Samain Kelly, p.d. (Bd.1-3)

Es gibt 95 Antworten in diesem Thema, welches 35.834 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (10. August 2019 um 11:19) ist von Tom Stark.

  • Aus der Anregung heraus, aus der Figur Sam Kelly mehr als nur eine kurzlebige Kurzgeschichtenheldin zu machen habe ich mir ernsthaft überlegt sie zu einem Langzeitprojekt zu machen. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob ich genug Ideen zusammen bekomme und/oder diese nicht für meine Sinistre-Reihe benutzen will, die nach wie vor mein Hauptprojekt ist. Daher habe ich mir einfach einen Einstiegstext überlegt, quasi das erste Kapitel. Auch wenn es nicht so scheint stehen erst vage Ideen der Handlung fest und ich weiß auch noch nicht, ob ich sie in einer eigenen Welt oder der Sinistre-Welt ansiedeln soll. Falls jemand bestimmte Wünsche hat, sei es wegen Handlung oder Figuren, bin ich jedenfalls aufgeschlossen. Auch ob es eher Action, eher detektivisch, ernster Horror oder humoristisch werden soll - keine Ahnung. Natürlich kann man bei mir keinen bierernsten Text ohne etwas Selbstironie erwarten. Wer so etwas will, darf gerne meine wissenschaftlichen "Werke" lesen, wobei ich ganz sicher meine Diplomarbeit nie wieder lesen (oder schreiben) würde ...


    Die Bände zum Schnellklicken:

    -------------------
    Tom Stark
    zum Lesen geeignet

    2 Mal editiert, zuletzt von Tom Stark (27. Oktober 2019 um 06:55)

  • Samain Kelly, p.d.

    Es war eine regnerische Nacht, welche versuchte die Sintflut in den Schatten zu stellen. Es schüttete wie aus Eimern und niemand mit etwas Herz jagte selbst den räudigsten Straßenköter von seiner Veranda in den Regen hinaus.
    Wer im Regen sein musste, der war innerhalb weniger Sekunden bis auf die Haut durchnässt, ich muss es wissen, denn ich war einer der Auserwählten. Seit einer halben Stunde wartete ich bereits auf meine Verabredung, mitten auf diesem götterverlassenen Parkplatz. Die Sicht war praktisch gleich Null und ich hatte schon Neumondnächte erlebt die heller waren, obwohl es gerade erst einmal 17 Uhr war ...

    So hätte ich eigentlich anfangen sollen, wenn es nach meinem Verleger geht.
    Ich hätte mich nun noch eine ganze Weile über die misslichen Bedingungen ausgelassen, etwas Mitleid erregt und versucht die Grundstimmung meiner Geschichte einzufangen. Dann, irgendwo auf der zweiten Seite wäre meine Verabredung gekommen und wie zufällig mein Name gefallen. Auf mein genaues Aussehen und Geschlecht hätte ich sie mindestens eine weitere Seite warten lassen und meine Erzählung wäre eine der Vielen gewesen, die auf einem Funken Tatsache beruht und aus 99% zurechtgebogenen Mist bestanden hätte. Alles nett zu lesen, stressfrei, am besten auf der Toilette, nur keine nervigen Fragen auslösend. Die Handlung wäre schön linear zurechtgefeilt, die Fakten alle schlüssig und am Ende hätte das Gute gewonnen und ich wäre mit dem Schlapphut weit in den Nacken geschoben und dem Trenchcoat zusammengelegt über den Arm in meinen alten aber stylischen Sportwagen gestiegen und in den Abspann weggerauscht.
    Mich selbst hätte ich als einen jener Achtzigerjahre-Helden beschrieben, die zwar notorisch pleite waren, aber aus dem Leser unbekannten Gründen von so untadeliger Integrität waren, dass sogar der Bürgermeister meine Nummer im Kurzwahlspeicher hätte. Irgend ein tragisches Schicksal hätte mich zu einem Privatschnüffler werden lassen und die Minihaubitze im Halfter unter meinem linken Arm hätte einen Namen wie Lilli, Betsy oder Susie. Natürlich hätte mich eine alte Freundschaft mit dem Chef der hiesigen Mordkommission verbunden ...

    Da ich aber nun einmal bin, wer ich bin, kann mich mein Verleger mal. Entweder er nimmt die Geschichte oder er lässt es. Ich werde Ihnen keinen Lügen auftischen, also zumindest nicht nur.
    Natürlich werde ich Ihnen nur so viel Wahrheit ... - was macht man eigentlich mit Wahrheit, auftischen ja wohl nicht - ... jedenfalls nur so viel davon, wie sie auch »vertragen« können, um es mal frei nach Jack Nickolson aus »Eine Frage der Ehre« zu sagen.
    Fangen wir einmal - ganz unüblich - mit meinem Namen an: Sam Kelly.
    Wir Kellys haben irische Wurzeln, weswegen Kelly die, nur der bequemeren Schreibweise angepasste, Version von Callaigh ist. Sam wiederum, kommt von Samain, einem der großen vier keltischen Festtage. Wenn ich allerdings danach gefragt werde, flüchte ich mich gerne zu »Samantha«, das wird ohne weitere Fragen akzeptiert, was besonders bei Behörden oder sehr weltlichen Kunden einen unschätzbaren Vorzug darstellt.
    Nun fragen Sie zu recht vermutlich, welche Eltern ihr Kind so nennen. Ich hatte auch eine Weile daran zu knabbern, das können Sie mir glauben, besonders als Kind in der Schule können Sie sich das Gekicher vorstellen, wenn die Mitschüler hören, dass man »Vereinigung« genannt wird. Heute wäre ich allerdings enttäuscht, wenn Mutter sich etwas Profanes wie Jane oder Kate hätte einfallen lassen.
    Immerhin ist sie eine der ältesten und ranghöchsten Druidinnen auf den Britischen Inseln.

