Die Erforschung der Weißen Ruinen

Es gibt 134 Antworten in diesem Thema, welches 35.743 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (8. Januar 2016 um 20:44) ist von Krahler.

  • Tepsrak funkelte die Einäugige an. Ihr unerwarteter Einwurf und der scharfe Unterton der Frage hatte ihn kurz aus der Fassung gebracht. Er fing sich wieder und verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust.
    "Stimmt. Ihr wisst nichts über mich. Und diese Tatsache beruht momentan auf Gegenseitigkeit, wie ich finde. Ich kenne weder eure Herkunft, noch eure Ziele, und wies scheint, ...", er warf einen Seitenblick auf Vaunir, "... kenne ich nicht mal eure richtigen Namen."
    "Komm schon, Kätzchen! Tu uns den Gefallen." In Taras Stimme lag eine Härte, die er bisher noch nie von ihr wahrgenommen hatte.

    "Ihr wollt wissen, wer ich bin? Das kann ich euch sagen, aber wer garantiert euch, dass ich auch die Wahrheit spreche?" Tepsrak verzog seinen Mund zu einem schiefen Grinsen, sodass seine spitzen Reisszähne hervorblitzten und begann, unterschwellig zu kichern. "Schliesslich bin ich ein Dämon, nicht wahr? Als die Verkörperung des Bösen sollte mir das Lügen, genau wie alles andere Niederträchtige, im Blut liegen." Er hörte wieder auf zu lachen und musterte seine Begleiter mit ernstem Blick, einen nach dem anderen. "Also glaubt mir oder glaubt mir nicht, wenn ich sage, dass ich keinen Groll gegen euch Menschen hege, auch wenn ich allen Grund dazu hätte. Meine persönliche Vergangenheit braucht ihr momentan noch nicht zu kennen, aber eines kann ich euch sagen. Wäre meine Geschichte auch nur ein wenig anders verlaufen als dass sie ist, hätte ich euch vermutlich bereits bei unserem ersten Aufeinandertreffen getötet."

  • "Also glaubt mir oder glaubt mir nicht, wenn ich sage, dass ich keinen Groll gegen euch Menschen hege, auch wenn ich allen Grund dazu hätte. Meine persönliche Vergangenheit braucht ihr momentan noch nicht zu kennen, aber eines kann ich euch sagen. Wäre meine Geschichte auch nur ein wenig anders verlaufen als dass sie ist, hätte ich euch vermutlich bereits bei unserem ersten Aufeinandertreffen getötet."
    Tepsraks Blick wanderte von Person zu Person wie der einer Raubkatze, die sich in die Ecke gedrängt fühlte und jederzeit einem von ihnen an die Kehle springen könnte. Als er Vaunir ansah, nickte dieser andächtig und trat einen Schritt auf den Dämonen zu.
    Ein sarkastisches Grinsen untermalte seine Worte. "Also, das war die vertrauenserweckendste Geschichte, die ich je gehört habe. Gratuliere, Tepsrak. Du hast fast so viel über dich preisgegeben wie wir anderen, und jetzt erscheinst du uns noch sympathischer als zuvor." Er fand es schwierig, seine Begleiter einzuschätzen, aber er war sich sicher, dass sie ähnlich empfanden wie er selbst.
    "Verspottest du mich?", knurrte Tesrak mit einem vibrierenden Bass in seiner Stimme.
    "Nein, das tuhe ich nicht. Niemand hier ist bereit, offen über sich selbst zu berichten. Und ich verwette meine hübschen Spitzohren darauf, dass auch niemand dem anderen voll und ganz vertraut. Bis auf die Tatsache, dass du etwas tödlicher wirkst als wir anderen, passt du hier also ganz gut rein."
    Über seine Schulter vernahm er Taras Schnauben.
    Vaunir drehte sich zu Mithril um, der ebenfalls einen Schritt vorgetreten war.
    "Warum hören wir nicht einfach auf, uns gegenseitig auszufragen? Die Spinnen haben uns völlig unerwartet angegriffen, und ich habe keine Lust, noch einmal überrascht zu werden. Wenn wir lebend hier raus kommen wollen, sollten wir zusammenhalten."
    "Klingt vernünftig", antwortete Vaunir. Tepsrak nickte nur. Tara blickte den Dämonen eine Sekunde lang an, bevor auch sie antwortete: "Stimmt. Lasst uns weitergehen. Wer weiß, vielleicht gibt es hier irgendwo noch ein Spinnennest."

