Beiträge von Thorsten im Thema „Was lest ihr gerade? (Fantasy)“

    Nachdem mir Death so gut gefallen hatte, habe ich inzwischen mal in die Sandman Graphic Novels von Neil Gaiman (und ganz vielen verschiedenen Zeichnern...) reingeschaut - von denen ist Death ein Spinoff.

    Nach ganz vielen Kritiken ist Sandman ja ein Meilenstein der Comic-Geschichte, tiefsinnig, philosophisch... Mein Eindruck ist eher anders - es faellt mir schwer, da den gleichen Erzaehler zu sehen wie in 'The High Cost of Living'.

    Sandman dreht sich um den Traumlord - Morpheus - der zusammen mit seinen sechs Geschwistern (Destiny, Death, Delirium, Desire, Despair und Destruction) durch die Geschichte des Universums geistert, zu Anfang der (langen) Novel aber fuer 70 Jahre von einem Magierzirkel gefangen genommen wird, was ihn letztlich veraendert als er rauskommt.

    Die meisten Geschichten leiden drunter, dass das Erwartungsmanagement einfach miserabel ist.

    Ein gutes Beispiel ist der Story-Arc 'Season of Mists' - Dream realisiert dass er einen Fehler gemacht hat als er vor Jahrtausenden eine Geliebte die ihn zurueckgewiesen hat in die Hoelle verbannt hat - also will er sie wieder rausholen. Nur leider hat er bei seinem letzten Besuch Luzifer richtig gegen sich aufgebracht.

    Wir sehen also eine lange Vorbereitung - Dream verabschiedet sich noch von seinen Dienern und Freunden weil die Moeglichkeit besteht dass er nicht wiederkommen wird, sein Gesandter in die Hoelle kommt nur aus Luzifers Krallen (der ihn zu ewiger Folter verdammen will) weil dieser Gesandte Kain ist und eben von Gott mit einem Mal gezeichnet ist dass ihn keiner erschlagen moege, wir erwarten also einen epischen Kampf als Dream in die Hoelle kommt - und es passiert nichts.

    Die Hoelle ist leer, Luzifer hat das Geschaeft beendet, alle Seelen und Daemonen sind weg und er drueckt Dream die Schluessel in die Hand und geht.

    Der Leser staunt, aber vielleicht ist da eine subtilere Rache? Die Geschichte geht weiter denn die leere Hoelle findet andere Interessenten die sich zu einem Bieterwettstreit im Dream Castle einfinden - vielleicht ist das die subtile Rache Luzifers dass diese Situation entgleist? Aber nein, gerade als die Situation tatsaechlich zu entgleiten droht, befiehlt Gott zwei Engeln die Hoelle zu uebernehmen weil sie gebraucht wird, die Engel sind in einem Catch-22 gefangen (wenn sie den Befehl ausfuehren kommen sie in die Hoelle, wenn sie ihn verweigern sind sie gefallene Engel und kommen deswegen in die Hoelle) und uebernehmen die Sache - und alle anderen wollen sich nicht mit 'The Name' anlegen und gehen brav wieder in ihre eigenen Dimensionen - Ende.

    Keine subtile Rache Luzifers, kein ausgefeilter Plan - statt dessen wird viel Zeit und Muehe verwendet um beim Leser Erwartungen zu wecken die sich nie erfuellen und die Luft ist raus. Und das ist recht typisch fuer die meisten Geschichten - lange, schoen mysterioese Vorbereitung aus der am Ende nichts gemacht wird.

    Obwohl das Storytelling so... misslungen ist, macht es trotzdem ab und an Spass zu lesen weil wirklich nette Ideen drin sind - der Catch-22 fuer die Engel zum Beispiel, oder eine Geschichte in der Shakespeare den Sommernachtstraum vor einem Publikum aus Elfen auffuehrt - die sich teilweise in der Geschichte wiederfinden.

    Aber einen Meilenstein der Graphic Novel kann ich da eher nicht sehen, da kenne ich bessere Formate.

    Death - The High Cost of Living von Neil Gaiman

    Aus Neugier die Graphic Novel in der Bibliothek gegriffen und... voll von den Socken. Ich weiss nicht wann ich zum letzten Mal eine so schoene Geschichte gelesen habe...

    Wenn ich versuche die Story zu beschreiben klingt das total bloed, also erst mal die Vorrede dass es sich im Comic wirklich nahtlos zu einem Ganzen fuegt und nichts davon irgendwie daneben ist.

    Die Geschichte beginnt mit Sexton, einem ungluecklichen Teenager der sich umbringen will, und sein Versuch in den Tod zu springen endet damit dass er auf einer Muelldeponie halb unter einem Kuehlschrank eingeklemmt ist - wo ihn Didi findet, ein Gothic-Girl. Sie rettet ihn und flickt ihn erst mal wieder zusammen - nur dass sie behauptet, der Tod zu sein der einmal alle 100 Jahre fuer einen Tag in Gestalt eines Menschen auf die Welt kommt. Zusammen driften die beiden durch New York, wobei Didi merkwuerdigerweise alles umsonst bekommt - Textfahrt, Eintritt in einen Club, Hotdog,... Sexton glaubt ihre Geschichte trotzdem nicht, aber Mad Hettie, eine 250 Jahre alte Obdachlose und der Eremit verfolgen sie - aus unterschiedlichen Gruenden, aber beide ueberzeugt dass sie der Tod in menschlicher Gestalt ist und dass das Ankh-Amulett ein wichtiges magisches Artefakt ist - nur dass Didi sich, nachdem man ihr es abgenommen hat - bei einem Strassenhaendler einfach ein neues holt...

