Beiträge von Jufington im Thema „Pseudo-Sprachen in Fantasy“

    Dion Schon interessant, einige dieser Wörter wie "Holdiclichen" oder "Ruowe" haben Wortlaute, die man im heutigen Hochdeutsch überhaupt nicht mehr so antrifft.

    Andere wie "Boum", "Hus" und "Oug" entsprechen 1:1 dem Schweizerdeutsch. Das gäbe wohl ein Indiz darauf, wann sich die Dialekte von der Grundsprache getrennt haben. Wobei, so einfach kann man das wohl nicht sagen, da es wohl so etwas wie ein Standardmitteldeutsch gar nicht gibt.

    Unsere Tochter empfindet es als ein größeres Problem zu definieren wer sie ist und wohin sie gehört und meint dass sie keine Sprache perfekt sprechen kann.)

    Ich denke, das passiert öfters, wenn man bilingue aufwächst. Ich wohne in der Nähe der Deutsch-Französischen Sprachgrenze. Die Kinder, die zweisprachig aufwachsen, können zwar beide Sprachen tiptop sprechen, aber in der Schule haben sie oftmals trotzdem miserable Noten.


    Um mal nicht zu sehr vom Thema abzuweichen: Ich denke auch, dass Sprachen in Fantasy ein interessantes Hindernis darstellen können, aber manche Szenen auch unnötig kompliziert machen. Eine Lingua Franca hilft da schon, wenn's drauf ankommt den Fokus zurück auf das eigentliche Geschehen zu bringen. Auch wenn es nur wenige gebildete Charaktere gibt, die dieser Sprache mächtig sind, wie es z.B. früher in Europa Latein war.

    Salut IcyTrix3

    Wenn ich auf Papier schreibe und meine Charaktere sich in einer anderen Sprache unterhalten mache es durch Linien mit Bogen für mich selbst unkenntlich. Wenn ich Geschichten am Handy oder Laptop schreibe dann nutzt ich mehrere Sonderzeichen. Was dadurch kommt das ich auch Fanfiktions schreibe und es da als gängiges Mittel genutzt wird.

    Das kann ich mir jetzt nicht so recht vorstellen. Was meinst du mit unkenntlich machen? Oder mit den Sonderzeichen?

    Ich schreibe am liebsten in der Deutsche Sprache weil sie sich wunderbar für Missverständnis und Konflikte eignet. Keine andere Sprache ist dazu fähig.

    Hach ja, die einzigartige Missverständlichkeit der deutschen Sprache <3

    Wenn du schon einen Beispielsatz hast, wäre die Beschreibung des Klangs der Sprache wiederum unnötig. Dass jemand den Wortlaut eines Satzes in einer fremden Sprache wiedergeben kann, die er nicht versteht, erscheint mir aber wie bereits gesagt eher abwegig. Das würde mich eher aus der Geschichte rausreißen, weil es mich stutzig macht.

    Das kommt darauf an, wie nahe beim Erzählenden man ist. Wenn die mangelnden Kenntnisse des Erzählenden dazu führen, dass man gehörte Wörter, die ihr oder ihm fremd sind nicht auf Papier bringen kann, müsste man sich da nicht auch bei allen Vorkommenden Metaphern und Beschreibungen auf die Wörter und Gedanken beschränken, die dem Erzählenden vertraut sind? Ich persönlich erlaube mir da, einen Schritt zurückzutreten um die Szenen so zu schildern, dass der Leser sich zumindest ein Bild machen kann, auch wenn der POV-Charakter selbst vielleicht nicht alles verstehen würde.

    Dass du überhaupt ganz unterschiedliche Kulturen für deine Geschichte verwenden möchtest, ist vielleicht schon unnötig kompliziert.

    Das ist halt die Geschichte, die ich erzählen möchte. :pardon:

    Manche geografischen Bezeichnungen, die ich so nebenbei bei Jufington gelesen habe, kommen mir tatsächlich fast wie Klingonisch vor, andere klingen so, als wären sie bei mir um die Ecke in Schleswig-Holstein, dann heißt sogar jemand einfach Ulrich.

    Das kommt daher, dass eine der Kulturen (wie auch der erwähnte Charakter) sich an Deutschland anlehnt, während die restlichen Orte an anderen Sprachen orientiert sind, mehrheitlich eben Polnisch.

    Gutes Beispiel für so etwas, obwohl es tatsächlich Altirisch ist:

    "Anál nathrach, orth’ bháis’s bethad, do chél dénmha!!!" (Atem des Drachens, Zauber von Tod und Leben, dein Omen der Schöpfung).

    Gelehrten-/Kirchensprache: Latein* (als Lingua Antiqua) und Hochdeutsch;

    So als Randbemerkung: Ich finde es interessant, dass Sprachen wie Altirisch und Latein sich als Sprachen der Magie eingebürgert haben. Da ist es für die meisten Leser wohl auch gar nicht befremdlich. Man denkt sich einfach: "Joah. Das muss ein ganz alter Zauber sein."

    Ich denke, dass diese Sprachen quasi ausgestorben sind und unzählige alte Legenden und religiöse Texte in diesesn Sprachen geschrieben wurden, trägt da sehr zum Image bei.

    Nur einmal aus humoristischem Sinne, habe ich eine ganze Passage ausgeschrieben, wo der Sprecher einen Dialekt hatte. Habe diesen aber so stark abgeschwächt, dass der Leser noch versteht, was da gerade passiert.

