Beiträge von Jennagon im Thema „Das Ritual Der Wanderschaft“

    Keine Sorge, es liegt nicht an dir. @Lehaidin hat einfach versucht, so schnell wie möglich und ohne einen Funken Arbeit seine 10 Beiträge zu sammeln, um seine eigene Geschichte anpreisen zu können. Er hat also kein Wort deiner Geschichte gelesen, sondern nur maximal deinen ersten Post - dort hattest du geschrieben, dass du dir vorstellst, der Erzähler der Geschichte wäre ein dussliger Opa.
    Hat er bei seinen anderen Kommentaren genauso gemacht. Ab und zu macht er sich aber sogar die Mühe, ein paar Kommentare der anderen zu lesen und daraus ein paar Sachen zu kopieren, damit es nicht so auffällt, dass er keinen Plan hat, von was er eigentlich redet und die Geschichten nichtmal ansatzweise gelesen hat.

    Ich weiß doch, Phi :D
    Er hat sich an Ondines Kommentar orientiert. ;) Es kommt in der ganzen Geschichte keiner vor, wollte nur Gelegenheit geben, dass derjenige das vielleicht selbst merkt. Abgeschrieben, aber auch noch falsch abgeschrieben. Da es nur eine Vorstellung von ´Dinchen gewesen war.
    :rofl:

    Servus,

    also der dusselige Opa ist für mich unangefochten das Highlight der Geschichte. Hoffentlich kann ich bald noch ähnlich amüsante Geschichten lesen(:

    LG Lehaidin

    Hallo Lehaidin,

    vielen Dank für dein Kommentar. Ich finde es immer wieder amüsant, dass diese Geschichte gelesen wird ^^ Im guten Sinne, aber vielleicht liegts gerade an meinem Powernapping oder so, aber welcher Opa denn?
    :hmm:
    Mir will da gerade keine Person einfallen, die auf die Beschreibung passt. :blush:
    Vielleicht, weil es auch ein paar Tage her ist, dass ich die geschrieben hab. :rofl:

    Liebe Grüße und Dankeschön

    Jenna

    Hi @Orban

    Danke für dein dickes Lob. Hui, hui, hui ... ich muss schon sagen, sowas hört man gerne.
    Sorry, dass meine Antwort etwas gedauert hat, aber iwie war das Kommi bei dem Haufen an neuen Geschichten zu schnell nach unten gerückt, sodass ich es übersehen habe --- peinlich :|X/:blush:

    Ja, dass mancher Verlauf vorhersehbar ist, war eigentlich gewollt. Man muss ja nicht immer alles so zwanghaft verschleiern ;)
    Ich gebe mir einfach Mühe alles zu paaren ... Humor/Tragik/Abenteuer und freue mich tierisch, wenn das angekommen ist. Ich versuche tatsächlich Bilder hervorzurufen und quasi einen immaginiären Film zu erschaffen, damit es nicht langweilig wird.
    :friends:

    Zu Teil 2 kann ich nur sagen, dass da nicht alles so klar sein wird wie im ersten und hoffe aber, dass ich da eine ähnliche Qualität liefern kann, auch wenn ich gegenüber Fortsetzungen selbst immer etwas skeptisch bin :keeporder:
    Ich freue mich aber wirklich total drüber, dass du dir die Zeit genommen hast die Geschichte zu lesen und mir dann noch so ein liebes Kommi hinterlässt :heart::heart::heart:
    Sowas ehrt einen Schreiber natürlich über alle Maßen hinaus :danke:
    Also Danke, danke, danke ...
    *Knutscha*

    Und natürlich auch das gleiche Danke und *Knutscha* an meine anderen Leser ... off - wie online :super:
    PS: Gibts leider nicht als Buch ... (oder vielleicht "noch"nicht muhahahah) Nein, im Ernst, hab diese Geschichte und auch den 2. Teil allein für das Forum geschrieben.

    Dinteyra: Dankeschön :blush:

    Ja am Ende wurde es etwas viel, selbst für mich :rofl: In der Fortsetzung merze ich das aber direkt aus. Es gibt Hauptprotas und bei denen bleibt es auch so ziemlich. 4 Handlungsstränge die alle parallel laufen und dadurch vermischen sich alle Beziehungen/Ereignisse, ohne das der Fokus immer nacheinander bei jemanden liegt.
    Man lernt sie nur abwechselnd kennen, damit man gleich überfallen wird ^^

    Ich danke dir für deine Kommis und die Anregungen zur Verbesserung :D

    Alopex Lagopus: Vielen Dank fürs lesen, auch an alle anderen :blush::love:

    Hat mir auch mit euch Spaß gemacht und hoffe auf einen ähnlichen Erfolg in der Fortsetzung.

    Zu Lola muss ich sagen, sie ist ja nicht die Tochter, sondern die Enkelin von Athos gewesen und durchden Tod ihrer Mutter wusste sie es nicht ;)
    Das Ende werde ich wahrscheinlich mit der Zeit nochmal überarbeiten, ausarbeiten ... ect.
    Aber erstmal widme ich mich dem anderen Teil, der eine absolute Steigerung wird :P
    Zumindest hoffe ich das. Also Danke, danke, danke ... für eure Aufmerksamkeit :thumbup:

    :thumbsup::thumbsup::thumbsup:

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    Epilog


    „Moment, Moment … Frieden? Hast du mal aus dem Fenster geguckt, du Gnom?“
    „Ja, Brutus, das hab ich. Aber zu diesem Zeitpunkt sah es danach aus. Darf ich weiterlesen?“
    „Es kommt doch eh nur noch das Wort: Ende.“
    „Jetzt pass mal auf, du Grünschnabel. Das ist die Geschichte eurer Eltern ...“
    „Und ich habe sie schon tausend Mal gehört!“
    „Beschwere dich doch bei Tel. Er hat dieses Turin verfasst, nach meinen … ich meine, nach Lefistos´ Erzählungen.“
    Ein Mädchen von neun Wintern zog am Gewand des kleinen, grünen Zwerges und schaute ihn mit großen Augen an.
    „Sag mal, Lefistos. Dieser Lefistos aus dem Buch … warst das alles du?“
    „Nein!“, dementierte dieser lautstark.
    „Aber du heißt doch auch Lefistos.“
    „Wir Gnome heißen alle Lefistos. Hast du es nicht gehört, Levia? Der Lefistos aus dieser Geschichte hatte sich vorgenommen nie wieder Kinder zu hüten.“ Einsichtig nickte das Mädchen, wollte es aber nicht so recht glauben, was ihr der Diener ihrer Mutter da erzählen wollte.
    „Dieses Turin ist das Beste!“, himmelte Talea, ein Mädchen von elf Wintern, Tel an. Der junge Archivar lächelte bloß und lief rot an.
    „Nicht doch. Meister Bramo hatte in meinem Alter schon weitaus mehr geschafft als ich.“
    Dem stimmte der alte Archivar zu und nahm Lefistos das schwere Buch ab, welches eine von vielen Geschichten für die Süddrachen archivierte.
    „Es ist wahr. Mit einundzwanzig hatte ich schon ein ganzes Regal gefüllt.“
    „Alter Nörgelknochen“, murmelte Brutus, der Älteste der anwesenden Kinder.
    „Hast du was gesagt, Brutus?“
    „Nein, nein … gar nichts.“
    „So und nun solltet ihr alle ins Bett gehen. Levia, deine Eltern werden wütend, wenn du morgen früh nicht ausgeschlafen erscheinst“, lispelte Lefistos und stand auf.
    „Ich bin aber noch gar nicht müde“, protestierte das weißhaarige Mädchen und rieb sich die Augen.
    „Das sagst du jedes Mal. Deine Eltern kehren morgen aus Kasul zurück. Wir wollen doch nicht, dass du ihre Ankunft verschläfst.“
    „Ich, für meinen Teil, bin noch gar nicht müde“
    „Das weiß ich, Brutus. Für dich gilt eher, dass du die Kleider deiner Tante ausziehst. Genauso wie für dich, Talea, dass die Gewänder des Königs wieder dort hin kommen, wo sie hingehören.“
    „Wir wollten Levia nur aufmuntern, weil sie so traurig war“, erklärte das Mädchen mit den dunkelblonden, gewellten Haaren und schlurfte mit den zu großen Kleidungsstücken in den Flur.
    „Trotzdem … es ist verstörend zwei zukünftige Mitglieder der königlichen Garde in einem verdrehten Rollentausch zu sehen. Gerade dich, Brutus.“
    „Also ich finde, die Kleider schmeicheln meiner Figur.“
    „Du hast keine Figur. Du bist gebaut wie dein Vater … und das schon in deinem Alter“
    „Es wäre auch viel verstörender, wenn ich die meiner Mutter hätte.“
    „Widerspreche nicht immer.“
    Talea drehte sich noch einmal zu Tel um, der sich ebenfalls von einem Kissen in Levias Zimmer erhob und in das Stockwerk der Archivare zurückkehre wollte.
    „Liest du mir noch etwas vor?“, fragte sie ihn unverblümt und Bramo stellte sich zwischen die beiden.
    „Nein, Talea. Auch du solltest jetzt schlafen gehen“, wies der alte Drachen sie zurecht und schickte sie in die andere Richtung des Flures.
    „Dann werde ich mal schlafen gehen“, murmelte Levia und hielt Lefistos noch einmal auf, bevor aus dem Zimmer gehen wollte.
    „Lefistos?“
    „Ja, Prinzessin?“
    „Was wurde eigentlich aus dem Jungen am Ende?“
    „Welchem?“
    „Diesem Liam?“
    Der grüne Gnom zuckte mit seinen Schultern.
    „Wer weiß das schon. Vermutlich ist er da, wo er hingehört und ihr alle seid da, wo ihr hingehört ...“
    „Glaubst du, Talea, Brutus und ich werden auch mal so ein Turin füllen?“
    „Da, meine Kleine, bin ich mir ganz sicher ...“


    Ende


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    Ich hab die letzten beiden Teile in Spoiler gepackt, damit man nicht gleich vom Text erschlagen wird ^^


    Spoiler anzeigen

    Ein Sog entstand und drohte alles zu verschlingen, was sich in der Nähe des Götterberges befand.
    „Was machen wir jetzt?“, schrie Raken im tosenden Wind.
    Ferda getraute sich wieder ihre Kräfte einzusetzen und sah eine Möglichkeit den Sog aufzuhalten.
    Die vier Kristalle, die sich vor dem Portal befanden, mussten entfernt werden.
    Alle schauten in ratlose Gesichter, aber Ferda wandte sich ihrem Liebsten zu.
    „Raken? Schaffst du noch einmal so eine Landung wie hier im Wald?“
    „Eine Bruchlandung? Anders kann ich es gar nicht.“
    „Sehr gut!“
    Sie zwang Raken dazu sich zu verwandeln und stieg auf seinen Rücken.
    „Helft den anderen. Schützt sie vor dem Strudel, der sie nach Eona ziehen will!“, befahl sie und flog los.
    Gleich drauf machten sich alle auf den Weg.
    Daig formte mit anderen Drachen weitere Eiswände, die das Lager und alles darin schützen sollten. Danach holte er einige Soldaten vom Feld, denn ihn und seine Geschwindigkeit konnte der Wind nichts anhaben. Am Waldrand war der Sog nicht mehr all zu stark, aber immer noch so kräftig, dass er Zelte und Pflanzen aus dem Boden riss. Ferda flog mit Raken dem Portal entgegen, gegen welches die anderen Süddrachen verzweifelt ankämpften.
    Von oben sah man, wie die übriggebliebenen Gargoyles eingesogen wurden, unter anderem auch alles, was sich auf dem Schlachtfeld befand.
    „Wir müssen zum Portal!“, rief Ferda Raken zu und wurden gleichzeitig vom Wirbelsturm erfasst, der sich um das Tor nach Eona gebildet hatte.
    Das Portal glich einem riesigen, verzierten Spiegel, wie man ihn aus Schlössern kannte. So groß, dass selbst Riesen sich daneben normal vorkommen mussten. Drei auf drei Meter umfasste die Tür in die andere Welt und in vier davorstehenden Sockeln, steckte jeweils ein Kristall. Raken versuchte nicht gegen den Wind anzukämpfen, das kostete zu viel Kraft. Er ließ sich vielmehr mitreißen, bis sie kurz davor standen verschluckt zu werden.
    Aber nicht nur die beiden hatten ihre Schwierigkeiten. Auch Lefistos, der den Jungen geschultert über das Schlachtfeld getragen hatte, wurde vom plötzlich aufkommenden Wind erfasst. Er hatte den Fußweg vorgezogen, so lange, bis ihm eingefallen wäre, wo er den Gargoyle hinschaffen wollte. Hätte er gewusst, dass er sich nun schreiend an einem toten Canis klammern würde, wäre er gleich von Dannen gezogen. Alles war besser gewesen, als dieses Schlachtfeld. Kurz spielte der Gnom mit dem Gedanken Liam einfach loszulassen und sich selbst zu retten. Er konnte die Magie des Umhanges nicht nutzen, wenn dieser wild herumflatterte. Um Liam mitnehmen zu können, musste er diesen auch mit ihm umhüllen, so wie sich selbst.
    Der Wirbelsturm klang wie eine Bestie. Der Wind brüllte und riss alles mit sich, auch den Canis, an dem sich Lefistos festhielt. Selbst dieses schwere Tier hatte keine Chance.
    Eine beruhigende Tatsache brachte dieser Wind jedoch mit sich. Lefistos konnte sicher sein, dass Athos besiegt wurde. Ein geringer Trost dafür, dass er drohte hinter das Siegel zu geraten.
    Zähneknirschend hielt er Liam fest, als dieser plötzlich wieder leicht zu sich kam.
    Mit müden Augen schaute der junge Gargoyle den kleinen Gnom an und schien zu begreifen, dass Athos gefallen war.
    Der Knabe hatte das Gespräch zwischen seinem Vater und dem Gott mitbekommen und sah daher seine Chance nach Hause zu kommen. Fauchend schaute er Lefistos an und wandte seine Hand in der des Gnoms. Er wollte, dass er ihn gehen ließ.
    „Mach keinen Unsinn, Junge!“, fluchte Lefistos und verstärkte seinen Griff.
    „Lass mich los! Ich will nach Hause!“, schrie dieser und wehrte sich mit all seiner Kraft. Plötzlich erkannte Lefistos das Kind in ihm. Er wollte zurück. Dahin, wo sich auskannte.
    „Komm niemals wieder zurück, hörst du!“, rief der grüne Gnom. „Halte dich von Aona fern. Du und deinesgleichen!“
    Wieder ertönte ein Fauchen. Vielleicht war es das, was Levia gemeint hatte. Vielleicht musste der Junge zurückkehren, um Kund zu tun, dass Aona niemals zu schlagen wäre. Aona war das gelungen, was Eona nie gelungen war. Sie hatten die Götter getötet!
    Schweren Herzens – und mit einem dennoch unguten Gefühl – ließ Lefistos Liam los, der sogleich vom Wind und Schmutz verschluckt wurde.

    Gleichzeitig näherten sich Raken und Ferda den Kristallen. Sie wurden herumgeschleudert und drehten sich blitzschnell umher.
    „Raken?“, fragte Ferda und klammerte sich fest an ihn. „Versuche mit ganzen Körpereinsatz die Kristalle zu erwischen.“
    „Das versuche ich doch!“, maulte der Süddrache, während der immer kleiner werdende Sog ihn im Kreis drehte.
    Es war soweit.
    Kurz vor dem Portal spannte Raken seine Schwingen an und flog gegen den Wind. Die Sockeln, die zirka dreißig Schritte von dem Portal entfernt waren, musste er versuchen zu erreichen.
    Mit all seiner Kraft versuchte er es.
    „Jetzt!“, schrie Ferda, als sie an tief und nah genug waren.
    Aber es misslang Raken. Knapp flog er an ihnen vorbei und verfehlte sie mit seinen Klauen. Mit dem Portal vor Augen, gab Raken jedoch nicht auf. Er drehte sich im Wind und versuchte es anders.
    Mit seinem Drachenschwanz holte er aus und … schlug die Kristalle von den Sockeln. Blitzschnell schloss sich das Portal und Raken stürzte zu Boden. Ferda hatte alle Mühe sich festzuhalten und nach wenigen Metern hielten sie an. Die schlammige Erde ummantelte beide, aber mehr als Lachen konnten sie nicht. Mit der Spitze seines Schwanzes hatte Raken es noch geschafft, den letzten Kristall zu erreichen.