    Ueberraschende Wendungen die doch irgendwie ein Ganzes ergeben, tiefgruendige Dialoge und,... mit Didi eine einfach beruehrende Gestalt.

    Ich bin grade fast am Ende mit den Chroniken des Schwarzen Mondes - einer 14-baendigen Fantasy-Comicreihe.

    Im Prinzip finde ich den Plot cool - der Protagonist Wismerhill wird in dem Machtkampf um das Kaiserreich Lhynn gezogen, in dem der Kaiser Haghendorf gegen den Erzmagier und Halbgott Haazheel Thorn steht, flankiert von zwei Ritterorden - den korrupten Rittern des Lichts unter Fratus Sinister und den Rittern der Gerechtigkeit unter Prinz Parzival.

    Wismerhill schliesst sich Haazheel an weil er glaubt der Kaiser hat seinen Vater ermorden lassen - tatsaechlich hat ihm das der Erzmagier aber nur vorgegaukelt. Er steigt immer mehr in der Hierarchie auf und verliert graduell mehr und mehr seiner Menschlichkeit - um dann schliesslich Lhynn zu erobern. An diesem Punkt bringt Haazheel ihn dazu die goettlichen Gesetzestafeln die in einer Krypta unter dem Thronsaal ruhen zu zerschmettern, so dass er Erzmagier seinen wahren Plan verwirklichen kann - eine permanente Pforte zur Hoelle zu oeffnen und so nach der Goettlichkeit zu streben.

    In einem epischen Kampf stellt sich Wismerhill schliesslich gegen seinen Mentor, schliesst die Pforte und toetet den Erzmagier, stellt aber fest dass er dadurch die Welt zum Untergang verdammt hat, denn der schwarze Mond wird unaufhaltsam auf die Erde stuerzen - und nur wenige koennen sich in eine andere Ebene fluechten. Mit diesem Ende der Zeiten hoert die Serie auf.

    In der Praxis ist es oft Scheisse erzaehlt - viele der inneren Konflikte die da sein muessten werden ignoriert oder mit Klamauk abgefertigt. Die permanente Wiederbelebung durch Magie nimmt oft Dramatik raus (Wismerhill stirbt mindestens drei Mal, seine Gefaehrten teilweise bis zu fuenf Mal, in 14 Baenden verschwindet genau eine Figur permanent aus seiner Umgebung...) so dass man sich irgendwann beim Tod einer Figur schulterzuckend denkt dass er eh nach drei Seiten wieder da sein wird. Wismerhill gewinnt permanent an Macht und lernt alle moeglichen Arten von Magie, aber es ist nie irgendwie klar was das relative Level an Macht zwischen zwei Figuren eigentlich ist - warum der eine Daemon jetzt schwer fuer ihn ist, der andere aber nebenbei abgefertigt wird. Ganz raetselhaft ist Kaiser Haghendorf der ueber 9 Baende ein ganz normaler Mensch ist - guter Verwalter und Stratege - und seine Schlachten als General schlaegt und dann in Band 10 im Endkampf gegen Wismerhill ploetzlich nicht nur eine magische Kugel abfeuert die selbst den Erzmagier an seine Grenzen bringt, sondern mit seinen 60 oder 70 Jahren als Schwertkaempfer noch gegen den mit Magie uebersaettigten Wismerhill brilliert so dass er ihn tatsaehlich toetet (aber er wird ja wiederbelebt...).

    Trotz des Plots erinnert das alles an vielen Stellen eher an eine bloedelnde Rollenspielgruppe als an eine gut erzaehlte Geschichte - und das ist schade, denn auch die Zeichnungen sind ueber weite Strecken sehr stark.

    Haette man mehr draus machen koennen...:(

    Bei Lee bin ich ja etwas hin und her gerissen. Ich kenne einige exzellente Kurzgeschichten, aber auch Romane, die mir dann doch etwas zu grob gestrickt sind.

    Tanith Lee gehoert zu den Autoren wo die Ergebnisse des Schreibens sehr unterschiedlich sein koennen - einige Werke finde ich genial, andere meh - bin ich also ganz bei Dir.

    Bei der 'War of Vis' Trilogie bin ich immer noch am ueberlegen worueber sie eigentlich erzaehlen will - 'Storm Lord' gibt irgendwie eine religioese Befreiungsgeschichte her (so aehnlich wie Dune vielleicht), aber Anackire liest sich dann mehr wie ein Kommentar auf die Irrtuemer eines solchen Ansatzes... Habe ich alles beim ersten Mal Lesen ganz sicher nicht gerafft - steht also auch im Raum dass ich manche Texte von ihr einfach falsch beurteile...

    Anackire von Tanith Lee

    Jetzt also der Band zwischen Storm Lord und Aztira... Nach dem grossen Krieg der hellhaeutigen Tieflaender gegen die dunklen Visianer (den letztere verloren haben) herrscht jetzt die helle Rasse - aber sie nehmen einheimische Koeniginnen, und zur Zeit des zweiten Bands gibt es viele Mischlinge an den Hoefen.

