrichen und mittlerweile war es 3 Uhr, bis sie sich stabil genug fühlte.

    „Lass uns hier verschwinden“, meinte sie und wischte sich ein paar letzte Tränen weg. Dann löste sie sich von Frank und stand auf. „Komm, lass uns Hilfe holen.“

    Er schaute sie an, verzögerte und nickte dann zustimmend. „Das ist eine gute Idee.“

    Sie nahmen ihre Decken und wickelten Robs Leiche darin ein. Seinen mit Wunden und Blut übersäten Körper zu bewegen, kostete sie noch mal ein ganzes Stück an Überwindung. Aber ihm beim Sterben zugesehen zu haben war da weitaus schlimmer.

    Anschließend machten sie sich unverzüglich auf dem Weg zu ihrem Auto. Beide waren nervlich stark angespannt. Renée aber verständlicherweise deutlich mehr als Frank. Immer wieder mussten sie eine Pause einlegen, weil sie es nicht gänzlich verhindern konnte, von Trauer und leichter Panik übermannt zu werden. Und Frank war stets bereit, sie zu trösten und ihr Mut zuzusprechen. Er hätte auch gern mehr Emotionen gezeigt, aber er schien gerade in solchen Situationen an Emotionalität einzubüßen und an Rationalität dazuzugewinnen. Sein Körper sträubte sich irgendwie dagegen und erlaubte es ihm nur schwer, angemessen empathisch zu reagieren.

    Renée fühlte sich nicht ganz wohl dabei, Robs Leiche einfach im Wald zurückzulassen. Aber es war das sinnvollste. Eine Leiche im Auto durch die Gegend zu fahren war noch nie eine gute Idee. Und wer hätte es ihn dann auch glauben sollen, dass es eben nicht ihre Schuld war?

    Beinahe vier Stunden brauchten sie, bis sie endlich die Straße erreichten. Aber das allein genügte ja nicht. Den Jeep mussten sie auch noch finden. Zum Glück war es die einzige Straße hier. Und sie wussten, dass sie zu weit südlich waren. Aber wie weit genau, wussten sie nicht.

    Die Sonne stand wieder tief am Horizont, gerade so, dass sie noch knapp über dem Wald herausragte. Es dauerte länger als gehofft. Es trat das ein, was sie eigentlich vermeiden wollten. Nun mussten sie in der bevorstehenden Dämmerung weiter die Straße entlang gehen und nach dem Auto suchen.

    Die Nacht brach nahezu unvermittelt über sie herein. Als die Sonne hinter dem Wald verschwand, wurde es binnen weniger Minuten dunkel. Nun hieß es, mit den Taschenlampen weiter marschieren. Von den verstörenden Rufen eines Kauzes begleitet eilten sie die Straße entlang. Ein blaugrauer Schleier windete sich sachte durch die Bäume, der wolkenverhangene Nachthimmel ließ die Grenzen am Horizont verschwimmen. Genauso stellte man sich eine Anfangsszene in einem Horrorfilm vor.

    Zum Glück zeigte sich hinter der nächsten Kurve der Jeep. Rücklichter und Nummernschild reflektierten ausreichend das konzentrierte Licht der Taschenlampen.

    Ein Hoffnungsschimmer.

    Sofort begannen sie ihre Schritte zu beschleunigen. Die erdrückende Stimmung hier wurde ihnen langsam unheimlich. Und dass ständig irgendein Gebüsch raschelte oder Baum knarzte machte es umso schlimmer.

    Obligatorisch leuchteten sie durch die Scheiben und warfen einen kurzen Blick ins Wageninnere. Wer wusste schon, was sich vielleicht noch alles ereignet haben könnte, nach so vielen Dingen am heutigen Tag.

    Angespannt mit zittrigen Fingern kramte Frank den Autoschlüssel aus seiner Beintasche hervor und öffnete die Fahrertür.

    „Schnell jetzt!“, säuselte seine Freundin und wippte ungeduldig mit den Füßen hin und her. „Lass uns von hier verschwinden.“

    Sie deponierten schnell ihre Ausrüstung auf der Rückbank und stiegen ein. Frank drehte den Schlüssel im Zündschloss und …

    Und nichts tat sich …

    Er dachte zuerst, die Batterie wäre einfach nur kalt geworden und probierte es erneut. Erst beim zweiten Anlauf bemerkte er, dass auch kein Licht da war. Generell war nichts vorhanden. Weder Scheinwerfer noch die Kontrolllichter am Armaturenbrett. Er hatte es durch die Taschenlampen auf Anhieb nicht mitbekommen.

    „Das kann jetzt nicht wahr sein!“, fluchte er und drehte energisch am Zündschlüssel. Mit leichten und immer stärkeren Klopfen auf das Armaturenbrett wollte er dem Auto irgendein Lebenszeichen entlocken.

    „Fährst du auch mal los?“, stöhnte Renée genervt und starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an.

    „Würde ich ja gerne, aber das Auto springt nicht an.“

    „Mach keine Scherze, Mann!“, knurrte sie. „Mach endlich die Karre an!“

    „Es geht nicht!“, gab er ebenso wütend zurück. „Und jetzt mach bitte keinen weiteren Stress!“

    Sie verschränkte mürrisch die Arme und blickte durch die Frontscheibe auf die Motorhaube. Mit der Taschenlampe verschaffte sie sich Licht. Und dann stutzte sie. Irgendwie wirkte die Haube verbogen oder verschoben.

    „Frank, muss die Motorhaube so aussehen?“

    „Was? Wie?“ Verwirrt glotzte er sie und dann die Motorhaube an. Und dann sah auch er es. „Was ist das schon wieder?“

    Er drehte sich um zum Rücksitz und griff nach seinem Gewehr. Dann schaute er zu Renée. „Ich werd' kurz nachsehen. Wenn dir irgendwas merkwürdig vorkommt, drück auf die Hupe.“

    Sie nickte energisch.

    Frank atmete noch einmal tief durch, übergab Renée den Schlüssel und stieg aus. Sie rückte unverzüglich auf den Fahrersitz und machte ihm Licht.

    Aufmerksam schaute er sich nochmal überall um und ging dann zur Motorhaube. Er wollte sie gerade öffnen, da merkte er, dass sie gar nicht mehr richtig befestigt war. Und als er sie dann nach oben drückte und hineinleuchtete, traute er seinen Augen nicht. Denn er sah nichts!

    Es war nämlich nichts mehr vorhanden.

    Kein Motor, kein Kühler, keine Batterie.

    Es wirkte mutwillig herausgerissen. Und die Motorhaube nachträglich wieder halbwegs gerade drauf gelegt.

  • So habe jetzt wieder aufgeholt. Ich finde, dass hier Franks Gedanken und Gefühle mir verdeutlicht haben, dass er weiß, dass er ein kühlerer bzw. rationalerer Menschen ist und anscheinend deswegen seine Gefühle nicht so äußern kann, wie seine Freundin es gerne hätte. Muss ja auch nichts schlimmes sein. Wenn du den Charakter so darstellen möchtest kannst du es auch so machen :D Aber würde mich mal trotzdem interessieren, ob du den Part mit seinen Gedanken, wegen meines Kommentars eingefügt hast oder ob das schon zuvor so geplant war :D

    Jetzt hat es sich eig auch für Frank bestätigt, dass dort irgendein Vieh rumläuft und alles und jeden tötet. Zudem hat er auch noch das Auto zerstört. Es geht spannend weiter. Freue mich :thumbsup:

    Zwei Kleinigkeiten

    Zitat

    Wenn er ein Tier nach einem unglücklichen Treffer leiden sehen musste, nahm ihn das zwar auch mit, aber bei einem Menschen war das ein völlig anderes Kaliber.

    Zitat

    Zum Glück war es die einzige Straße hier.

  • Danke vielmals für deinen Kommi Tenger ! :alien:

    Spoiler anzeigen
    Zitat von Tenger

    Aber würde mich mal trotzdem interessieren, ob du den Part mit seinen Gedanken, wegen meines Kommentars eingefügt hast oder ob das schon zuvor so geplant war :D

    Jein :whistling: Ein wenig schon, aber grundsätzlich bot es sich dort ohnehin schon an. :whistling: Aber es werden vermutlich eh noch einige Szenen kommen, an denen sich ihre Gefühle füreinander weiter vertiefen werden.

    Part 7

    Wütend und Erschüttert zugleich knallte er die Haube wieder zu, woraufhin sie langsam herunter schlitterte.

    Renées Blick dabei war unbezahlbar.

    Sie betätigte die Hupe und Frank zuckte zusammen. Im ersten Moment etwas sauer, dann aber panisch schaute er sie an.

    „Was machst du da?!“, brüllte sie und fuchtelte wild mit der Lampe herum.

    Er zuckte mit den Schultern und stieg zur Beifahrerseite wieder ein. „Der Motor fehlt.“

    Wie ein Ziegelstein schaute sie ihn an. „Sehr witzig, Frank!“

    „Glaubst du echt, ich mache in so einer Situation noch Witze?!“

    „Und was machen wir jetzt?“, wollte sie wissen mit forderndem Blick zu ihm.

