Es gibt 112 Antworten in diesem Thema, welches 34.679 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (18. Mai 2013 um 20:28) ist von Korus.

  • „Verfluchte Mücken“, schimpfte Erik und versuchte verzweifelt den Insektenschwarm abzuwehren, der ihn seit dem Aufstehen verfolgte. „Man könnte meinen diese verdammten Biester würden in der Nacht schlafen“, sagte er laut und wedelte wild mit seinen Armen um sich. Natürlich ließen sich diese neunmalverfluchten Blutsauger davon nicht beeindrucken. Hmm... Blutsauger. „Welche Ironie“, dachte er belustigt und hätte wohl auch gelächelt, wenn nicht in diesen Moment sein rechter Stiefel bis zum Rand im Morast versunken wäre. Gott, hatte er heute wieder Glück. Wütend befreite er seinen Fuß aus dem Matsch und stieß einige erlesene Schimpfwörter aus. Er hasste diesen verdammten Urwald, mit seinen verfluchten Mücken. Er hasste das penetrante Zwitschern der Vögel. Den an Verwesung erinnernden Geruch dieses schmutzigen Sumpfes. „Warum bin ich nur hierhergekommen?“, fragte er sich nicht zum ersten Mal.

    „Hör auf zu jammern“, rief Maria ihm zu, „Mich rühren die Mücken nicht an.“

    Obwohl er sich nicht umdrehte, wusste er das sie süffisant lächelte. Sie musste ihn aber auch immer aufziehen. Als ob dieser Trip allein nicht schlimm genug wäre.

    „Vielleicht ist dein Blut ja so süß“, vermutete Maria hörbar feixend und bog einen großen Farn zur Seite. Seltsamerweise schien sie diese Reise am wenigsten zu stören.

    Neidisch drehte sich Erik zu ihr um. Im Gegensatz zu ihm zog sie Mücken nicht an. Beinahe elegant stapfte sie durch den Morast und beobachtete aufmerksam ihre Umgebung. Gerade beugte sie sich neugierig über eine ihm unbekannte Pflanze.

    Die gelben Blätter der Blume hingen traurig herab und verdeckten kleinere Blüten am Stängel des botanischen Wunders. Erik verzog müde den Mund, während er beobachtete wie Maria nach ihrem Messer griff und die Pflanze vom Boden abtrennte.

    Sorgfältig drapierte sie das Gewächs in ihr Notizbuch und verstaute es im Rucksack. Nebenbei beförderte sie eine Flasche eine Flasche hervor, deren Inhalt im spärlichen Mondlicht hin und her schwappte. „Es ist mal wieder soweit“, sagte Maria ruhig und warf sie Erik zu.

    Reflexartig fing er die Flasche auf und betrachtete den verhassten Inhalt. Blut. Zwar nicht von Menschen, aber das machte die Sache kaum weniger verabscheuenswert. Wie er das hasste. Dennoch musste er trinken. Alles war besser als die Kontrolle zu verlieren. Langsam schraubte er den Verschluss ab und setzte den Flaschenhals an seine Lippen.

  • „Wie machst du das nur?“, fragte Erik in Gedanken und versuchte seinen zahlreichen Stiche zu ignorieren. Und er hatte sich schon Sorgen gemacht, dass sie vor Sonnenaufgang keinen Unterschlupf mehr finden würden. Aber Maria war es instinktiv gelungen in diesem gottverlassenen Urwald eine Höhle zu finden. Und das Beste daran war, dass ein kühler Luftzug aus dem dunklen inneren des Tunnels den verfluchten Gestank des Sumpfes abhielt.

    Mit sicherer Hand befestigte Maria ein Schutznetz am Eingang des Erdlochs, welches Insekten abhalten sollte. Dann ließ sie sich nahe des Ausgangs nieder und lehnte gegen die Wand.

    Mit geringem Interesse betrachte der Vampir das Moos, welches die Wände bedeckte. Es schien kaum einen Fleck zu geben, den die Pflanze nicht vereinnahmt hatte. Feuchte Schweißperlen bildeten sich in seinem Nacken und tropften auf den Boden. Die hohe Luftfeuchtigkeit, die dem Urwald am Tag zu eigen war, lastete schwer auf ihm. Dieses Drecksloch raubte ihm den Atem. Kurz blickte er nach draußen in die aufgehende Sonne und rückte noch tiefer in den Schatten.

    Es dauerte nicht lange, dann war Maria wieder auf den Beinen. Sie streckte sich und kramte kurz in dem Rucksack nach einer Fackel und einigen Feuersteinen. Die Mittagssonne warf ihr brennendes Licht durch den Höhleneingang und leuchtete tief in den Tunnel.

    Erik lag weit genug in der Höhle, sodass das tödliche Licht nicht an ihn heran kam. „Tu das nicht“, sagte er bestimmt, als er spürte, dass sie versuchte an ihm vorbei zu schleichen. Ohne die Augen zu öffnen lächelte er. Maria konnte einfach nicht still sitzen. Sie konnte ihren Forscherdrang kaum bezwingen. „Bitte hör auf mich“, flehte er still und horchte auf die leisen Schritte seiner Begleiterin. In solchen Höhlen könnte sonst was lauern. Wer wusste schon was in diesem verdammten Urwald alles verborgen war?

  • Julius schlug mit der linken nach dem lästigen Insekt, das ihn schon den ganzen Tag zu stechen gesuchte. Er hielt jedoch mitten im Schlag inne und wartete gebannt darauf, dass es sich auf seinem Handrücken niederlassen würde. Sobald es seine Flügel angelegt hatte und nach der günstigsten Ader suchte, leitete Julius einen kleinen Stoß Magie durch seinen Körper, der das Insekt auf der Stelle lähmte. Der König nahm es sanft in seine andere Hand und studierte interessiert den Körper des Tieres, das so viel größer war als die Mücken in seiner Heimat.
    Just in diesem Moment meldete sich Wodon zu Wort.
    "Herr", rief er und kam die steinernen, uralten Treppen der Tempelruine, in denen sie sich befanden, hinutergestiefelt. Er unterließ es jedoch, einen Fuß in den runendurchzogenen Kreis, in dem sich sein König befand, zu setzen und blieb auf der untersten Stufe stehen.
    "Es nähert sich jemand aus dem östlichen Tunnel. Nun ja, zumindest hat ihn jemand betreten. Von nähern kann keine Rede sein, Herr, die besagten Personen befinden sich noch am anderen Ende."
    "Wie viele sind es, Wodon?"
    "Ich hörte einen, aber ich glaube kaum, dass jemand hier alleine unterwegs ist."
    Julius dachte einen Moment nach.
    "Ist der östliche Tunnel nicht die Heimat der Spinnenkönigin, Wodon?"
    "Ja, mein Herr, wie immer liegt Ihr da ganz richtig."
    "Dann wird sich das Problem von selbst lösen."
    Somit wandte sich Julius wieder dem Insekt zu, das langsam aus seiner Starre erwachte, und Wodon bezog wieder Posten am oberen Ende der Treppe.

  • Marias Schritte waren schon lange verklungen, als er sich endlich aufrappelte. Die frühe Nachmittagssonne brannte unerbittlich herab und machte es Erik unmöglich sich auch nur in die Nähe des Ausgangs zu begeben. Zum Glück war Maria nicht auf die Idee gekommen nach draußen zu gehen. Er hatte deutlich gehört, dass sie tiefer in die Höhle vorgestoßen war.

    „Das sie auch nie auf mich hören kann“, wiederholte er monoton in Gedanken, während er sich den Rucksack griff und seiner Ziehtochter folgte. Er wagte es nicht nach ihr zu rufen, sondern hielt stattdessen nach ihrer Lichtquelle Ausschau.

    Eigentlich musste er sich um die junge Frau keine Sorgen machen. Sie konnte sehr gut auf sich selbst aufpassen, vermutlich sogar besser als er.

    Aber irgendetwas stimmte hier nicht. Vielleicht lag es an diesem verdammten Urwald. Dieses Klima machte ihn noch wahnsinnig. Wieder spürte er dieses verdammte Rauschen in den Ohren. Den Vorboten für den heftigen Kopfschmerz, der ihn seit wenigen Tagen regelmäßig heimsuchte. „Vielleicht haben diese verdammten Mücken mich mit einer tödlichen Krankheit angesteckt“, sinnierte Erik stöhnend, konnte aber ein ironisches Lächeln nicht unterdrücken. Gleichzeitig verzog sich sein Gesicht vor Schmerzen.

    Dann war der Anfall vorbei. Schwer atmend lehnte er gegen den trockenen Stein, langsam hörte die Welt auf sich zu drehen. „Gott verflucht“, stöhnte der Vampir wütend und Hieb unvermittelt auf die Wand ein. „Scheiße“, brüllte Erik seinen Zorn und den Schmerz hinaus, ehe sein Blick wieder klar wurde.

    „Du dummer Idiot“, schimpfte er sich selbst und presste seine blutige Faust gegen den schweißnassen Stoff seiner Kleidung. Er hasste es die Kontrolle zu verlieren. Irgendetwas stimmte hier nicht. Vielleicht wurde er wirklich wahnsinnig.

    Ein schriller Schrei unterbrach seinen Gedankengang. „Maria!“

  • Julius I. zerquetschte das Insekt im gleichen Moment, in dem der schrille Schrei ertönte. Es waren noch einige andere Geräusche aus dem Tunnel zu vernehmen. Hastiges Getrappel, eine schwach vernehmbare männliche Stimme in der Ferne und das angstvolle, stumme Kreischen der Schatten, als sich etwas Gefährliches seinen Weg durch sie bahnte.
    Der König öffnete seine Faust wieder. Die Einzelteile des getöteten Insekts lagen in einer klebrigen Lache aus gelbem Blut. Einer der dünnen Flügel ragte schimmernd daraus hervor wie ein Fels aus dem ihn umgebenden Ozean.
    Das Leben des Geschöpfs war sofort vergangen. Es war gerade genug gewesen, dass Julius I. es hatte spüren können. Magie und Lebenskraft waren sich so ähnlich, dass man, war man in der Kunst geschult, sie selbst in ihrer kleinsten Einheit wahrnehmen konnte.
    Er holte ein weißes Tuch aus seiner Manteltasche und säuberte sich die Hand. Nachdem er den Stofffetzen wieder zurückgesteckt hatte, erhob er sich aus seiner Hocke.
    "Wodon", gebat er seinem Diener, "begib dich bitte in den östlichen Tunnel. Ich fürchte um die Spinnenkönigin, dass die neuen Besucher ihr etwas antun könnten. Sie ist Gegenstand meiner Untersuchungen. Sieh bitte nach dem Rechten."
    Wodon nickte unterwürfig.
    "Jawohl, mein Herr. Wie Ihr befiehlt." Mit diesen Worten begab er sich in die Dunkelheit des Tunnels, nicht ohne sich vorher noch eine Ölfackel anzuzünden.
    Nachdem sich der Lichtschein weit genug entfernt hatte, seufzte der König. Er schloss die Augen und sog die Luft ein. Er behielt sie in seinen Lungen und konzentrierte sich ganz auf seine Umgebung.
    Nach einer Weile konnte er spüren, wie sich die Magie um ihn herum bewegte. Diese alten Ruinen waren voll davon. Es war der Grund, warum die Spinnenkönigin zu ihrer enormen Größe hatte anwachsen können. Ihretwegen gediehen die Pflanzen und Tiere in der Umgebung so prächtig, dass es die normalen Größen überstieg.
    Er würde sich diese kraftvolle, nährende Magie zunutze machen.
    Mit einem Messer schnitt er sich in die geöffnete Handfläche, in der zuvor noch das interessante Insekt gestorben war.
    Blut tropfte in den Kreis aus Runen, den er gezeichnet hatte. Ein mächtiges, uraltes Wort entkam seinen Lippen, so alt, dass es das Innere des Menschen bewegte, ohne dass man es hätte verstehen können. Ein Rumpeln, nur für die hörbar, die in der Kunst der Magie unterrichtet waren, ertönte, und im selben Moment tauchte er ein.

