Beiträge von Schreibfeder im Thema „Die Todgeweihten (Zeitreise)“

    Hallo Kyelia, Hallo LadyK,

    vielen Dank für eure Kommentare.


    [spoiler]

    Wieso tut ihnen es leid, dass Lisa für ihren Lebensunterhalt arbeitet - wie jeder normale Mensch xD

    Es sollte sarkastisch sein. Den Sarkasmus muss ich besser ausarbeiten. :hmm:

    Ich möchte wirklich nichts falsches sagen. Kann auch sein, dass ich einfach permanent den falschen Namen gelesen haben - aber hieß der nicht Storm?

    Mist, ja, das wird verbessert.

    Ich frage mich nur: wenn da ständig mal ein paar Neue vorbeikommen. Hatte da noch nie einer die Idee, die Situation im Lager zu verändern? Statt sich nur aus dem Staub zu machen.

    Bis jetzt sind ja alle Frischlinge gestorben. Zumindest aus dem "Nest". Die Tatsache, dass aus dem Panzerlager aber überraschend ein Sergeant ankommt, der offenbar ein totales Arschloch ist, deutet aber an, dass die Beschwerden von Rekruten aus dem Panzerlager Wirkung zeigten.

    Ich muss zugeben, das kam jetzt mega überraschend für mich.

    Ja, das Ende finde auch ich etwas abrupt. Aber ich wüsste spontan nicht, was ich ändern sollte. :popcorn:

    - Die Rückkehr -

    Ich ließ meine Augen über die Palisade wandern. In den zwei Wochen, die nach der Flucht vergangen waren, hatte sich vieles im Nest geändert.
    Storm wurde abgesägt. Rick war zum Leutnant befördert worden und er wiederum hatte Ming zum Sergeant ernannt. Spätestens damit wurde eine Welle der Neuerungen losgelöst. Ming verlor wirklich keine Zeit damit. Seine erste und vermutlich beste Idee war die Palisade.
    Es war kein wirklich hoher Wall. Sie war eher niedrig, kaum brusthoch, ein Soldat konnte bequem über ihr hinweggucken, aber das war genau der Zweck dahinter. Wir hatten die Deckung, während die kleinen Reps weder in Rudeln, noch über die Flanke erfolgreich angreifen konnten. Gleichzeitig müssten sie sich schweren Beschuss aus den neuen Selbstschussanlagen aussetzen.
    Wir hofften nur, die Palisade wäre auch stabil genug. Sie war nur aus Palmholz gemacht, aber die zusätzlichen angespitzten Pfähle, die jeden Meter verzierten, dürften auch schwere Dinosaurier abhalten. Niemand spießte sich gerne selbst auf, auch keine prähistorischen Echsen.
    Noch in Gedanken erspähte ich Anna, die mit sorgenumwölkter Miene auf mich zukam. Diesen Gesichtsausdruck sah ich in letzter Zeit immer öfters, seitdem ihre Tochter im Lager angekommen war.
    Es war für Cheyenne immer noch schwer, Anna als ihre Mutter zu bezeichnen, was aber kein Wunder war. Erst hatte man ihr erklärt, ihre Mutter sei tot, dann erklärten sie ihr, dass sie nur in der Kreidezeit war und völlig anders aussah. Welches Kind von vierzehn Jahren wäre davon nicht komplett verwirrt?
    Natürlich rebellierte sie. Im Moment versuchte sie immer dann auszubüchsen, wenn ihre Mutter nicht hinsah.
    „Cheyenne ist wieder verschwunden?“, fragte ich mitfühlend.
    „Ja“, bestätigte sie jammernd.
    „Meinst du nicht, dass du es vielleicht etwas übertreibst?“, meinte ich und spielte darauf an, dass Anna in letzter Zeit übervorsichtig geworden ist. „Ihr kann nichts passieren. Wir haben jetzt eine dicke Palisade, sie kann nirgendwo hin.“
    „Und was ist mit Flugsauriern?“, fauchte sie mich an.
    „Du weißt, dass wir gegen Flugsaurier bereits abgesichert sind. Die alte Flak haben wir mit der neuen Elektronik ausgestattet und darauf programmiert, alles vom Himmel zu holen, was größer ist als eine Schwalbe. Was soll also passieren?“
    Irgendwie beruhigten meine Worte sie. Warum auch immer. Ich hatte nichts gesagt, was sie nicht bereits wusste.
    „Hast du mit Tyr gesprochen? Nimmt er das Angebot an und wird Sergeant im Panzerlager?“, versuchte ich sie auf andere Gedanken zu bringen. Der ewige Konflikt mit Tyr und Ming schwelte noch immer und nach Mings Beförderung drohte er zu eskalieren. Der einzige Ausweg war, auch Tyr eine Beförderung anzubieten. Allerdings schön weit weg.
    „Vorerst möchte er hierbleiben. Wegen Kia“, brachte sie mich auf den neusten Stand. „Seine Tochter ist zu eng mit den anderen Kindern hier befreundet. Er möchte sie nicht aus ihrer gewohnten Umgebung herausreißen. Aber er bedankt sich für das Angebot.“
    „Hoffentlich beruhigt ihn das.“
    „Ich denke schon. Er wirkte viel abgeklärter. Lya erzählte doch, er wurde merkwürdig, weil man ihn ständig überging. Das scheint sich geändert zu haben.“
    Ich nickte und wir patrouillierten weiter an der Palisade. Der Palmenwald sah noch immer wüst aus, aber die Natur erholte sich auffällig schnell. Überall blühte das Grün und die Farne überdeckten bereits einen Großteil der Baumstümpfe.
    „Lisa hat mir einen Brief geschrieben“, begann Anna.
    „Echt?“, ich zog überrascht die Augenbraue hoch. Lisa hatte darauf bestanden, aus der Kreidezeit zu verschwinden, während Anna und ich dem Nest eine zweite Chance geben wollten. Unsere alten Leben waren quasi gestorben. Was sollten wir also in der Moderne?
    „Ja, sie berichtet mir von der anderen Seite. Sie ist nicht besonders begeistert. Sie hat offenkundig keine gute Ausbildung, weil sie immer nur ihren Eltern auf der Tasche gelegen hat und hat jetzt einen dementsprechenden Job bekommen.“
    „Autsch, jetzt muss sie wirklich für ihren Lebensunterhalt arbeiten?“
    „Ja, mir tut sie auch leid.“
    Von weiten sahen wir Rick auf uns zukommen. Der Kerl konnte einen eher leidtun als Lisa. Ein Lager voller rauer Soldaten am hintersten Winkel der Welt zu kommandieren, war eine Mammutaufgabe. Vor allen, wenn der alte Leutnant sich weigerte zu verschwinden. Strom hatte zwar seine Degradierung zum Militärberater akzeptiert, aber immer noch seine Kumpane. Da er aber keine Befehlsgewalt hatte, erntete er immer mehr Widerspruch, was das Lager wortwörtlich ruhiger machte. Inzwischen aßen sogar die Kinder morgens gemeinsam mit den Erwachsenen im Versorgungszelt.
    Leider gab es auch Negatives. Der Oberst zum Beispiel. Er weigerte sich beharrlich, auf Ricks Forderungen einzugehen. Die neuen Geländewagen, die Rick angefordert hat, musste er direkt bei den Wissenschaftlern beordern. Keine leichte Aufgabe für ihn. Kein Wunder, dass er so aussah wie ein Waschbär auf Drogen.
    Als er auf uns zukam, lächelte er hingegen. „Cheyenne hat gerade mit mir gesprochen.“
    Immerhin war jetzt klar, wo Annas Tochter war.
    „Und?“, fragte sie Rick besorgt.
    Er konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. „Sie hat sich als Kampfnamen „Shy“ ausgesucht und geht gerade auf den Schießplatz. Offensichtlich hat sie sich eingelebt.“

    ~~~~
    Ende
    ~~~~

    Hiermit habe ich meine erste längere Geschichte beendet. Es war aufwendiger als gedacht und hat auch länger gedauert als befürchtet. Aber ich denke, das Ergebnis kann sich sehen lassen.
    Ich hoffe, es hat euch gefallen und ich würde mich über ein kurzes Kommentar wie immer freuen.


    Für die Freunde der Statistik:
    Diese Geschichte hat fast 47.000 Wörter.
    1000 Wörter fielen dem Rotstift zum Opfer. (von 40.102 Wörtern auf 39.123 Wörter)

    Im Laufe der Erstellung dieser Geschichte:
    - Stürzte mir einmal nach vier Stunden Arbeit der PC ab
    - Zerlegte sich ein USB-Stick
    - Segnete eine Festplatte das Zeitliche
    ...und nahm alle Daten mit sich.

