Jetzt hab ich einen Namen für die Geschichte,
aber ich will trotzdem erstmal sehen, wohin mich meine Ideen und die Handlungen meiner Charaktere führen
( melli: Ich hoffe auf eine Fehlerkorrektur deinerseits, wenn du Zeit hast )
Ich wünsche viel Spaß mit dem Prolog
Eoban konnte sie nicht spüren. “Sie“ waren die Schmerzen, die mit den Tritten und Schlägen der fünf Schläger kommen sollten.
Er lag zusammengerollt auf dem Boden, die Arme schützend um den Kopf gelegt und wartete. Wartete darauf, dass alles vorbei war. Immerhin war dies sein Alltag.
Mit seinen siebzehn Jahren konnte er nichts gegen die fünf angetrunkenen Schläger tun.
Sie waren alle älter und zusammen auch viel stärker als er. Die Tritte verschwanden und an ihre Stelle trat eine ekelig kratzige Stimme: „Steh auf, Arschloch! Wehr dich gefälligst! Oder bist du noch feiger als die Brillenschlange?“
Eoban konnte die anderen lachen hören. Die Brillenschlange war ein blonder Typ namens Sammy,
der in seine Klasse gegangen war. Vor etwa einer Woche war er das letzte Mal zur Schule gekommen.
Anscheinend war Sammy ins Krankenhaus eingeliefert worden, da er kritische Treffer gegen den Kopf bekommen hatte.
„Und?! Was ist jetzt?! Steh schon auf, du Penner!“, die kratzige Stimme wurde langsam ungeduldig.
Doch diesen Erfolg würde Eoban ihnen nicht lassen.
Er würde nicht aufstehen, würde nicht kämpfen und ganz bestimmt würde er nicht...
Plötzlich war es ganz still in der Gasse.
Nein, nicht ganz still. Ein beständiges Klackern von hohen Absätzen zerriss die Stille. Eoban schaute auf und starrte, genau wie seine Peiniger, zum Eingang der Gasse.
Eine halbe Ewigkeit verging, ehe etwas geschah. Vielleicht waren die gefühlten Stunden auch nur eine Zeit von wenigen Minuten.
Ein Schatten wandelte im Licht der Straßenlaterne über den Bordstein. Klick-klack Klick-klack.
Dieses Geräusch hallte in der Stille wider und brannte sich in sein Bewusstsein. Dann trat Sie ins Licht und für einen Moment stand die Zeit still. Es war, als wollte man ihm einen Augenblick lassen, um sie sich anzusehen und sich alles einzuprägen.
Eobans Blick wanderte von ihren schwarzen Absatzstiefeln über ihr schwarzes Kleid, ein mittelalterliches Kleid mit matt schwarz glänzendem Mieder und Ornamenten darauf, zu ihren
vor der Brust verschränkten Armen. Sie hielt ein dunkles Päckchen fest davor gedrückt.
Erst beim zweiten Hinsehen erkannte er, dass dies kein Päckchen, sondern ein Buch war.
Zum Schluss wanderte Eobans Blick hinauf zu ihrem Gesicht und sein Herz machte einen Sprung.
Ihr Gesicht glich einer eisigen, aber zarten Maske. Sie schien bleich zu sein, doch das konnte auch durch das Licht und ihre schwarzen Haare, welche ihr Gesicht perfekt umrahmten, so wirken.
Er war vollkommen fasziniert von ihr, doch wie jeder Augenblick im Leben
musste auch dieser vergehen. Die Zeit lief wieder im Normaltakt und sie ging weiter,
verschwand hinter der Hausecke, ohne ihn oder die Schläger auch nur eines Blickes zu würdigen. Noch immer zu perplex, um sich zu rühren, lag Eoban auf dem Boden und schaute zu ebendieser Ecke, hinter der sie verschwunden war.
