Nachdem mir Death so gut gefallen hatte, habe ich inzwischen mal in die Sandman Graphic Novels von Neil Gaiman (und ganz vielen verschiedenen Zeichnern...) reingeschaut - von denen ist Death ein Spinoff.
Nach ganz vielen Kritiken ist Sandman ja ein Meilenstein der Comic-Geschichte, tiefsinnig, philosophisch... Mein Eindruck ist eher anders - es faellt mir schwer, da den gleichen Erzaehler zu sehen wie in 'The High Cost of Living'.
Sandman dreht sich um den Traumlord - Morpheus - der zusammen mit seinen sechs Geschwistern (Destiny, Death, Delirium, Desire, Despair und Destruction) durch die Geschichte des Universums geistert, zu Anfang der (langen) Novel aber fuer 70 Jahre von einem Magierzirkel gefangen genommen wird, was ihn letztlich veraendert als er rauskommt.
Die meisten Geschichten leiden drunter, dass das Erwartungsmanagement einfach miserabel ist.
Ein gutes Beispiel ist der Story-Arc 'Season of Mists' - Dream realisiert dass er einen Fehler gemacht hat als er vor Jahrtausenden eine Geliebte die ihn zurueckgewiesen hat in die Hoelle verbannt hat - also will er sie wieder rausholen. Nur leider hat er bei seinem letzten Besuch Luzifer richtig gegen sich aufgebracht.
Wir sehen also eine lange Vorbereitung - Dream verabschiedet sich noch von seinen Dienern und Freunden weil die Moeglichkeit besteht dass er nicht wiederkommen wird, sein Gesandter in die Hoelle kommt nur aus Luzifers Krallen (der ihn zu ewiger Folter verdammen will) weil dieser Gesandte Kain ist und eben von Gott mit einem Mal gezeichnet ist dass ihn keiner erschlagen moege, wir erwarten also einen epischen Kampf als Dream in die Hoelle kommt - und es passiert nichts.
Die Hoelle ist leer, Luzifer hat das Geschaeft beendet, alle Seelen und Daemonen sind weg und er drueckt Dream die Schluessel in die Hand und geht.
Der Leser staunt, aber vielleicht ist da eine subtilere Rache? Die Geschichte geht weiter denn die leere Hoelle findet andere Interessenten die sich zu einem Bieterwettstreit im Dream Castle einfinden - vielleicht ist das die subtile Rache Luzifers dass diese Situation entgleist? Aber nein, gerade als die Situation tatsaechlich zu entgleiten droht, befiehlt Gott zwei Engeln die Hoelle zu uebernehmen weil sie gebraucht wird, die Engel sind in einem Catch-22 gefangen (wenn sie den Befehl ausfuehren kommen sie in die Hoelle, wenn sie ihn verweigern sind sie gefallene Engel und kommen deswegen in die Hoelle) und uebernehmen die Sache - und alle anderen wollen sich nicht mit 'The Name' anlegen und gehen brav wieder in ihre eigenen Dimensionen - Ende.
Keine subtile Rache Luzifers, kein ausgefeilter Plan - statt dessen wird viel Zeit und Muehe verwendet um beim Leser Erwartungen zu wecken die sich nie erfuellen und die Luft ist raus. Und das ist recht typisch fuer die meisten Geschichten - lange, schoen mysterioese Vorbereitung aus der am Ende nichts gemacht wird.
Obwohl das Storytelling so... misslungen ist, macht es trotzdem ab und an Spass zu lesen weil wirklich nette Ideen drin sind - der Catch-22 fuer die Engel zum Beispiel, oder eine Geschichte in der Shakespeare den Sommernachtstraum vor einem Publikum aus Elfen auffuehrt - die sich teilweise in der Geschichte wiederfinden.
Aber einen Meilenstein der Graphic Novel kann ich da eher nicht sehen, da kenne ich bessere Formate.