    Wir folgen Kesarh, einem solchen Mischling, der sich durch Intrigen einen Thron erobert, und Rem, einem seiner Soeldner, der sich als einer der Soehne von Raldnor am Anackire - dem Helden des letzten Bandes herausstellt, Die naechste Generation tritt ihr Erbe an, aber waehrend Kesarh den Traditionen der Vis zuneigt findet sich Rem zwischen allen Fronten - und dann ist da Ashni, die Tochter von Kesarh und seiner Schwester - aber spirituell das Kind von Raldnor und seiner Koenigin, eigentlich 9 Jahre alt, aber irgendwie schon aelter, und mit der Magie der Tieflande begabt...

    Es geht also darum wie der erste Konflikt in Storm Lord zu weiteren fuehrt, und wie die Loesungen aber unterschiedlich werden - waehrend im ersten Band noch Gwalt das Thema war, kommt es jetzt ab und an zu Verstaendigung (bei Aztira ist 'Liebe' dann das Thema).

    Auch Anckire ist sehr... energetisch und fast explosiv geschrieben, aber reisst auch auf seine Art mit. Ich glaube trotzdem dass Aztira mein Lieblingsband ist, aber es ist auch interessant hier die Vorgeschichte zu lesen.

    Der Fokus der Erzählung liegt auch mehr auf dem Erleben und den Handlungen der verschiedenen POV-Charaktere als auf einem großen Gesamtbild der Welt/Story.

    Ah - nach 10 Baenden Malazan Book of the Fallen habe ich mich von der Idee verabschiedet. :)

    Meine Interpretation ist, dass wir es mit dem eher bemerkenswerten Beispiel einer Geschichte zu tun haben wo irgendwie Armeen Protagonisten sind (das Fallen wird durchaus woertlich zu nehmen sein, ich glaube ein Charakter der am Anfang schon da ist erlebt das Ende).

    Und man muss sich verdammt viel zusammenreimen damit sich die Story richtig erschliesst - in einem Wirbelsturm aus Ereignissen aus ganz verschiedenen geschichtlichen Perioden und einem Feuerwerk aus Perspektiven ist es manchmal nicht leicht, die relevanten Plots durch die verschiedenen Buecher zu verfolgen. Ich hab's erst beim zweiten Mal lesen geschafft.

    Irgendwie hat es aber Faszination - man muss sich nur drauf einlassen koennen dass es so ganz anders ist als viele andere Reihen.

    Der Wurm Ouroboros von E. R. Eddison

    Ein Klassiker - ein Buch wie ein guter alter Wein den man im Keller findet. In homerischem Stil mit langen, bildhaften Schilderungen wird hier die Auseinandersetzung zwischen Daemonenland und Hexenland (ja, die Namen sind Scheisse) erzaehlt, von episch schwieriger Magie die Gorice der Koenig der Hexen heraufbeschwoert, von einem Zug an die Grenzen der Welt, durch die Weiten der Morna Moruna zu den hoechsten Bergen den die Daemonen durchfuehren um einen der ihren wiederzufinden und von den heldenhaften Kriegstaten die beide im Kampf um Daemonenland vollbringen.

    Sternenfunkelnd und ambrosisch lag die Mitsommerrnacht ueber dem Meer... Achteraus termten sich maechtige Wolken vor den Toren des Tages auf und stroemten aufwaerts zu hohen Zacken aus weinrotem Dunst und brennenden Fahnen, die vom Sonnenaufgang kuendeten. - entweder man mag diese Art von Sprache, oder man legt das Buch zur Seite, aber ich hab's immer wieder gerne gelesen.

    Eine Welt der Traurigkeit von Jane Yolen

    Eine kleine Miniatur irgendwo zwischen SciFi und Fantasy bei der es um eine Welt geht, bei der Trauer die kulturell dominante Emotion ist und die Trauerkuender - die, die das Andenken an Verstorbene wach halten - hoch im Ansehen stehen.

    Die ganze Geschichte wird gehoerig durchgewirbelt als eine anthropologische Mission von der Erde landet und versucht, die Kultur besser kennenzulernen.

    Ich weiss gar nicht wo ich das herhabe - ich glaube irgend eine Gebrauchtbuchhandlung - jedenfalls ueberzeugt es mich generell nicht. Der Grundton der Geschichte ist irgendwie traurig, und es kommen tragische Elemente wie Verrat und Betrug vor, und die Protagonistin muss wirklich ziemlich was mitmachen (sie wird allerdings die eine legendaere unuebertroffene Trauerkuenderin der Welt...) aber die Idee dieser Welt ist zu duenn um wirklich einen Plot zu tragen, und ueber kulturelle Missverstaendnisse zwischen Menschen und Aliens gibt's schon sehr viel besseres.

    Storm Lord von Tanith Lee

    Ich hatte hier schon mal ueber den dritten Band der Reihe (Aztira) und meine Lesegeschichte dazu geschrieben - nachdem ich ein paar Rezensionen zum ersten gelesen hatte und mich an praktisch nichts an Handlung aus meinem ersten Mal Durchlesen erinnern konnte (das muss ein Buch erst mal schaffen, das ist selten,..) also mal danach gekramt und begonnen.

    Der Ballast den das Buch vor den Start bekommt ist heftig - die Rezensionen beklagen Rassismus, einer nennt die Geschichte 'very rapey' (muss man zugeben, in weniger als der Haelfte der Faelle ist geschilderter Sex einvernehmlich, und es kommt viel Sex vor) zwei Rezensenten beklagen sich wie Lee so danebenlangen kann, einer raet gleich bei Band 2 zu beginnen.