  • Mithril nickte aufgrund Taras Aussage und ging der Gruppe voran, ohne sich noch einmal nach seinen Begleitern umzudrehen. Sollten sie doch dableiben, wenn sie nichts Besseres zu tun hatten, als sich gegenseitig zu beschuldigen. "Andererseits", schlich sich ein Gedanke in seinen Kopf, "ist mein Rücken völlig ungeschützt. Was soll sie davon abhalten ein Messer hinein zu rammen." Er verzog das Gesicht und zwang sich sich nicht umzusehen. Sollten sie doch machen, er würde bei Verstand bleiben. Das wollte er zumindest versuchen. Das wollte er doch, oder? Mithril zwang sich einen Schritt schneller zu gehen. Er wusste, dass er seinen eigenen Gedanken nicht davonlaufen konnte, aber jede Überlegung führte scheinbar derzeit zu einem Karussell aus Zweifeln und Mordgedanken und das Laufen war wenigstens etwas dem er noch gerade und ohne Schlenker nachgehen konnte. Mithril gähnte. Da draußen musste der Morgen bereits wieder grauen, oder bereits der nächste Abend, oder es war immer noch Nacht. Sein Zeitgefühl hatte er scheinbar dort draußen gelassen. Sie gingen durch Gänge, Gassen und große Räume, über Stein, Erde und Spinnenweben, die so dick war, dass sie einem Teppich in nichts nach standen. Ihre Augen irrten umher, immer auf der Suche nach einer Bewegung, einer lauernden Schattensilhouette oder glühenden Augen. Mithril hatte sich vorgenommen sich von nichts mehr überraschen zu lassen, egal wie seine Augen brannten. Trotzdem gelang ihm es nicht nicht zusammenzuzucken, als Tara das Wort ergriff. "Wer wohl all die Toten waren, die in dem Spinnenraum hingen?", ihre Stimme hallte von den Wänden wieder, "Welche Zufälle sie wohl alle in dieser Ruine zusammengeführt haben." Mithril wollte gerade eine Vermutung kundtun, dankbar für jedes Gespräch in dieser allumfassenden Stille, als ein Schrei ertönte. Ein Frauenschrei und er war gar nicht soweit entfernt. Abrupt blieb er stehen, so dass Carn... Vaunir gegen ihn stieß. "Was ist los", wollte dieser merklich verärgert wissen. "Habt ihr das nicht gehört?", fragte Mithril eindringlich und drehte sich zu seinen Begleitern um. "Was denn", erwiderte Tepsrak und musterte ihn misstrauisch". "Den Schrei", antwortete Mithril ungläubig. Erneut hallte ebenjener durch die Gänge. So laut und durchdringend, dass er sich beinahe die Ohren zuhalten musste. Seine Begleiter zeigten keinerlei Reaktion. "Das könnt ihr doch nicht überhören", beharrte er leicht verzweifelt und erntete verständnislose Blicke. Wieder dieser Schrei. Diese Stimme, dieser Schrei... Er kannte sie doch. "Mutter", murmelte er leise, als ihm der Abend wieder in den Sinn kam, als der Einbrecher in ihr Haus gelangt und seiner Mutter in den Küchen begegnet war. Damals war er noch sehr jung gewesen, vielleicht vier Jahre, und letztendlich war nichts passiert, was vor allen Dingen einer Wache zu verdanken war, der die tägliche Essensration nicht genügt hatte, aber dieser Schrei. "Mithril was ist", fragte Tara leicht besorgt, doch Mithril drehte sich bereits, das Schwert ziehend, um und rannte den Gang hinab. Immer wieder und immer lauter ertönte jetzt der Schrei, übertönte fast die lauten Schritte seiner Gefährten, die ihm zu folgen versuchten, und jetzt rief die Stimme, die Stimme seiner Mutter, auch seinen Namen. "Mithril", hieß es da von den Wänden, "Mithril." Er rannte so schnell er konnte. Rannte ohne auf irgendetwas links oder rechts von ihm zu achten. Er war bereits ganz nahe. Dann gab es plötzlich einen lauten Knall, der die Erde zu erschüttern schien. Etwas blitzendes raste auf ihn zu. Reflexartig und noch gerade rechtzeitig ließ er sich nach hinten fallen, rutschte ein paar Meter auf den Knien über den glatten Stein und kam dann mit einer Drehung, den Schwung ausnutzend, wieder auf die Beine. Eine Klinge ragte aus der Wand zu seiner Linken vor seinen Augen. Eine metallene und verdammt scharf aussehende Klinge. Der Gang hatte sich verengt, war mehr eine Gasse, so dass er seine Arme nicht hätte ausstrecken können ohne beide Wände zu berühren. Dahinter standen seine Begleiter, ihm Warnschreihe zubrüllend, getrennt von einem eisernen Falltor, das seine Spitzen tief in das Granit getrieben hatte. "Eine Falle", schoss ihm durch den Kopf. Im Augenwinkel erahnte er es und einzig ein Sprung zurück bewahrte ihn vor einer zweiten Klinge, die nun durch die Steinwand zu seiner Rechten hindurch auf ihn zuglitt. "Eine weitere Täuschung", vermutete er und tastete mit seiner Hand nach der Wand, während er zurückwich, doch seine Finger trafen auf kalten Fels. "Vorsicht", schrie ihm einer seiner Begleiter zu, "Hinter dir." Er ließ sich erneut fallen, zum zweiten Mal an diesem Tag, wenn diesmal auch ohne jegliches Herumgerutsche, und wieder einmal rettete es ihm das Leben. Eine dritte Klinge traf über ihm auf die zweite, was mit einem Klirren ergänzt wurde. Die erste Klinge schob sich nun weiter aus der Wand und es erschien eine Hand, die den Griff hielt, und dann ein Arm, und dann der Rest des Körpers. Es war ein Skelett. Knoche fügte sich an Knoche, ein Schädel, wie aus einem Albtraum, saß zwischen den beiden hervorstechenden Schulterblättern. Schnell robbte er zur Seite, während auch die zwei Klingen über ihm länger und länger wurden. Ein weiteres Skelett schob sich noch hinter dem ersten aus der Wand und noch eins. Die beiden waren wohl nicht schnell genug gewesen ihn aufzuspießen, als er an ihnen vorbei gerannt war. Die fünf Skelette kamen bedrohlich auf ihn zu, während er zurückwich. Eines rempelte das andere an, der Gang war einfach zu eng, wodurch das angerempelte sich umdrehte und das anrempelnde zurück stieß. Dieses prallte gegen die Wand und torkelte wiederum leicht orientierungslos auf das andere zu, wobei es die Kieferknochen auf und zuschnappen ließ, als versuchte es das andere anzubrüllen. Das andere jedoch verstand anscheinend keinen Spaß und hob sein Schwert. Die übrigen Skelette waren stehen geblieben und schienen dem Spektakel zuzuschauen, nur einns, das Größte, vermieste Mithrils Hoffnung darauf, dass die Skelette sich in einem internen Wettstreit selbst zerlegten, indem es die beiden Streithähne an den Nackenknochen packte, sie mit den Köpfen laut aneinander stieß und dann gezwungenermaßen "Wortlos" auf Mithril deutete. Die beiden geläuterten Skelette ließen missmutig voneinander ab, rückten ihre Köpfe wortwörtlich gerade und wandten sich dann wieder ihm zu. Bei einem hatte das mit dem Geraderücken nicht so recht geklappt und der Schädel saß jetzt leicht schief auf den Schulterknochen, als übte es sich in einem Hundeblick. Es war fast zum Lachen. Nicht so lustig waren jedoch die langen Schwerter in ihren Händen, die jetzt wieder langsam auf ihn zukamen. Das vordere Skelett holte aus und schlug nach ihm, Mithril jedoch trat einen Schritt zurück, wobei das Schwert an ihm vorbei glitt und klirrend an die Wand schlug. Mithril machte nun einen Schritt auf das Skelett zu und stieß sein Schwert in den Körper und traf eine der Rippen, die mit einem dumpfen Geräusch abbrach und auf den Boden fiel. Mithril sprang wieder zurück und beobachtete seine Gegner. Das Skelett bückte sich, hob den Knochen auf und betrachtete ihn verwundert. Dann zuckte es mit den Schultern und warf ihn auf Mithril, der es mit dem Schwert abblockte und dabei innerlich fluchte. Es würde ewig dauern bis er seine Gegner vollends in alle Einzelteile zerstückelt hätte. Ihm fehlten jedoch die Alternativen und so stürzte er sich wieder auf die Skelette Diese wirkten zwar bedrohlich mit ihren leeren Augenhölen waren aber langsam und anfällig. Mithril wirbelte zwischen ihnen herum und zerschlug Arme, Beine und etliche weitere Rippen. Das war ihnen jedoch vollkommen egal, denn sie brauchten viele Knochen gar nicht erst um zu zuschlagen und die anderen "setzten" sie einfach wieder ein.Wie eines, dem Mithril den gesamten Oberarm samt Hand und Schwert abgespalten hatte. Es nahm denselben und fügte ihn am Ellenbogen einfach wieder an. Es war irgenwie unfair, das fand zumindest Mithril, aber die Skelette weigerten sich schlicht das ganze auszudiskutieren und ein paar Regeln festzulegen. Er für seinen Teil war indes schnell genug ihren unzähligen Hieben auszuweichen, doch er spürte langsam wie die Anstrengung, gepaarte mit Übermüdung, seine Bewegungen bereits schwerfälliger machten. Bald musste ihm was einfallen, sonst könnte dieser Kampf zu einem ganz anderem Ende kommen als gedacht. Dann kam der Moment, in dem er zwei Klingen parallel zueinander auf ihn zukommen sah. Er war zu nahe um sein Schwert noch hoch zureißen und ein weiteres Skelett stand direkt hinter ihm. Er hätte schwören können, dass dieses die Situation ausnützte und in genau diesem Augenblick ebenfalls nach ihm schlug. Also ging er in die Hocke und machte dabei einen Schritt zurück. Prompt stieß er mit dem Rücken an knöchernde Beine, während sich ein Schwert über seinem Kopf im Schattenfechten versuchte. Er richtete sich wieder auf, konnte nun auch sein Schwert heben um sogleich damit die beiden Klingen abzufangen und griff derweil mit der linken Hand hinter sich, bekam einen Schädel zu fassen, sprang ab und trat nach den beiden Skeletten vor ihm. Seine Füße prallten je gegen einen ihre Brustkörbe und stießen sie weg, während der Rückstoß das Dritte mit ihm nach hinten warf. Er ließ dieses los, sprang nach vorne und hieb ihm dann mit einer Drehung den Kopf ab. Sofort sackte es in sich zusammen, als hätte er einem äußerst begabten Marionettenspieler mit einem Sinn für Humor die Fäden durchgeschnitten. Knochen polterten über den Boden. Sofort drehte er sich wieder um, durchtrennte den beiden Anderen triumphierend die Hälse und dann waren da plötzlich nur noch zwei. Er ging auf das erste zu, holte aus, und trat dann auf einen der am Boden liegenden Knochen, einen der besonders geraden und runden Sorte. Schmerzhaft schlug er auf dem Boden auf, genau wie sein Schwert, das es ihm klirrend gleich tat. Nur leider einen Meter von ihm entfernt. Hätte ein Skelett grinsen können, er hätte geschwört, sein "Opfer" hätte ebendieses getan, als es drohend auf ihn zuschritt. Sein Schwert schleifte über den Boden. Benommen schüttelte Mithril den Kopf und tastete nach einer Waffe, Irgendeiner. Hatten hier nicht vorhin noch jedemenge Knochen herumgelegen? Das Skelett richtete sich vor ihm auf, hob das Schwert und sah ihn ein letztes Mal mit den leeren Augenhölen an. Mithril indes fixierte die Klinge, die über ihm schwebte. Begierig darauf in sein Fleisch zu schneiden, nun auch sein Knochen zu brechen. Er zwang sich die Augen nicht zu schließen. Wenn er hier schon sterben musste, dann wollte er wenigstens dem Tod ins Gesicht blicken können. Plötzlich ertönte ein Knurren und spitze Reiszähne schlossen sich um den Hals des Skelettes. Sie rissen den Schädel herunter und schüttelte ihn wild umher bis der Kiefer sich wieder öffnete und den Schädel gegen eine der Wände prallte, all das während ein Regen aus Knochen sich über Mithril ergoß. Der nahm dankend Tepsraks Hand an, welcher sich nun wieder in seine menschlichere Gestalt verwandelt hatte und ihn angrinste. Der Dämon musste sich in seiner Raubtiergestalt durch die Gitterstäbe gezwängt haben. Sofort wandten sich beide dem nunmehr letztem verbliebenem Skelett zu, das nach links guckte, nach rechts guckte und dann sein Schwert fallen ließ, während es sich auf die Knie warf, seine Hände in bittender Geste faltete und ihnen entgegenhielt. Mithril tauschte einen Blick mit Tepsrak, dann ging er auf das Skelett zu. Mit einem beruhigendem Lächeln ergriff er die kalten Fingerknochen mit einer Hand und die andere legte er auf den rechten Arm. Ein Plock und er hielt die Elle oder Speiche in der Hand. So gut hatte er in der Körperkunde, damals im Pavillon seines Gesundheitslehrers, nun wirklich nicht aufgepasst. Der andere Oberarmknochen löste sich von selbst und das verdutzte Skelett hilt nun seinen rechten Oberarm, beziehungsweise, dass was davon noch übrig war, in der Hand. Mithril trat einen Schritt zurück, holte aus und warf den Knochen weit in den dunklen Gang hinein. Der Aufprall an einer der Wände hallte bis zu ihnen, genauso wie der auf dem Boden. Das Skelett sah sich erneut hektisch um, dann sprang es auf und rannte seinem Knochen nach, den rechten Oberarm noch immer in der Hand. Mithril lauschte den leiser werdenden Schritten und drehte sich dann zu Tepsrak um. "Der kommt nicht wieder", mutmaßte er und bot dem Dämon dann die Hand an, "Vielen Dank für die Rettung. Es tut mir leid, dass ich an dir gezweifelt habe." Tepsrak sah ihn mit roten Augen misstrauisch an, bevor er die angebotene Hand ergriff und schüttelte. "Komm jetzt", sagte Mithril zu ihm und gähnte, "Wir haben ein Tor anzuheben."

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

  • Sie blickten dem fliehenden Knochenhaufen nach, als sich Mithril zu Tepsrak umdrehte und ihm seine Hand anbot.
    "Vielen Dank für die Rettung. Es tut mir leid, dass ich an dir gezweifelt habe." Überrascht betrachtete der Dämon den Menschen, in dessen Blick etwas wie aufkeimendes Vertrauen zu liegen schien. Nach kurzem Zögern ergriff er die dargebotene Hand und schüttelte sie.
    "Komm jetzt. Wir haben ein Tor anzuheben." Tepsrak nickte nur und folgte dem Menschen zum grossen Eisengitter, hinter dem die anderen beiden warteten. Nachdenklich betrachtete er die dicken Metallstangen. Als normalem Lebewesen wäre es auch ihm unmöglich gewesen, sich hindurchzuquetschen, egal, ob Mensch oder Raubtier. Aber als er sah, wie Mithril stürzte, hatte er sich verwandelt und konnte sich in den knappen zwei Sekunden, in denen er keine feste Körperform besass, zwischen den Stangen hindurchmogeln. Wäre er aber zu langsam gewesen...
    "Hey, Kätzchen! Hör auf zu träumen und hilf uns lieber!"