„Ey Leute, habt ihr die gesehen?“, hörte er die kratzige Stimme fragen. Er schaute hinauf und wünschte sich sofort, er hätte es nicht getan. Die Fratzen, welche die Schläger schnitten, während sie sich lediglich mit Blicken unterhielten, waren einfach unbestreitbar grässlich. Wieder musste er erst noch einmal blinzeln, ehe er erkannte, dass sie bloß lächelten. Der Schläger mit der kratzigen Stimme, Eoban vermutete, dass er der Anführer war, beugte sich langsam hinab.
„Du scheinst heute wirklich verfluchtes Glück zu haben, Feigling.“, murmelte er, richtete sich auf und stellte einen Fuß auf Eobans Hand. Dann verlagerte er sein Gewicht und mit einem leisen Knacken brachen die Handknochen. Durch seine Hand spürte Eoban einen plötzlichen, aber starken Druck, jedoch fühlte er keine Schmerzen. Er schloss die Augen und atmete tief ein. Für den Schläger schien das ein Zeichen zu sein, aufzuhören, denn der Fuß entfernte sich von Eobans Hand und er konnte spüren, wie der Boden vibrierte, als die Schläger davon stapften. Einen kurzen Augenblick hielt er inne und fühlte, welche Körperteile er ohne den Druck von Verletzungen bewegen konnte, dann überschlugen sich seine Gedanken, als ihm klar wurde, was sie tun würden.
Langsam rappelte er sich auf und hielt sich an der Wand hinter ihm fest, während seine Knochen knackten. Nachdem er sich wieder etwas gefangen hatte, schwankte Eoban vorsichtig zum Gasseneingang.
„Bleib gefälligst stehen, wenn ich mit dir rede!“, hörte er die verhasste, kratzige Stimme bellen und zuckte zusammen. Eoban beugte sich vor und linste um die Hausecke. Beinahe wäre er umgekippt, hätte er nicht rechtzeitig mit seiner noch heilen Hand die Hauswand als Stütze erwischt. Inzwischen hatte die Bande sie eingekreist, sodass sie gezwungen war stehen zu bleiben. Doch das tat sie nicht.
Als ob die Schläger gar nicht da wären, ging sie einfach an ihnen vorbei.
„Hey, du Miststück! Bleib stehen!“, brüllte einer der Schläger. Ihre Schritte beschleunigten sich. Eoban verlagerte sein Gewicht und keuchte auf, als er den Druck einer gebrochenen Rippe spürte.
Plötzlich ging ein Ruck durch ihren Körper, dann stand sie stocksteif da, als warte sie auf etwas Bestimmtes. Sie wirkte angespannt, als sie sich langsam auf ihren Absätzen herumdrehte und mit ihren schwarzen Augen zwischen den Schlägern hindurch nur ihn anschaute.
Ein Schauer lief über Eobans Rücken. Sie blickte ihn an, als würden sich die beiden schon lange kennen. Nein, eher so, als würde sie mehr über ihn wissen als er selbst wusste. Er konnte genau spüren wie ihr Blick seine Gedanken, seinen Geist, seine Seele durchfuhr und alles offenlegte. Hilflosigkeit überfiel Eoban. Das Schlimmste war jedoch, dass es ihm gefiel. Die Lasten auf seinen Schultern fühlten sich plötzlich nicht mehr ganz so schwer an.
Diese Frau war anders, wenngleich Eoban nicht wusste, auf welche Art.
Er zuckte noch einmal zusammen. Irgendetwas kratzte am Rande seines Bewusstseins, bat um Einlass. Das Kratzen wurde recht schnell zu einem lauten Bollern in seinem Kopf.
Ehe Eoban sich versah, fiel seine geistige Barriere und, was auch immer es war, übernahm die Kontrolle. Ein leichter Luftzug umwehte seine Gestalt und das Letzte, was er sah, waren ihre rot glühenden Augen. Lechzend nach Blut, Tod und Rache.
Langsam verdunkelte sich sein Sichtfeld.
Dann umgab ihn Finsternis.