Return to the Roots - Rückkehr zu den Wurzeln

Es gibt 225 Antworten in diesem Thema, welches 45.560 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (4. November 2014 um 09:40) ist von Sabrina.

  • Simon floh aber er wusste nicht warum. Ihn beherrschte nur noch der eine Gedanke. So viel Entfernung wie nur möglich zwischen sich und seine Kammer zu bringen. Weg von der Kranken die sein inneres Gleichgewicht durcheinander brachte. Dabei hatte sie nur im Fieberwahn einen Namen geflüstert. Doch es war dieser Ausdruck in ihren Augen, der ihn so tief berührte. Simon schluckte an dem Kloss in seiner Kehle, senkte den Kopf damit niemand sein von Narben entstelltes Gesicht sehen konnte. In der Eile hatte er nicht mehr an die Ledermaske gedacht, die auf der Truhe lag. Doch für nichts und Niemanden auf dieser Welt, würde er jetzt zurück in seine Kammer gehen. Zuerst musste er sich darüber klar werden, was ihn so aus der Bahn geworfen hatte. Sein Herz schlug im Tempo eines galoppierenden Pferdes und seine Finger zitterten. Wieso brachte ihn diese Frau so durcheinander? Er drückte sich in eine schattige Nische im Gang um einer Magd Platz zu machen, die ihm entgegen kam. Nicht schnell genug wie an ihrem entsetzten Gesichtsausdruck merkte. Wieder einmal wurde Simon das ausmaß seiner Entstellung bewusst. Du bist ein Monster, eine Ausgeburt der Hölle in ihren Augen. Ausgestoßen und das wird auch nie anders sein!
    Verdammt Simon, sie ist eine Frau, noch dazu eine Nonne! Doch dieser Appell an sich selbst zeigte keine Wirkung. Simon erreichte den Durchgang zur Halle. Nach dem Abendmahl hatten sich die Tische geleert. Nur noch vereinzelt saßen Männer an den vorderen Tischen. Simon war nicht nach Gesellschaft zumute, deswegen setzte er sich an einen der leeren Tische. Eine Magd brachte ihm ungefragt einen Becher mit verdünnten Wein und Simon stürzte ihn die Kehle hinunter. Simon verzog das Gesicht. Der Wein denn man Ausschenkte war Verschnitt der schlimmsten Sorte. Beinahe schon Essig. Dennoch erfüllte der Wein seinen Zweck. Seine Anspannung ließ nach. Er fühlte sich besser. Wieder kehrten seine Gedanken zu der Frau zurück. Ihr Blick, das aufflammen der Gefühle darin, jene verzweifelte Hoffnung, hatte sich in seinen Erinnerung gegraben. Er hatte ihre tiefe Verzweiflung gefühlt, die Zerrissenheit und dann die Erkenntnis. Doch er war es nicht! Er war nicht dieser… Robin… Dies alles entsprang ihren Fieberphantasien, dabei hatte Simon geglaubt ihr Fieber wäre in den letzten Stunden gesunken…
    Er stutzte und starrte auf die grob bearbeitete Tischplatte. Er hatte sich nicht geirrt. Ihre kühle Stirn, die trockene Haut alles sprach dafür. Auch Ihr Blick mit dem Sie ihn angesehen hatte war klarer als sonst gewesen. Simon straffte die Schultern. Er musste sich selbst davon überzeugen und das ging nur auf eine Weise. Fest presste er die Lippen aufeinander. Noch einmal würde er sich nicht aus der Fassung bringen lassen. Er stand auf, verließ die Halle und strebte seiner Kammer zu. Doch er kam nicht weit. Nach einigen Schritten viel ihm bereits auf, dass er Schwierigkeiten hatte das Gleichgewicht zu halten. Der Boden schien zu schwanken und jeder Schritt viel ihm schwerer. Er stützte sich an den Wänden ab und schleppte sich Schritt um Schritt weiter. In seinem Rücken vernahm er ein Geräusch, doch es war zu spät um zu reagieren. Etwas traf ihn hart im Nacken. Bewusstlos sackte Simon zusammen.

    Mehr aus meiner Feder: Gefangen im High Fantasy Bereich.

    Der Tag an dem alles begann findet ihr im Urban Fantasy Bereich auf fleißige Leser. ^^

  • Seeehr spannend.....ich lechze nach mehr, das nächste bitte. :D

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

  • Danke dir melli, aber so schnell kann ich nicht sonst leiden alle die meine Geschichte lesen. Rechtschreibung und Co! :D
    Korrektur lesen muss schon sein. Da denkt man häufiger "Wo war ich da nur in Gedanken? Häh, was heißt den das?"
    Kennt ihr sicher alle! Also immer schön langsam.

    Zur Story geht es nicht mehr so langgezogen weiter. Lasst euch nicht verwirren das einige Personen mit anderen Namen angesprochen werden.
    Will Scarlet zum Beispiel wird mal Will oder Scarlet genannt. Zu seiner Geschichte später mehr. Robert of Huntington wird auch als Robin angesprochen, was sowohl eine Abkürzung seines Namens ist. Als auch daher kommt, das er der Nachfolger Robin Hoods ist und sich ebenso nennt. Etwas verwiirend ich weiß. Um beide auseinander zu halten, nenne ich ihn immer Robert. Also nicht wundern.
    Zu Simon ist zu sagen, dass er noch so einige Seiten an sich erkennen wird, die ihm garnicht passen! Hat mir viel Spass gemacht, diesen Charakter auszubauen.
    Wenn ihr Fragen und Anregungen habt, schreibt sie mir. Bin immer offen dafür.
    Viel Spass weiterhin! :D

    Vor Erschöpfung war Marion irgendwann eingeschlafen, als jemand sie unsanft an der Schulter rüttelte. Mit einer Hand unterdrückte man ihren Aufschrei. Wills angespannte Miene über ihr, sagte mehr als viele Worte. „Hallo Marion!“ Er musterte sie besorgt. „Kannst du aufstehen?“ Sie war zu verwirrt um ihm zu antworten. Was in Gottes Namen wollte Will denn hier? Und wo bin ich? Er las ihr die Verwirrung an den Gesichtszügen ab, denn er wartete nicht auf eine Antwort. Seine kühle Hand legte sich auf ihre Stirn. „Hat Sie noch Fieber?“ Er drehte den Kopf zu einer zweiten Gestalt hinter ihm. „Ich nehme es nicht an. Sonst hätte der Hauptmann Sie nicht alleine gelassen.“ Die weibliche Stimme kam Marion nicht bekannt vor.
    „Ihre Stirn ist kühl. Vielleicht ist Sie auch nur verwirrt. Marion weißt du wer ich bin?“ Marion schluckte trocken und nickte. „Will….“ Ein Grinsen huschte über sein angespanntes Gesicht. „Na also, meine Schöne! Bringen wir dich erst einmal in Sicherheit.“ Er wickelte sie in die Decke und nahm sie auf die Arme. Marion schlang ihre Arme um seinen Hals. Ihr Kopf fühlte sich an, wie in Watte gepackt. Sie lehnte ihn an Wills Brust und überließ sich wieder ihrer Schwäche. Die fortwährende auf und ab seiner Schritte schläferte sie ein.

    Will presste fest die Lippen zusammen. Ihr Körper war so leicht wie eine Feder. Er spürte ihre spitzen Knochen durch die Decke und ihre flachen Atemzüge machten ihn unsagbar wütend. Robert wartete am Eingang zu den Unterkünften. Sein blondes Haar leuchtete in der Dunkelheit. Will sah das er sich nach allen Seiten umsah, in lauernder Haltung, bereit sie alle zu warnen, wenn es nötig war. Will hörte sein erleichtertes Aufatmen, selbst auf die große Distanz, als er ihn erkannte. „Was ist mit Ihr?“ Seine Stimme war vor Angespanntheit rau. „Sie lebt!“ Roberts Schultern sackten nach unten. „Herne sei Dank! Was ist mit dem Hauptmann?“ Mit einem grimmigen Grinsen antwortete Will ihm auf diese Frage. „Wird morgen mit gehörigen Kopfschmerzen aufwachen. Marie hat ihm einen Schlaftrunk gebraut der selbst einen verletzten Eber einschläfern würde. Zur Sicherheit hab ich ihm noch eins übergezogen!“ Roberts Hand zuckte nach vorn, um Marion eine rote Locke aus der Stirn zu streichen. Will seufzte ungehalten. „Dafür ist später noch Zeit! Wie weit sind die Anderen?“ Wills Worte zeigten Wirkung den Robert straffte die Schultern. „Alles vorbereitet! Sie warten nur noch auf unser Zeichen.“ Will drückte Marions schlaffe Gestalt fester an sich. „Dann los!“ Robert trat weiter ins Licht und schwenkte den Arm. Auf der gegenüberliegenden Seite wurde ein Licht entzündet, dann zischten brennende Pfeile über die Burgmauer. Direkt in den eigens dafür abgestellten Karren mit Stroh. Augenblicklich fing es Feuer. Rufe wurden laut, die Wachen schlugen die Alarmglocke. Das Burgtor wurde geöffnet um den Einwohnern der Stadt zu ermöglichen beim löschen des Feuers zu helfen. Robert wartete noch einige Minuten, bis der Qualm des brennenden nassen Strohs gute Deckung bot, dann gab er Will das Zeichen. Niemand achtete im Chaos auf die zwei Gestalten die die Burg auf diesem Weg verließen.

