Seelentanz und Dunkelherz - Textfragmente

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 2.671 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (31. Dezember 2016 um 13:49) ist von Shaylee.

  • Hier möchte ich gerne Texte sammeln, die nicht recht ein Gedicht, aber auch keine Geschichten sind.

    Sie sind eben, was sie sind.
    Fragmente, Gedankenfetzen, Wortkonglomerate.
    Ohne Struktur, ohne Sinn.

    Dafür echt ...

  • Dunkel!
    Um mich herum nur Dunkel!

    Eine Masse an zäher, schleimiger Dunkelheit.
    Schwarz umwabert sie mich, klammert sich an mich, krallt sich in meine Seele.
    Sie lockt, sie schmeichelt, sie bettelt, sie fleht.
    Dann, gerade als ich nachgeben, zu ihr kommen will – Ein Licht.
    Ein lachendes Licht, voller Wärme, ganz nah.
    Ich kann es greifen dieses Mal.
    Fast.

    Dann:

    Dunkel!
    Um mich herum nur Dunkel!
    Und ab und an ein Licht...

  • Da sitzt du, alter Mann.
    Erwartest Vertrautheit, wo du nie welches schufst.
    Erwartest Nähe, wo du immer zurück stießest.
    Erwartest...

    Irgendwie alles und hast doch kein Recht.
    Nicht darauf.
    Eigentlich auf nichts.

    Du bist gegangen als gäbe es uns nicht.
    Hast nicht gekämpft, hast es leicht gewollt.

    Nun hast du es leicht, bist frei von allem.
    Und das gefällt dir nicht.
    Aber was tust du?

    Du sitzt da, alter Mann.
    Forderst Vertrautheit, wo es keine gibt.
    Forderst Nähe, die niemals da war.
    Forderst...

  • Ich hoffe, es handelt sich nur um eine teporale Winterdepression und ist kein Dauerzustand! Das liest sich alles furchtbar traurig. Ich finde übrigens, das taugt als Gedicht - die Zeiten, wo Gedichte sich reimen müssen haben wir ja schon im Sturm und Drang überwunden. ;)
    Klingt auch sehr autentisch. Gerade jetzt zur Weihnachtszeit beklemmend - der abwesende, kalte Vater? Oje oje! Da möchte man dich einfach in den Arm nehmen (und das sage ich, ohne dich zu kennen. Und ein großer Umarmer bin ich weiß Gott nicht!). Das hat mehr Gefühl als so manches "Reim-dich-sonst-fress-ich-dich-Gedicht". Ganz schön mutig von dir, dein Innerstes so zu offenbaren!

  • Am Rande stehend,
    Im Schatten verborgen,
    Strecke ich die Hand aus.

    Sacht streicht Lachen darüber,
    Freundschaft streichelt sie sanft,
    Zuneigung küsst meine Fingerspitzen.

    Ich spüre, wie die Wärme die Finger liebkost
    spüre, wie sie zart die einzelnen Glieder umspielt,
    spüre die Hoffnung, die darin verborgen liegt.

    Betrachte das schimmernde Licht darin,
    das quälend langsam verschwindet.
    und wieder zurückkehrt zu euch.

    Ich ziehe die Hand zurück,
    im Schatten verborgen,
    am Rande stehend.

  • Ich finde das ziemlich genial. So sehr, dass ich mich frage, warum du es hier eingeordnet hast - das ist doch ein gut durchdachter, fein arangierter - allein schon das Bild vor dem Lesen -, in sich geschlossener Text und somit kein Fragment. Viel Gefühl, das erst mit der länge der Verse anschwillt und dann mit ihnen wieder geht. Das Licht und die Wärme nimmt erst zu, geht dann wieder zurück. Enttäuschte Hoffnung scheint ein wichtiger Punkt deiner Gedanken zu sein. Mir hat ja schon gefallen, was du bisher hier reingestellt hast, aber das ist bisher dein Meisterstück!

