Beiträge von Der Wanderer im Thema „Was lest ihr gerade? (Fantasy)“

    Sir Terry Pratchetts Bücher sind für mich das Non plus Ultra der neueren humorvollen Fantasy. Ich habe sie alle hier und liebe sie.

    Nebenbei bemerkt:

    Nach seinem Ritterschlag durch die Queen 2009 durfte T.P. ein eigenes Wappen führen.

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    Ankh - Kreuz, die Morpork - Eule und als Wahlspruch "Fürchte den Sensenmann nicht".

    Großartig.

    Bin mir gerade völlig unschlüssig, ob das hier reinpasst, aber bitte:

    Italo Calvino: Das Schloss, darin sich Schicksale kreuzen (1973)

    Ich habe nicht die geringste Ahnung von Tarock (Tarot), diesem wahrsagerischen Kartenspiel, auf dessen Basis die Erzählung aufbaut. Deswegen habe ich wahrscheinlich auch nur wenig von dem verstanden, was der Autor mir sagen wollte. Trotzdem ist sein Stil fesselnd genug gewesen, daß ich mir die 130 Seiten lange Erzählung in einem Rutsch gegeben habe.

    Wer da ähnlich tickt sollte mal einen Versuch wagen. Wer das Tarotspiel kennt, sowieso.

    :thumbup:

    Heyho sophia_me

    Hat jemand von euch die Sammlung schon mal gelesen und kann mir eine Übersetzung empfehlen? Oder weiß vielleicht sogar, ob es eine Übersetzung gibt, die dichter an dem Original ist?

    Ja, die habe ich mal gelesen. Ich habe mich allerdings damals nicht gefragt, was für eine Übersetzung das war. Wozu auch? Es sind wunderschöne Geschchten, das sollte doch erst einmal genug sein, bei den Göttern!!!

    Lies die nächste Ausgabe, die Dir irgendwo in die Finger fällt. Und mach Dir danach irgendwelche Gedanken. Alles andere ist Blödsinn.

    Ausgelesen:

    Die Elfen von New York, Martin Millar 1994)

    Das nenne ich mal eine rotzfrech-wüste Story:

    Heather und Morag, zwei Distelfeen aus Schottland, tauchen urplötzlich in der Wohnung des talentlosen Geigers Dinnie in New York auf und kotzen ihm zur Begrüßung erst mal auf den Teppich, weil sie auf dem Weg zuviele Fliegenpilze gegessen und zuviel Whisky getrunken haben. Wie genau sie nach Amerika gekommen sind, können sie nicht erklären. Nur daß sie in ihrer Heimat wegen diversem Unfug gerade nicht gerne gesehen sind. Und diesen Unfug setzen sie in der neuen Welt gnadenlos fort.

    Ebenfalls mit von der Partie: Die beiden Thronfolger des Feenkönigs von England, der sein Reich gerade industrialisiert, die obdachlose Magenta, die sich aufgrund von zuviel billigen Fusel für einen griechischen Feldherren hält sowie den Geist von Johnny Thunder, der sich das chinesische "Fest der hungrigen Geister" zunutze macht um aus dem Himmel herabzusteigen und nach seiner geliebten Gibson Tiger Top Gitarre zu suchen, die man ihm zu Lebzeiten bei einem seiner Konzerte geklaut hat. Dazu kommen noch die schwarzen, chinesischen und italienischen Feenclans aus New York selbst, mit denen sich Heather und Morag eher zufällig anlegen, die vier gefürchteten Kampfschwestern des MacLeod - Clans sowie die drei Artefakte der Macht: Die Fiedel der MacPhershon, die Fahne der MacLeods und das Schwert der MacKintoshs.

    Als wäre das noch nicht genug der Wirrnis: Die an Morbus Crohn und Kleptomanie leidende Kerry versucht für den Kunstwettbewerb in ihrem Viertel Manhattans das walisische Blumenalphabet zu komplettieren, während Cal, ihr Ex, zu gleichen Wettbewerb Shakespeares "Sommernachtstraum" inszeniert.

    Klingt ziemlich irre???^^^^^^

    Ist es ja auch. Vor allem, weil M.Millar, obwohl er innerhalb der Kapitel ständig zwischen dein einzelnen Handlungsträngen wechselt, nie die Übersicht verliert.

