Beiträge von Asni im Thema „Wie schreibe ich gute Dialoge ?“

    "Einverstanden. Wenn ich ein Gesicht hätte wie Sie würde ich mir eine Hose drüberziehen."
    "Etliche Leute sagten aus, sie hätten Sie gemeinsam mit diesem da Mathio zur Tatzeit das Haus verlassen sehen!

    An der Stelle (und vielen weiteren) wirkt es für mich als würde A was sagen und B was sagen, aber keiner geht auf den anderen ein. Natürlich ist das Geschmackssache, aber an der Stelle fehlt mir irgendeine Reaktion. Die könnte z.B. auch in einem unterbrechenden, erzählenden Textstückchen sein, das etwas die Gedanken / Gefühle des Officers ausdrückt oder seine Mimik beschreibt. Schon genervtes Schließen oder Rollen der Augen lässt die ganze Szene völlig anders wirken.
    Entscheidend wäre für mich aber trotzdem, was mit dem Dialog erreicht werden soll.

    Fantasy wäre wohl passender gewesen als Krimi

    Ich glaube, dass gute Dialoge vom Genre unabhängig sind :hmm: dazu: *)

    Allerdings muss ich sagen, dass die erste Version erfahrungsgemäß bei dem Großteil meiner männlichen Leser besser ankommt.

    Das wiederum ist ein spannender Punkt. Dazu kann ich nichts sagen, weil ich deine Leser nicht kenne. Aber es klingt nachvollziehbar, dass unterschiedliche Zielgruppen auch unterschiedliche Geschmäcker haben, was einen gelungenen Dialog angeht. Wenn deine Beispiele oben aus Krimis stammt, die actionreich, etwas klischeehaft und temporeich sind, dann kann ich mir schon vorstellen, die Leser*innen die erste Variante bevorzugen, weil sie zügig vorbei ist, keinen unnötigen Schnickschnack darstellt und der Held umso schneller mit dem 45er Colt auf dubiose Typen in schwarzen Overalls schießen kann. :D

    Mir ist klar, dass ich mit dem eben Gesagten mir selbst in *) widerspreche :pardon:

    Authentisch würde ich vielleicht nicht unbedingt so finden, wie du es sagst. Also nicht jeder Char sollte so reden, wie wir heute. Ich würde beispielsweise von einem Adeligen erwarten, dass er sich anders ausdrückt, als ein normaler Dorfbewohner oder ein Wirt

    Da stimme ich dir natürlich absolut zu. Ich sagte ja auch nur, dass das eine Anforderung sein kann, die man selbst an seinen Dialog stellen kann, keinesfalls, dass das bei jedem Dialog so sein muss!

    Nein! Um Himmels Gewölk: NIE NIE NIMMER!

    Lies doch einfach genau, was ich da aufgelistet habe. Meine Formulierungen sind mögliche Ziele, die man verfolgen kann, aber nicht muss. Aber nochmal zur Klarstellung: Ich als Autor (oder du als Autorin, oder sonstwer) kann sich überlegen, dass der Dialog, den er / sie schreiben möchte, an der Stelle (oder eben in der gesamten Geschichte) so klingen soll, wie wir heute eben auch reden, z.B. in einer Urban-Fantasy-Story, die im New York des Jahres 2018 spielt. Dass in einem (pseudo-)historischen Setting das nicht so ist, ist mir klar und hoffentlich auch jedem anderen.

    *Staub wegpust*

    Ich finde die Frage sehr spannend, wie man gute Dialoge schreibt. Für mich ist dabei fast am wichtigsten: Was heißt überhaupt "gut"? Je nach Situation und Ziel kann das ja was ganz anderes sein.
    Hier mal eine kleine Aufzählung, was mir so eingefallen ist.

    • Der Dialog soll authentisch sein, also die Charaktere sollen so reden, wie wir heute.
    • Der Dialog dient dazu, Hintergrundinformationen zwischen einem wissenden Charakter und einem unwissenden Charakter und natürlich dem Leser zu teilen.
    • Der Dialog soll die sprechenden Charaktere charakterisieren. Die Art wie jemand spricht, worüber er / sie spricht kann ja genau dazu verwendet werden.
    • Der Dialog soll witzig und / oder unterhaltsam sein.
    • Der Dialog charakterisiert die Beziehung zwischen Charakteren. Dabei müssen diejenigen, deren Beziehung zueinander Thema ist, nicht zwingend anwesend sein.
    • Der Dialog bringt die Handlung weiter, indem Pläne und Vorhaben von den Charakteren dargestellt, entworfen, verworfen, diskutiert etc. werden.
    • Den Lesern zeigen, dass man eine eigene Fantasy-Sprache entwickelt hat. Daher wird der ganze Dialog in dieser Sprache aufgeschrieben...

    Bestimmt gibt es noch viel mehr Ziele, die der Dialog erfüllen soll. Daran würde sich für mich das "Gut" messen. Natürlich schließen sich diese Funktionen / Ziele nicht gegenseitig aus. Ein informativer Dialog, der nur informativ ist, könnte langweilig sein und würde damit vielleicht auch die Charaktere als langweilig charakterisieren... etc.

    Mir geht es hier im Moment nicht um die Ziele, die ein sprechender Charakter verfolgt, sondern die wir als Autoren damit verfolgen, also letztlich die Gründe, warum wir uns dazu entscheiden, an einer bestimmten Stelle einen Dialog einzubauen oder eben nicht. Wahrscheinlich macht man das meistens intuitiv bzw. ergibt es sich auch aus dem Schreibfluss und dem Ablauf der Geschichte, dass es einfach natürlich wirkt, dass die Charaktere auch mal explizit miteinander reden. Das hängt für mich aber vor allem am Schreibstil, denn man könnte über jeden Dialog auch berichten oder ihn in indirekter Rede darstellen, also ohne dass man die tatsächlichen Äußerungen aufschreibt. Persönlich würde ich so etwas vor allem dann einbauen, wenn die Sprecher eine Sprache sprechen, die der Leser nicht versteht. Das ist natürlich nur eine Variante, wie man das umsetzen kann. Aber einen Dialog in Elbisch aufzuschreibe, halte ich persönlich einfach für sinnlos (ich nehme es trotzdem mal als Punkt 7 auf).

    Ich werde demnächst mal noch was zu einzelnen Punkten schreiben. Natürlich darf jede und jeder im Forum hier auch seine Meinung und Gedanken kundtun. Und vielleicht ergibt sich ja mal wieder eine anregende Diskussion über das Schreiben. Irgendwie hatten wir das gefühlt lange nicht mehr.