Saigo

Es gibt 229 Antworten in diesem Thema, welches 64.503 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (20. März 2013 um 20:07) ist von Thoran Wolfsfell.

  • Unter den Zuschauern der Gaukler und Schausteller war er nicht aufgefallen, in seiner einfachen Leinenkleidung mit dem Lederwams darüber. Nur gelegentlich hatte ein Kind zu ihm aufgeblickt, wegen des Tuches, das er über sein fehlendes Auge um den Kopf gebunden hatte.

    Ihm war nicht entgangen, wie die Jüngsten der Gauklertruppe sich durch die Menge gestohlen hatten, hier und da ein paar Beutel mit Münzen stibitzend. Hm, erstaunlich diese Zwerge... genau was die gute Loana bräuchte. Unauffällig, herzallerliebst... und gerissen wie Elstern, schmunzelte er in sich hinein. Als einer sogar einem buckeligen Barden seine Laute stahl, hätte Nelas fast gelacht.

    Er schlenderte durch die Menschenansammlung auf dem Stadtplatz zu Saigo und ließ seinen wachsamen Blick schweifen. Er war gut darin, Dinge zu bemerken, sie sich einzuprägen, und später wieder abzurufen, zusammenzusetzen. Man musste das Gefüge einer Stadt verstehen, Wachwechsel im Kopf behalten, ein Auge haben für korrupte Beamte, und eines für die stillen Herrscher der Unterwelt, denen man besser nicht in die Quere kam. Dann konnte man ein Heidengold verdienen.

    Ein Mann betrat einen Gauklerwagen, später noch einer - war das nicht der verhüllte Lautenspieler? Einer von beiden klirrte durch's Fenster samt Beute, der andere ging durch die Tür. So, so.
    Nelas folgte dem ersten unauffällig, er mühte sich ab mit der Kiste, bemerkte seinen Schatten gar nicht. Einmal musste Nelas zwischen Abfallkörbe hechten, als der Flüchtige sich unerwartet umdrehte. Hm, er operierte allein. Spätestens in einer Nebengasse wären Komplizen dazugestoßen, um die schwere Fracht abzunehmen, oder das Ding aufzubrechen und die Beute verschwinden zu lassen. Tzk tzk, ein Alleingang? Verdammt mutiges Kerlchen. Nach einiger Zeit fiel ihm auf, dass mit dem Flüchtigen etwas nicht stimmte - er sah fast aus wie der Tiermensch, der ebenfalls zur Gauklertruppe gehörte. Bestielt seine eigenen Leute? Spannend.

    Der Mann hatte seine Kiste versteckt, dachte er wohl. Während er sich davonmachte, schlich Nelas durch einen löchrigen Mauervorsprung und schlug eine alte Plane zurück. Vor ihm lag die versteckte Ware. Ein Lächeln huschte über seine Mundwinkel. Kurzerhand setzte er sich im Schneidersitz auf die Truhe und holte das stumpfe Brotmesser aus seiner Tasche, um sich die Fingernägel zu säubern.
    Mal sehen was der Kerl sagt, wenn er zurückkommt, gluckste er bei sich. Der Verlockung, die Kiste zu öffnen, widerstand er vorerst.

    Einmal editiert, zuletzt von Racshasa (10. Februar 2013 um 14:56)

  • Alam hatte Lauris innerhalb von wenigen Minuten gefunden und ihr im gemeinsamen Zelt alles erklärt. Zunächst war sie natürlich skeptisch gewesen, aber als sie dann nachgeschaut hatte, war alles so gewesen, wie Alam es beschrieben hatte. Ausserdem traute sie ihrem freund nicht zu, jemanden wegen Geldes zu meucheln, selbst wenn es so einen alten Gauner wie Ereon traf. Sie hatte Alam versprochen mit den Gauklern zu sprechen, während Alam sich um die Öffnung der Truhe kümmern würde.
    Alam war dazu nochmal in den Wagen gegangen und suchte nach dem Schlüssel. Ereon trug alle seine Schlüssel und Glücksbringer mit sich in der Tasche herum. Mit einem Schulterzucken nahm er alle Schlüssel mit, die er bei dem Toten finden konnte. Ansonsten ließ er alles, wie es war, denn falls irgendeiner wegen Alams Fehlen irgendeinen Fehlschluss treffen würde, dann könnte man es ja dem unbekannten Lautenträger zuschieben und Alam wäre aus der Sache raus.
    Der junge Mann machte sich auf den Weg zu dem Versteck der Truhe.