    Hab mich prächtig amüsiert.

    Heyho LittleOwlbear

    Also als Wanderer könnte ich mir vorstellen: Der Weg ist das Ziel.

    Da sag ich nicht nein.

    Aber mit vielen Büchern ist es genau so wie mit vielen Filmen (und ich habe erheblich mehr Filme gesehen als Bücher gelesen...):

    Irgendwann kennt man die Klischees, nach denen sowohl die einen als auch die anderen konzipiert wurden. Und dann lässt man's nach der Hälfte besser bleiben. Weggeworfene Zeit.

    Um im Bild zu bleiben: Der Weg ist natürlich des Wanderers Ziel. Nur lernt der Wanderer rasch, welche Pfade er besser meiden sollte, um nicht unnütze Schritte zu tun...

    :):):)

    Ausgelesen:

    Der Satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch

    Das kleine Büchlein (230 Seiten) mit dem fast unaussprechlichen Titel gilt als letzter vollständiger Roman von Michael Ende und wird gerne als Kinderbuch ausgegeben, was es vordergründig auch ist.

    Kater Maurizio di Mauro und Rabe Jakob Krakel, ausgesandt vom geheimen Rat der Tiere, die sich um die Zukunft ihres Lebensraumes ernsthafte Sorgen machen, spionieren dem schwarzmagischen Laborzauberer Beelzebub Irrwitzer und seiner Geldhexentante Tyrannja Vamperl seit über einem Jahr hinterher.

    Denn die haben mit dem Herrn der Hölle persönlich einen Pakt geschlossen. Höchste schwarzmagische Macht dafür, jedes Jahr durch Wissenschaft (Irrwitzer) und Korruption (Vamperl) dafür zu sorgen, daß unsere Welt ein bißchen unbewohnbarer wird.

    Da beide ihr diesjähriges Ziel zu verfehlen scheinen, droht ihnen der "Minister der äußeren Finsternis", vertreten durch seinen Gerichtsvollzieher Maledictus Made mit "persönlicher Pfändung", sollten sie ihrer Verpflichtung nicht bis zum Jahreswechsel nachgekommen sein. Der jedoch ist nur noch sieben Stunden entfernt.

    Und da kann beiden nur noch der Satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch weiterhelfen...

    Schwierigkeiten beim Lesen des Wortes? ^^

    Glaube ich nicht. Das hier kannst Du doch auch auswendig, oder etwa nicht?

    Spoiler anzeigen

    :D :D :D

    Aber mal im Ernst:

    Michael Ende ging es 1989 um die immer deutlicher zunehmende Umweltverschmutzung, verurscácht durch diejenigen, denen für Profit alles egal ist.

    Kommt bekannt vor? Umso schlimmer, weil prophetisch.

    Dazu hatte der Autor noch eine private Rechnung mit Marcel Reich-Ranicki offen, dem er mit der Figur eines Gnomes mit Namen "Büchernörgele" einen Platz in seinem Buch gab - ganz im Gegensatz zu Reich-Ranicki, der in seiner Überheblichkeit zu Michael Ende nur anmerkte "das Werk dieses Autors" sei ihm nicht bekannt.

    (Quelle:https://de.wikipedia.org/wiki/Der_satan…he_Wunschpunsch)

    Nun ist der selbstherrliche Schnösel Reich-Ranicki schon seit längerem verblichen, Michael Ende leider auch und was hier jetzt übrig bleibt, ist ein Buch, das man - so wie ich - in knapp zwei Stunden auf dem Balkon lesen kann.

    Oder, vielleicht zu Sylvester, anderen vorlesen. Es holt nämlich alle ab, Kinder wie Erwachsene.

    Danke, Herr Ende.

    Heyho.

    Der Lübbeverlag hat wohl damals darauf gesetzt, daß der Deutsche ein Gewohnheitsmensch ist und entsprechend bedient werden muß.

    Anders kann ich mir nicht erklären, warum er den zweiten Teil von "Das Buch ohne Namen" (The Book with no Name, 2009) strunzdumm als "Das Buch ohne Staben" (The Eye of the Moon, 2010) veröffentlicht hat.