    Erschöpft schleppte sich die Gruppe weiter durch die Gänge. Das Fallgitter war zu schwer gewesen, als dass die vier es hätten anheben können, weshalb sie auf Vaunirs Feuermagie zurückgreifen mussten. Sie hatten es zwar geschafft, die Metallstangen stark genug zu verbiegen um sich durchzwängen zu können, aber die erneute Anstrengung hatte den Elfen und seinen Geist viel Energie gekostet. Als die Stille schliesslich zum wer-weiss-wievielten Mal von Mithrils Gähnen durchbrochen wurde, war es genug.
    "Suchen wir uns einen geschützten Rastplatz.", sagte Tepsrak. "Wir sollten mal unsere Lage besprechen. Und vieleicht täte uns etwas Schlaf, oder zumindest Ruhe, auch nicht schlecht, wir sind schon lange unterwegs."
    Niemand hatte etwas dagegen, und so fanden sie nach kurzer Suche eine grössere Halle, deren Decke von mehreren, mit Ritzereien verzierten Säulen gestützt wurde. Eine von ihnen war in vergangenen Tagen eingestürzt, Trümmer bedeckten den Boden. Auf ihnen liessen sich die Gefährten nieder.

  • Erschöpft ließ sich Vaunir auf sein hartes Steinbett fallen. In allen Knochen und Muskeln spürte er die Strapazen der vergangenen Stunden und Tage. Am liebsten würde er sich nun in einen seeligen Schlummer fallen lassen. Selbst seine Seele fühlte sich nach der langen Zeit ohne Erholung müde an. Trotz der vereinzelten Trümmerstückchen schien der Boden so einladend wie ein Federbett.
    Doch er disziplinierte sich. Langsam hockte er sich hin und zog seinen Köcher vor. Pfeil für Pfeil überprüfte er, wie viele der Schwanenfederpfeile er übrig hatte. Es waren neunundzwanzig. Einen hatte er verschossen.
    Dann nahm er die Beutel mit den Heilkräutern von seinem Gürtel und überprüfte ihren Inhalt. Bis auf den Nahtröhrling war von jedem Kraut noch reichlich vorhanden.
    Er zückte langsam sein Jagdmesser und überprüfte die Schärfe der Klinge.
    "Brauchst du einen Wetzstein?", fragte Mithril.
    "Nein danke, ist gut."
    Das gleiche tat er mit seinem Schwert. Es hatte irgendwann eine Scharte abbekommen, doch die Klinge war so scharf wie immer.
    Seine Ausrüstung war in gutem Zustand. Er überprüfte und pflegte sie immer, bevor er sich schlafen legte.
    Er legte sich auf den Boden und versuchte, eine halbwegs gemütliche Position zu finden. Bald war er eigenschlafen.
    Dabei hatte er nicht bemerkt, dass er beobachtet wurde ...

  • Tepsrak schaute von oben herab zu, wie Carn seine Ausrüstung überprüfte. Er hatte sich zurück in seine Dämonenform verwandelt, war auf den Stumpf der ehemaligen Säule gesprungen und hatte sich dort, ganz in Katzenmanier, hingekauert um alles im Blick zu haben. Er wusste einfach nicht, ob er die Menschen dafür bewundern oder eher verachten sollte, dass sie ihre fehlende Kampfkraft mit künstlich hergestellten Waffen überbrückten. Aber einen Vorteil hatte es schon, dass er seine Klingen nachwachsen lassen konnte. Als der Elf alles überprüft hatte, legte er sich auf den harten Stein. Ebenso seine Begleiter, und in der Dunkelheit der Halle ertönten schon bald die ruhigen Atemzüge von schlafenden Seelen. Auch der Dämon hatte es sich auf seiner Säule bequem gemacht, jedenfalls soweit das auf kantigem Fels möglich sein soll, und schenkte seinem Körper etwas Ruhe. Den Kopf auf die Pfoten gebettet, den Schwanz um den entspannten Körper gewickelt und die Augen geschlossen. Einzig die aufmerksam gespitzten Ohren verrieten die Wachheit seines Geistes. Tepsrak dachte nach. Über die jüngsten Ereignisse, diesen Ort, und... auch über seine Begleiter.
    “Bei unserer Unterhaltung vorhin, als Carn seinen wahren Namen verriet, wollten sie auch meine Geschichte erfahren. Obwohl das natürlich nicht sehr vertrauensfördernd war, verheimlichte ich sie, aber was hätte ich auch anderes tun sollen? Ich verleugne meine Vergangenheit zwar nicht und renne auch nicht vor ihr weg, aber meine Begleiter misstrauen mir noch immer. Und zwar einiges mehr, als sie es untereinander tun. Also wer weiss wie sie reagieren würden, würden sie erfahren, wieviel Blut an meinen Krallen klebt und wieviele Seelen meine Zähne schon zerrissen haben. Schliesslich sind es Menschen.”
    Der Dämon öffnete seine Augen einen spaltbreit und betrachtete die Körper seiner Gefährten. Sein schwarzes Fell war jetzt in der Dunkelheit praktisch unsichtbar und die weissen Tigerstreifen machten es allgemein schwer, ihn anzuvisieren, denn sie verwirren den Blick des Betrachters. Obwohl er es nicht ohne Grund tun würde, konnte er sich einen Gedankengang nicht verkneifen: Dass es ein leichtes wäre, sie nun zu töten. Genau das aber schien auch einer seiner Begleiter erkannt zu haben.
    “Ich weiss, dass du wach bist.”, knurrte Tepsrak leise. “Du brauchst dich nicht schlafend zu stellen.”

  • Tara ließ sich müde hinter den, von Ranken überwucherten, Resten einer Säule, etwas abseits von den Anderen nieder. Salem war schon vor einer Weile verschwunden, wahrscheinlich um sich irgendwo etwas zu futtern zu holen, und auch die Anderen hatten sich über die Halle verteilt. Niemand kam sich besonders nah, sie waren alle noch immer etwas misstrauisch. Daran hatte auch der Vorfall im Gang nichts ändern können. Sie lehnte sich an die Säule und versuchte zu schlafen. Allerdings schwirrten ihr zu viele Gedanken durch den Kopf. Wie es wohl gerade draußen aussah? Ob sie wohl noch nach ihr suchten? wahrscheinlich nicht, die Wächter waren nicht unbedingt für ihr schier grenzenloses Engagement bei Suchaktionen bekannt. Dabei dachte sie wieder an die Anderen. Die hatte sie schließlich dazu drängen wollen, ihre Geschichte zu erzählen und das, wo sie nicht einmal ihre kannten. Es gab eigentlich keinen Grund, ihr überhaupt zu vertrauen. Was wenn sie sie einfach zurückließen? Oder wenn sie ganz sichergehen wollten, dass sie den Schatz nicht mit ihr teilen mussten und sie einfach umbrachten. Was wenn sie sie bei den nächsten Monstern, die auftauchten im Stich ließen? Tara schüttelte den Kopf. Was für ein Blödsinn. Wenn die Gruppe sie hätte loswerden wollen, dann hätten sie es schon bei dem versteckten Durchgang tun können. Nach einer Weile gab sie den Versuch zu schlafen auf und öffnete ihr Auge einen Spalt. Fast vollkommene Schwärze umgab die Diebin, jedenfalls anfangs, aber das war für sie nichts neues. Vielleicht konnte sie ja am Eingang wache halten.
    Ihre Gefährten schienen ja noch zu schlafen also... “Ich weiss, dass du wach bist.”, knurrte Tepsrak leise. “Du brauchst dich nicht schlafend zu stellen.” Tara, die sich gerade erhoben hatte, fuhr herum. Sie konnte die Umrisse des Dämons auf der Säule ausmachen und ging zu ihm hin. Geschmeidig wie eine Katze hangelte sie sich auf die Säule."Wollte nur etwas Ausschau halten." Meinte sie und tippte sich unter ihr gesundes Auge. Sie wusste nicht, ob er die Geste sehen konnte. Nach den Skeletten vertraute sie dem Dämon wenigstens etwas mehr, obwohl sie weiterhin wachsam blieb."Wir sin' wohl alle ziemlich weit weg von zuhause." versuchte sie, ihn in ein Gespräch zu verwickeln. Wenn sie schon nicht schlafen konnte, wollte sie ihm wenigstens bei der Wache unterstützen. Oder ihn überwachen? Sie schlug sich den Gedanken aus dem Kopf."Kann schon sein." brummte Tepsrak und legte seinen Kopf auf seine Pfoten."Aus welcher Gegend kommst du so, Tigerchen?" Als in seinen Augen so etwas wie Ärger aufblitzte, fügte sie hastig hinzu."Keine Ortsangaben, wenn du nicht willst, von mir Gegenden." ein weiteres Aufblitzen."... oder Himmelsrichtungen." Ich zum Beispiel bin aus Lyradha. Ziemlich weit im Süden........ Ich glaube kaum, dass du schon mal da warst." Er machte ein Geräusch, dass ein wenig wie ein genervtes Stöhnen mit einem Knurren vermischt klang." Norden, Nordosten."
    Tara blinzelte überrascht."Was?" Tepsrak setzte sich auf und starrte Richtung Eingang."Du würdest es nicht kennen. Ich denke nicht das du jemals da warst." Er wendete ihr den Kopf zu, schien jedoch durch sie hindurch zu sehen."Kein Mensch war je dort, nicht direkt."Er wirkte fast etwas sehnsüchtig Das Mädchen stieß ihn leicht an."Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, du hast Heimweh, Kätzchen." grinste sie. Diesmal klang das Knurren fast schon bedrohlich."Ruhe da oben. Es gibt hier auch Leute, die wirklich versuchen, zu schlafen!

    my name is Cow,
    and wen its nite,
    or wen the moon
    is shiyning brite,
    and all the men
    haf gon to bed -
    i stay up late.
    i lik the bred.