  • Nelas musste nicht sonderlich lange warten - und ein Dieb und Schmuggler war schließlich tagelanges Warten gewohnt - bis seine Neugier gestillt werden sollte. Er hatte sorgsam mit der Messerspitze den Kopf seiner Pfeife gesäubert, ohne das Holz zu zerkratzen und noch ehe er sich die Stiefel hatte ausziehen können, um auch noch die Zehennägel zu reinigen, hörte er schon eilige Schritte. Das Messer ließ er lieber verschwinden. Er rückte sich auf der Truhe zurecht. Raschel, raschel. Ah, das muss er sein. Der Einäugige kämmte sich noch einmal durchs Haar und setzte ein möglichst entwaffnendes Lächeln auf, als Alam um die Ecke bog.

    "Nah", raunte er, "Saigo ist'n diebesfreundliches Pflaster, was?"

  • aus Logond

    Die Sonne ging schon auf als Cifer sich auf einem der unzähligen Dächer der Stadt niederließ. Er war die ganze Nacht geflogen und unterwegs in einen Sturm geraten weshalb er total durchnässt war. Der Rabe nieste. Na toll er würde auch garnicht auffallen als einziger Rabe mit Schnupfen in dieser Stadt dachte er deprimiert.
    Aber hier hatte er bessere Gründe für seine Suche. Vielleicht war sein Vater ja als Gestaltenwandler bei diesem Fest aufgetreten und befand sich noch immer in der Stadt. Er würde einfach zu dem großen Platz fliegen und ein wenig lauschen was sich die Leute so über das Fest erzählten.

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    2 Mal editiert, zuletzt von Korus (11. Februar 2013 um 08:51)

  • Da saß doch tatsächlich einer auf Ereons Kiste, ein Auge verbunden und grinste ihn offen an.
    Gott, hört das denn nie auf, dachte Alam mit einem innerlichen Augenverdrehen, doch seine äußerliche Haltung verriet hoffentlich nur Anspannung.

    Alam wagte es nicht, näher zu treten.
    War dieser Kerl vielleicht ein Kumpel des merkwürdigriechenden Hünen?

    Wenigstens bot sich ihm hier in der Gasse ein wenig mehr Platz, als im Wagen des nun toten Ereon, sodass er schon mal einen kleinen Vorteil gegenüber des Menschen haben würde, falls es zum Kampf käme.

  • Cifer wusste nicht wie es passieren konnte aber plötzlich lag er mitten auf der gepflasterten Straße. Er war wohl aus Erschöpfung im Flug eingeschlafen. Wie peinlich. Deshalb machte er sich erst einmal zu Fuß auf die Suche nach einem Schlafplatz. Vielleicht in irgendeiner Ecke oder so. Leise fluchend trottete er weiter. Aber die Gasse dort vorne schien perfekt zu sein. Allerdings bemerkte er nicht die beiden Gestalten die sich dort befanden.

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    2 Mal editiert, zuletzt von Korus (11. Februar 2013 um 16:50)

  • Alam betrachtete den neuen Fremden. Sein Aussehen glich dem eines normalen Menschen, aber sein Verhalten war sehr locker. Er war zudem vom Aussehen her eindeutig älter als Alam. Aber er sah zum ersten mal jemanden, der die Haare mit einer seltsamen glänzenden Substanz nach hinten geordnet hatte. Wo war denn soetwas üblich.

    Der Akrobat hatte genug davon diesen Kerl zu betrachten.
    Er saß immerhin auf der Truhe, in der hoffentlich sein Geld und das der Gaukler verborgen lag. Lauris wartete sicherlich schon mit den anderen auf seine Rückkehr. Am Ende würden sie ihn noch der Unterschlagung bezichtigen.