    Spoiler anzeigen

    Der Einband ist genauso gelungen wie der des ersten Bandes, aber bitte:

    Noch offensichtlich lächerlicher kann man es kaum treiben... :(

    Ändert jedoch nichts daran, daß der zweite Band nahtlos an die Geschehnisse in der mysteriösen Stadt Santa Mondega, bevölkert von Vampiren, Werwölfen und ebenfalls menschlich höchst zwielichtigen Gestalten anknüpft.

    In der der berüchtigte Massenmörder "Bourbon Kid" in der Tapioca Bar, geführt vom Barkeeper Sanchez, zum Ende des ersten Buches ein geradezu obszönes Massaker angerichtet hat, um danach spurlos zu verschwinden.

    War das erste Buch noch übervoll mit Nebencharakteren (Der Elvis, Jefe, Raw Rex), die jeder für sich eine eigene Geschichte verdient hätten und spätestens im finalen Gemetzel des ersten Teils ihr Ende fanden, gibt es im zweiten Teil viel hintergründiges zum Bourbon Kid: Wie er zu dem wurde, was er ist und vor allem: Wer er ist.

    Dazu haben alle Überlebenden des Massakers in der Tapioka - Bar ihren Anteil daran, daß das "Auge des Mondes", dieser geheimnisvolle Stein mit unvorstellbarer Kraft seinen Besitzer wiederfindet.

    Warum das nicht unbedingt zu einem guten Ende führt...?

    Das solltest Du vielleicht mal selber rausfinden.

    Fazit:

    Nicht so spektakulär wie Buch eins, trotzdem eine rasante Fahrt durch eine bizarre Welt.

    :nummer1:

    Heyho.

    Ich habe mich lange vor Haruki Murakami und seinem "Hardboiled Wonderland und das Ende der Welt" (1985) gedrückt.

    Der Klappentext:

    "Im Tokyo der fernen Gegenwart existieren zwei Welten: Hard-boiled Wonderland und Das Ende der Welt. Während in der einen ein unerbittlicher Datenkrieg tobt und ein greiser Professor im unterirdischen Geheimlabor mit dem Unterbewußtsein experimentiert, herrscht in der anderen Zeit- und Seelenlosigkeit..."

    Treffender und kürzer häte ich es auch nicht sagen können.

    Mit jedem Kapitel wechselnd treibt Murakami beide Erzählstränge voran und obwohl einem sowas schon nach wenigen Wechseln schwant dauert es geraume Zeit, bis man beginnt zu begreifen, daß beide Protagonisten ein und die selbe Person sind. Und es dauert noch länger, bis der Autor die Hinweise darauf dichter werden läßt, ehe er die beiden Erzählungen schließlich - nein, nicht in einer Zusammenführung auflöst.

    Sie finden ihr Ende sozusagen nebeneinander, eine Verschmelzung beider Welten ist gar nicht mehr nötig.

    Ein starkes Buch und ein spannender Roman.


    Wonderland

    Heyho kalkwiese

    Wenn es etwas gibt, daß mir von dieser Triquapenta - Geschichte für immer im Gedächtnis bleiben wird, dann ist es die Beschreibung der Eroberungsflotte des Planeten Krikikit.

    Was besseres gibt es einfach nicht, wenn man nach einer Beschreibung sucht, in der sich Machtfülle, Gigantomanie und absoluter Eroberungswille verbindet.

    Und die sich dann *Puff* ... einfach so erledigt.

    Durch eine Kuh. Brilliant.

    :D :D :D

    (P.S.: Etwas weniger bekannt von Douglas Admams, trotzdem sehr geil):

    "Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele", R&B Verlag, 1989

    "Lachs im Zweifel", R&B Verlag, 2003

    "Douglas Adams' Raumschiff Titanic" (Terry Jones),Goldmann,1997

    Heyho kalkwiese

    Das ist nicht zu ändern, ich muss dann eben jetzt die Grundlagen legen, sie ich früher verpasst habe. ^^

    Wieso "Grundlagen legen"???

    Du hast doch schon welche: Harry Potter und Eragon.

    Ist doch alles da: Zauberei und Magie, Drachen und abgrundtief böse Wesen, der ewige Kampf zwischen Gut und Böse. Den Helden, das Zeichen, das Abenteuer, den Weg und am Ende die Gewißheit, daß das Gute siegreich ist.