    WTF - was hat sie da gemacht?

    Nach gut ueber der Haelfte des Textes, ich denke es ist eine sehr erwachsene Geschichte, und ihr primaeres Thema ist Leidenschaft. Und ja, man fuehlt sich nach dem Lesen immer ein bisschen dreckig und wuenscht sich eine Dusche.

    Die zentrale Praemisse der Welt ist, dass eines der beiden Voelker, die dunklen Visianer, Leidenschaften sehr stark spueren - sie sind etwa dem 'Stern' Zastis unterworfen der periodisch am Himmel steht, und dann steigt ihr sexueller Appetit dramatisch an. Aber generell verwenden sie den Verstand nie, um ein Ziel zu hinterfragen, sondern hoechstens um es zu erreichen. Wenn sich jemand in die Frau des Nachbarn veguckt, ueberlegt er nicht ob er sich ihr naehern soll oder es besser lassen soll, sondern nur wie er es machen kann.

    Die hellen, telepathiebegabten Tielflaender hingegen sind eher buddhistisch angehaucht - was kommt, das kommt, sie nehmen ihr Schicksal an und versuchen nicht dagegen anukaempfen, sondern sitzen es leidenschaftslos aus. Und natuerlich regieren in so einem Setting die Visianer die Welt.

    Das macht die visianischen Protagonisten vom Inneleben subtil anders als uns, und zwingt dem Leser die Wahl auf sich auf die Praemisse einzulassen - oder eben nicht.

    Konkret gibt das der Handlung staendig unterschwellige Spannung die sich immer wieder ploetzlich entlaed, und einen Hang zu dramatischen Entwicklungen, riskanten Manoevern und konfrontativen Begegnungen. Ein zentrales Ding ist, dass hier ganz andere Plots funktionieren als wir gewohnt sind.

    Am Anfang jagt Sturmherr Rehdon in den Tieflanden, und nachdem Zastis am Himmel steht braucht er eine Frau im Zelt - also wird die schoenste aus dem Dorf in der Naehe geholt - grade die Priesterin - und von ihm vergewaltigt. Am naechsten Moegen aber ist er tot (und sie schwanger) - durch ihre Magie wie jeder denkt, inklusive (bizarrerweise) die Mehrheit der Rezensenten, aber wir erfahren spaeter dass ihn seine Rechte Hand vergiftet hat - Amnorh - auf Geheiss seiner Koenigin mit der er eine Affaere hat. Und schon haben wir ein Koenigskind im Bauch der Tieflandfrau mit Anspruch - und Raldnor folgt dann der Rest der Geschichte.

    Raldnor waechst in den Tieflanden auf, lernt dort die scheue Anici kennen und lieben - und wir lesen spaeter wie er sie vergewaltigt weil Zastis am Himmel steht und er einfach nicht die Geduld aufbringen kann sie zu verfuehren. Er bereut das dann so halbschaurig, aber doch primaer weil es ihm nicht das Gefuehl von Naehe verschafft hat das er sich erhofft hatte. Passt zur oben erwaehnten Praemisse, aber durch sowas muss man in der Geschichte durch wenn man mit dem Protagonisten mitgehen will.

    Spaeter in der Geschichte, als Raldnor sich schon als Visianer ausgibt und in der Armee ist, sieht er wie in einer Taverne eine andere Tieflaenderin von der Drachengarde angegangen wird - gegen die auf Befehl des Koenigs niemand die Hand erheben darf - und sofort faengt er eine Schlaegerei an, bei der sein Kumpel Yannul mitmacht. Als er danach aus politischen Gruenden vom Haken kommt aber Yannul oeffentlich gepruegelt wird und sein rechter Arm zermatscht wird schneidet er dem Drillmaster aus Rache die rechte Hand ab.

    Er muss fliehen, und flieht mitten in den koeniglichen Palast - wo er eine Dame trifft - und sie nett anlaechelt (mit dem Versprechen auf Sex) und sie bittet ihn zu verstecken. Dieser Twist, der von einigen Rezensenten als 'sehr unrealistisch' bezeichnet wurde, geht aber auf (visianische Frauen handeln auch im Einklang mit der Praemisse impulsiv, risikobereit und ohne das Ziel verstandesmaessig zu ueberlegen - es ist in dieser Welt daher tatsaechlich sinnvoll so einen Plot zu spinnen) - und kommt so in Kontakt mit dem Koenig Amrek. Der konfrontiert ihn mit den laedierten Soldaten und dem verstuemmelten Drillmeister, und Raldnor Antwort ist mehr oder weniger 'ich bin hier und unverletzt - ist das nicht Grund genug mich in den Dienst zu nehmen?'

    Tatsaechlich freunden sich die beiden (Halbbrueder, ohne es Anfangs zu wissen) an, und Amrek der eine schwere Kindheit hatte und eine verkrueppelte Hand sein Eigen nennt, hat Anwandlungen sich tatsaechlich von seiner dominanten, Tieflaender-hassenden Mutter zu loesen, grade als er sich verlobt und in seiner Zukuenftigen Astaris.. etwas entdeckt.

