Hier wurde zwar schon ziemlich lange nichts mehr gepostet, weiss garnicht, ob der Thread noch aktiv ist ... aber ich habe eine Schreibblocke ja, und tatsächlich, wenn ich die habe, fange ich an echt schräge Dinge zu schreiben. darum denke ich, dass ich mein heutiges etwas sonderbare Werk doch hier posten könnte ...
Ich will hier raus!
Es ist so weit.
Es hat begonnen, wieder.
Tick Tack Tick Tack Tick Tack
Der Ton, dieser verflixte Ton, so einfach, so rhythmisch, so immerwährend, so schrecklich.
Lass mich!
Doch mein verzweifeltes Geschrei lässt den Ton nicht verstummen.
Tränen bilden sich in meinen Augen, ich beginne zu zittern, gleich einem dieser Drogen-Junkies ohne Stoff.
Ich brülle und schreie aus voller Kehle.
Doch der Ton ist monoton.
Dieser Ton, dieses Geräusch, es verfolgt mich!
Es will mich verschlingen!
Panik!
Blanke Panik übermannt mich.
Ich trete um mich, versuche mir die Haare auszureissen, mir die Ohren zu zuhalten.
Ich bin ausser mir wie eine wild gewordene Furie.
Es ist überall. Es ist immer hier.
Tick Tack Tick Tack Tick Tack
Ich will alleine sein, doch bin ich es nicht.
Sie kommen, die Pfleger. Sie machen alles nur noch schlimmer, sie wollen nur das Beste für mich, so ihre Worte.
Erst versuchen sie es freundlich, ruhig, beinahe beruhigend, wie ein indisches Mantra.
Doch ich trete, schreie und wehre mich.
Ein Arm packt mich. Er ist stark und bändigend – ich kann mich nicht bewegen!
Tick Tack Tick Tack Tick Tack
Die verlorene Kontrolle über meinen Körper lässt mich nur noch lauter und verzweifelter schreien.
Es werden immer mehr Arme und Hände, die sich um mich schlingen.
Die Luft erreicht meine Lungen nicht mehr, sie prallt einfach an mir ab.
Plötzlich spüre ich diesen stechenden Schmerz. Es gelingt mir, mich noch einige Sekunden dem süssen Aroma im Blut zu widersetzten.
Doch bin ich nur ein Mensch, der schwächelt.
Nur ein Mensch.
Die Dunkelheit wirft sich über mich und mit ihr die vollkommene Ruhe.
Fast.
Tick Tack Tick Tack Tick Tack
Es verfolgt mich, sogar in meinen Träumen.
Ich will hier weg, weit weg, so weit wie möglich, ohne es.
Bitte!
Tick Tack Tick Tack Tick Tack
Lass mich!
Wieder ist mein verzweifeltes Gebrüll machtlos dagegen.
Es ist noch immer monoton, von Zeit zu Zeit weiter weg, es klingt hohler.
Tick Tack Tick Tack Tick Tack
Nach Luft schnappend öffne ich die Augen.
Weiss.
Überall dieses leere weiss!
Ich renne dagegen.
Alles ist flauschig.
Der Boden, die Wände, sogar die weisse Weste, die meinen Körper umschliesst.
Meine Arme sind gekreuzt, die Hände hinter dem Rücken.
Ich bin gefangen in diesem schrecklichen flauschigen Gefängnis.
Lasst mich raus!
Lasst mich raus!
Ich renne dagegen und pralle ab, leicht und unverletzt.
Bitte!
Tick Tack Tick Tack Tick Tack
Die Weste soll mich beruhigen, aber sie bewirkt das Gegenteil.
Sie ergänzt sich perfekt mit meinem Körper, schmiegt sich immer enger an mich.
Lasst mich hier raus!
Tick Tack Tick Tack Tick Tack
Das Gefängnis öffnet seine Pforten und ich sehe schwarze Pantoffeln, die sich über das Weisse auf mich zu bewegen.
Schwarz und weiss. Weiss und schwarz.
Wie ein Schachbrett.
Weisse Quadrate folgen auf schwarze und schwarze Quadrate folgen auf weisse.
Bauer fällt.
Läufer fällt.
Turm fällt.
Dame fällt.
Schachmatt.
Tick Tack Tick Tack Tick Tack
Bitte!
Es soll aufhören, schluchze ich.
Ich sehe vom weissen Boden auf und erblicke einen Pfleger in weisser Kluft.
Eine runde Scheibe, auf der Zeiger um die Wette rennen, ersetzt den Kopf.
Tick Tack Tick Tack Tick Tack
Ich mache einen Sprung rückwärts und spüre die flauschige Wand im Rücken.
Die Zeiger rennen immer schneller und lösen sich vor meinen Augen auf.
Übrig bleibt eine weisse Scheibe mit schwarzen Zahlen.
Weiss und schwarz. Schwarz und weiss. Weiss und schwarz. Schwarz und weiss.
Die Zahlen tanzen vor meinen Augen.
Tick Tack Tick Tack Tick Tack
Weiss und schwarz. Schwarz und weiss. Weiss und schwarz. Schwarz und weiss.
Ach, das Schachbrett!
Weisse Quadrate folgen auf schwarze und schwarze Quadrate folgen auf weisse.
Tick Tack Tick Tack Tick Tack