* The Witcher von Andrzej Sapkowski
(gelesen: The Last Wish, Season of Storms, Sword of Destiny)
Wie auch schon bei den PC-Spielen, überzeugt die grimmig düstere Welt, ebenso Geralt von Riva als nachdenklicher und zynischer Monsterjäger, innerlich zerrissen darüber das Richtige zu tun, wenn er nicht zwischen Monstern und Menschen zu unterscheiden weiß.
Doch nervt bereits im ersten Band die penetrant kantige Gegensätzlichkeit im Text, wie sie in den 90ern beliebt war - nicht so sehr in Season of Storms (Band 1.5), das weit später entstand. Nichts dagegen, Genres oder topoi anders zu betrachten oder zu hinterfragen, aber bitte ohne unterschwellige, süffisante Note, als müsste jemand etwas beweisen.
Abgeschlossen: Blood of Elves
The Last Wish war ursprünglich nur eine Sammlung loser zusammenhängender Kurzgeschichten über einen Hexer und eine düstere, nebulöse Welt (The Voice of Reason, The Witcher, A Grain of Truth, The Lesser Evil, A Question of Price, The Edge of the World/The Valley of Flowers, The Last Wish). Auch bei Sword of Destiny war das noch der Fall (The Bounds of Reason, A Shard of Ice, Eternal Flame, Sword of Destiny, Something More), doch wurde bereits mehr Grundlage für die Welt gelegt.
Darauf baut schließlich Blood of Elves auf und erzählt nun eine stringente Geschichte am Stück um Ciri, das "Löwenjunge von Cintra" und Schicksalskind von Geralt, mit wechselnden Perspektiven. Auch lernt man u.a. Kaer Morhen und die aus den Spielen bekannten anderen Hexer aus der Schule des Wolfs kennen. Auch der Ansatz für die spätere "Weißer Frost"-Storyline für die Spiele-Reihe ab The Witcher (2007) findet sich hier.
Das Buch ist ein Beweis dafür, dass Dark Fantasy/Sword & Sorcery sich nicht ausschließlich auf Gewalt, Obszönität, Sex und finsteren Elementen allein ausruhen sollte. Ja, die Elemente sind in Dosierung vorhanden, um das Ganze interessanter zu gestalten, aber imho die Charakter und ihre Interaktion mit der unperfekten Welt voll von Magie und Monster machen an sich die Faszination von den Witcher-Geschichten aus. Gerade z.B. Geralts moralisches Dilemma macht ihn sehr greifbar bzgl. Initiative gegen Monster in Menschengestalt und Neutralität als Hexer, der stets Menschen beschützen soll. Ciris Trauma sowie ihre Ausbildung als Hexer und später als Magierin trägt das Buch.
Der Anfang der Geschichte im Druidenhain unter der alten Eiche mit Dandelion/Jaskier und den Reisenden beleuchtet hervorragend und kompakt das Zusammenleben der Gesellschaftsklassen und Völker im Norden (Menschen, Elfen, Gnome, Halblinge, Zwerge). Generell thematisiert The Witcher, ohne dabei zu moralisieren, die "Angst vor dem Fremden", warnt vor (gegenseitigem) Hass, der zu nichts führt und nur Trümmer und Verzweiflung hinterlässt. Auch wird das Eindringen in die Natur und dessen Zerstörung durch die Menschen angeprangert (Geralt spricht das bereits in der Kurzgeschichte The Bounds of Reason an).