    Aber Raldnor und Astaris ploetzlich zueinanderfinden... da wendet sich Amrek zurueck zu seiner Mutter und ruft den Genozid an den Tieflaendern aus den sie schon lange will.

    Ja, es knallt, im Buch gibt es Erdbeben, einen Vulkanausbruch, die Natur steht den Emotionen in nichts nach.

    Aber so ganz einfach macht es sich Lee auch nicht, eine der staerksten Szenen ist zwischen Amrek und Astaris nachdem er von der Untreue weiss - wir glauben alle er kommt als rasendes Monster zu ihr und zerstueckelt sie persoenlich, aber statt dessen hoeren wir ihn duester 'Ich kann nichts mehr machen - sie warten vor dem Tor, sie wuerden dich zerreissen. Du musst fliehen, jetzt, mit zwei vertrauten, und ich werde ihnen sagen du hast Gift genommen, Das ist alles was ich tun kann'.

    Ausgerechnet der Endgegner und Erzboese der Geschichte erweist sich als jemand der tatsaechlich zu Verzeihung und Groesse faehig ist, auch wenn er daran am Ende zerbricht.

    Es ist ein wilder, faszinierender, gewaltiger Ritt, den man serviert bekommt wenn man sich drauf einlaesst und die Protagonisten tatsaechlich an sich ran laesst (und - wie schon gesagt - man will danach duschen, die Geschichte hat ein ekeliges Etwas). Oder man betrachtet es distanziert, und dann ist es nur eine sinnfreie Kakophonie aus Sex, Gewalt und mehr davon.

    Ich hab' versucht das jetzt so lange zu schildern, weil die Sache fuer mich ein bisschen ein 'Aha'-Erlebnis war - so kann man also auch schreiben?! So ein Plot geht tatsaechlich auch?

    (Ueberfluessig zu sagen dass ein Sensitivity-Reader keine 5 Zeilen schafft ohne Alarm zu schlagen...)

    Aztira von Tanith Lee

    Das ist ein Buch das ich aus meiner Jugendzeit kenne, fuer eine Weile war es sogar mein Lieblingsbuch, aber - und das ist auch irgendwie interessant - seitdem habe ich es nie wieder gelesen.

    Wie liest sich also ein Buch das ich 'toll' in Erinnerung habe nach 30 Jahren?

    Die Geschichte ist durchaus kompliziert und verschachtelt - sie springt oft zwischen Zeiten hin- und her um die Herkunft der Protagonisten zu beleuchten und die Sprache ist - auch in der Uebersetzung - sehr poetisch. Themen sind unter anderem Rassen (die hellhaeutigen Tieflaender werden gefuerchtet und gehasst, die blonden vardischen Eroberer haben alte Koengireiche neu aufgeteilt und sich teilweise einverleibt, was zu Alltagsspannungen fuehrt), kulturelle Unterdrueckung (der Anfang bringt uns das Schicksal von Tibo nahe die in einer Gesellschaft in der Maenner sie ungestraft schlagen koennen aufwaechst), Eifersucht und Beziehungsdrama mit einer Unterstroemung von historischen Ereignissen die selten genauer zu fassen sind, aber immer ihren Schatten in die Geschichte werfen.

    Rehger am Ly Dis ist ein beruehmter Gladiator in seiner Heimatsatdt Saardsinmey, und sein Sieg in einem Wagenrennen ist die Kroenung seiner Triumphe. Doch dann kommt eine weisshaeutige Frau in die Stadt, Aztira, eine Tieflandmagierin die Gedanken lesen und senden kann und manches mehr, und sie scheint es darauf anzulegen, Rehgers Karriere zu beenden - in einem Kampf scheint sich sein Schwert unter ihren Blicken in eine Schlange zu verwandeln. Er konfrontiert sie, aber sie reagiert nicht wie erwartet, statt dessen weist sie ihn auf ein raetselhaftes Geburtsmal hin, das ihn als jemandem aus dem Geschlecht ausweist das offenbar ein Massaker unter den Tieflaendern zu verantworten hat. Verwirrt verlaesst er sie, aber stellt fest dass er sie nicht mehr aus dem Kopf bekommen kann. Als er abermals ihr Haus aufsucht, findet er sie statt stolz eher scheu und verletzlich, und die beiden werden ein Liebespaar.

    Nach wenigen Tagen kauft sich Aztira allerdings ein prunkvolles Grabmal, und als sie von einer ehemaligen Flamme von Rehger vergiftet wird (die ihn so vor der Hexe bewahren will), verbringt er lange Stunden vor ihrem Sarg dort. Als Saardsinmey dann aber von einem Seebeben verschlungen wird, retten die starken Mauern des Mausoleums ihn vor dem Tod, und er beginnt sich zu fragen was an den Ereignissen zuvor eigentlich Zufall war.

    Ich glaube, die Geschichte hat mich damals ein klein wenig ueberfordert, grade weil viel in den unausgesprochenen Zwischentoenen ist, aber ich fand sie toll weil man irgendwie sehr viel Tiefe ahnen konnte.

    Also, ich finde das Buch immer noch sehr atmosphaerisch, mit schoener Sprache und einer komplexen, reichen Geschichte.

    (Eine Coda ist, dass ich damals Jahre damit verbracht habe zu versuchen irgendwie die beiden vorangehenden Baende - Herr der Stuerme und Annackire - aufzutreiben. In einer Gebrauchtbuchhandlung in North Carolina habe ich dann das erste tatsaehlich mal bekommen - aber es war nicht mal besonders gut, oder vom Aufbau auch nur aehnlich zu Aztira.