    Es war vollbracht.

    Aona war sicher und keiner wollte es so recht glauben.
    Die Stimmung war erfüllt von Jubelgesängen, bitterlichem Weinen und hunderten anderer Emotionen, die von den Bewohnern abfielen.
    Vom zerstörten Götterberg aus betrachtete Levia den Sieg ihrer Kinder und lehnte an eine Säule. Die Sonne erschien hinter den dicken Wolken und wärmte ihren kälter werdenden Körper.
    Auch wenn es ihr letzter Moment war - sie wollte ihn in Freiheit verbringen. Levia wollte auf die Welt, die sie mitgestaltet hatte, hinuntersehen und sagen können: „Ich habe den richtigen Weg gewählt!“
    Das hatte sie auch.
    Levia sollte für immer die einzige Göttin bleiben, die wusste, was es hieß sterblich zu sein.
    Mit einem letzten Blick hinunter auf Aona, schloss mit einem Lächeln ihre Augen … und kehrte Heim.

    Für ihren Bruder Destan gab es nur noch eines zu tun. In einem andächtigen Moment, als alle Helden Aonas sich auf einem Platz versammelt hatten, um sich selbst zu feiern, tauchte er in ihrer Mitte auf.
    Er machte denen zu Götter Gewordenen klar, dass ihresgleichen zu verkörpern, bedeutete, allgegenwärtig und doch nirgends wirklich anwesend zu sein. Sie mussten sich entscheiden.
    Onyx, Raken, Ferda und Daig waren diese neuen Götter und schauten sich an.
    „Wir müssen unsere Familien verlassen?“, fragte Onyx und sein Blick schweifte zu Lola, die ihm nur ein zaghaftes Lächeln schenkte.
    „Das ist der Preis“, erklärte Destan, der damit gerade Raken den Fluch Levias vermitteln wollte. Der Grund, warum sie nie bei Draken sein konnte.
    „Dann will ich diese Götterkräfte nicht mehr!“, wandte Daig ein und schritt an die Seite von Mar.
    „Bist du dir da sicher?“, fragte Destan und Daig nickte. „Was ist mit euch anderen?“
    Der Gott des Todes richtete die Frage an die Restlichen und sie schauten sich gegenseitig in die Gesichter.
    „Also ich ...“, setzte Onyx an. „brauche sie auch nicht mehr. Immerhin gibt es niemanden mehr, gegen den ich kämpfen will. Ich möchte nur noch nach Hause. Zumindest zu dem, was noch davon übrig ist.“
    „Chaos verursache ich auch so“, bestätigte Raken und Ferda lächelte.
    „Manchmal ist es besser nicht alles zu wissen“
    Destan gab sich einverstanden. So wie ihnen die Kräfte übergeben wurden, konnten sie diese auch im Beisein des Todes ablehnen. Er beschwor ihre Lebenslinien und entnahm ihnen das Göttliche. Jedem Einzelnen mit dessen Einverständnis.
    Somit sollte es keine Götter mehr geben … alles blieb so wie es sein sollte.
    Als Ferda fragte, was Destan nun vor hätte, lächelte dieser und schaute gen Himmel.
    „Auch meine Zeit ist gekommen“, sprach er und das Orakel verstand diese Anspielung.
    „Ich danke dir“, flüsterte sie ihm zu und nahm ihn trotz seiner Gestalt in den Arm. Ihm hatte sie zu verdanken, dass sie wieder leben und all das miterleben durfte.
    Beschämt über so viel Wärme verschwand Destan, um Levias letzter Bitte nachzukommen.
    Er sollte sein Talent weitergeben …
    An wen konnte man nur vermuten, aber mehr war nicht bekannt. Ob er es wirklich tat ebenfalls nicht.
    Wer wusste schon, was dieser letzte Schachzug der Göttin alles beinhaltete.
    Sicher war nur, dass Aona seine Toten begrub und heimkehrte. Lefistos mischte sich danach unter das gemeine Volk und stahl etwas, was nicht ihm gehörte. Das konnte er gut, war er doch einst ein Dieb gewesen und brachte das Gut an einen Ort, den nur er kannte. Das Geheimnis und der Grund seines späteren Lebens.
    Alle fingen an das zerstörte Land wieder aufzubauen, auch wenn es niemals wieder das Gleiche sein würde.
    Soweit man wusste, war kein Gargoyle übriggeblieben, demnach kein Feind in Sicht. Frieden sollte von nun an herrschen und …

    Ich werde das Ende jetzt nach und nach posten ... aber es bleibt euch natürlich selbst überlassen, wie und wann ihr es lesen wollt ;)
    Aber wenn nicht heute Nacht, wann dann :P


    Aber genauso kam Athos nicht gegen Onyx an. Stein ließ sich von Wasser nicht beeindrucken. Der Gott des Wassers kam nicht an Lola heran.
    Für diesen Moment hatte er aber noch ein Ass im Ärmel. Nach einem weiteren Angriff von dem Halbelben, zersprang Athos´ wässrige Silhouette in tausend kleine Wassertropfen und fügten sich zu mehreren Abbildern des Gottes wieder zusammen.
    Plötzlich gab es nicht mehr einen Gott, sondern fünf.
    Athos´ Lachen hallte mehrstimmig wider. Onyx drehte sich im Kreis. Er wusste nicht mehr, wen er zuerst angreifen sollte.
    In Reih´ und Glied formierten sich die fünf Abbilder und näherten sich den drei.
    „Lass sie in Ruhe ...“, knurrte der Halbelb und erhob wieder seinen Hammer, um sich erneut gegen den Gott des Wassers zu stellen. Lola lehnte sich verunsichert an Odin, der sie, wie Onyx, schützend hinter sich schob.
    „Wir bekämpfen dich. Koste es was es wolle!“, bestätigte Odin und fing an Feuer auflodern zu lassen. „Ich verdampfe dich einfach!“
    Athos griff an und dabei formten seine Arme Klingen, die wie Flossen eines Fisches aussahen.
    Onyx brüllte und schwang seinen Hammer, während Odin seinem Feuer freie Bahn ließ.
    Sie hatten ihr Ende schon vor Augen, wenn nicht plötzlich die Bäume links von ihnen weggeschleudert worden wären. Raken verschwendete mit einem vorsichtigen Landeanflug gar keine Zeit, sondern brach durch den Wald hindurch. Dabei entwurzelte er Bäume und schmiss sich auf den Feind – oder Feinde.
    Odin drehte sich um und schützte Lola mit seinem Körper vor dem herumfliegenden Holz. Onyx erhob eine felsige Mauer, wegen eines Baumstammes, der ihnen bedrohlich nah kam. Im gleichen Atemzug tauchten Daig und Cloud hinter den drei auf und schauten etwas verwirrt aus ihrer Wäsche, als der Körper des roten Drachen über den Waldboden schlitterte.
    „Was beim Fionn macht er da?“, murmelte Cloud, als Rakens Drachenschwanz und seine hinteren Klauen knapp an seinem Gesicht vorbeigerauscht waren.
    „Ich. Hab. Keine. Ahnung!“, erwiderte Daig.
    „Das war doch mein Mann, der gerade an uns vorbeigeflogen ist!“
    Ferda lächelte ihre Freunde an und war im ersten Moment froh, dass sie einen unversehrten Eindruck machten.
    Athos musste seinen Angriff abbrechen und verschwand wieder im Erdboden.
    „Wo ist dieser Schweinehund?“, fragte Cloud gleich drauf und Raken verwandelte sich erst in diesem Moment in einen Menschen. Mürrisch klopfte er sich den Staub von seiner rot-goldenen Rüstung und schritt zu seinen Freunden.
    „Athos also. Der letzte Gott oder nicht?“
    „Ja! Er ist der Letzte, der uns feindlich gesinnt ist“, antwortete Ferda trocken und schaute sich um.
    Die fünf Gestalten des Athos´ tauchten wieder vor ihnen auf und jeder machte sich kampfbereit.
    „Jetzt gilt es!“, flüsterte Onyx und alle anderen stellten sich ihm zur Seite.
    Der letzte Kampf begann.
    Jeder gegen einen der Duplikate.
    Odin und Lola hielten sich im Hintergrund, aber getrauten es sich nicht zu flüchten. Jede falsche Bewegung hätte vielleicht Athos´ Aufmerksamkeit auf sich gezogen.
    Auf der Lichtung, die dank Raken entstanden war, kämpften sie gegen den Gott, der sich bei jedem ihrer Schläge auflöste und wieder zusammenfügte. Ferdas Sicheln kreisten in der Luft und sie schritt nicht zurück. Mit ihren fliegenden Messern wirbelte sie Athos´Gestalt auf. Der Hammer des Schmieds tat es den Waffen seiner Schwester gleich. Daig zerschnitt das Wasser und sprang von einer Stelle zur Nächsten, aber mit genauso wenig Erfolg wie Cloud oder Raken. Funken sprühten nur, wenn ihre Waffen auf die von Athos trafen. Das Einzige, was von ihm nicht umgehend wieder zu Wasser wurde.
    Der Kampf war nicht zu überhören, selbst nicht im Lager.
    Loki hoffte und betete, als ihm einige Späher schilderten, was dort lief, dass seine Kinder es schaffen würden.
    Der Kampf hört nicht auf und nahm die ganze Lichtung in Anspruch. Raken und alle anderen, außer Onyx, hatten schon einige Schnittwunden davongetragen. Sollten sie an diesem einen scheitern?
    Athos tauchte immer wieder auf und setzte sich immer wieder zusammen.
    Ferda dachte nach, als sie plötzlich etwas in ihrem Augenwinkel sah.
    Das blaue Schimmern. Sie konnte es am Waldrand sehen. Das, was Thyia zuvor beschrieben hatte. Zwischen den Angriffen und ihren drehenden Bewegungen schaute sie wiederholt zum Waldrand.
    „Nicht allein … gemeinsam“
    Diese Worte hörte sie in ihrem Kopf, gesprochen von einer Stimme, die sie nie zuvor gehört hatte. Weiblich, sanft und völlig ruhig. Es waren die Worte von ihnen allen. Jeder hatte festgestellt, dass er nicht allein kämpfte, sondern an der Seite von jemanden oder für jemanden.
    Das war ihre größte Stärke.
    Bei einem weiteren Blick in die Richtung, war das Schimmern fort und Ferda schlug ein letztes Mal zu, bevor sie sich von Athos entfernte.
    „Lola?“, schrie sie.
    „Ja?“, erwiderte diese sofort aus der Ferne.
    „Wir brauchen Wasser!“
    Dann drehte sie sich ihrem Athos Widersacher zu.
    „Mal sehen, wie dir dein eigenes Element schmeckt!“
    Lola schaute sich um und ließ den Bach anschwellen, der sich mittig durch das Kampfareal zog. Sie beschwor so viel Wasser, dass daraus eine riesige Welle wurde, welche sie noch wartend zurückhielt und Ferda fokussierte.
    „Onyx?“, sprach sie gedanklich zu ihrem Bruder.
    „Ja?“
    „Wir brauchen Erde … Unmengen aufgewühlter Erde.“
    „Du kannst so viel Erde von mir haben wie du willst, Schwester!“

    „Ihr anderen, haltet euer Feuer bereit!“
    „Machen wir!“, antworten die anderen mit einer Stimme.
    „Und Eis … ganz zum Schluss.“
    „Los!“, brüllte Ferda und Lola überflutete alles. Athos lachte bloß erneut laut auf und empfing das Wasser mit offenen Armen. Er vereinigte sich mit der Flut und sein Gesicht setzte sich im sturmartig herumwirbelnden Wasser ab. Er verstand ihren Plan nicht. Er wusste ja auch nicht, was Zusammenarbeit bedeutete.
    Ferda wartete den Moment ab, als er das Wasser und sich selbst auf sie zusteuern wollte.
    „Erde!“, befahl sie und Onyx ließ den Waldboden nach oben schießen. Es vermengte sich mit dem Wasser, welches Athos nun sein Eigen nannte. Es wurde dunkel und schlammig.
    „Was in allen Namen ...“, brüllte Athos, aber Ferda nickte bloß noch den anderen zu.
    Raken wurde zu einem Sturm und wirbelte zur Rechten Athos, der versuchte sich wieder in seine normale Gestalt zu verwandeln.
    Odin direkt vor ihm und Cloud zur Linken. Gleichzeitig steckten sie Athos in Brand und verdampften das Wasser. Der Gott wich zurück, ganz an den gegenüberliegende Rand der Lichtung, aber die Flammen folgten ihm.
    Brüchig, wie aus Ton, stand er da und brannte. Seine Schreie waren überall zu hören, aber die Helden wichen nicht zurück. Ganz im Gegenteil, sie näherten sich ihm. Gemeinsam …
    Athos schrumpfte und wirkte schon geradezu menschlich, als die drei das Feuer versiegen ließen.
    „Ihr. Könnt. Mich. Nicht. Töten!“, brüllte Athos in all seiner Verzweiflung und Daig grinste ihn nur an.
    „Wenn es dir zu heiß ist, dann … kühlen wir dich doch etwas ab!“
    Daig beschwor eine Fontäne aus Eis und Schnee, die Athos einhüllte und blitzschnell herunterkühlte.
    Die rot glühenden Risse seiner spröden Haut verfestigten sich, bis er vor ihnen erstarrte.
    „Das hast du davon!“, brüllte Onyx und alle schauten sich an.
    War es das gewesen?
    Hatten sie Athos besiegt?
    Gerade als sie durchatmen wollten, bröckelte die steinerne Statue des Gottes und ein Lachen erklang.
    „Er weiß einfach nicht, wann Schluss ist“, moserte Daig und machte sich schon auf einen weiteren Angriff gefasst, als die versteinerte Hülle des Gottes zu Boden fiel und Athos normale Gestalt darunter hervorkam.
    „Ich sagte doch: ihr könnt mich nicht … argh …“
    Der Gott kam nicht dazu seinen Satz zu beenden. Blinzelnd und ungläubig war er es diesmal, der an sich hinuntersah und einen metallenen Kampfstab in seiner Brust stecken hatte. Der Gott schaute vor sich in die Runde, aber die sieben sahen ihn genauso ratlos an.
    „Halt endlich dein Maul!“, ertönte es hinter ihm und jemand trat ihn um.
    Hinter ihm befand sich Thyia, gestützt von Mar. Die beiden hatten Lokis Unterhaltung mit den Spähern mitbekommen und dachten nicht daran, sich nicht einzumischen.
    Athos fiel auf die Knie und plötzlich rannen Tränen über sein Gesicht.
    „Aber … aber ich kann doch gar nicht sterben“, wimmerte er und Thyia zog ihren Kampfstab aus ihm heraus.
    „Alles stirbt einmal, Athos, auch du!“, sagte Onyx und resigniert nickte der Gott im Augenblick seines Todes.
    „Ich warte auf euch … ich warte auf euch im Fionn“, murmelte er und fiel tot zur Seite. In einem grellen Lichtblitz fuhr er in den Himmel und … so kann man nur vermuten, in den Fionn zurück, ohne dass jemand seine Kräfte haben wollte. Lola besaß diese unweigerlich, also brauchte es keinen neuen Gott des Meeres mehr – oder eben einer Göttin.
    Cloud bewegte sich sofort auf Thyia zu, nachdem Athos verschwunden war und stürzte sie von der anderen Seite.
    All die Fragen, die er wegen ihres Zustandes an sie hatte, wehrte die Waldnymphe umgehend ab. Sie hatten noch genug Zeit alles zu klären und ja, die Zeit hatten sie nun wirklich. Immerhin hatte ihr Auftauchen alles beendet.
    Aber kaum nahmen sich die Freunde gegenseitig in den Arm und wollten sich ihres Lebens freuen, verfinsterte sich der Himmel und ein Sturm kam auf.
    „Das Portal!“, schrie Ferda.

