Nein, ohne scheiß. Es ist ja wirklich so... man sieht ein Gesicht und hat irgendwie einen Namen vor Augen. Oder umgekehrt. Aber man kann es auch nicht so richtig erklären xD
Ich weiß was du meinst
Beim Rest schaue ich nochmal drüber
Danke!
PS: In Post 23 bin ich nochmal aus die Perspektiven eingegangen. Jade fragte auch schon
Aber deine Erklärung trifft es eigentlich auch sehr gut
Cayenne
Viola hatte nicht weiter nach meinem Namen gefragt. Sie hatte mir einen Heuhaufen gezeigt, in dem ich schlafen konnte und hatte das Pferd nach draußen in den Stall gebracht, während ich es mir so bequem wie möglich gemacht hatte. Ich hatte schon unkomfortabler übernachtet.
Allerdings war ich, als sie mich nach dem Namen des Pferdes fragte, ins Fettnäpfchen getreten.
„Hektor“, hatte ich geantwortet.
„Hektor?“
Ich nickte.
„Du weißt, dass du eine Stute reitest, oder?“
Wieder nickte ich und lächelte dümmlich. Was blieb mir anderes übrig? Auch wenn mein Stolz erheblich gekränkt war. Ich hatte mich zu lange in der Weltgeschichte herumgedrückt. Missionen und Geheimniskrämerei waren einfach nichts mehr für mich. Ich war zu alt für diesen Scheiß. Und ganz ehrlich? Mein Leben hatte ich mir anders vorgestellt. Es hätte einfach alles ganz anders verlaufen sollen. Nun schlug ich halbe Portionen nieder, weil mich mein eigenes Leben einfach nur ankotzte und brachte mich damit noch tiefer in Schwierigkeiten, die ich eigentlich hatte vermeiden wollen.
Ich unterdrückte ein Seufzen und wischte die Gedanken fort. Wirklich schlafen würde ich nach meinem Fauxpas jedenfalls nicht können.
Viola selbst mochte zwar keine Gefahr darstellen, aber ich konnte mir kaum vorstellen, dass sie hier draußen alleine lebte. Also legte ich mich mit offenen Augen ins Heu und starrte an die mit dicken Spinnenweben bedeckte Decke. So lange, bis mir die Lider doch flatternd zufielen.
Ich erwachte, weil ich kühles Metall an meiner Kehle spürte.
Mehr erstaunt als erschrocken riss ich die Augen auf und wurde prompt vom Licht einer Laterne geblendet. Ich blinzelte. Dann erkannte ich einen Mann, der neben mir kniete. Ich versuchte einen Blick auf ihn zu erhaschen. Er trug eine braune Lederhose und ein dunkelgrünes Leinenhemd. Hätte er keine braunen Haare und braune Augen gehabt, so wäre die Ähnlichkeit zu Viola dennoch frappierend gewesen.
Ich schluckte vorsichtig.
„Fertig“, hörte ich Violas Stimme an meinem Fußende. Erst jetzt bemerkte ich, dass sie meine Beine gefesselt hatte. Ich seufzte. Vom Regen in die Traufe. Aber ich hatte keine Angst. Ich war schon in misslicheren Lagen gewesen. Ich spürte wie mein Blick hart wurde. In Gedanken ging ich rasend schnell alle Möglichkeiten durch, die ich hatte.
„Die Hände!“, blaffte der Mann mich an und unterbrach meine fieberhafte Suche nach einer Lösung für mein Problem. Ich bewegte mich nicht, um Zeit zu gewinnen.
„Die Hände!“, wiederholte er zornig und presste die Klinge fester an meinen Hals. Ich spürte, wie meine Haut nachgab und ein paar Tropfen Blut flossen. Wütend erhob ich meine Hände und ließ zu, dass Viola sie ebenfalls fesselte. Sie gab sich Mühe den Knoten nicht so fest zu ziehen, dass es mein Blut abschnürrte. Seltsam. Ihr Verhalten hinterfragen konnte ich allerdings nicht. Dafür war ich zu zornig und mein Stolz zu sehr gekränkt. Was sollte der Ganze Mist überhaupt? Ausnahmsweise führte ich ja wirklich nichts im Schilde.
Als Viola von mir zurück wich, ließ der Mann die Klinge sinken. Dann traf mich unvermittelt seine heftige Ohrfeige. Ich kippte zur Seite.
Muss wohl Karma sein, dachte ich, während ich spürte, wie mir das Blut in die Wange schoss.
„Tom!“, hörte ich Viola empört aufschreien, während Besagter mich wieder in eine sitzende Position riss. Ich schmeckte Eisen. Meine Lippe musste gesprungen sein. Die roten Haare fielen mir wirr ins Gesicht. Ich brauchte dringend ein neues Lederband. Als hätte ich sonst keine Sorgen. Aber das war schon immer mein Problem gewesen. Ich nahm Menschen nicht ernst genug. Das hatte mich schon in so manch unangenehme Lage gebracht. Aber irgendwie lernte ich nicht aus meinem Fehler.
„Was?“, fauchte Tom. „Sie hat es nicht anders verdient!“
„Ihr kennt mich doch gar nicht“, warf ich vorsichtig ein. Die ganze Situation war so absurd.
Tom fuhr zu mir herum und blickte mich zornig an. „Wir wissen genug!“ Er hielt mir ein gelbliches Papier unter die Nase.
„Woher …“, wollte ich fragen, aber Tom unterbrach mich zornig.
„Du glaubst doch nicht, dass wir einer Wildfremden trauen. Und das ist der Beweis. Wer hat dich geschickt?!“
„Niemand.“ Verwirrt starrte ich auf den Brief in Toms Hand. In Liebe, Jas.
„Lüg mich nicht an!“, brüllte Tom und schlug mich erneut. Ich stöhnte leise auf.
„Lass das.“ Zornig griff Viola nach Toms Handgelenk. Er schüttelte sie unwirsch ab.
„Warum verteidigst du sie? Nur weil sie eine Frau ist? Sie hatte ein verdammtes Jagdmesser im Stiefel!“
„Und schlief als wir kamen. Wenn sie uns ernsthaft ans Leder gewollt hätte, wäre sie dann nicht irgendwo auf dem Hof herum geschlichen?“
Das schien Tom ein wenig zu entspannen. Verwirrt irrte mein Blick zwischen Brief, Tom und Viola hin und her. Dann blieb er ungläubig an Viola hängen und mir ging ein Licht auf.
Ich wusste nicht, ob der unglaubliche Zufall mir in die Karten spielte oder nicht.
Wären meine Hände nicht gefesselt gewesen, hätte ich mir resigniert die Haare gerauft. In was war ich nur hineingeraten?