    Wir haben es also mit einem dritten Band in einer lose verbundenen Folge von Geschichten zu tun, der irgendwie zu einem herausragenden Hoehepunkt der Reihe geworden ist. Alles immer noch raetselhaft...)

    Tigana von Guy Gavriel Kay

    Eine Halbinsel (die einem fiktiven Italien nachempfunden ist) von neun Provinzen ist von Invasoren die ueber das Meer kamen besetzt - den Westen regiert Brandin von Ygarth, den Osten Alberico von Barbadior. Beide sind Magier - und da Brandin im Kampf um die Provinz Tigana seinen Sohn verloren hat, hat er mit seiner Magie jede Erinnerung an die Provinz ausgeloescht - niemand der nicht dort geboren ist kann auch nur den Namen verstehen wenn er ausgesprochen wird.

    Rebellen finden sich zusammen um den Kampf gegen die Tyrannen aufzunehmen - eine Truppe von Musikanten tut sich mit einem abgesetzen Adeligen zusammen. Und Dianora, die Tochter eines Tiganaers, ist als Haremsdame in die Provinz Chiara gekommen um Brandin zu toeten - doch die Dinge sind nicht so einfach.

    Ich glaube, das ist eines der Buecher fuer die ich beim ersten Mal lesen einfach nicht weit genug war (ich habe irgendwas anderes in der Story gesucht und nicht gefunden) - jetzt beim Lesen, die Geschichte ist so eindringlich dass es manchmal weh tut - nichts ist einfach wenn die Rebellen ihre Freunde und Familie in Gefahr bringen muessen um die Erinnerung an Tigana am Leben zu erhalten - und grade wenn der Leser es sich im Widerstand eingerichtet hat, folgen wir Dianora die es alles andere als einfach findet Brandin auch nur zu hassen wie sie eigentlich sollte.

    The Escapement von K. J. Parker

    Die Belagerung von Mezentia hat begonnen, und nachdem die Cure Hardy als Reitervolk keine Ingenieure sind, uebernimmt Universalgelehrter und Serienvergewaltiger Gace Daurenja das Kommando ueber die Allianz, warend Lucao Psellus zum Oberkommandanten von Mezentia ernannt wurde - und nun endlich der Ursache fuer den Krieg auf die Spur kommen kann, da ihm nun niemand mehr Dokumente zum Fall Vaatzes vorenthaelt.

    Niemand hat eine Ahnung wie eine grosse Belagerung tatsaechlich gemacht wird, ausser einem 200-Jahre alten Buch beschreibt das keine Quelle - und beide Seiten haben das selbe Buch.

    Gace Daurenja hat einen Trumpf - er hat das Schiesspulver entdeckt und plant damit eine Geheimwaffe. Doch auch Lucao Psellus hat einen Trumpf - Ziani Vaatzes, der die Stadt nicht wirklich zerstoeren will. Oder jedenfalls hofft er das.

    Wie die Vorgaenger - faellt auf durch genaue Recherche, realistische Beschreibungen und intelligenten Plot. Und ist, genau wie die Vorgaenger, manchmal schwer zu lesen, da mitfiebern mit den Protagonisten nur im Zynismus endet und einfach frustrierend sein kann.

    Das ist der letzte Band der Reihe, die damit wuerdig abgeschlossen wird.

    Evil for Evil von K. J. Parker

    Die Fortsetzung von 'Devices and Desires'. Ziani Vaatzes hat erfolgreich einen Krieg angezettelt der die Zerstoerung des Herzogtums Eremia bedeutet - aber damit endet sein Plan nicht, die ewige Republik Mezentia plant nun in Vadania einzufallen wo sich Vaatzes nun befindet, und Herzog Valens organisiert die Evakuierung der Hauptstadt.

    Miel Ducas hat sich eine Weile als Anfuehrer des Widerstands in Eremia durchgeschlagen, aber nachdem er schwer verwundet aufgelesen wurde, fehlt ihm die Energie weiterzumachen, und er will einfach nur weg aus seinem Leben voll von Verantwortung - selbst wenn es bedeutet mitten in der Wildnis in einfachen Verhaetnissen zu hausen. Aber fuer den Rest der Welt ist er leider immer noch der Anfuehrer des Widerstands.

    Lucao Psellus schoepft in Mezentia allmaehlich den Verdacht dass mit den Kriegen der Republik nicht alles ist wie es scheint - und schmiedet einen Plan, mit Vaatzes zu reden.

    In dieser Situation taucht Gace Daurenja auf - Gelehrter, Handwerker, Universalgenie (und Serienvergewaltiger wie sich herausstellt) - der an Vaatzes' Wissen interessiert ist. Nuetzlich genug ist er als Assistent - aber Vaatzes merkt zu seinem Schrecken dass er nicht mehr der schlauste Plaeneschmied ist - Daurenja sieht nicht nur den Plan, sondern haengt seinen eigenen dran...

    Und Valens heiratet eine Prinzessin von den nomadischen Cure Hardy um in der Not eine Allianz zu schmieden und Kavallerie zu bekommen sie stark genug ist Mezentia zurueckzuschlagen - womit er nicht rechnet, ist dass die Cure Hardy ohne weiteres eine halbe Million Reiter mobilisieren koennen, eine Armee die Mezentia's Soeldnerheer bei weitem uebertrifft. Nur - wollen die Cure Hardy wieder gehen nachdem sie sein Land befreit haben?

