Beiträge von Kirisha im Thema „Kräuter und die Mondelfen“

    Was die anderen Anmerkungen angeht, so wären sie größtenteils berechtigt, wenn es einen allwissenden Erzähler gäbe. Bei einem Ich-Erzähler kann das anders aussehen, abhängig von seiner Persönlichkeit.

    Wenn es einen allwissenden Erzähler gäbe wären meine Anmerkungen meiner Meinung nach nicht berechtigt. Denn dieser Erzähler weiß ja alles und kann darum alles was ihm gerade einfällt dem Leser erzählen.

    Der personale Erzähler dagegen bleibt ganz streng in seiner Perspektive. Und der würde Sachen die für ihn selbstverständlich sind nicht erzählen. Nur dann wenn er sich so verhält wirkt er natürlich.

    Schlichter sah mich genervt an. "So etwas solltest du noch nicht einmal im Scherz sagen",

    Diesen Satz finde ich zum Beispiel passend. Hier warnt ihn Schlichter obwohl beide schon wissen dass Kräuter das nicht sagen sollte. (Und das würde als Warnung reichen.) Und ich denke das würde man als Freund auch so machen.

    Das Schulamt verfolgt alles, was nach Förderung des Aberglaubens aussieht.

    Das klingt hier allerdings nach einer Erklärung für den Leser. Das muss er Kräuter nicht erklären. Der weiß das. Auch der Leser braucht diese Erklärung gar nicht weil das später aus dem Kontext sowieso noch hervorgeht. Und gewarnt hat er ihn ja vorher schon.

    Deshalb kann er auch nicht nachvollziehen, wie die Sonne untergehen und trotzdem noch da sein und sogar den Mond beleuchten kann. Er zweifelt nicht an der Vernunftlehre, sondern hat schlicht keine Ahnung von Astronomie

    Das erste kommt in dem Text gut rüber. Gerade dieser Satz mit der Sonne und dem Mond zeigt das ja gut. Das zweite kommt eben nicht rüber. Dieser Satz

    Jedenfalls behaupteten die Lehrer das.

    bedeutet für mich dass der Erzähler das anzweifelt (die Lehrer behaupten es nur aber vermutlich ist es nicht so). Darum würde ich das streichen - wenn du willst dass ich als Leser davon ausgehe dass Kräuter an die Vernunftlehre glaubt.

    Übrigens gefallen mir die Namen der Schüler. Sie zeigen eine eigenwillige Denkweise und das finde ich gut.

    Hallo 20thcenturyman

    ich habe mal ein bisschen bei dir gelesen.

    Das ist eine interessante Idee und ich bin gespannt was du daraus machst.

    Mein erster Eindruck ist dass du es gerne etwas besser untergliedern solltest. Der Text besteht aus viel zu großen Blöcken und ist so nicht so gut lesbar. Ein paar Absätze würden die Lesbarkeit deutlich erleichtern. Am besten setzt du einen Absatz immer wenn ein neuer Sprecher auftritt. Zum Beispiel so: (Ich habe jetzt nur einen Teil herausgegriffen - der Rest sollte nach demselben Muster gegliedert werden)

    Das wäre mein Vorschlag.

    Jedenfalls behaupteten die Lehrer das.

    Das würde ich hier streichen. Denn es impliziert dass der Ich-Erzähler es ihnen nicht glaubt (und also ein Vernunft-Zweifler ist). Du willst aber wohl zunächst den Eindruck erwecken dass er Ich-Erzähler "im Prinzip" schon an die Ideologie der Vernunft glaubt?

    "So etwas solltest du noch nicht einmal im Scherz sagen", erwiderte er. "Das Schulamt verfolgt alles, was nach Förderung des Aberglaubens aussieht. Da wirst du schneller hinter Gittern oder gar im Narrenhaus landen, als du "Mondelfe" sagen kannst."

    Streichen - der Junge namens Streicher weiß dass der Ich-Erzähler das auch weiß. Er würde das nie in einem normalen Dialog sagen. Außerdem geht dasselbe auch aus dem folgenden Satz hervor.

    Jetzt zeigte Schlichter auch auf etwas, und zwar auf das Gebäude, vor dem wir standen.

    Er zeigte auf das Gebäude, vor dem wir standen.


    "Was immer sie da für uns vorbereitet haben, lass dich bloss nicht davon beeindrucken und verkneife dir blöde Sprüche. Auf dem Mond werden keine Kekse geknabbert, und in diesem Haus geht auch kein Gespenst um. Bleib dabei. Es gibt für alles eine natürliche Erklärung!" Ich wusste, dass Schlichter dies wirklich glaubte, und teilte seine Überzeugung. Wir lebten im Zeitalter der Vernunft. Die Wissenschaft präsentierte immer neue Erkenntnisse. Zweifellos war der Glaube an Geister, Dämonen und Magie dämlich und von vorgestern, aber ich fand, daß das Schulamt seinen Kampf gegen die Reste des Aberglaubens ein wenig zu verbiestert führte. Sollte doch jeder glauben, was er wollte. Aber das Schulamt ließ nicht locker, und so mussten wir uns die Nacht um die Ohren schlagen, um unser festes Vertrauen in die Vernunft beweisen zu dürfen.

    Schleicher warnt seinen Freund. Die Warnung ist ebenfalls überflüssig denn der Ich-Erzähler weiß das alles genau. Ich spüre als Leser "aha das sagt er jetzt um den Leser zu informieren".

    Du solltest es nicht deutlich sagen. Es wirkt echter wenn die Info indirekt durch den Kontext rüberkommt. Das tust du ja später auch.

    "Ich wusste dass Schlichter das wirklich glaubte und teilte seine Überzeugung" ?

    Was ist das für ein komischer Satz?

    Schlichter glaubte das wirklich und ich auch.

    Würde auch niemand so sagen.

    Wenn du an etwas glaubst würdest du doch nicht nochmal extra erwähnen dass dein Freund daran glaubt und du auch? Du würdest es gar nicht erwähnen weil es so selbstverständlich ist.

    Dass das Schulamt einen Kampf gegen Aberglauben führt - musst du auch nicht erklären. Das geht alles aus der späteren Handlung (wenn sie in das Haus reingehen) ganz deutlich hervor.

    Also - diesen ganzen Absatz einfach streichen. Dann wirkt es echter und stärker.

    Ich würde daher einfach die Jungs zu dem Spukhaus gehen lassen und sie im Gegenteil prahlerische Sprüche machen lassen darüber was für ein Quatsch das ist dass man hier einen Aberglauben-Test machen muss und so.

    Der weitere Text wird langsam lockerer und lässt sich dann gut lesen. Wenn du ihn noch schöner gliederst wäre es noch besser.

    Gute Arbeit!