    Einmal editiert, zuletzt von Lilienweiß (11. Februar 2013 um 22:14) aus folgendem Grund: An die Geschichte angeglichen, damit Rac nichts umschreiben muss ;)

  • Nelas beugte den Kopf etwas vor. Der junge Gaukler, er war sich jetzt sicher dass Alam zur Truppe gehörte, schien auf etwas zu warten. Zumindest hatte er auch nach einigen Sekunden noch nicht geantwortet.

    "Uh, dass das jetzt unerwartet für dich ist, kann ich verstehen", meinte der Einäugige verschmitzt und fuhr sich durchs ergrauende Haar. Trotz seines Alters strahlte sein Gesicht eine gewisse Härte und Erfahrung aus - aber Krähenfüßchen um das sichtbare Auge zeugten zumindest von regelmäßigem Lachen, fragte sich nur worüber.
    "...aber willst du nicht irgendetwas sagen, Junge?" Er lachte kurz auf. "Ich bin nunmal hier, und augenscheinlich ein besserer Stehler und Verstecker als du. Also, was ist in der Truhe?"

    Noch immer im Schneidersitz auf selbiger thronend verschränkte Nelas nun die Arme vor dem Bauch und sah Alam mit schiefgelegtem Kopf an.

  • "Ich bin kein Dieb!", sagte Alam mit trotziger Stimme. "Ich habe nur das sichergestellt, was den Gauklern und mir von einem alten Geizhals vorenthalten und mir beinahe von einem merkwürdigen Hünen abgenommen worden wäre!"

  • Jetzt bemerkte Cifer die Beiden.Doch anscheinend hatten Sie ihn noch nicht gesehen. Er schlug mit den Flügen flatterte ein Stück und klatschte wieder auf den Boden. Sinnlos, er war immer noch zu müde. Am liebsten wäre er ja gleich hier in der Gasse eingeschlafen, aber das war in gesellschaft dieser Leute wohl zu gefährlich

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  • Alam hatte das Flattergeräusch sehr wohl vernommen, doch er wagte es nicht, seinen Blick von dem Fremden abzuwenden, solange dieser wachsam auf der Truhe hockte.

  • Cifer beobachtete die Beiden und versuchte sie einzuschätzen. Vielleicht waren es zwei Diebe die während dem Fest eine Menge Beute gemacht hatten und nun in Streit geraten waren. Doch dann bemerkte Cifer das verbundene Auge des Mannes auf der Truhe. Er glaubte in Logond von ihm gehört zu haben. Ihm lag der Name wirklich auf der Zunge aber er wollte ihm einfach nicht einfallen.

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  • Alam hatte die Nase gestrichen voll.
    Seit er hier in Saigo war lief irgendwie alles daneben. Erst wurde beinahe eines der Kinder von irgendeinem rachsüchtigen Kerl verfolgt und Lauris hatte sich in die Sache eingemischt, um dem Kind zu helfen.
    Dann hatte er den toten Ereon gefunden. Als er dessen Schatztruhe endlich in dem Wohnwagen ausfindig gemacht hatte tauchte der fremde Hüne wieder auf und bezichtigte ihn des Mordes und nun kam dieser Kerl dazu und und und...
    Alam fand irgendwie keine Worte mehr. Die ganze Situation nervte ihn, dass sogar sein Ohr zuckte, was äußerst selten vorkam.

    Ohne weiter auf eine Reaktion von dem Kerl zu warten, schritt er mit ernster Miene auf diesen zu. Er musste die Truhe zu den Gauklern zurückbringen!

  • Es hatte ganz den Anschein als wollte der Katzentyp auf den auf der Truhe losgehen. Cifer überlegte. Wenn sich die Beiden umbrachten hatte er endlich Ruhe und dazu eine Kiste voll Geld. Gut, er könnte nicht die ganze Kiste mitnehmen aber er könnte sie immerhin verstecken bis er wieder normal war. Außer die Stadtwache würde auf die Beiden aufmerksam werden und sie samt Truhe mitnehmen. Vielleicht gab es noch einen anderen Weg an die Truhe zu gelangen.