    Wie der Vorgaengerband - sehr intelligent geschrieben, zynisch gehalten ohne zu offensichtlich zu sein, und faengt immer wieder die alltaegliche Absurditaet und Tragik des Geschehens aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln ein. Parker ist sehr gut darin die Stimmung von Protagonisten einzufangen - auch wenn sie in extremen Situationen sind wie einer Todeszelle.

    Devices and Desires von K. J. Parker

    Die ewige Republik Mezentia haelt das technologische Monopol einer Welt - in Manufakturen unter der Aufsicht der Gilden wird mit standardisierten Verfahren produziert waehrend die Nachbarlaender noch in Feudalsystemen verharren und auf Handwerk setzen.

    Ziani Vaatzes, ein Ingenieur und Aufseher ueber die Produktion von Feldartillerie wird dabei erwischt wie er privat, um ein Spielzeug fuer seine Tochter zu bauen, von den vorgegebenen technischen Spezifikationen abweicht - ein Vergehen das Mezentia mit dem Tod bestraft. Doch er kann durch eine Verkettung guenstiger Umstaende fliehen.

    Er findet Sicherheit in Eremia, einem Herzogtum in den Bergen, dessen Herzog Orsea grade einen Krieg mit Mezentia verloren hat und dabei unangenehm Bekanntschaft mit den Speerschleudern der Artillerie die Ziani produziert hat gemacht hat. Orsea versucht, ein guter Herrscher und Mensch zu sein, aber weiss selber dass er nicht der kompetenteste Befehlshaber ist und eigentlich am falschen Platz ist.

    Sein Freund Miel Ducas, Spross einer der aeltesten Familien Eremias, versucht unauffaellig die Sache zu retten und die Regierung am Laufen zu halten.

    Orsea's Frau Veatriz hingegen unterhaelt eine Brieffreundschaft mit Herzog Valens, dem Herrscher des Nachbarreichs. Valens ist jung und erst kurz an der Macht, eigentlich ein introvertierter Intellektueller, aber er ist ein faehiger Regent mit nur einer Schwaeche - er ist seit langem in Veatriz verliebt (seit sie als Geisel am Hof war) und wuerde alles fuer sie tun.

    Lucao Psellus, ein Politiker in Mezentia, obliegt es, festzuzstellen dass die Anwesenheit von Ziani in Eremia eine Gefahr darstellt, denn er kann die Geheimnisse der modernen Waffenproduktion dort verkaufen, und so informiert er die zustaendigen Kommittees so dass eine Invasion von Eremia vorbereitet wird.

    Ziani Vaatzes weiss allerdings dass genau das passieren wird - und baut darauf, denn er hat einen Plan der ihn mit seiner Familie vereinen soll - selbst wenn der Preis dafuer mehrere Kriege und zehntausende von Toten sind.

    Ariessa Vaatzes, seine Frau in Mezentia wiederum, war diejenige die den Behoerden die Sache mit dem Spielzeug gesteckt hatte - weil sie eine Affaere hat und Ziani gerne los waere...

    ***

    Zynisch wie Abercrombie, ohne so offensichtlich zu sein.... Subtil und detailliert geschrieben erleben wir die Geschichte des Krieges der sich da entspinnt aus ganz unterschiedlichen Perspektiven und Blickwinkeln, bekommen die Dynamik mit die sich - mal kontrolliert, mal unkontrolliert - da entfaltet und bekommen nebenbei gut ausgefuehrte psychologische Studien der Haupt- und Nebenfiguren genauso wie Einblicke in die Gesellschaft.

    Ein Kapitel etwa beschreibt detailliert wie sich ein Nachschubtrupp aufgrund einer falschen Karte in den bergen verfranzt und mehrere Tage zu spaet ist, bei einer schwierigen Flussueberquerung einen Hinterhalt befuerchtet der nie kommt - um dann, schon fast in Sichtweite des Ziels - doch noch in einen Hinterhalt zu geraten und aufgerieben zu werden.

    Es ist eine wirklich gute Geschichte, aber... ein bisschen deprimierend zu lesen.

    The King in Yellow von Robert W. Chambers

    Wollte ich schon lange mal lesen, hab' mich jetzt endlich aufgerafft (ich hab' das nur elektronisch so dass ich vor dem Computer lesen muss was ich nicht so mag).

    Die Kurzgeschichtensammlung ist ein Klassiker der Horrorliteratur der viele andere Werke inspiriert hat - unter anderem Lovecraft, aber etwas raetselhafterweise hat Marion Zimmer Bradley in Darkover viele der Namen verwendet (Carcosa, Lake of Hali, Hastur, Cassilda, Hyades,...).

    Ein Thema der Geschichten ist das fiktionale Stueck 'The King in Yellow' das - aehlich wie spaeter das Nekronomikon, dazu neigt den Leser wahnsinnig werden zu lassen wenn er ueber den ersten Akt hinauskommt, aber doch unwiderstehlich zum Weiterlesen reizt, und 'The Yellow Sign', ein merkwuerdiges Zeichen das Erkennungsmerkmal einer Verschwoerung ist.