    Wodons Schritte hallten indes im Tunnel weithin hörbar wider. Der Schein seiner Fackel erhellte die Meter vor ihm, während er dem Ort entgegeneilte, an dem die Eindringlinge waren. Seine rechte Hand glitt auf den Knauf seines Schwertes. Er würde es gewiss benutzen müssen.
    Er hasste es, Gewalt anzuwenden. Doch für den jungen Herren würde er gar sein Leben geben, und selbstverständlich auch das aller anderen.
    Furcht kannte er nicht, selbst nicht vor der Riesenspinne. Er wusste, dass er nicht sterben würde. So, wie er selbst den Herrn beschützte, beschützte dieser auch ihn. Dessen war er sich sicher.
    Als er um eine Biegung kam, sah er sie.

  • Ohne weiter auf seine Umgebung zu achten eilte Erik dem verklungenen Ruf nach. Achtlos wischte er die vor ihm auftauchenden Spinnweben beiseite und trieb sich zu immer größerer Eile an. Nur am Rande realisierte er die unzähligen Knochen, die auf dem Höhlenboden verstreut waren, und mehr als einmal passierte er gesponnene Kokons. Doch die Sorge um die junge Frau trieb ihn unbarmherzig vorwärts und lies keinen Platz für Zimperlichkeit. Der Vampir hatte längst erkannt, dass in dieser Höhle ein verdammt großes Monster hausen musste. Denn vor kleinen Spinnen fürchtete sich Maria nicht.

    Und tatsächlich erkannte Erik hinter der nächsten Biegung das mächtige Hinterteil des riesigen, achtbeinigen Ungeheuers. Wirre Muster zeichneten sich auf dem Rücken des behaarten Körpers ab, während die dünnen Beine ihn vorwärts schoben.

    Der Vampir erlaubte sich einen kurzen Moment inne zu halten, in der er die eklige Kreatur fassungslos anstarrte. Er hatte sich so etwas ähnliches schon gedacht, war aber von der Größe des Spinne schier überwältigt. Nackte Panik machte sich in ihm breit.

    „Vater! Hilf mir!“, vernahm er plötzlich das schrille Kreischen Marias. Seine Ziehtochter hatte sich in einem engen Spalt in Sicherheit gebracht, jedoch hockte die große Spinne vor dem Eingang und schnappte nach ihr. Der hässliche Kopf des Untiers presste sich fest gegen den Felsspalt, seine vielen Augen gierig auf die Beute gerichtet. Seinen gefährlichen Zangen klickten bedrohlich und kamen dem Mädchen immer näher.

    Die Sorge um Maria gewann gegen die Panik schließlich die Oberhand. Hastig griff Erik nach einem schweren Stein und wollte den Brocken nach dem Monster schleudern, um es von Maria abzulenken, da tauchte ein Schatten neben ihm auf und warf ihn zu Boden. Ein kräftiger Mann hielt ihn am Boden fest und drückte ihm Ansatzlos eine Schwertschneide gegen die Kehle.

    Der Vampir stieß einen überraschten Laut aus und blickte ungläubig in die harten Augen seines Gegners. Wieder schrie Maria panisch auf und das durchdringende Scharren des großen Spinnenkörpers verstärkte sich. „Das Mistvieh ist ihr wieder näher gekommen“, erkannte Erik. Unbändiger Zorn auf den, ihn festhaltenden, Mann stieg in ihm auf. „Du verdammter Scheißkerl“, stieß er zornig hervor.

    Unvermittelt brach ein Arm aus der Umklammerung seines Angreifers aus, der wohl nicht damit gerechnet hatte, dass ein abgemagerter Mann derart viel Kraft aufbringen konnte. Ein kräftiger Schlag warf den Kopf des Mannes zur Seite und katapultierte ihn von Erik herunter.

    Der Vampir spürte den Schnitt in seinem Hals kaum. Schnell war er wieder auf den Beinen und trat dem auf dem Rücken liegenden Krieger, der benommen versuchte sich wieder aufzurichten, in die Magengegend. Sein Gegner gab ein klägliches Keuchen von sich und sackte wimmernd zusammen. Nur mit Mühe gelang es Erik zu verhindern, dass das Monster ihn ihm den Mann zerfetzte. Zähne fletschend griff er stattdessen nach der fallen gelassenen Schwert des Kriegers und rammte es der Riesenspinne biss zum Heftansatz von hinten in das beharrte Hinterteil.

    Das schmerzhafte Kreischen der Spinne ging dem Vampir durch Mark und Bein.

  • Julius I., der Hohepriester, Magier und König, existierte hier nicht. Die erste Ebene der Magie ließ solche weltlichen Dinge nicht zu. Alles, was war und je sein wird, hatte hier keine Bedeutung. Lediglich der Strom dieser Kraft, die alles durchdrang, war hier greifbar, mehr noch, er war sichtbar.
    Die Magie hatte kein explizites Gedächtnis. Noch hatte sie eine Persönlichkeit, einen Körper oder ähnliches. Man verstand, dass sie da war, und man sah sie gleichzeitig mit dem Gedanken, dass man niemals sagen könnte, was man dort erblickte.
    Die Magie war stark. Stärker noch, als er gedacht hatte. Er hatte ernsthafte Zweifel, ob er ihr seinen Willen aufzwingen konnte. Wenn er es nicht schaffte...wenn er scheitern würde, dann würde die Magie seinen Geist zersetzen, seinen Körper zerstören und ihn in sich selbst aufnehmen. Sie würde daran wachsen, und er wäre Teil dieses unendlichen Gefüges.
    Er leckte sich über die Lippen. Naja, fast unendlich.
    Er sammelte all seine Gedanken, um sich bewegen zu können. Seine Hand glitt in die linke Manteltasche und holte einen schwarzen, leicht glänzenden Edelstein hervor. Der Opal war rund geschliffen und schmiegte sich an die Innenflächen seiner Faust, als er ihn umschloss. Er war weder warm noch kalt, aber auf eine merkwürdig anmutende Weise lebendig. Es schien, als würde das Innere pulsieren, ohne sich zu bewegen.
    Er hob den Opal vor seine Augen. Jetzt musste er warten. Warten, bis das Wort, das er ausgesprochen hatte, wieder zu ihm zurückkehrte. Es musste seinen Zweck erfüllen.
    Er wusste nicht, wie lange er warten musste. Es war unerheblich. Mal dauerte es nur wenige Minuten, und mal dauerte es Wochen, Monate oder gar Jahre. Zeit hatte keine Bedeutung. Sie hatte nie eine gehabt.


    Wodon schnaufte. Ihm war schwindelig, und alles war verschwommen. Er hattes gefühlt. Der Mann war dünn gewesen. Zu dünn, um solch eine Kraft aufbringen zu können. Sein Schlag hatte den Diener glatt ausgeknockt.
    Aber er hatte auch am eigenen Leib erfahren, zu was Männer fähig waren, wenn sie ein Ziel vor Augen hatten. In Wut, Zorn oder Panik ausbrachen. Und jemanden beschützen wollten.
    Das Kreischen der Spinne drang an seine Ohren.
    Stimmt. Er selbst hatte auch etwas zu erledigen. Der Herr hatte ihm etwas befohlen, und es war seine Pflicht, ihm genüge zu werden. Er konnte sich keine Schwäche erlauben.
    So rasch wie möglich erhob er sich. Seine Fackel war ihm auf den Boden gefallen und erloschen. Merkwürdig. Öl hörte normalerweise nicht so schnell auf, zu brennen.
    Als er sich umdrehte, sah er den Mann, der noch den Griff seines Schwertes hielt, das er bis zum Ansatz in die Spinnenkönigin getrieben hatte.
    Blitzartig war Wodon wieder voll bei Bewusstsein.
    Er stürmte zu seinem Widersacher, packte ihn mit seinen kräftigen Händen am Kopf und riss ihn nach hinten weg. Etwas knackte, und Wodon hoffte, dass es das Genick gewesen war.
    Gerade wollte er sein Schwert ergreifen, als das riesige Monstrum sich wandte und ihm mit einem seiner Beine von den Füßen schleuderte.
    Die Spinne klackte wütend mit ihrem Gebiss. Ihre vielen Augen zuckten wild umher, als sie sich aufrichtete und mit aller Wucht auf Wodons Bauch niederfuhr.
    Kurz bevor der Schmerz auf ihn einschoss, nahm er aus den Augenwinkeln war, wie auch der schmale Mann von einem der Beine aufgespießt wurde.
    Dann entrann ein stummer Schrei der Kehle des Dieners, und Dunkelheit legte sich über seine Augen.

  • „Ich kann mich nicht mehr bewegen“, erkannte Erik fassungslos, als er versuchte eine Hand zu heben, „Das darf doch nicht wahr sein.“ Er war nie ein Liebling der Götter gewesen, aber so grausam konnten sie doch nicht zu ihm sein. Ihn gelähmt mit ansehen zu lassen, wie dieses Spinnenvich Maria tötete. Oder wie das Mädchen dem Irren in die Hände viel, der versuchte das Monster zu schützen. So grausam konnten sie doch nicht sein.

    Das verletzte Ungeheuer taumelte wütend hin und her, während es ihren Schmerz hinaus schrie, und stieß mit ihrem gigantischen Hinterteil immer wieder gegen die Höhlenwand. Das Schwert steckte immer noch tief in dem Körper der Spinne.

    Dann wankte das Biest in seine Richtung. Ungläubig beobachtete er wie das Monster ihn mit einem seiner vielen Beine aufspießte. Er wollte wie verrückt schreien, konnte seinen Mund aber nicht bewegen. Innerlich wappnete er sich gegen den Schmerz, der aber ausblieb. Selbst als die Spinne mit einem ekligen Schmatzen ihr Bein aus seinem Körper zog spürte er nichts.