    GNU Terry Pratchett

  • "Tut mir Leid!", antwortete Tara auf Vaunirs grimmigen Ruf.
    Er fühlte sich äußerst seltsam. Zwiegespalten würden es die Menschen nennen. Elfen sahen es als die sanfte Schwüle unter einem finsteren Himmel kurz bevor ein Gewitter losbrechen würde. Bald würde er an einen Scheideweg kommen, und egal, für welche Option er sich entschied, es würde immer donnern und stürmen.
    "Eine interessante Metapher, die die Elfen gefunden haben. Eine gute Metapher. Und zutreffend zudem. Ein Zwiespalt kann nie gutgehen", mischte sich Khumulus in seine Gedanken ein.
    "Nimm es nicht persönlich, aber ich brauche gerade Ruhe."
    Er spürte, wie der Geist sich respektvoll zurückzog.
    Niemand von ihnen vertraute einander. Das war ein Fakt. Doch war es änderbar? Tepsrak war von ihnen mit Abstand am zwielichtigsten. Von ihm wussten sie nichts, während die Anderen nur Halbwahrheiten und Lügen über sich erzählt hatten.
    Und wenn er sich nun öffnen würde? Ein Teil von ihm wehrte sich mit Klauen und Zähnen dagegen. Fast konnte er physische Schmerzen fühlen. Doch was wäre, wenn ... ?
    Seit vielen Jahren war er allein, immer im Wald, nur begleitet von Khumulus, der ihn ohnehin in- und auswendig kannte, da sie bewusstseinstechnisch praktisch eins wurden, wann immer Vaunir Magie wirkte. Und immer stärker wurde sein Verlangen nach Gesellschaft. Seine Einsamkeit. Sein Verlangen nach ... mehr. Liebe? Er wusste es nicht. Und er zweifelte auch daran, dass es ihm je ermöglicht werden würde, Liebe zu finden. Menschen ächteten Leute wie ihn. Männer, die anderen Männern begehrlich nachblickten, wurden als Frauen bezeichnet, als Vergewaltiger bezichtig, und diese Fälle gehörten zu den harmloseren, von denen er gehört hatte.
    Doch wem könnte er sich öffnen?
    Er wälzte sich um und öffnete die Augen. Sein Blick fiel auf Tara, die sich inzwischen wieder hinter ihrer Säule zusammengerollt hatte.
    Was wusste er über sie? Praktisch nichts. Sie hing an ihrer Elster und war alles andere als wehrlos. Sie hatte ein blindes Auge. Da hörten die Informationen schon auf.
    Fast überwand er sich, aufzustehen und mit ihr zu reden. Sie könnten ein wenig von den anderen weggehen und reden. Doch das Risiko war viel zu hoch.
    Mit einem bedrückenden Gefühl in der Bauchgegend wälzte er sich auf die andere Seite, schloss die Augen und war nach gefühlten zehn Stunden eingeschlafen.

  • Säulen aus schwarzen Flammen, gepeitscht von unmerkbarem Wind, jedoch nicht auseinanderberstend, erhoben sich vor Mithrils Augen. Sie versperrten ihm den Weg, jedoch nicht die Sicht, in einen langen leeren Gang. Derselbe wie der in dem er jetzt gerade stand. Derselbe wie die, die er die ganze Zeit über durchquert hatte, ohne doch endlich zu einem Ende zu kommen. Wieso also sollte er sich jetzt also den Weg durch diese Flammen suchen. Was kümmerte es in welcher Richtung er in das Nichts lief. Plötzlich durchdrang wieder diese Stimme seinen Kopf. Wieder? Er war sich sicher sie bereits einmal gehört zu haben. "Mithril", schrie sie panisch und dann plötzlich als ruhiger und irgendwie beruhigender Ruf, "Mithril". Es war eine Frauenstimme. Sie hallte in seinen Kopf wieder, wie die Seite einer Harfe, die jemand angeschlagen hatte. Er war sich sicher, dass er ihre Besitzerin kennen sollte. Kennen musste. Er wusste nur nicht warum. Seine Gedanken wurden jäh unterbrochen als die Flammensäulen plötzlich in die Höhe schossen, bis sie mit an die Decke prallten. "Mithril", surrte die Stimme wieder. Oder halt. Waren es mehrere? Die Flammensäulen begannen sich zu bewegen. Langsam schoben sie sich auf ihn zu. Sofort wurde die Luft um Mithril herum aufgeheizt. Kleine Schweistropfen bildeten sich auf seiner Haut und in seinem Mund schmeckte er Asche. Panik und der Wunsch wegzulaufen kam in ihm auf. Fort von der Hitze,fort von den Flammen, fort von den Stimmen. Doch er konnte sich einfach nicht bewegen, sein Körper war starr wie gefrorenes Wasser. "Mithril", sagten die Stimmen wieder, sie schienen jetzt direkt aus den Flammen zu stammen, "Komm zu mir... Rette mich... Lass mich nicht im Strich..." Mithril spürte wie die Hitze ihm Tränen in die Augen trieb, doch trotzdem zitterte er am ganzen Körper, als wäre ihm kalt. Es schien ihm als müsse er zu diesen Stimmen gehen. Ihr helfen. Wer auch immer sie sein mochte. Seine Beine gaben nach und er sank auf die Knie. Jeder Gedanke an Bewegung war verloschen. Die Flammen waren jetzt so nah, dass sie bereits um seine Haut züngelten. Entsetzt sah er mit an, wie sich rote Blasen dort bildeten, wo das schwarze Feuer ihn berührt hatte. Unvorstellbare Schmerzen breiteten sich davon in seinen ganzen Körper aus. Er wollte die Arme heben um sein Gesicht zu schützen, aber vor seinen Augen zerfielen sie in Asche. Voller Angst öffnete er den Mund. Schwarzes Feuer tanzte vor seinen Augen. Er schrie.

    Mit einem tiefen Luftzug fuhr er auf. Panisch hieb er mit den Händen auf den Boden und war unfassbar erleichtert als er den Schmerz in ihnen spürte. Beruhigt ließ er sich wieder zu Boden sinken. Seine Decke war genau wie er selbst schweißgebadet, aber wenigstens schien er keinen der anderen geweckt zu haben. Leise Stimmen ein paar Meter von ihm entfernt und ein stetiges Atemgeräusch waren das einzige was zu ihm vordrang. Er schloss die Augen und versuchte die Gedanken an den Traum von sich zu drängen. Nur ein Traum und er brauchte seinen Schlaf. Doch er ließ sich nicht verdrängen, war immer noch so präsent wie beim Aufwachen und langsam wuchs die Angst was geschah, wenn er tatsächlich einschlief.

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

  • Am nächsten Morgen, zumindest vermuteten sie, dass es am Morgen war, brach die kleine Gruppe wieder auf. Keiner von ihnen wirkte besonders ausgeruht. Tara ging hinter Mitthril und dem Dämon hinterher, naja schleppte sich war wohl die bessere Bezeichnung, und unterdrückte ihr Gähnen. Keiner sprach besonders viel außer, wenn sie an Kreuzungen kamen und überlegten, wie es weitergehen sollte. Vaunir schien in Gedanken versunken zu sein und nach einer Weile bemerkte die Diebin, dass er immer weiter zurück fiel. Sie wollte ihn gerade darauf ansprechen, was los war, als sie um eine weitere Ecke bogen und plötzlich von einem hellen Licht geblendet waren. Die Beiden vor ihr waren an dem Tor stehen geblieben, um sich erst einmal an das helle Licht zu gewöhnen, doch Tara war weitergeschlendert, als plötzlich der Boden weg war. Mit einem überraschten Laut fiel sie in die Tiefe, landete aber in einem Baum, dessen Zweige weit ausgebreitet waren und der ihren Sturz auffing. Sie lag unter dem Baum, konnte aber immer noch die Kante sehen, von der aus sie abgestürzt war und auch ihre drei Begleiter, die besorgt zu ihr hinunterblickten."Bist du verletzt? Sollen wir runterkommen?" Ihre Augen hatten sich inzwischen an das Licht gewöhnt." Ich denke, es geht mir gut. Trotzdem würd' ich euch nicht empfehlen zu springen." blinzelnd sah sie hoch und brachte ein Grinsen zustande." da ist eine Art Wendeltreppe, wenn ihr den Gang rechts von euch nehmt. Versucht's damit." Als die drei Gestalten über ihr verschwunden war, viel Tara etwas auf.