    Dennoch habe ich es geschafft. Viel Spaß am Lesen. ^^

    „Wieso macht ihr überhaupt so einen Aufstand?“, fragte Anna dazwischen. „Wieso kippt ihr nicht ein paar Tonnen Beton drauf und bunkert euch ein?“
    „Das wäre nicht stabil genug“, widersprach Erik. „Das Portal senkt sich jedes Jahr um einige Zentimeter ab. Das wäre der Tod einer jeden Betonkonstruktion. Wir haben selbst mit dem Hochbunker schon unsere Probleme.“
    „Ist durch dieses Absinken dieser Trichter da draußen entstanden, in dessen Zentrum das Portal ist?“, fragte ich dazwischen.
    „Nicht ganz“, wiedersprach der Wissenschaftler. „Der Großteil davon ist bei der Explosion entstanden und das ist schon Jahrzehnte her. Dennoch kann man nachmessen, dass sich der Boden immer weiter absenkt. Warum das so ist, weiß keiner. Aber es sorgt dafür, dass wir halt die Lager brauchen.“
    „Ich muss hier noch einmal meinen Kollegen ergänzen“, fiel Michael ein. „Andere Portale werden durchaus mit Betonfestungen verteidigt. Die Amerikaner haben ihr erstes Portal zum Beispiel recht massiv gesichert. Ihr zweites im mittleren Westen hingegen nicht.“
    „Warum das denn?“
    „Wir wissen schlichtweg nicht, was die Jahrmillionen überdauern könnte“, erklärte Michael weiter. „Tote Dinosaurier werden irgendwann zu Diamanten. Was passiert dann mit Stahlgittern? Was ist, wenn ein Geologe plötzlich ein versteinertes RX findet? Das ist ohnehin unsere Horrorvorstellung.“
    Erik ergänzte: „Hier bei uns, bauen und planen wir so, dass wir jederzeit unsere Sachen packen und durch das Portal zurückreisen können. Bei uns dominieren Leichtbauweisen. Selbst die kleinen Lagerbunker sind einfach abzureißen. Nur der Hochbunker ist schwierig, zugegeben. Aber es ist großer Unterschied, ob man nur eine Baustelle oder ein Dutzend davon hat.“
    „Ihr plant damit, jederzeit wieder aus der Kreidezeit zu verschwinden“, fasste ich zusammen.
    „Ganz genau“, nickte Erik. „Die Wissenschaftler auf der anderen Seite gehen fieberhaft alle Möglichkeiten durch. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir einen Durchbruch erzielen.“
    Er schaute uns drei genau in die Augen. „Solltet ihr euch dafür entscheiden auf die andere Seite zu gehen, würde das auch eure Aufgabe werden. Wir geben euch neue Ausweispapiere, eine Wohnung, einen Job, ... die einzige Bedingung ist, dass ihr für eine unserer Scheinfirmen arbeitet, damit ihr direkt oder indirekt entweder die Wissenschaftler oder die Militäroperationen in der Kreidezeit unterstützt.“
    Immerhin standen wir nicht ohne alles da, sobald wir hier raus waren. Allerdings wollte man uns offensichtlich kontrollieren. Die Scheinfirma-Bedingung war sicher nicht ohne Grund genannt worden. Wenn ich ein Haufen Aussteiger kontrollieren wollte, würde es nicht anders machen. Glücklich machte mich das aber nicht.
    „Kommen wir zum nächsten Punkt. Jeder von euch hat das Anrecht seine eigene Akte einzusehen“, eröffnete uns Erik und ging zu einem Büroschrank, dessen abblätterndes Holzimitat auf intensive Benutzung hinwies.
    „Ihr habt hier Akten über uns?“, hörte ich mich fragen.
    „Ja, natürlich“, antwortete Erik, während er die Schublade herauszog. „Wir arbeiten hier streng nach Vorschrift. Jeder Schritt muss dokumentiert werden.“
    Das klang nach typisch deutscher Bürokratie.
    „Hier haben wir ja die erste Akte“, murmelte er und zog eine altmodische, braune Papiermappe aus dem Schrank.
    „Die hast du aber verdammt schnell gefunden“, bemerkte ich.
    „Ach, die sind sortiert“, winkte Erik ab. „Die meisten kommen innerhalb der ersten zwei bis sechs Wochen zu uns, egal ob sie vom Rückkehrrecht wissen oder nicht. Dann lass mich mal sehen ...“
    Er schlug die Mappe auf und las einen Moment. „Ein Autounfall. Der Fahrer war viel zu schnell in der Kurve, verlor die Kontrolle, wickelte den Wagen um einen Baum, Motorblock schob sich in die Fahrerkabine. Beifahrer wurde schwerstverletzt ins Krankenhaus eingeliefert. Ziemlich hässliche Geschichte, ich erinnere mich. Bei dir mussten wir uns enorm beeilen, du wärst uns fast auf dem Tisch weggestorben. Heftige innere Verletzungen. Möchtest du mal sehen?“, fragte er mich und hielt mir auffordernd die Mappe hin.
    „Nein, danke“, lehnte ich ab. Mir stand wirklich nicht der Sinn danach mir Fotos meiner inneren Organe anzugucken. Mein Magen fing schon bei dem Gedanken an zu rebellieren.
    „Gab sogar einen Zeitungsartikel darüber“, bot er erneut an.
    „Nein, wirklich nicht“, winkte ich ab. Der Kerl hatte definitiv zu wenig Freizeit.
    „Dann halt nicht“, meinte er bedauernd und schlug die Akte wieder zu. „Dann schauen wir mal, was bei den anderen so steht ... also bei den Frauen. Irgendetwas mit A ... Anna ... da haben wir es.“
    Er schlug die nächste Mappe auf. „Achja, Haushaltsunfall. Gar nicht mal so selten. Keine Leiter benutzt, schwere Kopfverletzung. Wäre schon schlimm genug gewesen, aber du lagst dann stundenlang alleine auf dem Boden, das hat dir den Rest gegeben. Du willst es vermutlich auch nicht lesen, nein?“
    Er seufzte und griff die nächste Akte, öffnete sie und schloss sie mit einem gequälten Stöhnen sofort wieder.
    „Ja, das tut selbst mir weh. Ich habe noch niemals gesehen, wie man einen Ferrari so systematisch zu Schrott fahren kann.“
    Wir schauten Lisa an, die nur mit den Achseln zuckte: „Ja, was denn? Ich hab halt Geld. Na und?“
    Erik schien etwas aufgefallen zu sein. Er nahm das Dossier von Anna erneut in die Hand und runzelte die Stirn. „Hier steht, du hast eine Tochter zurückgelassen. Stimmt das?“
    Sie nickte. „Ja, das ist auch der Grund, warum ich wieder zurück will.“
    „Wenn du deine Tochter wieder zurückhättest, könntest du dir dann vorstellen, weiter hier zu leben?“
    „Nein, da das Lager die reinste Hölle ist.“
    „Ah“, machte der Wissenschaftler und schien einen Moment lang zu überlegen. „Wenn das Lager in Ordnung wäre, würdest du dann hier bleiben?“
    Anna runzelte die Stirn. „Vermutlich schon. Auf was willst du hinaus?“
    „Auf folgendes“, Eriks Stimme war jetzt ganz sachlich. „Wir haben zu wenige Leute hier und Nachschub ist kaum zu beschaffen. Zwecklos das zu bestreiten. Daher würden wir es gerne sehen, wenn ihr drei hierbleiben würdet.“
    Sein Kollege fügte hinzu: „Natürlich ist uns auch klar, dass das nicht so einfach ist. Ihr habt euch hierher durchgeschlagen und hattet es alles andere als leicht. Wir haben euch beobachtet und wir sind auch keine Idioten. Wir hatten eine Reform des Nestes beauftragt, aber wir wurden ganz offensichtlich ignoriert. Das ist etwas, was uns persönlich ärgert. Darum unser Angebot: Ihr sagt uns, was euch stört, wir werden es beseitigen und ihr bleibt hier.“
    „Warte!“ Mein Arm schoss vor und zog Anna beiseite. „Ich habe da eine Idee.“

    Ich habe den letzten Teil etwas überarbeitet, damit klar wird, dass Rick nur versucht das Richtige zu machen. Es kommt noch der Teil (s.u.) und noch zwei, dann ist das vorläufige Ende erreicht. Ich hoffe, ich habe alle Fragen dann hinreichend beantwortet, wenn 'Nein', einfach Schreien, ich erkläre dann den Rest (da ich mehrere Datenverluste hinnehmen musste, fehlen eventuell Teile) und schreibe das Ende dann etwas um.

    _______

    „Hätte man es uns irgendwann gesagt, dass wir ein Rückkehrrecht haben?“, fragte ich.
    Michael zuckte mit den Schultern. „Irgendwann vielleicht. Schwer zu sagen.“
    Erik ergänzte: „Das kommt stark aufs Lager an. Im Sonnenlager oder am Depot erfahren es alle Neulinge bevor die erste Woche rum ist. In weniger idyllischen Lagern wie dem Nest oder dem Panzerlager ... nie?“
    „Vielleicht ist es nicht böse gemeint und uns will jemand damit einen Gefallen tun“, überlegte Michael laut. „Aber das hat er nicht. Wenn man euch nichts sagt, hat es den Anschein von Zwangsrekrutierung. Und ethisch stehen wir ohnehin auf tönernen Füßen.“
    „Meinst du wegen dem Körpertausch-Verfahren?“, hakte Anna nach.
    „Gut geraten, aber es stimmt“, gab er zu. „Zivilisten von der Straße pflücken und ins kalte Wasser zu werfen ist nichts, worauf man stolz sein kann. Wir machen das hier aus purer Not. Militärgüter sind kein Problem, aber Soldaten sind schwer zu rekrutieren. Natürlich wegen der Geheimhaltung. Niemand darf, auch nicht über Gerüchte, von dem Portalen erfahren. Aber auch nicht jeder ist scharf auf Kreidezeit und Dinosaurier. Man muss unheimlich behutsam vorgehen. Aktuell versucht man es mit traumatisierten Veteranen oder Soldaten die kaum Angehörige haben. Entgegen aller Annahmen sind die rar gesät. Ohne Nachschub können wir aber das Portal nicht lang halten. Wir können das Portal aber auch nicht schließen. Das ginge nur durch Nuklearschläge, was im Zentrum von Deutschland aber nicht geht. Und ein offenes Portal würde die Rückkehr der Dinosaurier bedeuten.“
    Er zuckte mit den Achseln. „Was können wir also machen? Unsere Methode ist vielleicht nichts anderes als Zwangsrekrutierung, aber wir sehen es lieber, wenn man sagt, dass wir euch eine zweite Chance geben. Die Argumentation steht ethisch vielleicht auf tönernen Füßen, mag sein. Fakt ist aber, ihr wart quasi tot. Hier habt ihr die Möglichkeit eine Katastrophe abzuwenden. Wir finden es zwar nicht gut, dass man euch nicht informiert hat, aber im Endeffekt spielt es keine Rolle. Wem es hier nicht gefällt, macht sich früher oder später auf den Weg zu uns. Auch das ist Fakt.“
    „Ich nehme an, ihr wollt wissen, wie das Körpertausch-Verfahren geht“, fiel Erik seinen Kollegen in den Monolog. „Das will eigentlich jeder der hier ankommt. Aber ich muss euch leider enttäuschen. Selbst für euch unterliegt es der Geheimhaltung.“
    Michael sprang wieder ein: „Erfahrungsgemäß wollt ihr dennoch so viel wissen wie möglich. Das ist verständlich angesichts eurer Situation. Bedenkt bitte, dass selbst das wenige was wir euch erzählen, ihr nicht weitergeben dürft.“
    Ich zuckte mit den Achseln. Welche Frage könnte man jetzt gut stellen? „Wie kamt ihr überhaupt auf uns?“
    „Wir stehen in engen Kontakt zu sämtlichen Krankenhäusern Deutschlands und dem deutschsprachigen Ausland. Wann immer ein geeigneter Spender eintrifft, wird er hierher gefahren und wir führen den Extraktionsvorgang durch.“
    „Damit das unbemerkt geschieht, haben wir mehrere Methoden entwickelt“, fiel Erik ein. „Hier werden Maschinen manipuliert, dort ein Totenschein falsch ausgefüllt, oder einfach nur gewartet bis die Nachtschicht anfängt. Bloß nicht immer dieselbe Methode anwenden. Es wäre gefährlich, wenn jemand ein Muster entdecken würde. Solange alle an einen Zufall glauben, funktioniert unser System.“
    „Allerdings können wir nur sehr wenige Spender hierher schmuggeln“, räumte Michael ein. „Dazu kommt noch, dass es immer noch ein Spiel mit dem Feuer ist. Aber vor allem durch die Verbreitung von medizinischer Software können wir sehr geschickt unsere Spuren verwischen.“
    „Aber wie macht ihr das jetzt genau“, hakte ich nach. „Also den Extraktionsvorgang, meine ich.“
    „Wir arbeiten mit lebenden Gewebe eurer Körper, mehr braucht ihr nicht zu wissen“, würgte Erik ab. Das war die erste Frage, die die beiden nicht beantworteten. Scheinbar hatten Rick und Lya nicht übertrieben und es war tatsächlich geheim.
    Eine Sache wollte ich aber doch wissen. „Aber warum wird das Verfahren nicht auch da draußen angewendet?“
    „Weil es nur im Portal funktioniert.“
    „Was?“
    Michael seufzte. „Wir können die einmalige Physik des Portals ausnutzen. An den Rändern des Portals verläuft die Zeit schneller und im Zentrum kann sie beinahe stillstehen. Natürlich gibt es auch hier Gesetze, nicht alle davon verstehen wir, aber es gibt uns ungeahnte Möglichkeiten.“
    „Wenn also ein Soldat in der Kreidezeit stirbt und wir das rechtzeitig sehen, können wir das Portal soweit ausdehnen, dass wir den Körper holen. Natürlich nur, wenn wir einen geeigneten Spender haben.“
    „Klingt so, als wenn es ganz stark vom Zufall abhängt.“
    „Stärker als ihr denkt, das ganze Verfahren ist sogar eher eine Zufallsentdeckung der Amerikaner gewesen. Vielmehr dürfen wir euch aber nicht sagen.“