    „Na los macht schon!“ Wie durch dichten Nebel hörte Simon die Worte, ehe ihn der kalte Wasserschwall traf. Prustend kam er zu sich. Sofort fuhr seine Hand an den Kopf. Der Schmerz war so intensiv, dass er das Aufstöhnen nicht unterdrücken konnte. „Seht ihn euch an! Wohl zu viel getrunken, Hauptmann?“ Höhnisches Gelächter folgte. Jeder Laut schnitt Simon ins Gehirn. „Hoch mit Ihm! Den Sheriff wird es brennend interessieren, dass wir Ihn gefunden haben! Und vor allem wo!“ Hände zehrten ihn hoch und ihm viel es schwer das Gleichgewicht zu halten. Seine Umgebung drehte sich im wilden Reigen. Dennoch bekam Simon eine wage Vorstellung wo er sich befand. Grob bearbeitete Holzwände, eine Tor das in der Halterung quietschte, der Geruch nach frisch beschlagenem Holz… Er kam an einem Holzklotz vorbei in dem ein Beil steckte. Ein Schuppen? Wie kam er hier her? Verwirrt wischte er die Holzspäne von seinem Wams. Die Männer grölten, machten sich einen Spaß daraus in Richtung Ausgang zu stoßen. Simon hatte einen widerlichen Geschmack im Mund. Er rieb sich mit der Hand über die Augen um seine Sicht zu klären, doch alles blieb verschwommen und unscharf. Verdammt, was ist passiert? Seine Gedankengänge waren zähflüssig und reihten sich nicht wie sonst aneinander, sondern nur bruchstückhaft. Teilweise fehlten sie ganz. Das Letzte woran er sich erinnern konnte war, dass er seine Kammer verlassen hatte. Warum und wieso, wusste er nicht mehr. Irgendwann hatte ihn ein Schlag in den Nacken getroffen. Er tastete mit den Fingern nach seinem Nacken und fand die Schwellung. Gleichzeitig wunderte er sich über den scharfen Rauchgeruch, der in der Luft lag. Was war hier passiert? Er blinzelte ins grelle Sonnenlicht, als die Männer ihn in den Hof stießen. Ernste Gesichter blickten ihm entgegen und wichen zur Seite, machten ihm damit Platz. Seine Augen gewöhnten sich schnell an die Helligkeit obwohl sein Kopf noch immer dröhnte. Der Hof war verwüstet. Halb verkohlte Balken lagen rund um den Platz verstreut. Noch immer stiegen vereinzelt Rauchfahnen auf. Ein Feuer? Und wieso war es Tag? Er war sich sicher, dass er am Abend die Kammer verlassen hatte. Was war in den letzten Stunden geschehen? „My Lord Sheriff? Wir haben Ihn gefunden!“ Die Gasse teilte sich und gab den Blick auf den Sheriff frei, der in einigen Metern Entfernung stand. Sir Guy of Gisburne hatte ihm den Rücken zugedreht. Jetzt wendete er sich langsam um. In den eiskalten blauen Augen blitzte es wütend. Simon sah den Kinnmuskel des Sheriffs zucken. Sein Kopf wurde zunehmend klarer. „Ah, mein Hauptmann! Wir nahmen schon an ihr wärt auf und davon. Besonders….“ Die Stimme steigerte sich zu einem schreien. „..da wir euch nicht finden konnten!“ Jetzt hüpfte der Adamsapfel des Sheriffs auf und ab und sein Gesicht zeigte ein unnatürliches Rotfärbung. Die Adern auf seiner Stirn traten deutlich hervor. „Wo zum Teufel wart Ihr?“ „My Lord Sheriff, wir haben ihn im Holzschuppen gefunden!“ Ein Raunen ging durch die Menge. Simon konnte fühlen, wie sich die Aggressionen um ihn herum ballten. Die Menge machte dem Sheriff Platz. Dicht vor Simon blieb er stehen. Er konnte seinen Atem auf dem Gesicht fühlen. „My Lord, ich…“ Simon setzte zu einer Erklärung an, doch er kam nicht dazu. Der Schlag traf ihn unerwartet und hart. „Ihr habt versagt, Hauptmann. Ich habe Euch gewarnt! Jetzt werdet Ihr dafür bezahlen!“

    Ende Drittes Kapitel

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  • Gratuliere! Beide Teile sehr gelungen. Und ich fieber schon wieder dem nächsten entgegen. Jedenfalls hast du meine anfänglichen Zweifel, ob ich mich noch mal für Robin Hood begeistern könnte, ausgeräumt. JA, kann ich. Wenn du ihn schreibst :thumbsup:

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

  • Viertes Kapitel

    „Legt Sie dort hin!“ Tuck runzelte besorgt die Stirn. Er hatte aus Moos, Gras und Heu ein weiches Lager für Marion vorbereitet. Jetzt breitete er die Decke darüber, ehe Will Marion darauf ablegte. Sofort viel ihm auf, wie schmal und zerbrechlich sie wirkte. Ihre Augen waren geschlossen. Dunkle Schatten zeichneten sich unter ihren Lidern ab. Ein kalter Schweißfilm glänzte auf ihrer gefurchten Stirn. Tuck kniete sich an ihre Seite. „Aye meine Blume kannst du mich hören? Ich bin es Tuck!“ Ihre Lidern flatterten öffneten sich aber nicht. Dafür begannen ihre Lippen sich zu bewegen. Tuck beugte sich weit nach vorn um etwas zu verstehen. „Wo… wo ist er? Er ist es! Seine Augen…“ Sie wiederholte die Worte immer wieder, flüsternd mit rauer Stimme. „Was ist mit Ihr?“ Robert kniete sich neben ihn. Tuck legte seine Hand auf Ihre kühle Stirn. „Sie ist erschöpft Robert, lass Ihr Zeit sich zu erholen. Das Fieber ist am abklingen. Jetzt braucht Sie Ruhe, um wieder zu Kräften zu kommen.“ Roberts Miene spiegelte seine aufgewühlten Gefühle. Tuck unterdrückte ein tiefes Seufzen. Ihr Anführer hatte es nie verwunden das Marion sich für das Klosterleben entschieden hatte. „Komm, Robin. Wir können nicht viel tun als abzuwarten.“ Sanft zog er Robert auf die Füße. „Von wem redet Sie, Tuck?“ „Ich weiß es nicht. Anscheinend spricht Sie im Schlaf.“ Er zog Robert mit sanfter Gewalt zum Feuer.
    Marion lauschte auf die sich entfernenden Schritte. Sie hatte den Wortwechsel nur Bruchstückhaft verstanden. Jede Bewegung bereitete Mühe und die Augen zu öffnen war unmöglich. So lauschte sie auf die Geräusche in ihrer Umgebung. Das rascheln von Blättern, dass knistern eines Feuers, leise Stimmen die sich unterhielten. Es kam ihr so vor, als wäre sie in der Zeit zurück gereist. Sie brauchte nur die Augen zu öffnen und alles würde sich in Nichts auflösen. Dann wäre sie wieder in ihrer Kammer in Helstett. Ein anderer Gedanke, der in ihrem Gehirn aufblitzte, nahm ihr den Atem. Sie war wieder in dieser anderen Kammer, spürte die Decke und die feuchten Tücher auf ihrem nackten Körper, sah das Gesicht… Von Narben entstellt. Umrahmt von dunklem Haar. Nur verschwommen nahm sie seine Gesichtszüge war. Es waren seine Augen, die sich in ihre Erinnerung eingebrannt hatten. Augen in der Farbe von sattem grün, in deren Tiefe goldene Funken stoben. Augen die sie niemals vergessen würde. Robins Augen…
    Sie hörte ihr eigenes Aufschluchzen. Robins Bild tauchte aus den tiefen ihrer Erinnerung auf. Groß, schlank, die Haare Schulterlang, mit entschlossenem Gesichtsausdruck. Das energische Kinn nach vorn gereckt. Seine Augen funkelten dabei. So hatte sie ihn zum letzten Mal gesehen. Auf dem Hügel… Der Schmerz rollte über sie hinweg und schwemmte alle anderen Gefühle mit sich fort. Übrig blieb nur die Verzweiflung und eine tiefe Leere. Sie hatte ihn verloren. Verloren für immer! Und doch diese Augen….