    Die ganze Zeit über, war es in den Ruinen totenstill gewesen, sie hatten keine Geräusche gehört, außer denen natürlich, die sie selbst verursacht hatten. Hier konnte sie Vogelgezwitscher hören, ein plätschern, wie von einem entfernten Bach und sogar Wind, der zwischen den Bäumen rauschte. Sie versuchte aufzustehen, knickte allerdings wieder um, anscheinend hatte sie sich bei dem Sturz doch verletzt, allerdings nicht schwer. Sie richtete sich erneut auf und humpelte unter dem Baum hervor. Ihr Blick wanderte an der Ruinenmauer vor ihr hoch, es schien mehrere Fenster und Balkone, aber auch Treppen sowie Türen, die ins Nichts führten zu geben. Und dann hob sie den Blick ganz nach oben, und begann zu lachen. "Was ist so komisch?" fragte jemand hinter ihr. Die Stimme gehörte Tepsrak."Schau nach oben." antwortete das Mädchen, noch immer grinsend. Er tat es und auch die anderen Beiden folgten ihrem Beispiel. Dort wo sie eine Decke erwartet hatten, war nichts, als strahlend blauer Himmel, ein paar Wolken zogen über ihnen vorbei und zum ersten Mal seit Tagen fühlte sich Tara frei, auch wenn es um sie herum immer noch Mauern zu geben schien, mindestens zwei, soweit sie sehen konnte, denn hinter ihnen erstreckte sich ein dichter Wald." Glaubt ihr wir haben die Ruine verlassen?" fragte Mithril und in seiner Stimme schwang fast schon so etwas wie Enttäuschung mit. Aber Vaunir schüttelte den Kopf."Nein, ich glaube nicht. Erinnert ihr euch noch, wie die Eingänge durch die wir gekommen sind, einfach erschienen sind?" er machte ein Geste in Richtung der Mauer."Hier gibt es haufenweise Ein- und Ausgänge, außerdem sind die Mauer um uns herum sehr hoch. Ich denke wir befinden uns noch immer innerhalb." Tepsrak starrte in das Dickicht hinter sich."Ich habe ein ungutes Gefühl dabei, lasst uns lieber in der Nähe der Mauern bleiben."Ihr könnt ja ein Stück vorausgehen, und nachsehen, wie groß dieser ..... Park ist." Sie deutete auf ihren Knöchel."Ich seh mir das mal genauer an, auch wenn es wahrscheinlich nicht so schlimm ist."

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  • ”Ihr könnt ja ein Stück voraus gehen und nachsehen, wie gross dieser... Park ist. Ich seh mir das mal genauer an, auch wenn es wahrscheinlich nicht so schlimm ist.”, sagte Tara und deutete dabei auf ihren Knöchel. Carn betrachtete die Einäugige kurz, legte dann seine Stirn in Falten und schüttelte den Kopf.
    "Nein, wir sollten uns nicht trennen, wir wurden schon zu oft angegriffen. Setz dich erst mal hin.”
    Der Elf trat zu Tara und begann, ihren Fuss zu befühlen. Derweilen stand Tepsrak etwas abseits und starrte in den seltsamen Wald hinein. Irgendetwas stimmte nicht, und es war nicht nur die Tatsache, dass sich hier, wer weiss wie weit unter der Erdoberfläche, ein Ökosystem befand. Er blickte nach oben in den Himmel. Seit sie die Ruine betreten hatten, hatten sie die Treppen fast ausschliesslich nach unten geführt, und irgendwie schien der Himmel zu nah zu sein, fast so, als könnte man die Hand ausstrecken und ihn berühren. Aber wie gesagt, dass war es nicht, was den Dämon beunruhigte. Ein seltsames Gefühl hatte ihn beschlichen, schwach und unmöglich zu beschreiben, und er meinte, ein beinahe unmerkliches, silbernes Schimmern zwischen den Bäumen wahrnehmen zu können, wie der Schein von Magieadern. Aber die Quelle war zu weit weg um sie lokalisieren zu können. Tepsrak wandte sich wieder seinen Begleitern zu. Carn erklärte Tara gerade, dass sie sich beim Sturz wohl den Fuss verstaucht habe und gab ihr einige der schmerzstillenden Kräuter.

    Langsam aber stetig bahnte sich die Gruppe ihren weg durch den Wald. Tara, mit dem abgebrochenen Ast eines Baumes als behelfsmässige Krücke unter dem Arm, lief in der Mitte zwischen Carn und Mithril, während Tepsrak die Nachhut bildete. Nervös wanderte der Blick des Dämons durch die Gebüsche. Eine eingestürzte Mauer hatte die Truppe einige Zeit zuvor gezwungen, abzubiegen und den weiteren Weg quer durch das sommerliche Grün zu suchen. Je weiter sie in den Wald eindrangen, desto stärker wurde das seltsame Gefühl von Tepsrak. Es war sehr schwer zu beschreiben, es fühlte sich an, als würde etwas in seinem Geist herumwühlen und seine Gedanken durchsuchen. Das Bild von sich windenden Schlangen erschien vor seinem inneren Auge. Schuppige Würmer, die durch jede Ritze drangen und züngelnd auch den hintersten Winkel seiner Seele durchforsteten. Ein schaudern lief Tepsrak über den Rücken und er strich sich mit der Hand über die Stirn. Er hatte Kopfschmerzen. Gerade als der Dämon seine Begleiter fragen wollte, ob es ihnen gleich ergehe, trat die Gruppe unvermittelt aus dem Dickicht heraus auf eine Lichtung. In ihrer Mitte erhob sich ein riesiger Baum mit dicken, knorrigen Ästen und einer ausladenden Krone. Lichtadern umspielten den Giganten.
    "Passt auf! Ich sehe Magie.", knurrte Tepsrak. "Wir sollten von hier verschw..."
    "Willkommen, Eindringlinge." Eine tiefe, männliche Stimme ertönte in seinem Kopf. Sie war laut und mächtig, aber zugleich auch ganz sanft. Die Gruppe erstarrte, offenbar konnten die anderen die Stimme auch hören.
    "Kommt näher, ich habe auf euch gewartet."
    Unschlüssig blickten sich die Begleiter gegenseitig an und machten dann einige zögerliche Schritte auf den Baum zu. Plötzlich bewegte sich etwas und eine riesige, lavendelfarbene Schlange glitt dem Stamm entlang herunter und richtete sich vor den Gefährten auf. Ein Flügelpaar aus glänzend silbernen Federn spross aus dem geschmeidigen Körper und eine Federkrone schmückte den Kopf der Kreatur, welche die Menschen an Grösse um einiges überragte. Tepsrak verwandelte sich bedrohlich knurrend in seine wahre Dämonenform zurück und stellte sich instinktiv schützend vor die verletzte Tara. Die Magieadern, die er vorhin fälschlicherweise dem Baum zugeschrieben hatte, durchzogen den gesamten Körper der Riesenschlange.
    "Mein Name ist Quetzalcoatl", erklang wieder die dröhnende Stimme in ihren Köpfen. "Ich bin ein Wächter dieses Ortes und ich werde nicht zulassen, dass Schwachgeistige weiter als bis hierher vordringen."
    Tepsraks Knurren schwoll an, aber trotz der bedrohlichen Worte machte die Schlange keinerlei Anstalten, die Gruppe anzugreifen. Stattdessen fixierte sie das Raubtier mit starren, nichtssagenden Augen. Ein leicht amüsierter Unterton hatte sich in Quetzalcoatl's Stimme geschlichen, als er weitersprach: "Wahrhaftig! Das verkörperte Misstrauen in der Form eines Dämons. Aber wer kann es dir schon übelnehmen, denn schliesslich schliesst doch jeder von sich selbst auf andere, nicht wahr... Tepsrak?"
    Erschrocken wich der Dämon einen Schritt zurück. " Was zum... !? Woher weisst du... ?"
    "Oh, mein Wissen umfasst noch einiges mehr, Sohn des Zëmes und zukünftiger Alpha des Usara-Clans. Obwohl, letzteres dürfte sich wohl mit deinem Verrat erledigt haben."
    Die riesigen eisblauen Augen der gefiederten Schlange schienen in sein Innerstes hinein zu blicken und das Gefühl, welches er schon seit dem betreten des Waldes mit sich trug, wurde geradezu überwältigend. Sein Kopf fühlte sich an, als würde er gleich zerbersten unter dem Druck der forschenden Schlangen. Sein Herz begann zu rasen und der Schweiss lief ihm aus allen Poren.
    "Ich... ich habe nichts Unrechtes getan!", stammelte Tepsrak. Das Denken viel ihm immer schwerer.
    "Nichts Unrechtes getan? Du hast deine eigene Familie verraten und bist danach wie ein Feigling weggerannt!"
    Bilder erschienen unvermittelt vor seinen Augen: Cravies zerfetzter Leichnam, dahingerafft durch die Silberklingen der Menschen... Sein Vater, rasend vor Wut und Trauer über ihren Tod... Er selbst, wie er mit blutbeschmierten Krallen und Zähnen vom Schlachtfeld flieht und seine Familie im Stich lässt... Der höllische Schmerz, als der Alpha ihm mit den Zähnen die Schulter zerfetzt und ihn aus dem Clan vertreibt...
    Tepsraks Körper verliess plötzlich alle Kraft und er brach vor seinen Gefährten zusammen. Schweratmend und unkontrolliert zitternd lag er auf dem Waldboden, unfähig, den quälenden Bildern zu entkommen, die von der Schlange in seinen Geist gepflanzt wurden.
    "Ich hatte... keine Wahl. ...Ich konnte nicht... konnte sie nicht alle... töten."
    "Wieso denn nicht? Im Gegensatz zu all den unzähligen Menschen davor hättest du damals sogar einen Grund gehabt."
    "Nein... Diese Bauern... traf keine Schuld."
    "Sie waren es, die deine Schwester ermordet haben."
    "Das waren... die Jäger... nicht die Menschen." Er zwang sich das Bild des alten Magiers ins Gedächtnis und klammerte sich daran fest. Der Mensch, der ihm das Leben gerettet hatte. Ihm, dem Dämon.
    "Ich bereue... meine Tat nicht!", sprach Tepsrak und versuchte mit aller Kraft aufzustehen. Vor einer Schlange würde er sicher nicht im Dreck liegen!

