Beiträge von Asni im Thema „Der Highlander, der mich tief berührte .....“

    ob Alejandro den Kampf gegen die Ziege gewinnt oder ob er like a Gandalf mit ihr vom tiefsten Verließ bis zum höchsten Gipfel ficht, bis beide einen epischen Tod finden, ehe er ganz plötzlich ein paar Kapitel später neu lackiert wieder auftaucht? :O

    :rofl:
    Du hast schon auch geile Ideen, @Xarrot! Falls wir mal ein "Herr der Highlander"-Crossover mit dem Waldläufer Arajandro (das ist Alejandros Bruder, der in Mittelerde verschollen ist) und der Elbenmaid Caiomheael schreiben sollten, könnten wir dich vielleicht als Berater mit ins Boot holen xD

    Schön, dass ihr alle fleißig weiter mitlest!

    5 - Alejandro

    Das Anwesen, zu dem Alejandro von einem jungen Diener gebracht worden war, wirkte gleichzeitig unscheinbar und trutzig. Die Fassade strahlte durch ihre kalte Ausdruckslosigkeit eine stille Drohung aus, die einen Feind abschrecken mochte, auch wenn die Mauer um den Innenhof geradeso mannshoch war. Um die freie Fläche aus gestampfter Erde standen einige kleinere Wirtschaftsgebäude, ein Stall und das große Haupthaus. Alle Fenster waren mit massiven Eisengittern gesichert.
    Während sich Alejandro noch vom Rücken des Pferdes aus einen Überblick verschaffte, eilte schon ein junger Stallbursche herbei, um ihm die Zügel abzunehmen.
    Mit aufgeregter Stimme fragte er Alejandro: „Seid Ihr der Held, der aus Spanien herbeigeeilt ist, um die schönste Frau Schottlands im Kampf zu erringen?“
    „Nun,... ich bin Alejandro Inéz Rodriguez Losada, der beste und bekannteste Stierkämpfer Pampalonas. Ich bin hier auf Bitten meines Verwandten. Wenn es etwas zu gewinnen gibt, dann werde ich das tun.“ Nach kurzem Zögern ergänzte er: „Allerdings stellte man mir eher Ruhm, Ehre und Reichtümer in Aussicht.“
    „Dann scheint es, dass Euch mein Herr über den Tisch zieht. Der Hauptgewinn der Spiele ist die Hand Caiomhes und damit ein Großteil der Ländereien Schottlands. Außerdem ist sie die schönste Frau Schottlands, wenn nicht sogar der ganzen Welt,“ schwärmte der Junge. Plötzlich schien er sich an etwas zu erinnern und verzog das Gesicht, als würde er Schmerzen leiden. „Äh... vielleicht sollte ich jetzt besser meinen Mund halten. Mein Herr... ist immer sehr streng.“