    „Na nichts“, erwiderte er trocken und verriegelte seine Tür. „Ich würde sagen, wir bleiben einfach hier...“

    „Was? Wir können doch nicht einfach hier bleiben.“

    „Was willst du denn sonst machen?“, fragte er fordernd. „Also ich werde garantiert nicht da draußen in der Nacht herumlaufen...“

    „Na ich garantiert auch nicht!“, blaffte sie zurück und verriegelte auch ihre Tür. „Nicht, solange da draußen irgend so ein Ding herumläuft...“

    Bockig verschränkte sie die Arme und kuschelte sich in ihren Sitz.

    Und er machte es ihr gleich.

    Wieder einmal schwiegen sie sich an.

    Doch beide wussten, dass nun keine Zeit war, sich an solchen Dingen aufzuhängen. Viel mehr konnten sie nicht tun, außer im Auto zu übernachten.

    Dieses Mal war es Renée, die den ersten Schritt tat. Ohne dass Frank auch nur etwas sagen konnte, bot sie sich gleich an, die erste Wache zu übernehmen. Sie fühlte sich noch sehr wach, was unter anderem auch am Adrenalin lag.

    Aber trotzdem wollte sie das Schicksal nicht herausfordern und durchwühlte ihren Rucksack nach dem Instantkaffee. Ganz tief vergraben in diesem fand sie ihre kleine metallene Pastillendose mit abgegriffenem Pop-Art-Motiv, in der sie immer ein wild zusammengewürfeltes Sortiment an Teebeuteln und Kaffeepäckchen aufbewahrte. Frank bezeichnete es scherzhaft immer als ihr persönliches Notfallset.

    Sie nahm ihre Feldflasche und schüttete ein Päckchen Kaffee hinein. Den Rest füllte sie langsam mit Sprudelwasser auf. Nach ein paar Minuten vorsichtigem Drehen und Schütteln der Flasche war der Kaffee fertig. Zwar schmeckte er durch die Kohlensäure eher wie alte Cola mit seifigem Abgang, aber ihr ging es eh nur um den wachhaltenden Effekt. Ein wenig Schwund war immer.

    Während sie Wache schob, versuchte Frank ein wenig Schlaf zu finden.

    Auch wenn Renée es sich anders gewünscht hätte, verstand sie trotzdem, dass es vermutlich besser war, die Taschenlampen auszulassen. Außerdem konnten sie nicht wissen, inwiefern sie sich mit dem Licht auf sich aufmerksam machen würden. Vielleicht würden sie dadurch das Ding sogar erst recht anlocken.

    Grundsätzlich hatte Renée keine Angst im Dunkeln, aber in diesem Fall war die Anspannung mehr als zu verstehen. Vollkommen eingehüllt von der Finsternis, geradeso dass der Mond minimal Licht spendete, verharrten sie in ihre Decken eingemummelt im Auto und versuchten, die Nacht irgendwie herumzukriegen. Sie versuchten, mit Gesprächen die Zeit totzuschlagen. Und langsam hatte sie sich auch an den kalten, krisseligen Kaffee gewöhnt.

    Frank wurde allmählich immer stiller und beteiligte sich nach einer Weile gar nicht mehr an dem Gespräch. Er hatte sich schon während der ganzen Zeit mehr aufs Einschlafen konzentriert. Und ihre sanfte Stimme half dabei enorm.

    Als sie schließlich auch bemerkte, dass sie schon seit geraumer Zeit nur noch einen Monolog führte, stellte auch sie das Reden ein und vergrub sich in ihren Kopf. Sie musste sich irgendwie weiter ablenken und begann in Gedanken ihre Lieblingslieder zu summen. Die verstörenden Bilder von letzter Nacht versuchten immer wieder hervorzukommen und schon allein der Gedanke daran ließ in ihr ein Erschaudern aufkommen. Da klangen dann ganz gewöhnliche Geräusche schnell wie unwirkliche Melodien.

    Ihr war bewusst, dass es nur der Wind war, der durch die Baumwipfel säuselte und es nur Eulen waren, die nach ihr riefen. Aber die verstörenden Gedanken und Bilder an letzte Nacht versuchten stets, ihr die Rationalität auszutreiben. So langsam hatte sie auch einen fahlen Geschmack auf der Zunge, der nicht allein durch das ungelöste stumpfe Kaffeepulver kam.

    Ab und an konnte sie es sich doch nicht verkneifen, mal kurz die Taschenlampe einzuschalten. Der Drang war größer als die Vernunft. Und jedes Mal verschwand für diesen Moment das starke Zittern in ihren Fingern.

    Aber dann, als langsam der Nebel aufkam, bemerkte sie ein Rascheln im Gebüsch auf der anderen Straßenseite. Sie versuchte, etwas zu erkennen. Aber das Mondlicht allein reichte nicht aus.

    Es raschelte weiter und ein tiefen Brummen kam dazu. Es war kaum wahrnehmbar, sogar der Wind übertönte es größtenteils.

    Renée versuchte es, ins Lächerliche zu ziehen und es nur als Einbildung abzutun.

    Und anfangs gelang ihr das auch. Das weitere Summen ihrer Melodien sowie synchrone Lippenbewegungen dazu unterstützten sie dabei, eben nicht in Panik zu geraten.

    Zwischendurch verschwand das Rascheln kurz, um nur wenige Minuten später wieder aufzutauchen. Es wanderte. Am Anfang noch auf der gegenüberliegenden Straßenseite, war es später hinter ihr und dann auf ihrer Seite. Aber immer ein gutes Stück von ihr entfernt. Als würde das Etwas nur die Gegend erkunden und sich ein Bild von der Situation verschaffen.

    Innig hoffte die junge Frau, es sei vielleicht doch nur ein Tier. Ein Grizzly oder Wildschwein.

    Aber als dann zu dem tiefen Brummen noch das Zischen dazukam, dass sie auf keinen Fall vermisst hatte, wurden ihre Befürchtungen bestätigt.

    Wie ferngesteuert schwenkte sie zu Frank um und versuchte ihn mit leichtem Stupsen zu wecken.

    „Frank“, flüsterte sie, rüttelte und schüttelte ihn sanft durch. „Frank, wach auf.“

    Er zuckte kurz zusammen und öffnete dann schläfrig die Augen. „Was ist los?“

    „Es ist wieder da!“, flüsterte sie weiter. „Das Ding ist hier!“

    „Was?“, fragte er noch völlig konfus, ordnete aber schnell seine Gedanken und riss dann schlagartig seinen Kopf zu ihr um. „Das Ding ist hier? Wo?“

    Sie zeigte am ihm vorbei zum Fenster raus. „Da im Busch. Sei leise und horche.“

    Und er tat es.

    Und auch er hörte diese seltsamen Geräusche. Seine Gedanken waren noch unbeeinflusst und er konnte schnell für sich ausschließen, dass es ihm bekannte wilde Tiere waren. Dafür klang es einfach zu abnormal. Es hörte sich an wie eine Mischung aus einer Schlange und einem Wolf.

    Gebannt lauschten beide weiter, bis es wieder ruhiger wurde.

    Ironischerweise hatte sich der Kauz unmittelbar in ihrer Nähe während dieser ganzen Zeit nicht beirren lassen. Er rief munter und fröhlich weiter in die Nacht hinein.

    Renée atmete auf, ihr Herzschlag wurde langsamer. Der Gedanke daran, dass Frank nun wach war und ihr Gesellschaft leistete, beruhigte sie ungemein.

    Plötzlich huschte Irgendwas aus dem Wald hervor und bewegte sich zur Straßenmitte hin.

    Das Paar fixierte ihre Blicke sofort dort hin. Geschätzte dreihundert Meter entfernt war dieses Objekt. Dieses Mal konnte der Mondschein die Silhouette deutlich genug ausleuchten.

    Es schien auf vier Beinen zu gehen oder vielleicht auch auf sechs. Vielleicht waren es aber auch die Arme und es stützte sich nur ab. So genau konnten diesen beiden es nicht definieren. Aber das Ding wechselte mehrmals zwischen diesen beiden Positionen.

    Ebenso konnte sie diese Stacheln oder langen Auswüchse am Rücken erkennen. Und einen kleinen Schwanz schien es auch gehabt zu haben. Für mehr Details war es leider zu weit entfernt.

    Sie begrüßten es auch, dass diese Situation so geblieben war. Selbst Frank, der nun seine erste Erfahrung mit dieser Kreatur gemacht hatte, war sich schnell einig, lieber nicht zu innigeren Kontakt damit haben zu wollen.

    Als es sich langsam wieder weiter zum Wald hin orientierte, atmeten beide hörbar auf.

    Aber es ging nicht wieder in den Wald. Im Gegenteil! Es machte Halt und wandte sich nun ihnen zu.

    Vier grelle Lichter, so strahlend wie Diamanten, starrten sie direkt an. Wie die Augen einer Wildkatze funkelten sie, nur viel kräftiger.