    @Kyelia Wow, DAS nenne ich mal einen Beitrag. Es gibt Geschichtenteile, die weniger groß sind. =O

    Ich hoffe, ich kann darauf jetzt einigermaßen adäquat antworten.

    Danke für das Lob mit dem Schreibstil und dem Anfang. Ich denke, wo du holperst, sind Stellen, wo ich halt Korrekturabsätze drinnen hatte. Nicht immer bekomme ich die perfekt gefeilt.

    Ich finde es sehr interessant, wie ihr über die Charaktere denkt. Gut, dass fast alle sagen das Torn ein gut ausgebauter Charakter ist. Wäre fatal wenn das beim Protagonisten nicht stimmt. Eigentlich wollte ich Anna etwas besser schaffieren, aber das ist mir nicht gelungen. Dafür sind Lya, Storm und Rick besser geworden als gedacht.
    (Ich muss das mit den Spion entschärfen. Es hat einen negativen Touch, den ich da nicht haben wollte. Er macht nichts Falsches. Es ist die Blockade die illegal ist. Da muss ich deutlicher ausarbeiten.)

    Der moralische und technische Aspekt wird noch behandelt. Das kommt noch alles. Die Teile sind schon fertiggeschrieben. Nur noch das Zusammenspiel mit den Kapiteln fehlt mir.

    Mir gefallen deine Gedanken und sie treffen den Nagel oft auf dem Kopf. Jetzt habe ich ein paar Kleingkeiten, die ich verbessern kann und kann eventuell noch die Tage ein wenig mehr hochladen. Danke für das Kommentar.

    Hier mal mein Feedback zu einzelnen Punkten. Ich hatte mir Notizen gemacht, aber die sind verschollen xD - Falls ich sie finde, kommt hier noch was dazu.

    Wenn du sie findest, schreib sie einfach hier rein. Ich freue mich immer über darauf.


    [spoiler]

    Der Beginn war sehr gut! Einfach ins Geschehen geworfen, in nem fremden Körper- überall knallt und raucht es, Blut klebt an Torn und der hat überhaupt keine Peilung. Das ist dir sehr gut gelungen.

    Jup, so Action-lastig anfangen mache ich besonders gerne. (Wenn es mir möglich ist.)
    Tatsächlich hat es mir sogar das Schreiben erleichtert, weil ich nur aus der Prota-Sicht schreiben musste und das dann Stück für Stück aufbauen konnte.

    Manche Mittelteile - gerade die Lehrstunden - empfand ich manchmal als recht zähflüssi

    Ich nehm das mal als Kompliment, dass ich meinen Schreibstil der Szenerie anpassen kann. :D

    Hier waren die Gespräche mit Rick immer schön, weil die sehr locker geschrieben waren und die nicht diesen langweiligen Unterrichtsflair haben xD

    Genau deswegen habe ich die Erklärungen von Rick eingefügt. Ich habe mir im Kopf eine plausible Erklärung hingebogen und hatte dann plötzlich die Idee. Streng genommen zu dem Zeitpunkt, wo ich im Kopf mir die Story zurechtgebogen habe und gleichzeitig die Haustür aufgeschlossen habe. Da kam eines zum anderen.

    Geschrieben hast du das alles wunderbar. Scheint auch schon des Öfteren überarbeitet worden zu sein?

    Jup, mehr als einmal musste ich da drüber. Jetzt gefällt es mir vom Schreibstil inszwischen zwar recht gut, leider merkt man stellenweise die Überarbeitungen.
    Zumindest die Logikprobleme konnte ich rausbügeln. Allerdings neigt es dem Ende entgegen mich noch einiges einzuholen. Da ist noch ein Stück Arbeit drinnen, weswegen ich noch nichts weiter hochgeladen habe. Aber ich arbeite zwischendurch immer mal wieder daran. Sollte also im November machbar sein was Neues hochzuladen und eventuell die Geschcihte abzuschließen.

    Allgemein empfand ich deinen Schreibstil als recht angenehm. Ohne Schnörkel, keine seltsam verformten Sätze und manchmal etwas schnoddrig - eben dem Setting entsprechen. Das passt also.

    Danke. ^^

    Hallo Din, freu mich, dass auch du wieder dabei bist.


    Also ich habe jetzt den vorletzten Teil angepasst. Vor allem habe ich die Beschreibungen verbessert, wie von @Morgy angemerkt und auch die Hierachie etwas präzisiert, wie @Tariq angemerkt hat.
    Kurz gesagt: Die Wissenschaftler sind die zivilen Chefs.

    Spoiler anzeigen

    Nach einigen Dutzend Schritten lichtete sich der Nebel etwas und es erschienen einige Möbel aus dem Nichts. Ein paar Büroschränke, ein paar Tische mit altmodischen Messgeräten. Allesamt aus billigem Holzimitat und sehr dunkel gehalten. Richtige Wände waren weiterhin nicht zu erahnen, wenngleich es sich so anfühlte, als hätte ich ein Gebäude betreten.
    Unser Begleiter machte eine einladende Geste. „Wir sind jetzt in der Mitte des Portals. Einen Moment bitte, sie werden gleich da sein.“
    „Wer wird gleich da sein?“, wollte Lisa wissen.
    „Meine Kollegen natürlich. Wir bilden den Vorsitz des zivilen Arms des Projekts“, antwortete der Wissenschaftler lächelnd und wies auf den Nebel, aus dem zwei weitere Gestalten traten. Beide trugen ebenfalls Kittel, waren aber von völlig unterschiedlicher Gestalt. Der eine war so dünn wie unser Begleiter, während der andere dicklicher und untersetzt war. Letzterer schien nicht glücklich über unser Erscheinen.
    „Du hast sie gefunden?“, knurrte er anstelle einer Begrüßung. Sein buschiger Schnauzbart vibrierte geradezu vor Verärgerung. „Dann kann ich ja wieder auf Beobachtung gehen.“
    Einen Moment später verschwand er im Nebel. Dafür, dass der Kerl angeblich eine Führungsposition innehatte, empfand ich ihn als äußerst unhöflich. Sein jüngerer Kollege benahm sich professioneller und versuchte die Situation zu retten. Er trat vor, glättete seine schwarzen Haare und reichte uns die Hand. „Willkommen im Portal, ich bin Michael und ihr müsst Anna, Lisa und Torn sein. Ich nehme an, ihr habt zahlreiche Fragen. Stellt sie einfach.“

    Allerdings werde ich im letzten Teil auch noch mal schauen, ob ich das präziser herausgearbeitet bekomme. Vor allem die Konflikte und Kompetenzen.

    Hallo @Tariq ich habe mich gerade mit @Morgy abgesprochen, ob es wirklich so unklar ist.

    [spoiler]

    Ich hatte irgendwie den Eindruck, der Leutnant macht im Nest, was er für richtig hält.

    Jup. Ganz genau. Und der Sergeant oder die zivile Führung müssen bei Problemen mit dem Leutnant den Oberst informieren. Der Oberst kann jedoch nicht sich über die zivile Führung stellen.
    Das beschreibe ich ziemlich genau, als der Oberst erstmalig im Lager auftaucht.

    Es stimmt aber auch, dass ich die Führung nie genau beschreibe. Bekannt ist dem Leser nur, dass es mit dem Oberst eine höhere Befehlsinstanz gibt, die über dem Leutnant steht. Auch die Wissenschaftler im Tor werden als höhere Befehlsinstanz angedeutet.
    Natürlich könnte es gar einen kompletten Generalsstab geben, das beschreibe ich aber nicht. Ich habe das bislang für völlig am Thema vorbei erachtet.

    Also gibt es mehrere Tore und das, in dem sich Torn und die Mädchen befinden, ist NICHT das Tor von Nevada, weil das ja mit Atombomben verschlossen wurde.

    Ja, es gibt vier aktive Tore. Das wird zweimal am Anfang und in der Mitte der Geschichte in Details beschrieben. Zusätzlich gibt es eine Reihe weitere Tore (u.a. Murutoa und Nevada) die geschlossen wurden.
    Falls du meintest, dass jetzt alle im Portal festsitzen: Nein, nur die drei Wissenschaftler, die bei der Entstehung des Portals anwesent waren, kommen da nicht mehr heraus. Alle anderen können das Portal durchschreiten. Wobei von der Kreidezeit in die Jetzt-Zeit ohne Hilfe geht, und man erst die Hilfe der Wissenschaftler benötigt, wenn man etwas in die Kreiezeit bringen will.

    Die Soldaten am Bunker hast du irgendwie nicht so beschrieben, als würden sie auf die Flüchtigen warten.