    Bisher habe ich die erste Geschichte durch, in 'The Repairer of Reputations' geht's um einen unzuverlaessigen Erzaehler der nach einem Unfall beim Reiten fuer eine Weile in einer Irrenanstalt war - faelschlicherweise wie er sagt - aber war das so?

    Liest sich, wenn man Lovecraft mag, eigentlich sehr schoen subtil und interessant - ich bin froh dass ich mich aufgerafft habe das mal anzugehen,

    Blood and Obsidian von Aliette de Bodard

    Es ist das Jahr Eins Messer in Tenochtitlan - Goetter streifen durch das Mexica-Reich, und nur das Vergiessen von Opferblut haelt den Weltuntergang auf. In einem calmecac wird die Priesterin Eleuia ermordet - von Jaguar-Magie, die nur jemand der an einem Jaguar-Tag geboren ist heraufbeschwoeren kann. Acatl, der Hohepriester fuer die Toten, uebernimmt - wie bei solchen Todesfaellen mit Einwirkung von Magie ueblich - die Ermittlungen. Hauptverdaechtiger ist sein Bruder Neutemoc, der im Zimmer der ueberfallenen mit Blut an den Haenden gefunden wurde - und der eine alte Affaere mit der Ermordeten hat. Aber so einfach liegen die Dinge nicht, denn Neutemoc beschwoert seine Unschuld, die Goettin Xochiquezal weist auf ein Kind hin das Eleuia vor Jahren geboren hat und der Hohepriester von Tlaloc - Acamapihtli - spielt sein eigenes Spiel um seinen Tempel - der im Vergleich zu Huitzipohtli im Ansehen gefallen ist - wieder nach vorne zu bringen - aber ebenso hat Ceyaxochitl, Waechterin der Zweiheit, ihre Plaene.

    Fantasy im Reich der Azteken, detailliert und lebendig beschrieben - gemischt mit einem recht mysterioesen Kriminalfall und garniert mit fuer unsere Begriffe recht ungewohnte und ueberraschende Beschreibungen von Magie. Nicht ganz einfach zu lesen (man muss sich die Namen irgendwie merken und was verschiedene Bezeichnungen bedeuten, und das Intrigengeflecht ist auch sehr dicht...) aber sehr lohnend. Wer mal Fantasy einer recht anderen Art lesen mag - kann ich empfehlen!

    Der Herzog von Köln von Michael Moorcock

    Ein anderer Held des Multiversums - Dorian Hawkmoon - in einem endzeitlichen Europa verteidigt der die Camargue gegen das dunkle Imperium von Granbretanien.

    Die Geschichte erreicht nicht so ganz den Gipfel dessen was Moorcock schreiben kann, aber es liest sich ganz okay und das Setting zwischen Mittelalter und Neuzeit mit Ornithoptern und Flammenlanzen, aber auch Breitschwertern und Reitflamingos ist irgendwie... interessant.

    Der Phoenix im Obisidan von Michael Moorcock

    Keine Ahnung wie sehr man Moorcock heute noch kennt - ich bin mit seinen verschiedenen Buechern um den ewigen Helden und das Multiversum mit dem Kampf zwischen Ordnung und Chaos aufgewachsen, und Elric von Melnibone fand ich sehr inspirierend.

    Hier geht's um die eine Inkarnation des Helden die sich aller anderen bewusst ist - Erekose - der aber im Phoenix als Urlik Skarsol, Prinz des Suedeises auftaucht. Das Buch hat eine sehr intensive Stimmung, die Geschichte spielt auf einer Erde am Ende der Zeit wo die Sonne kaum noch Waerme abgibt, grosse Teile der Welt gefroren sind, extrem salzhaltige Ozeane traege schwappen und die meisten Menschen schon aufgegeben haben und graduell in Dekadenz abdriften. Neben Elric war das immer meine Lieblingsgeschichte, und nach nach 20 Jahren wirkt sie immer noch unveraendert wie beim ersten Mal.

    Mainspring von Jay Lake

    Das Sonnensystem ist eine Art von Gott geschaffenes astronomisches Modell und die Erde bewegt sich auf ihrem Pfad um die Sonne auf einer Bahn aus Messing mit Zahnraedern, angetrieben von einem internen Uhrwerk- deswegen ist am Aequator auch ein 250 Meilen hoher Wall als Halterung, und Nord- und Suedhalbkugel sind dadurch getrennt. Grosse Teile der Nordhalbkugel regiert ihre Imperiale Majestaet Koenigin Viktoria von England, und die Schiffe der Royal Navy durchziehen Ozeane und die Luft.

    In diesem doch gewagten Setting beginnt die Geschichte damit dass der Erzengel Gabriel dem Uhrmacherlehrling Hethor erscheint und ihn wissen laesst dass die Hauptfeder der Erde neu aufgezogen werden muss - aber der Schluessel dafuer muss gefunden werden - und so macht sich Hethor auf die Suche...

    Daraus eine Geschichte zu stricken die sich auch nur annaehernd gut liest ist schon eine Kunst fuer sich - grade zu treffen wie verschiedene Persoenlichkeiten auf Hethors Geschichte reagieren und was sich so daraus ergibt - das erfordert schon einiges an Koennen.

    Mit diesem ersten Band des Uhrwerksuniversums kann ich ganz gut, mit dem Nachfolger Escapement bin ich aber leider nicht warm geworden, da findet sich die Geschichte irgendwie nicht sinnvoll zusammen.