    Ein animalischer Gang. Wie eine Raubkatze oder eine Riesenechse.

    Und stets waren die Augen auf sie fixiert. Und brannten sich tief in ihre Gedanken ein. Fast schon so, als würden sie in diese eindringen.

    Beide griffen sich an die Hände und Frank zugleich nach seinem Gewehr. Mit jeder Faser seines Körpers wollte er sie beschützen. Und das versuchte er ihr mit einem überzeugten Händedruck zu vermitteln.

    Sie selbst war aber zu angespannt, um diese Geste da herauszulesen. Dennoch war sie zu jeder Zeit bereit, ihm um den Hals zu fallen und Schutz von ihm zu erflehen.

    Mit jedem weiteren Schritt, den das Ungeheuer auf sie zukam, machte sich mehr Angst und Anspannung in ihnen breit. Immer mehr zitterten sie.

    Was würde es mit ihnen anstellen? Waren sie bereit zu kämpfen?

    Jede weitere Sekunde fühlte sich an wie eine Ewigkeit.

    Jeder einzelne Herzschlag war zu spüren.

  • Salut,

    Ich mag die Dynamik zwischen Frank und Renée. Die beiden fühlen sich in vielen Belangen wie Tag und Nacht an. So sehr, dass sie oft mehr wie ein altes Ehepaar als wie (relativ) frisch verliebt wirken.

    Hier nur einige Dinge, die mir auf die Schnelle von Kapitel 3 bis 5 aufgefallen sind:

    Spoiler anzeigen
    Zitat

    Punkt 6 piepte Franks Armbanduhr und weckte ihn vorsichtig.

    Klingt putzig, aber macht mich stutzig :huh:

    Zitat

    Wie ein Schmetterling, der seine Flügel spreizte, streckte er seine Glieder kräftig durch. Leichtes Knacken in Schulter und Fingergelenken.

    Ein Schmetterling ist wohl das letzte Tier, mit dem ich Frank vergleichen würde :D

    Zitat

    Seichtes Plätschern des Baches und friedliches Vogelgezwitscher erreichten sein ausgeruhtes Ohr.

    Mit einem tiefen Atemzug füllte er seine Lunge mit der frischen Waldluft.

    „Guten Morgen“, begrüßte sie ihn mit einem freundlichen Lächeln und winkte ihm dabei leicht aus dem Handgelenk zu.

    Und ebenso gab er ein „Guten Morgen“ zurück.

    Noch etwas ungelenk stakste er zum Lagerfeuer und ließ seinen Blick kurz über das Geschehen schweifen.

    Hach ja, ich mag Frank. Wie herrlich unbeirrt er ist ^^

    Das "sie" würde ich aber durch Renée ersetzen.

    Davon abgesehen finde ich es etwas eigenartig, wie entspannt Renée hier wirkt. Vielleicht kann sie auch gute Miene zum bösen Spiel machen, aber da hätte ich ein Verhalten erwartet, dass selbst den naiven Frank stutzig macht. Eine aufgespielte Fröhlichkeit, oder eine verborgene Nervosität.

    Zitat

    „Hilfe!“, krächzte er und streckte suchend seinen Arm nach ihr aus. Anschließend sackte er in sich zusammen. Sein Körper war im hohen Gras nicht mehr zu sehen.

    Sofort eilten sie zu ihm!

    Frank rannte so schnell er konnte, immer mit bedächtigem Blick auf dem Weg vor sich. Seine rothaarige Freundin dagegen hetzte beinahe blind mit Höchsttempo umher. Wie eine Parkourläuferin sprang sie über kantige Felsen und stachelige Sträucher, schlitterte über rutschiges Moos und durch knöchelhohes Laub.

    „Wir sind gleich da!“

    "so schnell er konnte" und "mit Höchsttempo" sind Synonyme. Ich denke aber, du willst hier sagen, dass Renée deutlich schneller ist als Frank?

    Ausserdem bin ich hier etwas verwirrt, was die Räumlichkeit angeht. Wenn der Mann für sie nahe genug ist, dass sie ihn krächzen hören können, dann scheint hier nicht genügend Distanz zu sein, dass Renée über Felsen, Sträucher und Moos springen kann.

    Zitat

    „Da war so ein Ding“, redete er weiter und legte sich den Arm übers Gesicht. Die vielen Eindrücke um ihn herum verwirrten ihn. „Es hat alle umgebracht!“

    Zitat

    „Alys“, war der einzige Name, den Rob noch sagen konnte, bevor er plötzlich zu hyperventilieren begann und in einen Schockzustand verfiel.

    Ich weiss, dass dein Erzählstil nicht aus fixer persönlicher Sicht geschrieben ist, sondern auch allwissende Züge hat (glaube ich zumindest, mit der Theorie kenne ich mich nicht aus). Trotzdem finde ich es persönlich interessanter, wenn der Grund für ein Verhalten nicht geradeaus erklärt wird. Ich nehme an, Frank und Renée kennen beide die Symptome eines Schockzustands nicht eindeutig.


  • :hail: Danke Jufington für deinen Kommi und deine Anmerkungen! :hail:

    Spoiler anzeigen
    Zitat von Zarkaras Jade

    Punkt 6 piepte Franks Armbanduhr und weckte ihn vorsichtig.

    Zitat von Jufington

    Klingt putzig, aber macht mich stutzig :huh:

    Was genau macht dich daran stutzig? :huh:

    Zitat von Jufington

    Ein Schmetterling ist wohl das letzte Tier, mit dem ich Frank vergleichen würde :D

    Ja, mir fiel kein passenderes Tier ein. ||

    Zitat von Jufington

    Davon abgesehen finde ich es etwas eigenartig, wie entspannt Renée hier wirkt. Vielleicht kann sie auch gute Miene zum bösen Spiel machen, aber da hätte ich ein Verhalten erwartet, dass selbst den naiven Frank stutzig macht. Eine aufgespielte Fröhlichkeit, oder eine verborgene Nervosität.

    Ja, da werde ich nochmal schauen, wie ich die Szene etwas abändern kann, damit sie nicht so gelassen wirkt. :thumbup:

    Zitat von Jufington

    Ausserdem bin ich hier etwas verwirrt, was die Räumlichkeit angeht. Wenn der Mann für sie nahe genug ist, dass sie ihn krächzen hören können, dann scheint hier nicht genügend Distanz zu sein, dass Renée über Felsen, Sträucher und Moos springen kann.

    Naja, sie müssen das Krächzen ja nicht unbedingt hören, um einen Impuls zu erhalten. Sie sahen ihn ja daraufhin zusammenklappen. Das war für sie Grund genug, schnell hinzueilen.

    Part 8

    Aber dann, ohne ersichtlichen Grund, schwenkte das Wesen um und rannte mit ungeheurer Geschwindigkeit in den Wald.

    Noch einen letzten Blick konnten sie auf das Seitenprofil erhaschen. Der Kopf wirkte extrem unförmig. Renée kam sofort das Bild von einer überdimensionalen Gottesanbeterin in den Sinn.

    Noch eine ganze Weile hielten sie Händchen und starrten reglos in den Wald. Noch viel Schweiß und Herzklopfen waren nötig, bis sie das Gefühl hatten, vorerst wieder in Sicherheit zu sein.

    Ein erleichtertes Aufatmen.

    Sie schauten sich an.

    Und umarmten sich, gefolgt von kurzen Küssen.

    Dinge, die Renée nun bitter nötig hatte.

    Frank streichelte ihren Rücken und flüsterte ihr beruhigende Worte zu. Sie umklammerte ihn fest und wollte ihn nicht mehr loslassen. Das, wofür sie bisher immer einen kecken Spruch als Ausrede gebracht hatte, zeigte sich nun in dieser Situation als das, was doch stets ein Verlangen war. Mehr innigere körperliche Zuwendung. In keinster Weise hatten sie es sich so gewünscht, um sich endlich näher zu kommen. Aber dieses außergewöhnliche Erlebnis zeigte ihnen erst, wie sehr sie doch einander brauchten. Und sei es nur seelische Unterstützung.

    Jede einzelne Berührung, jeden einzelnen Kuss.

    Sie wollten sich am liebsten gar nicht mehr losgelassen. Und es war auch eine gute Position für Renée, etwas Schlaf zu finden. Nach so viel Gefühlschaos und Anspannung war es nicht einfach, wieder einen Ruhepol zu finden. Dass sie sich weiter an ihn schmiegte, half ihr aber und so gelang es ihr doch -was zum Teil auch auf generelle Müdigkeit zurückzuführen war- langsam einzunicken.

    Zwar war Frank auch noch etwas müde, aber mit dem letzten Rest des kalten Instantkaffees und frischer Luft konnte er sich gut wach halten. Und nun hatte er genügend Zeit, sich mit seinen Gefühlen und Gedanken auseinandersetzen zu können. Dinge, die ihm erst seit dieser Nacht besonders aufgefallen waren. Die Frage um Renée und deren weitere Beziehung. Und ob er wirklich in der Lage gewesen wäre, sie zu beschützen oder sich vielleicht für sie zu opfern. Er hatte sofort gemerkt, als die Situation mit dem Wesen brenzlig zu werden schien, wie sehr sie doch auf ihn vertraute. Und die Berührungen und Zuwendungen, die ihm zeigten, dass sie eben doch gewillt war, mehr zuzulassen.