    Sie haben richtig gelesen, ich sagte Druidin!
    Und damit meine nicht eine nette alte Dame, die in einem Kupferkessel Zaubertränke braut, die kleine Gallier in die Lage versetzt die ganze römische Legion zu vermöbeln.
    Obwohl, wenn ich ehrlich bin, habe ich sie nie ernsthaft danach gefragt. Egal.
    Vergessen wir fürs Erste diese Miraculix-Vorstellung und stellen Sie sich lieber jemand vor, der mit dem Land auf eine innige Weise verbunden ist, die einer langen, eingespielten Partnerschaft gleichkommt. Das Land achtet auf sie, sie achtet auf das Land. Mit Land ist natürlich nicht nur der Boden, sondern auch das Wetter, die Pflanzen und auch die für die Meisten unsichtbaren Bewohner gemeint. Stellen Sie sich weiter jemand vor, der aus heiterem Himmel zielgenau einen Blitz rufen kann, oder mit etwas Spucke und einem tadelnden Lächeln, einen abgetrennten Finger wieder ohne jede Spur anwachsen lassen kann. Ja, ich rede von Magie, wobei Magie, laut Arthur C. Clarke, ohnehin nur Technologie ist, die man nur (noch) nicht als solche erkennt. Der gute Arthur wusste ziemlich genau, wovon er da gesprochen hat.
    Machen Sie sich keinen Kopf, wenn Sie das jetzt nicht gleich verdauen können, ich selbst brauchte dazu auch ein paar Jahr ... zehnte.
    Was ich aber noch zum Ende meiner vorläufigen Vorstellung hinzufügen will: Druiden-Gene werden vererbt.
    Allein das Wissen genügt nicht ganz, wenngleich es genug Halbdruiden gibt, die zwar das Wissen aber nicht die ausreichende Gabe besitzen. Diese Eingeweihten nennt man Barden, Harfner oder Harper. Warum? Wenn ich daran denke, frage ich mal jemand.
    Aber wie sie schon sicher ahnen, sind mir die Gene sehr wohl vererbt worden, nur tat ich mir lange schwer das nötige Wissen zu akzeptieren. Eine, sagen wir längere Dienstreise, hat mich jedoch eines Besseren gelehrt, doch selbst heute muss ich mich überwinden es laut auszusprechen:
    Ich bin eine Druidin! (Und nein, das ist nicht die Droidin, die Ihr sucht!)
    Oh, und tatsächlich bin ich notorisch pleite und ebenso tatsächlich hat nicht nur ein hoher Würdenträger meine Nummer aus gutem Grund in seiner Kurzwahlliste. Aber ich würde bei so einem Regen im Auto (ein alter Ford Taurus Geländewagen!) warten - ich bin Druidin, nicht bekloppt!

    Fangen wir also nochmal mit der Geschichte an.
    Ich blickte aus dem Fenster, nippte an meiner Tasse Kaffee »Au! Viel Milch«, als ich Schritte auf der Treppe zu meinem Stockwerk hörte. Die Treppe war alt und knarrte gewaltig, so dass jede Stufe ihren eigenen Sound hatte und man sogar erkennen konnte, wie viele Leute heraufstiegen und manchmal sogar welches Schuhwerk sie trugen. Jeden Moment würde die Tür aufgehen, die im oberen Drittel verglast war und wo ich den spiegelverkehrten Schriftzug »Sam Kelly, p.d.« lesen konnte.
    Die Meisten denken das p.d. steht für private detective und ich widerspreche dem selten. Tatsächlich komme ich so an meine leichteren und oft besser bezahlten Jobs. Untreuen Männern nach spionieren, Alarmanlagen checken, vermisste Personen aufspüren, das Übliche eben. Eigentlich steht es aber für personal druwid, das ist so etwas wie ein Personal-Trainer, nur dass ich mich eher sekundär um das körperliche Wohl meiner Kunden kümmere. Ich sorge dafür, dass Flüche gemildert oder aufgehoben werden, dass ein Hausgeist sich mit dem weltlichen Bewohner arrangiert, die wütenden Elfen im Garten besänftigt werden oder, in wirklich drastischen Fällen, auch mal ein Brückentroll unter eine andere Brücke zieht und nicht jeden Vollmond arglosen Autofahrer den (letzten?) Schrecken ihres Lebens einjagt.
    Eigentlich war es ein angenehmer Frühsommertag, als mich Sean O'Harra, der stellvertretende Leiter der MI5 Sektion Wales in meinen kleinen Büro in Swansea aufsuchte und einen Mann mitbrachte, den man ohne zweimal hinsehen zu müssen als Amerikaner im Staatsdienst erkennen konnte ...

    -------------------
    Tom Stark
    zum Lesen geeignet

    4 Mal editiert, zuletzt von Tom Stark (22. Juni 2015 um 15:10)

  • Sooo lieber Tom, habe mir den Anfang dann mal zu Gemüte geführt :)
    Also sprachlich wie stylistisch gibts wieder mal nichts zu meckern.
    Gerade den Teil mit der kritischen Reflexion des eigenen Geschichtenanfangs fand ich wieder mal sehr gelungen :thumbsup:

    Kommen wir also direkt zu deiner Frage: Ob ich mir Sam in der Sinistre Welt wünschen würde? Ja unbedingt :D Alles was mit der sympathischen Vampirin zu tun hat kann nicht schlecht sein und ich bin mir ziemlich sicher, dass du eine etwaige Begegnung der beiden auch exzellent schildern würdest. Ich bin mir allerdings nicht ganz sicher, ob Sam und Sin zusammen passen :huh:
    Der Grundton der bisherigen Sam Story hat sich nach meinem Empfinden zumindest schon deutlich von der Sin-Atmosphäre unterschieden ... allerdings ist die Aussicht auf ein Crossover (selbst wenn es nur Wunschdenken bleiben sollte :D ) trotzdem dermaßen verlockend, dass ich mir da ehrlich gesagt kaum zwei getrennte Welten wünschen kann ;)

    Aus einer großen Gesellschaft heraus
    ging einst ein stiller Gelehrter nach Haus.
    Man fragte: "Wie sind sie zufrieden gewesen?"
    "Wärens Bücher", sagte er, "ich würd' sie nicht lesen."