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  • Nelas hatte sich mit seiner Antwort zeitgelassen, bis Alam fast vor ihm stand. Noch immer trug er sein Laecheln wie eine Maske. "Ich habe dich mit dem Ding fluechten sehen - dein Glueck uebrigens, dass die Patroullie vom alten Tazogh vorher abgebogen ist, als du deine Beute quer an der Wachtaverne vorbeigeschleift hast." Er fuhr sich durchs Haar, als haette er Alams Blick bemerkt. "Und zurueck auf den Markt wuerde ich jetzt auch nicht, denn eure Schau endet und wenn sich die Menge verteilt und der traditionelle Wachwechsel am Brunnen stattfindet", hier machte Nelas ein langgezogenes 'hmmmm', "dann holt dich der Katzenfaenger. Pardon, nur eine Redensart."

    Er sprang leichtfuessig von der Kiste. "Also komm', ich helfe dir das Teil wegzuschaffen, und du bedankst dich spaeter." Verschwoererisch beugte er sich vor. "Tu nicht 'rum, Junge. Weisst du, ob du noch mehr Zeugen als mich und den Buckeligen mit der Laute hast?"

  • Alam blieb stehen.
    Was war, wenn der Typ mit dem Wachwechsel recht hatte. Aber eigentlich war es noch relativ unwahrscheinlich, dass jemand den Toten im Wagen gefunden hatte. Und wer konnte Alam garantieren, dass die Gaukler Lauris trauten, selbst wenn sie schon Jahre lang bei der Truppe war. Und eventuelle weitere Zeugen!?
    Ach du Schande, wo bin ich da nur reingeraten?
    Alam hätte am liebsten die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen.

    "Also gut.", sagte er zu dem Fremden.
    Das mit dem Katzenfänger hab ich mal überhört!

  • Sie würden die Kiste also wegbringen. Der Rabe richtete sich auf und räusperte sich. Bei dem was er gehört hatte schien es auch um einen Mord, oder zumindest einen Toten zu gehen. Cifer hoffte bloß das das genug Hintergrundwissen war.

    “Mann, in der Sache hasst du viele Zeugen.“

    Der Name des Anderen war ihm immer noch nicht eingefallen aber er war so sicher von ihm gehört zu haben.

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  • Alam fuhr erschrocken herum, konnte so auf die Schnelle jedoch niemand weiteres in der Gasse entdecken. Wer kam schon auf die Idee nach einer sprechenden Krähe ausschau zu halten.

  • Cifer musste sich ein Lache verkneifen als er den verwirrten Gesichtsausdruck des Typen sah. Die meisten Leute rannten erschrocken weg oder ignorierten ihn.
    “Ja genau hier unten. Wohin wollt ihr das schwere Ding denn bringen? Zu deinen Gaukler Freunden?“ Er nickte in Richtung des Mannes.“ Du denkst doch wohl nicht ernsthaft, das er das zulässt?“

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    Einmal editiert, zuletzt von Korus (14. Februar 2013 um 17:45)

  • Nelas hatte auf Alams Einlenken hin kurzerhand mit angepackt, nachdem er - sehr elegant - von der Kiste gesprungen war. Dem Gauklerjungen dürfte aufgefallen sein, dass sein selbsternannter Komplize ihn interessiert musterte. Zunächst aber machten sie sich ohne große Worte daran, die Truhe des Gaukler-Anführers in eine bequeme Trageposition zu wuchten.

    Nelas trug am vorderen Ende, schließlich würde er auch die Route bestimmen, die sie hoffentlich an den Patroullien der Stadtwache vorbeiführen würde.

    "Hast du etwas gesagt?" Der Mann mit der Augenbinde drehte sich zu Alam herum. Als er den Schrecken auf dessen Gesicht bemerkte und erneut die krächzige Stimme ertönte, hielt er an. "Hast du'n Kobold in der Kiste gefangen? Junge! Das verkompliziert die Dinge", sagte er trocken, als wäre dies nichts all zu ungewöhnliches. Allmählich schien aber auch er vom Fleck kommen zu wollen - zwar war er äußerlich nach wie vor ruhig, sah sich aber mit zunehmend mürrischerer Miene ruckartig um. "So oder so - wir müssen schnell weiter."