    Wenn ich es heute noch schaffe, wird die Geschichte passend zum neuen Jahr beendet 8o

    „Was? Was willst du hier?“
    „Bitte hör´ mich an, Onyx. Du darfst ihm nichts tun. Selbst mir widerstrebt dieser Gedanke, aber er ist zu mehr bestimmt.“
    „Zu mehr? Zu was? Einem Monster?“
    „Das wissen wir nicht. Levia weiß nur, dass er überleben muss! Du willst doch nicht ein Kind töten ...“
    Onyx betrachtete sich den Jungen, der regungslos da hing.
    „Verdammte scheiße … scheiße … scheiße“, fluchte er, als ihm bewusst wurde, dass er Liam wirklich nicht töten konnte.
    „Gib ihn in meine Obhut“, flehte Lefistos und streckte seine Arme nach dem Jungen aus.
    „Und was willst du mit ihm tun?“
    „Alles was nötig ist und wenn es heißt, ihn ein Leben lang einzusperren. Ich kenne Orte, die von niemanden besucht werden. Von denen es kein entkommen gibt.“
    „Wirst du überhaupt mit ihm fertig?“
    Lefistos nickte, war sich da aber selbst nicht so sicher, aber er konnte ihn ja umgehend zu dem Ort transportieren, den er meinte – sobald ihm wirklich einer eingefallen wäre.
    Onyx ließ Liam runter und übergab ihn Lefistos. Der Gnom schulterte den Jungen und nickte dem Gott bestätigend zu. Danach verschwand er wieder im Dickicht.
    Kaum das eine Sache geklärt war, stolperte auf Onyx Odin erneut zu, der sich seiner Unversehrtheit versichern wollte. Als der Waldwächter fragte, wo der Junge sei, beschrieb es Onyx nur mit: „Beseitigt!“
    Odin schaute ihn verwirrt an. Das konnte alles bedeuten, aber darauf wollte er nicht herumreiten. Was dem alten Wolf viel mehr am Herzen lag, war, dass Lola vermisst wurde.

    „Du bist Athos!“, sagte die Wassernymphe und lachend nickte dieser, da ihn vermutlich sein Auftritt verraten hatte.
    „Und du bist eines meiner Kinder. Schön, anmutig und doch werde ich dich töten müssen.“
    Lola ließ den Eimer fallen und trat von dem Gott zurück, der sich auf den festen Boden vor sie begab.
    „Hast du es nicht gesehen? Alle deine Brüder und Schwestern sind tot und du wirst ihnen folgen“, drohte Lola und schritt immer weiter zurück.
    „Das glaube ich kaum. Ja, meine Geschwister sind tot, mit wenigen Ausnahmen, aber um diese kümmere ich mich, wenn ich euch erledigt habe.“
    „Warum mich zuerst?“
    Athos zeigte auf ihren Bauch.
    „Du hast etwas geschaffen, was nicht in diese Welt gehört. Du hast dich mit einem Gott vereint und besitzt dabei selbst göttliche Kräfte. Eine Vereinigung, die bei mir und meinen Geschwistern niemals zu Stande gekommen wäre, was sich selbst erklärt.“
    „Göttliche Kräfte?“
    Lola versuchte Zeit zu schinden. Irgendwann musste ihr Fehlen auffallen.
    „Deine Mutter war meine Tochter. Ein Fehltritt, den ich beseitigen wollte, aber die Helden von damals verhinderten das. Fernab des Meeres und versteckt im Land der Eisdrachen dachte ich nicht, dass du dich jemals erheben würdest, um einzufordern, was mein ist.“
    „Das wollte ich auch nie, aber die Zeiten haben sich geändert. Das man euch beseitigen will, war keine Entscheidung aus Langeweile“, antwortete Lola, die nicht glauben konnte, dass der Mann, der sie töten wollte ihr Großvater sein sollte. Aber es erklärte ihr, warum die Kashkar auf sie gehört hatten. Gedanken, die sie auf einen späteren Zeitpunkt verschieben musste, denn um ihre Familienbande aufzuarbeiten, hatte sie keine Zeit. Aber die Kashkar … sie waren ja noch da. Irgendwo auf dem Schlachtfeld gab es noch einige von ihnen.
    „Du brauchst sie nicht zu rufen. Sie werden nicht schnell genug da sein, um dir zu helfen!“
    „Aber wir!“, sagte Onyx, als er zusammen mit Odin durch eine Baumreihe geschritten kam. „Du siehst sie auch nur einmal falsch an, Gott des Wassers, und ich reiße dir den Kopf vom Hals!“
    „Onyx?“
    Lola schaute ihren Mann an, der seinen Hammer schulterte.
    „Ihr habt ja keine Ahnung“, fauchte Athos.
    „Von was?“, hakte Onyx nach und stellte Lola schützend hinter sich.
    „Was ihr da geschaffen habt ist wider die Natur. Ein Gott, zwei Talente. Dieses Ding in ihrem Leib ...“
    „Ist mein Sohn!“
    Onyx ließ die Erde erzittern, auf der Athos stand. Risse bildeten sich und Athos Gestalt verflüssigte sich, um in den Erdboden zu verschwinden.
    „Odin ...“, wandte sich der riesige Halbelb an seinen Onkel. „Bring Lola von hier weg!“
    „Kommt ja gar nicht in Frage“, protestierte die Wassernymphe.
    „Also ich finde, wir sollten gehen“
    Odin schaute sich um und sah wie die anderen beiden auch, dass sich Athos an anderer Stelle wieder materialisierte. Aus sich auftürmenden Wasser entstand wieder der Gott und er lachte die drei aus. Wie etwas schlagen, was keinen festen Körper besaß?
    Odins Augen formten sich zu Schlitzen. Wütend betrachtete er den Gott, der das Leben seiner Familie bedrohte. Er ahnte, dass sie es mit diesem Mann nicht leicht haben würden. Athos war anders als seine Geschwister. Sein Charakter war der Schlechteste von allen und er war der Älteste, vielleicht auch Stärkste unter ihnen. Trotz seiner Menschengestalt, fing Cloud an zu heulen wie ein Wolf das konnte.
    Man sollte ihn hören. Jeder sollte ihn hören. So wie die Wölfe ihresgleichen damit zum Jagen aufforderten, zeigten wie viele sie waren, hörten auch Cloud, Daig und Raken dieses Geheul und erkannten es. Es glich einem Appell, welchen Cloud mit dem Gebrüll eines Bären beantwortete.
    Daig schnappte sich seinen Vetter und sie rannten in Richtung Wald, Raken drehte ab und überließ den fallenden Götterberg seinen Gefolgsleuten. Aber auch Ferda hörte ihren Onkel.
    Onyx wollte keine Zeit mit Worten verschwenden. Ohne lange zu warten, bis der Gott die Gelegenheit zum Angriff hatte, griff er an.
    Er schlug zu, schwang seinen Hammer, aber immer wenn er Athos traf, verflüssigte sich dieser.
    „Du kannst mich nicht töten“, verhöhnte Athos Onyx´ Versuche.

    Onyx verfolgte immer noch die Spur des Jungen, als plötzlich Odin aus einem Gebüsch gekrochen kam, weil er etwas Fremdes in der Umgebung wahrgenommen hatte.
    Onyx winkte ihn zu sich.
    „Spürst du es auch?“, fragte der alte Waldwächter und sein Neffe schüttelte den Kopf.
    „Nein, ich habe ihn gesehen. Es ist ein Junge. Er hat sich hier in den Wald geschlichen.“
    „Eine Junge?“
    Beide Männer standen sich Rücken an Rücken. Sie horchten, aber nichts war zu hören.
    „Kann mir einer von euch sagen, was ihr da macht?“, fragte Thyia von einem Ast aus und sprang runter.
    Onyx hob seinen Finger an die Lippen und Thyia schaute sich um.
    „I-Ist jemand hier?“, flüsterte sie und Onyx betrachtete sie, als ihm plötzlich ein Blatt auffiel, welches sich zur Rechten von Thyia bewegte.
    „Rechts!“, brüllte Onyx und reflexartig schlug die Waldnymphe mit ihrem Stock zu.
    Sie spürte einen Widerstand und erschrak, als dieser sich als brünetter Junge herausstellte.
    „Das ist ja noch ein ...“
    „Nein, ist er nicht!“, konterte Onyx. „Er ist einer von ihnen und mindestens genauso gefährlich!“
    Liam fauchte Thyia an und zeigte sein wahres Gesicht.
    „Man … dich kann nur eine blinde Mutter lieben“, spottete die Waldnymphe und trat einen Schritt zurück, als Liam zum Angriff ansetzte. Er machte sich wieder unsichtbar und sie schlug um sich. Der Gargoylespross erwischte ihr Gewand mit seinen Krallen und riss es am Ärmel auf.
    Fluchend kämpfte sie weiter, als Onyx ihr zur Hilfe eilte und mit seinem Hammer auf gut Glück zuschlug. Er spürte, wie er etwas getroffen hatte und Liam allen Anscheins nach gegen einen Baum geschmettert wurde. Dann war es wieder still.
    „Seht ihr etwas?“, fragte Odin, der die größten Hemmungen besaß, ein Kind zu töten. Onyx nahm seine Göttergestalt an und lief zu dem Baum. Mit seinen Händen fuhr er über den Boden.
    „Hier ist er nicht!“, rief er und drehte sich um, als er plötzlich ein dumpfes Geräusch hörte.
    Thyia fiel auf ihre Knie und schaute an sich hinunter.
    „Neeein!“
    Onyx sprang wieder auf und die Waldnymphe legte schmerzhaft stöhnend ihre Hände um die Klinge, die ihren Leib von hinten durchstoßen hatte. Wie die großen Gargoyles hatte Liam sein eigenes Schwert unter seinen Schwingen verborgen. Genau diese Waffe benutze er, um eine von ihnen zu verletzten.
    Der Halbelb schrie vor Wut und Verzweiflung. Er schleuderte erneut seinen Hammer umher, aber strafte nur die Luft. Odin stand wie gelähmt da. Warum sie? Liam hatte abgewogen. Gegen Onyx war er nicht angekommen, Odin machte einen alten Eindruck und stellte für den Gargoyle eine unwichtige Figur dar, aber die junge Frau … sie schien ein gutes Ziel zu sein. Odin fühlte sich viele Winter zurückversetzt. Er erinnerte sich und das ließ seine Muskeln zu Stein werden.
    „Odin, verdammte scheiße. Bring Thyia sofort zu Loki. Mach schon!“, befahlt Onyx und half Thyia hoch. Gerade, als er die Klinge aus ihrem Körper ziehen wollte, schrie Odin auf.
    „Nein! Wenn du das tust, wird die Blutung stärker!“
    Vorsichtig und mit dem Blick in alle Richtungen, näherte sich der Waldwächter den beiden und schulterte sie.
    „Bring sie ins Lager!“, setzte Onyx noch einmal dringlich nach, während von Thyia nur scharfen Raunen zu hören war.
    Onyx schlug weiter mit seiner Waffe im Kreis herum, um den beiden Rückendeckung zu geben, bis er wieder das aufgewirbelte Laub bemerkte und einen erneuten Treffer landete. Diesmal stand Liam aber nicht mehr so leichtfüßig auf und Onyx nutze den Moment, um ihn sich zu schnappen.

    Odin beeilte sich. Seine müden Knochen wagten nicht noch einmal zu versagen. Thyia hingegen wurde schwächer. Das Blut, welches sie verlor, zeichnete ein Linie auf den Weg und hörte nicht auf zu fließen. Sie wurde immer schwerer, bis sie das Bewusstsein verlor und leblos auf Odins Schulter hing.
    „Das kommt ja gar nicht in Frage!“, maulte der Waldwächter. Er hatte keine Wahl mehr. Kurz vor dem Lager im Wald, musste er das Schwert aus ihr herausziehen und sie tragen.
    „Loki?“, brüllte er dabei nach seinem Bruder. „Loki, du Schweinehund eines Heilers ...“
    Thyias Atmung wurde flacher. Odin sah es nicht, so schnell wie er rannte, aber er spürte, wie ihr Brustkorb sich nur noch sachte bewegte. Am Rand des Lagers angekommen, lehnte er die Junge Frau gegen einen Stein und schaute sich nach seinem Bruder oder seiner Nichte um. Eine Priesterin erkannte die Waldnymphe und rannte ungefragt los. Odin kniete sich zu der jungen Frau und umfasste mit seinen Händen ihr Gesicht. Er kannte diesen Moment. Er kannte ihn wie niemand anderes und es durfte sich nicht wiederholen.
    „Thyia, mein Kind, bleib bei uns, hörst du. Das darfst du Cloud nicht antun. Nicht jetzt, wo er seinen Weg gefunden hat.“
    Tränen eroberten die Augen des alten Waldwächters und verzweifelt schrie er noch einmal nach seinem Bruder.
    „Das schaffst du, hast du mich verstanden. Cloud braucht dich. Ansonsten wird er noch genauso wie ich, dass kannst du doch nicht zulassen. Ihr wolltet euch doch alles für nach dem Krieg aufheben, also entferne dich vom Fionn.“
    Loki hörte die Rufe seines Bruders und eilte herbei. Ohne eine Sekunde zu verschwenden, legte er die Hände auf die Wunde. Als Ferda ebenfalls von der Priesterin erfuhr, was geschehen war, ließ sie alles stehen und liegen. Sie hatte gerade neue Salbe herstellen wollen, aber das konnte auch jemand anderes übernehmen.
    „Wenn Cloud das erfährt, dann ...“
    „Er wird nichts erfahren, weil es nichts zu erfahren gibt“, konterte der alte Heiler.
    „Schafft sie es?“
    „Sie hat viel Blut verloren. Gut, dass du das Schwert erst kurz vor dem Lager entfernt hast“, lobte ihn sein Bruder, nachdem er erzählt hatte, was gesehen war.
    „Das beantwortet nicht meine Frage.“
    Thyia öffnete plötzlich ihre Augen und atmete tief ein. Loki getraute sich im Gegensatz dazu wieder auszuatmen.
    „Ich denke, sie schafft es. Sie wird etwas Ruhe brauchen, aber … sie schafft es.“
    „Ich werde zu alt für sowas“, beschwerte sich Odin und warf sich neben die Waldnymphe.
    „W-Wer ist das?“, nuschelte die verletzte, junge Frau und zeigte an Loki vorbei in den Wald. Odin schaute in die Richtung, in der Thyia ihre rechte Hand langsam erhob, aber niemand konnte etwas erkennen. Als Ferda zu ihnen stieß und sah, dass ihr Vater bereits geholfen hatte, spürte sie auch etwas, vermochte aber nicht zu sagen was. Die Waldnymphe war gerade dem Fionn entkommen und erkannte eine bläulich schimmernde Silhouette unweit der Gruppe. Sie stand einfach nur da, als würde das Etwas sie beobachten. Ferda sah es nicht, egal wie sehr sie sich darauf konzentrierte. Vielleicht bildete sich Thyia das nur ein und Ferda war zu erschöpft, um noch auf ihre Gefühle vertrauen zu können.
    Für die Waldnymphe sah es so aus, als würde sich das Schimmern auflösen und in den Himmel verschwinden und dann … dann war es fort. Rätselhaftes ging vor sich, aber niemand konnte es in Zeiten des Krieges einordnen. Zu laut waren all die anderen Stimmen, die nach Hilfe schrien.
    Ferda sorgte dafür, dass man Thyia einen Schlafplatz herrichtete und Odin wollte wieder zu Onyx eilen, der dem Kind allein gegenüberstand, aber derzeit hatte der Gott des Gesteins alles unter seine Kontrolle gebracht.
    Liam hatte ebenfalls sein Bewusstsein verloren, nachdem er mit dem Kopf wiederholt gegen einen Baum geprallt war. Onyx hob ihn mit einer Hand hoch, woraufhin er sichtbar wurde.
    „Du kleines Drecksbalg. Ich sollte dir den Schädel einschlagen!“, maulte er und holte mit seinem Arm aus, als Lefistos durch das Gebüsch links von ihm gekrochen kam.
    „Beim Fionn … tu´ ihm nichts!“, schrie der kleine Gnom und erhob erschrocken seine Hände.