    Johann Wolfgang von Goethe

  • Ich muss wohl gestehen, nicht wirklich über die Sinistre Story Bescheid zu wissen :/ insofern kann ich nicht recht sagen, wie das passen könnte/würde.

    Prinzipiell gefallen mir aber Crossovers - oder Geschichten, die in derselben Welt spielen, deren Akteure sich aber nicht oder nur am Rande kennen und sich hin und wieder über den Weg laufen ^^ (oh Wunder :P )

    Wie auch immer - Wieder erinnern mich gewisse Details an Pratchett (die Sache mit den Druiden und dem Land war schon sehr Wetterwachs-lastig ^^ ), allerdings ist der Unterton weitaus weniger märchenhaft als die ursprüngliche Sam Kelly-Geschichte :) mal ganz abgesehen von den Details ihrer Herkunft und ihrer Fähigkeiten ^^

    Ganz klar das Highlight dieses Abschnitts: Der Anfang ^^ ich musste wirklich grinsen, bildhaft-ironisch, wie ich es mag :thumbsup: Aber auch der Rest baut ein sehr schönes "Es ist besonders aber doch für mich normal"-Ambiente auf, das ich hin und wieder vergeblich zu erreichen versuche :huh:
    Sam ist immer noch äusserst sympathisch, man freut sich, sich mit ihr in ein Abenteuer zu stürzen, und sie gibt einem das Gefühl, es im Griff zu haben - was auch immer "es" ist ^^
    Nun, gewohnt ein Top-Text. Und ich bin zuversichtlich, dass er, egal wie, von dir wunderbar zur vollen Grösse entwickelt wird :)


    "You know what the big problem is in telling fantasy and reality apart? They're both ridiculous."

    - Twelve

  • Auch ich mag deinen Anfang sehr gern!
    Hat mich fasziniert und besonders dann der teil, wo Sam sagt: Da ich aber nun einmal bin, wer ich bin, kann mich mein Verleger mal!
    Sehr gut XD Macht sie gleich sympathisch.

    Also auch ich muss mich Klim anschließen und habe keine Ahnung XD
    Aber es klingt wirklich nach Prachett und bei dem isses immer super, wenn Geschehnisse in der selben Welt spielen, auch wenn die Cars sich untereinander kaum oder gar nicht kennen :)

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Sean war ein großer rotbärtiger Mann und durch seine bereite Statur wirkte er noch massiger. Es gehörte nicht viel Phantasie dazu sich vorzustellen, dass er zur legendären 87er Waliser Rugby-Nationalmannschaft gehörte, die sogar den unglaublichen dritten Platz bei der WM erreichte. Auch heute noch gilt er als "Rugger"- Ikone und dient bei kniffligen Pressekonferenzen als Frontmann des MI5. Wenn man aus einem Land kommt, wo man Rugby nur als Randsport kennt, kann man sich seine Beliebtheit hierzulande kaum vorstellen. Hinzu kommt, dass er wie einer dieser sympathischen Riesen rüber kam, die man einfach knuddeln will und die keiner Fliege was zu Leide zu können.
    Bei Fliegen weiß ich das ja nicht, aber ich habe bei einem gemeinsamen Einsatz gegen einen eingeschleppten japanischen Tengu selbst miterlebt, wie er zwei besessene, mit Schwertern bewaffnete Männer, mit bloßen Händen auseinandergenommen hat. Ich persönlich hatte nicht vor seine Friedfertigkeit jemals auf eine Probe zu stellen.