    Simon presste die Lippen zusammen. Die Wut hatte sich wie ein Kloss in seiner Kehle zusammen geballt, gleichzeitig schnitt jedes Geräusch wie ein Messer in sein Gehirn. Man hatte ihm die Handgelenke auf dem Rücken zusammen gebunden. Eine weitere Schlinge lag um seinen Hals und war mit den Fesseln auf seinem Rücken verbunden. Wie ein Schwerverbrecher musste er das über sich ergehen lassen. Auf Anordnung des Sheriffs! Es diente einzig und allein dem Zweck, ihn vor der versammelten Besatzung von Nottingham zu demütigen. Der Sheriff stand nicht weit von dem Platz entfernt. Simon brauchte den Blick nicht heben um zu wissen, dass der Sheriff ihn mit Blicken taxierte. Inzwischen wusste Simon was in der Nacht zuvor geschehen war. Man hatte ihn überwältigt, wie auch immer, ihn in den Schuppen geschleift und anschließend die Nonne aus seiner Kammer befreit. Der letzte Punkt war auch der ausschlaggebende Grund für seine Bestraffung jetzt. Der Sheriff hatte ihm die Verantwortung für die Gefangene übertragen und somit war auch er der Hauptschuldige an dem Feuer, dass die Angreifer als Ablenkungsmanöver belegt hatten. Wäre er zur Stelle gewesen, hätte er das Feuer verhindern können. So aber war ein Karren mit Stroh in Brand geraten. Das Feuer hatte um sich gegriffen. Ein kleinerer Stall war abgebrannt und zwei andere Gebäude brauchten ein neues Dach. Seine Schuld! Simon biss sich so fest auf die Unterlippe, dass er Blut schmeckte. Er trug die Verantwortung für dieses Chaos. Von ihm hätte es verhindert werden können. Doch er hatte sich reinlegen lassen, wie ein unerfahrener Tölpel! Und das machte ihn unglaublich wütend, auf sich selbst. Noch nie war er ein Mensch gewesen, der halbe Sachen akzeptierte, nur die volle Leistung zählte. Und bei diesem Auftrag hatte er auf ganzer Linie versagt, gestand er sich ein. Der Sheriff trat jetzt nah an ihn heran. „Simon of Lincoln, Ihr seid die längste Zeit Hauptmann dieser Burg gewesen. Da Ihr euren Pflichten mir gegenüber nicht nach gekommen seid, verurteile ich euch hiermit zu zwanzig Rutenschlägen. Weitere zehn erhaltet Ihr wegen des Feuers, was ihr hättet verhindern können! Fangt an!“ Er wurde auf die Beine gezehrt, zum Schandpfahl gebracht. Hier musste er sich abermals hinknien. Seine Fesseln wurden gelöst, nur um ihm Wams und Hemd aus zu ziehen. Er leistete keinen Widerstand, als man ihn an die gekreuzten Balken fesselte. Je ein Hand- und Fußgelenk an eine der Enden der gekreuzten Balken. In das Holz waren Eiserne Ringe eingelassen an die er jetzt gefesselt wurde. Simon kannte diese Prozedur aus mehrmaliger Erfahrung. Nur diesmal war er es, der bestraft wurde. Er hörte das Raunen der Menge. Sein Rücken war ebenso von Narben entstellt wie sein Gesicht. Und jetzt, mit dem Rücken zur Menge konnte jeder seine Entstellung sehen. Das Summen in seinem Kopf, wurde mit jeder Minute stärker und er spannte die Rückenmuskulatur an. Bilder drängten in seinen Geist und Simon kämpfte dagegen an, obwohl er bereits wusste, dass er diesen Kampf verlieren würde. Er spürte die Vibration unter seinen Füßen, als jemand in seinem Rücken das Holzpodest betrat. Zischend fuhr die Rute durch die Luft. Sein Kopf schmerzte immer mehr. Mit angehaltenem Atem wartete Simon auf den ersten Schlag und den darauffolgendem Schmerz. Als der Schmerz dann einsetzte war es als wenn sein Kopf, in zwei Teile gespalten wurde. Eine Flut an Bildern brach über ihn herein und er hatte nicht mehr die Kraft sich dagegen zu wehren.

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  • Ich finde es hammer wie du deine Geschichte rüber bringst man kann sich direkt hineinversetzen weiter so :D

  • Vielen lieben Dank euch beiden.
    Tja wie gesagt, wenn ich nicht langsam Korektur lese wird es etwas chaotisch von der Rechtschreibung!
    Freut mich das du die Geschichte gut findest, Lakostus! :D
    Hofe du wirst bei lesen der Geschichte Teil des ganzen, so soll es sein!
    Willkommen im Sherwood! :thumbsup:

    Sabrina

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  • Simon fand sich auf einem Hügel wieder. Weniger als hundert Yards entfernt sah er Soldaten. An vorderster Front ritt der Sheriff. Er erkannte es an der goldenen Kette, die das Sonnenlicht reflektierte, außerdem trug er einen kostbaren Mantel mit bestickter Borte. Selbst auf die Entfernung erkannte er, das hassverzehrte Gesicht von ihm. Simon wartete auf die Erkenntnis wer dieser Sheriff war. Ein Name zugehörig zu diesem hassverzehrten Gesicht aber das Erkennen blieb aus. Er kannte diesen Mann nicht! Er war ihm völlig fremd. Simon zählte die Anzahl der Männer, die den Sheriff umringten. Zweiundzwanzig, die meisten zu Fuß, mit Speeren bewaffnet, andere hielten Armbrüste im Anschlag. Was für eine Übermacht, besonders da er allein auf diesem Hügel stand. Die Sonne ging blutrot in seinem Rücken unter. Sie verlieh der Landschaft etwas Unwirkliches.
    „Los holt Ihn!“ Hörte er den Sheriff schreien. Triumph lag in seiner Stimme. Simon war nicht überrascht den Langbogen in seiner Hand zu finden. Schon viele andere Male, wenn ihn die Bilder überwältigten, hatte er diese Waffe in seinen Händen gehalten. Die Waffe eines Angelsachsen! Tief einatmend nahm er einen der Pfeile aus dem Kocher. Denn Rest schleuderte er von sich weg. Denn Pfeil und legte er auf die Sehne. Genau in diesem Augenblick wurde ihm bewusst, dass er sterben würde. Jetzt und hier! Die Einsicht traf Simon wie ein Schlag ins Gesicht. Dennoch fühlte er nichts als Ruhe, als er den Bogen spannte, weit hoch über die Köpfe der Soldaten hinweg zielte. Der Pfeil verließ zischend die Sehne. Er folgte ihm mit dem Blick, bis er in weitem Bogen, hinter den Soldaten verschwand. Dabei dachte er nicht an seinen Tod, sondern an all die Menschen, die er zurücklassen würde. Er hatte nicht vor, weiter zu kämpfen. Das war ein weiterer Schlag für Simon. Obwohl er das alles mit erlebte, konnte er in das laufende Geschehen nicht eingreifen. Er teilte die Gefühle, die Gedanken des Anderen und dennoch war er nur ein Beobachter, keiner der etwas daran ändern konnte. In seinem Rücken hörte er Schritte. Er brauchte sich nicht umzudrehen um zu wissen dass die Männer des Sheriffs ihn umzingelt hatten. Stattdessen nahm er den Bogen. Hernes Bogen! Der Herr der Bäume hatte ihm den Bogen des Lichts anvertraut. „Du bist gesegnet, Robin Hood. Das ist Eiben, ein Bogen mit besonderen Kräften. Las nicht zu, das er in falsche Hände gelangt. Du bist sein Hüter, egal was auch immer geschieht, gib auf ihn Acht!“ Der Sheriff sollte ihn nicht bekommen. Mit einem aufgestützten Knie zerbrach er ihn in zwei Teile. Atemlose Stille machte sich breit. Mit gesenktem Kopf dachte an alle die die er kannte. An seine gefangenen Freunde in Wickham, an Much und an die Frau die er liebte, Marion…
    „Schießt!“ Der Ruf hallte weit über das Tal. Und er hörte das vielfache Klicken von Armbrüsten in seinem Rücken. Er spürte die Bolzen, die in seinen Körper drangen. Durch die Wucht der ersten Schüsse, wurde er zur Seite geschleudert, weitere trafen sein Gesicht. Er war unfähig zu atmen seinen Schmerz heraus zu schreien. „Na los holt Ihn!“ Durch dichten wabernden Nebel, der ihn einhüllte, hörte Simon die Worte, ehe die Schwärze sich ganz auf ihn legte. Ihn zudeckte mit einer Dunkelheit und Schwärze wie er sie nie gekannt hatte. Undurchdringlich, erstickend, wie der Tod…