    melli: Es tut mir leid :rofl: aber es kommt nicht mehr viel ... versprochen ^^


    Im Wald traute man sich langsam aufzuatmen. Die Heiler, Priesterinnen und Soldaten sahen, wie Darius´ Männer die Armeen der Gargoyles immer mehr zurückdrängten. Daig und Cloud befanden sich zwischen ihnen und halfen, wo sie konnten.
    Durch Daigs neugewonnene Kräfte, hatte er den Vorteil an vielen Stellen fast zur gleichen Zeit sein zu können. Immer mit dem Blick auf Cloud, falls er Hilfe gebrauchen konnte. Ebenso ließ Cloud seinen Vetter nicht aus den Augen. Allerdings hatte er es mit dessen Geschwindigkeit etwas schwerer, das zu bewerkstelligen.
    Darius kämpfte mit Eduard an vorderster Front.
    Der Prinz schlug damit seinem großen Zweihandschwert auf die Gargoyles ein, als hatte er nur darauf gewartet. Das hätte Cloud dem rothaarigen Kerl gar nicht zugetraut und plötzlich fragte er sich, warum Eduard nicht schon früher mitgemischt hatte. Darius war für einen kurzen Moment das Alter gar nicht mehr anzumerken. Auf dem Schlachtfeld konnte er seine vollen Reserven ausschöpfen.
    Und dann geschah, was vielleicht geschehen musste. Darius geriet an eine Gruppe Gargoyles, die ihn anfauchten und zum ersten Mal einsahen, dass sie allein nichts ausrichten konnten. Sie schlossen sich zusammen und kämpften zu viert gegen einen Menschen. Cloud war zu weit weg, um dem König von Sona zur Hilfe eilen zu können. Eduard stand ganz in der Nähe seines Vaters und streckte gerade eines dieser Monster nieder, als er seinen Vater in der brenzligen Situation sah. Doch anstatt ihm zu helfen, kehrte er ihm den Rücken. Cloud glaubte seinen Augen nicht.
    Tat er das mit Absicht?
    Eiskalt lief Eduard in eine andere Richtung und zog dem Kampf gegen einen einzelnen Gargoyle vor. Darius´ Blick verriet, bevor ihn die Klinge einer seiner Gegner aufspießte, dass selbst er nicht damit gerechnet hatte.
    „Daig?“, schrie Cloud und sein Vetter hörte ihn. Blitzschnell stand der Eisdrache Darius zur Seite und schmetterte die Gargoyles zurück, aber zu spät.
    Cloud eilte zu ihnen und fing den taumelnden König auf.
    „König Darius?“
    „E-Er ist … er hat ...“, stotterte der König und Cloud versuchte seine Hände auf die Wunde zu drücken.
    „Seid still, wir holen Euch Hilfe!“
    Das pulsierende Blut pochte gegen seine Hand.
    „Hol Loki … irgendwen!“, brüllte der Waldwächter und Daig sah kopfschüttelnd auf seinen Vetter hinunter.
    Dann schnickte er sein Kinn in Darius´ Richtung, der mit weit aufgerissenen Augen tot im Schlamm lag.
    Cloud schrie. Seine grollende Stimme hallte auf dem Feld wider und er machte seinem Zorn Luft.
    „Sein eigener Sohn ...“, brüllte er und stand auf. Kampfbereit wollte Cloud Eduard noch auf dem Schlachtfeld zur Rede stellen, aber Daig hielt ihn fest.
    „Was willst du tun? Wir sind im Krieg. Egal was Eduard gemacht hat … niemand wird ihn dafür verurteilen. Wir sterben, damit andere leben können.“
    „Er hätte ihm helfen müssen!“, konterte Cloud und Daig verstand was er meinte, aber es stand Aussage gegen Aussage. Cloud konnte behaupten, dass Eduard seinem Vater wissentlich die Hilfe verweigert hatte, aber wer sollte über ihn richten?
    Eduard konnte das Gegenteil behaupten und damit wäre es beendet gewesen. Den Überblick zu behalten, fiel ja selbst ihnen nicht leicht. Cloud beruhigte sich nur widerwillig, aber Daig hatte recht. Zuerst mussten sie es selbst einmal überleben, dann konnten sie weitersehen. Trotzdem würde er das niemals vergessen. In Clouds Augen grenzte Eduards Tat schon an Mord …

    Loki kam mit all den Verletzten nicht mehr mit. Überall schrie man nach Hilfe, andere wollten Erlösung. Er hatte keine andere Wahl, als manche einigermaßen schmerzfrei von ihrem Leid zu befreien. Und das durch ein Gift, welches der schwarze Sanddorn lieferte. Eine Pflanze unscheinbar und klein, aber zermahlen und mit Wasser vermengt, war der Sud giftiger, als der Biss einer Giftschlange. Die todgeweihten Soldaten und Krieger schliefen einfach ein und mussten nicht mehr leiden.
    Abgeschnittene Körperteile, aufgerissene Leiber und zerschellte Körper konnte auch Loki nicht mehr heilen und seine Kräfte schwanden. Selbst ihm war die Erschöpfung anzusehen und sein helles, elbisches Gewand war mittlerweile blutrot.
    „Kann ich noch irgendetwas tun?“, fragte Lola, die ihm einige Verbände brachte, um weniger Verletzten Schienen anlegen zu können.
    „Ich brauche Wasser, das andere ist schon mehr Blut als alles andere.“
    „Ich verstehe ...“
    Lola stand auf und schnappte sich eilig einen Eimer. Sie wollte zum kleinen Bach laufen, der im Wald verlief und frisches Wasser holen. Jeder tat was er konnte und noch mehr. Nachdem sich das Schlachtfeld anfing zu leeren, füllte sich das improvisierte Lazarett. Jeder der Priesterinnen musste selbst entscheiden, ob der vor ihr Liegende noch Chancen hatte oder nicht. Viele konnten mit diesen Entscheidungen sicherlich nur schwer leben, aber jeder handelte im Sinne der besten Absichten.
    Loki blickte zu seiner Tochter auf, die ebenfalls kaum einen klaren Gedanken fassen konnte. Ferda konnte die endenden Lebenslinien sehen und beruhigte die Sterbenden.
    Lola hörte, von Bäumen umringt, nur noch leise das Gewimmer und Geschreie am Bach. Für einen Moment atmete sie sogar tief durch. Mit ihrer Hand auf dem Bauch, hoffte sie, dass ihr Sohn von all dem nichts mitbekommen würde. Noch ungeboren, aber dennoch befand er sich schon inmitten eines Krieges. Ihr Herzschlag allein musste ihm verraten, dass sie unter sehr viel Stress stand. Sie tauchte den Eimer ins Wasser, als plötzlich darin ein Spiegelbild flackerte. Eines, welches nicht ihres war. Sie schreckte auf, drehte sich um, aber niemand war da. Kaum dem Wasser den Rücken gekehrt, schoss es nach oben und zeigte Athos, der grinsend in der Fontäne stand und sagte: „Hallo Lola, mein Kind.“

    Alopex Lagopus: "schnicken" kenne ich als eine kurze, ruckartige Bewegung oder als Synonym für "schnippen". Ist öfters im Gebrauch 8o Zum Beispiel das Justin Bieber Beispiel, dessen Pony zuvor so lang war, dass er immer so komsich mitm Kopf "geschnickt" hat ... vielleicht ist es auch je nach Bezirk nur ein Wort demnach umgangssprachlich, allerding wusste ich den Zustand da nicht anders zu beschreiben. :rolleyes:

    Nisha: Dankeschön und willkommen an Bord ^^ Ich muss aber gestehen Ro-man-tik ist nicht sooo meine Stärke, aber kommt auch vor, keine Sorge :D


    Diese beiden Feinde hatten sich so weit vom Rest entfernt, dass sie weder mitbekommen hatten, dass zwei Götter gefallen, noch, dass die Gargoyles am Ende waren.
    Daig verschwand in einer nicht zu erkennenden Geschwindigkeit und Mar lockerte ihre steife Körperhaltung. Kurz fächerte sie sich Luft zu, damit die Röte aus ihrem Gesicht verschwand.
    „Huiuiuiui“, murmelte sie und Fone grinste sie verstohlen von der Seite an.
    „Das hat er alles von mir!“, rühmte sich der König und Mar hob überrascht ihre Augenbrauen.
    „Natürlich ...“, spottete sie in einem sarkastischen Ton und drehte sich herum. Sie atmete einmal tief durch, bevor sie langsam einen Fuß vor den anderen setzte, um dann zurück in den Wald zu rennen. Fone begleitete sie und rief seine restlichen Eisdrachen zu sich, um ihren Rückzug zu sichern. Der König der Eisdrachen hatte sein Versprechen an den Zwerg nicht vergessen und egal was noch geschehen sollte, er würde diese Frau beschützen … für seinen Sohn.

    Cloud trat Tantar gegen den Oberkörper und schlug während eines Sprungs mit dem Knauf seines Schwertes dem Gott ins Gesicht. Tantar taumelte zurück, aber parierte den nächsten Schlag. Mit seinem kreisenden Schwert hielt Cloud Tantar auf Abstand, als Daig an seine Seite schritt.
    „Kannst du Hilfe gebrauchen?“, fragte der Eisdrache seinen Vetter und gegen jede Vermutung dachte Cloud nach und nickte.
    Daig hatte eigentlich damit gerechnet, dass er seine Hilfe ablehnen würde, aber Cloud hatte während des Kampfes etwas begriffen. Die Götter waren zum Scheitern verurteilt, aber das hatte einen Grund.
    „Was schlägst du vor?“, fragte Cloud und Daig zuckte mit seinen Schultern.
    „Wie wäre es mit dem Gefühl der völligen Machtlosigkeit?“, schlug er vor und Cloud begann zu grinsen. Tantar schaute zwischen den beiden Vettern hin und her.
    „Du willst dir deinen Ruhm von diesem Drachenwinzling wegnehmen lassen?“, brüllte der Gott des Krieges vorwurfsvoll.
    „Ich töte dich nicht für den Ruhm. Ich will dich töten, weil du ein Arschloch bist und unsere Base getötet hast!“, konterte der Waldwächter trocken.
    „Außerdem war es meine Klinge, die Ferda durchbohrte“, fügte Daig hinzu und Clouds Gesicht erhellte sich auf einmal.
    „Ja“, sagte er euphorisch. „Machen wir eine Familienangelegenheit daraus!“
    Daig konzentrierte sich und formte wie Oriol die Nebelkugel in seiner Hand. Der Gott des Krieges traute seinen Augen nicht, als er diese Magie sah. Suchend hielt er nach seinem Bruder Ausschau und entdeckte ihn geschlagen in der Ferne.
    „Du hast meinen Bruder getötet!“, schrie Tantar.
    „Wenn er dir wirklich etwas bedeutet hätte, dann hättest du an seiner Seite gekämpft und dir nicht allein ein Ziel ausgesucht!“, murmelte der Eisdrache und nahm Tantar in umgehend einer Zeitblase gefangen. Wie in einem riesigen, nebeligen Wassertropfen eingesperrt, bekam Tantar alles mit, nur sein Körper bewegte sich kaum sichtbar.
    Cloud trat an ihn heran und schnalzte abfällig mit seiner Zunge.
    „Weißt du, Gott des Krieges. Eines habe ich durch dich gelernt. Allein zu kämpfen bringt einem vielleicht alleine Ruhm, aber mit wem diesen teilen oder wem davon erzählen, wenn niemand mehr da ist? Der Grund, warum ihr Götter sterben werdet, ist nicht nur eure Willkür uns gegenüber, sondern auch, weil ihr untereinander keinen Zusammenhalt kanntet! Jeder von euch hat allein gelebt, jeder von euch stirbt auch allein. Ich teile meinen Ruhm gerne, weil ich weiß, dass er trotzdem unvergessen bleibt.“
    Cloud ergriff sein Schwert und rammte es Tantar in den Leib.
    „Du allerdings, wirst nur eine Randfigur in dieser Erzählung sein!“
    Dann drehte der Waldwächter die Klinge um und Daig löste die Blase wieder auf, damit der Gott den tödlichen Streich noch begutachten konnte, bevor er seinem Duellanten vor die Knie fiel. In einem Blitz schoss die Kraft des Gottes gen Himmel und Cloud zog sein Schwert aus dessen Körper.
    „Ich will sie nicht! Kehre ohne Nachfolger in den Fionn zurück, denn ich bin nicht der Krieg … und ich will es nie werden“, die letzten Worte flüsterte er fast. Damit entschied sich Cloud gegen göttliche Kräfte, der größte Verzicht, den er in seinem Leben jemals getätigt hatte, aber er wusste, dass es richtig war. Die Welt brauchte keinen Gott des Krieges, denn Kriege würde es sicherlich auch ohne ihn geben, man musste dies nicht noch anbeten. Immerhin gab es die Liebe ohne Amoria auch noch.
    Daig legte seine Hand auf Clouds Schulter und schaute mit ihm zusammen in Richtung Westen, wo endlich Darius Männer erschienen, um die letzten Feinde niederzuringen.
    „Helfen wir ihnen, du Gott der Zeit?“, fragte Cloud und lächelte seinen Vetter an.
    „Natürlich, außerdem müssen wir noch Athos schlagen!“, erklärte Daig und unterrichtete Cloud darüber, was ihm Wendegor gesagt hatte. Auch Fone behielt das erlangte Wissen nicht für sich.
    Die Süddrachen berichteten von dem Portal, waren aber nicht dazu in der Lage es zu schließen. Aus irgendeinem Grund, konnte niemand die vier Göttersteine berühren, ohne einen schmerzhaften Schlag abzubekommen.
    Niemand konnte zuvor wissen, dass Athos diese mit seinem Blut geprägt hatte. Sein Blut war das Einzige, was es aufhalten konnte. Das Ende seines Herzschlages oder er persönlich. Raken gab den Befehl zum Rückzug. Seine Männer konnten in dem Lager nichts mehr verwüsten und griffen den Götterberg an. Egal wo sich Athos verstecken sollte, sie wollten ihn herauslocken.

    Blitzschnell löste er sich aus der Fassung und erwischte die Göttin mit all seiner Wucht, so dass diese zurückgeschleudert wurde.
    „Ha Ha!“, schrie Mar und sprang vor Freude in die Luft, bevor sie sich demütigst wieder fing. Für ausschweifende Jubelschreie, war das nicht der geeignete Ort und Zeitpunkt. Sie rannte auf Lifris zu, die sich windend im Schlamm lag. Der Pfeil hatte ihren Unterleib durchschlagen und pulsierend trat Blut aus ihrem Mund, genauso wie aus der Wunde. Mar hatte sich für diesen Fall so viele wüste Beschimpfungen zurechtgelegt, aber das Einzige, was ihr bei diesem Anblick einfiel war:
    „Tut´s weh?“
    Durch das Nymphenmetall an der Spitze der Pfeile, musste die Göttin schreckliche Schmerzen erleiden, das hoffte die Zwergenelbin.
    „Wie … ich bin doch die Weisheit … ich bin ...“, röchelte Lifris und Mar baute sich vor ihr siegessicher auf.
    „Das Wie würde zu lange dauern, ich kann dir aber sagen warum. Du magst vielleicht die Göttin der Weisheit gewesen sein, aber wer rastet, der rostet. Es hätte nicht geschadet, wenn du deine Nase in Bücher gesteckt hättest, anstatt Gift und Galle zu versprühen.“
    „M-Meine Kräfte, sie …“
    „Die kannst du getrost behalten. Du hast nichts, was ich nicht schon hätte!“