    Wie gerufen trat ein älterer Herr aus dem Haupthaus, der durchaus einmal eine imposante Erscheinung gewesen sein mochte. Doch die besten Tage seines Lebens hatte er schon hinter sich. Ein Gehstock half ihm dabei, auf den Stufen nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Gekleidet war er in einer etwas sonderbaren Gewandung mit vielen Knöpfen. Darunter trug er ein steifes Wams, eng anliegend fast wie bei einem Korsett. Dazu enge Hosen, unter denen jede Wölbung des mit dem Alter erschlaffenden Körpers herausstach und auch manche harte Schwellung nicht verbarg. Das kurze, krause Haar war schon sehr licht und grau geworden. Besonders prominent ragte aus dem ansonsten eher unscheinbaren Gesicht eine Nase heraus, die an Länge und Hakigkeit nicht zu überbieten war.
    Mit fröhlicher, aber etwas kratziger Stimme rief der Mann Alejandro entgegen: „Herzlich willkommen, verehrtester Vetter meiner heißgeliebten Tante zweiten Grades münterlicherseits meines väterlichen Onkels... Alejandro! Es stört Euch gewiss nicht, dass ich Euch in so vertrautem Ton anspreche, ja?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr der Mann, der niemand anderes sein konnte als Alexander Grey fort. „Kommt und begleitet mich ein Stück. Ich möchte Euch mein kleines Anwesen zeigen, von dem aus ich mir die Schotten zu Untertanen zu machen gedenke. Ich habe es direkt nach meinem großartigen, ruhmvollen Sieg in der Schlacht am Venushügel gekauft und seitdem immer und immer mehr verbessert, so dass jetzt keine Wünsche mehr unerfüllt bleiben.“ Alexander ergriff Alejandros Hand, schüttelte sie kurz und erstaunlich kräftig und zerrte ihn dann über den Hof. Alejandro warf dem Stallburschen noch einen Blick zu, doch dieser hatte den Kopf demütig gesenkt. Vielleicht auch nur, um der Wolke an verschiedensten Parfumen zu entgehen, die Alexander wie ein Geist zu begleiten schien.
    „Hier drüben sind die Ställe für meine Sammlung edelster Rösser. Natürlich befinden sie sich meistens auf einem Gestüt etwas weiter entfernt. Aber Ihr wisst ja, wie es ist. Pferde machen so viel stinkenden Mist, das erträgt meine feine Nase nicht. Wisst Ihr, meine Nase ist außergewöhnlich fein. Ich kann beinahe alles riechen und am Duft unterscheiden.“ Alejandro dachte bei sich, dass sein Vetter wohl eher eine sehr schlechte Nase haben müsse, wenn er so viel von so viel verschiedenen Parfums auftrug.
    „Die schottischen Pferde taugen ja nichts, deswegen habe ich mir einige Hengste und Stuten aus ganz Europa bringen lassen. Selbstverständlich stammen die besten aus England. Woher auch sonst?“ Alexander lachte ein wenig überheblich. „Wobei natürlich spanische Rösser ein sehr feuriges Temperament haben, das in kleinen Dosen der englischen Ruhe und Standhaftigkeit durchaus gut tut. Schottische Pferde gleichen eher Eseln und sind genauso stur wie die Schotten selbst. Überhaupt ist dieses unzivilisierte Volk viel zu rau und wild. Ihnen fehlt einfach die Kultur eines englischen Gentlemans. Doch wem erzähle ich das? Ihr seid weit gereist und in vielem bewandert. Da bin ich mir sicher, dass Ihr, geschätzter Alejandro, über die Überlegenheit der Sitten, der Tapferkeit und der körperlichen Stärke der englischen Ritter in allen Teilen der Welt nur das höchste Lob vernommen habt.“ Alejandro holte Luft, um in die kurze entstehende Pause eine Antwort einzuwerfen, doch Alexanders Mundwerk war schneller.