    Sie war eine tolle Frau! Nicht nur gutaussehend sondern auch gebildet. Witzig, direkt und doch charmant. Und dass sie, trotz seiner oft kühlen und nüchternen Art, anscheinend immer noch gern mit ihm zusammen war, machte ihn umso glücklicher.

    Er selbst dagegen sah sich nicht als weltoffenen Menschen oder großen Romantiker. Redete er doch viel zu selten und viel zu wenig. Er verglich sich selbst und sein Gemüt immer gern mit den kalten und eintönigen Wintern in Kanada.

    Renée hingegen würde am liebsten den ganzen Tag lang reden. Sie hatte ja auch immer was Lustiges oder Spannendes zu erzählen. Oder zumindest empfand er es als solches. Aber er merkte auch, dass seine geringe Anteilnahme in Gesprächen ihr eine gewisse Einseitigkeit vermittelte.

    Es war aber kein Desinteresse. Er hörte ihr einfach nur gern zu. Er hörte einfach gern ihre wohltuende Stimme, bevor er sie mit seiner quälen würde.

    Aber so gern er auch weiter an diese Gedanken festhalten würde, so stark schwangen auch die Gedanken an dieses Wesen mit. Irgendwann war es einfach unvermeidlich, sich mit dieser nagenden Sache auseinanderzusetzen. In was für eine Kategorie sollte er es stecken? Was genau ist es und woher kam es? Was ist seine Motivation?

    Intensiv grübelte er nach und verglich die bekannten Merkmale mit unzähligen anderen Tieren. Aber er fand keine plausible Übereinstimmung. Es hatte irgendwie von allem etwas aber nichts konkretes. War es vielleicht eine bisher unentdeckte oder exotische Art?

    Er verwischte diesen absurden Gedanken. Genau so entstanden Märchen und Geschichten. Durch irgendwelche Hirngespinste von verwirrten Menschen in ungewohnten Situationen. Legenden von Bigfoot und Nessie.

    Und als so einen Menschen wollte er sich nicht betiteln lassen!

    Er widmete sich dem Mond und dem Nachthimmel. Lange würde der Trabant nicht mehr zu sehen sein. Und die Morgensonne kündigte sich auch langsam an. Ein dumpfes Rot zeichnete sich am Horizont ab und vertrieb allmählich die Finsternis.

    Aber auch ein waberndes weißes Licht mitten aus dem Wald. Es wirkte irgendwie konzentriert, aber durch die vielen Bäume und den Morgennebel stark gestreut. Ab und an pulsierte es, dann leuchtete es wieder gleichhaltig stark.

    Zuerst dachte Frank an ein Nordlicht oder ein anderes, seltenes Naturphänomen.

    Aber mitten aus dem Wald?

    Vielleicht hatte das auch etwas mit diesem Wesen zu tun?

    Aber mit dieser Sache wollte er sich jetzt nicht beschäftigen. Er wollte lieber die restliche Ruhe genießen und versuchte noch etwas zu dösen.

    Der Morgen brach an, Renée wachte auf und zuckte kräftig zusammen.

    Dann öffnete sie langsam die Augen und schaute sich verdutzt um. Erst nach mehrmaligem Blinzeln klarte die anfänglich trübe Sicht auf und sie erblickte Frank auf dem Sitz neben sich.

    Er schaute sie aus den Augenwinkeln an und setzte ein leichtes Schmunzeln auf.

    „Was für eine Nacht“, säuselte sie und rieb sich anschließend mit der Hand über die trockenen Lippen. In ihrem Mund war noch immer ein Restgeschmack des Kaffees und bescherte ihr zugleich einen angemessenen Einstieg in den neuen Tag.

    „Ich bin auch noch völlig baff“, meinte Frank dazu und strich ihr zärtlich über die Wange. „Trotzdem gut geschlafen?“

    Sie nickte angedeutet und unterdrückte ein Gähnen. „Ist noch was ungewöhnliches passiert in den letzten Stunden?“

    Kopfschüttelnd drehte er sich zur Rückbank um und nahm eine Flasche Sprudelwasser, die er anschließend an sie weiterreichte. Ihre trockenen Lippen bedeuteten ihm Durst.

    Dankend nahm sie sie entgegen und gönnte sich einen großen Schluck. Den ersten, um sich den restlichen Kaffeesatz aus dem Mund zu spülen, den zweiten als Durstlöscher. Dann setzte sie ab und sagte: „Was ich mich frage: Wer in aller Welt klaut denn einen Motor aus einem intakten Jeep?“

    Er nickte. „Ja, das finde ich auch sehr merkwürdig. Dann hätte man auch gleich den Jeep kurzschließen können...“

    „Außer vielleicht...“, meinte sie weiter und rieb sich nachdenklich die Stirn. „Vielleicht war es ja das Ding.“

  • Hey Zarkaras Jade

    Ich bin bei Part 4 angelangt. Es bleibt spannend... :gamer:

    Hier ein paar Anmerkungen von mir... (alles nur Ideen/Vorschläge/Anregungen) :)

    Spoiler anzeigen

    Nochmal kurz hierzu:

    Womit habe ich die denn verdient? " :hail: ".... Und dann gleich ZWEI davon :rofl:

    Weißt du, was witzig ist? Das war auch meine erste Intention, es so zu schreiben. :whistling: Aber ich habe mich dann dagegen entschieden, weil ich nicht weiß, ob Renée es riskiert hätte, sich im Freien zu zeigen. Sie war ja auch zum einen sehr eingeschüchtert und zum anderen sehr fasziniert gewesen von dieser Begegnung. Also ich persönlich hätte mich nur sehr schwer nach draußen getraut. Eher hätte ich mich wirklich wie sie verhalten. Ich finde beide Verhaltensweisen authentisch.

    Ja, kann sein, dass du recht hast...Wie gesagt, ist das sicher auch ein bisschen typabhängig. Aber nach nochmaligem Lesen fand ich es dann jetzt auch ganz okay.

    Und nun zu Part 4:

    diese Nacht etwas seltsames geträumt zu haben. Aber er konnte sich nicht erinnern, dass er tatsächlich etwas geträumt hätte.

    Vielleicht: Aber wenn es so war, dann konnte er sich nicht mehr daran erinnern. (?)

    Aber er konnte sich nicht erinnern, dass er tatsächlich etwas geträumt hätte.

    Aber so schnell dieser Gedanke aufkam,

    Noch eine kleine Wiederholung

    Leichtes Knacken in Schulter und Fingergelenken.

    Der Satz kommt mir irgendwie unvollständig vor :hmm:

    Das Gras war sichtbar mit Morgentau bedeckt und der Wald lag in weiten Teilen noch im dichten Nebel. Seichtes Plätschern des Baches und friedliches Vogelgezwitscher erreichten sein ausgeruhtes Ohr.

    Das ist schön. Ich kann mir die friedvolle Idylle sehr gut vorstellen :thumbup:

    „Erzähl“, gab er kurz und bündig wider. Auch wenn es recht desinteressiert rüberkam, war er trotzdem sehr neugierig. Es lag nur nicht in seiner Natur, es offen zu zeigen.

    „Das Ding war hier“, sagte Renée mit sehr neutralem Gesichtsausdruck und schob sich anschließend einen großen Löffel Müsli in den Mund.

    Die beiden "sehrs" würde ich streichen. Sie bringen keinen Mehrwert und blähen nach meinem Gefühl nur unnötig auf.

    ....setzte ihre Schüssel ab und griff nach ihrem Fotoapparat, den sie bereits neben sich platziert hatte. „Schau! Hier!“

    Hier fehlt das "Sie" am Satzanfang

    Er zuckte nur mit den Schultern und widmete sich wieder unbeeindruckt seinem Frühstück.

    Das "unbeeindruckt" könnte man streichen, da sich das ja schon aus seinem Verhalten erklärt :hmm:

    „Du glaubst mir also nicht...“, merkte sie schnippisch an und schmollte.

    ähnlich wie oben. Dass sie "schmollt" erklärt sich irgendwie durch ihre Reaktion. Es klingt irgendwie doppelt gemoppelt es nochmal anzumerken, finde ich. :hmm:

    Es nervte ihn so sehr, dass ihm auch schnell der Appetit verging. Und das nervte dann noch zusätzlich.

    Irgendwann konnte und wollte er das nicht mehr aushalten und lenkte widerwillig ein. „Ja gut, dann glaube ich dir eben... Bist du jetzt zufrieden?“

    Überrumpelt glotzte sie ihn daraufhin mit versteinerter Miene wie ein Maulaffe an. Aber ob sie nun zufrieden war, konnte sie nur schwer beantworten.