    Voller Genugtuung beobachtete nun der gelähmte Vampir wie das Taumeln des Monsters auch seinem menschlichen Angreifer zum Verhängnis wurde. „Stirb du verdammter Bastard“, dachte er zornig, „Ich hätte dein Leben sofort beenden sollen, dann wäre diese Scheiße nicht passiert.“

    Die dünnen Beine des Monsters knickten nach hinten weg, sodass sich die Spinne regelrecht auf den am Boden liegenden Körper des Mannes setzte. Sein Unterkörper wurde durch das Gewicht regelrecht zu Brei gequetscht.

    Erik traute seinen Augen kaum, als plötzlich Maria hinter dem tobenden Untier auftauchte und heftig an dem Griff der Waffe zerrte, dass immer noch in der Spinne steckte, wodurch sich der Schmerz für das Tier vervielfachte. Gleichzeitig fügte sie dem Biest mit ihrem Jagdmesser weitere Schnitte zu und trennte schließlich sogar eines der vielen Beine der Spinne ab.

    Das war für die Bestie zu viel Gegenwehr einer vermeidlich leichten Beute. Schrill kreischend und verzweifelt klickend, zog sich die Spinne wieder tiefer in die Höhle zurück, um ihre ihre Wunden zu lecken.

    Marias verschwitztes und tränen überströmtes Gesicht tauchte über Eriks auf. Ihren Hut hatte sie verloren und ihr ehemals streng gebundenes Haar fiel ihr immer wieder über die Augen. „Es tut mir Leid“, wimmerte sie verzweifelt, während sie hastig sein Handgelenk suchte und den Puls überprüfte. Erleichtert atmete sie aus, als sie registrierte das er lebte. Dann breitete sich erneuter Schrecken auf ihrem Antlitz aus, als sie bemerkte, dass er sich nicht rührte.

    „Was ist los mit dir“, fragte sie und neue Tränen fielen quollen in rascher Folge aus ihren geröteten Augen. Tief besorgt tastete sie seine Knochen ab. Als sie schließlich seinen Rücken erreichte, erbleichte sie. „Das ist alles meine Schuld“, flüsterte sie bestürzt, um Fassung ringend. „Dein Rücken ist gebrochen“, eröffnete sie ihm unter Tränen, „Du bist querschnittsgelähmt.“

  • Als sich Julius wieder zurück in der Welt jenseits des Magiestroms befand, fiel ihm vor allem die kalte Leere auf. Weder war die Temperatur gefallen, noch hatten sich andere auf diese Art und Weise spürbaren Unterschiede bemerkbar gemacht. Doch das Fehlen der nährenden Magie ließ den Ort trostloser als vorher erscheinen, und, so seltsam das auch scheinen mochte, weniger natürlich.
    Sein Griff um den Opal lockerte sich. Erst jetzt bemerkte er, dass sein ganzer Leib durchgeschwitzt war. Er leckte sich über die Lippen und schmeckte Salz.
    Er machte einen Schritt nach vorne und spürte, wieviel Kraft ihn seine Tat gekostet hatte. Keuchend und nur sehr mühsam hielt er sich auf den Beinen.
    Er griff erneut in seine rechte Manteltasche und holte das Tuch hervor, um sich die Stirn abzuwischen. Anschließend begab er sich aus dem Runenkreis und setzte sich auf eine der Stufen. Er kramte in einer der Taschen, die sie auf diese Expedition mitgenommen hatten, bis er endlich fand, was er sucht.
    Genüsslich biss er ein Stück von dem Brot ab. Es war sehr gut. Die Kruste war gleichzeitig hauchdünn und fest, und der Geschmack von starkem Roggen breitete sich in seinem Mund aus.
    Als er gesättigt war, trank er noch ein paar Schlucke aus seiner Wasserflasche und verstaute seine Utensilien dann wieder.
    Den Opal hatte er nicht einen Moment aus der Hand gelegt.
    Mit einem Mal fragte er sich, wie viel Zeit hier wohl vergangen sein mochte. Er machte sich plötzlich Sorgen um Wodon. Vielleicht hatte er ihm eine zu schwere Aufgabe gegeben. Er würde ihn suchen gehen.
    Mit diesem Gedanken erhob er sich sichtlich gestärkt, drehte sich einmal im Kreis und meinte dann, den Osttunnel gefunde zu haben. Ohne Fackel wagte er sich in die unheil verheißende Dunkelheit.

    Wodon spuckte Blut. Einen Augenblick später setzte der unglaubliche Schmerz ein. Er schien ihn fast zu übermannen, doch er konnte ihn noch einmal zurückweisen.
    Dann kam etwas weitaus schlimmeres.
    Der Blutverlust wurde bereits bemerkbar. Seine Lebensenergie schien nur so aus ihm zu fluten. Mit jeder Sekunde, die verstrich, wurde ihm bewusster, dass er starb, und gleichzeitig verflüchtigte sich sein Bewusstsein immer mehr.
    Am Rande nahm er eine weibliche Stimme wahr. Sie war nicht wichtig.
    Er hatte den Befehl seines Herrn nicht ausgeführt. Er war Abschaum. Es war gut, dass er jetzt starb.
    Er wusste, dass er nichts mehr hätte tun können.
    "Verzeiht mir, junger Herr. Majestät", hauchte er, bevor er die Augen schloss.
    Es war dunkel. Doch ein Licht schimmerte am Ende eines langen Tunnels. Und dort, im Licht, stand Julius I.
    "Komm zu mir, Wodon", sagte er und streckte die Hand nach ihm aus.
    Schlagartig war er wieder wach.

  • In der Nacht war die Hitze im Sumpf schon schwer genug zu ertragen gewesen, aber am Tag war sie mörderisch. Auf diese Erfahrung hätte er gut verzichten können. Als Vampir war er ja grundsätzlich eher lichtscheu. Nur eine Felldecke war zwischen ihm und dem schmerzhaften Tod durch die Sonnenstrahlen. Und zwischen ihm und diesen verdammten Mücken!

    Er konnte sie nicht sehen, aber deutlich spüren. Aggressiv schwirrten sie um ihm herum, auf der Suche nach einer Lücke in der Decke. Es musste ein ganzer Schwarm sein, der ihn umschwirrte und nach seinem Blut geiferte.

    Erik verkniff sich den lästerlichen Fluch, der ihm auf der Zunge lag. Er wäre ihm ja sowieso nicht über die Lippen gekommen. Denn er war komplett gelähmt. „Kaum zu glauben wie viel Pech man haben kann“, dachte der der Vampir grummelnd. Sein Körper schien an tausend verschiedenen Stellen zu jucken, aber er konnte sich nicht kratzen. „Gottverdammt“, fluchte er nun doch, wenn schon nicht laut, zumindest innerlich.

    Ein heftiger Ruck ging durch das Floss, als es sich an einer Wurzel verhakte. Erik wurde gegen die Halteriemen gedrückt, die ihn auf der Holzkonstruktion fixierten. Marias gemurmelte Entschuldigung entging ihm, ebensowenig wie ihr erschöpftes Keuchen, nicht. „Hoffentlich übernimmst du dich nicht“, dachte er besorgt, während Maria die Wurzel mit einem nassen klatschen zurseite bog.

    Sie hatte bereits einiges geleistet und sicher kaum geschlafen. Nachdem sie ihn zum Höhlenausgang gezogen hatte, baute sie in kürzester Zeit ein Floss zusammen, um ihn leichter transportieren zu können. Ihr Plan war, dass sie endlich Arton, die Stadt im Sumpf, erreichen mussten. Dort gab es hoffentlich jemanden, der seinen Rücken wieder in Ordnung bringen konnte.

  • Julius I. und sein Diener Wodon standen am Ufer des langen Flusses. Die Mücken umschwirrten sie, doch sie versuchten, es so gut wie möglich zu ignorieren. Träge wanderte das Wasser vor ihren Füßen in die ihm angestammte Richtung.
    "Herr", richtete sich Wodon zu voller Größe auf und verbeugte sich dann, so tief es ihm möglich war, "bitte verzeiht mir, Herr. Ich bin Eurer nicht würdig. Ich habe meine Pflicht nicht erfüllen können."
    Angestrengt sah Julius auf seinen Diener herab. Müde rieb er sich die Schläfen.
    "Ja Wodon, das hast du nicht. Aber dies war das erste Mal, und da es für mich keinen großen Aufwand bedeutet, habe ich dich gerettet. Nun hast du die Möglichkeit, den Tod der Spinnenkönigin wieder gutzumachen."
    Die Heilung Wodons hatte mehr Kraft gezehrt als er zugeben wollte. Er hatte einen großen Teil seiner eigenen Energie genutzt und hatte dennoch die Magie der Ruinen, die er in den Opal gesperrt hatte, anzapfen müssen. Dunkle Ringe lagen um seine Augen, und seine Gesichtszüge waren deutlich schlaffer geworden.
    "Was waren das für Leute, Wodon?", fragte der König und fuhr sich mit seiner Linken durch die Haare. Es lösten sich einige Knoten und Reste von Spinnweben heraus.
    "Ich weiß es nicht, junger Herr. Es waren ein Mann und eine Frau. Aufgrund der Verletzungen, die der Mann erlitten hat, nehme ich an, dass er bereits verstorben ist. Die Spinnenkönigin hat ihn ebenso erwischt wie mich."
    Julius seufzte.
    "Nun, dann werde ich das wohl akzeptieren müssen. Vermutlich waren es einfach ein paar nichtsahnende Durchreisende auf dem Weg nach Arton."
    Eine Weile herrschte Schweigen, dann räusperte sich Wodon.
    "Wollen wir uns ebenso auf den Weg machen, Majestät?"
    Die Augen des Königs begannen wieder zu funkeln. Der Gedanke an Arton schien ihm neue Energie zu verleihen, sodass er sich straffte und wieder eine gebieterische Haltung annahm.
    "Ja. Ich brenne darauf, mehr über die berüchtigten Tierkrieger der Priester zu erfahren."

