Wer kennt das nicht? Man fängt eine Geschichte an, hat eigentlich ein bestimmtes Ziel vor Augen. Einen Handlungsfaden den man spinnt und dann bemerkt man das sich die Geschichte selbstständig macht, in eine ganz andere Richtung läuft, als man eigentlich wollte. Man hat dann die Möglichkeit zu sagen Okay mal sehen wo sie mich hinführt oder man fängt von vorne an. Bei dieser Geschichte kamen mir gleichzeitig so viele Ideen das ich zum Schluss vier verschiedene Versionen vor mir liegen hatte. Sie wollte nicht so wie Ich! Das gibt es manchmal eben. Eigenleben hoch Zehn. Habe also noch mal von vorn angefangen werd sie einfach laufen lassen und hoffen dass sie euch gefällt!
Auserwählt
Es fühlte sich an, als würde sie träumen. Es konnte einfach nicht anders sein! Und doch, spürte sie mit jeder Faser ihres Körpers, dass das alles real passierte. So lang sich Ellia zurückerinnern konnte, hatte sie diesen Wunsch gehegt und heute Nacht sollte dieser Traum Wirklichkeit werden. Sie würde auf der Lichtung, inmitten des Steinkreises tanzen! Wie um es sich selbst zu beweisen, strichen ihre Finger über den weich fließenden Stoff, ihres Kleides. Es schimmerte, als hätte man tausende von winzigen Diamanten in den Stoff eingearbeitet. Sie erinnerte sich an die vielen Male, die sie dem Ritual der Erneuerung beigewohnt hatte. Mit staunenden Augen hatte sie die Tänzerinnen bewundert, die in ihren schimmernden Gewändern, durch den Säulengang zum Steinkreis schritten. So viele Male hatte sie es sich vorgestellt, eine von ihnen zu sein. Jetzt da es soweit war, konnte Ellia es nicht fassen. Es war einfach unglaublich! Niemand, absolut niemand hatte damit gerechnet. Sie sah noch einmal die überraschten Gesichter, als man ihren Namen nannte. Wieder wurde ihr bewusst, wie außergewöhnlich es war, dass sie jetzt dieses Kleid trug. Noch nie war es passiert, dass man eine Eschaia aus dem niederen Stand gewählt hatte. Diese Ehre war nur der hohen Kaste, den Edlen, vorbehalten. Oh liebe Herrin, wenn das ein Traum ist, lass mich nicht erwachen. Flehte Ellia schwindelig vor Glück. Tausend Mal war sie für sich den Ritus durchgegangen. Heimlich, versteckt vor aller Augen, da es ihr nicht zustand, die heiligen Worte zu sprechen oder die alt überlieferten Schrittfolgen zu üben. Mit der Erneuerungszeremonie, dessen Höhepunkt der Tanz im Steinkreis war, endete ein Zyklus der nur alle vier Jahre statt fand. Ellia hatte ihren Traum nie aufgegeben und jetzt stand sie hier. Mit geschlossenen Augen wiegte sie sich hin und her. Stellte sich vor, wie das Kleid im Mondlicht schimmern würde. Ein tanzender Stern inmitten des Steinkreises! Sie sah vor ihrem geistigen Auge die Lichtung inmitten des Waldes. Den in silbriges Licht getauchten Säulengang. Die Säulenreihen links und rechts verjüngten sich zur Mitte hin. Wurden zu einem spitz zulaufenden Dach aus verschlungenen Ästen und Ornamenten. So kunstvoll gearbeitet, dass es nur von den Elben stammen konnte. Die Handwerkskunst ihres Volkes war legendär. Der Gang erstreckte sich über die Hälfte, der Waldlichtung und öffnete sich dann zum Steinkreis hin. In Zweierreihe standen die hohen Ovale, der kleinste der Steine besaß Mannshöhe. Inmitten des Kreises sah sie die Steinquader. Mit viel Fantasie konnte man die Form eines Throns erkennen. Danach war dieser Platz genannt. Königstein! Hierauf ließ sich die amtierende Königin der Waldelben nieder, um dem Ritual bei zu wohnen. Der Gedanke ihr ganz Nahe zu sein, ließ Ellia innerlich erbeben. Eine größere Ehre, als in dieser besonderen Nacht unter ihren Augen zu tanzen und damit das Ritual zu vollziehen, gab es nicht. Ellia dachte an den sternenübersäten Himmeln, den hellen Vollmond. Die besondere Konstellation der Planeten verstärkte die Kraft der Elemente. Nur in dieser Nacht war es möglich das Ritual der Erneuerung zu vollziehen. Sie war so in Gedanken vertieft, dass sie zusammenzuckte als sie jemand ansprach. „Ellia? Träumst du? Sie warten auf dich!“ Die leise Stimme ihrer Mutter in ihrem Rücken, machte ihr bewusst wo sie war und vor allem was man jetzt von ihr erwartete. Sie war nicht länger ein Kind, das einen unrealistischen Traum hegte, sondern jetzt war sie eine Eschaia, eine Auserwählte ihres Volkes, die eine wichtige Aufgabe zu erfüllen hatte. Sie würde im Steinkreis tanzen.