    Während Mar sich um Lifris gekümmert hatte, war Daig zu seinem Vater geeilt und stieß Wendegor einfach von ihm weg. Der Gargoyle schien ebenso verwirrt wie Fone gewesen zu sein, als der Eisdrache aus dem Nichts aufgetaucht war. Für sie waren nur Sekunden vergangen, Fone hatte Lifris gesehen und seinen Sohn bei Oriol, aber plötzlich war alles anders. Als der König der Eisdrachen Oriol in der Ferne entdeckte, in dessen Brust immer noch die Schwerter steckten, traute er seinen Augen nicht.
    „Ich glaube, ich werde alt … alt und langsam. Einzige tröstende Tatsache: der Gargoyle König ist es anscheinend auch!“, spottete er und entriss dem verwirrten König Eonas sein Schwert. Fone holte in einer Drehung zum Schlag aus und stach Wendegor seine Klinge quer durch die Brust. Der König brüllte und knurrte gleichzeitig. Daig nahm das andere, am Boden liegende Schwert seines Vaters und rammte es dem Gargoyle hinterrücks durch den Unterleib.
    Wendegor taumelte zurück und zog sich die Waffen fauchend aus seinem Körper.
    „Warum seid ihr so stark? Wir sind so viele und doch ...“, musste der König der Gargoyles geschlagen einräumen.
    „Das ist unsere Heimat! Wir verteidigen sie, bis keiner mehr von uns steht!“, antwortete Daig und Wendegor schaute sich um. Seine Männer fielen, das Schlachtfeld wurde leerer, sein Lager brannte und auch aus ihm wollte das Leben weichen.
    „Ein Sieg ist immer eine gute Sache, aber auch eine Niederlage muss man sich eingestehen können ...“, hustete Wendegor und fiel hin. „Das können wir nur nicht, denn wir verlieren nie!“
    „Es hätte nicht so weit kommen müssen, wir hätten reden können“, erwiderte Fone und schaute auf den König hinunter.
    „Nein, hätten wir nicht“, erwiderte Wendegor. „Mit mir geht vielleicht diese Schlacht zu ende, aber Krieg wird es immer geben. Sie wissen … mein Volk weiß nun, dass es Aona gibt und wird den Gedanken an dessen Eroberung niemals aufgeben. Dazu wurden wir nicht geschaffen. Einen Gargoyle dreht man nicht herum oder verändert ihn. Wir sind, was wir sind.“
    „Und was sollen wir Eurer Meinung nach jetzt tun?“, fragte Daig.
    „Tötet diesen Athos. Sein Leben ist mit dem Portal verbunden und mit ihm, werden auch meine Krieger verschwinden. Das ist eure einzige Möglichkeit einigermaßen sicher zu sein … vorerst.“
    „Warum erzählt Ihr uns das?“ Daig verstand nicht, was Wendegor mit diesem Hinweis noch bezwecken wollte. Gnade? Nein, für den Anführer der dunklen Wesen war die Antwort viel einfacher.
    „Ich hasse ihn mehr als euch. Ihr habt euch uns entgegengestellt und wart stärker. Diese Götter sind feige und ehrlos. Sie verdienen den Tod mehr als ihr! W-Wir … sind uns gar nicht mal so unähnlich.“
    Wendegors Kraft schwand dahin und er fiel in den Dreck, wo er Daigs Meinung nach auch hingehörte. Das sie sich in gewisser Weise glichen, strich der Eisdrache gleich wieder aus seinen Gedanken. Sie hatten nichts gemeinsam.
    „Sag mal, Junge, was steckt denn da in deinem Hals?“, richtete Fone die Frage gleich drauf an seinen Sohn und dieser fasste sich links an die Stelle, auf die sein Vater zeigte.
    „Ach so … ja.“ Daig zog die Nadeln von Lifris aus seinem Hals. „Die hätte ich ja beinahe vergessen.“
    „Sind das diese Nadeln von dieser verrückten Göttertante?“
    „Ehm, ja!“
    „Und warum stehst du noch?“
    Daig drehte sich um und lief auf Mar zu, die immer noch vor der toten Göttin stand.
    „Weil mich diese Nadeln nicht töten können, zumindest im Moment nicht!“
    „Aha, und warum?“
    „Weil ich ein Gott bin.“
    „Also Junge, du bist vielleicht viel, aber … Moment ...“
    Erst jetzt begriff Fone, wie es Daig so schnell in alle Richtungen geschafft hatte. Der König der Eisdrachen hatte noch keine Zeit sich darüber Gedanken zu machen. Wie auch? Ständig musste man auf sein Leben aufpassen und durch die langsamer laufende Zeit, hatte er es auch nicht mitbekommen.
    Erst jetzt realisierte der Eisdrache, dass sein Sohn einen Gott getötet und sich dessen Kräfte einverleibt hatte.
    „Das du es gleich so übertreiben musst, Sohn!“, rief er ihm zu und lief ihm nach.
    „O Vater, ich bin mit meinen Übertreibungen noch gar nicht fertig!“
    „Wie noch nicht fertig? Was kommt denn noch?“
    „Ich habe mir Gedanken gemacht. Man wird sich diese Geschichte sicherlich später erzählen. Jeder wird sie kennen, demnach auch mich.“
    „Vermutlich … ja!“, räumte Fone ein.
    „Aber etwas fehlt noch für mein Kapitel. Ich kann meine Geschichte nicht damit enden lassen, dass ich bloß Oriol getötet habe!“
    „Bloß? Also ich finde das schon ziemlich beeindruckend.“
    „Es fehlt noch etwas!“
    „Die Weltherrschaft?“, japste Fone mit hoher Stimme im Hintergrund.
    Daig trat neben Mar und zog sie von Lifris weg, damit er sie küssen konnte, was er auch umgehend tat.
    Ein Kuss, den er gedanklich schon tausend Mal durchgegangen war, wie den Text zu einem Theaterstück. In seiner Fantasie perfektionierte er diesen Moment und setzte ihn mit gleicher Leidenschaft um.
    „Die Frau!“, stöhnte Fone einsichtig und schlug sich mit seiner rechten, flachen Hand gegen die Stirn.
    Mars Herz klopfte wie wild, als Daig so heroisch vorging.
    Als er sie von seinen Lippen entließ, war beiden klar, dass sie weiterkämpfen mussten, um die Gelegenheit zu bekommen, weitere Kapitel ihrer Geschichte zu schreiben.
    „Meine Kinder, ich will euch nicht unterbrechen, aber …“, nuschelte Fone peinlich berührt und verwies auf das Schlachtfeld.
    „Lauf zu den anderen, ich komme gleich nach“, sagte Daig und Mar nickte.
    „Du wirst sie begleiten, Vater, also pass gut auf sie auf!“
    „Na-Natürlich werde ich das. Ich bin vielleicht alt, aber noch lange vom Tod entfernt!“
    Daig schaute sich um und erkannte Cloud in der Ferne, der sich weiterhin mit dem Gott des Krieges einen unerbittlichen Kampf lieferte.

    „Alles gut. Alles. Ist. Gut!“
    Mar versuchte sich vorzustellen, dass der Zwerg einfach nur Beifall klatschen würde, wenn es sie es schaffte, diese Göttin zu töten. Sie wollte es für all jene tun, die gefallen waren und für die, die noch standen.
    Für Aona …

    Oriol hatte die Schnauze voll. Durch seine angewendete Magie, kam er nicht weiter. Er entfernte sich schlagartig von Daig und starrte ihn an.
    „Warum bist du so schnell?“, maulte er und Daig lachte.
    „Na, weil ich es sein muss!“
    Als der Eisdrache seinen Blick schweifen ließ, erkannte er Mar aus der Ferne. Ferne … ja, sie war etwas entfernt, aber für den Prinzen nicht weit genug. Sie sollte gar nicht dort sein!
    Er sah, wie sie die Hebel der Maschine betätigte und auf Lifris zielte.
    Die Göttin ahnte noch gar nichts davon, dass sie ins Visier genommen wurde.
    Doch hinter der Zwergenelbin tauchte ein Gargoyle auf, der seine Klinge über den Kopf erhob und zuschlagen wollte.
    „Mar, pass auf! Hinter dir ...“, schrie Daig reflexartig und die junge Frau drehte sich um. Sie erspähte den Krieger und griff seitlich nach ihrer kleinen Armbrust. Nur noch einen Bolzen hatte sie übrig und schoss diesen dem Gargoyle ins Gesicht. Die Klinge fiel, der fremdartige Krieger ebenfalls. Hektisch atmend wandte sie sich wieder um und sah, wie auch Lifris sie nun bemerkt hatte. Wütend darüber, dass solch ein freches Gör es wagte sie mit so einer Apparatur erschießen zu wollen, lud sie selbst ihr Blasrohr nach. Mit festen Schritten lief sie auf die junge Frau zu, die gerade einen Pfeil in die Maschine legte.
    Mars Hände zitterten, was es ihr nicht leichter machte. Immer wieder schaute sie zur Göttin auf, während ihre Finger ihr kaum noch gehorchten.
    „Nein ...“, hauchte Daig und hörte auch seinen Vater aufschreien. Wendegor hatte ihm eine seiner Klingen entrissen und drohte den König der Eisdrachen damit zu durchbohren.
    Oriol sah die beiden Szenarien und beschwor eine schwarz rauchende Kugel in seinen Händen, die plötzlich explodierte und den Gott, wie auch Daig, in eine Art nebligen Umgebung einhüllte. Lifris schoss die Nadeln aus dem Blasrohr, welche ungebremst auf Mar zuhielten, Fone sah seinem Tod genauso entgegen, aber plötzlich wurde alles langsamer um sie herum, bis die Zeit in dem sich ausbreitenden Nebel förmlich stoppte.
    Oriol lachte und hatte, abgesehen von Daig und sich selbst, die anderen irgendwie eingefroren. Zumindest sah es für den Prinzen so aus. Eine Magie, die den Gott sehr viel Kraft kostete. Das erkannte er an den zitternden Händen, die immer noch die Kugel hielten, aus welcher der Nebel herausströmte.
    „Was soll das?“, fauchte Daig den Gott der Gezeiten an.
    „Ich denke, wir beide können uns einigen.“
    „Was meinst du damit?“
    „Ich mache dir einen Vorschlag, damit du siehst, dass ich ein gütiger Gott bin. Du lässt mich ziehen. Ich gehe meines Weges und dafür lasse ich dich einen retten. Du kannst deinem Vater helfen oder dem Mädchen. Es ist deine Entscheidung.“
    Daig schaute sich um.
    „Und wo steckt dort die Güte dahinter?“, fragte der Eisdrache. „Ein gütiger Gott würde seine Wesen gar nicht in den Krieg führen oder sie eigenhändig angreifen.“
    „Entscheide dich schnell. Diese Macht ist unbeständig, selbst für einen Gott wie mich. Denn Zeit fließt immer weiter, ich kann sie nur verlangsamen, aber nicht gänzlich anhalten oder zurückdrehen, wenn du zu lange wartest!“
    Grinsend schaute der Gott zu Daig. Oriol wusste, er würde ewig gejagt werden, also versuchte er es mit einer List, um sich Dankbarkeit zu erschleichen. Immer wieder schaute Daig in die jeweiligen Richtungen und begann plötzlich zu lachen.
    „Was ist so amüsant? Willst du niemanden helfen?“, wollte Oriol wissen, während sich Schweißperlen auf der Stirn des Gottes sammelten.
    „Wenn ich meinen Vater rette, würde er es mir nie verzeihen, dass ich Mar hätte sterben lassen. Wenn ich Mar rette, würde sie es mir nie verzeihen, dass ich dafür einen Handel mit einem Gott eingegangen bin!“
    „Und wie lautet deine Entscheidung?“
    „Ich muss eben beide retten!“
    Daig erinnerte sich an den Tod der anderen Götter und was mit diesen einhergegangen war. Er hatte nur eine Chance, eine Möglichkeit. Er warf seine beiden Schwerter in die Luft, ergriff sie an der Schneide und schleuderte sie Oriol entgegen.
    „Und bevor du mich fragst, du Bastard: ja, ich nehme deine Kräfte an!“ Die Zwillingsklingen durchbohrten Oriols Brustkorb, eine davon sein Herz. Die rauchende Kugel in seinen Händen flog augenblicklich auf Daig zu und warf ihn fast um. Der schwarze Nebel wurde dabei aber weiß, als hatte er darauf gewartet, durch den Tod seines Meisters gereinigt zu werden.
    Verzweifelte Männer tun verzweifelte Dinge.
    Daig hatte nicht gewusst, ob es funktionieren würde, aber jeder der Götter hatte einen der anderen seine Kraft gegeben oder geben wollen. Meist dann, wenn der letzte Funke Leben aus ihm gewichen oder der Geist für immer im Fionn verschwunden war. Daig tötete Oriol gezielt mit einem Stich ins Herz und forderte einfach seine Kräfte ein. Etwas, was keiner der anderen zuvor getan hatte. Und zu seinem Glück wurden sie ihm gewährt.
    Die Zeit lief plötzlich weiter und Daig beförderte sich blitzschnell zu Mar. Mit einer halben Drehung zog er sie vom Drachenreiter. Die junge Frau wusste gar nicht, wie ihr geschah, aber plötzlich stand sie neben der Waffe und Daig verschwand wieder.
    Lifris schaute verwirrt zur jungen Frau, als ihre Nadeln das Ziel erreicht haben mussten, aber Mar putzmunter dastand. Die Zwergenelbin reagierte, wie sie reagieren musste. Mit ihrem Fuß trat sie den Hebel um, der den Pfeil abschoss.

    Alopex Lagopus: Stimmt, du hast recht Oo ... Ich hab die Zeile korrigiert, war ja nur ein Satz XD Das Wort "Teleportieren" kann ich nur nicht benutzen, weil ... Teleporter, teleportieren, Teleportation ... geschichtlich ja nicht reinpasst. Aber ich mach es leicht anders ...



    Unweit von Oriol und Daig ritt Mar auf Cloud und schoss mit ihren Bolzen nieder, was sich ihnen in den Weg stellte. Dabei pulsierten Clouds Muskeln zur unebenen Beschaffenheit des Feldes und sein goldbraunes Fell leuchtete wie eine Fackel des Widerstandes heraus. Plötzlich und unverhofft erkannte Cloud jemanden in der Ferne, der sich durch die Reihen der restlichen Elben kämpfte. Clouds Pranken schlitterten über die aufgeweichte Erde und er setzte Mar neben einem gefallenen Drachenreiter ab. Der tote Körper des Zwerges saß noch auf dem Sitz, der dazugehörende, leblose Körper des Eisdrachen lag davor, in seiner Menschengestalt, die sie immer einnahmen, wenn sie verstarben. Es machte keinen Unterschied mehr, wo man stehenblieb, das Feld war übersät von Toten beider Seiten.
    Cloud verwandelte sich zurück und zwang Mar, sich neben ihrer Erfindung zu verstecken. Ehe sie begriff, wen Cloud entdeckt hatte, zog er sein Schwert und schrie: „Tantar.“
    Der Gott erspähte den Waldwächter und tötete die vor ihm stehenden Soldaten der Elben mit gezielten Stichen in ihre Oberkörper.
    Darauf hatte Cloud gewartet.
    Die Zeit seiner Rache, nein, Rache war bloß ein Gefühl. Die Zeit der Bestrafung war für den Waldwächter gekommen. Cloud befand den Gott des Krieges für schuldig und nur die Todesstrafe kam für den in Ungnade gefallenen Herrscher des Schlachtfeldes in Frage.
    Er hätte niemals seine Base töten dürfen. Er hätte ihm niemals das Gefühl von Machtlosigkeit vermitteln dürfen, denn das Zwang Cloud dazu, über sich hinauszuwachsen, um besser und stärker zu werden.
    Jetzt standen sich beide gegenüber. Ein Gott und ein Gott im Herzen. Der Bär. Lebenswächter. Cloud brachte nicht den Krieg zu Tantar. Er wollte mit seinem Tod den Frieden herbeiführen. Endlich verstand Cloud die Worte seines Onkels. Er war tatsächlich der Frieden.
    „Heute … ist der Tag, an dem du sterben wirst! Und dich holt niemand mehr aus dem Fionn!“, brüllte Cloud und wandte sich von Mar ab.
    „Ganz schön große Worte, für einen mickrigen Elben.“
    „Ich bin kein Elb!“, erwiderte Cloud, als sich beide Männer näherkamen. Die Soldaten traten zurück. Sie ahnten, dass sie weder Cloud helfen, noch Tantar besiegen konnten.
    „Was bist du dann?“, fragte Tantar, als er seine Klinge erhob und gegen den jungen Mann richtete.
    „Ich bin dein Tod!“
    Der Kampf begann und Tantar wollte augenblicklich Clouds Rüstung unter Kontrolle bringen, so wie bei ihrer letzten Begegnung, aber auch der Gott des Krieges wurde eines Besseren belehrt.
    Erschrocken stellte er fest, dass er dies nicht konnte und einen großen Vorteil einbüßte. Der Brustpanzer, die Beinschützer, so wie seine Waffe, bestanden alles aus dem gleichen Metall. Onyx hatte dafür gesorgt, dass selbst die weiblichen Soldaten nicht einmal eine Haarklammer aus normalem Eisen trugen.
    Cloud lachte, als er das Gesicht von Tantar sah.
    „Hältst du mich für so dumm, dass ich den gleichen Fehler zweimal begehe?“, fragte er ihn und der Gott entlud seinen Zorn in einem lauten Kampfschrei.