    Simon kam keuchend zu sich. Noch nie zuvor in seinem Leben hatte er solch eine Angst empfunden. Angst, vor der bleiernen Schwere, der Dunkelheit, die sich in ihm ausbreitete, bis er nicht mehr fähig war, zu atmen oder zu denken. Der Schmerz, der jetzt von seinem Rücken in seinen restlichen Körper ausstrahlte, war ihm lieber. Der Schmerz brachte die Gewissheit mit sich das er noch lebte. Er hatte etwas weniger erschreckenderes, als der Tod… Ein neuerlicher Schlag traf seinen blutigen Rücken. Er unterdrückte mit Mühe einen Aufschrei. Er fühlte das Blut, das warm seinen Rücken hinab lief. Jedes Anspannen seiner Rückenmuskulatur war mit Schmerzwellen verbunden, die ihn durchzuckten. Er konzentrierte sich auf seine stoßweise Atmung. Er konnte nicht sagen, der wievielte Hieb es gewesen war, doch es fühlte sich mörderisch an. Der Geruch von frischem Blut und Schweiß machten es nicht besser. Seine Knie zitterten vor Anspannung. Wieder hörte er das Zischen der Rute durch die Luft. Fest presste er die Stirn an das Holz, um den Schmerz besser zu ertragen. Als dieses Mal der Schmerz verebbte, lauschte Simon auf die Geräusch in seiner Umgebung. Es war sehr still auf dem Burghof. Simon bereitete es zusehends Mühe, das Zittern seiner Muskeln zu unterdrücken. Jede Bewegung, selbst ein kurzes Anspannen der Arme, löste einen waren Pulk an Schmerzwellen aus. „My Lord Sheriff?“ Die Stimme war in seinem Rücken erklungen. „Schneidet ihn los und bringt ihn in den Schuppen, wo ihr Ihn gefunden habt! Ich werde später entscheiden, was weiter mit Ihm geschieht!“ Simon hörte die näher kommenden Schritte, fühlte Hände die Ihn unter den Achseln festhielten, ehe man die Stricke durchschnitt. Der Schmerz dabei war so intensiv, dass es ihm die Sinne raubte. Wie lang er Bewusstlos war, wusste Simon nicht. Nicht lange, denn das nächste was er fühlte war, das ihn die Männer über den Burghof schleiften. Zu dem Schuppen.. realisierte er noch, bevor der Schmerz ihm endgültig das Bewusstsein raubte.
    Er wurde wach als etwas Kühles seine Stirn berührte. Mit der Hand wollte er es verscheuchen doch die Bewegung hatte eine Schmerzwelle zufolge, die Ihn aufstöhnen ließ. Er lag auf dem Bauch, das Gesicht zur Seite gedreht. Der Geruch nach frisch abgelagertem Holz und Späne stieg ihm in die Nase. „Ruhig, Ihr dürft euch nicht bewegen, sonst brechen die Wunden erneut auf.“ Die leise Frauenstimme sprach eindringlich und sanft. Simon runzelte die Stirn, versuchte etwas zu sagen doch seine Stimme versagte ihm den Dienst. „Schont eure Kräfte. Schlaft! Ich werde später nach euch sehen.“ Er hörte das Rascheln von Kleidern an seiner Seite. Noch einmal unternahm er den Versuch die Augen zu öffnen, doch ihm fehlte die Kraft.

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  • :love:
    also doch, er hat eine direkte Verbindung zu Robin. :thumbsup:
    Schöööön.....

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

  • Drei Tage später….

    „Tuck wie geht es Ihr?“ Innerlich seufzte Tuck zeigte es aber nicht nach außen. „Warum fragst du Sie das nicht selber? Die Gelegenheit ist da.“ Er begegnete ruhig Roberts unstetem Blick. In seinem jugendlichen Gesicht zuckte ein Kinnmuskel vor Anspannung. „Du weist genau, das dass nicht geht!“ „Ach und wieso den nicht? Robert, dein Verhalten ist das eines Kindes und nicht eines Mannes. Geh, rede mit Ihr.“ Tuck sah den wohlbekannten ablehnenden Ausdruck in Roberts Augen und dieses Mal gab er sich keine Mühe seinen Unmut darüber zu verstecken. „Herr Gott noch Mal, ist es denn so schwer? Ist dein Stolz so sehr verletzt, das du Ihr noch nicht einmal nach so langer Zeit in die Augen blicken kannst?“ „Du weist, dass es nicht an meinem Stolz liegt…“ „Ach wirklich?“ Roberts Augen weiteten sich eine Idee, dann zog er sie zu Schlitzen zusammen. „Du weist es, Tuck! Wir haben oft genug über das Thema geredet.“ „Mein Gott, Robin. Wenn Sie dir noch immer so viel bedeutet warum behandelst du Sie dann wie Luft?“ Tuck bemerkte die Hitze die in sein Gesicht stieg. Roberts Verhalten Marion gegenüber brachte ihn zur Weißglut. Besonders da er deutlich fühlte, wie sehr es Marion verletzte. „Es ist genug, Robert!“ Und damit ließ er seinen blondhaarigen Anführer stehen. Beim näherkommen sah er Marion deutlich an, das sie den Wortwechsel beobachtet hatte. Noch immer wirkte sie erschöpft, doch ihre Wangen bekamen langsam etwas Farbe. Er hatte ihr geholfen sich mit dem Oberkörper etwas aufzurichten. So lehnte sie jetzt an einen Baumstamm. Ein schmerzlicher Zug lag auf ihrem Mund. „Tuck, Ihr sollt nicht streiten und sicher nicht meinetwegen…“ Er atmete tief durch und fragte sich aufrichtig was schlimmer war. Marions schlechtes Gewissen Robert gegenüber oder Roberts Starrsinn. „Er ist ein Sturrkopf der schlimmsten Sorte. Hat er sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt, hält er daran fest, komme was wolle!“ Marions Mundwinkel zuckten nach oben und Tucks Puls beruhigte sich etwas. Er erwiderte ihr Lächeln. „Es geht dir besser. Was machen die Kopfschmerzen?“ „Dank deiner guten Pflege so gut wie weg.“ Er setzte sich an ihre Seite. „Es ist schön, dass es Dir besser geht, Marion.“ Tuck sah das sich ihre Züge verdunkelten. Er wusste, welches Thema Sie gleich anschneiden würde und wappnete sich innerlich dagegen. „Tuck, ich weiß, dass du mir nicht glaubst aber ich weiß was ich gesehen habe. Ich bin mir sicher! Es waren seine Augen!“ Er nahm eine ihrer Hände in die seine und betrachtete eingehend ihre schlanken Finger, ehe er zu einer Antwort ansetzte. „Marion, du hast gefiebert. Wie kannst du dir sicher sein? Robin ist Tod! So viele Jahre ist es her. Meine Blume las ihn los!“ Tuck konnte ihr dabei nicht in die Augen sehen. Zuviel Schmerz lag immer noch darin, wenn sie von Robin sprach. Marion hatte seinen Verlust nie richtig verkraftet. Er dachte an die Zeit, kurz nach Robins Tod. Damals war Marion tagelang nicht ansprechbar gewesen, sie hatte sich vollkommen in sich selbst zurück gezogen. Alle Ihre Versuche Sie aus diesem Zustand zu holen waren gescheitert. Schließlich waren sie zu dem Entschluss gelangt, das es besser war Marion nach Leaford zu ihrem Vater zu bringen. Erst Wochen später, war sie wieder aus diesem Zustand der Lethargie erwacht. „Ich weiß dass es unmöglich ist, Tuck…. Und dennoch… ich kann dir nicht genau sagen warum aber…. Es war etwas in seinen Augen! Robins Augen, Tuck ich würde sie überall wieder erkennen.“ Tuck seufzte tief. Es gab nichts was er sich mehr wünschte als das Robin überlebt hätte aber diese Chancen standen gleich Null. „Erhol dich erst einmal und dann sehen wir weiter, meine Blume.“ Antwortete er ausweichend, ehe er sich stöhnend hochdrückte. Vieleicht sollte er wirklich Wills Ratschlag zu Herzen nehmen und sich mehr bewegen. „Much ist auf die Jagd gegangen und Will kommt bald aus Wickham zurück. Mal sehen was man Neues aus Nottingham hört.“