    Nur so aus Neugier: Hast du dabei einen Dialekt erfunden oder einen bestehenden gewählt? Ich fände beides zum Schreiben irgendwie komisch. Zum Einen verformt man etwas Bekanntes bis zur Unkennbarkeit und zum anderen ist der betroffene Charakter dann in Gedanken automatisch ein Bayer, ein Sachse oder ein Ostfriese.

    In meiner eigenen Geschichte spielen Fremdsprachen eine wesentliche Rolle. Bzw eine ausgestorbene Sprache - Aldwa. Für die habe ich mir tatsächlich ein paar Regeln so wie Worte überlegt, die ich auch alle dokumentiere, um ein ander Mal darauf zurückgreifen zu können

    Die besagte Passage in Aldwa am Anfang hatte ich auch gelesen. Mir gefiel, dass sich die Charaktere wirklich mit der Übersetzung auseinandersetzen mussten.

    Ymir zu lesen steht bei mir noch auf der To-Do-Liste. Aber es gibt so viel zum aufholen :dead:

    Ich denke nicht, dass der "normale" Leser ganze Absätze auf Klingonisch oder Elbisch lesen möchte. Er möchte mit der Geschichte vorankommen und keine Fremdsprachen lernen.

    Würdest du denn seitenlang Dialoge in einer Sprache schreiben wollen, die der Leser nicht verstehen kann?

    Natürlich geht es bei dem Gedankengang schon nur um einzelne Sätze. Mehr als das möchte ich weder schreiben, noch einem Leser zumuten.

    Nach meinem Empfinden macht es Sinn, eine andere Sprache einzubauen, wenn der POV-Charakter die Sprache des anderen nicht versteht. Dann würde ich den ersten Satz in der fiktiven Sprache schreiben und alles weitere beschreibt dann, wie von Sci-Fi-Dave vorgeschlagen, nur noch die Art und Weise des Gesprochenen.

    Beispielsweise könnten Sprecher von Sprache A immer von "Pferden" sprechen, während man in Sprache B immer "Ross" sagt.

    Sowas finde ich auch eine gute Art, um kulturelle Unterschiede aufzuzeigen. Dasselbe mit der Höflichkeitsform oder der Umgangssprache.

    Es gibt Autoren wie Tolkien und George R. Martin*, die für ihre Geschichten einfach mal locker flockig eine komplette Sprache mit Syntax, Deklinationen und all dem guten Zeug aus dem Ärmel schütteln.

    *Genauer gesagt hat HBO für die Serie einen Linguisten angeheuert, aber ich weiche ab...

    ... Und dann gibt es uns Durchschnittsautoren. :tee:

    Ich weiss ja nicht wie ihr das macht, aber ich habe beim Schreiben von Sprachen so etwas meine Mühe. Ich finde es irgendwie reizlos, wenn in einer Fantasy-Welt alle eine gemeinsame Sprache sprechen. Selbst wenn es ein grosses, kontinentumfassendes Imperium gibt - warum sollten die Sumpfbewohner in den südlichsten Mangroven nach tausend Jahren Isolation genau gleich sprechen wie die Walfänger am Nordkap?

    Sprachen erzeugen den Eindruck von Räumlichkeit, von unterschiedlichen Kulturen und schaffen Barrieren zwischen Charakteren, die unseren Helden das Vorankommen erschweren.

    Aber andererseits ... ist das halt auch echt schwierig. :threeeyes:

    Bei meiner eigenen Geschichte geht es letztendlich um den Konflikt zwischen zwei Ländern. Eines ist sicherlich nicht an Preussen angelehnt und das andere hat definitiv nichts mit Polen, Ungarn oder Byzanz zu tun. Nennen wir die beiden der Einfachheit halber mal beim Namen: Ardonien und Vodrask.

    Ich selbst spreche Deutsch. Somit ist für mich logisch - das Ardonische entspricht 1:1 dem Deutschen.

    Aber was sprechen dann die Vodraskis? Polnisch? Nee, das wäre komisch, ich spreche kein Polnisch. Ausserdem stecken in der Kultur noch ganz andere Einflüsse drin. Also habe ich einmal aus verschiedenen slawischen Einflüssen was zusammengewürfelt.

    Das Resultat eher gemischt. Ich bin kein Linguist, ich kann mir keine Grammatik und keinen Satzbau ausdenken. Wahrscheinlich habe ich mir schon nur bei den wenigen Sätzen, die ich bisher zusammengekleistert habe mehrfach meine eigenen Regeln gebrochen.

    Der einzige Satz den ich recht überzeugend klingend finde, ist der hier:

    «Tjege, śtoga prinoszit zmianenja» (Die, welche Veränderung bringen)

    Da frage ich mich: Wie klingt das für jemanden, der Polnisch spricht? Ist das blöd wenn ich eine dieser beiden Kulturen anders behandle, nur weil sie mir vertrauter ist und halt der Sprache des "Originaltexts" entspricht? ?(

    Wie handhabt ihr das so mit Sprachen in euren Geschichten? Habt ihr bereits ähnliche Dilemmas gehabt?

    Gebt gerne euren Senf zum Thema Allgemein dazu, würde mich sehr interessieren, was ihr denkt!