    „Die Schottinnen sind zum Glück weniger stur, aber wilde und starke Frauen. Ab und zu, es handelt sich wirklich eher um Einzelfälle, sind sie sogar ganz schön anzusehen. Aber hauptsächlich taugen sie dazu, Ziegen zu melken und Schafe zu scheren. Als Haushälterinnen sind sie leider nicht zu gebrauchen. Ich habe mir daher eine besonders strenge Gouvernante aus den deutschen Landen zugelegt. Es ist ja niemand auf der Welt so streng und akkurat wie die Deutschen, das sage ich Euch. Wenn Hildburga mit der Gerte zuschlägt... ein wahrer Genuss, das könnt Ihr Euch nicht vorstellen.“ Alejandro verstand von dem ganzen Gerede nur die Hälfte, aber er hatte den Eindruck, dass seine Ohren bald zu bluten anfangen würden. Vorsichtig hob er die Hand, um auch ein Mal zu Wort zu kommen.
    „Ja, Ihr habt ganz Recht, Alejandro. Ich rede zuviel. Kommt mit, ich zeige Euch das Schmückstück dieses Hauses... meinen Kerker.“ Alejandro bemerkte ein sonderbares Glitzern in den grauen Augen des Alten. Er war sich nicht sicher, ob er wirklich in den Kerker wollte, doch die zerrende Hand ließ ihm keine Wahl.
    „Wisst Ihr eigentlich wie ich zu meinem ruhmreichen Titel gekommen bin? Nein? Das habe ich mir gedacht. Ich werde es Euch erzählen.“ Alexander hatte nicht einmal den Kopf gedreht, um eine Reaktion Alejandros zu bemerken. Er redete einfach ohne Unterlass weiter. Alejandro seufzte und fragte sich halb verzweifelt, halb ironisch, ob Alexander ihn hier in den Kerker sperren und zu Tode quatschen wollte. Bevor sie allerdings auch nur in die Nähe des Haupthauses kamen, auf das Alexander nun zusteuerte, hatte er schon die ganze Geschichte erfahren.
    Alexander war mit seinen Truppen im Kampf gegen walisische Aufständische zahlenmäßig weit unterlegen und wurde in einen Hinterhalt gelockt. Das Terrain wäre eigentlich für die Feinde günstiger gewesen, buschiges Gestrüpp, das rund um einen langgezogenen Hügel jegliche Formation unmöglich machte. Jeder Kämpfer war auf sich allein gestellt. Das kam Alexander natürlich entgegen, denn so tapfer und mutig wie er damals war, konnte ihm niemand das Wasser reichen. Durch die Länge und Stärke seiner Lanze konnte er die Gegner durchbohren und von ihren Pferden herabstechen. Der Untergrund war von einer langen, feuchten Spalte durchzogen, die ständige Aufmerksamkeit erforderte, um nicht zu stolpern. So moorig war es dort, dass derjenige der seine Lanze dort hineinstach, ganz tief in die Spalte drang und sie nur unter größtem Gestöhne wieder befreien konnte. Am Ende war es wohl eine große Sauerei, überall war alles vollgespritzt und wer noch lebte war schlaff und ohne Kraft.