    Robert sah mit brennenden Augen in ihre Richtung. Tucks offene Worte hatten ihn wachgerüttelt. Er benahm sich wirklich wie ein Narr. Tat er es aus verletztem Stolz? Er stellte sich selbst die Frage und kam auch zu einer Antwort. Marion bedeutete ihm zu viel! Zu viel, um es ihr nicht in jeder Geste in jedem Wort was er sagte zu offenbaren. Er wollte kein Mitleid in ihren Augen sehen wenn sie es erkannte. Er hatte sie nie vergessen! Immer geliebt! Die Art wie sie den Kopf beim reden leicht zur Seite neigte oder nervös den Zeigefinger an dem Mittelfinger rieb. Und sie jetzt hier zu sehen war Himmel und Hölle zugleich. Er kannte sie, dass hatte er damals auch geglaubt, bis zu jenem Tag, wo sich alles für ihn änderte...
    In seiner Erinnerung war dieser Tag in all seiner Grausamkeit eingebrannt. Tausend Mal hatte er ihn durchlebt. Nachts, wenn er mit sich haderte. Mit dem Schicksal, mit Herne und sich selbst. Ob er eine der Entscheidungen falsch getroffen hatte, einen anderen Weg hätte gehen sollen, ob es an Ihrer Entscheidung etwas geändert hätte? Robert strich sich eine Strähne seines blonden Haares hinters Ohr. Nein! Wahrscheinlich nicht, gestand er sich ein! Sie war niemals wirklich frei gewesen! Frei von der Vergangenheit, frei von Robin… Ein Geräusch in seinem Rücken ließ ihn den Kopf drehen. Will war hinter ihn getreten. Seine Miene sprach eine deutliche Sprache. Sofort spannte sich alles in ihm an. „Es gibt Neuigkeiten aus Nottingham!“ „Dann las hören!“ Das Gesicht von Will wurde grimmig. „Der Sheriff mobilisiert alle waffenfähigen Männer in Nottingham. Er führt etwas im Schilde und es wird was Großes, Robin.“ „Haben sich Marions Angaben bestätigt.“ „Verdammt noch mal und wie! Unsere allseits beliebter Sheriff trägt den Namen Gisburne, Sir Guy of Gisburne, um genau zu sein!“ Um seiner Abscheu Ausdruck zu verleihen spuckte Will in die Büsche. „Er kommt mir so vor, wie ein Geschwür was ich schon Jahre lang mit mir herum schleppe. Es wird Zeit das ich es heraus schneide! Sorry!“ Will sah ihn entschuldigend an, ehe seine Miene wieder verzog. „Ich stimm dir zu, also brauchst du dich bei mir nicht zu entschuldigen.“ Guy of Gisburne war Roberts Halbbruder. Sie hatten denselben Vater was aber nichts daran änderte, dass Robert seinen Halbbruder hasste. Zuviel war in den letzten Jahren passiert, bevor Gisburne spurlos von der Bildfläche verschwand. Unter anderem war sein Vater, der Earl of Huntington, unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen. Ein verirrter Pfeil hatte ihn bei der Jagd in den umliegenden Wäldern getroffen und kaum einige Monate zuvor hatte Gisburne erfahren wer sein wahrer leiblicher Vater war. Ein bisschen zu viele Zufälle für Roberts Geschmack. Blutsbande hin oder her. Zwei Monate nach dem Tod des Earls verschwand Gisburne spurlos um nun wieder als neuer Sheriff von Nottingham aufzutauchen. Die Grafschaft seines Vaters war, da es keinen direkten männlichen Nachkommen gab, Robert war dank seiner Ächtung aus der Erbfolge ausgeschlossen worden, an die Krone gefallen. Gerüchten zu Folge, gab es bereits mehrere Anwärter auf den Titel. Natürlich aus König Johanns näherem Umfeld. Robert biss sich feste auf die Unterlippe. Diese Ereignisse waren bitter aber nicht zu ändern. Er hatte sich für ein anderes Leben entschieden! Zurück konnte und wollte er nicht mehr! Vor langer Zeit hatte er seine Entscheidung getroffen und sie seither auch nie bereut. „Komm Will. Wir werden es den anderen sagen!“

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  • Sehr schön und gut geschrieben!

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

  • Nottingham...

    Anhand des Lichts, was durch die Ritzen der Bretterwände des Schuppens drang, erkannte Simon das es Draußen Tag war. Beim anspannen der Rückenmuskulatur, zuckte er zusammen. Vorsichtiger als beim letzten Mal drehte er sich über die Seite hoch. Kniete sich hin, kam in die Hocke und drückte sich mit geradem Rücken nach oben. Jetzt zog es nur noch unangenehm im Rücken. Sein Kopf ruckte herum, als er hörte wie man die Schuppentür öffnete. Er erhaschte für einen kurzen Augenblick das Gesicht des wachhabenden Soldaten, dann betrat die gebeugte Frauengestalt den Schuppen. Ihr runzliges Gesicht verzog sich einem Lächeln, als sie ihn im Halbdunkel des Schuppens entdeckte. Die Tür schloss sich geräuschvoll und Simon hörte, wie man die Tür mit dem einem schweren Balken von Außen blockierte. Die Alte schlurfte näher. Sie trug wie auch schon die Tage zuvor dasselbe Unterkleid darüber einen braunen fleckigen Überwurf aus Wolle. Ihr ergrautes Haar war mit weißen Strähnen durchzogen. Wie immer stützte sie sich bei jedem Schritt auf einen knorrigen Stock. Der Korb mit den Kräutern schwankte an ihrem Handgelenk hin und her. „Ah, wie ich sehe, geht es euch besser.“ Ihre wissenden blauen Augen musterten ihn aufmerksam. „Lasst mich den Rücken sehen.“ Simon bewegte sich langsam. Zu hastige Bewegungen würden den frischen Schorf aufreißen. Er setzte sich auf den Baumstumpf der als Hackklotz diente, so das die Alte seinen verschorften Rücken untersuchen konnte. Simon hörte wie sie in seinem Rücken nach dem Tiegel mit der Salbe kramte. „Sie heilen gut, die Striemen, die Entzündung geht zurück… ja ja ihr tragt gute Kräfte in Euch, hm..“ Er fühlte wie ihre Finger seine Seite entlang fuhren, einer alten Narbe folgend. „Tiefe Wunden… Wie ist das passiert?“ Ihre Finger glitten unentwegt weiter zur nächsten Narbe etwas oberhalb. Er hatte Mühe vor den Berührungen nicht zurück zu zucken. Er dachte an die Szene auf dem Hügel, das klicken der Armbrüste und den nachfolgenden Schmerz.. Zittrig holte er Luft. Die Alte hatte in der Bewegung innegehalten, als würde sie auf seine Erklärung warten, die noch kommen würde. Ihn überlief ein Schauer. „Ein Kampf…“ Antwortete er mit rauer Stimme und räusperte sich. Ihre Finger setzten in der Bewegung fort. „Ah..“ War ihr ganzer Kommentar dazu. Er musste sich zwingen seine Muskulatur zu entspannen, als sie die Salbe auf die verschorften Striemen strich. Dabei murmelte sie leise Worte in einer Sprache die er nicht verstand. Simon gab sich auch keine Mühe sie zu verstehen, zu viele Gedanken summten durch seinen Kopf. Trotz der Wände bekam er mit was sich Draußen auf dem Burghof abspielte. Unter anderem die Ankunft des Abts von St. Maries vor einigen Stunden. Was war so wichtig, dass er den Abt ein zweites Mal hierher zitierte? Es musste mit den neuen Plänen zu tun haben, Hood zu fangen. Was im genauen, wusste Simon nicht aber er ahnte in welche Richtung es zielte. Sherwood! Da der Plan des Sheriffs nicht mehr umsetzbar war, dank der Befreiung der Nonne, musste sich Gisburne etwas anderes überlegen. Simon konzentrierte sich auf die Bemerkungen des Sheriffs in Bezug auf die Geächteten. Ihr wunder Punkt! Wo hatten die diese Geächteten ihren wunden Punkt? Und dann viel es Simon wie Schuppen von den Augen. Die Menschen in den Dörfern! Seine innere Anspannung übertrug sich auf seine Muskulatur, die eine Schmerzwelle auslöste. Er atmete tief ein und wartete ab, bis sie abebbte. Warum hatte er das nicht von Anfang an erkannt? Hoods Vorteil, die Unterstützung der Menschen in den umliegenden Dörfern, machten ihn zugleich auch angreifbar. Er war ihr Beschützer! Ein Adrenalin Schub pumpte durch seine Adern. Dort würde der Sheriff ansetzen. Fragte sich nur welche Rolle der Sheriff ihm zugedacht hatte.