    Ja, sie lungerten eher herum. Dennoch hätten da gar keine Soldaten sein dürfen. Das habe ich kurz vorm Kapitel "Das Portal" beschrieben, als Torn durch das Gras am Portal gespäht hat.
    Die Wächter dort nehmen ihren Job augenscheinlich nicht sehr ernst, was aber täuscht, da sie sofort Rick abfangen. Zudem nähern sich Rick, Torn und die anderen sich von der falschen Himmelsrichtung.

    Hat Rick sich absichtlich schnappen lassen, um seine Tarnung aufrechtzuerhalten? Will er also gar nicht wirklich fliehen? Warum bringt er die drei dann zum Tor?

    Er will nicht wirklich fiehen, denn er ist, wie dort steht, als Spion tätig. Dafür muss er jedoch ebenfalls ins Portal. Torn, Anna und Lisa nimmt er einfach mit. Er lässt sich nicht wirklich absichtlich fangen, aber rechnet damit, dass er gefangen werden könnte. Aber in diesem Fall schaffen es wenigstens die drei anderen.

    Wen meinst du mit dem "Militär am Portal" überhaupt? Die drei Wissenschaftler IM Portal oder die Soldaten außen am Bunker? Sind Erik, Kurt und Michael Militärangehörige?

    Das Militär am Portal sind diverse Wachsoldaten oder die Grenzwache. Die Wissenschaftler gehören der zivilen Führung an. Das werde ich noch mit einem Satz hinzuschreiben, sonst ist es, wie du schreibst, tatsächlich etwas unklar.

    WEM hat der Leutnant denn Lügen erzählt? Der Bunkerbewachung, damit sie sie aufhalten? Warum denn? Er muss doch auch wissen, dass sie jederzeit gehen können? Oder spielt er ein bisschen Gott und macht doch, was er will?

    Natürlich weiß der Leutnant, dass die Flüchtenden gehen dürfen, aber er akzeptiert das nicht.

    Also hat der Leutnant der Bunkerbewachung UND den Wissenschaftlern im Portal Bescheid gegeben? Oder wussten letztere von Rick, wer kommen wird.

    Die Wissenschaftler haben die Akten und detailreiche Echtzeit-Luftbilder. Sie können also vergleichen.

    Und wenn sich das Nest vor Spionen der Wissenschaftler schützen will durch miese Informationspolitik - wissen sie also, dass es da einen Spion gibt?

    Offensichtlich ja. :D

    Hallo zusammen. Jetzt kommt der nächste Teil (etwas zügig womöglich), aber dann wird es einige Tage etwas ruhiger sein. Der übernächste Teil muss noch von mir überarbeitet werden.
    Ich habe da einige Logiklücken eingebaut. Aber die Korrekturen sind bereits in der Mache.

    Ansonsten bedanke ich mich herzlich für die Anmerkungen und Korrekturen.

    _______


    „Habt ihr euch beruhigt?“, wollte Erik wissen. Seine Stimme war interessiert, aber ansonsten emotionslos. Was auch ganz gut so war, sonst wäre ich ihm an die Kehle gegangen.
    Ich schaute kurz zu Lisa, deren Augen immer noch zornig blitzten. Sie hätte definitiv mitgemacht. Anna hingegen schien sich so etwas gedacht zu haben. Warum auch immer.
    „Okay“, meinte Michael und hob die Hände: „Hört zu: Wir haben das nicht geplant und ganz sicher finden wir es nicht gut, auch wenn es unsere Arbeit erleichtert. Wir hatten darauf gebaut, dass euch Rick etwas gesagt hätte.“
    Er wandte sich an Erik: „Ich habe gesehen, wie Rick von den Torwachen abgefangen wurde. Vielleicht taucht er dennoch gleich auf.“
    „Moment mal“, mischte ich mich ein. Ohne mein Zutun spannte sich meine Hand an der Waffe und ich war nicht der einzige. Das Misstrauen hatte niemand von uns abgelegt. „Woher kennt ihr Rick? Und versucht mich nicht zu verarschen. Ihr kennt ihn offensichtlich gut.“
    De beiden Wissenschaftler tauschten einen längeren Blick. Schließlich zuckte Michael mit den Achseln.
    „Tja, wie soll ich es sagen“, begann er. „Rick ist unser ... naja ... Informant.“
    „Also ein Spion“, brachte Anna es anklagend auf den Punkt.
    „Nein, das versteht ihr falsch. Er macht nichts Illegales, ganz im Gegenteil. Wie Michael schon sagte, sind wir quasi die Chefs hier. Wir teilen uns das Kommando mit dem Oberst und seinen Adjutanten. Der Oberst befehligt das Militär, wir sind für die Zivilisten verantwortlich. Eigentlich also eine kluge Aufteilung“, begann Erik zu erklären. „Leider kam irgendwer in der Befehlskette auf die Idee, uns von allen Informationen abzuschneiden, um damit freie Hand zu bekommen. Sehr ärgerlich, um es mal freundlich auszudrücken.“
    „Als Rick damals dann zu uns kam, haben wir unsere Chance genutzt“, fuhr Michael weiter fort. „Er kam damals vom Panzerlager müsst ihr wissen. Der damalige Leutnant tyrannisierte das Lager regelrecht und wir hörten absolut nichts davon. Wir ahnten zwar etwas, aber erst durch Rick bekamen wir Beweise.“
    „Wir setzten damit den Oberst unter Druck, der Leutnant des Panzerlagers wurde abgesägt und Rick schickten wir ins Nest, da es dort viele Todesfälle gab.“
    „Das ist schon einige Jahre her. Ich glaub, das war kurz nach einem Vorfall mit einigen Kindern. Oder verwechsle ich da gerade was? Egal. Auf jeden Fall schaffte es Rick, sich gelegentlich zu uns durchzuschlagen und uns auf den neusten Stand zu bringen“, redete Michael weiter, bevor er einräumte: „Auch wenn wir im Nest immer öfters auf Granit beißen.“
    „Außerdem hören wir in letzter Zeit wieder von Unruhen im Panzerlager“, gab auch Erik zu. „Das Problem ist dabei, dass der Oberst mit den meisten der Leutnants gedient hat. Er kann sich entweder nicht vorstellen, dass die Jungs wirklich so übel sind, wie wir behaupten, oder er bezweifelt, dass es andere besser machen können. Daher bauen wir auf unsere Informanten und obwohl wir inzwischen ein kleines Netzwerk haben, dauert das. Willkürlich handeln wollen wir nicht.“
    „Obwohl wir es könnten. Letztendlich sitzen wir am längeren Hebel. Aller Nachschub muss durch uns durch. Wir sind das Nadelöhr. Wenn wir wollten, könnten wir die Lager in der Kreidezeit ausbluten lassen.“
    „Warum?“, fuhr ich dazwischen.
    „Warum wir die Lager nicht ausbluten lassen? Das sollte doch klar sein. Dann kämen die Dinosaurier ungehindert zu uns durch und das wäre auch unser Ende.“
    „Nein, warum aller Nachschub durch euch durch muss. Das klingt so, als wenn man euch nicht so einfach ersetzten kann.“
    „Kann man auch nicht, wir sind an das Portal gebunden.“
    „Moment mal“, fiel Anna sofort ein, der ganz offensichtlich etwas aufgefallen war. „Als die Männer von den „Wissenschaftlern im Portal“ geredet hatten, war das wortwörtlich gemeint? Ihr lebt tatsächlich im Portal? Nicht in der Kreidezeit oder in unserer Zeit?“
    Beide Männer machten ein sehr unglückliches Gesicht.
    „Da hast du den Finger auf die Wunde gelegt“, fing Michael an zu erzählen. „Als das Experiment schiefging, waren exakt drei Männer im Kern beschäftigt. Erik, Kurt und ich. Wir alle wurden durch die Explosion herumgewirbelt und dann ins Portal hineingesaugt. Die Regierung vertuschte den Vorfall, erklärte uns für tot und hielt das Portal geheim, selbst als sie herausfand, dass wir noch leben.“
    „Warum denn das?“
    „Wir altern hier nicht. Oder zumindest nicht, soweit wir bemerkt haben. Aber wir kommen hier nicht raus. Unsere ganze Existenz spielt sich innerhalb dieses weißen Tunnels ab. Und das kann auf Dauer ziemlich frustend sein.“
    „Kann ich mir vorstellen“, murmelte ich. Mir reichte schon die kurze Zeit hier.
    „Deshalb habt etwas Verständnis für Kurt. Er hat letzte Woche eine sehr unschöne Nachricht bekommen, das ist alles. Er wird sich schon wieder einkriegen.“
    Kurt war offensichtlich der dritte Wissenschaftler und wenn ich ganz ehrlich war, dann wirkten auch die beiden anderen äußerst gefrustet. Was aber auch verständlich war. Sie waren, wenn ich das richtig verstanden habe, die zivilen Chefs hier, wurden aber von der Militärführung systematisch ignoriert. Das hieß, sie hatten Probleme mit dem Oberst beziehungsweise mit seinem Beraterstab.
    Wenn ich mich aber zurückerinnerte, wie der Oberst auf mich gewirkt hatte, beruhte das auf Gegenseitigkeit. Der Kerl hasste es, wenn sich Zivilisten in seinen Angelegenheiten einmischten und erst recht, wenn die auch noch das letzte Wort behielten. Und die Andeutung die Lager auszuhungern, müsste auf ihn wie eine Kriegserklärung gewirkt haben.
    Zum Glück waren das nicht meine Probleme.
    „Und ihr kommt wirklich nicht hier raus?“, wollte Anna erstaunt wissen und unterbrach damit meinen Gedankengang.
    Michael und Erik warfen sich einen kurzen Blick zu. Doch dann zuckte Michael mit den Achseln.
    „Kann nicht schaden, wenn wir das erzählen“, meinte er und fügte an: „Nein, zumindest nicht lebend. Das Portal dehnt sich in die Kreidezeit und in unsere Zeit aus. Kurt, Erik und ich können Dinge durchschleusen und kurzfristig auch das Portal zu einem bestimmten Ort ausdehnen, aber es hält uns in seiner Mitte gefangen. Wenn wir uns zu weit von der Mitte entfernen, dann tötet uns das.“
    „Seid ihr euch da sicher?“, hakte ich nach.
    „Leider ja. Die Wissenschaftler im Tor von Nevada haben alles probiert um herauszukommen. Keine Chance. Als alle tot waren, verschloss man das Portal mit Atombomben.“
    Eine unangenehme Stille trat auf. Langsam fasste ich Vertrauen in diese Männer. Was sie sagten hatte Substanz. Vor allen erklärte es die miese Informationspolitik im Nest. Sie war wohl eine Art Schutz gegenüber geschwätzigen, geflohenen Soldaten. Unter anderen. Ich war mir sicher, die Militärführung beabsichtigte bedeutend mehr Sachen damit. Zum Beispiel die Rekruten in den Lagern zu halten.