    Obwohl der Amerikaner etwas kleiner war, wirkte er nicht wesentlich schmächtiger und auch sein schicker dunkelblauer Anzug konnte die militärische Ausbildung für sachkundige Blicke nicht kaschieren. Schon beim Eintreten ging er versetzt zu O'Harra, anstatt direkt hinter ihm, wie es die Meisten machen würden. Sobald er im Raum war, bewegte er sich nach links um die Tür nicht unmittelbar im Rücken zu haben und sie im Notfall schnell öffnen zu können.
    Army Special Forces, SEALs oder CIA tippte ich und war gespannt, was davon zutreffen würde.
    Er war blond mit einem unauffälligen Haarschnitt und sein Gesicht war tadellos rasiert. Die graublauen Augen schauten auf diese verdeckte Art aufmerksam, die einem Ermittler schnell zu Eigen wird, der nicht als solcher auftreten will.
    Ich erhob mich und streckte O'Harra die Hand hin, die Tasse immer noch in der Linken.
    Der Bär von Mann legte mir beide Pranken um meine vergleichsweise winzige Hand und das warme Lächeln seines Mundes stand auch in seinen Augen.
    »Bezaubernd, wie eh und je.«
    Ich lachte, weil das ein kleiner Scherz zwischen uns war. Bevor er mich kannte, hielt er Zauberei bestenfalls für Special Effects. Wie ich den japanischen Dämon schließlich in ein Fass 240 Jahre alten Single Malt Whiskey gebannt hatte - es war einfach nichts besseres da - hat ihn dann doch beeindruckt. Das Fass steht übrigens in einer Zelle der Hochsicherheits-Asservatenkammer des Scotland Yard. In der Nachbarzelle standen, soweit ich mich erinnere, einige Kisten mit für das Radar unsichtbare Stinger-Raketen.
    Seitdem konsultierte er mich ein paarmal, wenn er den Verdacht hatte, dass er mit paranatürlichen Gefahren umgehen musste.
    »Samain Kelly, John Burke, Botschaftsattaché der Vereinigten Staaten von Amerika.«
    Ich reichte ihm ebenfalls meine Hand und musterte eingehend seine Augen.
    »Ahja, Mr. Burke. Ich muss wohl dankbar sein, dass Sie nicht Smith heißen?«
    Auch wenn sein Gesicht ernst blieb, bildeten sich feine Fältchen um die Augen.
    »Manchmal kann man sich den Namen einfach nicht aussuchen.«, bestätigte er meinen Verdacht und machte damit Punkte. Viele hätten darauf bestanden ihre lächerliche kleine Tarnung aufrecht zu halten.
    »Nehmen Sie bitte Platz und erzählen Sie mir bitte, was ich für das US-Militär tun kann.«
    Ich erntete einen erstaunten Blick von Burke, der dann O'Harre vorwurfsvoll anschaute.
    »Dieser hob beide Hände: »Von mir hat sie das nicht. Aber ich habe sie ja, vorgewarnt, Burke, dass Miss Kelly ziemlich schnell jede Fassade durchschaut.«
    Während ich mich auch wieder setzte entging mir nicht, dass er diese Warnung wohl als übliche Prahlerei abgetan hatte. Das überraschte mich nicht. Die meisten US-Militärs halten Nichtmilitärs und ganz besonders Ausländer für weich in der Birne. Das ist womöglich unabdingbar, wenn man bei jeder Sportveranstaltung hört, dass man in der Heimat der Freien und Tapferen wohnt, dabei kann man frei durchaus als chaotisch und tapfer als mutig, aber nicht besonders clever interpretieren. Natürlich würden wir das unsrem großen Bruder und Hauptverbündeten nie ins Gesicht sagen. Immerhin lassen sie Gott ja auch in Ruhe unsere Königin schützen; so sind alle zufrieden.

    »Kennen Sie sich mit muslimischen Geistern aus?«, fragte mich Burke endlich mit einem skeptischen Unterton.
    Ich runzelte meine Stirn. »Natürlich habe ich ein bisschen etwas über deren Dschinns gelesen, bin aber noch keinem begegnet. Mir sind die Mythen über Afriten oder Shaitans bekannt, Mariden oder Ghule sollen den unsren Pendants sehr ähnlich sein und die Hatifs sind Geisterstimmen oder Erscheinungen. Die Wesen der Anderwelten sind vielfältig, genauso wie ihre Namen in den jeweiligen Regionen, aber wie auch in der normalen Physik oder Biologie gibt es bestimmte Analogien und Wesensarten, die sich extrem ähneln. Zudem bestehen in der Tat meist Verwandtschaften zu den Anderweltlern anderer Regionen. So wie die menschliche Gesellschaft nicht aus lauter unabhängigen abgeschlossenen Reichen besteht, verhält es sich auch in den Anderwelten.«
    Burke hebt beide Augenbrauen und blickt erneut zu seinem britischen Kollegen.
    »Ich sagte doch, dass sie ihren Job kann.«
    Der Amerikaner räuspert sich. »Sie müssen schon verzeihen, aber es gibt keine wissenschaftlichen Beweise für solche ... Reiche.«
    Ich schmunzelte. »Mag sein, aber dennoch sind Sie jetzt bei mir. Wo genau drückt denn der Schuh?«
    Unwillig den Kopf schüttelnd, lehnt er sich zurück und verschränkt die Arme. Als ob er diese Reaktion erwartet hätte, fing O'Harra an zu berichten.

    -------------------
    Tom Stark
    zum Lesen geeignet

    2 Mal editiert, zuletzt von Tom Stark (14. Juli 2015 um 16:51)

  • Hi Tom ^^

    Während ich mich auch wieder setzte entging mir nicht, dass er diese Warnung wohl als übliche Prahlerei abgetan hat.

    Zeit

    Immerhin lassen sie Gott ja auch in Ruhe unsre Königin schützen;

    unsere

    Natürlich habe ich ein bisschen etwas über deren Dchinns gelesen

    Hm also ich kenne bis jetzt nur die Schreibweise Dschinn. Aber ich fürchte darüber kann man diskutieren

    Marids

    Die Mehrzahl ist Mariden ... zumindest sagt das Bartolomäus ^^

    Als ob er diese Reaktion erwartet hätte, fängt O'Harra an zu berichten.

    Zeit

    So das war's ^^
    ich bin gespannt was du zauberst... Batolomäus zählt zu meinen Lieblingsbüchern und das scheint ganz schön in die gleiche Richtung zu gehen ^^
    Storymäßig habe ich eigentlich nichts zu bemängeln... mir gefallen besonders deine kleinen Gimmicks mit Bezaubernd etc ^^
    Mal sehen was O'Harra zu berichten hat ^^

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • @Miri
    Besten Dank. Da ich sonst meist im Präsens schreibe, schleicht sich gerade noch eine Menge ein.
    Dschinn war ein Tippfehler und wenn Barti das meint, machen wir die Mehrzahl los. Klingt zudem schöner.

    Habe aufgehört Bartimäus (den meintest du, denke ich mal) zu lasen, als die Freundschaft zwischen Barti und Nate sich aufzulösen begann. Irgendwann lese ich es mal zu Ende. Besonders der vierte Band soll ja etwas Besonderes sein.