    Zufrieden, weil sie etwas gesehen hatte, das eindeutig nicht von dieser Welt sein konnte? Zufrieden, weil ihr Partner ihr diesbezüglich Glauben schenkte und somit auch hätte einräumen müssen, dass auch er an so etwas Unwirkliches geglaubt hätte?

    Nein! Da konnte sie auf keinen Fall zufrieden sein.

    Du springst hier zimelich zwischen den beiden Perspektiven hin und her. Das verwirrt mich etwas. Persönlich finde ich es schöner, wenn ich zumindest ein Kapitel lang bei einem Prota bleiben kann. Danach darf es dann gerne wieder umswitchen. Aber hier sind wir zuerst bei Frank mit seinem Genervtsein und dann plötzlich bei Renee mit ihrem Frust über Frank. Das verursacht mir ein leichtes Schleudertrauma. :hmm: Ich glaube, das war mir auch an anderen Stellen schon aufgefallen, aber hier extrem.

    Nein! Da konnte sie auf keinen Fall zufrieden sein.


    Mit einer einvernehmlichen Umarmung und einem flüchtigen Kuss legten sie ihren Disput bei und bereiteten sich auf die Jagdwanderung vor.

    Okay, das ging ja schnell :)

    Aber es sah nicht wie ein wildes Tier aus. Eher wie ein Mensch. Für ein Landtier hatte es eine eindeutig zu bunte Aufmachung.

    Das kapier ich nicht :hmm: Meinst du die Klamotten? Wenn sie das schon so gut erkennen können, stellt sich die Frage eigentlich nicht mehr, oder? Keine Ahnung, vielleicht habe ich auch gerade ein Brett vorm Kopf. :lol:

  • Huhu Zarkaras Jade,

    hatte ja bereits im Chat geschrieben, dass ich hier reinschauen wollte :) War fleißig und bin bei Part 8 angelangt. Ich verstecke meine Gedanken mal im Spoiler. Vorab: Die Geschichte gefällt mir sehr und ich werde am Ball bleiben :thumbsup:

    Spoiler anzeigen

    Die Gesamtstimmung Deiner Geschichte macht mich gewissermaßen beklommen – und das meine ich hier absolut nicht als negatives Urteil :D

    Ich versuche einmal, mich zu erklären. Ich gehe selbst gerne wandern und es gibt gewisse Dinge, bei denen meine Reaktion in etwa so aussieht:

    ?u=http%3A%2F%2Fwww.reactiongifs.com%2Fr%2F2013%2F02%2Fnope.gif&f=1&nofb=1&ipt=83075cc5ddb8e363749974db7d4daf2b0c74712f3a2fa85b191335257b5c59df&ipo=images

    Zum Beispiel, wenn ich beim Pilzesammeln eine Wildsau aus dem Unterholz warnend grunzen höre. 180° Kehrtwende, langsam und leise. Ich bin dann mal weg!

    Spätestens hier ...

    Zitat von Zarkaras Jade

    Leicht angespannt hielt sie ihre Kamera griffbereit und flüsterte ihrem Partner zu: „Hast du das auch gehört?“

    „Was denn?“, entgegnete er stirnrunzelnd und blickte über seine Schulter leicht verkrampft zu ihr hinter.

    Ihre Augen trafen sich. Und Renées Gesicht zeigte große Verunsicherung.

    „Dieses merkwürdige Zischen“, erklärte sie und deutete mit der Kamera in den Händen zu den Bäumen rechts neben sich. „Irgendwo da hinten.“

    Zitat von Zarkaras Jade

    Bei genauerer Untersuchung des Strauches fiel Renée eine leicht silbrige, klebrige Substanz an Blättern und Beeren auf.

    Während ihr Partner die Kerben an der Rinde untersuchte, inspizierte sie eingehender diese merkwürdige Flüssigkeit


    ... hätte ich Hasenfuß schon längst das Weite gesucht. Merkwürdigkeiten beim Campen? Ohne mich!

    Gerade aus dem Grund bewirkt Deine Geschichte, dass ich mich bei jedem Absatz davor fürchte, was jetzt kommt :fie: Deine Beschreibungen der wunderschönen Naturkulisse bilden einen starken Kontrast zu den Horrorelementen. Fühle mich an The Ritual von Adam Nevill erinnert – und das gefällt mir verdammt gut!

    Dazu kommen kleine Details, die das Geschehen lebendig und irgendwie "nah" erscheinen lassen, weil sie implizit etwas über die Charaktere, ihre Gewohnheiten, ihren Lebensstil verraten. Ein Beispiel:

    Zitat von Zarkaras Jade

    Ganz tief vergraben in diesem fand sie ihre kleine metallene Pastillendose mit abgegriffenem Pop-Art-Motiv, in der sie immer ein wild zusammengewürfeltes Sortiment an Teebeuteln und Kaffeepäckchen aufbewahrte. Frank bezeichnete es scherzhaft immer als ihr persönliches Notfallset.

    Die Wahl Deiner Charaktere selbst finde ich sehr interessant. Ich mag es, wenn man Figuren aufeinandertreffen lässt, die sich von ihrer Persönlichkeit her ziemlich unterscheiden. Das sorgt in der Regel für eine spannende Dynamik, so auch hier: Frank, unbeirrbar und stoisch. Dagegen Renée, vorsichtig und sensibel.

    Dein Schreibstil liest sich sehr angenehm. Da gibt es keine größeren Stellen, an denen ich irgendwie hängengeblieben wäre.

    Freue mich auf mehr!
  • :hail: Danke vielmals Rainbow und Acala für eure Kommis, Anmerkungen und Vorschläge! :hail:

    Das freut mich immer gern zu hören, dass die Geschichte euch (weiterhin) gefällt. :)

    Spoiler anzeigen
    Zitat von Rainbow

    Du springst hier zimelich zwischen den beiden Perspektiven hin und her. Das verwirrt mich etwas. Persönlich finde ich es schöner, wenn ich zumindest ein Kapitel lang bei einem Prota bleiben kann. Danach darf es dann gerne wieder umswitchen. Aber hier sind wir zuerst bei Frank mit seinem Genervtsein und dann plötzlich bei Renee mit ihrem Frust über Frank. Das verursacht mir ein leichtes Schleudertrauma. :hmm: Ich glaube, das war mir auch an anderen Stellen schon aufgefallen, aber hier extrem.


    Ja, ist manchmal etwas "ungünstig" mit den plötzlichen Perspektivenwechseln, hast schon recht. :hmm: Ursprünglich wäre es ja auch so geworden, aber ich hab das jetzt "erstmal" so gelöst. Ich wollte auch nicht unbedingt immer die Sichtweisen beider Charaktere in jeder Szene einbauen. Weil manchmal ist Frank bzw. Renée einfach am Nichtstun (nichts großartig Relevantes) und da schwenke ich lieber zur anderen Person. Immer das, was in meinen Augen gerade interessanter bzw. spannender ist.

    Zitat von Rainbow

    Das kapier ich nicht :hmm: Meinst du die Klamotten? Wenn sie das schon so gut erkennen können, stellt sich die Frage eigentlich nicht mehr, oder? Keine Ahnung, vielleicht habe ich auch gerade ein Brett vorm Kopf. :lol:


    Ja, an sich kann ich den letzten Satz streichen. :hmm:

    Zitat von Acala

    Gerade aus dem Grund bewirkt Deine Geschichte, dass ich mich bei jedem Absatz davor fürchte, was jetzt kommt :fie: Deine Beschreibungen der wunderschönen Naturkulisse bilden einen starken Kontrast zu den Horrorelementen. Fühle mich an The Ritual von Adam Nevill erinnert – und das gefällt mir verdammt gut!

    Das freut mich zu hören, dass du dich auch etwas gruselst. :danke:

    Dann fühle ich mich wenigstens bestätigt, dass der "Horror"-Button richtig gewählt ist. :hail:

    Part 9

    Frank nickte zustimmend. Auch er hatte schon diesen Verdacht. Aber warum sollte es das getan haben? Um sie am Abhauen zu hindern? Sollte Frank dem Wesen wirklich so viel Intelligenz zuschreiben dürfen? Aber vermutlich hätte ein Tier das auch getan, wenn es das Wissen darüber gehabt hätte.

    Vorerst wollten sie sich aber nicht weiter mit dieser Sache beschäftigen und lieber dem Frühstück widmen. Heute nur kaltes Essen in Form eines Müslis. Vom Kaffee hatten sie erst einmal genug.

    Anschließend, nach einer Katzenwäsche und frischen Klamotten, machten sie sich auf dem Weg zu ihrem Lager, um dieses abzubauen. Auch wenn das Auto nicht mehr fahrtüchtig war, erschien es trotzdem als der sicherste Platz für die Nächte. Und solange dieses Ungeheuer sein Unwesen trieb, wollten sie es ohnehin nicht mehr riskieren, auch nur noch eine Nacht länger im Freien zu verbringen.

