Engel und Dämonen Episode I
von Tom Stark
Wir schreiben das Jahr 2194.
Vergleicht man es mit dem Jahr 2000, dann sind die technologischen Fortschritte vermutlich nicht weltbewegend, schon gar nicht, wenn man den Fortschritt von 1900 auf 2000 betrachtet.
Gut, es gab einige Entwicklungen was nachhaltige Energien betrifft, aber das war ohnehin unverzichtbar, in der Genetik gab es einige bahnbrechende Neuerungen und anstatt altmodischer Bildschirme benutzt man jetzt Holopics oder Holoscreens. Die Computer wurden natürlich kleiner und passen heutzutage in ein subdermales Implantat unter der Handoberfläche.
Aber wir sind weder weiter in den Weltraum vorgestoßen, noch produzieren wir keinen Müll mehr. Wir haben noch nicht einmal schwebende Autos (jedenfalls nicht so richtig) oder können uns das Essen aus einem 3D-Drucker herstellen lassen. Auch das Beamen ist weiterhin ein Wunschtraum.
Trotzdem würde ein Mensch aus dem Jahr 2000 sich sehr wundern, denn 2021 geschah etwas, was wirklich keiner kommen sah: Engel und Dämonen betraten die Welt.
Wie genau es passierte, kann heute keiner mehr sagen, doch irgendwann wurden die ersten Menschen mit Flügeln geboren und ehe man sich versah, hatte man sie Engel getauft. Ich wette zuerst dachte man an genetische Experimente, doch das Phänomen trat weltweit auf und diese Engel hatten außer ihrer Flugfähigkeit noch weitere bemerkenswerte Eigenschaften.
Zwei Jahre später entdeckte man die ersten Anderen. Ähnlich wie die Engel hatten sie bemerkenswerte Eigenschaften und die Fähigkeit ihr Aussehen zu tarnen ist nicht die Aufsehenerregendste. Auch für sie hatte man schnell einen Namen gefunden: Dämonen.
In den ersten fünfzig Jahren war das Nebeneinander von drei Menschenrassen zwar von den üblichen Vorurteilen geprägt, aber die Wirtschaft stürzte sich mit Eifer auf die Bedürfnisse dieser neuen Kundenstämme und wie so oft, wenn die Wirtschaft etwas will, dann ist es auch bald aktzeptiert.
Doch dann stellte sich heraus, dass Engel und Dämonen nicht starben. Ich will nicht sagen, dass sie nicht sterben können, obwohl sie wirklich zäh sind, sondern dass sie einfach keine Alterserscheinenungen zeigen. Selbst heute, nach etwa hundertsiebzig Jahren ist noch kein Fall bekannt, wo ein Engel oder ein Dämon an Altersschwäche verstorben wäre.
Allerdings sorgen Engel und Dämonen selbst dafür, dass sie nicht überhand nehmen, denn mit dem Drei-Arten-Vertrag von 2101 begann der Krieg.
Nachdem Engel und Dämonen einen Sonderstatus bekamen, hörten die Engel nach und nach auf, sich an die menschlichen Gesetze zu halten und übernahmen in ganzen Ländern und sogar Kontinenten die Herrschaft, natürlich nur das Wohl der gesamten Menschheit im Auge.
Die Menschen sind zwar noch in der Überzahl und das alleine hält die Engel davon ab mit noch viel strengerer Hand zu herrschen. Auch muss man zugeben, dass nicht alle Engel schlechte Herrscher sind, ganz im Gegenteil. Viele Probleme wurden unter der monarchistischen Führung eines Engels beseitigt.
Das Problem ist, dass auch die Dämonen irgendwann ihren eigenen Staat forderten, doch die Engel waren bereits an den Schalthebeln der Macht und nicht bereit ihre Herrschaft zu teilen. Es wurde eine beispiellose Jagd auf die Dämonen veranstaltet und diese damit in den Untergrund getrieben.
Seitdem führen sie einen Freiheitskampf und eines ist inzwischen gewiss: Die Engel bedauern es längst, die Dämonen nicht auf ihre Seite gezogen haben, als es noch möglich war.
Blogeintrag, Achilles Garibaldi, 04-09-2194