    -------------------
    Tom Stark
    zum Lesen geeignet

  • verdammt XD ich muss immer an den Typen aus der Bibel denken, deswegen schleicht sich bei mir immer ein Bartolomäus ein XD
    Aber hey, du bist dem schleichen nicht allein XD
    ich beschränke mich ab jetzt auch einfach mal auf Barti XD
    ich liebe diesen behinderten Humor XD So Hammer XD
    Achja und ich habe auch noch nicht den dritten Band gelesen XD habe aber beschlossen, dass ich das auf jeden Fall noch machen werde (ersteht ja im regal) aber ich hab soooooo viel anderes zeug zu lesen XD

    EDIT:
    ich sehe gerade: "Afrits" Mehrzahl hier das Gleiche: Afriten ^^

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • »Wie Ihnen bekannt ist, engagiert sich die Krone bei der Friedensmission in Afghanistan.«
    Ich runzelte meine Stirn, weniger weil ich das nicht wusste, auch wenn ich wirklich nicht genau wusste, warum genau wir dort Truppen hatten. Ich schätze das ging aber nicht nur mir so. Vielmehr hatte ich nicht erwartet für ein Problem konsultiert zu werden, das sich quasi am anderen Ende der Welt ergab.
    »Zusammen mit unseren amerikanischen Freunden haben wir in Ghandom eine Basis. Das ist in der Nähe von Kandahar.«
    Natürlich hatte ich von Kandahar gehört. Es war erst vor Kurzem aus den Händen der Rebellen befreit worden, glaubte man den enthusiastischen Nachrichten von CNN oder NBC. Ich bezweifelte aber stark es auf einer Karte auch nur ungefähr hätte einzeichnen können, ganz zu schweigen dass ich irgendetwas anderes über die Gegend wusste.
    »Der Vorfall, der uns konkret misstrauisch gemacht hat, war als eine Patrouille der dritten South-Essex (Militärischer Truppenverband, der seine Heimatbasis im Süden von Sussex, England hat) von Aufständischen überrascht wurde. Sie wurden buchstäblich überrannt und hatten keine Chance. Dennoch hatten sich drei der Soldaten in ein fast zerstörtes Gebäude retten können und sich dort 16 Stunden lang verschanzt und alle Angriffe der Rebellen zurückschlagen können.«
    Mir war zwar weiterhin unklar, inwieweit das für mich relevant wäre, aber ich hatte ein ganz mieses Gefühl. Gewalt mit vielen Toten ist eine echte Fundgrube für alle möglichen Wesen der Anderwelt. Es gibt sogar einige der Feen, die sich vom Leid und dem Schmerz der Sterblichen ernähren und daraus gewaltige Machtreserven ernten können. Mir fielen spontan die Cŵn Annwn ein, Jagdhunde der wilden Jagd, die sich manchmal losrissen, um die Seelen frisch Verstorbener zu jagen.
    »Als uns die Verbündeten aus den USA zu Hilfe eilten, konnte eines ihrer MQ-9 Reaper (waffenbestückte Drohne), welches das Kampfgebiet aufklärte, sehen, wie die drei Männer endlich doch noch überwunden wurden. Die Rebellen haben nicht weniger als fünf Raketen von allen Seiten in das Gebäude geschossen.«
    Natürlich taten mir unsre wackeren Soldaten leid, aber so langsam wünschte ich, er würde zum Punkt kommen.
    »Diese Aufnahmen sind keine 24 Stunden alt und wurden unmittelbar nach dem Einschlag der Raketen gemacht.«
    O'Harra nickte Burke zu, der aus seiner Jackeninnentasche einen Umschlag mit 4 Bildern holte und diese langsam auf meinem Schreibtisch ausbreitete.
    »Es versteht sich, dass das hochgeheime Aufnahmen sind.«, betonte er.
    »Das heißt also, ich darf sie nicht bei Face-Book posten? Mist ...«, spöttelte ich, bis ich sah was die Bilder zeigten.
    Mein Mund wurde trocken und meine Fingerspitzen begannen zu schmerzen, eine deutliche Reaktion meine Körpers, wenn mein Bedürfnis Leben zu bewahren meine Magie aufweckte.