    Zwei Götter hatten sich schon gezeigt. Fehlten nur noch zwei, von denen die einzige Frau sich nicht gerade mitten in das Getümmel werfen wollte. Lifris hielt sich selbst nicht für den Kampf geschaffen, auch wenn sie einst einmal kämpfen musste. Trotzdem, die Göttin der Weisheit lehnte die barbarische Art des Kampfes ab, indem man mit scharfen Waffen schreiend aufeinander losging. Sie vergiftete lieber kleine, spitze Nadeln und blies diese durch ein schmales Rohr in die Menge. In aller Ruhe schritt sie dabei umher und lachte die Sterbenden aus. Mar entdeckte die seltsame Frau, die ein Gift zu besitzen schien, welches Menschen, Elben und Drachen gleichermaßen tötete. Bei jedem Schuss durch das Blasrohr, zuckte Mar zusammen und musste zusehen, wie die Krieger fielen. Mit Schaum vor dem Mund, Blut und Galle speiend, röchelten sie bloß Sekunden, bis das Gift seine Wirkung vollendet hatte. Der Tod schien Mar schon fast eine Erlösung zu sein.
    Zuerst kauerte sich die Zwergenelbin ängstlich unter ihre Erfindung, als sie erkannte, dass es ein Drachenreiter war, unter dessen Holzgestell sie sich verstecken wollte.
    Niemand kannte diese Apparatur besser als sie und sie stand unbenutzt über ihr.
    Vorsichtig schlich sie sich drunter hervor, um zu sehen, ob es noch einsatzfähig war.
    Ein Hebel war abgebrochen, aber es war nur der zum Justieren der Schussrichtung. Mit einem einfachen Stück Holz konnte sie diesen überbrücken, damit sich die Zahnräder drehen konnten. Das größere Problem stellte schon der tote Zwerg auf dem Sitz dar.
    Anscheinend hatte diesen ein Gargoyle direkt an der Halsschlagader erwischt und der Drache hatte versucht zu landen, um ihm helfen zu können. Am Boden hatte es auch diesen erwischt. Daher blieb dieser Drachenreiter einfach so im Schlamm liegen. Glück für Mar einerseits, auch wenn ihr lebendige Mitstreiter lieber gewesen wären.
    Noch über zwanzig Pfeile befanden sich in dem Köcher hinter dem Zwerg. Mar musste sich nur überwinden.
    Bei dem toten Körper ihres Vater war es etwas anderes gewesen, diesen zu berühren. Edelbart war ihr bekannt und vertraut. Die Trauer besiegte Ekel oder Scham, aber sie musste diesen Zwerg vom Sitz ziehen und im Schlamm liegenlassen. Sie hatte ein schlechtes Gewissen dabei.
    „Entschuldige bitte“, wimmerte sie, als sie die Lederriemen des Gurtes öffnete und versuchte ihre Übelkeit zu unterdrücken. Das Blut klebte überall an dem Drachenreiter und war noch warm.
    „Entschuldige, entschuldige, entschuldige ...“, wiederholte die sonst so taffe, junge Frau, aber an den Krieg konnte selbst sie sich nicht gewöhnen.
    Mars Hintergedanke war all die Zeit, diese Frau mit dem Blasrohr zu beseitigen, bevor sie sich einem ihrer Freunden, weiteren Soldaten oder Daig nähern würde. Was diese, in einem goldfarbenen Gewand gekleidete Frau konnte, konnte sie schon lange. Mar vermisste plötzlich ihre Alchemieausrüstung. Auch sie hätte etwas zusammenrühren können, aber das ganze Zeug hätte unmöglich an ihren Gürtel gepasst. Zudem brannte ihr noch der Trank vom letzten Mal in ihrer Magengegend nach. Sie musste wirklich mit den Selbstversuchen aufhöre!
    Mit solchen Gedanken versuchte sie sich abzulenken und warf den toten Körper des Zwerges vom Drachenreiter.

    melli: danke hab alles korrigiert ... :love: *hust, schnief*

    Mar schüttelte mit ihrem Kopf und Cloud nahm die Form seines Schutzpatrons an. Mit Köcher ausgestattet und bewaffnet mit ihrer kleinen Armbrust, kletterte Mar auf Clouds Rücken und hielt sich mit einer Hand am Fell des Waldwächters fest. Begleitet von einem mächtigen Brüllen, betraten auch diese beiden das Schlachtfeld, um ihren Familien und Freunden beizustehen.

    Daig rappelte sich in seiner Menschengestalt wieder auf und griff mit einem scharfen Zischen an seine Schulter. Die Wunde war tatsächlich wieder aufgegangen, aber bei solch einem Sturz, war dies auch nicht anders zu vermuten gewesen.
    Das Blut vermengte sich mit der aufgewühlten Erde, während er aus der Ferne sah, wie die Riesen ihrem Auftrag nachkamen. Die Erde erbebte im Takt ihrer aufkommenden Füße und in der Mitte des Schlachtfeldes klaffte plötzlich ein riesiges Loch. Die Riesen mussten sich beeilen, als die Stützpfeiler unter der Erde nachgaben, damit sie nicht selbst vom Erdreich verschluckt wurden, aber nicht jeder schaffte es. Gargoyles, Elben und Riesen stürzten in die Tiefe, während die Risse im Erdboden sich noch weit über das Feld erstreckten. Die nachrutschenden Geröllmassen sorgten dafür, dass nicht allzu viele Feinde dieser List entkamen. Fone verwandelte sich ebenfalls und hielt an der Seite seines Sohnes Ausschau nach Wendegor, der sich unsichtbar gemacht hatte. Mit gezogenen Schwertern stand der König der Eisdrachen da und beobachtete den Erdboden. Wenn sich etwas regen sollte, dann war Fone darauf gefasst.
    Kaum darüber nachgedacht, setzten sich Fußabdrücke im Schlamm ab und Fone griff an. Erschrocken drehte sich Daig um und sah, wie Wendegor erschien und in den Zweikampf mit seinem Vater überging. Bevor auch er seine Schwerter ziehen konnte, spürte er einen Windzug und etwa fünfzig Schritte von ihm entfernt, hatte Oriol den Weg zu ihnen gefunden. Daig hatte den Gott der Gezeiten noch niemals gesehen, aber er wusste, dass er einer von ihnen war. Welcher, war dem Prinzen dabei egal.
    „Ihr seid eine wahre Plage!“, brüllte Oriol und zeigte mit seinem Bogen dabei auf Daig.
    „Wer ist das?“, warf Fone ein und parierte einen Schlag von Wendegor.
    „Ihr erkennt eure Götter nicht?“, spottete dieser und fokussierte Daig dabei.
    „Sie sind nicht unsere Götter. Nicht mehr!“, knurrte der junge Eisdrache und gab Wendegor mit einem Blick zu verstehen, dass dieser gerade nicht sein Hauptproblem war.
    „Kann ich dich für einen Moment alleinlassen, Vater?“
    Fone lachte nur und Wendegor gab für den Moment den Gedanken auf, auch Daig umgehend zu töten. Wenn er sich dem Gott stellen wollte, würden sie kämpfen. Demnach kam dies dem Gargoyle nur gelegen. Er musste sich dann nur noch um den Sieger dieses Kampfes kümmern. Die Götter waren ja auch dem König Eonas egal.

    Daig lief auf Oriol zu und zog dabei seine beiden Schwerter, bestehend aus dem berüchtigten Nymphenmetall, vom Rücken.
    Plötzlich gab es nur noch ihn und den Gott auf diesem Feld.
    Im aufkommenden Wind der Ebene, hatte dieser Drache schon fast einen heroischen Auftritt.
    Er ließ die Schwerter einmal in seinen Handflächen rotieren und schnitt einem herbeieilenden Gargoyle kurzerhand die Kehle durch. Dabei schaute er immer Oriol an, der seinen Bogen spannte.
    Der Gott ließ den Pfeil los und dieser flog nur knapp an Daigs rechter Gesichtshälfte vorbei.
    „Was für ein schlechter Schütze“, murmelte der Prinz und schritt in aller Ruhe weiter. Oriol zog einen weiteren Pfeil aus seinem Köcher und spannte ihn ein.
    Diesmal richtete er sich mehr nach dem Wind, der sie umgab und schoss noch einmal auf Daig. Diesmal streifte er ihn bloß am rechten Oberarm. Weit entfernt von einem tödlichen Schuss.
    „Meine Zeit ist noch nicht gekommen! Du kannst mich nicht töten!“
    „Woher willst du das wissen? Es wird mir Vergnügen bereiten, dich vom Gegenteil zu überzeugen“, schrie Oriol und Daig grinste.
    Natürlich hatte der junge Prinz Angst, aber er versteckte sie gut. Er war nicht plötzlich zum Helden geworden, sondern ließ den Gott in das Angesicht Aonas schauen. Einer Welt, die nicht bereit war zu kapitulieren. Mit seiner Art, wollte er den Gott verunsichern, was ihm Angesichts der fehlgeschlagenen Schüsse auch als gelungen vorkam. Das Einzige, was die Götter von den Helden noch unterschied, war, dass sie sich eben für Götter hielten. Daig wollte Oriol diesen Zahn ziehen, indem er sich so gab, wie er sich gab. Furchtlos, erhaben und ungebrochen. Zum Nahkampf gezwungen, zog auch Oriol sein Schwert und schnallte sich seinen Bogen wieder um.
    Ohne lange zu zögern, griff Daig den Gott vor sich an und beide kämpften in einer Geschwindigkeit gegeneinander, dass es für Außenstehende kaum zu erkennen war, wer die Oberhand hatte.
    Daigs Arme flogen umher und gezielt versuchte er Oriol zu treffen. Der Gott der Gezeiten lachte ihn aus. War er doch der Meinung, nichts könnte ihn töten. Durch Amorias Tod, war ihnen die Kleinigkeit mit dem besonderen Metall entgangen. Ein unüberlegter Moment, eine Sekunde der Unachtsamkeit und Daig erwischte Oriol mit einer seiner Klingen am Oberkörper. Das weiße Gewand des Gottes zeigte deutlich den Einschnitt und dunkles Blut trat hervor. Verwirrt schaute Oriol an sich hinunter und noch verwirrter war er, als sich die Wunde nicht augenblicklich schloss.
    „W-Was ist das für eine Magie?“, schrie Oriol, als aus dem Wind ein Sturm wurde.
    „Keine Magie. Ein Metall, welches ihr vergessen hattet.“
    „Das ist unmöglich.“
    „Das behaupten das Böse doch immer. Es. Sei. Unmöglich. Wie man sieht, ist es das nicht!“, belehrte der Eisdrache ihn. Oriol raunte Unverständliches.
    Plötzlich verschwand der Gott vor Daigs Augen und tauchte vor ihm wieder auf. Daig parierte blitzschnell sein Schwert und wieder verwand Oriol, um auf anderer Seite wieder aufzutauchen.
    Der Gott nutzte seine Kräfte, um den Drachen zu schlagen. Oriol konnte sich von einer Stelle zur Nächsten zaubern. Der Eisdrache kämpfte wie noch nie. Immer wieder versuchte der Gott ihn durch seine Gabe anzugreifen, aber Daig hatte zwei Arme, zwei Schwerter, die jeweils um ihn herumflogen und das Schwert des Gottes von einem tödlichen Streich abhielten. Ein Tanz der Klingen. Hieb, Stich, Schlag. Auf der Stelle drehte sich Daig den Angriffen entgegen, als würde nicht gegen einen, sondern hundert Mann kämpfen. Die Zwillingsklingen kreisten über seinem Kopf, schlugen um sich und Oriol, der schon seit Jahrhunderten nicht mehr so gekämpft hatte, hegte innerlich einen immer größer werdenden Groll gegen den jungen Prinzen.

    Es war der Moment, indem Aona die Oberhand zurückgewann. Mar nutze die Eigenschaften aller Rassen. Anders, als sie blindlings losstürmen zu lassen. Die Kashkar spielten dabei die Wachhunde. Ihr Instinkt schlug an, wenn sich Gargoyles unsichtbar an ihnen vorbeischleichen wollten. Vom Eis aus, hatten die Bogenschützen eine höhere Reichweite, was nur von Vorteil sein konnte.
    Urplötzlich fühlten sich die Gargoyles gezwungen, den Rückzug anzutreten, wenn dies denn eine Option gewesen wäre. Ihre Befehle lauteten: „Kämpfen bis zum Tod.“
    Mar hatte mitgeteilt, was sie mitzuteilen hatte und wandte sich ab. Alles, was sie nun tun konnten, war abzuwarten.
    Athos schaute mit wütender Miene vom Berg der Götter hinunter.
    Er sah plötzlich seinen Sieg schwinden.
    Aona besaß etwas, was selbst die Gargoyles nicht überwinden konnten: Einen ungebrochenen Willen!
    „Tantar?“, schrie er in den tosenden Wind und hinter ihm tauchte sein Bruder auf.
    „Ja?“
    „Hilf ihnen, und nimm gleich die anderen mit! Es wird Zeit, dass sie uns kennenlernen!“
    Der Gott des Krieges nickte stumm. Schon lange hatte er darauf gewartet endlich auch das Schlachtfeld betreten zu dürfen. Athos wollte sich um etwas anderes kümmern. Er spürte etwas dort draußen, was seine Aufmerksamkeit erregte. In einer Wasserspirale verschwand er gen Himmel und folgte diesem Geist, der mit jeder Stunde an Macht gewann. Etwas wuchs und er wollte verhindern, dass es jemals den Boden Aonas betreten würde.

    Eine bläulich schimmernde Wand hatte sich vor den Gargoyles aufgebaut. Niemand kam daran vorbei und sie war schon von ihrem Lager aus zu sehen.
    Die Eisdrachen froren alle Gargoyles ein, die nicht bereit waren zu gehen und naja, das waren so ziemlich alle.
    Wendegor ritt auf einem Canis über das Schlachtfeld. Jeder Gegner, der ihm entgegenkam, wurde von seinem breiten Schwert niedergestreckt und tränkte die schwarze Klinge mit dem Blut vieler elbischer Krieger.
    „Sterbt! Ihr alle sollt sterben!“, brüllte er dabei wie im Wahn und seine Augen glühten rot auf. Kaum hatte er die eisige Wand erreicht, stieß er sich vom Boden ab und schoss hinauf. Seine Schwingen breiteten sich schlagartig aus und er zeigte Aona, wie die Gargoyles wirklich aussahen. Im Gegensatz zu seinem Gefolge, krönten ihn zwei nach hinten gebogene Hörner. Ein weiterer Grund, warum man ihn als König ansah. „Hässlich“ , beschrieb dieses Monster nicht einmal annähernd. „Nicht von dieser Welt“, passte da schon besser, und genau das waren sie auch nicht, erst recht nicht Wendegor.
    Sie waren keine von ihnen und sollten es nie werden, zumindest wenn es nach den Elben, Riesen, Zwergen und Drachen ging. Man kann davon ausgehen, dass es den Kashkar egal war, aber wer wusste das schon mit Sicherheit.
    „Halt´s Maul!“, schrie ihm Fone entgegen, als Antwort auf Wendegors Aufforderung zu sterben. Der Eisdrache schoss auf den König der Gargoyles zu und ergriff mit seinen Klauen dessen Schwert.
    Der Gargoyle wollte es nicht loslassen, also zog es Fone vor, diesen samt Klinge in Richtung Boden zu drücken.
    Es war nicht einfach, denn dieser Mann besaß eine Kraft, die er allein aus seinem Hass bezog. Daig eilte seinem Vater zur Hilfe und verkeilte sich im Rücken des Gargoyles, während alle drei abwärts taumelten.

    Derzeit war Onyx im Lager unterwegs. In Lauerhaltung schritt er in Richtung Wald und ahnte, dass der Junge dort entlang ging. Denn auch wenn er unsichtbar war, auch ein solcher Schatten hinterließ Fußabdrücke.
    Fraglich erschien ihm nur, was der Junge so fernab seiner Leute tun wollte.
    Lefistos hielt sich bedeckt und schlich Onyx hinterher. Der kleine Gnom war so außer Puste, dass es ihn wunderte, dass Onyx ihn nicht schnaufen hörte. Seine Lunge pfiff aus allen Löchern und er hatte sich die Aufgabe, einen Gargoylespross zu beschützen, irgendwie doch leichter vorgestellt.
    Seine Arme schliffen fast auf dem Boden, als auch er den Wald betrat.
    „Nie wieder Kinder hüten!“, schwor er sich und versuchte irgendwie die Schmerzen in seinem Brustkorb wegzuatmen, wobei er hoffte, dass es einfach nur ein Herzanfall war.