    Nur wenige Schritte aber unendlich viele Erzählungen weiter schloss Alexander mit einem kleinen, silbernen Schlüssel eine massiv wirkende Türe auf. Ein schon etwas müde wirkender Alejandro folgte tapfer dem endlich einmal schweigenden Alexander eine steinerne Treppe hinab ins Halbdunkel. Am Fuße der Treppe angekommen erhob Alexander feierlich seine Stimme.
    „Hier seht her! Dies ist mein Kerker.“ Er tat einige Schritte in einen nicht gerade kleinen Raum. Alejandro blieb etwas zurück und versuchte, sich einen Überblick zu verschaffen.
    „Sind sie nicht schön?“ Zärtlich strich Alexander über ein Foltergerät, dessen Zweck sich Alejandro nicht vorstellen mochte. Überhaupt wirkte der Raum wie eine seltsame Mischung aus Folterkammer und Wohnzimmer. Eine Streckbank war mit feinem Leder überzogen, ganz so, als wollte man dem Gefangen zwar einerseits Schmerzen bereiten, aber gleichzeitig dafür sorgen, dass er es möglichst angenehm hatte. Alejandro ließ seinen Blick weiter schweifen. An einem eisernen Kübel voller ledernen Peitschen und hölzernen Stöcken blieb seine Aufmerksamkeit hängen. Unwillkürlich trat er näher heran und zog einen der Stöcke heraus. Er hatte noch nie davon gehört, dass Folterknechte mit hölzernen Stöcken ihre Gefangenen schlugen. Prüfend ließ er seine Finger über die glatt polierte Oberfläche gleiten. Der lange, leicht gebogene Schaft fühlte sich hart und unnachgiebig an. Er wurde langsam etwas dünner, bevor er dann in einer knubbeligen Verdickung endete. Alejandro fühlte sich an eine Pflaume erinnert. Oder wie eine... Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag.
    „Gefällt Euch mein Lustholz?“, Alexander, der ihn die ganze Zeit beobachtet hatte, leckte sich mit einem hungrigen Ausdruck in den Augen über die Lippen.
    „Euer... Lust...“, Alejandro räusperte sich verlegen und legte das Holz schnell auf einem anderen Gerät ab. „Was wollt Ihr von mir?“, fragte er dann.
    Etwas enttäuscht, aber anscheinend nicht gewillt, tiefer in ihn zu dringen, ging Alexander auf Alejandros Themenwechsel ein.
    „Also... das ist ganz einfach. Ihr, geschätzter Alejandro, gewinnt an meiner Statt die Spiele und festigt dadurch meine Stellung in Schottland. Davon profitieren alle. Ich muss die barbarischen Schotten nicht mehr so hart rann nehmen, was die Schotten mit mir versöhnen dürfte, ihr gewinnt Ruhm und Ehre in der ganzen zivilisierten Welt und könnt für Euren Namen viel Samen ausstreuen. Ganz Schottland wird von mächtigen Wogen mitgerissen und... Blickt nicht so kritisch drein! Ich bitte Euch. Selbstverständlich bekommt Ihr auch ein paar Truhen voll Gold, so dass Ihr Euch in Spanien oder wo es Euch beliebt zur Ruhe setzen könnt.“ Alejandro nickte zustimmend, warf aber dennoch ein: „Was ist mit dem Hauptpreis der Spiele?“
    Alexanders Augenbrauen zogen sich mürrisch zusammen. „Was soll damit sein?“
    „Die Schottin... diese Jamie...“, begann der Spanier.
    „Caoimhe McKing“, warf Alexander mit einer wegwischenden Geste ein.
    „Ja, genau die. Euer Stallbursche meinte, dass sie der eigentliche Preis der Spiele ist.“
    „Dieser Junge schwätzt zu viel. Ich werde ihn wieder einmal bestrafen müssen.“ Alejandro bemerkte die seltsame Handbewegung, die er schon vorhin beobachtet hatte. Als würde Alexander eine Peitsche schwingen. Zusammen mit dem leicht lüsternen Blick, der an der gewaltig wirkenden Hakennase vorbei schielte, gab das ein äußerst skurriles Bild. Alejandro war das nicht ganz geheuer. Irgendetwas stimmte nicht im Hause Grey.
    „Caoimhe gehört mir. Nur wer sie heiratet, bekommt Schottland“, führte Alexander weiter aus. „Aber wenn Ihr eine Gemahlin sucht, könnte ich Euch mit der Nichte des Onkels meiner verstorbenen Mutter bekannt machen. Die ist jung, hübsch und gesund.“ Alexander ergriff Alejandros Arm und zog ihn zurück in Richtung der Treppe. „Am besten, ich veranlasse gleich, dass sie uns hier besuchen kommt. Dann könnt ihr euch gleich mit eigenen Augen ein Bild von ihr machen. Sie ist wunderhübsch, das könnt Ihr mir glauben. Sie ist zwar nicht die schlaueste, aber dafür hat sie andere Qualitäten, die nicht zu übersehen sind.“ Alejandro seufzte und versuchte Alexander nicht zuzuhören. Irgendwie freute er sich schon auf den Wettkampf gegen die Schotten. Die würden zumindest ihre Klappe halten. Zumindest hoffte er das.