    Das erste Bild zeigte viel Staub und Schutt und die völlig zerfetzten Leichen. Die Männer hatten versucht so gut wie möglich Deckung zu finden.
    Das zweite Bild zeigte wie ein Schatten sich über die Ruine legte, als spannte jemand eine Plane über dem Gebäude. Das Bild blieb jedoch klar wie zuvor.
    Im dritten Bild sah man drei Krähen, die angesichts der Gebäudetrümmer zum Vergleich groß wie Schäferhunde waren. Die Vögel hackten auf die Brustkörbe jeweils eines Soldaten ein.
    Im letzten Bild konnte man eine Silhouette, ein Schattenriss einer Person sehen, die mitten in der Ruinen stand. Man konnte vage ihren Umhang und einen Stab erkennen.
    »Gibt es noch weitere Bilder?«, fragte ich und musste mich wegen des trockenen Halses räuspern.
    »Ja«, erwiderte Burke, »aber die zeigen nichts Ungewöhnliches.«
    »Schauen Sie sich einmal die Zeitstempel an, Sam.« Seans Stimme machte mir beinahe mehr Angst als die Bilder.
    Tatsächlich waren alle vier Bilder innerhalb einer halben Sekunde aufgenommen worden.
    »Wollen Sie sagen, das alles geschah in vier Zehntel einer Sekunde? Davor und danach waren weder Vögel noch Gestalt zu sehen?«
    Burke lehnte sich nach vorne und stützte sich mit beiden Handflächen auf dem Schreibtisch ab. »Ganz genau.« Dann lehnte er sich wieder zurück und betrachtete aufmerksam mein Minenspiel.
    »Okay, schon klar, warum euch das komisch vorkommt. Aber Ihr habt sicher schon andere nach ihrer Meinung gefragt?«
    O'Harra schnaubte. »Von Fehlern bei der digitalen Codierung bis zu bewusster Fälschung haben wir alles gehört.«
    Ich nickte ernst. »Es wäre nicht das erste Mal, dass die USA uns mit gefakten Aufklärungsbildern hinters Licht führen würde.«
    Burkes Gesichtsmuskeln zuckten, als er seine Kiefer zusammenpresste. Die gefälschten angeblichen Bilder von Massenvernichtungswaffen im Irak belasteten die Beziehungen der Militärs unsrer Länder bis heute, aber ich sah wie Sean mir das Zeichen gab, in dieser Wunde nicht weiter herumzustochern.
    »In zwei Wochen will die Queen die drei Soldaten für ihren außergewöhnlichen Heldenmut ehren. Bis dahin sollte jeder Schatten einer Unklarheit beseitigt sein. Also, Sam, was meinen Sie?«
    Ich erhob mich, nahm das letzte Bild zur Hand.
    »Krähen, eine Figur mit Stab oder einem Speer und drei tapfere Soldaten, die sogar als Helden geehrt werden sollen? Leute, ich schätze wir haben es mit Morrigan, Morgain, Morgana oder einer ihrer Erscheinungsformen zu tun. Sie gehört zu den Túatha Dé Danann und man kann ohne zu übertreiben sagen, dass es sich um eine der machtvollsten Wesenheiten der Anderwelt handelt. Sie ist dafür bekannt, dass sie die Seelen besonders tapferer Krieger durch ihre Vögel vom Schlachtfeld holen lässt. Leider ist ihre Anwesenheit ein Zeichen darauf, dass es weitere Kämpfe geben wird. Denn wenn sie nicht nur ihre Raben schickt, sondern selbst vor Ort ist ... «, sie erinnern sich was ich zu den Wesenheiten berichtet habe, die sich vom Leid der Menschen Macht erhoffen? »Morrigan zieht aus dem Heldenmut im Kampf ihre Energien, sagt man zumindest.«
    Burke stieß ein kurzes Lachen aus.
    »Sagt man?«
    Ich hob die Schultern. »Sehen Sie mal. Morrigan könnte auch nur eine andere Erscheinungsform von Ares, dem antiken Gott des Krieges sein, oder von Upuat, der altägyptischen Variante, oder des chinesischen Guan Yu, des japanischen Hachiman, des aztekischen Huitzilopochtli ...«
    »Ja, ja, schon gut. ich habe verstanden.« Burke wirkte sichtlich genervt.
    »Aber Sie beide erwarten bitte jetzt nicht im Ernst von mir, dass ich daran glaube?«
    O'Harra grunzte und schüttelte den Kopf.
    »Das spielt keine Rolle. Die Queen persönlich hat den Wunsch geäußert, dass die drei Helden bei ihrer Überstellung in die Heimat von einem ihrer Söhne mit allen Ehren in Empfang genommen werden. Und wir wollen nicht riskieren, dass was auch immer mit den Soldaten in Berührung gekommen ist, auf britischem Boden zur Gefahr wird. Da die US-Airforce freundlicherweise den Transport der Soldaten übernimmt, wird Miss Kelly, sofern sie den Auftrag übernimmt, vor Ort die Leichen und den Tatort untersuchen und sicherstellen, dass ein Transport gefahrlos ist.«
    Der Amerikaner musterte mich noch einmal. Zu seinen Gunsten verbuchte ich, dass er sich abschätzige Bemerkungen verkniff.
    »Sicher, ich bin dabei. Zum üblichen Tagessatz plus Gefahrenzulage.«
    Mir ist klar, dass ich weit mehr hätte fordern können, aber ich habe da meine Prinzipien und eine lautet: Arbeite fair und lasse Dich fair entlohnen.
    Reich wird man so zwar nicht, aber damit behalte ich die Bodenhaftung und ein ruhiges Gewissen, ein Gut, das für einen Magiewirker, der nicht von der Macht korrumpiert werden will, ohnehin unbezahlbar ist.

    -------------------
    Tom Stark
    zum Lesen geeignet

    6 Mal editiert, zuletzt von Tom Stark (15. Juli 2015 um 14:46)

  • USS Ronald Reagan - CVN-76 (Flugzeugträger)

    »Waren Sie schon einmal auf einem Flugzeugträger, Kelly?«
    John Burke hatte sich auf der Reise hierher als aufmerksamer Begleiter herausgestellt, der sich alle Mühe gab, mir die Strapazen zu erleichtern. Der Flug mit den »Black Knights« , dem Rufnahmen eines Helikopters der Sikorsky UH-60 Klasse, die der Normalbürger bestenfalls aus Blockbuster wie »Black Hawk down« kennt, war bei rauem Wetter erfolgt und so holperig, dass ich mehrfach den Verdacht hatte, wir wären ins Meer gestürzt und die haushohen Wellen hätten uns verschluckt.
    Dementsprechend ungesund war meine Gesichtsfarbe, als Burke mir half irgendwie mich und meine Puddingbeine aus dem Flugvehikel zu bringen.
    »Nein, das ist meine Premiere.«
    Kaum stand ich an Deck, als auch schon ein Mann mit einer orangenen Weste und einem Helm mit gleicher Farbe zu uns rannte und uns anschrie. Er war nicht unhöflich, im Gegenteil war er ob des Lärms, der hier herrschte, selbst so kaum zu verstehen.
    »Willkommen auf der Ronald Reagan. Ich hoffe Sie hatten einen guten Flug, Commander.«
    Mich ignorierte er zunächst, was mir aber nichts ausmachte.
    Aha, ein Commander. Also nicht Army und nicht CIA.
    »Ich hätte ja gedacht, dass so ein Boot mit 300 Metern Länge selbst bei so schlimmen Wetter nicht schwankt.«, brüllte ich ihm ins Ohr, während er galant meinen Rucksack nahm.
    Er verzog sein Gesicht, als hätte er gerade auf eine Zitrone gebissen. Als wir durch eine Tür traten, Schott nennt man das auf Booten, glaube ich, wurde es merklich stiller.
    »Schiff, Kelly, das ist ein Schiff. Boote haben keine Decks und brauchen keinen ersten Offizier. Und es heißt rauer Seegang.«
    Mein irritierter Blick brachte ihn zum Lächeln.
    »Ich habe schon ein halbes Duzend mal Jagd auf Roter Oktober gesehen, das U-Boot hatte einen ersten Offizier.«, versuchte ich mich zu verteidigen.
    Er lächelte noch mehr. Ich bin wohl eine typische Landratte.
    »Das ist eine Ausnahme.«
    »Und ein Kanonenboot? Hat das keinen ers ...«
    Er winkte lachend ab. »Einigen wir uns doch einfach darauf, dass alles was auf einem Träger theoretisch transportiert werden könnte als Boot durchgeht?«
    Ich nickte. Mit dieser Definition konnte ich leben.
    Ein Freund der Royal British Navy hat mir das später mal sehr einfach erklärt. Von einem sinkenden Schiff steigt man immer auf ein Boot um. Zum Glück musste ich diese Regel hier nicht validieren.