  • "Stütze sie", meinte Vaunir zu Mithril, auf Tara deutend. Was er über Tepsrak erfahren hatte, ergab plötzlich Sinn. Warum er nicht wie die anderen Dämonen war, die Khumulus kannte, und warum er sie nicht getötet hatte. Er war keine irrationale Tötungsmaschine, und er war auch nicht machtgierig. Tepsrak hatte ihnen treu zur Seite gestanden und sogar das Leben gerettet. Vaunir beschloss in diesem Moment, ihm zu vertrauen.
    Entschlossen trat er vor und legte auf eine stumme Absprache seinen Geist mit dem von Khumulus zusammen.
    "Quetzalcoatl!", riefen sie mit Stimme und Geist. Der Kopf der Schlange zuckte zu ihm herüber. Die schmalen Augen glitzernden ihn hypnotisierend an. Ihre Boshaftigkeit bannte ihn, doch er fühlte, dass seine Gedanken umnebelt waren.
    "Vaunir ..." Er schauderte, als die Wesenheit seinen Namen aussprach. "Es ist mir eine Freude ... würden Deinesgleichen wohl sagen. Und damit meine ich nicht die Elfen ..." Vaunir fühlte den Ekel und Hass, den Quetzalcoatls Gedanken ausstrahlten. Panik entflammte in ihm. In den tiefsten Abgründen seiner Seele wand sich das gepeinigte Etwas, von dem er sich geschworen hatte, es für immer zu verstecken und zu versiegeln. Es wand sich gequält vor Angst und Selbsthass.
    "Du hast sie gesehen, all die Menschen. Und du hast die Gesichter derer gesehen, die du dich einst Bruder genannt haben. Wie sie sich getäuscht haben. Es ist mir ein Rätsel ...", die nächsten Worte zischte er wütend, "wie die Elfen, ein so edles Geschlecht, so eine Missgeburt wie dich ausspucken kann!
    Je länger die Schlange sprach, desto mehr fühlte Vaunir seinen Geist bröckeln. Er hockte auf dem Boden, presste die Hände gegen die Ohren und wippte apathisch.
    "Nicht, dass du liebenswert wärst. Selbst wenn Liebe zwischen Männchen und Männchen ... natürlich ... wäre, würde sich niemand auf dich einlassen."
    Eine listige Stimme flüsterte Vaunir mit Schlangenzunge in den Geist, dass Quetzalcoatl die Wahrheit sprach.
    Er tastete nach Khumulus, der einzigen Wesenheit, der er sich je anvertraut hatte. Doch dieser war in einen unantastbaren geistigen Ball eingerollt. Das Bild einer Kugel triefend vor Schlangengift erschien ihm vor Augen. Er zuckte geistig zurück.
    Dann fühlte er plötzlich etwas, an dem er Halt fand. Weiches, warmes Fell streifte seine Seite, und eine kräftige Tatze richtete ihn auf. Er nahm kaum war, wie der Dämon sagte: "Komm, steh auf. Vor diesem Viech kriechen wir nicht im Staub."
    Eine weitere Stimme erhob sich, und sie gehörte einem Mitglied ihrer zusammengewürfelten Truppe.

  • Sie verstand nicht viel von dem, was Quezalcoatl über den Dämon sagte, außer, dass er wohl ziemlich Mist gebaut hatte, andereseits, wer hatte das noch nie? Und schließlich stand ihnen Tepsrak noch immer Treu zur Seite, also konnte er kein so schlechter Kerl sein. Bei Vaunir hatte es in ihrem Kopf dafür ziemlich schnell Klick gemacht. Sie war in vielen Städten gewesen, in der die Leute verächtlich von solchen Beziehungen sprachen, dass diese Leute sich auch Kinder holten und alles solches Zeug. Einerseits hatte die Diebin nie besonders gestört, andererseits war sie auch noch nie so jemandem begegnet, aber sie konnte sich nicht vorstellen, das der Elf zu den Leuten gehörte, die Kinder von den Straßen fingen um sich mit ihnen zu amüsieren. Er wirkte auf sie ehrlich gesagt ziemlich normal, fast schon etwas langweilig. Tara wollte den Beiden zu Hilfe eilen, wurde jedoch noch immer von Mithril gestützt."Ist schon gut." murmelt sie in seine Richtung und stützte sich jetzt wieder nur auf den Stock, ihr Knöchel schmerzte, trotz der Kräuter die sie bekommen hatte, schlimmer, als sie zugeben mochte. Aber sie spürte einfach, dass sie den Beiden irgendwie helfen musste, die Aufmerksamkeit der Schlange auf sich lenken musste. Auch wenn das kein Spaß werden würde. Sie humpelte ein Stück auf die Schlange zu."Hey, Federfresse!" Etwas besseres fiel ihr nicht ein, aber das musste es auch nicht, die Schlange wandte sich geschmeidig zu ihr um. Na, was haben wir denn hier? Tara, wie nennst du dich noch gleich? Quezalcoatl hatte eine überlegende Miene aufgesetzt und tippte sich mit der Schwanzspitze ans Kinn.Achja, Schattenmantel. Die Augen der Schlange fixierten sie und Tara wurde leicht schwindelig.Was für ein alberner kleiner Name. Perfekt für ein ein albernes kleines Mädchen. Und du schimpfst dich Diebin. Sie hielt sich weiterhin mit Mühe an dem Ast aufrecht, bis jetzt hatte keine der Beschimpfungen der Schlange bei ihr eingeschlagen."Ich würde schon sagen, dass ich recht gut bin." Sie schenkte der Schlange ein Lächeln.Und wer hat dich gelehrt, so gut so sein Kindchen? Wem verdankst du deine Fähigkeiten? Jetzt war ihre Stimme sanft doch die Schlange war bedrohlich nahe und schwankte über ihr hin und her. Tara begann zu zittern, bei dem Gedanken an den alten Mann. Sie hatte gewusst, das das kommen würde, nur nicht das es sie so schwer erwischen würde.Und wen hast du damals im Stich gelassen? Verreckend in dieser Gasse wie ein räudiger Köter? Tränen traten in ihr Auge."Ich war ein Kind .... und sie waren so ....viele." Nun kniete auch sie auf der Erde.Und? Wer war er? Der, der dich aufnahm wie eine Tochter? Der ohne den du noch immer in der Gosse herumkriechen würdest? Wie war sein Name? Die Stimme des Wesens war zu einem Brüllen angeschwollen, sein Kopf schwebte direkt vor ihrem Gesicht. Tränen liefen nun über ihre Wange und sie schüttelte den Kopf."Ich... ich weiß es nicht!" schluchzte sie

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  • Mithril stand etwas abseits, nachdem Tara davon gehumpelt war um dem Elfen zu helfen und sah zu wie sie nur wenige Meter entfernt zusammenbrach. Tepsrak, der Verrat an seiner Familie genommen hatte um ein paar Menschen zu retten, Vaunir, der wohl Männer den Frauen gegenüber bevorzugte, Tara, die eine Diebin war, deren Meister getötet worden war ohne, dass sie eingegriffen hätte. All das überraschte ihn zwar, aber schockierte ihn nicht. Halb erwartete er wieder, dass ihm eine Stimme in seinem Kopf zuflüsterte, dass sie ihn alle Verraten hätten, belogen. Dass er zu ihnen gehen und ihnen ein Schwert in den Rücken rammen sollte, solage sie noch hilflos und von der Schlange abgelenkt war. Doch dieses Mal blieb er allein in seinem Kopf und verspürte stattdessen etwas anderes. Mitleid. Mitleid, dass die geflüsterten Worte der Schlange ihnen solche Schmerzen verursacht hatten. Mitleid dafür, dass ihr Leben wohl schon lange unter diesem Schatten gelegen hatte. Was würde die Schlange wohl ihm zu sagen haben? Welch ein undankbarer Junge er doch war, dass er die Gaben seiner Eltern so weggeschlagen hatte, wo ihm doch ein Großteil aller anderen darum neiden mochte? Zeit es herauszufinden. Was hatte er auch sonst für Alternativen.

    Mit erschlossener Miene trat er vor. "Mithril", erklang die säuselnde Stimme nun auch zu ihm gewandt, "Ich hätte doch mehr Mut erwartet, als dass du als letztes herantrittst." "Lass mich raten", unterbrach Mithril sie laut, "Ich bin undankbar, unerfahren und doch nur ein Junge, der sich mit Dingen beschäftigt, denen er nicht gewachsen ist." "Nicht undankbar, arrogant", antwortete die Schlange scharf, "Nicht unerfahren, dumm. Aber die Quintessenz hast du getroffen, ja." "Und was ändert das jetzt", fragte Mithril mit erhobener Stimme, "Ich stehe hier, vor dir. Letztendlich macht meine Vergangenheit nichts mehr aus. Sie hat mich hergeführt und dass ist nicht mehr zu ändern." "Soso", erwiderte die Schlange und ihre Stimme hatte das säuselnde zurück, "Die Vergangenheit ist also egal. Glaubst du, dass sieht auch dein Vater so. Deine Mutter. Glaubst du, wenn sie nachts im Schlaf deinen Namen ruft ist es für sie unwichtig, ob du sie verlassen hast oder nicht. In der Vergangenheit, ja. Aber heute leidet sie." Mithril musste schlucken und er musste unweigerlich an die Rufe in seinem Kopf denken. "Sie ist ein Schatten ihrer selbst", fuhr die Schlange fast schon mit etwas Vergnügen in der Stimme fort, "Geht nicht mehr raus, spricht kaum. Ihr lächelndes glückliches Gesicht, es ist eingefallen. Sie lächelt nicht mehr. Dein Egoismus hat sie krank gemacht." Mithril spürte wie es ihm den Atem nahm. Scharfe Klingen schienen sein Herz zu durchbohren. "Du lügst", behauptete er mit brechender Stimme, "Du kannst gar nicht wissen, was mit ihr ist. Du kennst nur mich und erfindest, was mir wohl am meisten Schmerz bereitet." "Tu ich das", fragte die Schlange, "Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Aber wie du bereits sagtest. Die Vergangenheit ist unwichtig. Die Gegenwart dann wohl auch, oder? Was richtig ist und was gelogen?"

