„Verfluchte Mücken“, schimpfte Erik und versuchte verzweifelt den Insektenschwarm abzuwehren, der ihn seit dem Aufstehen verfolgte. „Man könnte meinen diese verdammten Biester würden in der Nacht schlafen“, sagte er laut und wedelte wild mit seinen Armen um sich. Natürlich ließen sich diese neunmalverfluchten Blutsauger davon nicht beeindrucken. Hmm... Blutsauger. „Welche Ironie“, dachte er belustigt und hätte wohl auch gelächelt, wenn nicht in diesen Moment sein rechter Stiefel bis zum Rand im Morast versunken wäre. Gott, hatte er heute wieder Glück. Wütend befreite er seinen Fuß aus dem Matsch und stieß einige erlesene Schimpfwörter aus. Er hasste diesen verdammten Urwald, mit seinen verfluchten Mücken. Er hasste das penetrante Zwitschern der Vögel. Den an Verwesung erinnernden Geruch dieses schmutzigen Sumpfes. „Warum bin ich nur hierhergekommen?“, fragte er sich nicht zum ersten Mal.
„Hör auf zu jammern“, rief Maria ihm zu, „Mich rühren die Mücken nicht an.“
Obwohl er sich nicht umdrehte, wusste er das sie süffisant lächelte. Sie musste ihn aber auch immer aufziehen. Als ob dieser Trip allein nicht schlimm genug wäre.
„Vielleicht ist dein Blut ja so süß“, vermutete Maria hörbar feixend und bog einen großen Farn zur Seite. Seltsamerweise schien sie diese Reise am wenigsten zu stören.
Neidisch drehte sich Erik zu ihr um. Im Gegensatz zu ihm zog sie Mücken nicht an. Beinahe elegant stapfte sie durch den Morast und beobachtete aufmerksam ihre Umgebung. Gerade beugte sie sich neugierig über eine ihm unbekannte Pflanze.
Die gelben Blätter der Blume hingen traurig herab und verdeckten kleinere Blüten am Stängel des botanischen Wunders. Erik verzog müde den Mund, während er beobachtete wie Maria nach ihrem Messer griff und die Pflanze vom Boden abtrennte.
Sorgfältig drapierte sie das Gewächs in ihr Notizbuch und verstaute es im Rucksack. Nebenbei beförderte sie eine Flasche eine Flasche hervor, deren Inhalt im spärlichen Mondlicht hin und her schwappte. „Es ist mal wieder soweit“, sagte Maria ruhig und warf sie Erik zu.
Reflexartig fing er die Flasche auf und betrachtete den verhassten Inhalt. Blut. Zwar nicht von Menschen, aber das machte die Sache kaum weniger verabscheuenswert. Wie er das hasste. Dennoch musste er trinken. Alles war besser als die Kontrolle zu verlieren. Langsam schraubte er den Verschluss ab und setzte den Flaschenhals an seine Lippen.