    Er brachte mich zu einem Quartier für Gäste, zu meiner Koje oder wie auch immer und tat sein Bestes mir den Weg zu erklären, falls ich mich verlaufen würde. Mir war jedoch sofort klar, dass ich mich ganz sicher allein verlaufen würde und nie im Leben wieder zur Kabine finden würde. Wer kann sich den Weg schon merken, wenn man zweimal das Deck wechseln muss um von Backbord nach Steuerbord zu gelangen und dann nochmal um in den Gang mit der eigenen Kabine zu kommen? Die bei der US-Navy nahmen vermutlich nur Pfadfinder mit einem Abzeichen in Orientierung im Gelände ohne Kompass.
    Da meine Koje relativ mittig im Schiff war (Mittschiff?), war der Seegang erträglich und mein Magen beruhigte sich langsam. Nach etwa einer Stunde schaute Burke wieder bei mir rein. Er hatte seinen Anzug gegen eine gefleckte Uniform ausgetauscht und auch wenn ich die Rangabzeichen der US Streitkräfte nicht kannte, merkte ich mir seines, denn ich wusste ja jetzt, dass er Commander war.
    »Lust auf die Messe?«, fragte er freundlich, als er sah, dass es mir besser ging.
    »Um diese Tageszeit? Nun ja, um ehrlich zu sein, ich glaube kaum, dass für meine Konfession hier eine Messe abhalten wird. Bezweifle ernsthaft, dass sie hier Platz für ein Henge haben.«
    Für einen Moment hatte ich ihn wirklich aus dem Gleichgewicht gebracht. Erst als er meinen Blick sah, bemerkte er, dass ich ihn auf den Arm nahm. Natürlich wusste ich, dass die Messe auf einem Boot ... äh ... Schiff das Esszimmer ist.
    »Oh , ja, haha, wirklich lustig. Folgen Sie mir, bitte.«
    Leise kichernd folgte ich ihm.
    Obwohl der Anzug ihm nicht schlecht gestanden hatte, war die Uniform seine eigentliche zweite Haut. Die schweren Stiefel kamen seiner Art zu gehen auch mehr entgegen als die modernen Schuhe mit den glatten Ledersohlen.
    »SEAL also, hm?«, begann ich ein Gespräch.
    »Ja, Ma'm. Inzwischen Kommandoebene, nur selten im Fronteinsatz. Ab Lieutenant-Commander gehört man zum Befehlsstab.«
    »Wenn Sie bei der Army wären, welchen Rang hätten Sie dann?«
    Er schmunzelte, als hätte ich ihn etwas völlig Absurdes gefragt und mich erneut als hundertprozentigen Zivilist geoutet.
    »Das wäre in etwa der Major oder schon Lieutenant Colonel, auch wenn ich denke, ein Commander hat einen größeren Verantwortungsbereich. Ein Major hat in der Regel mindestens noch Colonel über sich.«
    Ich stöhnte lauter auf, als ich wollte.
    »Ja, mir ist klar, für einen Zivilisten muss das mitunter albern klingen, so viele Ränge. Doch jeder Rang kennzeichnet einen bestimmten Aufgabebereich und bei so personenreichen Organisationen, wie dem Militär, ist jeder froh schon anhand eines kleines Abzeichens erkennen zu können, wer für was die Verantwortung trägt. Man könnte statt Commander auch Leiter von Operationen mit mehr als 30 Personen mit Hauptverwantwortungsbereich in Logistik, Strategie und Menschenführung sagen.«
    Er lächelte verschmitzt und da ich ja nicht doof bin, erwiderte ich es. Er versuchte immerhin nett zu sein, auch wenn ihm meine Fragen vermutlich auf den Keks gingen.
    »Und, sitzen wir am Tisch des Kapitäns?«
    Nun blieb er stehen und schüttelte sich tatsächlich aus vor Lachen. Einige Matrosen die verbeigekommen waren und meine Frage mitbekommen hatten, entfernten sich schnell und höflich, aber mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
    »Sie haben doch einen Kapitän?«, fragte ich verunsichert.
    Er nickte und beruhigte sich langsam. »Ja, wir nennen ihn hier Skipper und nein, wir essen nicht mit ihm. Das hier ist doch kein Kreuzfahrtschiff.«
    Ich war ein wenig enttäuscht. Die Möglichkeit einen echten Kapitän, Pardon Skipper, einer schwimmenden Kleinstadt kennenzulernen, hat man schließlich nicht alle Tage.