    Der lange Fußmarsch ließ sie zeitweise wieder in eine Melancholie verfallen bei den Gedanken an Rob und seine Worte. Vielleicht lebte ja doch noch diese Alys, von der er gesprochen hatte. Gänzlich vermeidbar war es einfach nicht, solche Themen zu ignorieren. Vor allem für Renée nicht, die es besonders schwer mitgenommen hatte. Musste sie hilflos miterleben, wie der junge Mann vor ihren Augen gestorben war.

    Frank versuchte ihr Gemüt bestmöglich zu pushen, indem er sie liebevoll Arm in Arm begleitete und auf die schöne Natur aufmerksam machte. Aber richtig zufrieden stellte sie das nicht. Immerhin konnten somit Tränen verhindert werden.

    Abgesehen davon erreichten sie das Lager aber ohne weitere Vorkommnisse. Jedoch offenbarte sich ihnen dort ein unerwarteter Anblick. Voller Entsetzen sahen sie, dass ihre Zelte völlig zerstört waren. Die Planen lagen in Fetzen zerrissen im ganzen Lager verstreut herum. Aber die Metallstangen waren nicht da. Ebenso waren die Kochutensilien nicht mehr auffindbar. Auch sonst fehlte ein Großteil der Gegenstände.

    Zuerst bemerkte Frank es gar nicht, aber dann fiel ihm auf, dass es vorrangig die metallischen Sachen waren, die entwendet wurden. Selbst ihre Rucksäcke lagen noch herum, obgleich sie mutwillig aufgerissen worden waren.

    Renée konnte darin keine wirkliche Struktur erkennen. Für sie war es böswillige Zerstörung.

    Vom anfänglichen Schock erholt räumten sie schnell das Übriggebliebene zusammen und machten sich wieder auf dem Weg zurück. Und auch dieses Mal konnten sie es nicht vermeiden, an Rob und das Monstrum zu denken.

    Kurz vor Mittag waren sie wieder beim Auto und verstauten die Sachen. Während Renée nochmal eine kalte Mahlzeit zubereitete, machte Frank soweit alles für die Nacht fertig.

    Nach dem Essen gingen sie auf die Suche nach dem Lager der Jugendlichen. Da Rob offenbar schon einige Tage vor ihnen beiden in dieser Gegend war, gingen sie davon aus, dass die Jugendlichen ihren Wagen noch weiter die Straße hinauf zurückgelassen hatten. Wie weit weg konnten sie nur schwer einschätzen. Zumal sie nicht mal sagen konnten, ob er überhaupt noch auffindbar sein würde.

    Um so weit wie möglich zu kommen, gingen sie etwas zügiger und hielten die ganze Zeit Ausschau nach verdächtigen Spuren.

    Immer wieder schaute Frank ungeduldig auf seine Uhr. Renées tiefes Schnaufen bedeutete ihm, dass sie auch langsam genervt war. Sie waren bereits drei Stunden unterwegs und hatten eine Strecke von 10 Kilometern zurückgelegt. Ihre Beine ließen sie das auch langsam spüren. Auch wenn sie den Großteil neben der Straße gelaufen waren, belastete dieses stetige Gehen ihre Fußsohlen trotzdem deutlich mehr als ein Weg durch unebenes Gelände. Und Renée war sich sicher, dass das einige schmerzvolle Blasen geben würde. Allein der Gedanke daran ließ sie bereits die Nase rümpfen.

    Allmählich mussten sie sich entscheiden, ob sie wieder umkehren oder doch weitersuchen wollten. Gewappnet waren sie zwar trotzdem für noch eine weitere Nacht im Freien gegen das Ungeziefer und die Kälte, aber vor dem Wesen würden sie sich bestimmt nicht schützen können. Andererseits ließ auch der Gedanke daran, den ganzen Weg wieder zurückzulaufen, einen tiefen Seufzer bei beiden aufkommen.

    Sie entschieden sich, vorerst eine kurze Rast zu machen.

    Aber selbst danach hatten sie sich noch immer nicht einigen können. Renée wurde es zu stumpfsinnig. Sie entschied aus dem Bauch heraus. Sie hatte keine Lust auf eine erneute Begegnung mit diesem Ding. Allerdings war ihr im Moment noch weniger danach, den ganzen Weg zurückzulaufen und sich ihre Beine gänzlich zu zerstören. Und Frank stimmte ihr zu. Auch er hätte vermutlich nach einer Weile so argumentiert.

    Also marschierten sie weiter, wenn auch etwas langsamer.

    Und tatsächlich, nach nur einer weiteren halben Stunde, entdeckten sie verdächtige Reifenspuren auf der Fahrbahn. Sie schlingerten und führten nach knapp zweihundert Metern direkt in ein Gebüsch. Schnell eilten sie dort hin. Tiefe Furchen durchzogen den Waldboden als hätte ihn jemand umgepflügt. Bei genauer Untersuchung fanden sie kleine Metallfetzen und Kunststoffsplitter. Weiter im Gebüsch fand Frank dann noch das Nummernschild, völlig verbogen.

    Renée hatte inzwischen auch ein paar Schuhabdrücke ausfindig machen können. Sie waren nicht einfach zu entdecken im hohen Gras. Im direkten Vergleich waren sie etwas kleiner als ihre eigenen Abdrücke. Und wäre sie bisher noch nicht von Robs Aussage überzeugt gewesen, fand sie zu ihrem Entsetzen an einem tiefhängenden Baumast einen kleinen Stofffetzen. Es war Cord. Kleine braune Sprenkel waren darauf. Renée konnte schwören, dass es Blut war.

    Sie folgten den Abdrücken weiter in den Wald, bis sich die Spur verlor. Danach liefen sie in dieser Linie weiter. Sie gingen davon aus, dass die Jugendlichen den direkten, geraden Weg genommen hatten, wenn sie eh schon vor dem Monstrum auf der Flucht waren.

    Ab und an entdeckten sie wieder dieses silbrige Sekret an Sträuchern und Moosen. Es war bereits eingetrocknet, schimmerte aber trotzdem noch auffällig genug. Wie alt es tatsächlich war, konnten sie aber nicht vermuten. Dennoch war es eine heiße Spur, die ihnen Gewissheit gab, auf dem richtigen Weg zu sein.

    Und nach nicht allzu langer Zeit fand Frank einen kobaltblauen Sneaker. Er war völlig verdreckt und durchnässt. Mit großer Wahrscheinlichkeit gehörte er einem Jugendlichen.

    Angestachelt suchten sie nun noch eifriger nach weiteren Hinweisen. Dreißig Minuten später fanden sie dann endlich das Camp an einer kleinen Lichtung. Es war völlig verwüstet.

    Der von kurzem Gras und Blumen bedeckte Boden war komplett zertrampelt und von dünnen Furchen durchzogen. Zerrissene Zeltplanen lagen herum, den Farben nach drei Stück an der Zahl. Sowie jede Menge Limo-Flaschen und anderer Unrat. Auch eine offene Tüte Cracker, über deren Inhalt sich bereits Ameisen hermachten. Außerdem fanden sie noch zwei erdbeerrote Schlafsäcke, eine zerfledderte rosa Stoffdecke und ein kleines Kissen. Überall lagen vereinzelt Kleidungsstücke herum. Oberteile und Unterwäsche.

    Frank fand noch einen hellbraunen Wanderrucksack, der auch schon bessere Tage erlebt hatte. Wäre er nicht so stabil gewesen, hätte man ihn garantiert nicht mehr als einen solchen identifizieren können. Der Inhalt war ein schwarzes Shirt mit einem gelben Smiley-Aufdruck, ein Paar beige Socken und ein kleiner Kamm. Ebenso fand er ein paar Haargummis und Spangen sowie ein Portmonee in der vorderen Tasche.

    50 kanadische Dollar und ein paar Pennies waren darin, sowie ein paar kleine Zettelchen und der Ausweis. Wie Frank bereits erahnen konnte, gehörte er einer jungen Frau.

    Name: Cynthia Fortin. Schmales Gesicht, leicht dunkler Teint, kurzgehaltener Afro und runde Brille.

    Also waren es mindesten drei Jugendliche. Renée tippte eher auf vier, da sie davon ausging, dass Rob der Freund einer der beiden Mädchen war. Und sie glaubte nicht, dass das zweite Mädel ohne Partner dabei war.

    So makaber es auch klang, aber immerhin hatte sich das weitere Suchen in einer gewissen Weise gelohnt. Die Erkenntnis darüber, nun mit Sicherheit sagen zu können, dass die Jugendlichen hier waren und vermutlich wirklich von dem Wesen angegriffen wurden, ließ die beiden Mittdreißiger tief erschüttern. Einerseits waren sie froh, nun mehr Kenntnis darüber gewonnen zu haben, andererseits stimmte sie der Gedanke traurig, dass so junge Leute ums Leben gekommen waren. Und dann vermutlich auf äußerst grausame Art.

    Sie erkundeten noch eine ganze Weile das Camp, fanden aber nicht viel neue Erkenntnis. Mittlerweile war es kurz vor 5 Uhr Abends. An sich noch genug Zeit. Aber sollten sie es riskieren, in der Dämmerung wieder zurück zum Auto zu laufen?