    Hallo @Tariq, deine sonstigen Fragen beantworten sich quasi beim nächsten Teil von alleine. Allerdings bin ich jetzt einmal ins Stocken geraten:
    Ich hoffe doch, dass klar ist, dass der Leutnant nur dem Oberst militärisch unterstellt ist. Seine Tochter handelt zudem nicht gegen ihn.

    Außerdem hoffe ich doch, dass bei der Fluchtszene klargeworden ist, dass der Leutnant über Funk Kontakt mit dem Militär am Portal aufnehmen kann.
    Und zudem der Leutnant Lügen über die Geflohenden erzählt hat, damit sie festgehalten werden und nicht ins Portal vorstoßen können.

    Hallo Blue, freut mich, dass auch du den Weg hierher gefunden hast.

    Jetzt kommt der nächste Teil. Etwas kürzer diesmal, aber das liegt daran, dass ich den nächsten Abschnitt sonst nicht gescheit getrennt bekomme.

    _______


    Nach einigen Dutzend Schritten lichtete sich der Nebel etwas und es erschienen einige Möbel aus dem Nichts. Ein paar Büroschränke, ein paar Tische mit altmodischen Messgeräten. Allesamt aus billigem Holzimitat und sehr dunkel gehalten. Richtige Wände waren weiterhin nicht zu erahnen, wenngleich es sich so anfühlte, als hätte ich ein Gebäude betreten.
    Unser Begleiter machte eine einladende Geste. „Wir sind jetzt in der Mitte des Portals. Einen Moment bitte, sie werden gleich da sein.“
    „Wer wird gleich da sein?“, wollte Lisa wissen.
    „Meine Kollegen natürlich. Wir bilden den Vorsitz des zivilen Arms des Projekts“, antwortete der Wissenschaftler lächelnd und wies auf den Nebel, aus dem zwei weitere Gestalten traten. Beide trugen ebenfalls Kittel, waren aber von völlig unterschiedlicher Gestalt. Der eine war so dünn wie unser Begleiter, während der andere dicklicher und untersetzt war. Letzterer schien nicht glücklich über unser Erscheinen.
    „Du hast sie gefunden?“, knurrte er anstelle einer Begrüßung. Sein buschiger Schnauzbart vibrierte geradezu vor Verärgerung. „Dann kann ich ja wieder auf Beobachtung gehen.“
    Einen Moment später verschwand er im Nebel. Dafür, dass der Kerl angeblich eine Führungsposition innehatte, empfand ich ihn als äußerst unhöflich. Sein jüngerer Kollege benahm sich professioneller und versuchte die Situation zu retten. Er trat vor, glättete seine schwarzen Haare und reichte uns die Hand. „Willkommen im Portal, ich bin Michael und ihr müsst Anna, Lisa und Torn sein. Ich nehme an, ihr habt zahlreiche Fragen. Stellt sie einfach.“
    „Woher kennt ihr unsere Namen?“, stieß ich misstrauisch hervor.
    Erik hob die Augenbraue: „Wir haben natürlich Akten über jeden eingesetzten Soldaten.“
    Das hätte ich mir eigentlich denken können.
    „Und woher wusstet ihr, dass wir kommen?“, bohrte Anna nach. „Ihr habt wohl kaum die Namen von hunderten von Soldaten im Kopf.“
    „Achso, das meint ihr“, antwortete Erik. „Wir haben euch natürlich beobachtet.“
    „Ihr beobachtet uns?“, fragte Lisa dazwischen und klang entsetzt.
    „Oh“, der junge Mann drehte sich zu ihr um. „Nicht so, wie du vielleicht denkst. Wir können nur grobe Luftbilder sehen, keine Details und alles, was im Bunker oder unter den Zelten passiert, bleibt für uns ohnehin unsichtbar.“
    Ich musste ein Grinsen unterdrücken. Ich hatte keine Ahnung, ob Lisa mit einem der Soldaten Sex hatte, aber da sie knallrot anlief, könnte da was dran sein.
    „Wie genau beobachtet ihr uns denn?“, hakte ich nach, auch um das Thema zu wechseln. Meine Gedanken drehten sich unweigerlich um getarnte Drohnen oder abgerichtete Flugsauriern mit Kameras.
    „Habt ihr die Bilder an den Wänden nicht gesehen?“, fragte Erik zurück. Jetzt klang er ernsthaft überrascht.
    „Ja, schon“, gab ich zu. „Aber ich dachte, die sind eher schmückendes Beiwerk. Oder Sinnestäuschungen oder so.“
    „Nein, die sind real“, versicherte er mir. „Sie zeigen immer diverse Szenen aus der Kreidezeit. Mit der Zeit lernt man sie zu steuern. Vor allem, wenn man schon so lange hier lebt wie wir.“
    „Aber warum habt ihr uns denn nicht aufgehalten?“, fragte ich verwundert. „Wenn ihr uns doch beobachten konntet.“
    „Ouh“, er hob die Hand. „Erfahrungsgemäß rasten die meisten Soldaten gleich aus, wenn wir ihnen das sagen. Die Information wird meistens unterschlagen, was aber nicht unsere Idee war. Also hört uns bitte bis zum Ende an, bevor ihr losstürmt.“
    Michael fiel ein: „Bevor mein Kollege jetzt endlos um den heißen Brei herumredet, sag ich es jetzt einfach. Ihr dürft jederzeit in unsere Zeit zurückkehren. Dieses Recht habt ihr mit Brief und Siegel.“
    „Was?“, schnappte ich wütend, bevor ich innerlich einen Schritt zurücktrat. Ich atmete tief ein und aus und versuchte den heißen Zorn in meinen Adern abzukühlen. Was mir nur mäßig gelang. Dafür war die Information, dass wir ganz legal das Portal durchschreiten durften, dann doch zu heftig.
    Obwohl ... jetzt wo mein Gehirn langsam wieder klar denken konnte: Wir hätten ohnehin fliehen müssen. Der Leutnant hätte uns niemals freiwillig gehen lassen. Dafür hatte er im Moment zu viel Ärger mit dem Oberst.

    Hallo @Tariq, vielen Dank für deine Anmerkungen. Ich habe sie allesamt bereits eingepflegt. Sie waren auch sehr gut, danke. :)

    Was das Portal angeht: Ich hatte eigentlich die ganze Zeit schon einen weißen, nebeligen Gang im Kopf. Ganz sicher nicht wie bei Harry Potter. Wundere mich auch etwas über den Vergleich, aber jeder liest ja anders. ^^

    Freu mich auch darüber, dass du so schnell hier warst. Ich schau mal, wann der nächste Teil kommt. Sollte aber nicht lange dauern.
    Aktuell führe ich mir alle Kommentare von euch noch einmal zu Gemüte, damit ich keine Erzähllücke vergesse. :)

    Hallo zusammen, ich habe endlich wieder ein Stück soweit bekommen, dass ich damit halbwegs zufrieden bin. Falls euch also etwas auffällt, nur heraus damit. Ich kann mich nur verbessern.
    Die nächten Teile kommen jetzt in schneller Abfolge. Ich hoffe, ich kann darin auch alle Fragen beantworten. Das Ende habe ich schon und ist auch ganz gut geworden. Nur am Epilog knabbere ich noch etwas.


    _______

    Wow. Ich blinzelte überrascht. Das war jetzt unerwartet. Ich befand mich plötzlich in einem riesigen, milchig-weißen Raum, dessen Ausmaße unmöglich zu schätzen waren, aber das lag schlichtweg am Licht selbst. Es war zwar nicht grell, aber hier war alles so diesig, dass es so wirkte, als hätte jemand einen Halogenstrahler auf dichten Nebel gerichtet. Irgendwie gab es hier auch keine Geräusche, die nicht von mir selbst stammen, mit Ausnahme eines seichten Windrauschens. Woher auch immer das kam.
    „Was zur Hölle?“, murmelte ich.
    „Wir müssen im Portal sein“, meinte Anna und sah sich staunend um.
    Gut, das war mir auch klar. Das Licht war von derselben Sorte wie die Leuchtkugel im Bunker. Aber dennoch war es überraschend. Vom Bunker sah ich weit und breit keine Spur. Nur Lisa und Anna standen neben mir. Mit ihrem verschlammten und verschwitzten Äußeren ein krasser Gegensatz zur sterilen Umgebung.
    Während Anna eher neugierig wirkte, blieb Lisa stumm, doch ihre Hand verkrampfte sich förmlich um den Griff ihrer Waffe. Dieser Raum war zwar ein beeindruckender Anblick, aber ich konnte ihn, bei aller Liebe, nur als unheimlich empfinden. Ihre Reaktion war für mich absolut nachvollziehbar.
    „Kommen wir wieder zurück?“, fragte ich in die Stille.
    Das war das Stichwort für Lisa. Prompt entfernte sie sich ein paar Schritte. Als sie sich ungefähr zehn Meter entfernt hatte, war sie im nebeligen Licht kaum noch auszumachen, aber ganz offensichtlich noch im Portal. Wir waren niemals so weit gelaufen, um hier anzukommen.
    „Komm wieder zurück“, rief ich ihr zu. „Das funktioniert nicht.“
    Während sie zu uns zurücklief, versuchte ich die Umgebung zu mustern, aber das gestaltete sich schwierig. Das Portal war zwar einerseits hell und luftig, andererseits aber auch diesig und die Konturen verschwommen. Dennoch konnte ich einen schemenhaften Gang ausmachen, an dessen Rand sich Lisa langsam bewegte.
    Ich runzelte die Stirn. Mir schien es so, als wenn sie sich mühsam durch Treibsand kämpfen musste. Ihre Gestalt wirkte auch ein wenig verzerrt. Das erinnerte mich an Kletts Tod, bevor ein anderer in dessen Körper die Augen aufschlug. Keine angenehmen Erinnerungen.
    Kaum dass sie wieder bei uns ankam, atmete ich tief ein. „Wir sollten uns besser nicht mehr trennen.“
    „Warum?“, hörte ich Lisa fragen.
    „Ist dir aufgefallen, dass du total verwaschen aussahst, als du weg warst?“, mischte sich Anna ein.
    „Ja, schon“, gab Lisa zu. „Ihr habt euch auch nur noch in Zeitlupe bewegt.“
    Anna und ich zuckten zusammen.
    „Ich hasse diesen Ort“, murmelte sie hörbar.
    Ich musste tief Luft holen. „Wir sollten hier entlang gehen“, entschied ich. „Wenn ihr genau hinschaut, könnt ihr eine Art Gang erkennen. Wenn wir Glück haben, ist die Richtung hierbei egal.“
    „Und wenn wir Pech haben?“, wandte Lisa ein. Ihre Hand spannte sich um den Gewehrkolben. „Ach, scheiß drauf! Lass uns gehen.“
    Kurzentschlossen ging sie voran. Diesmal passierte nichts Ungewöhnliches, also folgte ich ihr achselzuckend. Der Ort hatte seine eigene Physik, die ich nicht verstand, aber ich verbot mir darüber nachzudenken. Das Gefühl, als wenn Eiswasser durch meine Venen rollte, hatte ich ohnehin schon.
    Um mich abzulenken, versuchte ich im Nebel irgendwas zu erkennen. Je tiefer wir ins Portal eintauchten, desto leichter fiel es mir auch, bis ich plötzlich verdattert stehenblieb.
    „He, wartet mal, seht ihr das auch?“, fragte ich die Frauen und deutete auf das Wandstück neben mir.
    Dort, in nebelige Schemen gehüllt, hatte sich dieses in eine Art Gemälde verwandelt. Als wenn irgendwer mit weißen und grauen Farbtönen ein Bild gemalt hätte, das sich ganz seicht bewegte. Für einen Moment konnten wir einen Blick auf einen Wasserfall werfen, über dem träge ein Flugsaurier hinweg flog. Dann veränderte sich das Bild und wir sahen eine Wüste, wo die Knochen eines Großraubsauriers verblichen. Nach einigen Momenten erschien plötzlich ein Militärlager.
    Wir zuckten alle zusammen.
    Es war nicht das „Nest“, aber von ähnlicher Beschaffenheit. Es gab einige Zelte, überall liefen Soldaten herum, aber es war bedeutend größer und besser ausgebaut. Ich meinte sogar eine niedrige Palisade beim Dschungel zu erkennen.
    „Was zur Hölle“, murmelte ich. Dann stockte ich. Ich hatte Schritte gehört. Meine Hand zuckte hoch.
    „Was ist?“, hauchte Anna.
    „Da war was“, flüsterte ich zurück.
    Eine Bewegung. Der Nebel wallte zurück. Wir rissen die Gewehre hoch. Plötzlich trat ein junger Mann aus dem Dunst. Wirkte wie ein Wissenschaftler, mit seinen kurzen blonden Haaren und seiner Nickelbrille. Er trug sogar einen weißen Kittel mit Namensschild.
    Freundlich lächelte er uns an: „Na endlich habe ich euch gefunden. Ähm ... wow ... Friede. Ihr könnt eure Waffen ruhig runternehmen.“
    Ich sah, wie Lisas Hand sich um den Kolben ihres RX spannte. Der ganze Ort machte ihr offenkundig Angst, aber ich hatte keine Lust herauszufinden, was passierte, wenn sie hier auf einen unbewaffneten Mann schoss. Langsam schob ich meine Hand vor und drückte ihren Lauf zu Boden.
    Dann ging mir erst auf, was der Wissenschaftler gesagt hatte. „Was soll das heißen? Sie haben uns gesucht?“
    Nun war es meine Hand, die sich um den Griff meiner Waffe legte.
    „Ja, natürlich“, antworte der Typ, dessen Lächeln verschwunden war. „Ich heiße Erik. Aber fehlt bei euch nicht einer?“
    Ich runzelte die Stirn. Ein merkwürdiger Kerl, aber vielleicht konnte er uns ja helfen.
    „Rick haben die Wachen am Tor abgefangen“, gab ich ehrlich zur Antwort.
    „Ach, dann kommt er vielleicht noch“, meinte dieser Erik schulterzuckend. „Dann müsst ihr also Lisa, Anna und ähm ... Torn sein.“
    Er wies einladend auf den Gang hinter sich. „Kommt mir. Wir reden am besten im Labor weiter.“
    Neben mir trat Anna vor und sicherte demonstrativ ihre Waffe. Dann deutete sie mit dem Kopf in Richtung des Wissenschaftlers. Die Botschaft war klar, wir sollten mitkommen. Mir fiel aber sehr wohl auf, dass ihre Hand noch immer an ihrem Gewehr lag. Sie traute dem Neuankömmling genauso wenig wie ich. Vermutlich war es bei Lisa auch so, die sich zwar ebenfalls erhob, aber deren Hände noch immer am Abzug verweilten.
    Vor allem, weil er unsere Namen kannte.

    Wow...also schön, @Dinteyra dass du dabei geblieben bist, obwohl das Setting dir überhaupt nicht zugesagt hatte. Letzteres ist ausgesprochen schade.
    Allerdings macht dich das gerade zu meiner schärfsten Kritikerin. ^^

    Schön, das dir die Darstellung der Charaktere und Konflikte gefällt, auch wenn der Protagonist nicht dein Typ ist. Ich hatte mich bemüht vielschichtige Charaktere zu schaffen und eine lebendige Gruppendynamik. Es freut mich, dass mir das gelungen ist.

    Ich habe alles versucht möglichst real darzustellen. Storm mag in gewisser Weise ein Antagonist sein, aber eigentlich ist er nur ein Kommandant, dem die Fäden langsam aus der Hand gleiten. Dann sind noch die Dinosaurier Antagonisten, aber die sind nur deshalb ein Problem, weil die Menschen den Lebensraum verändert haben, weshalb ein normales Verhalten der Tiere nicht möglich ist.
    Also alles wie in der wirklichen Welt auch. :)


    Was die inhaltlichen Fragen angeht (wie gesagt, du bist meine schärfste Kritikerin) ist bereits erwähnt, dass das Reisen in die Zukunft kein Problem darstellt. Daher können alle in der Kreidezeit geborende Personen ohne Probleme auf die andere Seite.
    Und sie nehmen sie gerne zurück, da sie in die Kreidezeit nur wenige Soldaten schicken können, da sie alles geheimhalten wollen und daher Rekrutierungsprobleme haben.
    Das habe ich wohl nicht ausreichend ausgearbeitet. Ärgerlich.

    An einer Verteidigung in der Kreidezeit geht also kein Weg vorbei. Allerdings das mit der ineffektiven Verteidigung des Portals? Ja, da gibt es Gründe, aber vielleicht habe ich auch hier nicht zu sauber gearbeitet. Da muss ich wohl auf eure Kritik am Ende hoffen.

    Sicher gibt es noch (mindestens eine) Verschwörung, aber ich bin nicht Rael. Ich fürchte, du wirst nicht ganz zufrieden sein. Dennoch freue ich mich natürlich, dass du den Weg in diese Geschichte gefunden hast, aber vermutlich wäre meine zweite Geschichte für dich eher was gewesen. Die Abtrünnigen ist schöne Low Fantasy.

    Spoiler anzeigen
    Zitat

    Wie weit sind sie denn vom Portal weg, dass sie durch das hohe Gras sehen können, wohin der gewundene Pfad führt bzw. wie hoch ist das Gras? haben sie keine Angst, dass auf dem Pfad eine Patroullie entgegenkommen könnte?

    Sie folgen dem Pfad und merken nach einer Weile, dass er zum Portal führt. Scheinbar wird das nicht klar. Schade, aber den Satz habe ich so oft umgeformt, dass wohl der Sinn verfälscht wurde. Da setzte ich mich eventuell noch mal ran.
    Sie haben zudem doch die Patrouillien weggelockt, daher können sie unbehellig bis zum Portal laufen. ;)

    Zitat

    Es tut mir leid, wenn ich das sage, aber irgendwie reißt mich der Text nicht sonderlich mit. Könnte zum einen daran liegen, dass du zu viele nichtssagende Verben wie waren verwendest. Zum anderen, dass die Beschreibungen ein wenig nüchtern sind.

    Ja, das kann gut sein. Zischendurch war meine Motivation "endlich fertig werden". Hätte ahnen können, dass sich das ein wenig in meinem Schreibstil niederschlägt. Ich überarbeite es vielleicht noch einmal.

    Zitat

    Man ist hier eigentlich ein Stilbruch. Du schreibst ja aus der Sicht von Torn, daher müsste es "sah ich ihm an" heißen.

    Das überprüfe ich ebenfalls.

    Zitat

    Zudem könnte sich seine Einschätzung bzgl. der Wachen auch als falsch herausstellen. Außerdem dachte ich, sie wären noch ein gutes Stück entfernt. Hat Torn etwa Adleraugen oder stelle ich mir einfach nur vor, dass sie zu weit weg sind?

    Ein gutes Stück entfernt ja, aber sooooo groß ist der Bunker auch wieder nicht. Da Rick zudem offenkundig dieselbe Einschätzung bezüglich der Wachen hat wie Torn (und Rick das Portal und die hypnotisierende Wirkung im Inneren kennt, ist es klar, warum die Soldaten nur von außen das Ding bewachen).

    Ich schaue mir auch die ganzen kritisierten "und"s mal an. Sollte kein großes Thema sein. Danke auf jeden Fal für deine Anmerkungen. Sie waren wie üblich sehr gut und sehr spezifisch. Ebenso deine zahlreichen Korrekturen. Ich denke, die werde ich die Tage auch einpflegen und dann die korrigierte Fassung hier hochladen. Das kann ich auch bei der Hitze noch schaffen.

    Leider hat mich die besagte Hitze geistig ausgeknockt. Ich schaffe es derzeit unmöglich die Konzentration zum Schreiben aufzubringen, daher verzögert sich hier alles. Dazu kommt noch, dass ich mit meinem bisherigen Text unzufrieden bin und ihn noch überarbeiten muss. Das mit dem Cliffhanger tut mir sehr leid, das war nicht so geplant, das ihr wochenlang auf eine Erlösung warten müsst. Aber ich denke, sobald es abkühlt und ich etwas Zeit habe, werde ich die letzten Züge der Geschichte hinbekommen. :)

    Hallo @BlueRosesInMyHeart. Auch wenn etwas verspätet, begrüße ich dich gerne hier in der Geschichte. Es freut ich, dass sie dir gefällt.

    @Alle Leser: Ich habe den Lexikon-Eintrag zur Geschichte überarbeitet. Dort findet ihr im Spoiler viele nette Hintergrundinformationen zusammengefasst. Nur für den Fall, dass ihr irgendetwas nachschlagen wollt.

    In den nächsten Wochen kommen die neuen Teile, damit der fiese Cliffhanger gemildert wird. :)
    Auch das Ende ist fast fertig. Ich bin jetzt nur in der Korrekturphase, die etwas länger dauert als geplant. :)

    @Morgy danke für deine Mühe. Wenn du noch nicht genug gelesen hast: Hier kommt der nächste Teil. :)

    _______

    Wir eilten über die Wiese. Das hohe Gras gab uns zwar Deckung, dennoch beobachtete jeder von Zeit zu Zeit den Himmel. Der nächtliche Angriff des Flugsauriers saß uns allen noch in den Knochen.
    Die Silhouette vom Portal wurde mit jedem Schritt größer. Inzwischen konnte ich Einzelheiten klar erkennen. Es war tatsächlich ein Bunker, aber ein extrem hässlicher. Als wenn sich irgendein verrückter Architekt ausgetobt hatte, der seine manische Vorliebe für Trapeze ausleben durfte. Zudem war der dunkelgraue Betonblock bestimmt fünf oder sechs Stockwerke hoch und wirkte so wuchtig, als wenn er seine Umgebung erschlagen wollte.
    Irgendwann kreuzten Wagenspuren unseren Weg, die sich verbreiterten, bis sogar einige schwache Schlammwege erkennbar waren, die im gewundenen Lauf zum Portal führten. Also folgten wir ihnen einfach.
    Langsam machte ich mir Sorgen, wie es im Inneren des Bunkers aussehen könnte. War es ein großes Laboratorium, wo wir uns durch dutzende Sicherheitsschleusen kämpfen und harmlose Wissenschaftler einschüchtern mussten? Oder war es eine große Lagerhalle, wo wir uns zwischen alten Panzern und Munitionskisten schleichen mussten? Ich bemerkte zum ersten Mal, wie schlecht geplant unsere Flucht eigentlich war.
    Noch ganz in diesen Gedanken versunken, bemerkte ich eine Bewegung jenseits des Grases.
    „Runter!“, zischte ich und warf mich sofort zu Boden. Es raschelte kurz und dann war Stille.
    „Was ist?“, flüsterte Rick hinter mir.
    „Wächter“, hauchte ich zurück. Ich lag in einer schlammigen Spurrille und langsam sickerte weitere Feuchtigkeit in meinen Stiefel. Vor mir ging die Wiese in einen gemähten Bereich über. Durch die Grashalme konnte ich eine kleine Gruppe Soldaten erspähen, die an der Ecke des Bunkers herumlungerten und rauchten.
    „Sie müssen gewarnt worden sein“, gab Rick seine Einschätzung preis und robbte neben mich, um ebenfalls ein Blick auf die Grenzwache zu werfen.
    Frustration machte sich in mir breit. Ich konnte ein kleines, trapezförmiges Tor in der Mitte des Bunkers sehen. Es war ein gutes Stück von den Soldaten entfernt, aber es war dennoch ausgeschlossen, dass wir es erreichten. Sobald uns die Wächter bemerkten, würde die Hölle ausbrechen.
    Und dabei hatten wir noch Glück. Es musste eine Nebenpforte sein, denn sie war nicht groß genug damit die Jeeps durchpassten, die hier ja überall rumfuhren. Ganz zu schweigen von den Panzern. Wie dann erst die Hauptpforte bewacht wurde, wollte ich mir gar nicht ausmalen. Vermutlich wartete dort sogar der Leutnant auf uns.
    Dann ließ ich meinen Blick wandern.
    „Was ist das?“, fragte ich Rick und zeigte auf einige Ausbuchtungen im Beton, die aussahen, als wenn sie jemand nachträglich angebaut hätte.
    Er folgte meinem Blick und antwortete: „Alte RX3-Geschütze. Mit Bewegungsmeldern der neusten Generation, denen Hitze und Kondenswasser nichts mehr ausmachen soll. Sobald die Testphase abgeschlossen ist, sollen wir auch welche bekommen.“
    Dann schwieg er und beobachtete nachdenklich die kleine Gruppe. Ich hatte keine Ahnung an was er dachte. Die Männer waren bei seinem letzten Aufenthalt nicht hier gewesen, dass sah man ihm an, aber man sah ihm auch an, dass er fieberhaft an einer Lösung arbeitete. Dann drehte er sich zu mir um und lächelte.
    „Wartet nicht zu lange“, raunte er und rollte sich seitlich in die Wiese.
    „Nein, wo willst du hin?“, zischte Anna ihm hinterher, doch er war bereits verschwunden.
    Ich hob meine Hand, ganz so wie Rick, und spähte zu der Gruppe Soldaten rüber. Was auch immer er vorhatte, ich hoffte, es würde klappen. Keiner von den Wächtern wirkte müde. Ihre Waffen hielten sie selbstsicher in den Händen und ihre aufrechte Haltung bewies mir, dass ich eine Gruppe altgedienter Veteranen vor mir hatte.
    „Rick hat das alles von langer Hand geplant“, sagte ich zu Anna und Lisa: „Ich weiß nicht, ob es euch aufgefallen ist, aber er war schon mal hier. Was auch immer gleich passiert, wir sollten die Gelegenheit nutzen und zum Portal stürmen.“
    Die beiden Frauen robbten neben mich und nickten.
    Plötzlich ging alles ganz schnell. Eine Gestalt brach aus der Wiese hervor und rannte im spitzen Winkel zum Tor. In derselben Sekunde sprangen die Soldaten auseinander und stürmten auf ihn zu. Rick war schnell, doch die Wächter waren ausgeruht und schneller. Mit einem Hechtsprung brachte der erste von ihnen Rick zu Fall und drückte ihn zu Boden.
    Doch Rick machte keine Anstalten sich zu ergeben. Der Wächter flog mit einem Knurren durch die Luft und landete hart auf der gemähten Wiese. Der zweite Wächter warf sich prompt auf Rick, doch kassierte dafür einen wüsten Kinnhaken.
    Dann waren die anderen Soldaten heran und innerhalb von Sekunden bildeten sie ein wildes Knäul.
    „Los!“, zischte ich den Frauen zu und sprang auf.
    Ich wusste gar nicht, dass ich noch so viel Kraft hatte. Meine Stiefel knallten in einer rasenden Geschwindigkeit auf den Boden. Die Wiese flog geradezu an mir vorbei. Meine Lungen zogen zischend die Luft ein, während ich versuchte, meine Beine zu noch mehr Eile anzutreiben.
    Dann war ich plötzlich durch das Tor.
    Hinter mir trafen keuchend Anna und Lisa ein. Dem leisen Geknurre von der Wiese zur Folge, war dort immer noch eine wüste Schlägerei, aber es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass man uns verfolgte.


    Das Portal

    Mit gezückten Waffen schlichen wir tiefer in den Bunkerkomplex hinein. Die trapezartige Architektur ging auch in seinem Inneren weiter, nur war der Beton hier von einer bläulichen Farbe. In unregelmäßigen Abständen war zudem die Decke heruntergezogen und auch wenn der Gang nicht besonders lang war, wurde er damit sehr unübersichtlich. Das Zwielicht was hier herrschte, tat sein Übriges.
    „Geschütze!“, zischte Lisa und zog mich zurück.
    Ich fluchte unterdrückt. An einem höhergelegenden Teilstück der Decke, waren tatsächlich zwei alte RX3 zu erkennen, die auf die Gangmitte zeigten.
    „Was nun?“, flüsterte ich. Wir mussten da durch. Es war eine Illusion zu glauben, dass die Wächter uns nicht gesehen hatten. Sobald Rick gebändigt war, könnten sie jederzeit auftauchen.
    „Wir laufen auf der Seitenstufe weiter“, schlug Lisa vor und zeigte auf die Wände. Dort waren, der ungewöhnlichen Architektur geschuldet, links und rechts ein dreißig Zentmeter hoher Versatz, der eine Art Stufe bildete. Breit genug um darauf herumzulaufen. Und die MGs waren nur auf das Zentrum des Weges gerichtet.
    „Gut“, hauchte ich zurück.
    Schnell und lautlos huschten wir an den Geschützen vorbei, die tatsächlich ruhig blieben. Sie bewegten sich noch nicht einmal. Vielleicht waren sie inaktiv? Ich wusste es nicht und einen Moment später, als wir aus dem Gang heraustraten, verschwendete ich auch keinen Gedanken daran. Zu bizarr war der Anblick, der sich uns bot. Inmitten einer gewaltigen Lagerhalle, die vollgestellt mit alten Kisten und ausgedienten Militärgerät war, stand ein gewaltiger Bunker.
    „Jetzt spinnen die hier komplett“, kommentierte Lisa das trocken.
    „Sieht irgendwie so aus wie eine Miniversion des großen Bunkers“, meinte Anna nachdenklich.
    „Miniversion ist gut. Das Teil ist gut und gerne drei Stockwerke hoch.“
    „Was mich viel mehr interessiert“, unterbrach ich die Frauen. „Was ist das für ein merkwürdiges Licht?“
    Ich deutete auf den Bunkereingang, aus dessen Inneren ein schwach pulsierendes Leuchten drang. Es war schon fast hypnotisch.
    „Ist dort das Portal?“, fragte Anna.
    „Ich hoffe es“, gab ich zurück. „Aber warum gibt es hier dann keine Soldaten?“
    „Weshalb sollten die auch in diesem muffigen Lager rumlaufen? Hier stinkt es doch überall nach Altöl. Ekelhaft!“ meinte Lisa und zuckte mit den Achseln. „Sie waren draußen an der frischen Luft. Würde ich auch so machen. Hier drinnen gibt es doch überall Selbstschussanlagen. Das reicht denen wohl.“
    Sie deutete auf die Bunkerdecke. In dessen Halbdunkel konnte ich mehrere RX3 ausmachen. Da keines auf uns reagiert hat, musste es wohl so sein, wie Rick gesagt hatte. Die Geschütze durften keine Gefahr für Menschen darstellen. Ich zweifelte aber keine Sekunde, dass die Dinger jeden Dinosaurier umnieten würden, der genauso ungeschützt hier rumstand wie wir.
    „Was machen wir jetzt?“, fragte Anna.
    „Wir sollten uns zum Inneren schleichen“, schlug ich vor. „Wir wollten nicht vergessen, dass hinter uns immer noch die Wächter kommen könnten.“
    Ohne weitere Worte näherten wir uns vorsichtig mit angelegten Waffen dem Licht. Die einzigen Geräusche die zu hören waren, waren das schwache Quietschen unserer Sohlen auf den Gummiboden. Kaum das wir angekommen waren, huschten wir lautlos hinein.
    Dann blieben wir angewurzelt stehen.
    Vor uns schwebte eine fast zwei Meter große, schwach schimmernde Lichtkugel. Obwohl sie einerseits sehr hell war, blendete sie nicht. Kleinere Lichtpunkte, wie von einer Diskokugel, zogen über die Wände.
    Die Luft veränderte sich. Sie wurde kühler und es roch frischer, wie nach gemähter Weide. Geräusche, wie von Kirchturmglocken, drangen an mein Ohr. Irgendwo fuhr ein Auto vorbei. Ich meinte sogar eine Kettensäge zu hören, die weit weg am Arbeiten war.
    Ohne dass ich etwas dagegen tun konnte, ging ich immer weiter zum Portal. Je näher wir kamen, desto beruhigender und hypnotischer wurde das Licht. Langsam hob ich die Hand und griff hinein.

    @Tariq, danke für deine Anmerkungen und Korrekturen. Ich habe sie alle eingepflegt, bis auf die Gebüsch-Szene. Die Fehler sind alle irgendwie dann die Tage entstanden, als ich den Text überarbeitet habe. Ich hoffe mal, die anderen Überarbeitungen von mir waren besser.
    Viele Dank für deine Mühe. Wird dennoch noch ein paar Tage dauern, bis ich den nächsten Teil hochaden kann.

    Ich habe die komplette Geschichte umfangreich überarbeitet und kann nun sogar einen neuen Teil hochladen. Viel Spaß damit. Wie immer freue ich mich über jedes Kommentar und/oder Verbesserungsidee. Ich hoffe auch, ihr kommt wieder rein, es war doch schon eine laaaange Zeit wo ich hier nichts mehr hochgeladen hatte. :)

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    Er half uns auf die Beine und deutete dann auf ein Stück Wegesrand, wo Farn, Fettblätter und Büsche arg niedergetrampelt aussahen.
    „Das ist der Pfad einer Laufechse. Die verlassen die schützenden Wälder nur sehr ungern, sind dafür aber umso sturer, was ihre angestammten Jagdgründe angeht. Dieser Weg wird uns in einem gewaltigen Bogen auf die Wiese zum Portal führen. Nur für den Fall, dass die Grenzwache der Meinung sind, sie könnten uns auf dem direkten Weg abfangen.“

    Als wir nach einer Weile wieder auf die Wiese traten, war weit und breit nichts mehr vom Weg zum „Nest“ zu erahnen. Der Bogen musste sogar noch größer sein, als Rick geahnt hatte. Diese Einschätzung bestätigte mir auch die Sonne, die zwischen den Blättern rötlich hindurchschimmerte. Und noch etwas bemerkte ich: In der Mitte der Wiese war ein Gebäude aufgetaucht.
    Zwar war es freilich noch sehr weit weg, aber es war ersichtlich, dass es ein verdammt hohes und wuchtiges Gebäude war. Es wirkte fast wie ein Bunker, obgleich ich nicht viel mehr als einen Schatten erkennen konnte. Für Details war es einfach noch zu dunkel.
    Mir fielen nur zwei Möglichkeiten ein. Entweder war es ein Munitionslager, was es ja hier irgendwo wirklich geben sollte, oder aber es war das Portal.
    Ersteres bezweifelte ich irgendwie. Die Wiese neigte sich nicht in Richtung eines alltäglichen Waffenlagers. Es machte viel mehr Sinn, dass wir das Portal gefunden hatten. Vermutlich innerhalb eines gewaltigen Schutzbunkers. Hatte Rick nicht auch so etwas erwähnt? Ich war mir nicht sicher. Die Anstrengungen forderten auch einen geistigen Tribut.
    Rick hingegen bedrückte der Zeitverlust nicht. Ganz offenbar hatte er noch einen Plan in der Hinterhand. Er bedeutete uns kurz zurückzubleiben und eilte allein auf die Wiese. Nach guten hundert Metern holte er etwas unter seiner Uniformjacke hervor. Ich konnte nur ein schmutzig-graues Paket erkennen, was mich aus irgendeinem Grund an eingeschlagenen Fisch vom Markt erinnerte. Vorsichtig riss er das Einpackpapier auf und deponierte dessen Inhalt auf der Wiese, bevor er eilig zu uns zurückkam.
    „Was war das?“, hörte ich mich fragen.
    „Halb verwestes Typo-Fleisch“, antwortete er mir in einem Tonfall, als sei das eine ganz besondere Delikatesse.
    „Und damit läufst du herum? Unter deine Jacke gepresst?“, fragte Lisa angewidert. „Ist ja ekelhaft.“
    Rick fing an breit zu grinsen: „Ich will es ja nicht essen.“
    Er deutete auf einen Strauch in vielleicht zweihundert Metern Entfernung und fügte an: „Dort verstecken wir uns und warten ab.“
    Ich musste zugeben: Für einen Beobachtungsposten war der Ort gut gewählt. Hinter dem Gehölz bildete das Unterholz eine dichte Wand und wer auch immer sich näherte, würden wir dort unzweifelhaft hören.
    „Wir warten? Worauf?“, bohrte ich dennoch nach. Ich vertraute ihm ja, machte mir aber Sorgen um sein Timing. Inzwischen war die Sonne vollständig aufgegangen, auch wenn ein schwacher, roter Schimmer noch immer am Himmel zu erahnen war. Der Leutnant könnte uns durchaus überholt haben und vor uns am Portal warten.
    „Wir warten auf einen Grenzläufer.“
    „Auf einen ... was?“, fragte ich.
    Er winkte ab. „Ich erkläre es euch später. Jetzt sollten wir verschwinden, bevor er uns auf freiem Feld überrascht.“

    Das Gebüsch war ein guter Lagerplatz. Vor allem die olivgrüne Kleidung tarnte uns und selbst unsere verdreckten Gesichter kamen uns jetzt zugute. Als wir uns alle etwas erholt hatten, hakte ich dann dennoch nach: „Was ist ein Grenzläufer?“
    „Ein Grenzläufer. Das sind ...“, fing er an, doch ein fast unhörbares Knacken erschallte im Wald.
    „Still jetzt!“, hauchte Rick und kauerte sich hinter seinem Gewehr.
    Wir folgten seinem Beispiel und spähten in alle Richtungen. Eine bleierne Ruhe breitete sich aus. Ein Raubtier war auf Beutezug. Um das zweifelsfrei zu erkennen, hatte ich genug Erfahrung.
    Ruhig atmete ich ein und aus und behielt meine Umgebung im Auge. Langsam strich eine Schnauze eines mittelgroßen Dinosauriers durch die Blätter in der Nähe. Ein gutes Stück von uns entfernt, aber nahe genug, um Details erkennen zu können. Das Tier sah aus wie ein übergroßer Rep, war aber augenscheinlich nicht mit denen verwandt. Auch die Färbung der Schuppen stimmte nicht. Diese hier waren orange-grünlich. Zudem ging ein großer Schulterkamm wie ein Irokesenschnitt vom Schädel über den langen Hals entlang. Aber es war ein Raubtier, das sah man deutlich. Und damit eine potenzielle Bedrohung für uns.
    Ich hatte keinen Zweifel, dass das einer der besagten Grenzläufer war, doch der Saurier schien kein Interesse an uns zu haben. Stur rannte er auf die Wiese und fing genüsslich an das Fleisch zu verschlingen, als wenn es eine Süßigkeit wäre.
    Plötzlich zerriss eine Gewehrsalve die Stille.
    Das Tier bäumte sich auf. Es war getroffen. Unsere Gewehre klapperten. Keiner von uns hatte geschossen. Weitere Schüsse knallten und das Tier brach zuckend zusammen.
    „Wer schießt denn da?“, fauchte Anna nervös.
    Ricks Hand zuckte hoch. „Still!“
    Nach wenigen Momenten kam ein Geländewagen mit einem Affenzahn angerauscht. Ein solches Gefährt hatte ich noch nie gesehen. Es wirkte wie eine Mischung aus Quad und extrabreitem Jeep, auf dessen Überrollbügel jemand ein schweres MG geschraubt hatte. RX2 oder RX3, schätzte ich. Mit schlitternden Reifen kam der schwere Wagen neben dem getöteten Tier zum Stehen.
    Verdammt, das musste eine Grenzpatrouille sein. Was zur Hölle hatte Rick denn jetzt vor?
    Seine Hand blieb unmissverständlich erhoben. Wir sollten uns nicht rühren, das war klar. Angespannt schwiegen wir.
    Plötzlich hörte ich den MG-Schützen zum Fahrer rufen: „Marc, schau nach, ob das Vieh wirklich tot ist. Ich gebe dir Feuerschutz.“
    „Aye“, rief dieser zurück und sprang aus dem offenen Geländewagen. Mit einem Gewehr in der Hand näherte er sich vorsichtig dem niedergeschossenen Grenzläufer.
    „Ist tot, Jeff“, schrie er zum Wagen und eilte wieder zurück.
    „Okay, dann lass uns gleich zum Bunker fahren.“
    „Ist das wirklich nötig?“
    „Ja! Das Vieh dürfte nicht hier sein. Da versammelt sich wieder ein Rudel. Du kennst die Vorschrift.“
    „Aye“, antwortete Mark, der inzwischen sein schweres Gefährt wieder erreicht hatte und sich auf den Fahrersitz schwang. „Na. Dann mal los.“
    Mit durchdrehenden Reifen entfernte sich der Geländewagen wieder und Rick ließ die Faust sinken.
    „Was sollte das denn?“, fragte ich ihn erstaunt.
    „Das war die Grenzwache. Es gibt immer ein paar von den schweren Jeeps hier draußen. Aber nun glauben sie, dass es ein Rudel Grenzläufer gibt und versammeln sich am Munitionsbunker“, erklärte Rick und klang dabei sehr zufrieden. „Der ist ein paar Kilometer vom Portal entfernt. Von denen traut sich heute niemand mehr hier raus. Also los. Das ist unsere Chance durchzubrechen.“
    Ich blickte ihn erstaunt an. Das hatte er alles von langer Hand durchgeplant.
    „Du bist ein echter Mistkerl, weißt du das?“, schnaubte Lisa verärgert, die denselben Schluss gezogen hatte. „Du hättest uns was sagen müssen.“
    „Wozu denn? Und jetzt kommt weiter. In den Spuren der Patrouille bleiben! Im niedergedrückten Gras kommen wir leichter voran. Los jetzt und kein Zögern mehr! Nun heißt es wieder marschieren.“