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  • Zur gleichen Zeit im Sherwood...
    Marion ließ ihren Blick über die Gesichter der Umstehenden wandern. Sie sah welche Gefühle jedes Einzelnen von ihnen bewegte. Wills Worte lösten eine Vielzahl an Emotionen aus. Auch sie hatte Wills Worten mit angehaltenem Atem gelauscht. Edwards Informant, ein Töpfer aus Nottingham namens Embress, hatte so einiges in Erfahrung gebracht. Im Besonderen über die Geschehnisse der letzten Woche. Viele Dinge die Will erzählte waren ihr neu. Durch das Fieber und die anschließende Genesung in Tucks Obhut war viel passiert von dem sie erst jetzt erfuhr. Aus der Zeit ihrer Gefangenschaft und des Fiebers hatte sie nur bruchstückhafte Erinnerungen, die sie jetzt immer mehr in einem anderen Licht betrachtete. „Man nennt Ihn den Schlächter von Lincolnshire. Und ratet mal warum?“ Als die Anderen schwiegen schnalzte Will mit der Zunge. „Erinnert ihr euch noch an den Ärger den der Sheriff in Lincoln mit einer Gruppe Gesetzloser hatte?“ Marion sah, dass einige Köpfe bejahend nickten. „Die waren damals Äußerst gewieft, ahnten bereits Schritte die der Sheriff als nächstes plante.“ „War das nicht dieser Thomas?“ Will nickte John ernst zu. „Ja, alles ging gut, bis der Earl of Eaton seinen Mann schickte. Dieser Kerl brauchte nur zwei Versuche und er schnappte Sie bis auf den letzten Mann. Doch keiner der Männer kam lebend vor den Sheriff.“ „Du meinst er hat Sie alle abgeschlachtet?“ Scarlet beugte sich zu Much, der gebannt an seinen Lippen hing. „Jeden von Ihnen! Er machte mit ihnen kurzen Prozess! Dieser Mann ist nicht zu unterschätzen.“ Sie schaute zu Robert dessen angespannte Miene volle Konzentration verriet. „Dann müssen wir noch vorsichtiger sein, als bisher.“ Sagte er jetzt leise, mehr zu sich selbst als an jemanden der Umstehenden gerichtet. „Irrtum!“ In Wills Stimme schlich sich ein Grinsen was jetzt auch sein Gesicht überzog. „Wegen dem brauchen wir uns keine Sorgen mehr machen.“ „Verdammt Will, erzähl weiter.“ „Dank unseres genialen Plans ist er in Ungnade bei Gisburne gefallen. Angeblich war er sturzbetrunken als man ihn nach dem Feuer fand.“ Wills Augen funkelten vor Genugtuung. „Dreißig Rutenschläge haben sie ihm verabreicht. Er ist seines Postens enthoben. Embress meinte er war halb Tod, als man Ihn vom Pranger los schnitt.“ „Dreißig Rutenschläge?“ Fragte Robert ungläubig. „Weswegen?“ „Embress sagt, der Sheriff gab Ihm die alleinige Schuld für Marions Flucht und das anschließende Feuer. Er als Hauptmann hätte beides verhindern können.“ Siedend heiß überlief es Marion. Sie begann langsam zu ahnen um wenn es sich handelte. „Will…“ Alle Blicke richteten sich auf sie. „Marion, alles in Ordnung? Du bist so blass. Es ist zuviel Aufregung! Komm, meine Blume…“ Entschlossen wehrte sie Tucks Hände ab. Sie musste es einfach wissen! „Wie sieht er aus? Dieser…dieser Hauptmann.“ Tuck seufzte tief neben ihr, doch sie ignorierte ihn. „Ein dunkler Typ, großgewachsen. Er trägt eine Ledermaske, ein weiteres Markenzeichen von Ihm.“ „Wegen seiner Narben….“ Flüsterte Marion und presste eine Hand auf ihren Mund, um ein aufstöhnen zu unterdrücken. Sie sah wieder das Gesicht. Dunkle Haare umrahmten sein schmal geschnittenes Gesicht. Eine gerade Nase, geschwungene Augenbrauen, eine gerunzelte Stirn. Durchzogen von wulstigen Narben, die ihm quer über Nase und Stirn liefen. Und diese alles beherrschenden grünen Augen. „Jetzt ist es aber genug! Du wirst jetzt vernünftig sein Marion und dich ausruhen! John hilfst du mir?“ Marion versuchte halbherzig die Hände abzuwehren, die sie von der Gruppe wegzogen. Doch Marion gab schnell ihre Gegenwehr auf. Zu viele Gedanken wirbelten in ihrem Kopf herum. Sie brauchte Ruhe um darüber nachzudenken. Über den Mann, mit dem Narbengesicht und den seltsam vertrauten grünen Augen…

    „Ihr seid des Wahnsinns, Gisburne! Hat es euch das eine Mal nicht gereicht? Müsst Ihr es ein zweites Mal probieren?“ Hugo de Renault sah in seiner Wut seinem Bruder Robert de Renault sehr ähnlich. „Ich habe euch nicht um Erlaubnis gebeten, Abt. Ihr vergesst wer ich bin!“ Der Abt schnaubte und murmelte leise. „Ein unreifes Bürschchen, was nicht auf den Stuhl meines Bruders gehört…“ Guy keuchte und hieb mit der geballten Faust auf den Tisch an dem sie sich gegenüber saßen. „Euer Bruder, My Lord Abett, verfault in stinkender Erde, genauer gesagt in walisischer Erde. Ich habe jetzt das sagen in diesem Shire und ich sage, ich brauche mehr Männer! Dieser kleine Haufen wird mir nichts nützen. Ich habe in den anderen Grafschaften um Unterstützung ersucht. Nichts! Ah doch…“ Gisburne lachte hart. „Ein Ritter und Fünf Fußsoldaten aus Gerkleys!“ Guy griff nach seinem Becher und leerte ihn in einem Zug. „Das ist lachhaft! Ich brauche mehr! Diesem Bauernpack, aus den umliegenden Dörfern ist nicht zu trauen. Sie würden Hood sogar die Flucht ermöglichen, sollte er uns wirklich ins Netz gehen!“ In den letzten Tagen war sein Entschluss gereift. Seine anfänglichen Pläne die Männer der Umgebung waffenfähig zu machen und sie in seinen Dienst zu nehmen, hatte sich zerschlagen. Sie waren entweder zu jung, noch halbe Kinder, oder zu alt. Der andere Teil hatte sich dank seines unfähigen Vorgängers und dessen Geldeintreibern Hoods Leuten im Wald angeschlossen. Ihm blieb keine andere Wahl! „Aber Söldner, Gisburne? Ihr wisst was Sie das letzte Mal angerichtet haben. Chaos, Verwüstungen. Das sind Barbaren! Und Sie hören auf Niemanden…“ Guy war aufgesprungen. Er hatte das reden so satt! „Es sind Soldaten, so wie ich einer bin! Und ich werde mit ihrer Hilfe Hoods treiben ein Ende setzen. Ein für alle Mal! Ich habe bereits nach Ihnen geschickt!“ Der Abt bekreuzigte sich mehrfach. „Dann hoffe ich für euch, dass Ihr den Teufel auch wieder austreiben könnt, wenn er seine Pflicht getan hat. Von mir werdet Ihr keine Unterstützung erhalten. Nicht für solch einen irrwitzigen Plan! Ich kann mich noch gut an das letzte Mal erinnern als diese Wandalen hier waren. Wie hieß er doch gleich… euer Freund? Bertrar nicht war?“ Guys Hände begannen vor Wut zu zittern. Was bildete sich der Abt ein? Wollte er ihm Vorschriften machen? Bilder stiegen in ihm auf. Äste die sich ihm entgegen neigten, flüsternde Stimmen die seinen Namen riefen. Der Schweiß brach ihm aus. Er hatte die Ereignisse von damals nie vergessen. Guy hatte in Abwesenheit des Sheriffs, Robert de Renault, die Gelegenheit genutzt um seinen langjährigen Kumpan Bertrar den er von den Kriegsjahren her kannte, um Unterstützung zu bitten. Mit seiner Hilfe wollte er den Geächteten im Sherwood eine Falle stellen. Dabei kam ihnen ein Umstand zu Hilfe. Die Zeit der Segnung, nannten es die Dörfler. In diesem Zeitraum von drei Tagen durfte kein Blut vergossen werden. Die Söldner provozierten in den umliegenden Dörfern eine Reaktion Hoods die auch prompt folgte, allerdings anders als er sich das gedacht hatte. Sie überwältigten ihn und seine Männer, doch Bertrar fand eine Möglichkeit sich zu befreien. Auf einer Waldlichtung kam es schließlich zum Kampf zwischen Hood und Bertrar´s Leuten. Er indessen…. Guy schluckte hart. Es hatte Monate gedauert bis sich seine Angst vor dem Wald legte und selbst heute noch träumte er ab und an davon.
    Der Abt gab dem Mönch, der ihn begleitete, einen Wink. „Wir brechen auf!“ „Ihr bleibt!“ Mit finsterer Miene umrundete Gisburne den Tisch und blieb vor dem Abt stehen. „Wenn Ihr mich nicht unterstützt, werde ich den Söldnern freie Hand lassen. Nicht nur was die Dörfer angeht, die Franzosen sind für ihre Vorliebe für Klöster und insbesondere für Nonnen bekannt…“ „Das werdet Ihr nicht wagen, Gisburne!“ Hugo de Renault war blass geworden. „Seid Ihr da so sicher, Abt?“ Guy las die Zweifel in Hugos unstetem Blick. Als der Abt den Kopf abwandte, wusste der Sheriff, dass er diese Schlacht gewonnen hatte. „Also von welcher Summe reden wir, My Lord Sheriff?“

