Beiträge von Thorsten im Thema „Wie schreibe ich gute Dialoge ?“

    Ich muss gestehen dass ich mit der Frage nach Zielen von Dialogen eher wenig anfangen kann - ich wuerde immer befuerchten dass die Dialoge Mittel zum Zweck und daher hoelzern werden und unnatuerlich wirken wenn ich beim Schreiben noch einen bestimmten Zweck im Kopf habe. Ein Dialog ergibt sich, wenn zwei Personen in einer Geschichte was auszutauschen haben - wenn er erzaehlenswert ist, dann wird der Dialog erzaehlt, wenn nicht wird er zusammengefasst und erinnert.

    Ein Dialog zum Beispiel der dazu dient Wissen ueber die Welt an den Leser zu bringen wirkt ganz oft konstruiert und nicht wie ein natuerlicher Teil er Geschichte - ich denke mir dann als Leser immer 'So redet doch keiner!' Ein Dialog der gewollt witzig ist, wirkt auf mich oft gewollt witzig und daher bemueht - guter Witz ergibt sich fuer mich aus der Art wie eine Situation angelegt ist wenn sich die Charaktere darin natuerlich verhalten und die Situation dadurch ausser Kontrolle geraet.

    Fuer mich ist ein Dialog ein Fenster zum Innenleben von zwei oder mehr Figuren - er reflektiert ihre Art, ihre derzeitige Laune, ihre Beziehung, ohne viel erklaeren zu muessen. Zwei Menschen sehen das gleiche Ereignis, aber sie nehmen was anderes wahr, und sie reden wieder anders darueber - das in einen Text zu packen, das finde ich eine grosse Leistung. Ich lese es immer mit Genuss wenn jemand eine Nebenfigur die gar nicht wichtig ist in zwei oder drei Saetzen in einem Dialog schon so anreissen kann dass ich eine Person vor mir sehe und schon einen Eindruck davon habe dass da ein Mensch mit eigenem Innenleben ist und nicht ein Statist der hier eine Rolle spielt ('der Tavernenwirt') - das macht eine Geschichte lebendig.

    Bei mir ist beim Schreiben viel 'Method-Acting' dabei - ich versetze mich in die Figuer, versuche den Text selbst zu sprechen, versuche Mimik und Gestik der sprechenden Person auch selbst nachzumachen, teilweise stehe ich dazu auch auf - da merke ich schnell, das passt alles zusammen, oder die Worte passen nicht zur Stimmung und Gestik. Jeder Satz muss aus der ganzen Vergangenheit und Erfahrung heraus die Antwort auf den vorangehenden sein - ich muss in dem Moment die Person sein die spricht, mich an das erinnern was sie grade vorher getan hat - und dann meine Antwort geben. Menschen haben oft bestimmte Ausdruecke die sie verwenden, eine Art zu reden die fuer sie charakteristisch ist - wenn man damit arbeitet kann man auch ohne 'XXX sagte:' klarmachen wer der Sprecher ist. Mancher ist wortkarg, andere hoeren sich gerne reden und brauchen hundert Worte um das gleiche zu sagen. Wer Schiffe kennt, redet ueber Taue anders als jemand der zum ersten Mal auf einem Schiff ist,...

    Ich denke, Rollenspielen ist eine ganz gute Vorbereitung zum Schreiben guter Dialoge, wer das gewohnt ist aus einer Rolle zu sprechen, der kann das leichter lernen beim Schreiben zwischen zwei Personen hin und herzuwechseln und eben zwei Rollen zu spielen. ;)

    Zum 'Uebersetzungsproblem' (i.e. der Frage inwieweit wir Begriffe aus einer Fantasysprache auf Deutsch ausdruecken sollten und welche Vor/Nachteile das haben kann mag ich mich mal selbst zitieren:


    Ja, das ist generell ein Problem zu dem Tolkien auch schon viel geschrieben hatte. Das muss man mehrgleisig und mit Augenmass angehen - einmal kann man, wenn man eine erfundene Geschichte der Welt hat, die verwenden wo immer es sinnvoll geht ohne riesige Fragezeichen hervorzurufen. Zum Beispiel ist die alchemistische Substanz die das Dorf in Brand setzt als 'arianisches Feuer' bekannt (man merkt schon, die Arianer sind die klassische Antike der Welt in der Tenandes sein Unwesen treibt...). Und zum anderen verwenden wir eben Deutsch um eine der Sprachen einer anderen Welt auszudruecken (hier Eloranisch) - und das bedeutet halt auch manchmal dass man 'Marssegel' sagt, weil das der deutsche Begriff fuer ein bestimmtes Segel ist - das natuerlich in der richtigen Sprache der Fantasywelt ganz anders heisst und nichts mit dem Gott Mars zu tun hat. Da muss man halt ueberlegen wie stark die Assoziation zu Latein (etc.) ist die ein Begriff beim Leser hervorruft und wie eingeschraenkt das Verstaendnis ist wenn man einen erfundenen Begriff einsetzt