    Ferda betrachtete gedanklich das Schlachtfeld und erschrak, als sie Fone und Daig gegen Wendegor kämpfen sah. Mar kletterte auf einen Baum und sah das Spektakel aus nächster Nähe. Als die drei Männer auf dem Boden aufschlugen, stand für einen Moment ihre Welt still.
    Was sollte sie tun? Einfach nur all die Zeit zusehen?
    Nein, zugesehen hatte sie lange genug. Sie rutschte auf der Rinde nach unten, hangelte sich an einem Ast zu Boden und ergriff ein Schwert.
    „Mar?“, schrie Ferda ihr nach, als sie drohte im Dickicht zu verschwinden.
    „Lola hat recht. Ich werde auch nicht zusehen!“, antwortete die Zwergenelbin und sprang über ein paar Wurzeln, bevor sie von Thyia aufgehalten wurde, die sich ihr in den Weg stellte.
    „Und was hast du vor? Glaubst du, du kannst etwas tun? Allein?“
    „Ich bin nicht allein! Nicht mehr!“
    Thyia rang mit sich, aber verstand die neugewonnene Freundin gut. Auch sie wollte gerne mehr tun, aber irgendjemand musste auch bei den Schutzlosen bleiben. Cloud tauchte hinter Mar auf, nachdem er die Waldwächter beauftragt hatte den Heilern zu helfen und stimmte der Zwergenelbin zu.
    „Das ist keiner von uns. Thyia pass auf Ferda und Lola auf. Ich gehe mit Mar.“
    Die Waldnymphe nickte zögerlich. Sie wusste, niemand würde sich von irgendetwas abhalten lassen. Dazu hatten sie eigentlich keine Zeit. Aber bevor Cloud loslief, hielt Thyia ihn noch einmal fest.
    „Sei vorsichtig. Ich bitte dich … ihr beide ...“
    Cloud lächelte zaghaft und schaute aus dem Wald heraus.
    „Nein, Thyia. Vorsicht nutzt uns nichts. Ich muss einfach nur besser als mein Gegner sein.“
    Mit diesen Worten lief er zusammen mit Mar los.
    Als sie in Richtung Lager rannten, sah das Mädchen auch, was es vielleicht besser nicht hätte sehen sollen. Der tote Körper ihres Vaters lehnte noch am Zelt, umringt von einer dunkelroten Blutlache. Mit weit aufgerissenen Augen blieb sie stehen.
    „Vater?“, schrie Mar und Cloud drehte sich um.
    „Mar?“, brüllte er nun, aber sie änderte ihre Richtung und schlitterte auf Knien zu Edelbart.
    „Vater?“, wiederholte sie, aber der Zwerg war schon in den Fionn übergegangen. In all dem Kriegsgetümmel, hatte niemand Zeit Freunden und Bekannten etwas zu erzählen oder zuzurufen. Fone hätte es ihr sicherlich anders beibringen wollen, aber dazu war es zu spät. Die spontane Entschlossenheit Mars wankte. Die Tränen brannten heiß auf ihren Wangen. Kaum, dass sie einen Vater gewonnen hatte, verlor sie ihn wieder.
    „Steh auf!“, wimmerte sie und zerrte an seiner Rüstung.
    Cloud ging zu ihr, während um sie herum Soldaten schreiend von Heilern in den Wald geschafft wurden.
    „Er wird nicht wieder aufstehen“, flüsterte er ihr leise zu.
    „Meinst du das weiß ich nicht?“, konterte sie lautstark und wischte sich die Tränen aus ihrem Gesicht.
    „Er hat gekämpft ...“
    „Und den Kampf verloren!“
    „Nein“, lenkte Cloud ein. „Verloren hat er ihn erst, wenn du jetzt aufgibst. Sein letzter Gedanke galt bestimmt dir, da bin ich mir sicher. Ich weiß, du willst jetzt trauern, aber dazu haben wir keine Zeit. Unsere Toten werden nicht vergessen, aber im Moment ist es nicht der richtige Zeitpunkt.“
    Resigniert nickte Mar und hielt ihr Schluchzen zurück.
    „Und was machen wir?“, fragte Mar, als ihr eine andere Spielerei einfiel, die sie mit ins Lager gebracht hatte.
    Vorsichtig stand sie auf und schaute sich um.
    „Ich brauche etwas aus dem Zelt.“
    Eilig wandte sich mit einem letzten Blick von ihrem Vater ab und bog um das Zelt herum.
    „Was suchst du?“, rief Cloud ihr nach und nach einigen Sekunden kehrte sie zurück. Noch einmal wischte sie ihre Tränen weg und räusperte sich.
    „Die haben wir gebaut, also ich meine mein Vater und ich. Du kennst diese Waffe, aber wir haben sie kleiner gemacht und neu eingestellt.“
    „Wie eingestellt?“, hakte Cloud nach, als er die umgebaute Armbrust erkannte, mit der sie sich im Schloss der Hochelben beinahe gegenseitig erschossen hatten.
    „Ihr Bolzen ist noch empfindlicher!“
    Ein sarkastisches Lachen entwich Cloud.
    „Schon mal auf einem Bären geritten?“

    Der Gott ahnte, dass der Junge irgendetwas im Schilde führte und eilte ihm nach, zumindest war Onyx schlau genug, um zu erkennen, dass dieser ins Lager wollte.
    „Sie wollen ins Lager! Haltet sie auf!“, schrie er den Soldaten auf dem Feld zu, weil nicht klar war, wie viele Gargoyles schon auf diesem Weg an ihnen vorbei waren.

    Fone und Edelbart schlossen sich Baldurs Kriegern an und kämpften gegen jeden Gargoyle, der sich wagte ihre Reihen zu durchbrechen. Bogenschützen schossen nur noch gezielt, nicht mehr in Reihen auf die teils fliegenden Widersacher.
    Die Sonne ging unter, aber niemand bemerkte es. Jeder kämpfte instinktiv und durch das Feuer in der Luft, welches von den Süddrachen verzweifelt abgeschossen wurden, herrschte am Boden eine Helligkeit, die mit der senkenden Sonne der unendlichen Wüste mithalten konnte.
    Schweiß und Blut tropfte den Gargoyles und den Kriegern Aonas gleichermaßen von den teils geschundenen Körpern.
    Immer mehr Krieger fielen zu Boden, auf beiden Seiten, aber der Nachschub der Gargoyles schien unendlich, während die Heerführer Aonas ratlos wurden. Ein Drittel ihrer Kampfkraft lag bereits in dem Schlamm der Ödnis, viele andere waren verletzt. „Lasst mich Euch eins sagen!“, brüllte Edelbart über das Schlachtfeld und parierte den Angriff seines Gegners aus und stach ihm in den Hals.
    „Was wollt Ihr mir sagen?“, rief Fone dem Zwerg zu.
    „Eine Zwergenelbin als Königin, wäre doch gar nicht so übel!“
    Fone lachte ironisch auf.
    „Die Königinnen Kasuls haben andere Aufgaben, als sich um seltsame Erfindungen zu kümmern.“
    „Seltsame Erfindungen, ja? Welche Aufgaben begleitet denn eine Königin Eures Landes?“
    „Sie ist für die Kampfmoral der Krieger zuständig und muss außerdem eine kampferprobte Strategin sein!“
    Nun lachte Edelbart.
    „Ihr werdet keine bessere Strategin bekommen, das schwöre ich Euch!“
    „Trotzdem ist sie ...“
    „Ist sie was? Wenn Euer Sohn meine Tochter will und meine Tochter Euren Sohn, sollten wir die Letzten sein, die sich dem in den Weg stellen. Wir liebten und lieben selbst Frauen anderer Rassen. Wozu das Gezanke?“
    Sie kreuzten ihre Schwerter. Ein kurzer Schlagabtausch, um ihre Positionen zu vertreten, bis sie sich wieder hinter ihnen auftauchenden Gargoyles zuwandten.
    „Ihr seid ein sturer Hund, Edelbart.“
    „Genauso wie meine Tochter!“
    Auf Fone stürmten drei Gargoyles zu. Nur sehr mühsam konnte er den schmetternden Angriffen ausweichen, aber er tat es.
    „Warum wollt Ihr gerade jetzt darüber reden?“ Fone drehte sich um und entdeckte die blutende Wunde an Edelbarts Unterleib. Er musste irgendwann erwischt worden sein, während sie Rücken an Rücken gekämpft hatten.
    „Wenn nicht jetzt? Wann dann?“, keuchte der Zwerg und griff sich an seine Seite. Das Blut prangte in der Hand des Zwerges und erschrocken starrte Fone den Mann seines Alters an.
    Edelbart sank auf seine Knie und ein scharfes Zischen verließ seine Kehle.
    „Nein, denkt nicht einmal daran!“
    Noch im Kampfgetümmel schulterte Fone Edelbart und versuchte ihn zum Lager zu schleifen.
    „Einen Heiler!“, schrie der König mit heiserer Stimme. „Ich brauche einen Heiler. Sofort!“
    „Es ist zwecklos. Alle Heiler sind beschäftigt und genauso muss es auch sein.“
    „Hört auf so zu reden. Streitet Euch lieber mit mir“, maulte Fone und hielt weiter nach einem Medicus Ausschau. Edelbart klopfte ihm auf den Rücken.
    „Lasst mich los.“
    Edelbart fiel vor dem Lager hin und hustete dunkles Blut.
    Von dem Hügel aus konnte er auf das Schlachtfeld sehen und atmete einmal so tief durch, wie er konnte.
    „Schade … dass ich unseren Sieg nicht miterleben kann.“
    „Wir werden siegen, mein zwergischer Freund“, stimmte ihm Fone zu und betrachtete ihn wehmütig.
    Edelbart reichte ihm seine Hand und zog ihn zu sich heran.
    „Weil ich es nicht mehr kann, passt auf meine kleine Mar auf. Ich war nicht lange ihr Vater, aber werde es ewig sein. Der Fionn … er ruft mich zu sich. Ich darf endlich ...“
    Edelbarts Hand erschlaffte in der von Fone und der ehemalige König der Zwerge schlief den Schlaf der Gerechten.
    „Das verspreche ich Euch!“, gab ihm Fone mit, auch wenn er es womöglich nicht mehr gehört hatte. Der Eisdrache richtete sich auf und schaute auf die kämpfenden Massen hinunter.
    „Es muss ein Wunder geschehen, schnell!“
    Daig rannte auf seinen Vater zu und erkannte sofort, dass Edelbart gefallen war.
    „Nein!“, schrie sein Sohn und Fone hielt ihn zurück. Wutentbrannt wollte der junge Eisdrache auf das Feld stürmen, um den Vater von Mar zu rächen, aber unüberlegtes Handeln konnten sie noch weniger gebrauchen, als noch mehr Tote.
    „Nicht du auch noch. Bleib zurück!“, brüllte Fone seinen Sohn an, der mit pulsierenden Wangen vor ihm stand.
    „Arrrgh!“, erwiderte Daig lautstark und versuchte Herr über seine Sinne zu werden.
    „Deine Zeit wird kommen, aber nicht mit einem roten Schleier vor Augen.“
    „Hört mich an, Krieger Aonas!“, schallte es plötzlich in den Köpfen aller und Ferdas Stimme erklang. „Die Zeit ist gekommen, um sich wiederzuholen, was uns genommen wurde. Tut, was wir sagen und der Tod unserer Feinde wird zahlreich sein.“
    Ferda wandte sich in dem Waldstück Mar zu und ergriff ihre Hand.
    „Sag ihnen, was du zu sagen hast.“
    „Wie soll ich das machen?“
    „Durch mich. Schließe deine Augen und spreche durch mich zu jedem Einzelnen.“
    Zögerlich nickte Mar und schloss ihre Lider.
    „Aona? Ich hoffe ihr hört mich. Ich habe eine Idee das Blatt zu wenden und hoffe auf eure vollste Unterstützung. Wir kämpfen zu unüberlegt, alle auf einem Haufen. Die Gargoyles benutzen ihre Talente und Instinkte, etwas, was wir verlernt haben. Eisdrachen sind nicht zum Angriff geeignet. Sie dienen dem Schutz. Eis kann eine Wand sein, aber selten eine Waffe. Feuer ist hingegen eine wahrlich eindrucksvolle Gegenwehr. Deshalb sollte der erste Schritt sein, die Verteidigung und den Angriff zu festigen. Süddrachen, greift das Lager der Gargoyles an. Kümmert euch nicht darum, was hinter euch passiert. Schlagt sie dort, wo es ihnen wehtut … brennt alles nieder, was euch vor das Maul kommt ...“
    „Ihr habt das Mädchen gehört! Schwenkt um und macht euch zum Lager auf!“, brüllte Raken mit seiner donnernden Stimme in den Wolken und die Süddrachen formatierten sich neu, um auf das Lager zu zufliegen.
    „Eisdrachen … ihr Hüter der Wolken. Kreist über das heimische Lager und errichtet Mauern aus Eis. Türmt es auf und bietet denen Schutz, die diesen benötigen. Lasst nur schmale Passagen offen, damit Verletzte Rückzug finden und Heiler ihrer Passion nachgehen können. Patrouilliert davor und friert alles ein, was versuchen will unsere Mauern zu überwinden!“
    „Die Größte, die wir jemals haben werden ...“, murmelte Fone grinsend, als er die Stimme der Zwergenelbin erkannte und stimmte dem Befehl der jungen Frau zu.
    „Macht was sie sagt!“, brüllte Fone. Auch Vater und Sohn erhoben sich in ihrer Drachengestalt, um zu tun, was Mar wollte. Daig musste dabei vorsichtig sein. Das Fliegen drohte seine Wunde aufgehen zu lassen und für heikle Manöver eignete er sich nur noch bedingt.
    Bogenschützen … erklimmt die eisigen Mauern und schießt, was eure Bögen hergeben. Unter dem Schutz des Eises und der Drachen, habt ihre freie Schussbahn. Soldaten, zieht euch zurück und wartet auf den Moment des letzten Schlages. Kashkar … sichert deren Rückzug. Und nun zu den Riesen. Ihr donnernden Kreaturen, die Pfeilen und Holz trotzen wie Stein. Ich habe eine Aufgabe für euch, wenn alle heimischen Soldaten ihren Platz gefunden haben. Unterhalb des Schlachtfeldes haben die Zwerge einst Stollen angelegt, um Erz abzubauen. Sie sind noch da, aber unbenutzt. Wir werden sie anderweitig einsetzen. Trampelt mit euren Füßen, bringt sie zum Einsturz und das Schlachtfeld wird nachgeben. Zwischen Gängen und Höhlen, werden die Gargoyles gar nicht wissen, wie ihnen geschieht, wenn der Boden unter ihren Füßen wegbricht. Darius, König der Menschen, haltet Euch wie die Elben bereit zuzuschlagen, wenn der Moment gekommen ist. Es ist schwer zu sagen wann, aber Ihr werdet es wissen, wenn es soweit ist. Vertraut Eurem Instinkt.“
    Alle folgten Mars Rat und urplötzlich verloren die Gargoyles die Orientierung. Sie glaubten, Aona gab auf, weil sie sich zurückzogen, aber als sich vor ihnen das Eis auftat und hinter ihnen das Feuer, wussten sie nicht mehr, ob sie nun angreifen oder verteidigen sollten. Wendegor glaubte seinen Augen nicht, als die Süddrachen ungehindert dessen, was sich hinter ihnen abspielte, ihr Lager überflogen. Er hatte fest damit gerechnet, dass sie alles in ihre Verteidigung investieren würden, aber Mar hatte ein Umdenken in Gang gesetzt. Die Drachen des Südens sollten sich nur auf die Feinde konzentrieren, alles andere übernahmen die hinteren Reihen. Feuer schoss gen Himmel, Zelte brannten und in Flammen stehende Gargoyles machten sich sichtbar, als die ersten Drachen angriffen.
    Im Sturzflug spukten sie lange Gänge aus rot glühendem Feuer und erhoben sich dann wieder in die Lüfte.
    „Und gleich noch einmal!“, rief Raken in den Reihen seiner Leute und sein erhabenes Lachen hallte über die hintere Ebene. „Senkt ihnen ordentlich den Hintern an.“