    Ende Kapitel Vier

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  • Fünftes Kapitel

    Zwei Wochen später...
    Der Weg war schmal und schwer einsehbar. Die Bäume zu beiden Seiten des Weges wuchsen sehr dicht und ließen nur wenig Licht durch ihr Blätterwerk. Zum hundertsten Mal suchte Simons Blick die Baumreihen ab. Er wurde das Gefühl nicht los beobachtet zu werden. Schweiß rann ihm in die Augen doch er hatte keine Hand frei um über die Stirn zu wischen. Er fluchte verhalten zwinkerte einige Male, ehe sich seine Sicht wieder klärte. Der Abstand zu seinem Vordermann hatte sich auf mehrere Schritte vergrößert und Simon beeilte sich, die Lücke wieder zu schließen. Jede Lücke im Trupp war ein Schwachpunkt im Fall eines Angriffs. Im gleichen Moment erhielt er von hinten einen Stoß. Er stolperte vorwärts bemüht sich das Gleichgewicht zu halten. Simon hätte es auch beinahe geschafft, wenn nicht ein weiterer Stoß seinem Bemühen ein Ende gesetzt hätte. Das zusätzliche Gewicht der Waffen die er trug, zog ihn nach vorne und seine Beine knickten ein. „Willst wohl ne Rast machen? Nichts da! Auf hoch mit dir!“ Rüde zog man ihn auf die Beine und Simon taumelte weiter vorwärts. In Gedanken verfluchte er den Sheriff, der ihm das alles eingebrockt hatte. Dank seiner Degradierung sollte Simon den niederen Dienst eines Fußsoldaten ausüben. Der Bursche für die „Drecksarbeit“! In jedem Trupp gab es so jemanden. Zumeist waren es die „Neuen“ die sich mit dieser Arbeit bewähren mussten, ehe man ihnen andere Arbeiten zuteilte. Wann diese Degradierung endete, dazu hatte sich der Sheriff nicht geäußert. Ihm war klar, dass der Sheriff ihn mit diesem niederen Posten demütigen wollte. Doch die Genugtuung das der Sheriff es ihm anmerkte, wie sehr es ihn traf, würde Simon nicht zulassen. Er war wild entschlossen dem Sheriff zu beweisen, dass er ihn mit dieser Strafe nicht klein bekam. Die Männer, die er zuvor befehligt hatte, nützten den Rollenwechsel vom ersten Tag an aus. Er wurde zu den Arbeiten herangezogen die kein anderer gerne erledigte. Doch so hart die Arbeit auch war, es war alle mal besser, als untätig im Schuppen zu sitzen und eingesperrt zu sein.
    Fünf Tage hatte der Sheriff ihn schmoren lassen. Fünf Tage in denen Simon glaubte den Verstand zu verlieren. Allein mit seinen Gedanken kamen die Bilder und Träume in immer schnellerer Abfolge. Die Alte hatte, da seine Wunden gut heilten, nur noch selten nach ihm gesehen. Denn Rest des Tages war er mit sich alleine. Und das war das Letzte was Simon wollte. Hier gab es nichts mit dem er sich ablenken konnte, von den blutigen Bildern.
    Mehr als einmal wachte er schweißgebadet und schreiend auf. Am fünften Tag endlich brachte man ihn dann in die Halle. Der Sheriff weidete sich sichtlich an seinem Anblick. Ungewaschen, Mit blutigen Fetzen am Leib, dass Gesicht unrasiert. Eben ein Wilder! „Nun ich habe lange überlegt was ich mit euch tun werde, Hauptmann... Und ich bin zu einem Entschluss gekommen. Ihr werdet den Schaden, der durch das Feuer entstanden ist, abarbeiten. So werdet Ihr dazu beitragen es wieder gut zu machen. Zumindest zum Teil! Des Weiteren werdet Ihr einem Trupp unterstellt! Das wird euch helfen Demut zu lernen. Den Kopf nicht so hoch zu tragen. Das steht euch nicht zu. Der Trupp wird die fälligen Steuern aus den umliegenden Dörfern einzutreiben.“ Simon sah das glitzern in Gisburnes Augen als er näher an ihn heran trat. „Natürlich könnt Ihr auch den Auftrag ablehnen, allerdings sehe ich mich dann gezwungen, sowohl dem König wie auch dem Earl Bericht zu erstatten, über eurer Fehlverhalten und dessen Folgen.“ Simon fühlte bei der Erinnerung heiße Wut in sich aufsteigen. Wenn Gisburne das tun würde und daran hatte Simon keinerlei Zweifel, dann würde er keinen weiteren Dienstherrn zu finden. Jedenfalls nicht in einem höheren Rang. Der Sheriff hatte ihn in der Hand, jedenfalls vorläufig.
    Ein Geräusch von rechts ließ ihn aufmerksam werden. Aus den Augenwinkeln sah er die huschende Bewegung zwischen den Bäumen. Etwas Braunes war für den Bruchteil einer Sekunde zu sehen. Dann war es ebenso schnell verschwunden.

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    Einmal editiert, zuletzt von Sabrina (11. Oktober 2013 um 11:22)

  • :D Ich warte schon auf das nächste Aufeinandertreffen von Hoods Truppe und Simon. :D
    Echt toll, Sabrina!

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    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

  • Das Aufeinandertreffen kommt noch. Keine Sorge melli. Ich arbeite darauf hin. :D
    Hätte nie gedacht das es so einen Spaß macht eine ältere Geschichte neu zu überarbeiten und zu sehen das sie auch gut ankommt!
    Vielen Dank!

    Werd den Satz neu überarbeiten. Hört sich wirklich komisch an! :rolleyes:

    Simons Kopf ruckte in die Richtung, wo er die Bewegung gesehen hatte. Er war dabei stehen geblieben. Doch Simon registrierte keinen weiteren Schatten in den Büschen am Wegrand. Dennoch wurde er das Gefühl nicht los, beobachtet zu werden. Das Kribbeln in der Nackengegend nahm weiter zu. Sein untrüglicher Instinkt für Gefahren schlug Alarm. „Los weiter!“ Ein rüder Stoß mit dem Schaft einer Lanze trieb in weiter. Mit blitzenden grünen Augen fixierte Simon seinen Hintermann. Der Soldat saß auf einem Rappen und ritt dicht hinter ihm. Der Mann genoss sichtlich seine Machtposition. Simon erkannte in ihm einen der gemaßregelten Wachsoldaten, die er vor einigen Wochen kurz nach seiner Ankunft in Nottingham bestraft hatte. Jetzt entblößte dieser mit einem hämischen Grinsen seine schwarzen Zahnstummel. Simon fühlte Wut durch seine Adern pulsieren, dennoch zwang er sich zu einem ruhigen Ton. Dieser Kerl wollte eine unbedachte Reaktion provozieren um ihn noch weiter zu demütigen, das würde er nicht zulassen. „Wie weit ist es bis zur nächsten Dorf?“ „Warum? Reicht es dem ehrenwerten Hauptmann bereits?“ Der Hohn spiegelte sich deutlich in seiner Stimme. Bleib ruhig, ermahnte er sich selbst. Nur zu gut wusste Simon was passieren würde, sollte er aufmucken. Gleich zu Anfang hatte es so einen Zusammenstoß zwischen ihm und einen der jungen Soldaten gegeben. Simon vermutete dass es zu dem Zwischenfall nur gekommen war, weil die Älteren den Grünschnabel gegen ihn aufgehetzt hatten. Eine blutige Nase für den Jungspund und für ihn eine Nacht am Pranger waren das Endresultat dieses Zwischenfalls gewesen.
    Simon drehte den Kopf nach vorn, ignorierte den Reiter und ging im angepassten Tempo weiter. Das passte seinem Hintermann nicht. Simon hörte das Schnauben, dass klirren der Eisenringe die beim antreiben des Pferdes aneinander schlugen. Ihm gelang es gerade noch sich nach rechts fallen zu lassen, ehe das Pferd, auf die Hinterbeine stieg und mit den Vorderhufen auskeilte. Befehle wurden geschrien, der ganze Zug kam zum stehen. Mühsam kam Simon wieder hoch. Mittlerweile hielt einer der Soldaten das Pferd an der Trense. Sein Reiter war abgestiegen. Simon konnte seinen hasserfüllten Blick auf sich gerichtet fühlen. „Was war hier los?“ Alan of Mair ein groß gewachsener Blonder hatte das Kommando. Er musterte finster sowohl den Reiter als auch Simon. „Nun?“„Dieser Tölpel hat das Pferd erschreckt. Deswegen ist es gestiegen.“ Er deutete mit ausgestrecktem Finger auf Simon. „So, so, ein Tölpel...“ Dabei sah er Simon scharf von der Seite an, ehe er wieder den Soldaten ansah. Mit gesenkter Stimme zischte er ihm zu. „Mich würde wirklich brennend interessieren, ob du ihn auch so nennen würdest, wäre er noch dein Vorgesetzter.“ Of Mair hob seine Hand und auch seine Stimme, so dass ihn alle im Trupp verstehen konnten. „Wie dem auch sei tragt eure Streitigkeiten später miteinander aus. Ansonsten werdet ihr euch beide am Pranger wieder finden. Verstanden?“ Sowohl Simon als auch der Reiter nickten zustimmend. „Und jetzt, weiter! Ich will Wickham bald erreichen!“
    Vor und hinter Simon gruppierte sich die Truppe neu. Sein neuer Hintermann war ein junger Soldat mit geschulterter Lanze der ihm auffordernd zunickte.