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

  • Was ist gelogen und was ist wahr? Der Satz hallte in Vaunirs Kopf nach wie ein Gongschlag. Er fiel ihm sprichwörtlich ins geistige Auge, und er wälzte ihn auf der Zunge hin und her, während Mithril geistig von Quetzalcoatl attackiert wurde. Zählt die Wahrheit denn überhaupt? Oder geht es darum überhaupt? Ist die Wahrheit nicht einfach das, was wir für wahr halten?
    Nun wussten sie, was er sein ganzes Leben lang verborgen gehalten hatte - bis auf diesen einen, schicksalhaften Tag, an dem er aus diesem Grund alles verloren hatte. Ihm war schlecht. Doch im Grunde kümmerte es ihn nicht. Er hatte Dinge über die Anderen erfahren, Dinge, die jeder von ihnen um jeden Preis versteckt halten wollte. Das brachte sie wieder auf die gleiche Höhe - und mit jeder Sekunde fühlte Vaunir sich wieder besser. Er hatte sich wieder aufrichten können.
    Seine Finger rieben an seinem Kinn, das inzwischen dünnen Drei-Tage-Flaum trug - die wenigsten Elfen hatten einen anständigen Bartwuchs. Er überlegte fieberhaft. Sein Gefühl sagte ihm, dass er kurz davor war, die Lösung für ein Rätsel gefunden zu haben.
    Was zählt die Wahrheit denn noch, wenn sie nur darauf basiert, was wir für wahr halten? ... Alles, würde ich sagen. Aber die Wahrheit muss nicht die Realität sein ... was ist gelogen, was nicht? Es ist egal, solange wir es glauben.
    Das müsste aber bedeuten ...

    "Tepsrak! Siehst du Magie um diese Schlange herum?!?" Wenn seine Idee nicht so wild aus der Luft gegriffen war, wie er befürchtete, dann war diese Schlange dabei, sie in ein fieses kleines undurchsichtiges Netzwerk einzuweben, einen Zauber, der sie alles glauben machen würde, was die Schlange von sich gab. Und da sie anscheinend in ihre Geister blicken konnte, wusste sie genau, was es brauchte, um sie aus dem inneren Gleichgewicht zu bringen.
    "Und selbst wenn, was willst du dagegen machen?", fragte Khumulus zweifelnd.
    "Du hast doch von diesem Magie verschlingenden Dämonen erzählt - hat Tepsrak vielleicht etwas von seinen Fähigkeiten geerbt?"
    "Unwahrscheinlich ..."
    "Ja, da ist etwas", antwortete Tepsrak. Sie mussten sich konzentrieren, um miteinander zu sprechen, da die Gedanken der Schlange zimelich dominant waren.

  • "Tepsrak! Siehst du Magie um diese Schlange herum?!?" Vaunirs Ruf riss den Dämon zurück in die Realität. Er hatte unbewusst versucht, seinen Geist gegen die Aussenwelt und insbesondere gegen die Schlange abzuschirmen, jedoch ohne grossen Erfolg.
    "Ja, da ist etwas. Wie sonst sollte sie in unseren Köpfen wühlen können?"
    "Dann hör zu, ich habe eine Idee. Kennst du vieleicht... Nein, bist du verwandt mit einem Dämon namens Harax? Harax dem Seelenverschlinger?"
    Unerwartet wandte sich Tepsrak dem Elfen zu. "Was? Woher kennst du diesen Namen?!"
    "Unwichtig! Sag, ist er einer deiner Vorfahren?"
    Tepsrak wurde nachdenklich. "Vermutlich. Aber seine Geschichte ist zu alt um sicher sein zu können. Ich glaube ich weiss, worauf du hinaus willst, und das gefällt mir nicht." Er erwiederte den fragenden Blick des Elfen. "Es ist nicht unwahrscheinlich, dass ich die Fähigkeiten von Harax besitze, schliesslich kann ich genau wie er Magie sehen. Aber wenn, dann sind sie noch nicht erwacht. Sie schlummern in Tiefen meiner Seele, zu denen mein Bewusstsein keinen Zugriff hat. Die einzige Möglichkeit wäre, dass ich..." Tepsrak schüttelte den Kopf, "Es wäre zu riskant." Plötzlich brach Mithril mit einem stummen Schrei zusammen, über ihm der Kopf der gewaltigen Schlange.
    "Da siest dus! Du weisst, dass es wahr ist! Auch wenn du es verleugnen willst, du hörst ihre Stimme und spürst ihre Verzweiflung. Das Leiden deiner eigenen Mutter."
    Tepsrak betrachtete die Szene. Sah, wie die Gruppe aus gestandenen Kriegern von nichts weiter als den Worten einer Schlange in die Knie gezwungen wurde. Tara, Mithril, Vaunir... Sie hatten von seinem Verrrat erfahren und waren trotzdem an seine Seite geeilt um ihm zu helfen. Er selbst wurde in ihre dunklen Geheimnisse eingeweiht, aber es störte ihn nicht mehr. Im Gegenteil, Tepsrak spürte eine neue... Verbundenheit mit seinen Gefährten. Er wusst, dieses mal würde er nicht wegrennen.
    "Nein, du hast recht.", sprach er entschlossen zu Vaunir. "Ich haben keine andere Wahl, wenn wir das hier überstehen wollen. Sorge du dafür, dass die anderen beiden den Weg zurück in die Gegenwart finden und, ich bitte dich", der Dämon blickte dem Elfen ernst in die Augen, "falls sich mein Blut plötzlich schwarz färben sollte, dann flieht und bringt soviel Abstand zwischen euch und mich wie nur irgendwie möglich. Sollte ich nicht mehr zu mir finden können, wird es hässlich werden." Der Dämon wartete weder auf eine Antwort noch gab er eine Erklärung ab, stattdessen wandte er sich der gefiederten Schlange zu.
    "Hey! Quezal! Lass von dem Menschen ab und rede gefälligst mit mir!" Die kalten eisblauen Augen trafen auf den brennenden blutroten Blick. Tepsrak spürte den bohrenden Geist, aber wehrte sich nicht mehr dagegen. Er liess es einfach zu, genau wie die Welle des Hasses, die in seiner Seele aufschäumte. Für den Bruchteil einer Sekunde zuckte die Schlange erschrocken zurück. Der Dämon lachte. "Was ist den los? Wieso plötzlich so zurückhaltend? Du kannst meine Gedanken lesen, also solltest du doch wissen, was ich vorhabe."
    "Du willst deinen Urinstinkten freien Lauf lassen und wieder zur blutrünstigen Bestie werden, die du seit deinem Verrat unterdrückt hast?! Du weisst genau, dass das nicht funktionieren wird. Du wirst bloss die Kontrolle verlieren und Amok laufen."
    "Ich will das Rätsel lösen. Ich will meine Freunde beschützen. Solche frommen Wünsche bringen uns hier nicht weiter. Was wir gegen dich brauchen, ist Mordlust. Primitiver Hass, in dem deine falschen Worte jämmerlich ersaufen und dem du nichts entgegenzusetzen hast. Ich bin ein Dämon. Meine Natur ist die des Bösen, also tu mir den Gefallen und Schrei, wenn ich dich töte." Tepsrak liess den letzten Wiederstand seiner Seele fallen und stürzte sich laut brüllend auf die Gefiederte Schlange, einzig getrieben von einem alles verschlingenden Blutdurst.

  • Um sie herum herrschte vollkommene Dunkelheit und sie war wieder ein Kleines Kind das weinend dakniete. Um sie herum herrschte vollkommene Stille." Komm schon Tara, wenn ich dir etwas beibringen soll, musst du auch gewillt sein, zu lernen." Die Stimme ihres Meisters klang gedämpft. "Ich schaffs nich. " antwortete sie schniefend. "Komm schon. Konzentrier dich." Diesmal klang die Stimme leiser, als würde sie sich von ihr entfernen. "Ich versuchs ja." Keine Antwort. Unsicher erhob sich dass Mädchen und lief in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Sie lief und lief doch die Dunkelheit schien einfach kein Ende zu nehmen. Sie versuchte sich an das zu erinnern, was er ihr beigebracht hatte. Aber irgendwie wusste sie dass "Die Dunkelheit ist dein Freund" in diesem Fall nicht unbedingt weiterhelfen würde. Plötzlich hörte sie eine andere Stimme. Dumpf und weit entfernt aber Tara wusste dass sie sie irgendwoher kannte. Erst ging sie langsam doch nach und nach beschleunigte sie ihr Tempo bis sie schließlich rannte. Die Stimme wurde lauter und deutlicher und auch der Gang in dem sie sich befand immer heller bis sie schließlich geblendet wurde.
    Das erste was die Diebin bemerkte war, dass Vaunir vor ihr kniete, an ihren Schultern rüttelte und sie anbrüllte. ".....m zu dir, verdammt!" "Was is los?" Fragte sie, noch immer leicht verwirrt. Da entdeckte sie Tepsrak, der sich auf die Riesenschlange stürzte. Ach ja genau."Wir müssen ihm helfen." Rief sie und erhob sich. Vaunir machte einen erfolglosen aber auch vollkommen unnötigen Versuch, sie zurückzuhalten. Tara fiel ihr verletztes Bein erst ein, als sie schon wieder am Boden lag." Nein." Rief der Elf. "Hilf mir lieber mit Mithril. " Er deutete auf den Mann der ebenfalls am Boden kauerte und vollkommen fertig wirkte."War ich. .. war ich auch so?" Fragte die Diebin. Von Vaunir kam keine Antwort.