    Er sah auf dem Hügel seinen Vater zusammen mit Edelbart stehen.
    „Es sind so unglaublich viele ...“, murmelte der König der Eisdrachen und Edelbart konnte nichts anderes als nicken.
    „Wird Zeit, dass wir uns unseren Brüdern anschließen“, erwiderte der Zwerg und zog sein Schwert. Fone tat es ihm gleich und ergriff seine beiden Klingen. Mit festen Schritten liefen sie auf das Schlachtfeld zu, während Daig wie gelähmt dastand. Aona wurde immer weiter zurückgedrängt. Aus der Verzweiflung heraus, verwandelten sich die meisten Süddrachen in ihre Menschenform zurück, um am Boden zu kämpfen. Ihre Drachengestalt hätten sie unweigerlich viele eigene Leute verletzt, genauso wie sie für die Gargoyles ein unbeweglich und leichtes Ziel geworden wären. Baldur lief mit seinen Männern ebenfalls los, als er sah, dass Fone sich kampfbereit machte.
    Die Elben versuchten die Verletzten Soldaten zu retten, die in Richtung Lager krochen. Etwas, was den Gargoyles völlig einerlei war. Sie ließen ihre Verletzten und Toten einfach liegen und würdigten sie keines Blickes. „Versager“ und „Unwürdige“ nannten sie jene leblosen Körper, die einst ihre Kameraden waren. In der Not entrissen sie ihnen nur die Waffen, denn diese brauchten sie ja nicht mehr.
    Ferda sah das alles vor ihrem inneren Auge und begann zu weinen, als sie merkte, dass gegen die Gargoyle kein Kraut gewachsen schien. Wenn man einen tötete, tauchten im Gegenzug vier Neue auf.
    Unsichtbar griffen sie die Drachenreiter an und zogen die Zwergen von deren Rücken. Viele stürzten vom Himmel wie Steine und blieben liegen. Ferda traute sich nicht Mar davon zu erzählen, das brauchte sie auch nicht. Die Zwergenelbin sah ihr Volk fallen. Ihre Schreie würde sie nie wieder vergessen können und eigentlich sollte sie bei ihnen sein.
    Niedergeschlagen ließ sie sich auf einem Baumstumpf nieder und schaute zum Boden.
    „Wir werden verlieren … wir werden alle sterben“, wimmerte sie unter Tränen. Ferda konnte darauf nicht antworten. Zu sehr schnürte sich ihre Kehle zu, während sie selbst bitterlich weinte. Beide jungen Frauen saßen im Wald und hatten mehr Angst das alles zu überleben, als zu sterben. Sie hatten Angst davor, ihre Freunde, Familien und Kameraden zu verlieren und nichts tun zu können.
    So lange, bis Lola auftauchte und beide an ihren Klamotten hochriss.
    „Ich werde hier nicht herumsitzen und dabei zusehen, wie mein Mann dort draußen stirbt! Wir sind stärker als sie. Verflucht noch eins … wir sind besser !“, krakeelte die werdende Mutter, deren Augen vor Zorn azurblau aufleuchteten. „Also reißen wir uns alle jetzt einmal zusammen und lassen uns etwas einfallen!“
    „Mar ...“ Ferda ergriff deren Notizen. „Du hattest doch einen Plan, oder nicht?“
    Mit wenig Hoffnung wischte sich das Orakel die Tränen aus ihrem Gesicht.
    „Der bringt nichts mehr. Sie sind alle im Kampf. Um sie neu koordinieren zu können, müssten wir sie alle erreichen, aber das ist unmöglich“, jammerte Mar und warf ihre restlichen Zettel aus der Hand.
    Ferda baute sich vor ihr auf.
    „Nein, ist es nicht. Wir können alle erreichen … durch mich!“
    Mar riss ihre Augen auf. Natürlich, Ferda war das Orakel und Göttin des Schicksals. Wenn jemand Gehör bei allen fand, dann war sie es. Eilig hob sie ihre Zettel wieder auf und kniete sich auf den Boden.
    „Also, ich muss meine Strategie neu anpassen, aber so könnten wir das Blatt wenden ...“

    Während Mar Ferda versuchte alles mitzuteilen, zogen die Männer Aonas alle ihre Waffen.
    Wendegor stand im Lager und betrachtete seinen bevorstehenden Sieg. Mit einer Handbewegung ließ er seine Kriegshunde los, die Canis, die den Kashkar ebenbürtig waren. Er interessierte sich nicht einmal für seine eigenen Leute, bei denen die schwarzen Monster keinen Unterschied machen würden. Sie griffen an, was ihnen zwischen die Zähne gelangte.
    Ungeachtet dessen, dass sein Sohn sich auch auf dem Schlachtfeld befand, hetzte er die hungrigen Tiere los, die nur ihm gehorchten.
    Liam ließ seine Waffen immer wieder fallen, machte sich unsichtbar, um an anderer Stelle wieder aufzutauchen und dabei ein herumliegendes Schwert ergriff. Lefistos versuchte ihm nachzueilen, in dem er mit dem Umhang Levias sich von einer Stelle zur nächsten teleportierte, aber dies erschien schwerer als gedacht. Immer wieder verschwand der Junge vor seinen Augen und Lefistos musste darauf achten, nicht selbst einen Hieb oder Stich abzubekommen. Kaum an einer Stelle angekommen, verschwand er wieder mit wehendem Umhang.
    „Dieser Junge ist wahnsinnig“, moserte der grüne Gnom und bekam ihn einfach nicht zu fassen. Mit dem Umhang wollte er ihn in Sicherheit bringen, aber im Blutrausch gefangen, kam man dem Prinzen der Gargoyles nicht nahe. Seine junge Stimme hallte über das blutgetränkte Feld, als habe er in seinem Leben nie etwas anderes getan als zu töten und genauso kämpfte er auch. Drei Riesen und vier Kashkar hatte der Junge schon besiegt und machte einfach weiter, ohne dass man ihm eine Art Müdigkeit anmerkte.
    Wieder holten Lefistos Zweifel ein, ob er den Jungen nicht seinem Schicksal überlassen sollte, aber er hatte es Levia versprochen. Ihr Traum, vom Fionn gesandt, bestand darauf, dass er überleben sollte.
    Aber so einfach sollte das nicht werden, vor allem, als sich Liam Onyx als Gegner ausgesucht hatte.
    Der steinerne Gott stand zwischen seinen Riesen, kämpfte mit ihnen Rücken an Rücken.
    „Lasst euch nicht zurückdrängen! Verteidigt euch und euren Mann zur Rechten!“, brüllte er und entdeckte plötzlich den Jungen vor sich. Mit ausgestrecktem Schwert stand Liam vor Onyx, der seinen Hammer erhob.
    „Versuche es nicht. Dein Schwert kann mich nicht verletzten!“, warnte ihn der Elb und Liam griff an. Wie es Onyx prophezeit hatte, sprühte die schwarze Klinge bloß Funken auf seiner harten Steinhaut und der Prinz schaute ihn mit wütendem Gesicht an. Seine Augen sahen kühl nach rechts, dann nach links und Onyx verstand nicht, wonach der Junge suchte. Einen Fluchtweg? Hatte er es sich doch anders überlegt?
    Nein. Liam schätzte ab, wie weit er noch vom gegnerischen Lager entfernt war, um dort etwas zu wüten. Treffe deine Gegner da, wo es ihm wehtut – das hatte er von seinem Vater gelernt. Wenn Onyx nicht mit Eisen zu verletzten war, dann eben anders.
    Er machte sich wieder unsichtbar und verschwand hinter ihm, um zum Lager zu gelangen.

    Alle Soldaten Aonas machten sich bereit und zogen ihre Waffen.
    Panik brach aus.
    Verzweifelt warteten alle auf einen Befehl ihrer Anführer, was sie tun sollten.
    Als die Hörner ertönten, fiel Mar vor Schreck der hölzerne Becher mit dem Tee aus der Hand und Ferda schaute in Richtung ihrer Feinde.
    „Sie kommen“, hauchte sie. Fone und Edelbart stürmten auf sie zu und drängten die beiden zum Waldrand.
    „Versteckt euch zwischen den Bäumen!“, befahl der König der Eisdrachen.
    „Ja, aber ...“, stotterte Mar, die eigentlich zu den Drachenreitern wollte.
    „Keinen Widerspruch! Versteckt euch!“, brüllte Edelbart und beiden Frauen hatten keine Wahl. Ferda nahm Mar wiederholt an die Hand und sie rannten so schnell, wie sie ihre Beine trugen.
    „Kannst du mich nicht schneller heilen?“, beschwerte sich derweil Daig und Loki machte ja schon so schnell er konnte.
    „Es dauert solange es dauert!“
    „Das dauert zu lange!“
    Daig erhob sich, kaum das beide Wunden sich verschlossen hatten.
    „Junge, sie werden wieder aufgehen, wenn du mich jetzt nicht weiterarbeiten lässt“, warnte er seinen Neffen, aber Daig legte sich bereits seine Rüstung wieder an.
    „Dazu haben wir keine Zeit. Dann lassen wir die Wunde eben bluten, dass wird mein geringstes Problem sein, wenn sie uns gleich angreifen.“
    Aber gegen ihren Erwartungen, machten sich die Gargoyles nicht unsichtbar. Offen und gut erkennbar betraten sie das offene Feld, wobei der Grund ganz klar war. Die erwähnte Vorhut sollte erkannt werden. Aona sollte sehen, gegen wen sie antraten … und außerdem konnten sie ihre Waffen im Gebrauch nicht unsichtbar machen. Die Waffen waren nicht Teil ihres Körpers. Der Bogenschütze, der Daig zuvor getroffen hatte, hatte seinen Kurzbogen zuvor unter seinen Schwingen verborgen, aber beim Hervorziehen, wäre dieser spätestens aufgefallen. Natürlich wäre er das. Ein schwebender Bogen …
    Wem würde das nicht auffallen?
    Ein Makel dieser Rasse. Daher wurde schnell klar, dass dies keine Magie wie bei den Eisdrachen war, sondern bloß eine körperliche Gabe. Um sich also vollständig ihrer Umgebung anpassen zu können, trugen sie ihre Waffen direkt am Rücken, so dass sie von den Schwingen bedeckt wurden - oder wenn sie flogen, trugen sie gar keine Waffen. Die brauchten sie dann auch nicht. In ihrer wahren Gestalt reichte ein Hieb mit ihren Pranken aus, um jemanden das Genick zu brechen.
    Die Artillerie bestand demnach aus unsichtbaren Kriegern, die mit bloßen Händen bereit waren zu töten.
    Mit Schwertern, aus schwarzem Metall, bewaffnet, zogen die jungen Gargoyles in den Krieg, hinter ihnen reihenweise Bogenschützen. Onyx hielt sich und seine Riesen bereit. Mit donnernden Schritten rannten sie auf das Schlachtfeld, um dann in die jungen Gesichter der Winzlinge zu sehen, die ihnen entgegentreten sollten.
    „Das sind ja alles noch Grünschnäbel!“, schrie einer der Riesen und senkte seine hölzerne Keule.
    „Haltet euch trotzdem bereit!“, entgegnete Onyx, der kaum glauben konnte, dass er gegen Kinder kämpfen sollte. Auch die Armee von Baldur und deren verfügbaren Bogenschützen türmten sich hinter den Riesen auf. Den Hügel hinunter aufgereiht, warteten sie auf den Befehl schießen zu dürfen, aber dieser kam von Baldur nicht, weil auch er die jungen Gesichter erblickte.
    Wie betäubt stand Aona still, als sie die jungen Gargoyles sahen.
    „Das ist doch nicht ihr ernst ...“, hauchte Edelbart, der dafür sorgte, dass die Drachenreiter vorbereitet wurden.
    „Egal was sie sind. Sie sind keine Kinder“, erwiderte Fone und starrte auf das offene Feld. Edelbart wandte sich ihm zu und schaute in das finstere Gesicht des Königs.
    „Sieh dir ihre Augen an. Dort wo Leben sein sollte, sehe ich nur Tod. Unheimliche und düstere Augen. Das sind keine Kinder, das sind Marionetten!“
    Die Jünglinge zogen ihre Schwerter und stürmten los. Schweren Herzens gab Baldur den Befehl zum Schießen. Fone entließ seine Drachen samt Reiter.
    Onyx erhob seinen neuen Hammer und gab den Befehl sich vorerst nur zu verteidigen. Er konnte keines der Kinder töten. Wie auch? In allen spiegelte sich sein eigener Sohn wider, was ihn zurückhielt.
    Pfeifend schossen die Pfeile auf beiden Seiten in die Luft und sausten genauso schnell wieder zu Boden.
    Der Riese Taran, der Onyx stellvertretend für alle Riesen seine Treue geschworen hatte, lachte bloß, als die Pfeile an der dicken Lederhaut der Riesen abprallten. Allerdings erging es nicht jedem so.
    Die Elbenkrieger mussten sich zurückziehen, nachdem sie den ersten Schuss abgegeben hatten. Darius machte sich mit seinem Sohn auf, ihre Soldaten an der rechten und linken Flanke entlang zu führen. Der Plan war die Gegner einzukreisen.
    „Einkreisen“, dachte sich Cloud, „was für ein Schwachsinn. Wen einkreisen, wenn man ihn nicht sieht?“
    Er und die Waldwächter beobachteten alles aus dem Wald heraus. Sie bildeten den letzten Widerstand, falls die Gargoyles auf die Idee kommen sollten, auch ihre Verletzten anzugreifen, die sich ohnehin nicht mehr wehren konnten.
    In all dem Chaos, sah es fast so aus, als hätten sie sich organisiert, aber der Schein war eben nur Schein.
    Als die Kinder angriffen, war es wie Wendegor vorausberechnet hatte. Aona hatte Hemmungen.
    Während sie ohne Gnade ihre Klingen kreisen ließen, versuchten die Riesen jene auf Abstand zu halten.
    Taran packte die Ersten und schmiss sie an ihren Rüstungen zurück über das Feld, aber es waren viele und es wurden immer mehr. Der Riese musste zusehen, wie sich die Jünglinge auf seine Freunde warfen und mit ihren Schwertern zustießen. Tantars Keule rotierte förmlich, er drehte sich, aber diese kleinen Wesen waren mindestens genauso wendig wie abgebrüht. Einer schnitt ihm in die Wade, ein anderer in den rechten Arm, in der er seine Keule hielt.
    Zwischen den jungen Gargoyles zeigten sich die ersten wahren Krieger, die auf sie losgingen. Mal sichtbar, mal unsichtbar, kämpften sie sich zu ihnen empor und Raken sandte seine Süddrachen los. Sie steckten die hinteren Reihen wahllos in Brand, und das Chaos gewann Überhand. Die Süddrachen versuchten nicht die eigenen Leute zu treffen, aber nach wenigen Augenblicken konnte man kaum noch unterscheiden.
    Thyia stand Cloud zur Seite, auch wenn ihr es schwerfiel nicht in Kampfgetümmel einzugreifen. Sie errichtete am Waldrand eine Barriere aus Dickicht, völlig panisch ließ sie Pflanzen und Ranken wachsen. Immer mit ihrem Blick in Richtung offene Ebene. Die Schreie und Rufe drangen in ihre Ohren, so dass sich Lola, die von Odin ebenfalls in den Wald gebracht wurde, gezwungen fühlte, auch schon ihre Kashkar zu entsenden.
    Auf allen Vier rannten sie in das Getümmel und zeigten als Einzige weniger Erbarmen mit den jungen Kämpfern. Sie waren diejenigen, die ebenfalls genauso wenig Hemmungen wie diese besaßen. Knurrend und lechzend bissen sie die Krieger und rissen sie auseinander, während der kalte Stahl ihre Haut durchbohrte. Wieder ging ein Pfeilregen auf die Soldaten Aonas nieder. Die karge Erde dieser Ebene tränkte sich mit dem Blut vieler Rassen.
    Daig stolperte aus dem Zelt und fand nur Elend vor.
    Am Himmel kreisten die Drachen, die nicht mehr wussten, worauf sie feuern sollten. Am Boden kämpfte man um sein blankes Überleben.