  • Es war kein gewöhnlicher Tag in der sumpfumgebenen Stadt. Heute war in Arton Markttag.
    Die unterschiedlichsten Händler boten in Ständen oder auf Decken ihre vielseitigen Waren an. Die meisten Angebote waren Nahrungsmittel von den eigenen Feldern oder fein zubereitete Leckerbissen, wie etwa getrockneter Nordfisch. Schmiede boten ihre Hausartikel und Waffen feil, Weber ihre Stoffe und Teppiche, Bäcker ihre Brote, Töpfer allerlei Waren aus Lehm und Ton, Steinmetze feine Schmuckstücke aus den verschiedensten Steinarten und Schnitzer boten Teller und Bestecke aus Holz an. Die Kinder der Stadt versammelten sich um die Gaukler herum, um deren ergreifenden Geschichten und Liedern zu lauschen, welche von Lautenspielern und Trommlern dramatisch begleitet wurde. Manchmal war sogar ein Gaukler mit ein paar geringen magischen Fähigkeiten dabei, der die Erzählungen meistens um ein paar kleine Illusionen oder funkelnde Rauchschwaden ergänzte.
    Das wollte sich einer der neusten Bewohner nicht entgehen lassen.
    Seit einer Woche waren die Dunkelelfe Lilithin und ihr kleiner menschlicher Begleiter Joss in der Stadt und vor zwei Tagen hatten sie sich dann ein kleines Haus im Nordviertel genommen. Die Miete war zwar mit fünf Münzen recht hoch, stellte aber immernoch eine bezahlbarere Alternative zum billigsten Gasthaus dar, wo die einzelne Nacht schon vier Münzen kostete.
    Das kleine Haus, dass ziemlich versteckt in den verwinkelten und dunklen Gassen lag, hatte zwei Etagen. Der untere Teil war in einen kleinen Eingangsbereich und einem Hauptraum aufgeteilt, wo sich auf einem halbrunden Mauerwerk eine Feuerstelle befand und als Kochecke diente. Hier standen auch ein ziemlich wackeliger kleiner Tisch mit ebenso vertrauenserweckenden einfachen Stühlen sowie ein Schrank, wo erstmal Teller, Becher, Besteck und Pfannen sowie die haltbareren Lebensmittel untergebracht waren. Mehr gab es hier unten nicht. Über eine enge Treppe gelangte man dann in die zweite Ebene, die dann in drei Räume unterteilt war. Ein großes Zimmer, dessen Fenster zur Straße zeigten, ein kleineres Zimmer und eine kleine Abstellkammer ohne Fenster. Das Größere gehörte Lilithin, die ihrem Naturell nach gerne die nähere Umgebung im Auge behielt und sowieso nicht sonderlich viel zu schlafen brauchte. Der kleinere Raum war Joss' persönliches Reich. Hier stand am Fenster ein einfaches Holzbett mit Stroh als Polster und eine Truhe an der gegenüberliegenden Wand.
    Joss war an diesem Morgen schon vor Sonnenaufgang auf den Beinen gewesen und bereitete sich auf seinen nächsten Streifzug durch die Stadt Arton vor. Nach einem kurzen Waschen und einem kleinen Frühstück zog er sich an und packte sich ein bisschen Proviant für den Tag in den Rucksack ein. Aus der kleinen Kammer neben seinem Zimmer im zweiten Stock holte der blondhaarige Junge mit den dunkelbraunen Augen ein zusammengerolltes Bündel und verstaute es ebenfalls in der Tasche.
    Hiin, einem kleinen weiß-braunen Hund, und dem großen anthrazitfarbenen Grendel hatte er Lederschlaufen, die gleichzeitign als Halsband und Leine dienten, umgebunden und verließ kurz darauf das Haus. Was Thain in diesem Moment machte wusste der Junge nicht, aber er ahnte, dass sie später mal auf dem Markt vorbeischauen würde.
    Mit den Hunden im Schlepptau folgte er der Gasse zu der nächsten großen Hauptstraße, die direkt zum großen Marktplatz vor dem Tempel führte. Während die Gebäude, die die enge Gasse säumten, meistens nur schäbig aussahen und nicht höher als ein oder zwei Stockwerke waren, stellten die Gebäude an der Hauptstraße schon ein nahezu anderes Bild dar. Die Wände waren aufwendig geweißt und nur die Balken zeigten wegen der hohen Luftfeuchtigkeit einen leichten Grünschimmer und die Stockzahl erhöhte sich manchmal schon auf drei.
    Auf der Hauptstraße war schon mehr los, als in den schmuddeligen Gassen. Kutschen fuhren hier herum und jagten Fußgänger zur Seite. Berittene Soldaten auf, vor Sauberkeit und Schweiß glänzenden Pferden patroullierten und hielten hier und dort mal eine der Kutschen an. Joss erkannte Bauern mit gefüllten Rucksäcken oder mit Karren, die zum Marktplatz zogen. Denen schloss sich der Junge an und lauschte dem neuesten Tratsch der Bauersleut.

    Einmal editiert, zuletzt von Lilienweiß (26. Januar 2013 um 22:09)

  • Cal hatte es nach einem Jahr in Crystal Cove wieder einmal geschafft
    Streitigkeiten zu verursachen. Bevor es eskalierte trat er den Rückzug
    an und verließ den Ort.

    Nach einigen Wochen gelangte der junge Mann in die Dschungelregion, die
    zur Stadt Arton gehören mußte. Hier staunte er über die vielen
    verschiedenen und neuen Tierarten, die ihm vorher noch nie untergekommen
    waren. Auch die Pflanzenwelt war erstaunlich und vielseitig. Cal konnte
    in diesem Wirrwarr von Bäumen, Sträuchern und Sümpfen seine Fähigkeit
    nutzen, um gelegentlich eines der Tiere nach dem Weg nach Arton zu
    fragen.

    An einem großen Fluß blieb er dann am schlammigen Ufer stehen und
    betrachtete die Szenerie. Mitten aus dem Urwald auf der anderen
    Uferseite schälte sich ein gewaltiger Tempel, dessen graue Mauern sich
    von dem endlosen Grün abgrenzte. Um diesen Tempel herum hatte sich eine
    Stadt angesiedelt. Das konnte nur Cals Ziel sein.
    Urplötzlich veränderte sich die Wahrnehmung des jungen Mannes. Wie ein
    Schleier legte sich eine neue Sicht auf Cals Sichtfeld und er sah durch
    die Augen von Wüstentiger, seinem einzigen Begleiter.
    Jetzt erkannte er Soldaten die durch die Stadt ritten. Wüstentigers
    Blick fiel auf einen Anhänger am Hals des Hauptmanns. Das Gesicht einer
    Frau. Dann verschwand das Bild wieder und Cal sah wieder nur die Stadt
    vor sich.
    Cal sagte zu seinem tierischen Begleiter, „Wüstentiger, laß uns gehen!"
    Hastig machte sich Cal auf den Weg in die Stadt.

    Während dessen wurden einige Leute von den Soldaten in die Arena geführt.
    Abermals brüllte der Tiger laut auf, so daß Cal sich nach der Stadt
    umsah. Wieder blickte er mit Tigeraugen auf die Arena. In diese wurde
    soeben eine junge Frau geführt, die Cal bereits in dem Amulett des
    Hauptmanns erschienen war. Sie sah aus wie eine menschliche Frau und
    schien ebenfalls nicht aus dieser Stadt zu stammen. Doch Cal hatte wenig
    Zeit sie näher anzusehen.
    Sein Gefährte schrie auf, Cal drehte sich um und sah durch seine Augen.
    Man stieß die Frau, mit weitere Männer und Frauen, die man mit Gewalt
    in die Arena. Schnell eilte er mit seinem Begleiter weiter.

    Der Hauptmann zeigte mit seiner rechten Hand auf einen blondhaarigen Jungen.
    Dieser wurde sofort von den Soldaten gepackt, von der Menschengruppe weg gezogen und zu Boden geworfen.

    Cal rannte so schnell er konnte auf die Stadt zu und traf wenige
    Sekunden später am Haupttor ein, als sich ihm plötzlich ein Soldat
    entgegen stellte.
    Der Hauptmann zeigte mit seiner rechten Hand auf einen blondhaarigen
    Jungen. Dieser wurde sofort von den Soldaten gepackt, von der
    Menschengruppe weg gezogen und zu Boden geworfen.

    Cal rannte so schnell er konnte auf die Stadt zu und traf wenige
    Sekunden später am Haupttor ein, als sich ihm plötzlich ein Soldat
    entgegen stellte.
    Cal sagte in der Hoffnung, daß der Mann dem folge leisten würde, „laß
    mich durch!" Doch die Hand des Kerls, die zum Schwert griff, zeigte dem
    jungen Mann, dass dies wohl nicht der Fall sein würde.
    Als der Soldat Cal mit dem Schwert angriff, wich dieser gekonnt aus und
    streckte seinen Gegner mit einem gezielten Schlag nieder.

    Durch die Straßen hallten Jubelschreie, die aller Wahrscheinlichkeit nach ihren Ursprung in der Arena hatten.

    Ohne weitere Verzögerungen erreichte Cal die Arena.
    Der Hauptmann zeigte auf einen blondhaarigen Jungen, zwei Soldaten zogen ihn von den anderen weg und warfen ihn zu Boden.
    Der Junge sah den Tiger in einem Käfig in der Arena an, doch er zeigte
    keine Angst, stattdessen sagte er, „ich verstehe nicht, warum ihr
    solchen Ärger mit diesen Kreaturen habt! Es ist offensichtlich, daß
    einer von uns verlieren wird! Solch eine Herausforderung ist einfach nur
    traurig!"
    Der Hauptmann wandte sich an Jungen auf dem Boden, „die Freude ist, daß
    sie jagen bevor sie töten! Du solltest dich darauf vorbereiten zu
    sterben!"
    Der Junge runzelte die Stirn, „und was gibt es sonst noch so besonderes daran?"

    Cals Freund und Gefährte war verschwunden, als Cal die Festungmauer hochgekletterte.
    Cal stand nun auf der Mauer und konnte nun das Geschehen überblicken. Er
    war nicht überrascht bei den Anblick von der Arena, davon hatte er
    bereits viele davon gesehen.
    Die Soldaten traten auf den blondhaarigen Jungen am Boden ein und ließen
    den Tiger frei. Als der Tiger in die Arena kam und einen Soldaten
    angreifen wollte, warfen sie ein Fangnetz über ihn und ein Soldat schlug
    mit einer Peitsche auf ihn ein.
    Schnell handelte er und warf das Schwert auf den Boden der Arena, wo es
    stecken blieb, dann sprang er von dem Wall herunter. Gezielt traf er
    einen Soldaten, der die Gefangenen in Schach hielt, mit einem Tritt
    gegen die Rippen, der daraufhin leblos zu Boden fiel. Andere Soldaten
    wandten sich nun gegen ihn und zogen kampfbereit ihre Waffen. Doch gegen
    den Kampferprobten Cal hatten sie keinerlei Chance. Einer nach dem
    anderen fielen sie besiegt zu Boden.

    Der Junge, zuvor noch am Boden liegend, rappelte sich schnell auf und floh mit flinken Füßen.
    Im gleichen Augenblick zog sich der Hauptmann mit einer weiblichen Geisel aus der Arena zurück.