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  • Mit einem wütenden Brüllen stürzte sich Tepsrak auf Quetzalcoatl, welcher sich ihm nun vollständig zugewandt und sich drohend aufgeplustert hatte. Zwar sah der Dämon aus den Augenwinkeln, wie Vaunir Tara half und beide sich danach um Mithril kümmerten, aber er realisierte es nicht. In seinem Geist drehte sich alles nur noch um eines: Töte!
    Die Schlange stiess ein lautes Zischen aus, welches in den Ohren schmerzte, und versuchte, dem Angriff auszuweichen, was ihr jedoch nur zur Hälfte gelang. Anstatt in ihre Kehle gruben sich Tepsraks Krallen in das Fleisch oberhalb des Flügelgelenks. Der riesige Kopf schoss auf ihn zu, aber er hatte sich schon wieder mit einem Sprung rückwärts in Sicherheit gebracht.
    "Kch kch kch, für so einen Wurm bist du aber ganz schön unbeholfen und langsam. Du musstest halt nie körperlich kämpfen, hab ich recht? Wie langweilig, da macht es ja gar keinen Spass." Quetzals Federkrone richtete sich zitternd auf und das wütende Zischen schwoll an.
    Stimmt.”, sprach er mit zorniger Stimme und griff an, wenn auch nicht mit einer physischen Attacke. Tepsrak Jaulte vor Schmerz auf, als sich der Geist der Schlange wie ein Pfeil in seine Seele bohrte. Er brüllte und stürzte sich rasend wieder und wieder auf die gefiederte Schlange, welche zwar um einiges grösser war als der Schattentiger, ihm aber in Geschwindigkeit und Beweglichkeit deutlich unterlag. Jedoch verletzten die scharfkantigen Schuppen den Dämon bei jedem seiner Angriffe, wodurch beide nach kurzer Zeit aus unzähligen Wunden bluteten.

    Je länger der Kampf dauerte, desto übermächtiger wurde Tepsraks Blutdurst. Durch eine Finte gelang es ihm, der Schlange von hinten auf den Rücken zu springen und sich bei den Ansätzen der Flügel festzukrallen.
    “Diese Schwingen sind eine Schande! Würmer haben gefälligst zu kriechen!”, knurrte er bösartig und rammte mit aller Kraft seine Zähne den Muskel des Gelenks, bis sie auf Knochen stiessen. Quetzals schmerzverzerrter Schrei gepaart mit dem Geschmack vom Blut des Feindes liessen seine Mordlust geradezu überschäumen. Tepsrak spürte regelrecht, wie sein Blut kochte. Mit einer theoretisch unmöglichen Verrenkung des Halses versuchte die Schlange verzweifelt, ihren Angreifer mit der Schnauze zu fassen zu kriegen. Was sie auch tat, sie erwischte seine Rumpfseite. Es war nicht tief, aber der Schmerz, der ihm durch den Körper fuhr, riss auch noch die letzte Mauer in seinem Geist nieder und der Dämon verlor endgültig die Kontrolle. Schwarzes Blut strömte durch seine Adern und eine Kraft stieg in ihm auf, welche er mit einem Brüllen ausbrechen liess. Hellblaue Flammen, denen von der Verwandlung nicht unähnlich, umspielten seinen gesamten Körper, wobei sie an den Pfoten, der Schwanzspitze und dem Nacken besonders stark hervortraten. Das kalte Feuer trat auf Quetzal über... Nein, der Dämon lies es auf Quetzal übertreten. Er kontrollierte es! Deutlich konnte er sehen, wie die Magieadern von den Flammen verzehrt wurden und eine nach der anderen erlosch. Die Schlange wand sich vor Qual, weigerte sich aber beharrlich, zu Boden zu gehen. Je mehr der Lichtadern zu Asche zerfielen, desto schwächer wurden die geistigen Attacken. Mit der letzten erlosch auch das Feuer, welches die Schlange umspielte, während Tepsrak noch immer umzüngelt wurde.
    Verwirrt und orientierungslos zuckte der Kopf der Schlange hin und her, ohne ihre Magie war sie verloren. Plötzlich ertönte ein Surren und ein Pfeil bohrte sich in den seitlichen Brustkorb der Bestie, gefolgt von zwei weiteren. Instinktiv wandte sich Quetzal dem neuen Angreifer zu, woraufhin Tepsrak die kurze Unaufmerksamkeit ausnutzte und sich auf die nun ungeschützte Kehle stürzte, welche er mit wenigen Krallenhieben zerfetzte.
    “Verrecke!”
    Der Schrei des Biestes wurde zu einem Gurgeln, als ihm das eigene Blut in die Lunge floss und das edle lavendelfarbene Schuppenkleid befleckte. Tepsrak sprang ab und schaute mit einem fiesen Lächeln im Gesicht zu, wie Quetzalcoatl hustend und würgend nach Atem rang und nach kurzer Zeit röchelnd zusammenbrach, eine stetig grösser werdende Blutlache unter ihm.
    Der Dämon stiess ein triumphierendes Gebrüll aus. Er atmete schwer, seine Muskeln zitterten vor Anspannung und aus der Bisswunde im Rumpf, genauso wie aus den vielen kleinen Schnitten, sickerte langsam dunkles Blut.

  • Sie standen da - zitternd, bleich, unsicher. Erschrocken. Aber Vaunir war sich sicher, dass sie alle die Wärme in ihrer Brust spürten, die der Sieg, aber vor allem die gegenseitige Offenbarung verursacht hatte. Quetzalcoatl war tot.
    Er ließ seine leicht zitternde Hand sinken. Die Schüsse waren präzise gewesen, dafür hatten lange Jahre der Übung gesorgt. Mithril hatte genauso schnell reagiert; die Sehnen ihrer Bögen zitterten noch.
    Tepsrak blickte sie an, einen nach dem anderen. Vaunir wich instinktiv ein Stück zurück. Was er gesehen hatte, hatte ihn erschrocken. Was er gesehen hatte, hatte jeder Vernunft entbehrt. Es war sichtbar gewesen, wie der Dämon Stück für Stück seine Hemmungen fallen ließ, wie er immer wilder wurde und in den Blutrausch versank, an dessen Ende die Flammen gestanden hatten.
    Er hatte sie gerettet.
    Vaunir verstand jetzt auch, wieso Khumulus ihn gefürchtet hatte und immer noch etwas fürchtete. Sollte es einmal so weit kommen, dass Tepsraks Zorn sich gegen sie wenden würde, wäre der kleine Geist, also nichts weiter als ein Fetzen Magie mit einem Bewusstsein, wie ein Tropfen, der auf eine Bratpfanne fiel - verdampft.
    Er hatte auch die Stränge gesehen, an denen die Flammen entlanggewandert waren. Vermutlich waren sie für Tepsrak als Magie sichtbar.
    Die Sekunden vergingen, und mit jeder weiteren klärte sich der Blick des Dämons wieder. Als er Vaunir wieder ansah, konnte dieser nicht anders als zu grinsen. Er wusste nicht, wieso, aber er fühlte sich einfach gut.
    Neben ihm fing Mithril an zu lachen, und Tara war ebenfalls erheitert. Und aus Tepsraks Kehle drang ein rhytmisches Grollen, das nur als Gelächter zu benennen war.

  • Mithril starrte fassungslos auf den Dämon. Diese Wildheit, diese Brutalität. Und dann erst die Flammen. Aufmerksam beobachtete er wie sich der Dämon von seinem totem Opfer abwandte und mit den geschmeidigen Schritten einer Raubkatze auf sie zukam. Er spürte wie sich die Hand um seinen Bogen verkrampfte. Noch immer funkelte Blutgier in den feurigen Augen Tepsraks, noch immer versprachen ausgefahrene blutverschmierte Krallen einen raschen Tod. Wer sagte ihnen, dass der Blutdurst dieses Dämon gestillt und die Mordlust verebbt war? Wer sagte das Tepsrak die Bestie, die in seinem Namen Quetzalcoatl besiegt hatte, überhaupt noch in Griff hatte. Dann jedoch blieb der Dämon einige Schritte vor ihnen stehen und tat nichts weiter als sie anzustarren. Nichts an ihm versicherte ihnen Friedfertigkeit, aber auch nichts deutete darauf hin, dass er sie Angriff. So blieben sie alle stehen. Gegenüber, sich mit Blicken fixierend. Dann verblasste das gefährliche Schimmern in Tepsraks Augen und wie zum Zeichen glitten seine Krallen zurück. Plötzlich wurde Mithril die Absurdität ihres Verhaltens bewusst. Die Schlange hatte sie alle bedroht und angegriffen. Tepsrak hatte sie alle von ihrem Einfluss befreit, indem er sie angriff. Vaunir und er hatten ihm ihrerseits geholfen die Schlange zu besiegen und jetzt? Jetzt standen sie sich hier feindselig gegenüber wie Gegner, denen klar war, dass am Ende nicht alle überleben durften, wenn man selbst überleben wollte. Tepsrak würde ihn nicht angreifen und auch nicht Vaunir oder Tara. Er lachte laut auf. Erleichtert. Zu seinen Seiten hörte er Vaunir mit einfallen und gleich darauf Tepsrak mit einem Grollen, das wohl als Lachen zu erkennen war. Die ganzen Stunden des Misstrauens, des Wartens auf einen Verrat oder auf die Chance selbst einen zu begehen, schien ihm jetzt lächerlich. Jetzt, da ihm klar geworden war, dass sie nur auf eine Weise hier herauskamen. Indem sie einander Vertrauten.

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley