Aus aktuellem Anlass möchte ich euch das Buch "Radetzkymarsch" von Joseph Roth empfehlen.
Vor 100 Jahren begann der 1. Weltkrieg. Zahlreiche Medien nutzen diesen Anlass und widmeten sich diesem Thema.
U.a. der Hessische Rundfunk der in seinem Kultur Radioprogramm hr2 das genannte Werk in einer mehrteiligen Sendung als Lesung präsentiert.
Hier ein Link:
http://www.hr-online.de/website/radio/…cument_52266375
Ich hörte immer nur sporadisch beim Autofahren zu und schnappte nur lose Passagen unterschiedlicher Kapitel auf aber das was ich da hörte war sprachlich von so unglaublicher Qualität dass ich schier Fassungslos blieb. Ich will auch gar nichts weiter dazu sagen außer dass ich es mir jetzt bestellen werde und an dieser Stelle wärmstens Empfehlen mag. Ich kenne nicht viele Autoren mit einem so unnachahmlichen Talent und so ergibig präziser Sprachgewalt.
Einfach nur wow.
Ein Auschnitt ( den ich auch im Radio hörte ) will ich von project Gutenberg einfügen.
aus Kapitel 11 [...]
Der Wagen hielt vor dem gewölbten, hölzernen Tor. Der Kutscher
knallte mit der Peitsche. Die zwei Flügel des Tores gingen auf, und
gemessen schritten die Schimmel die sachte Steigung hinan. Aus der
ganzen Fensterfront fiel gelbes Licht auf den Kies und auf die
Grasflächen zu beiden Seiten des Weges. Man hörte Stimmen und
Klavierspiel. Es war ohne Zweifel ein »großes Fest«.
Man hatte bereits gegessen. Die Lakaien liefen mit großen,
buntfarbigen Schnäpsen umher. Die Gäste tanzten, spielten Tarock und
Whist, tranken, dort hielt einer eine Rede vor Menschen, die ihm nicht
zuhörten. Einige torkelten durch die Säle, andere schliefen in den
Ecken. Es tanzten nur Männer miteinander. Die schwarzen Salonblusen der
Dragoner preßten sich an die blauen der Jäger. In den Zimmern des »neuen
Schlosses« ließ Chojnicki Kerzen brennen. Aus mächtigen, silbernen
Leuchtern, die auf steinernen Wandbrettern und Vorsprüngen aufgestellt
waren, oder von Lakaien, die jede halbe Stunde abwechselten,
gehalten wurden, wuchsen die schneeweißen und wachsgelben dicken
Kerzen. Ihre Flämmchen zitterten manchmal im nächtlichen Wind, der durch
die offenen Fenster daherzog. Wenn für ein paar Augenblicke das Klavier
schwieg, hörte man die Nachtigallen schlagen und die Grillen wispern
und von Zeit zu Zeit die Wachstränen mit sachten Schlägen auf das Silber
tropfen.[...]