    Cal sah sich um und kniete sich neben dem gefangenen Tiger nieder, dann
    zog er das Fangnetz weg. Der Tiger sah ihn ruhig an und ging, als Cal
    einen lauten Wutschrei ausstieß.
    Cal machte sich auf die Suche, nach der Frau, fand stattdessen jedoch
    den Jungen in einem Versteck etwas außerhalb der Stadt. Sofort sagte der
    Junge, „ich bin keiner von ihnen, wenn ich bleibe, werden sie mich
    töten!“
    Cal lächelte, „dann bleibe einfach nicht!“
    Er ging er weiter, als der Junge rief, „warte, ich brauche deine Hilfe!“
    Cal seufzte, dann ging er zu dem Jungen, welcher ihn lächelnd ansah und
    auch Cal lächelte, als er schließlich sagte, „dann laß uns schnell
    gehen!“

    _________MEIN TEIL_________

    Völlig ausser Atem rannte Joss die Straße entlang, ignorierte entrüstete Rufe von Passanten, dass das keine Rennstrecke sei und bog in eine der dunklen Gassen ein. Hier hielt er hinter einer Hausecke, beugte sich vorn über und versuchte seine Lunge zu beruhigen. Nach ein paar Sekunden wagte er einen vorsichtigen Blick hinter der dreckigen und mossbedeckten Mauer hervor, doch ihm schien keiner der Soldaten zu folgen.
    Puh, dachte Joss in sich hinein und schlug sich den Arenadreck von der Kleidung herunter. Entstaubt und mit beruhigtem Atem rannte er die Gasse entlang. Soweit er sich erinnern konnte führte diese in einem weiten Bogen in kürzester Zeit in die Nähe des kleinen Hauses, dass er sich mit Lilithin teilte.
    Thain! Hoffentlich geht es ihr gut. Ich habe ein mieses Gefühl, bei diesem Typen. Das ist solch eine Sorte Mensch, dem zu viel Erfolg zu Kopf steigt.
    Kaum ein paar Schritte weiter konnte er das Ende der von ihm gewählten Passage sehen.
    Die Sache auf dem Marktplatz war schon heftig gewesen.

    Joss erinnerte sich an das braunhaarige Bauernmädchen, welches ihre mühsam zusammen gesuchten Wildblumen in schönen Sträußen zusammen gebunden und auf den Markt getragen hatte. Der erste Gedanke des Jungen war es einen dieser Gebinde zu kaufen und Thain mitzubringen. Den Gedanken hatte er schnell wieder verworfen, denn Erstens wusste er nicht wie die Dunkelelfe reagieren würde und weil sie Zweitens nicht einmal eine Vase für sowas hatten. Drittens wäre dann das Geld hinzu gekommen, aber das wäre das geringere Problem gewesen.
    Im Laufe der nächsten halben Stunde hatte er fünf der kleinen Holzschnitzereien verkauft, die er selbst geschnitzt hatte und damit schon insgesamt eine Münze verdient. Gedankenverloren kraulte er Hiin, der sich auf seinem Schoß zusammen gerollt hatte. Grendel, dem viele Leute einen besorgten Blick zuwarfen, lag neben ihm und beobachtete das Treiben der Menschenmenge.
    Wenn das so weiter geht, dann hab ich die nächste Miete schon zusammen!, hatte er in dem Moment gedacht, als eine etwa 15-köpfige Gruppe Soldaten von ihrem Hauptmann angeführt auf dem Marktplatz einmarschierte.
    Je zwei der gerüsteten Männer hatten sich an den Straßen postiert, die auf dem Platz endeten. Keiner durfte rein oder raus. Für die meisten Bewohner war dies wohl ein gewohnter Ablauf gewesen, doch als Joss die restlichen fünf Soldaten mit dem Hauptmann sah, stellten sich ihm vor Misstrauen die Nackenhaare auf. Der Anführer schien die meisten Marktleute zu kennen, grüßte den einen oder anderen und kam dem Jungen und seinen kleinen Schnitzereien immer näher. Als Grendel aufblickte und den Mann beobachtete, hatte Joss geahnt, dass der Typ wohl bei ihm stehen bleiben würde. Unauffällig hatte er nach einem kleinen Beutelchen gegriffen und es geöffnet, so dass das kleine Elfenlicht das Säckchen verlassen und zu Thain schweben konnte. Im selben Moment waren zwei Männer vor Joss stehen geblieben. Vier gingen weiter zu dem Bauernmädchen.
    "Wen haben wir denn hier? Ein neues, kleines Gesichtchen!", lächelte der Hauptmann. Doch die Augen waren dabei ungerührt geblieben.
    "Wie heißt du denn, mein Kleiner?"

    (...Fortführung im Dateianhang "DieArena" ... sorry, für den ganzen WirrWarr)

  • Erik schlug die Augen auf und erschrak. „Gott verdammte Scheiße“, schrie er und rollte sich von dem weichen Leinenbett auf den harten Holzboden. Den stechenden Schmerz ignorierend kroch er rückwärts von dem Biest weg und krachte mit dem Rücken gegen die nahe Wand.

    Die Augen des Pumas folgten seiner Bewegung, aber der kräftige Körper machte keine Anstalten seiner möglichen Beute zu folgen. Stattdessen legte das große Tier seine schwarze Schnauze auf das Bett und betrachtete den Vampir aufmerksam.

    „Du bist wach“, rief Maria glücklich und kam um das Bett herum auf ihn zu. Überschwänglich schloss sie ihn in die Arme, sodass seine Rippen knackten.

    „Aua“, stöhnte Erik vor Schmerzen auf und wurde an seinen Wirbelbruch erinnert, „Das tut weh.“

    „Tut mir Leid“, hauchte Maria erschrocken und lies ihn los. Beschämt rückte sie sein locker geöffnetes Hemd wieder gerade. „Tut mir Leid“, sagte sie noch einmal und lächelte schüchtern, „Ich dachte ich hätte dich verloren. Als wir Arton erreichten, dachte ich schon du wärst tot.“

    „Schon gut“, versuchte der Vampir seine Ziehtochter zu beruhigen. An ihren rot geäderten Augen erkannte er, dass sie viel geweint haben musste. Sein Blick glitt wieder zu dem Puma hinüber. „Und was ist mir dem?“, fragte er nun ohne Angst und zeigte auf das Tier. Inzwischen ging er davon aus, dass die Raubkatze harmlos war. Schließlich schien es zumindest seine Ziehtochter in seiner Nähe zu dulden.

    „Das ist Mejium. Der Seelenbegeleiter von Ruben“, antwortete Maria lächelnd und warf dem Tier einen bewundernden Blick zu. „Er tut uns nichts“, fügte sie nach einem wissenden Blick auf sein Gesicht hinzu.

    Als der Puma seinen Namen hörte richteten sich seine spitzen Ohren auf. Provozierend langsam zog er seinen Lefzen zurück und offenbarte eine Reihe spitzer Zähne. Irgendwie wirkte es so, als würde die Raubkatze spitzbübisch grinsen.

    Nicht wirklich beruhigt beobachtete Erik das Tier und dachte instinktiv über Fluchtwege nach. Die wenigen Fenster des Zimmers waren verhangen, sodass er nicht erkennen konnte wo er sich befand. Das war allerdings sowieso sinnlos, da er deutlich spürte wie die Sonne auf das Haus hernieder brannte. Eigentlich kam damit nur noch die Tür in Frage. „Und Ruben habe ich wohl diesen Druckverband zu verdanken“, versuchte er seine Nervosität zu überspielen und wagte es sogar kurz den vielschichtigen Verband, der um seinen entblößte Brust gewickelt war und wohl seine Wirbelsäule fixierte, zu betrachten.

    Ehe Maria etwas erwidern konnte, öffnete sich die Zimmertür und ein Mann trat ein. Sofort sprang der Puma auf und huschte zu ihm hin, nur um schnurrend an seinen Beinen entlang zu streifen. Versonnen streichelte der Mann das Tier und wandte sich dann Erik zu.

    „Es freut mich zu sehen, dass der Herr Vampir wieder auf den Beinen ist“, sagte er gedehnt und lächelte dann, „Zumindest ein wenig.“

    Schockiert drehte sich Erik zu Maria um, die ihm gerade aufgeholfen hatte und ihn nun stützte.

    „Ich musste es ihm sagen“, erklärte sie entschuldigend und erwiderte seinen vorwurfsvollen Blick, „Er sagte, dass er nichts mehr für dich tun kann. Ich musste es ihm erklären. Du warst fast tot.“ Tränen standen ihr wieder in den Augen.

    „Das stimmt“, kam Ruben ihr zur Hilfe, „Ein normaler Mensch hätte die Operation niemals überlebt. Und man kann wohl davon ausgehen, dass sie über enorme Selbstheilungskräfte verfügen.“

    Ungläubig betrachtete Erik den Mann. „Aber ich bin eine Gefahr für Sie und die ganze Stadt...“, versuchte er zu verstehen, wurde aber unterbrochen.

    „Ich habe ihnen mehrere Bluttransfusionen verabreicht“, deutete Ruben verstehend an, „Momentan sind sie ungefährlich.“

    „Aber haben sie keine Angst vor mir? Sie kennen mich doch gar nicht“, platzte es nun aus dem Vampir heraus.

    „Keine Sorge“, antwortete Ruben ruhig und kraulte den Puma hinter den Ohren, „Mejium kennt sich ganz gut mit Menschen aus und er hat ihnen und ihrer Tochter sofort vertraut.“ „Nun sollten sie sich aber ausruhen. Vielleicht kann ich ihnen den Verband bald abnehmen, aber bis dahin...“, er zwinkerte, „...sollten sie besser hier bleiben. Das ist sowieso nicht ihre Tageszeit.“

  • Joss hatte den jungen Mann von der Arena her wieder erkannt.
    Zwar wusste er nicht, welche Rolle der Typ in der ganzen Sache spielte, aber vielleicht konnte er ihm ja helfen zu Thain zu gelangen. Zwar hatte er einen der kleinen Feu-Geister der Dunkelelfe mit, aber der schlaue Junge bezweifelte, dass er dort, wo immer sie gerade war, auch nur einen Fuß ohne Unterstützung reinsetzen konnte.
    Er dachte an die schwarzen Doppeldolche, die er sich auf den Rücken geschnallt hatte und das Arsenal an Wurfdolchen unter seinem breiten Gürtel. Er musste sie der Dunkelelfe bringen, was es auch kostete.
    "Mein Name ist Eleon.", sich Joss dem Fremden vor und reichte seinem Gegenüber die kleine Hand.
    "Meiner ist Cal.", antwortete dieser und ergriff sie freundschaftlich.
    Joss hatte bemerkt, dass der blondhaarige Typ mit den blauen Augen für einen mann sehr weiblich aussah.
    Fast schon wie Thain, dachte er so, als er aus einem Beutelchen an seinem Gürten den Feu freiließ.
    "Führe uns!"
    Der kleine Gesit gehorchte augenblicklich und schwebte durch die vielen verwinkelten, schmutzigen Gassen zügig vorran, sodass Joss und Cal hinterher joggen mussten.

    ~Während dessen im Hof des Soldaten-Hauptgebäudes~

    Schnaufend und mit schlitternden Hufen kam das abgehetzte Pferd zum stehen. Sein Fell war so nass, als wäre es einmal quer durch den Fluss geschwommen. Lilithin roch den Schweiß des Tieres und sah, dass dessen Beine sowie die Flanke vor Aufregung zitterten.
    Ein Stallbursche eilte herbei und griff nach den Zügeln, um dem Hauptmann das Pferd zu halten, während er abstieg. Auch die 'Geisel' musste vom Pferd runter und wurde vom Hof weg in das nächstgelegene Gebäude geführt.
    Nach einigen Gängen und Treppen standen sie dann irgendeinem großen Raum. Hier standen mehrere große Tische mit einigen Hockern herum, auf denen großzügig Karten und Dokumente verstreut lagen. Als sie den Raum betreten hatten, blickten vier Soldaten ohne Rüstung von ihrer Arbeit an den Papieren auf und salutierten, sobald sie ihren Befehlshaber erkannten.
    Lilithin musste sich auf einen Hocker setzen und hielt dabei 'demütig' den Blick gesenkt. Es musste Zufall sein, dass die Kapuze noch ihren Kopf bedeckte.
    Einer der Anwesenden wurde hinter ihr zum Aufpassen abgestellt, während zwei Andere ihrem Herrn beim Ausziehen der Rüstung halfen und einer das notieren sollte, was ihm diktiert wurde.

    "Sehr geehrter Hohepriester Arlan, VII.
    Zu meinem Bedauern muss ich ihnen mitteilen, dass die heutige Opferung in der Arena von einem Eindringling und seinem, meiner Meinung nach, magischen Wesen gestört wurde. ..."

    Es folgte eine Beschreibung des Mannes und des Tigers, die Lilithin nicht interessierte, denn schließlich hatte sie Beide noch in der Arena gesehen.

    "Aufgrund des Chaos, welches durch diese Beiden verursacht worden ist, konnten die meisten Gefangenen fliehen. Absatz.
    Gesitesgegenwärtig konnte ich mir die wertvollste Gefangene noch gerade so wieder einfangen und habe sie sicher in das Hauptquartier bringen können."

    Ja sicher... nur nicht zugeben, dass man die Hosen gestrichen voll hatte!
    Lilithin konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Der Typ würde nach ihrer meinung nach gut in Vipernstadt zurecht kommen.

    "...aufgrund dessen möchte ich Euch diese Gefangene zum Geschenk machen.
    Ich kann Euch versichern, dass ich alles in die Wege leiten werde, um diesen gemeinen Störenfried dingfest zu machen und unverzüglich die nächste Zeremonie für die Tierkrieger vorzubereiten. Ergebenste Grüße Aurelius, Hauptmann des 4. Truppenverbandes"

    Mit dem letzten Wort war auch die übrig gebliebene Schnalle am Fuß gelöst.
    "Ich möchte das ihr zwei diese Gefangene unverzüglich in den Tempel seiner Exellenz führt und ihm den Brief übergebt."

    Einmal editiert, zuletzt von Lilienweiß (25. Januar 2013 um 20:53)

  • Das pyramidische Heiligtum von Arton ragte vor Julius I. auf. Er musste zugeben, dass es eine beeindruckende Kulisse war. Er sollte sich einmal davor zeichnen lassen.
    Die Luft von Arton war anders. Vielleicht war sie aber auch genau richtig. Das konnte er nicht genau sagen. Makabre Götzenbilder ließen einen Schauer den Rücken herunterlaufen. Die schwüle Hitze des Dschungels war geschwängert von dem Geruch nach Tod und Blut. Gleichermaßen mischte sich dies aber mit dem Duft exotischer Blüten, dem Geruch von Leben und Essen. Der ewige Kreislauf von Sterben und Leben drückte sich darin aus, und schließlich befand Julius die Luft von Arton für gut. Sehr primitiv und leicht anekelnd, aber auf seltsame Weise erfrischend.
    Er nahm einen tiefen Zug, als aus dem Inneren des Tempels einer der Priester ins Freie trat.
    Der Mann war hoch gewachsen und am ganzen Körper tätowiert. Außer einem Lendeschurz und einer Kette um den Hals war er nicht bekleidet.
    Der heilige Mann näherte sich dem König und seinem Diener.
    "Verzeiht das Warten", sagte er mit tiefer Stimme und strahlte eine Ruhe und Selbstsicherheit aus, in der die Bereitschaft mitschwang, seinen Gegenüber bei der kleinsten unangebrachten Bemerkung zu überwältigen.
    "Ich habe mich mit unserem obersten Priester beraten, und er befand Euch für würdig. Er erwartet Euch. Wenn Ihr mir bitte folgen würdet", fügte er hinzu und drehte sich wieder um.
    Als Wodon seinem König folgen wollte, hielt der Priester ihn zurück.
    "Verzeiht, doch nur Eurem Herrn ist es erlaubt, den Hohepriester zu sehen."
    Der Diener des Königs wollte protestieren, doch Julius I. fiel ihm ins Wort.
    "Es ist okay, Wodon. Mach dir um mich keine Sorgen, nimm dir einen Tag frei. Sieh dir den Markt von Arton an, und vielleicht findest du auch einen netten Gasthof für uns beide."
    Sichtlich unzufrieden entfernte er sich, und Julius verschwand im Inneren der Pyramide.
    Er gedachte nicht, vor Einbruch der Nacht zurück zu sein.

  • Es war weitaus entspannter gewesen zu Fuß dem Ziel entgegen zu gehen, als bäuchlinks auf einem gallopierenden Pferd durch gerüttelt zu werden. Lilithin hatte die Schritte gezählt, die sie in 'Begleitung' der beiden abkommandierten Soldaten benötigte, um den Tempel zu erreichen. 592 Schritte bis vor das Heligtum und weitere 123 Stufen hinauf bis vor die geschlossenen Tore. So schäbig die Stadt bei genauerem hinsehen auch aussah, bildete der Anblick dieses Monuments einen krassen Kontrast dazu. Zwar waren die Wände grau, aber die Dunkelelfe konnte die feinen Insignien erkennen. Runen und Fresken, die in den Stein geritzt worden waren, zeigten detailierte Abbildungen von Göttern oder Priestern, die ihrem Tagwerk nachgingen. Das Tor des Tempels, was etwa vier bis fünf Männer hoch hinaus ragte, war aus weißgestrichenem Holz und die Scharniere, welche die zwei Flügel hielten, schimmerten Golden.
    Als sie etwa 15 Meter von den Toren entfernt waren, drang ein tiefes Dröhnen durch die Tore und sie öffneten sich langsam, um die Kommenden ein zu lassen.
    Im Innern konnte die Dunkelelfe einen Priester stehen sehen, dessen Robe die selbe war, wie auf den Fresken der Aussenmauer. Dieser Mann schien auf sie zu warten.
    Nachdem sie die letzten Meter überwunden hatten, deutete der Gottesmann eine leichte Verbeugung an.
    "Womit können die Diener des Tempelherrschers und des Waldbezwingers euch behilflich sein, werte Soldaten?"
    "Wir haben Kunde von Hauptmann Aurelius."
    "Ich werde sie ihm überbringen!", sagte der Priester, verbeugte sich und hielt die Hand aus, um den Brief in Empfang zu nehmen.
    "Aurelius befahl uns die Nachricht persönlich zu überbringen."
    "So tretet ein. Da der ehrenwerte Hohepriester soeben einen Empfang hat, müssten sie ein wenig warten."
    "Das sollte kein Problem sein!"
    Der Geistliche führte die drei Personen in einen kleinen Saal, von dem an der gegenüberliegenden Wand eine reich verzierte Tür war.
    "Sobald der ehrenwerte Hohepriester seine derzeitig Audienz beendet hat, wird ihnen bescheid gegeben."
    Nach diesen Worten entfernte sich der Priester leise und unauffällig.

    Nach annähernd einer halben Stunde öffnete sich die Tür und man bat die vier wartenden Gäst ein zutreten.
    In dem nächsten Raum befanden sich sechs Wachen, die an der Wand entlang verteilt standen sowie zwei weitere Personen, die sich auf einer Sitzecke gegenüber saßen.
    Soweit Lilithin mit gesenktem Kopf erkennen konnte hatte der schmale Mann, der links saß, kurze, blonde Haare und im Gesicht zeichnete sich ein leichter Schnur-und Kinnbart ab. Die Gewänder des Mannes sahen mit ihren goldenen Stickereien wertvoll aus und auf den Ärmeln waren Hoheitzeichen eingenäht, welche die Dunkelelfe nicht erkennen konnte. An einigen Fingern steckten Goldringe.
    Der Andere, der auf der rechten Seite saß, trug eine einfache bis zum Boden reichende weiße Tunika, die an der Hüfte mit einer goldenen Kurdel gehalten wurde. Im Gegensatz zu dem schmalen Mann hatte dieser eindeutig ein paar Pfunde zu viel.
    Als die kleine Gruppe näher trat, unterbrachen die Beiden ihr Zwiegespräch und blickten den Neuankömmlingen entgegen.
    Lilithin blickte direkt in die Augen des Klerikers und erstarrte, als ein Erinnerungsfetzen vor ihrem geistigen Auge ablief...
    >>„Thain!“, rief Joss hilflos, als er sah, wie die Elfe zu Boden ging.
    Ohne auf die Schmerzen im Handgelenk zu achten, sprang diese wie eine Raubkatze auf, bereit sich einem neuen Gegner entgegen zustellen. Und gleich Zwei kamen von verschiedenen Seiten. Von Links der mit dem verwundeten Bein und von Rechts einer mit einem Schwert. Kurz bevor die beiden sie erreichten machte Lilithin eine antäuschende Ausfallbewegung nach vorn und sofort lenkten die Reiter ihre Tiere dementsprechend. Doch aus dem Stand hechtete sie rückwärts und prallte auf ein Pferd. Geschickt griff Lilithin in die Mähne des Tieres und bemerkte, wie der Reiter ihren Arm ergriff... und da war es schon zu spät, denn es war kein anderer als Balthazarus von Freidorn, der durch Magie die Sinne der Dunkelelfe verdunkelte.
    <<

    Der Kleriker war eindeutig hoher Magie mächtig und das gefiel der Dunkelelfe überhauptnicht!

    Joss betrachtete die nun reglose Miene der Elfe, die sich vorher noch ein amüsiertes Schmunzeln kaum verkneifen konnte. Der Junge war zusammen mit Cal durch die Magie des kleinen Elfenlichtes wie aus dem Nichts hinter den Soldaten erschienen. Einen der Soldaten hatten sie ausgeschaltet und hinter einem der unzähligen Wandteppichen versteckt. Cal hatte dessen Rüstung angezogen und spielte den Überbringer der Nachricht. Der andere musste in Todesangst das Spiel mitspielen und schlotterte kaum merklich vor sich hin.
    "Tahin, ist alles ok?", flüsterte Joss ihr leise zu.
    "Der Kleriker ist ein hochbegabter Magus, Junge. Das ist nicht gut!", flüsterte die Elfe mit ernster Stimme zurück ohne den Blick von den beiden Männern abzuwenden.

  • Lilithin sah immer noch den Kleriker an, welcher ihr, zu ihrer eigenen Überraschung, befahl zu tanzen.
    Und zu Joss' Erstaunen tanzte sie wirklich ohne auf die Blicke der Anwesenden zu achten.
    Als die verkleidete Dunkelelfe ihren Tanz beendet hatte trat der Kleriker an sie heran
    „Du bist ganz anders als die anderen!“

    Lilithin senkte den Kopf, „In welcher Weise?“

    Der Kleriker ging um sie herum und betrachtete sie von allen Seiten „dein Körper! Dein Blick! Andere Dinge die das Herz eines Mannes einfangen! Es ist schwer zu sagen, was es genau ist!“

    Lilithin sagte leise, „Ich habe Euch genug gezeigt!“

    Der Kleriker blieb wieder vor ihr stehen und sah sie verdrossen an.
    „Du spielst mit mir ein gefährliches Spiel! In den Händen meiner Kriegern wirst du nicht mehr in der Lage sein mir freche Forderungen zu stellen! Du weißt, was ich will!“

    Lilithin sah ihn mit ihren azurblauen Augen durchdringend an, „Ihr werdet nie bekommen, was ihr wollt. Ihr habt bereits verloren, was Ihr wollt!“

    Der Kleriker sah sie grimmig an, „Geduld ist etwas für dumme Männer! Ich bekomme immer, was ich möchte!"
    Er grinste scheinbar überlegen, uUnd du wirst schon sehen, was du davon hast!“

    Lilithin hob voller Stolz den Kopf
    „Ihr mögt die Macht haben, einen Körper zu bekommen, aber ein Herz kann man sich nie erzwingen!“
    Die junge Dunkelelfe musste innerlich Lächeln, als sie daran dachte, wie sie diese Wort schon einmal gesagt hatte, aber wehmütig wurde ihr Herz, als sie an Ebbugots letzte warme Umarmung dachte.

    Der Hohepriester Arlan rief erzürnt, „Ich hätte die Dinge um vieles behaglicher für dich machen können! Wachen, schafft sie mir aus den Augen!
    "Ich werde mich später mit ihr befaßen!"

    Zwei der Wachen, die im Raum standen entfernten sich von ihren Posten und führten die scheinbar harmlose Frau aus dem Audienzsaal.

    ***

    Cal wußte, daß sie nun auch entlassen waren und so folgten sie den anderen.
    Der Halbelf sah sich hastig um, dann wandete er sich an Joss.
    „Ich sehe mich in den Gemäuern um, bringe in Erfahrung, wo sie Thain hingebracht haben und hole deine Freundin! Vielleicht müssen wir deinen kleinen Geisterfreund benutzen! Warte auf uns in der Nähe des Haupttores, Joss!“

    Cal ging.
    Als er wenig später auf einen Priester stieß und sagte, "Ich soll im Auftrag des geehrten Hohepriesters der Gefangenen ein paar Fragen stellen! Sagt mir wo sie ist."
    Der niedere Kleriker wies ihm schweigend den Weg und Cal bedankte sich.

    In dem Gang, wo Cal ankam, gab es nur eine Tür, die bewacht wurde. Ohne zweifel war er am Ziel. An die Wachen gewandt wiederholte er, dass er im Auftrag des obersten Priesters da war.
    Die Wache nickte. Sie hielt dem verkleideten Cal die Tür auf und schloß sie hinter ihm wieder. Als er drinnen war sah Cal sich um.
    „Lilithin?“
    Lilithin saß in dem Raum, um sie herum waren Kristallsäulen mit Drachenköpfen. Als Cal näher trat rief die gefangene Frau, „paß auf!“

    Doch Cal taumelte bereits mit einem Aufschrei des plötzlichen Schmerzes zurück und hielt sich die Hände schützend vor das Gesicht.
    „Komm bloß nicht wieder näher! Bleib wo du bist! Es gibt keinen Weg hindurch! Berühre nicht noch einmal die Kristallsäulen! Es wird die Dinge nur noch schlimmer machen!“

    Cal rieb sich die Tränen aus den Augen, welche wie Feuer brannten, „wie kann ich dir dann helfen? Joss wartet auf Euch und mich am Haupttor!"

    Lilithin schüttelte den Kopf, „Ich kann diesen Ort noch nicht verlassen!“
    Sie schaute den Menschen vor ihr ernst an
    „Wenn du etwas tun willst, dann geh zu Joss zurück und sorge dafür, dass er den Tempel sicher verläßt! Joss wird dir unsere Unterkunft zeigen!“

    Cal schüttelte energisch den Kopf, „Nein! Wir werden zusammen gehen! Du wirst nie von Joss getrennt sein!“

    Lilithin sah ihn ruhig an, als sie leise sagte, „Geh! Es ist zu gefährlich hier! Schnell, du mußt gehen! Um Joss Willen! Ich kann auf mich selbst aufpaßen!“

    Cal schüttelte wieder den Kopf, „nein! Ich werde dich befreien und wenn ich alle töten muß! Ich werde dich mit Joss befreien!“ Dann verließ er den Raum, während Lilithin ihm nachsah.

    3 Mal editiert, zuletzt von Maitreya (27. Januar 2013 um 10:09)

  • Gott, sind Menschen anstrengend!, dachte die Dunkelelfe, als der Kerl aufgbracht den Raum verließ.
    Ich muss hier raus, damit der Joss keine Flausen in den Kopf setzt. DAS fehlt mir gerade noch...

    Lilithin wusste nicht, wie und wo Joss den jungen Kerl aufgegabelt hatte, aber vielleicht konnte er ja trotz der Sturheit eine Hilfe sein...vor allem für den Jungen selbst. Dieser Kerl, Joss hatte ihn als Cal vorgestellt, hatte bestimmt auch ein paar Fähigkeiten, aber genauso musste dieser Mensch noch viel lernen.
    Aber die Dunkelelfe wusste auch, dass ihr zehnjähriger Begleiter durchaus selbst in der Lage war mit Situationen klar zu kommen, in denen andere in dem Alter kläglich gescheitert wären. Der Junge hatte was auf dem Kasten und war Thain von Anfang an eine große Hilfe gewesen. Nicht nur wegen der Sprache oder während der empfindlichen Phase mit ihren an die Dunkelheit der Unterwelt gewohnten Augen.
    Der Kleriker hingegen war ihr nicht geheuer.
    Sie hatte bisher nur zweimal ernsthafte Begegnungen mit Zauberkundigen gemacht: einmal mit Balthazarus, einer der Gefährten des berüchtigten Räuberführers Geist, der sie damals mit nur einer Berührung in eine tiefe Bewusstlosigkeit geschickt hatte und ein anderes mal, als die einem kleinen Dorf ihre Unterstützung gegen ein Heer von Dunkelelfen gewährt hatte, durch deren Tribunal, Thain beinahe getötet worden wäre. Als Thain an die drei magisch-begabten Anführerinnen dachte stellten sich ihre Nackenhaare hoch und sie schnaubte verächtlich.
    Die hätten es beinahe geschafft!
    Ohne einen weiteren Gedanken an diese ganzen Dinge zu verschwenden, legte sie den Umhang ab und löste die Schnüre des Mieders, welches das Kleid an ihrer Taille hielt.
    Wie können die Menschenfrauen nur soetwas unpraktisches tagtäglich tragen!? Aber immerhin verdeckt es ganz gut, was man darunter trägt...

    Unter dem dunkelroten Kleid kam eine dünne schwarze Ledertunika zum Vorschein, die ihr bis über den Hintern ging. Um die Unterarme und Beine waren dunkelbraune Bandagen gewickelt. Letztere waren zwar umständlich anzulegen, aber ersetzten eine Hose. An den Füßen trug sie ihre anthrazitfarbenen Lederstiefel. Das Kleid wickelte sie zusammen, verschnürte es und band es sich als Bündel auf den Rücken. Die Dunkelelfe hatte nicht vor das ohnehin schon wenige Geld für ein Neues aus zugeben.
    Endlich wieder beweglich, dachte Lilithin und streckte sich einmal schnell, dann wendete sie sich den rätselhaften Barrieren zu, die ihr ein einfaches Durchgehen wohl verwehren würden, so wie bei Cal. Bei einem genauerem Betrachten der Säulen fuhr sie sich unwillkürlich durch die kurzen nachtfarbenen Haare. Sie kannte sich von ihren langjährigen Studien mit vielerlei Dingen und Barrieren aus, aber soetwas hatte sie nun wirklich noch nicht gesehen. Ein Blick nach oben schloss auch erstmal diesen Weg aus.
    In einer fließenden Bewegung legte sie sich flach auf den Boden und legte ihr Ohr auf die kühlen Steine. Mit der rechten Faust klopfte sie in einem Halbkreis schnell auf dem Boden. Ihr feines gehör nahm zwar einen entfernten Widerhall wahr, aber der war zu leise, als dass sie sich hier hätte durchschlagen können.
    "Ok...", murmelte die junge Dunkelelfe und machte sich daran ein paar der Beinbandagen zu lösen, unter denen sie die Dolche verborgen hatte, die Joss ihr mitbrachte.
    Sie band eine der dünnen Stoffbahnen an einen der schwarzen "Sticher" und blickte wieder nach oben.
    Tja, Menschen, selbst solche Priester sind nicht perfekt. Allerdings würde eine Normalsterbliche auch keine Draewith-Dolche zwischen ihren Beinen verstecken.
    Thain kicherte und hatte nun einen kleinen Vorsprung in den Steinen entdeckt, in dem sich theoretisch der Dolch verharken und ihr Gewicht somit durchaus halten könnte.
    Sie ließ sich Zeit beim Zielen. In einem sicheren Moment warf sie mit aller Kraft den Sticher, doch sie bemerkte noch während dessen Flug, dass sie das Ziel wohl um einen Millimeter verfehlen würde. Und so kam es auch. Mit einem hellen Ping-Geräusch brach der Dolch ein paar größere Splitter aus dem Gestein heraus und prallte so an, dass die Waffe ausserhalb ihres Gefängnisses in einer breiteren Fuge aufrecht stecken blieb. Auch das Rucken an dem Stoff hatte die Flugbahn nur geringfügig verändert. Als die Bandage jedoch die unsichtbar Barriere berührte wurde sie sauber durchgeschnitten...
    "Scheiße!", fluchte Thain und begann den zweiten Dolch zu präparieren.
    Diesmal musste es klappen. Einen weiteren Fehlschlag konnte sie sich nicht leisten.
    Ausgerechnet jetzt fiel ihr eine der nervigsten Sprüche ihrer Tante Sarathi ein.
    Oh, wie hatte sie diese speziellen Übungsstunden mit ihrer verhassten Tante verabscheut, die damals keine einzige Gelegenheit ausgelassen hatte, die junge Dunkelelfe zu erniedrigen und zu schlagen.
    Manchmal ist einmal mehr überprüfen sehr zu deinem Vorteil, dann hättest du den Schlag vorraus gesehen!
    Aber nun hielt sie sich dran, überprüfte einmal mehr die Flugbahn und traf nach einer bangen Sekunde den schmalen Spalt. Vorsichtig zog die Dunkelelfe die Bandage etwas strammer und schloss die Augen. Sie sandte ihre Gedanken zu dem kleinen Magiefunken aus, der irgendwo in jedem Elfenkörper verborgen lag und schürte das Feuer mit einigen gedachten Formeln.
    Als das magische Feuer hell flackerte lenkte sie es in ihren linken Arm und somit über die Bandage zu dem Dolch, der in der Decke des Raumes steckte. Ihre angeborene Dunkelelfenmagie war nicht sonderlich stark, aber es reichte, um den Dolch kurzzeitig zu verformen, damit er noch besser hielt. Als das erledigt war, begann sie damit sich hoch zu ziehen.
    Lilithin merkte, wie sehr sie das Verwenden der Magie schwächte und kletterte nich höher als unbedingt nötig war. Etwa einen Schritt über der Barriere schwang sie sich einige Male hin und har, ehe sie eine der Flaggen ergreifen konnte, die von der Decke hing. Es war ihr egal, ob diese das Gewicht der Dunkelelfin halten würde oder nicht. Wichtiger war es, die Magie zu beenden und den Dolch zu bergen.
    Als sie diesen in der Hand hatte, vernahm sie das Geräusch von Schritten, die sich der Tür näherten. Durch eben diese betrat der Hohepriester den Raum und blieb abrupt stehen, als er den leeren magischen Käfig sah. Sein Blick wanderte wachsam durch den Raum und blieb auf dem schwarzen Dolch ruhen, der immer noch im Boden feststeckte.
    Der Klerus schaute nun nach oben, konnte aber nichts in der Dunkelheit ausmachen. Als er sich sicher war, dass hier niemand mehr zu sehen war, ging er auf die Waffe zu und hockte sich davor hin.

    Während der Mann mit dem Betrachten der Waffe beschäftigt war, kletterte Thain lautlos an der Flagge nach unten.
    Etwa drei Meter über dem Boden hörte sie das leise Knistern reißender Fäden.

    Die Fahne trug ihr Gewicht nicht länger und es war nur noch eine Frage von Sekunden bis sie endgültig entzwei gehen würde...

    2 Mal editiert, zuletzt von Lilienweiß (25. Januar 2013 um 21:17)

  • ~Während dessen im waldigen Sumpfland in Artons näherer Umgebung~

    Joss sagte spöttisch, „Eine Million Jahre! Wenn ich so darüber nachdenke, zu sehen, wie das Leben so kommt und geht wie jetzt! Sie muß ein erstaunliches Wesen sein!“
    Cal erzählte dem neugierigen Jungen von der Raubkatze, die ihn immer begleitete und doch oft nicht zu sehen war.
    "Warum begleitet er dich, Cal?"

    „Dies ist einfach so, Joss. er ist einundzwanzig Jahren bei mir und Wüstenfalke ist oft eine große Hilfe!“

    Joss krabbelte keuchend über einie Steinansammlung
    „Mann! Wenn dies hier zu Ende geht, war es wie eine lange Woche auf Reisen!

    Cal blieb unvermittelt stehen und wandte sich zu dem Jungen um, als er sagte, „Du redest immer nur über mich und sagst nie etwas über dich! Erzähle mir etwas von dir!“

    Der blondhaarige Junge folgte ihm etwas atemlos und blieb dann neben dem älteren Begleiter stehen. Seine Miene spiegelte Trauer wieder.
    „Meine Heimat liegt weit weg von hier im Norden!“

    Cal fragte einfach nur, „Wo genau?“

    Joss stöhnte, während er einige Meter weiter kletterte, „In der "Mitte der Welt, denke ich!“
    Joss hatte diesen Spruch seines toten Vaters gewählt, weil er am besten das ausdrückte, was der Junge noch nicht preisgeben wollte. Die Erinnerungen an sein Haimatdorf waren schmerzlich...
    ...und sie waren Eng mit Lilithins erstem Erscheinen verbunden.
    Noch war der Junge nicht bereit drüber zu reden.

    Cal sah auf den felsigen Boden und wurde ernst, „von welcher Art sind die Taya! Du warst hier und du hast Lyria im Lager gesehen!“

    Sie waren stehen geblieben und Joss trat neben ihn, „Ich verstehe diese Frage nich!. Wer sind die Taya?"

    Cal sah ihn ernst an, „und wie ist das Lager gesichert?“

    Joss setzte sich kurz nieder, „ich kann auf eine Frage nicht antworten, wenn ich den Zusammenhang nicht verstehe, Cal!“

    Cal sah ihn immer noch an, „was kannst du sonst noch berichten?“

    Joss seufzte. Er konnte gerade den Gedankengängen des Mannes nicht folgen und war verwirrt. Er konnte ja nicht ahnen, dass dieser gerade in einer Art Kopfdejavu verwickelt war.
    Hier sprach Cal nicht mit Joss, sondern mit Aot, einem Jungen, der Joss ziemlich ähnlich sah.

    Aot meinte, „gib einem Krieger etwas zum spielen oder einem Zauberer neue Experimente!“

    Cal sah sich verzweifelt um, „sie wollen sie töten?“

    Aot seufzte wieder, "den Übrigen ergeht es schlimmer! Es gibt viele Wege in dem Lager den Tod zu finden und dort zu LEBEN ist viel schlimmer als der Tod!“
    Cal nickte.

    Cal und Aot sahen über eine Anhöhe auf ein kleines Haus, dahinter befand sich eine Art Schrein in dem ein Feuer in einer Schale brannte. Davor funkelte ein kleiner Teich im spärlcihen Sonnenlicht, dass durch die Baumkronen drang. Halbnackte Frauen saßen am Rand des Gewässers oder wuschen sich darin.
    Cal hatte seinen Stock zusammengesteckt, „sind drei dieser Frauen Gefangene?“

    Aot sah verblüfft auf die Szene vor ihm, als er sagte, „Ja! Aber dies ist ein Tayalager, wie ich es noch nie sah! Ich meine das Gebäude ist ziemlich seltsam! Es herrscht keine Unruhe hier! Alles scheint anders als zuvor! Irgendetwas ist falsch!“

    Der Schlag einer Trommel ertönte. Die Frauen standen auf und gingen langsam im Gänsemarsch zurück zum Tempel. Sie erreichten gerade den Weg mit den weißen Säulen, in deren Mitte ebenfalls Wasser zu sehen war.
    Cal folgte ihnen unauffällig, während Aot immer noch nachdenklich auf die Szene vor ihm sah. Ein kleiner Affe erbeutete eilig ein zurückgelassenes Kleidungsstück einer Frau und rannte weg. Die Frau, die den Diebstahl bemerkt hatte rief, „he, gib es zurück!“

    Sie wollte dem Affen nachlaufen, als Cal plötzlich mit den Kleidungsstück in seiner Hand vor ihr auftauchte. Die Frau hob die Hand vor Schreck vor den Mund und wich erschrocken zurück. Cal hob seine Hand, „Ich möchte Euch nichts böses! Ich suche nach einer Frau namens Lyria! Kennst ihr sie?“

    Die Frau nahm ihm das Kleidungsstück aus der Hand, „ja! Ich kenne Lyria.“

    Cal fragte, „Ist sie hier? Ich würde mein Leben dafür geben, nur um sie zu sehen!“

    Die Frau nickte mit dem Kopf, „sie ist auf der anderen Seite des Tempels bei den anderen! Wenn dies, was du sagst wahr ist, dann solltest du dich beeilen! Eine Wache kam zurück aus dem Lager!“

    Cal eilte an ihr vorbei zu dem Gebäude.
    Während er losrannte, wurde die Frau in einem schillernden Nebel gehüllt und verwandelte sich in eine Zauberin. Eine Flamme schoß aus der Schale mit dem Feuer.

    Cal sah sich vorsichtig um, sein Blick fiel auf einen kleinen marmorumfassten Teich. Er hielt seinen Stock hinein, nichts geschah. Er sah sich vorsichtig weiter um. Überall waren Marmorsäulen und Wände. Er ging langsam weiter, als plötzlich ein halb brennendes Riesenmonster erschien und auf ihn zusprang. Cal wich zurück, wurde jedoch von einem magischen Feuerstrahl gestreift und verlor das Bewußtsein.

    Das Gebäude geriet schnell in Brand. Aot, der beobachtet hatte, wie Cal den Tempel betreten hatte, eilte schnell den schmalen Abhang hinab und starrte auf das Gebäude, als eine große Gestalt erschien und durch die Flammen in das Gebäude ging. Er stieß den bewußtlosen Cal an, der mitten im Eingangsbereich des Tempels auf dem Boden lag. Cal kam daraufhin langsam wieder zu sich. Er griff nach seinem Stock und zog sich langsam daran hoch, dann beeilte er sich einen Weg durch das brennende Gebäude hinaus zu finden. Aot stützte ihn, während beide aus sicherer Entfernung zu dem brennenden Gebäude zurück sahen.

    Einige Zeit später befanden sich Cal und Aot an einem kleinen Fluß und der Junge holte Wasser, als Cal sagte „Aot, ich verstehe etwas nicht, als ich in das Gebäude ging, war es innen größer als es von außen aussah! Da waren auch keine Frauen!“

    Aot schloß den Wasserbeutel, „es war keiner mehr dort? Ich wußte, daß doch das etwas falsch an dem Schauspiel war...“

    Cal unterbrach ihn, „dies war das, was ich sah!“

    Aot setzte sich neben ihn ins Gras, „das war eine Illusion, Cal! Der Tempel und die Frauen waren nicht Wirklichkeit!“

    Während Cal immernoch in dem Deja Vu zu sein schien und auch Joss als solchen nicht mehr wahrnahm, fragte sich der Junge, wie das alles zusammen hing.
    Er wusste um solche Geschehnisse, denn oft hatte auch seine dunkelelfische Freundin Thain solche Erlebnisse. Nur sprach sie dann nicht, wie Cal...
    "Warum sind die Leute um mich herum immer so merkwürdig!?", fragte sich der Junge selbst und meinte damit nicht nur Thain und Cal.

    Einmal editiert, zuletzt von Maitreya (28. Januar 2013 um 14:52)