    3 - Alejandro

    3 - Alejandro

    Mit der sanften Brise, die vom Meer landeinwärts wehte, erreichte Alejandro zügig das Ufer. Die Luft am Hafen war salzig und roch nach Tang und Seegras. Der Geruch war sogar noch etwas intensiver als auf dem Meer, was wahrscheinlich daran lag, dass unweit des Hafenbeckens allerlei Angeschwemmtes vor sich hin rottete. Das war nicht sonderlich schön, doch nach Wochen an Bord eines Schiffes hatte sich Alejandro daran gewöhnt. Und was sollte er schon von einem kleinen Dörfchen an der Küste Schottlands erwarten?
    Neugierig sah er sich um. Das Dorf war tatsächlich nicht besonders groß, die Gebäude meistens recht niedrig, nur direkt hier am Hafen schien es auch zweistöckige Bauten zu geben. Der graue Stein der Mauern war meist nur grob behauen und die Dächer mit Schilf gedeckt. Nur zwei oder drei der größeren Häuser hatten ein Schieferdach. Alejandro fiel auf, wie spitz die Dächer hier waren. Ganz anders als in Spanien, wo die meisten Dächer flach waren, um in heißen Sommern die kühleren Nächte darauf verbringen zu können. Er erinnerte sich an mehrere heiße Nächte, in denen er besonders spitz war und auf den Dächern Mädchen flach gelegt hatte. Ein wehmütiges Lächeln schlich sich in Alejandros Gesicht. Es war schon lange her. Das stetige Kribbeln in seinem Schritt verriet ihm, dass es schon etwas zu lange her war. Nun, vielleicht konnte er auch unter einem spitzen Dach...
    Am Hafen ging es zu, wie es wohl in jedem Hafen der Welt zugeht. Irgendwo knüpfte ein Fischer an seinem Netz, während er seinem Sohn oder einem anderen Lehrling die Welt erklärte. Etwas weiter trat der Wirt der Taverne vor die Tür, um die Hände in die Hüften zu stemmen und nach Kundschaft Ausschau zu halten, die allerdings vermutlich erst gegen Einbruch der Dunkelheit kommen würde. Natürlich war seine Schürze einst weiß gewesen, aber jetzt durch Flecken von verschiedenen Speisen und Soßen und durch häufiges Waschen zu einem schmutzigen Grau verblichen. Sein etwas mürrischer Blick folgte den geschäftig vorbei eilenden Frauen und Männern, die Körbe oder Taschen trugen und manchmal stehen blieben, um mit einem Bekannten einige Worte zu wechseln. Über dem Wirt öffnete sich ein schmales Fenster und ein Kopf schob sich hervor. Alejandro wurde sofort von den rötlichen Haaren angezogen. Ein Eichhörnchen, dachte Alejandro, hatte er noch nie vernascht. Die Dame gewährten einen tiefen Einblick. Während er schon voller Elan losging, um sich den Vorbau genauer anzusehen, kam ihm der Gedanke, dass die holde Maid dort oben am Fenster nur deswegen so aufreizend ihren Liebreiz zur Schau stellte, weil sie eben auch typisch zu jedem Hafen gehörte. Sofort verlangsamte sich sein Schritt. Er musste nach einer geeigneten Beute Ausschau halten. Vielleicht gab es irgendwo eine blutjunge Magd...
    Alejandros Blick fiel auf eine junge Frau. Ihre langen, blonden Haare schimmerten wie Gold und passten wunderbar zu ihrem blauen Kleid. Obwohl sie ein ganzes Stück entfernt war, konnte Alejandro erkennen, dass sie eine perfekte Figur hatte. In ihren Händen hielt sie etwas gegen ihre Brust gepresst. Neugierig und mit neu anschwellender Motivation ging Alejandro zu ihr.
    „Guten Tag, meine Schöne.“
    „Guten Tag, mein Herr,“ antwortete ihm die junge Frau mit honigsüßer Stimme. „Habt Ihr eine weite Reise hinter Euch?“
    „Oh ja, weit, weit haben uns die Winde getragen, von den fernen Küsten Spaniens hinaus auf den wilden Atlantik. Zwischen Irland und England sind wir mit voller Kraft hindurch gestoßen, während der Westwind gegen unsere Masten blies und an den Segeln riss.“
    „Ihr kommt aus Spanien?“
    „Oh ja.“
    „Was führt Euch hierher? Seid Ihr ein Glücksritter auf einem abenteuerlichen... Abenteuer?“
    „Ich bin Alejandro Inéz Rodriguez Losada, ich bin der beste und bekannteste Stierkämpfer Pampalonas... ich bin ganz sicher nicht, ein bloßer verirrter Ritter auf der Suche nach seinem Glück. Ich bin meines eigenen Glückes Schmied!“ Stolz warf Alejandro sein lockiges Haar zurück und erhob seinen Kopf. Wie eine Statue, vielleicht das Bildnis eines antiken Gottes, stand er da und ließ alle Beleidigung, die er ob dieser lächerlichen Unterstellung, an seiner breiten, harten Brust abprallen.
    „Verzeiht, ich wusste ja nicht...“, die junge Frau sah in mit großen, unschuldigen Augen an, dass sein harter Kern dahinschmolz. Er beugte sich ein wenig zu ihr hin.
    „Es gibt nichts zu verzeihen. Dass ich hier nicht bekannt bin, ist ja nicht Eure Schuld,...“ Alejandro suchte nach einem Namen, war sich aber sicher, dass sie ihn noch nicht genannt hatte. „Wie heißt Ihr eigentlich?“
    Sie antwortete, während Alejandro ihr in die Augen blickte. Ein klares, helles Blau, eine fein geschwungene Nase, Lippen, die man einfach küssen musste und ein Kinn... einfach bezaubernd.
    „So so..., „ antwortete Alejandro, ohne zugehört zu haben. Sein Blick wanderte langsam tiefer. „Schöne Berge habt Ihr hier in Schottland. Und liebliche Täler. Ich bin wahrlich gespannt, was sich noch weiter im Landesinneren verbirgt.“
    „Malerische Moore, verzauberte Wälder und sagenhafte Lochs, alles was, das Herz begehrt... Starrt Ihr mich etwa an?“
    „Nein, nein, meine Teuerste, wo denkt Ihr hin“ erwiderte Alejandro schnell und blickte in die Ferne. „Ich genieße die Aussicht.“
    Plötzlich ließ der Wind, der in seinen Haaren gespielt hatte nach. Die Strähnen fielen wieder etwas herab und auch der Geruch nach Salz und Seegras wich zurück. An seine Stelle drängte sich ein anderer Geruch, der gleichzeitig nur ganz zart Alejandros Nase umspielte aber eine ungeheure Macht auf ihn auswirkte. Wie eine Blume, auf die sich noch nie eine Biene gesetzt hatte. Wie eine durch feuchtes Moos plätschernde Quelle, an der noch nie ein Mann seinen Durst gestillt hatte. Wie eine süße, reife Frucht, die er nur zu pflücken brauchte. Im Geiste streckte er die Hand aus und griff danach. Schon öffneten sich seine Lippen und seine Zunge schoss freudig hervor, um den süßen Tau abzulecken.
    Er registrierte ihren irritierten Blick und schlagartig wurde ihm klar, dass er wie ein Idiot vor ihr stand. Ein sabbernder Idiot noch dazu, weil sie eine Jungfrau war. Die erste Frau, die er in Schottland traf, war gleich eine Jungfrau. Das konnte kein Zufall sein.
    Doch leider wurde ihr süßer Duft, der ihm den Verstand raubte, nun wieder von der Brise, die vom Meer her wehte, verdrängt. Bitteres Salz und totes Seegras, wo eben noch die Wonnen des Paradieses lockten.
    Da Alejandros Zunge immer noch wie nasser Lappen aus seinem Mund hing und der Speichel floss als wäre das die einzige Quelle der Kühlung für seine entflammte Leidenschaft, fuhr er sich nun wieder geistesgegenwärtig über die Lippen. „Die raue Seeluft hat meine Lippen beinahe ausgetrocknet. Wollt Ihr sie nicht auch mit Eurer Zunge befeuchten?“
    Dabei blickte er ihr verführerisch in ihre klaren, blauen Augen. Beinahe verlor er sich in ihnen, nur undeutlich nahm Alejandro das Spiel ihrer Mimik war, das von Verwirrung über Erkenntnis zu Schock und Empörung wechselte. Ihre durch die Luft fliegende Hand bemerkte er erst, als diese ihm ordentlich ins Gesicht schallerte. Das Klatschen war so laut, dass alle Möwen im Hafen erschrocken aufflogen und ihr Kreischen halb mitleidig, halb spöttisch auf Alejandro herabregnen ließen. Mit verwundertem Blick sah er der schönen Fremden hinterher, wie sie davoneilte. Ein schöner Rücken und ein noch schönerer Hintern, dachte er bei sich.

    1 - Alejandro


    1 - Alejandro

    „... übrigens kann ich riechen, ob eine Frau noch Jungfrau ist,“ prahlte Alejandro Inés Rodriguez Losada. Der Kapitän, ein nach England ausgewanderter Pole, dessen Namen Alejandro schon in dem Augenblick vergessen hatte, als die Laute an sein Ohr drangen, lächelte kurz und sagte dann mit schwerem Akzent:
    „Du sollst deine Nase nicht in Frauen stecken, die dich nichts angehen.“ Alejandro lachte schallend auf.
    „Es ist nicht meine Nase, die...“, doch er wurde sofort vom Kapitän unterbrochen.
    „Du suchst die richtige Frau, dann findest du sie und packst die Gelegenheit mit beiden Händen wie die Hörner eines Stiers. Und dann... du lässt nicht mehr los. Du lässt einfach nicht mehr los und schaust dich auch nicht mehr um. Finde deine Kuh und bleibe bei ihr.“
    „Gerade eben war es noch ein Stier,“ korrigierte Alejandro den Polen, worauf dieser ihn böse anblickte. Alejandro lächelte nur. „Nicht jeder kennt den Unterschied, aber ein richtiger Stier hat Cojones.“

    Etwas später schlenderte der stolze Spanier die wenigen Schritte zum Bug und blickte der schottischen Küste entgegen. In prächtigem Gelb blühte der Ginster in der frühlingshaften Wärme. Obwohl es um einiges kühler als im heimatlichen Pampalona im Norden Spaniens war, hatte Alejandro nur ein lockeres Hemd über die enge Hose gezogen, die seine muskulösen Beine wie eine zweite Haut umschloss. Sie war fast ein bisschen zu eng und nahm seinem Schritt die Freiheit, die er brauchte.
    Der Fahrtwind spielte fröhlich mit seinen prächtigen, schwarzen Locken. Mit einem Fuß auf der Reling fühlte er sich wie eine Gallionsfigur, die jedem Wind und Wetter mit stolzgeschwellter, harter Brust zu trotzen vermochte. Gischt sprühte ihm ins Gesicht und benetzte sein Gesicht. Das Salz brannte auf seinen Lippen, die schon zu lange nicht mehr das Feuer der Leidenschaft in einem Mädchen entfacht hatten. Doch hier in Schottland würde er die raue Schönheit der Landschaft ebenso genießen, wie die Schönheit seiner Bewohnerinnen. Wenn die Schottinnen so wild und feucht waren wie das Land, in dem sie lebten, dann stünde Alejandro ein wahrhaft aufregender Aufenthalt bevor.
    Um sich auf andere Gedanken zu bringen und die beginnende Vorfreude in seinem Schritt etwas abzukühlen, griff er in seine Weste und zog den Brief seines Verwandten hervor. Mit flinken Augen überflog er nochmals die Zeilen, die ihm sein Verwandter vor etwas mehr als zwei Monaten geschickt hatte.

    Hochgeschätzter Alejandro Inés Rodriguez Losada,

    Ich sende Euch Glückwünsche und meine tiefste Anerkennung für Euren erneuten Sieg in der Stierarena von Pampalona. Euer Vater hat nicht untertrieben, als er behauptete, den besten Torrero Spaniens groß gezogen zu haben. Denn selbst in hier, in Britannien, erreichen mich die Geschichten über Eure Erfolge.
    Noch nie habt Ihr einen Kampf verloren, doch ich könnte mir vorstellen, dass die Arena für Euch schon längst keine Herausforderung mehr ist. Aber wie es der Zufall will, kann ich Euch eine bieten.
    In Kürze finden die schottischen Highland Games statt. Ein Wettstreit, bei dem Stärke alleine nicht reicht. Nur wer kühn, tapfer und geschickt ist, kann siegen. Das sind alles Fähigkeiten, die Euch auszeichnen und ich biete Euch die einmalige Gelegenheit im Namen meines Hauses Eure Talente unter Beweis zu stellen.

    Ich hoffe, Ihr folgt dem Ruf und kämpft für mein Haus und Euren Ruhm.

    Gezeichnet
    Alexander Mowbray aus dem Hause Grey, Duke von Norfolk, der standhafte und ruhmreiche Angreifer in der Schlacht am Venushügel

    Während Alejandro den Brief wieder zusammenfaltete und unter seiner Weste verstaute, näherte sich das Schiff nun immer mehr der Küste. Die Worte seines Verwandten wurden von seiner Neugier auf das fremde Land verdrängt. Mit wachen Augen erkannte Alejandro auch das Dorf, auf dessen Hafen sie zuhielten. Vor der felsigen Küste hatte er zunächst die kleinen Häuschen und Hütten gar nicht richtig gesehen. Fast schien es, als wäre das Dorf aus dem grauen Stein der Küste herausgemeiselt worden. Ein verträumtes Nest...
    Die Natur drum herum war trotz allem atemberaubend. Hinter den Felsen an der Küste erhoben sich in nicht allzu weiter Ferne hohe Berge, deren sanfte Kuppen schön gerundet waren. Auf ihren Spitzen lag noch etwas Schnee. Alejandro fühlte sich sofort an die jungfräulichen Knospen erinnert, die er so oft zwischen seinen Lippen zum explodieren gebracht hatte. Wieder verdrängte er den Gedanken, um dem Schiff nicht einen weiteren Mast zu bescheren.
    Je näher das Schiff dem Hafen kam, desto mehr näherte sich von links und rechts die Küste. Wie zwei Schenkel geleiteten sie Alejandro zu seinem Ziel. Bald erkannte er ein paar Menschen, die am Hafen irgendwelchen Arbeiten nachgingen. Nun wurden auch die Matrosen des Schiffs geschäftiger und begannen mit allerlei Vorbereitungen für die Landung, die Alejandro aber nicht interessierten. Dabei stimmte einer der Männer ein Lied an.
    Die Melodie war eher getragen, aber stellenweise unterbrochen von geradezu fröhlichen Passagen. Alejandro verstand nicht alle Worte, aber was er verstand, wechselte zwischen der sehnsuchtsvoller Traurigkeit eines namenlosen Matrosen auf See zur glücklichen Entladung des Schiffs in fremden Häfen und zurück zur Einsamkeit, der Arbeit schwerer Hände am Mast des Schiffs und spritzender Gischt, bevor er schließlich im Heimathafen endgültig und erschöpft zur Ruhe kam.
    Endlich legte auch das Schiff an einem hölzernen Kai an und Alejandro sprang noch vor dem ersten Matrosen an Land. Nach Wochen schwankender Planken auf See erschienen ihm die schweren Bohlen des Kais seltsam unbewegt. Es war fast, als würde er das leichte Schaukeln noch vermissen. Am besten, er gewöhnte sich mit einen kleinen Spaziergang schnell wieder an das Festland.
    „Ladet mein Gepäck als erstes ab,“ rief er den Matrosen über die Schulter hinweg zu, bevor er mit weit ausgreifenden Schritten den Kai hinab ging.