  • @Windweber Es freut mich sehr, dass dir dieser Zusammenhang aufgefallen ist :) ... Warum ich es hier eingestellt habe. Hmm, vielleicht, weil ich es nicht als Gedicht sehe oder als richtiges "Ding". Es schien mir eine Art Gedankenfetzen zu sein, aber du hast eigentlich recht, es wirkt ziemlich fertig. Naja, nun steht es hier und das ist auch okay :)

    Und hier einige Gedanken von gestern Nacht (drei Uhr -.-')

    Stille...
    Bumm!
    Was war das? Hast du das gehört?
    - Da war nichts!

    Stille ….
    Bumm! Bumm!!
    Da! Da war es wieder. Das musst du doch gehört haben!
    - Da ist nichts! Das bildest du dir ein.

    Stille …....
    Bumm! Bumm!! BUMM!!!
    Also, das ist ja jetzt wirklich nicht zu überhören. Ich gehe gucken, wer das ist.
    - Mach das nicht! Was, wenn es unsere Träume sind?
    Na, dann lassen wir sie rein.
    - Ja, und nachher weinst du wieder.

    Stille!

  • Angst!

    Unendliche, schmerzende, kreischende Angst.
    Der Anruf – Ich liebe dich, sei vorsichtig.
    Dann Tränen!
    Komm heim zu mir, komm bitte heim.
    Sei beschützt, sei behütet.
    Nimm mich in den Arm, sag mir, dass alles gut wird, dass dir nichts passieren kann.
    Ich bete.
    Still.

    Voller Angst.

    Mein Mann arbeitet ausgerechnet heute ausnahmsweise in der Nähe vom Breitscheidplatz.
    Ich habe Angst - das ist ein Ausdruck dessen. Tut mir leid, wenn es vielleicht unpassend ist, aber ich fange an zu schreien, wenn ich diese Gefühle nicht loswerden kann.

  • Ich kann dich so gut verstehen, @Shaylee! Ich selbst war gestern kurz vorm Herzinfarkt, weil meine Trauzeugin auf dem Weihnachtsmarkt war. Glücklicherweise ist sie kurz vorher heim gegangen, aber die Minuten, bis ein "alles okay" per WhatsApp kam, waren mit die schlimmsten.
    Wie das ist, wenn es auch noch der eigene Mann ist, um den man bangen muss, will ich mir gar nicht vorstellen...

    Sometimes, you read a book and it fills you with this weird evangelical zeal, and you become convinced that the shattered world will never be put back together unless and until all living humans read the book.

  • Danke, liebe Phi.
    Mir fehlen immer noch ein wenig die Worte, aber ich denke, das geht vielen so. Nicht nur, dass sie sprachlos sind, sondern dass sie gestern Angst um jemand Lieben hatten. Ein bisschen tut es mir leid, dass ich dem hier Ausdruck gegeben habe, wo es eigentlich nichts zu suchen hat, aber ich wusste mir gestern nicht anders zu helfen.
    Umso mehr danke ich dir für deine mitfühlenden Worte.
    Liebe Grüße
    Shaylee

  • Silvestergedanken


    Ein Jahreswechsel.
    Ein Wechsel der Jahre.
    Oder ein Jahr des Wechsels?

    Was wird es bringen, das neue Jahr?

    Verzweifelte Hoffnung?
    Altbekanntes Neues?
    Kraftlose Stärke?

    Immer weiter – muss, muss, muss.
    Weiter, weiter, weiter.
    Neues Jahr, neues Glück, neue Hoffnung, neues Leben
    immer weiter, weiter, weiter streben.
    Nicht stoppen, nicht schauen, nicht ruhen, nicht rasten.
    Immer nur weiter durchs Leben hasten.

    Atme nicht ein, denke nicht nach, bloß nicht denken.
    Denken ist der Tod.
    Wer denkt, der schafft nicht mehr.
    Wer denkt, erkennt.
    Wer denkt, der denkt.
    Und denkt...
    ...und denkt.

    Verzweifelt!
    Und hofft!
    Und glaubt!
    Und fürchtet!

    Und kämpft!
    Weil es keine Option gibt.
    Dieses Jahr nicht und auch nicht im nächsten.
    Ein Wechsel der Jahre.
    Vielleicht ein Wechsel.

    Einmal editiert, zuletzt von Shaylee (1. Januar 2017 um 01:39)