    Ich find's sehr lobenswert, wenn einer die Ursprünge ergründen möchte, aber nötig für eine gute Geschichte oder einen guten Schreibstil ist das nicht. Tolkien mag ein Maß der Dinge sein, aber er ist ganz sicher nicht DAS Maß.

    Denn letztlich läuft's doch hierauf hinaus:

    Der kleine Hobbit war für mich gleichzeitig Einstieg und Ausstieg in die Tolkienszene und zurück.

    Es gefällt. Oder eben nicht.

    Nuff said.

    Die Träume des Jonathan Jabbok

    Stand einsam und verlassen im offenen Bücherschrank um die Ecke, also hab ich's adoptiert. Leider ist es nur der erste Teil der "Neschan - Trilogie" des Autors Ralf Isau, 1995 im Thienemannverlag erschienen.

    Macht aber wenig, das Buch liest sich flüssig und locker (was daran liegen könnte, daß es eigentlich ein Jugendroman ist). Sowas stört mich aber nicht, solange es spannend bleibt. Und das ist es.

    Eine Augenbraue habe ich allerdings auf Seite 26 hochgezogen, als der Stab "Haschevet" zum ersten Mal beschrieben wird:

    "Der Stab war aus einem Holz gefertigt, das einen warmen roten Farbton besaß. Der Knauf an seinem Ende glänzte wie pures Gold. Vier Gesichter waren zu erkennen: das eines Menschen, eines Adlers, eines Löwen und eines Stiers."

    Die vier Evangelisten???

    Versucht hier jemand zu missionieren?

    Nein, tut Ralf Isau nicht.

    Trotzdem durchziehen die Themen Religion, Glaube, Liebe und Freundschaft die ganze Geschichte.

    Der Plot ist nicht neu:

    Jonathan Jabbok, vierzehn, sitzt nach einem Unfall im Rollstuhl und hat nachts immer häufiger Träume, die sich um die Welt Neschan und sein dortiges Alter Ego Yonathan drehen.

    Im Verlauf verschmelzen beide Welten immer mehr, bis es schließlich zu einer Begegnung der beiden kommt. Inwiefern das noch weitergeht, dazu brauche ich die anderen beiden Teile.

    Fazit: Lesenswert. 450 spannende Seiten, die ich an zwei Nachmittagen weggelesen habe.

    Heyho.

    Märchen aus Schottland

    Habe ich nach knapp hundert Seiten und zwölf Geschichten abbrechen müssen, was bei mir eigentlich fast nie bei Büchern vorkommt.

    Ich war einfach nur noch genervt.

    Erst mal der immer gleiche Aufbau:

    Mann hat drei Söhne/Frau hat drei Töchter und die Sprößlinge wollen jetzt raus ins Leben ziehen. Vater/Mutter stellen dann eine Entscheidungsfrage, die von den beiden ältesten der Geschwister immer falsch beantwortet wird, nur das jeweils jüngste entscheidet richtig und wird dafür natürlich am Ende belohnt.

    Bis es jedoch zum Happy End kommt, sind diverse Aufgaben zu bestehen und Abenteuer zu meistern. Sehr häufig sind Riesen die Gegner. Soweit, so gut.

    Daß auf dem Weg dahin jedoch die einzelnen Heldentaten permanent wiederholt und nur durch kleine Veränderungen auf das Ziel hinweisen...da hatte ich schon nach dem dritten Märchen den Kaffee auf. Hier mal ein kurzes Beispiel:

    Maol a Chliobain

    Maol a Chliobain

    Vorzeiten lebte eine Witwe, und sie hatte drei Töchter; die sagten zu ihrer Mutter, sie wollten ausziehen, ihr Glück zu machen. Die Mutter buk drei Laibchen Brot. Sie sagte zu der Ältesten: „Was willst du lieber haben, den kleineren Teil und meinen Segen oder den größeren und meinen Fluch?“ – „Ich will lieber den größeren haben“, sagte sie, „und deinen Fluch.“

    Sie sagte zur Mittleren: „Willst du lieber den größeren Teil und meinen Fluch oder den kleineren und meinen Segen?“ – „Ich will lieber den größeren“, sagte sie, „und deinen Fluch.“

    Sie sagte zu der Jüngsten: „Willst du lieber den größeren Teil und meinen Fluch oder den kleineren und meinen Segen?“ – „Ich will lieber den kleineren und deinen Segen.“ Das gefiel der Mutter wohl und sie gab ihr die beiden anderen Teile noch dazu.