    Wie auch zuvor räumten sie sich eine zehnminütige Pause ein, um jeder für sich darüber nachzudenken.

    Ihre Optionen waren begrenzt. Von hier aus waren es mindestens 25 Kilometer bis zur nächsten Straße und bis zum nächsten Ort garantiert 100 Kilometer.

    Frühestens am nächsten Morgen könnten sie einen Marsch zur Hauptstraße angehen. Und selbst das würde vermutlich den ganzen Tag lang dauern. Aber das konnten und wollten sie aktuell nicht entscheiden.

    Zumindest waren sie sich einig, nicht an diesem Tatort übernachten zu wollen. Diese Gegend hier strahlte eine deprimierende Präsenz aus. Da wollten sie doch lieber den Weg zurück zum Jeep wagen.

    Keine weitere Zeit verschwendend machten sie sich auch sofort auf dem Weg. Wenn sie schon diese hirnrissige Aktion wagen wollten, dann wollten sie zumindest nicht unnötige Zeit im Dunkeln verbringen.

  • Hey Zarkaras Jade,

    bin soeben von meinem eigenen kleinen Wanderausflug heimgekommen (ohne seltsame Vorkommnisse :D) und habe mit Freude festgestellt, dass es hier weitergeht. Wie zuvor packe ich meine Gedanken in einen Spoiler.

    Gedanken

    Es wird richtig spannend! Eine Konfrontation mit dem Wesen scheint unausweichlich. Mich beschleicht auch immer mehr das Gefühl, dass die werte Kreatur nicht ist, was sie zu sein scheint.

    Stutzig gemacht hat mich zunächst die Passage hier:

    Zitat von Zarkaras Jade

    Vier grelle Lichter, so strahlend wie Diamanten, starrten sie direkt an. Wie die Augen einer Wildkatze funkelten sie, nur viel kräftiger.

    Hier habe ich angenommen, dass die Lichter bloß eine Metapher sind. Im Hinterkopf meldete sich dann ein kleines Stimmchen, das mir sagte: "Und was, wenn es reale Lichter sind? Sowas wie Scheinwerfer? Wenn die Kreatur kein Wesen aus Fleisch und Blut ist, sondern etwas ... Mechanisches?" :hmm: 

    Und dann kam das:

    Zitat von Zarkaras Jade

    Zuerst bemerkte Frank es gar nicht, aber dann fiel ihm auf, dass es vorrangig die metallischen Sachen waren, die entwendet wurden.

    Ob sich das Monstrum vielleicht selbst zusammenbastelt? Braucht es dafür die metallischen Objekte? Oder ist es wirklich verdammt intelligent und entwendet den Protagonisten daher die annehmlichen Objekte des modernen Lebens (Kochuntensilien und Co.)? Ich spinne mir hier wahrscheinlich etwas völlig Wahnwitziges zusammen :D

    So oder so, es macht Spaß, weiterzulesen.

    Eine Sache hat mich allerdings ein bisschen aus der Bahn geworfen:

    Zitat von Zarkaras Jade

    Etwas Nervenkitzel tat vielleicht auch ganz gut in dieser Situation. Und tief im Inneren sehnten sie sich schon eine Begegnung mit dem Ungeheuer herbei. Also warum es nicht darauf ankommen lassen? Ob sie nun im Freien oder im Auto attackiert werden würden, schien für sie mittlerweile auch irrelevant zu werden.

    Es kann gut sein, dass ich ein Brett vor dem Kopf habe und das einfach ein persönliches Problem meinerseits ist, aber: Rein subjektiv betrachtet macht es auf mich den Anschein, dass dieser Gedankengang etwas plötzlich kommt :hmm:

    Zunächst finden Frank und Renée das Lager der Jugendlichen und kommen zu dem Schluss, dass die Teenies von der Kreatur umgebracht worden sind. Verständlicherweise sind die beiden ziemlich erschüttert.

    Ich habe bloß Schwierigkeiten damit, den Sprung von "Melancholie angesichts einer Konfrontation mit der Realität" zu "Okay, legen wir uns mit dem Monster an!" nachzuvollziehen. Was motiviert Frank und Renée dazu, dieses Risiko zu wagen? Ist es das Verlangen danach, die Jugendlichen zu rächen? Ist es, dass sie die Ausweglosigkeit ihrer Situation (keine Fluchtmöglichkeit, kein sicheres Versteck) erkannt haben und daher der Offensive den Vorzug geben?

    Wie gesagt, könnte auch einfach bloß an mir liegen :pardon:


    Den nächsten Spoiler reserviere ich für pedantische Krittelei. Es handelt sich um wirklich kleinkarierten Kram, zu dem ich ein paar Ideen, Vorschläge oder Anmerkungen habe.

    Erbsenzählerei
    Zitat von Zarkaras Jade

    Vorerst wollten sie sich aber nicht weiter mit dieser Sache beschäftigen und lieber dem Frühstück widmen. Heute nur kaltes Essen in Form eines Müslis. Vom Kaffee hatten sie vorerst genug.

    Wiederholungen. Alternative Vorschläge: Einstweilen, zeitweilig, vorläufig, erst einmal.

    Zitat von Zarkaras Jade

    Auch wenn das Auto nicht mehr fahrtüchtig war, erschien es trotzdem als der sicherste Platz für nie die Nächte.

    Tippfehler.

    Zitat von Zarkaras Jade

    Vielleicht lebte ja doch noch diese Alys, von der er sprach.

    Da Robs Information zu diesem Zeitpunkt in der ferneren Vergangenheit liegt, würde ich hier das Plusquamperfekt nutzen:

    [...] von der er gesprochen hatte.

    Zitat von Zarkaras Jade

    Auch wenn sie den Großteil neben der Straße gelaufen waren, belastete dieses stetige Gehen trotzdem ihre Fußsohlen deutlich mehr als ein Weg durch unebenes Gelände

    Das hier ist, denke ich, Geschmackssache, aber ich würde das trotzdem intuitiv an eine andere Stelle setzen:

    [...] belastete dieses stetige Gehen ihre Fußsohlen trotzdem [...].

    Zitat von Zarkaras Jade

    Vor allem für Renée nicht, die es besonders schwer mitgenommen hatte. Musste sie hilflos miterleben, wie der junge Mann vor ihren Augen gestorben war.

    Das hier ist knifflig :thinking: Ich tue mich bei der Formulierung, so wie sie jetzt steht, schwer damit, den zweiten Satz eigenständig stehen zu lassen. Mit einem Komma und einem eingefügten "doch" könnte man ihn mit dem ersten verknüpfen:

    Vor allem für Renée nicht, die es besonders schwer mitgenommen hatte, musste sie doch hilflos miterleben, wie der junge Mann vor ihren Augen gestorben war.


    Dann jedoch hat man wieder das Plusquamperfekt-Problem, denn streng genommen müsste es [...] hatte sie doch hilflos miterleben müssen [...] lauten, da die Begebenheit in der Vorvergangenheit liegt. Das wiederum liest sich wegen der unmittelbaren Wiederholung von hatte so sperrig.

    Um dies zu umgehen, müsste man an der Satzstruktur selbst herumschrauben, zum Beispiel so:

    Vor allem für Renée nicht, die es besonders schwer mitgenommen hatte, dass der junge Mann vor ihren Augen gestorben war.


    Wie gesagt: schwierig.
    Zitat von Zarkaras Jade

    Aber richtig zufrieden stellen konnte sie das nicht. Immerhin konnten somit Tränen verhindert werden.

    Wiederholungen. Alternativer Vorschlag:

    Aber richtig zufrieden stellte sie das nicht. Immerhin konnten somit Tränen verhindert werden.

    Zitat von Zarkaras Jade

    Kurz vor Mittag waren sie wieder beim Auto und verstauten die Sachen. Während Renée nochmal eine kalte Mahlzeit zubereitete, machte Frank soweit alles für die Nacht fertig.

    Nach dem Essen machten sie sich dann auf die Suche nach dem Lager der Jugendlichen.

    Wiederholungen. Alternativer Vorschlag:

    [...] bereitete Frank soweit alles für die Nacht vor. [...]

    Zitat von Zarkaras Jade

    Da Rob offenbar schon einige Tage vor ihnen beiden in dieser Gegend war, gingen sie davon aus, dass deren Wagen noch weiter die Straße hinauf gewesen sein musste

    Falscher / fehlender Bezug des Relativpronomens. In dem Satz kommt kein Nomen im Plural vor, auf das sich deren plausibel beziehen könnte. Vom Kontext her ist natürlich bekannt, dass mit deren Wagen = der Wagen der Jugendlichen gemeint ist. Das müsste bloß noch auf grammatischer Ebene verdeutlicht werden:

    Da Rob und die anderen Jugendlichen offenbar schon vor ihnen beiden in dieser Gegend waren, gingen sie davon aus, dass deren Wagen noch weiter die Straße hinauf gewesen sein musste.


    Oder, ganz simpel:

    Da Rob offenbar schon einige Tage vor ihnen beiden in dieser Gegend war, gingen sie davon aus, dass
    die Jugendlichen ihren Wagen noch weiter die Straße hinauf geparkt hatten / zurückgelassen hatten.

    Zitat von Zarkaras Jade

    Aber selbst danach hatten sie sich noch immer nicht einigen können.

    Fehlendes Personalpronomen.

    Zitat von Zarkaras Jade

    Obwohl sie keine Lust auf eine erneute Begegnung mit diesem Ding zu haben hatte, hatte sie aber im Moment noch weniger Lust, den ganzen Weg wieder zurückzulaufen und sich ihre Beine gänzlich zu zerstören.

    Ist hier tatsächlich gemeint, dass Renée keine Lust auf eine Konfrontation mit dem Monster haben darf? Falls ja: Alles okay mit dem Satz! Falls nein: Dann würde ich das zu haben streichen.

    Die Wiederholung hatte, hatte könnte man mit einer (radikalen) Umstrukturierung rausnehmen:

    Sie hatte keine Lust auf eine erneute Begegnung mit diesem Ding. Allerdings war ihr im Moment noch weniger danach, den ganzen Weg zurückzulaufen und sich ihre Beine gänzlich zu zerstören.

    Zitat von Zarkaras Jade

    Sie folgten den Abdrücken weiter in den Wald, bis diese nicht mehr zu sehen waren. Danach liefen sie in dieser Linie weiter.

    Wiederholungen. Alternativer Vorschlag:

    Sie folgten den Abdrücken weiter in den Wald, bis sich die Spur verlor. Danach liefen sie in dieser Linie weiter.

    Zitat von Zarkaras Jade

    Angestachelt suchten sie nun noch eifriger nach weiteren Hinweisen. Und nach einer weiteren halben Stunde fanden sie dann endlich das Camp an einer kleinen Lichtung

    Wiederholungen. Alternativer Vorschlag:

    Angestachelt suchten sie nun noch eifriger nach weiteren Hinweisen. Dreißig Minuten später fanden sie dann endlich das Camp an einer kleinen Lichtung.

    Zitat von Zarkaras Jade

    Einerseits waren sie froh, nun mehr Kenntnis darüber gewonnen zu haben, andererseits stimmte es sie traurig, bei dem Gedanken daran, schon so jung ums Leben gekommen zu sein.

    Aus dem Kontext ist bekannt, dass sich der unterstrichene Part auf die Jugendlichen bezieht. Allein auf der Satzebene ist jedoch auch die Lesart zulässig, die markierte Stelle auf Frank und Renée auszulegen. Die korrekte Bezugnahme könnte man deutlicher machen:

    Einerseits waren sie froh, nun mehr Kenntnis darüber gewonnen zu haben, andererseits stimmte sie der Gedanke traurig, dass so junge Leute ums Leben gekommen waren.
    Zitat von Zarkaras Jade

    Wie auch zuvor räumten sie sich eine zehnminütige Pause ein, um jeder für sich darüber nachzudenken. Und dieses Mal konnten sie sich beide einigen. Sie entschieden sich, doch wieder zum Jeep zurückzulaufen

    Wiederholungen. Alternativer Vorschlag:

    Wie auch zuvor räumten sie sich eine zehnminütige Pause ein, um einzeln darüber nachzudenken. Und dieses Mal kamen sie zu einer Einigung. Sie beschlossen, doch wieder zum Jeep zurückzulaufen.

    Zitat von Zarkaras Jade

    Wenn sie schon diese hirnrissige Aktion wagen wollten, dann wollten sie zumindest nicht unnötige Zeit im Dunkeln verbringen.

    Wiederholungen. Alternativer Vorschlag:

    Wenn sie schon diese hirnrissige Aktion angingen, dann wollten sie zumindest nicht unnötige Zeit im Dunkeln verbringen.

    Zitat von Zarkaras Jade

    Zuerst bemerkte Frank es gar nicht, aber dann fiel ihm auf, dass es vorrangig die metallischen Sachen waren, die entwendet wurden. Selbst deren Rucksäcke lagen noch herum, obgleich sie mutwillig aufgerissen worden waren

    Falsche / fehlende Bezugnahme des Relativpronomens? Ich gehe davon aus, dass es sich um Franks und Renées Rucksäcke handelt und nicht etwa um Taschen, in denen die metallischen Geräte verstaut worden waren. Wenn diese Annahme korrekt ist, würde ich das Relativpronomen deren durch das Possessivpronomen ihre ersetzen.


    So, das war's von meiner Seite aus. Bleibe weiterhin gespannt! :thumbsup:

    Einmal editiert, zuletzt von Acala (16. Juli 2023 um 21:04)

  • Zitat

    Was genau macht dich daran stutzig? :huh:

    Das war einfach ein Satz, den ich zwei Mal lesen musste, weil ich das "vorsichtig" nicht erwartet hatte, gerade nicht von einer Armbanduhr. Das ist nicht weiter schlimm, kann auch gerne so drinbleiben.

    Hier meine Gedanken zu Teil 6-9:

    Spoiler anzeigen

    Es bleibt spannend. Die anbahnende Gefahr wird sehr unmittelbar und die Fragen, die nach und nach auftauchen, halten den Lesenden gut bei Laune. Als das Handy kein Signal mehr empfing und die Karre nicht anspringen wollte, ging ich erst von einem EMP Signal aus. Dann aber fehlt der Motor komplett, was die Sache noch interessanter macht. Das Wesen scheint also Metall zu sammeln? Ernährt es sich davon, oder hat es damit etwas vor? Ein Alien auf Ersatzteilsuche vielleicht?

    Zitat

    Mechanisch drehte sie sich zu ihm um.

    „Und was sollen wir deiner Meinung nach tun?!“, brüllte sie lauthals

    Das Adjektiv "mechanisch" beisst sich meiner Meinung nach etwas mit Renées Stimmung. Mechanisch klingt für mich eher träge und taub statt aufgewühlt und energisch.

    Zitat

    Er hörte einfach gern ihre wohltuende Stimme, bevor sie mit seiner quälen würde.

    Irgendwas stimmt mit dem Satz nicht.

    Ich finde es süss und glaubwürdig, dass die Beziehung zwischen Renée und Frank sich durch dieses Erlebnis vertieft. Allerdings geht mir der Exkurs in Franks Gefühlswelt noch einen Ticken zu lange. Du hast die beiden an dem Punkt bereits sehr gut charakterisiert, wirklich nötig ist es in der Länge also nicht, zumal der rationale Frank sich auch noch mit den dringenderen Gedanken zum Wesen befassen muss.

    Zitat

    In was für eine Kategorie sollte er es stecken? Was genau ist es und woher kam es? Was ist ihre Motivation?

    Seine Motivation?

    Zitat

    Durch irgendwelche Hirngespinste von verwirrten Menschen in ungewohnten Situationen. Legenden von Bigfoot und Nessie.

    Und in eine solche Kategorie wollte er sich garantiert nicht stecken lassen!

    Hier finde ich es nicht ganz deutlich, was mit "solche Kategorie" gemeint ist. Ich nehme an, das bezieht sich auf verwirrte Menschen und nicht auf Legenden.

    Ausserdem finde ich es - Rationalität hin oder her - an der Stelle schon etwas spät für Zweifel. Frank hat das Ding ja bereits in hellem Licht klar vor sich gesehen. Er könnte noch damit hadern die Realisierung des Gesehenen setzen zu lassen, oder versuchen, es auf Schlafmangel oder schlechtes Licht zurückzuführen, aber gesehen hat er es. Und er weiss genau, dass es ein völlig unbekanntes Wesen sein muss.

    Zitat

    Auch wenn das Auto nicht mehr fahrtüchtig war, erschien es trotzdem als der sicherste Platz für nie Nächte

    die Nächte?

    Zitat

    Vielleicht lebte ja doch noch diese Alys, von der er sprach.

    Vielleicht lebte diese Alys, von der er sprach, ja doch noch.

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    Das Risiko stuften sie als annehmbar ein. Etwas Nervenkitzel tat vielleicht auch ganz gut in dieser Situation. Und tief im Inneren sehnten sie sich schon eine Begegnung mit dem Ungeheuer herbei. Also warum es nicht darauf ankommen lassen?

    Den Gedankengang verstehe ich hier nicht ganz. Wollen sie nicht möglichst von hier Verschwinden und keinesfalls eine weitere Begegnung riskieren?

    Allgemein fände ich es nachvollziehbarer, wenn sie das Areal möglichst rasch verlassen möchten. So wie es scheint, pendeln die beiden aktuell nur zwischen den Camps und dem Jeep hin und her und sind an dem Tag gar nicht vorangekommen. Das Wesen scheint sich immer in der gleichen Gegend rumzutreiben. Da wäre es doch am sichersten, schnell zu verschwinden. Das Lager zu Fuss verlassen müssen sie ohnehin, warum also nicht in Richtung der nächsten grossen Strasse?