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  • Robert gab Will mit einer Handbewegung zu verstehen, in Deckung zu bleiben. Das Buschwerk hinter dem sie Deckung gesucht hatten, war von der Strasse einsehbar. Robert fixierte dort die Geschehnisse mit zu Schlitzen verengten Augen. Dieser Soldat hatte etwas bemerkt, sogar den Kopf in ihre Richtung gedreht, doch aus irgendeinem Grund schlug er nicht Alarm. Jetzt setzte sich der Zug wieder in Bewegung und Robert atmete erleichtert auf. Er gab Will ein Zeichen sich weiter ins Unterholz zurück zu ziehen. Robert wartete bis sich alle eingefunden hatten. „Der Trupp ist unterwegs nach Wickham! Und es sind verdammt viele!“ Stellte er, mit einem besorgten Blick in die versammelte Runde fest. „Robert die schaffen wir!“ Wills Stimme klang eher wie ein Knurren. Robert kannte Wills Vorgeschichte und woher sein unbändiger Hass auf alles normannische her rührte, deswegen erwiderte er nichts darauf. Wenn Will sich in so einer Stimmung befand war mit ihm nicht vernünftig zu reden. „Nasir?“ Der Sarazene schaute auf. Seine dunklen Augen wirkten entschlossen. „Ich bin dafür!“ Der rauchige Klang seiner Stimme erzeugte ein Kribbeln in Roberts Nacken.
    Er schaute zu Little John und Much die beide ebenfalls nickten. Kail, Ian, Tom und Bran gaben ebenfalls ihre Zustimmung. „Also gut! Wir folgen Ihnen nach Wickham. Aber keiner greift ein bevor ich es sage! Verstanden?“ Zustimmendes Gemurmel gab ihm Recht. „Much, nimm die Abkürzung nach Wickham. Warne Edward und die Anderen. Er soll Frauen und Kinder in Sicherheit bringen aber unauffällig. Verstanden?“ Muchs Augen huschten hin und her. Robert packte ihn am Oberarm und wartete bis Much in ruhiger ansah. „Hast du verstanden?“ „Ja, ich soll Edward bescheid sagen!“ Robert grinste ihn an. In solchen Momenten viel es auf, das Much noch ein halbes Kind war „Na dann auf!“ Robert blickte ihm hinterher als er flink wie ein Wiesel im Dickicht verschwand. „Wir folgen weiter dem Trupp! Aber mit Abstand! Sie sollen uns nicht bemerken.“ Beiderseits des Weges setzten sie sich in Bewegung. Dabei behielt Robert das Ende des Trupps im Auge. Ab und zu erhaschte er einen Blick auf den Soldaten der sie beinahe entdeckt hätte. Der Mann ging leicht gebeugt vom schweren Gepäck was er bei sich trug. Mehr als die anderen Fußsoldaten, die nur Waffe und Schild in Händen hielten. Er unterschied sich aber nicht nur durch seinen Gang sondern auch durch sein Äußerem von den restlichen Soldaten. Die meisten der Soldaten trugen Nasenhelme, die ihre Gesichter unkenntlich machten. Dieser Mann jedoch, trug weder Helm noch war sein dunkles Haar im Nacken nach normannischer Art rasiert. Sein dunkles Haar war Schulterlang. Den blau weißen Überwurf in den Farben Nottinghams trug er wie die anderen Soldaten über dem Kettenhemd. Sein Interesse an diesem Mann war geweckt. Ihm war nicht entgangen das viele der Soldaten ihn respektlos behandelten. Dieses Verhalten wurde normalerweise von dem Truppenführer nicht toleriert. Das wusste Robert noch von den Unterweisungen des Hauptmanns seines Vaters. „Streitereien innerhalb des Trupps müsst ihr ausmerzen, My Lord. Die Männer sind dann unkonzentriert, achten eher auf den Vordermann als auf ihre Umgebung. Können leicht Sachen übersehen.“ Doch dieser Mann hatte etwas an sich, was auch ihn nicht kalt ließ. Etwas dunkles, gefährliches.. Robert wusste nicht woran es lag. Will der neben ihm in Deckung ging, unterbrach seine Gedankengänge. „Was haben die in Wickham vor?“ „Edwards Informant sagte etwas von ausstehenden Steuern die Gisburne eintreiben will.“ Wills Miene verdüsterte sich zusehends. „Und der Käfig auf dem Karren ist für all die, die nicht bezahlen können, könnt ich wetten!“ Robert nickte ihm bestätigend zu. „Verdammt dieses Schwein, von einem Sheriff treibt mich noch zum Wahnsinn!“ „Wir werden es verhindern, Will! Es wird keinen in Wickham geben der nicht die Steuern zahlen kann. Dafür haben wir gesorgt. Denk an die „großzügige Spende“ von Malory.“ Sie hatten den von seinen Ämtern enthobenen Sheriff um einige seiner Beutel erleichtert, ehe er Nottingham für immer verlassen hatte. Nun diente ein Großteil des Geldes den Dörflern dazu ihre jährlichen Steuern zu entrichten. Wills Blick blieb zweifelnd und er sollte in diesem Fall Recht behalten.

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  • Sabrina, ich bin begeistert. :thumbsup:
    Könnte jetzt noch stundenlang weiterlesen.

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  • Marions Augen suchten rastlos die Umgebung des Lagers ab. Zwei Wochen war sie nun hier. Zwei Wochen, in denen sie sich immer mehr wie eine Gefangene fühlte. Wenn Robert im Lager war, ließ er sie nicht aus den Augen. Tucks Besorgnis um ihre angeschlagene Gesundheit erstickte sie förmlich. Alle Dinge die sie sich suchte, um sich abzulenken, nahm er ihr aus der Hand. „Du musst dich noch schonen, Marion. Setzt dich in den Schatten. Ich werde Dir etwas zu trinken bringen.“ Bisher hatte Sie sich gefügt, wenn auch widerwillig. Anfänglich hatte sie noch versucht die Freunde zu überzeugen das es das Beste für sie alle war, wieder ins Kloster zurück zukehren. Doch da Gisburne bereits wusste, dass Marion in Helstett lebte, würde er das Kloster beobachten. Also blieb Marion nichts anderes übrig, als vorerst im Sherwood zu bleiben. Mit einem Seufzer wanderte ihr Blick zu Tuck, der in einer Tonschale die getrockneten Kräuter zerstieß. Eine Arbeit die Sie früher erledigt hatte, damals… als noch so vieles anders war. Sie verdrängte die aufsteigenden Bilder und konzentrierte sich stattdessen auf die Gesprächsfetzen die sie in den letzten Tagen aufgeschnappt hatte. Seit einigen Tagen zogen sich die Anderen zu ihren Gesprächen zurück. Ein sicheres Zeichen das sie etwas planten. Früher war sie eine von ihnen gewesen. Gleichberechtigt, mit allen gleich gestellt. Darauf hatte Robert stets geachtet, gerade weil er wusste wie viel ihr das bedeutete.... Robert! Sein verletzter Blick war ihr mehr als einmal in den letzten zwei Wochen aufgefallen. Zwei Jahre war es nun her, dass Sie ihn verlassen hatte um ins Kloster einzutreten. Zwei Jahre in denen sie nicht mehr miteinander gesprochen hatten. Kein Wort! Sie fühlte den schmerzhaften Stich den es ihr jedes Mal versetzte, wenn daran dachte wie tief sie Robert mit ihrer Entscheidung verletzt hatte. Aber damals war es ihr als die einzig richtige Lösung erschienen. Im nach hinein betrachtet war sie richtig gewesen. Im Kloster hatte sie das gefunden was sie schon verloren hatte. Denn Glauben an sich selbst, daran das man etwas verändern konnte wenn man nur die Hoffnung an das Gute nicht aufgibt. All das hatte sie in der Ruhe und Stille des Klosters wiedergefunden. Ihren Glauben und ihre Hoffnung... Marion lehnte sich mit geschlossenen Augen an den Baumstamm und ließ alles was sie wusste Revue passieren. Der Sheriff plante eine neue Steuer zu erheben. Er hatte Boten ausgesandt. Robert hatte versucht alle diese Boten abzufangen, leider war sein Plan gescheitert. Hugo de Renault der Abt von St. Marie war in den letzten Wochen zwei Mal in Nottingham gewesen. Wieder ein weiteres Zeichen, dass sich etwas in Nottingham zusammen braute. Und nun das letzte Puzzleteilchen. Sie war in den frühen Morgenstunden von leisen Geräuschen im Lager geweckt worden. Blinzelnd sah sie wie Much sein Bündel packte und auch seine Waffen umhängte. Als er zu ihr sah tat Marion so als wenn sie noch schliefe. Mit angehaltenem Atem lauschte sie auf die leisen Stimmen. „Der Trupp hat den Wald bald erreicht. Wir müssen uns beeilen, wen wir sie noch einholen wollen. Na los macht schon!“ Wills drängende Stimme jagte ihr selbst jetzt noch eine Gänsehaut über den Rücken.
    Ein lautes Geräusch zu ihrer Rechten riss Marion aus den Gedanken. Sie riss die Augen auf um gerade noch zu sehen wie ein Schatten auf sie zu flog.

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  • Wie jetzt, und hier willst du Schluss für heute machen?
    SABRINA !!
    Willst du mich um den Schlaf bringen????
    ;(

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