    Sie machten sich also auf den Weg, aber die beiden Älteren wollten die Jüngste nicht bei sich haben, und sie banden sie an einen Felsen aus hartem Stein. Dann gingen sie fort, aber der Segen der Mutter kam und befreite das Mädchen. Und als sie sich umschauten, wen sahen sie, wenn nicht die Jüngste mit dem Fels auf ihrem Rücken. Sie ließen sie eine Weile in Ruhe, bis sie zu einem Torfstapel gelangten; und sie banden sie an den Torfstapel. Dann gingen sie ein Stück weiter, aber der Segen ihrer Mutter kam und befreite die Jüngste, und sie schauten sich um, und wen sahen sie, wenn nicht das Mädchen mit dem Torfstapel auf dem Rücken. Sie ließen sie wieder eine Weile in Ruhe, bis sie zu einem Baum gelangten, und sie banden sie an den Baum. Dann gingen sie weiter, aber der Segen ihrer Mutter kam und befreite das Mädchen, und als sie sich umschauten, wen sahen sie, wenn nicht die Jüngste mit dem Baum auf ihrem Rücken. Da merkten die beiden, dass es keinen Zweck hatte, ihr etwas anzutun, und so machten sie sie los und ließen sie mitgehen.

    Sie wanderten fort, bis die Nacht kam. Sie sahen ein Licht in der Ferne, und ob der Weg auch weit war, so dauerte es doch nicht lange, bis sie zu einem Haus kamen. Sie gingen hinein. Was war es, wenn nicht eins Riesen Haus! Sie fragten, ob sie über Nacht bleiben könnten. Es wurde ihnen gewährt, und man gab ihnen ein Lager zusammen mit den drei Töchtern des Riesen. Der Riese kam nach Hause und sagte: „Es riecht hier drinnen nach den fremden Mädchen.“ Nun hatten die drei Riesentöchter Ketten von Bernstein um den Hals, während die drei anderen Schnüre von Rosshaar um den Hals trugen. Sie schliefen alle, nur Maol a Chliobain schlief nicht.

    Mitten in der Nacht bekam der Riese Durst. Er rief seinen kahlen, rauhhäutigen Knecht, er solle ihm Wasser bringen. Der kahle, rauhhäutige Knecht sagte, es sei nicht ein Tropfen im Hause. „So töte eines der fremden Mädchen“, sagte er, „und bringe mir ihr Blut.“ – „Wie soll ich sie herauskennen?“ fragte der kahle, rauhhäutige Knecht. „Um den Hals meiner Töchter sind Ketten aus Bernstein gelegt und Schnüre aus Rosshaar um den Hals der anderen.“

    Maol a Chliobain hörte, was der Riese sagte, und tat, so schnell sie konnte, die Schnüre aus Rosshaar ,die sie und ihre Schwestern um den Hals trugen, den Riesentöchtern um den Hals; und die Bernsteinketten, die die Riesentöchter um den Hals trugen, tat sie sich selbst und ihren Schwestern um den Hals; und dann lag sie ganz still.

    Der kahle, rauhhäutige Knecht kam, tötete eine der Riesentöchter und brachte dem Riesen das Blut. Der verlangte mehr Blut. Der Knecht tötete die nächste. Der Riese verlangte noch mehr Blut, und der Knecht tötete die dritte.

    Maol a Chliobain weckte ihre Schwestern, nahm sie auf ihren Rücken und machte sich eilends auf den Weg. Der Riese merkte, dass sie wegging, und er folgte ihr. Die Feuerfunken, die sie mit ihren Hacken aus den Steinen schlug, die trafen den Riesen am Kinn, und die Feuerfunken, die der Riese mit den Spitzen seiner Schuhe aus den Steinen schlug, die trafen Maol a Chliobain am Hinterkopf.

    So ging es fort, bis sie zu einem Fluss kamen. Sie riss sich ein Haar aus, machte eine Brücke daraus und kam über den Fluss, und der Riese konnte ihr nicht folgen.

    „Du bist drüben, Maol a Chliobain.“

    „Ich bin drüben, wenn es auch hart für dich ist.“

    „Du hast meine drei kahlen, braunen Töchter getötet.“

    „Ich habe sie getötet, wenn es auch hart für dich ist.“

    „Und wirst du wiederkommen?“

    „Ich werde kommen, wenn mein Weg mich zu dir führt.“

    Sie gingen weiter, bis sie zum Haus eines Bauern kamen. Der Bauer hatte drei Söhne. Die Mädchen erzählten, was ihnen widerfahren war. Sagte der Bauer zu Maol a Chliobain: „ich werde meinen ältesten Sohn deiner ältesten Schwester zum Manne geben. Und du holst mir dafür den feinen Kamm aus Gold und den groben Kamm aus Silber, die der Riese in seinem Besitz hat.“

    „Abgemacht“, sagte Maol a Chliobain.

    Sie ging fort; sie kam zum Haus des Riesen; sie gelangte unerkannt hinein. Sie nahm die Kämme und lief hinaus. Der Riese entdeckte sie und lief hinterher, bis sie zum Fluss kamen. Sie sprang über den Fluss, aber der Riese konnte nicht über den Fluss springen.

    „Du bist drüben, Maol a Chliobain.“

    „Ich bin drüben, wenn es auch hart für dich ist.“

    „Du hast meine drei kahlen, braunen Töchter getötet.“

    „Ich habe sie getötet, wenn es auch hart für dich ist.“

    „Du hast meinen feinen Kamm aus Gold und meinen groben Kamm aus Silber gestohlen.“

    „Ich habe sie gestohlen, wenn es auch hart für dich ist.“

    „Wann wirst du wiederkommen?“

    „“Ich werde kommen, wenn mein Weg mich zu dir führt.“

    Sie gab die Kämme dem Bauern, und ihre große Schwester und des Bauern großer Sohn wurden vermählt.

    „Ich werde meinen mittleren Sohn deiner mittleren Schwester geben, dafür sollst du mir das Lichtschwert des Riesen holen.“

    „Abgemacht“, sagte Maol a Chliobain.

    Sie ging fort, und sie kam zum Haus des Riesen; sie stieg in den Wipfel eines Baumes, der über dem Brunnen des Riesen war. In der Nacht kam der kahle, rauhhäutige Knecht mit dem Lichtschwert, um Wasser zu holen. Als er sich bückte, das Wasser zu schöpfen, kam Maol a Chliobain herunter, stieß ihn in den Brunnen, ertränkte ihn und nahm das Lichtschwert mit. Der Riese verfolgte sie, bis sie zum Fluss kam. Sie sprang über den Fluss, aber der Riese konnte ihr nicht folgen.

    „Du bist drüben, Maol a Chliobain.“

    „Ich bin drüben, wenn es auch hart für dich ist.“

    „Du hast meine drei kahlen, braunen Töchter getötet.“

    „Ich habe sie getötet, wenn es auch hart für dich ist.“

    „Du hast meinen feinen Kamm aus Gold und meinen groben Kamm aus Silber gestohlen.“

    „Ich habe sie gestohlen, wenn es auch hart für dich ist.“

    „Du hast meinen kahlen, rauhhäutigen Knecht getötet.“

    „Ich habe ihn getötet, wenn es auch hart für dich ist.“

    „Du hast mein Lichtschwert gestohlen.“

    „Ich habe es gestohlen, wenn es auch hart für dich ist.“

    „Wann wirst du wiederkommen?“

    „Ich werde kommen, wenn mein Weg mich zu dir führt.“

    Sie kam zum Haus des Bauern mit dem Lichtschwert, und ihre mittlere Schwester und der mittlere Sohn des Bauern wurden vermählt.

    „Ich will dir selbst meinen jüngsten Sohn geben“, sagte der Bauer, „und du sollst mir einen Bock holen, den der Riese besitzt.“

    „Abgemacht“, sagte Maol a Chliobain.

    Sie ging davon und kam zum Haus des Riesen, aber als sie den Bock glücklich eingefangen hatte, bekam der Riese sie zu fassen.

    „Was tätest du mir an“, sagte der Riese, „wenn ich dir das angetan hätte, was du mir angetan hast?“

    „Ich gäbe dir Milchbrei zu essen, bis du platztest; dann steckte ich dich in einen Sack und hängte sich an den Firstbalken; dann machte ich ein Feuer unter dir, und ich schlüge mit Keulen auf dich ein, bis du als ein Bündel vertrockneter Stecken zu Boden fielest.“

    Der Riese machte Milchbrei und ließ sie den Brei trinken. Sie strich Milchbrei um ihren Mund und überall in ihr Gesicht, und sie sank um, als ob sie tot wäre. Der Riese steckte sie in einen Sack, und er hängte sie auf am Firstbalken, und er ging weg, er selbst und alle seine Männer, um Holz aus dem Wald zu holen.

    Die Mutter des Riesen war drinnen im Haus. Als der Riese fortgegangen war, fing Maol a Chliobain an zu rufen: „Jetzt bin ich im Licht! Jetzt bin ich in der goldenen Stadt!“ – „Willst du mich auch hineinlassen?“ sagte das alte Weib. „Nein, ich will dich nicht hineinlassen.“ Schließlich ließ die Alte den Sack herunter. Maol a Chliobain steckte sie hinein, die Alte – mit Haut und Haar. Sie nahm den Bock mit und lief davon. Als der Riese zurückkam, fingen er und seine Leute an, mit ihren Stangen auf den Sack einzuschlagen. Die Alte schrie immerzu: „ich bin es, die drinnen ist!“ – „Ich weiß, dass du es bist, die da drinnen ist“, sagte der Riese, indem er weiter auf den Sack einschlug. Der Sack kam schließlich herunter als ein Bündel Stecken, und was war darin, wenn nicht seine Mutter. Als der Riese das sah, machte er sich auf und rannte hinter Maol a Chliobain her. Er folgte ihr, bis sie zum Fluss kam. Maol a Chliobain sprang über den Fluss, und der Riese konnte nicht über den Fluss.

    „Du bist drüben, Maol a Chliobain.“

    „Ich bin drüben, wenn es auch hart für dich ist.“

    „Du hast meine drei kahlen, braunen Töchter getötet.“

    „Ich habe sie getötet, wenn es auch hart für dich ist.“

    „Du hast meinen feinen Kamm aus Gold und meinen groben Kamm aus Silber gestohlen.“

    „Ich habe sie gestohlen, wenn es auch hart für dich ist.“

    „Du hast meinen kahlen, rauhhäutigen Knecht getötet.“

    „Ich habe ihn getötet, wenn es auch hart für dich ist.“

    „Du hast mein Lichtschwert gestohlen.“

    „Ich habe es gestohlen, wenn es auch hart für dich ist.“

    „Du hast meine Mutter getötet.“

    „Ich habe sie getötet, wenn es auch hart für dich ist.“

    „Du hast meinen Bock gestohlen.“

    „Ich habe ihn gestohlen, wenn es auch hart für dich ist.“

    „Wann wirst du wiederkommen?“

    „Ich werde kommen, wenn mein Weg mich zu dir führt.“

    „Wenn du hier auf dieser Seite wärest und ich drüben“, fragte der Riese, „was tätest du, um mir zu folgen?“

    „Ich ließ mich auf die Knie nieder und tränke, bis ich den Fluss leergetrunken hätte.“

    Der Riese ließ sich auf die Knie nieder, und er trank, bis er zerplatzte.

    Maol a Chliobain und der jüngste Sohn des Bauern aber wurden miteinander vermählt.

    (Märchen aus Schottland, Diederichs Verlag, 1993)

    Und so geht das in fast jeder Geschichte.

    Ich hatte erst den Übersetzer in Verdacht, aber das Original liest sich genauso. Und auch wenn Tiere als Protas unterwegs sind ändert sich an diesem Schema nichts.

    Das ist ja vielleicht okay, wenn man nur eines der Märchen liest - aber sowas zehn Mal in Folge treibt in den Wahnsinn. :panik:

    Meine einzige Idee, warum die Erzählstruktur immer gleich ist wäre, daß es vielleicht mündliche Überlieferungen waren. Bei denen war es ja vielfach so, daß Wiederholungen eingeflochten wurden, um dem Zuhörer wichtige Einzelheiten erneut ins Gedächtnis zu rufen.

    Zur Ehrenrettung des Buches sei gesagt:

    Da sind auch viele ganz kurze Erzählungen drin, wie zum Beispiel diese hier:

    Wie die Krähe ihr Junges unterweist

    Die Krähe machte sich daran, ihr eben flügge gewordenes Junges zu unterweisen.

    "Wenn du jemanden kommen siehst, der einen dünnen Stock unter den Arm geklemmt hat, mit einem breiten Ende, so fliehe schleunigst, denn das ist ein Gewehr, und damit will er dich töten.

    Wenn du jemanden siehst, der einen Stein aufhebt, so hebt er ihn auf, um dich zu töten, ganz gewiß, also fliehe.

    Wenn du aber jemanden kommen siehst, der gemächlich geradeaus geht und nichts unter dem Arm hat und sich nicht bückt, dann brauchst du dich nicht von der Stelle zu rühren, denn der wird dir nichts tun."

    "Wie aber", sagte das Junge, "wenn er einen Stein in seiner Tasche hat?"

    "Oh!" sagte die Krähe. "Mir scheint, dich brauche ich nicht länger zu unterweisen."

    Es besteht also noch Hoffnung für mich und das Buch - etwa einmal in der Woche... :smoker:

    Heyho kalkwiese

    bezüglich des "Schmökers" hab ich mal kurz nachschlagen müssen, um Deine Sorge zu begreifen:

    "Umgangssprachlich:
    dickeres, inhaltlich weniger anspruchsvolles Buch, das die Lesenden oft in besonderer Weise fesselt -"ein spannender Schmöker"

    Da kann ich Dich beruhigen:

    Mit "Schmöker" bezeichne ich alles ab 500 Buchseiten aufwärts. Hat für mich nix mit der Qualität des Inhaltes zu tun, der ergibt sich für mich aus der Lektüre.

    Und da merkt man relativ schnell, ob man sich noch weiter 1.000 Seiten antun will oder nicht.

    Daher sage ich auch Nein zu:

    Guck dir lieber vorher eine Leseprobe an,

    So lese ich nicht. Wenn ich keinen Zugang finde, klappe ich das Ding zu und stell's in einen offenen Bücherschrank.

    Oder zurück in mein Regal, für später...

    :D :D :D

    Heyho kalkwiese

    Über "unendlicher Spaß" bin ich vor längerem mal durch eine Rezension gestolpert, hab's aber irgendwie nie geschafft, mir den Schmöker zu besorgen. Danke für's auffrischen der Absicht - ich rufe morgen früh mal die Buchhandlung an. :thumbup:

    Was Deinen "Snack" angeht: Warum nicht mal zwischendurch was lesen, daß sich an ein jüngeres Publikum richtet?

    Hab mir nach einer Kritik in der Zeit mal Christoph Scheuring's "Absolute Gewinner" bestellt und mich bei dem Buch bestens unterhalten, auch wenn's jetzt keine Fantasy war, sondern eine Geschichte über ein Amateurbasketballteam aus lauter Loosern, die im Verlauf der Handlung rausfinden, daß sie keine sind.

    Waren gut angelegte 13 Euro...

    Und was mir auch viel Spaß macht, wenn ich mich denn an die Titel und Autoren erinnere:

    Auf Amazon die Bücher für kleines Geld zu kaufen, die ich als Jugendlicher verschlungen habe. Nur, um rauszufinden. ob die auf mich immer noch so wirken wie damals (meistens nicht...) ^^

    Trotzdem sind einige davon irgendwie zeitlos: Die Hexalogie "Die Söhne der großen Bärin" von Lieselotte Welskopf-Henrich zum Beispiel. Oder "Der Indianerpauker und die goldene Horde" von Hans von Gottberg, der auch "Der Kampf um die Kistenburg" verbrochen hat. Letzteres konnte ich preisgünstig schießen, für erstgenanntes will man auf Amazon 48€ (sic!) sehen. Da passe ich denn doch, obwohl ich's gerne in meinem Regsl sehen würde.

    Fand dann jedoch eine Seite, in der man sich das ganze Ding runterladen konnte und was soll ich sagen:

    Es war so spannend und lustig wie beim ersten Mal. ^^ ^^ ^^