    -------------------
    Tom Stark
    zum Lesen geeignet

    3 Mal editiert, zuletzt von Tom Stark (15. Juli 2015 um 15:08)

  • In der Messe war gerade wenig los, einer der Gründe, warum Burke mich gerade jetzt hingeführt hatte.
    Die Auswahl war zwar nicht wie in einem Restaurant, aber ich staunte doch über die Möglichkeiten, sich etwas aus fünf Menüs zusammenzustellen. Wenigstens hier hatte man seit den Zeiten von Captain Cook deutliche Fortschritte gemacht.
    Mit einem Teller voller Pasta, einem Jogurt und einer Viertelliterflasche Eistee setzte ich mich Burke gegenüber. Wir aßen eine Weile still, als sich ein kleines Männchen neben meinen Teller setzte, keine dreißig Zentimeter hoch, angezogen in blau-weiß gestreiften Seemannsklamotten, wie man sie auf den alten Segelschiffen noch getragen hatte. Seine weiße Seemannsmütze hatte jedoch einen deutlichen Hang zu einem Zylinder. Ich schätze auch ein Schiffs-Kobold kann einfach nicht aus seiner Haut.
    »Ahoi. Lange keinen mehr wie Dich gesehen«, keckerte er. »Werden die Menschen endlich schlau und stellen endlich Schiffsdruiden ein?«
    Ich schmunzelte. »Nein, ich bin nur auf der Durchreise. Kannst mich Sam nennen. Sehr erfreut.«
    Burke schaute auf und seinem Blick nach musste ich gerade offiziell den Verstand verloren haben.
    »Bene. Kannst mich Mario nennen. Ich weiß ja, ihr Menschen habt es nicht so mit Namen die mehr als drei Silben haben. Freut mich genauso.«
    »Mit wem reden Sie, Kelly?« Burke dachte offenbar, ich wollte ihn wieder auf den Arm nehmen.
    »Oh, ich rede gerade mit Mario, einem Kobold ...«
    »Klabauter!«, wurde ich sogleich von Mario verbessert.
    »... einem Klabautermann, meine ich.«, fügte ich schnell hinzu.
    Burke zog beide Augenbrauen hoch. »Ja, sicher.«
    Ich schmunzelte. »Mario, der Commander glaubt mir nicht.«
    Der Klabauter verzog ebenfalls sein Gesicht, was zum Fürchten aussieht, wenn man die Kobolde nicht kennt und weiß, dass sie so übers ganze Gesicht grinsen. »Menschen brauchen immer langweilige Beweise, aber ich kann mich denen nicht zeigen. Du weißt, jeder der mich mal gsehen hat, findet mich ziemlich leicht wieder.«
    Das wusste ich zwar nicht, nickte aber brav.
    »Was sagt er?«, fragte Burke dann doch, wohl bereit das Spielchen mitzumachen.
    »Er denkt, dass Sie ein ganz normaler langweiliger Mensch sind, der ohne Beweise erst einmal gar nichts glaubt.«
    »Ah ja ...«, war die wenig frohe Antwort.
    »Kannst Du dem Commander nicht einen Streich spielen?« , fragte ich Mario und der bewegte sich so fix, dass ich ihn für einen Moment aus den Augen verlor.
    »Schon passiert. Sag Ihm mal, er soll mal versuchen seinen Pudding zu essen.«
    Ich wendete mich zu Burke. »Sie haben sich einen Pudding als Nachtisch geholt. Mario meint, sie sollen bitte mal versuchen ihn zu essen.«
    Der Commander schaute fragend, zuckte die Schultern und griff nach seinem Pudding. Fast hatte ich erwartet, der Klabauter würde ihn wegziehen, aber Mario bewegte sich nicht. Burke riss den Aluminiumverschluss auf und suchte dann nach seinem Teelöffel ... der verschwunden war.
    »Oh, nett ein Taschenspielertrick. Geben Sie ihn schon her.«
    Ich schüttelte den Kopf und zeigte ihm beide Hände. »Ich habe ihn nicht, keine Tricks von meiner Seite, Ehrenwort.«
    Er runzelte die Stirn und während er sich umsah, entdeckte er den Löffel auf einer kleinen Plattform des Nachbartisch, die irgendjemand in den letzten Sekunden aus zwei Salzstreuern einer Ketchup-Flasche und einem Unterteller errichtet hatte.
    Er musste aufstehen um sich den Löffel zu holen und betrachtete das Gebilde nachdenklich. Ich hätte es unmöglich machen können, dazu hätte ich ebenfalls aufstehen müssen. Der Blick den er mir zuwarf war sehr nachdenklich.
    Er setzte sich wieder an seinen Platz und wollte nach seinem Pudding greifen, doch der war weg. Nicht einmal ich hatte gesehen, dass der verschwunden war. Bevor er etwas sagen konnte, fiel sein Blick noch einmal auf den Nachbartisch und siehe da, der Pudding stand nun auf dem Teller, umzingelt von inzwischen vier Salzstreuern und zwei Ketchup-Flaschen.
    Kopfschüttelnd legt er den Löffel neben seinen Teller, stand auf und holte sich seinen Pudding.
    »Das ist ...«, weiter kam er nicht, denn als er sich setzte und nach dem Löffel greifen wollte, war auch der weg. Inzwischen ahnten wir beide wohin wir schauen mussten.
    Sein Teelöffel befand sich nun inmitten eines Doppelkreises aus Salzstreuern und Ketchup-Falschen die in der Form eines kleines Henges angeordnet waren, mit dem Löffel in der Mitte.
    »Ok, ok, ich hab's kapiert.« Er wollte sich schon erheben, griff aber vorsorglich nach dem Pudding und nahm ihn mit.«
    »Gar nicht so dumm, Dein Commander.«, lobte ihn Mario.
    Ich gab das Kompliment weiter.
    »Dieser Mario hätte das Spielchen sonst noch ewig so weiter gespielt, oder?«
    Das Grinsen des Klabauters war mir Antwort genug.
    »Jedenfalls ist es gut, dass Sie nun an ihn glauben. Kobolde ... Verzeihung, Klabauter, nehmen es einem sehr übel, wenn man sie ignoriert.«
    Burke schloss die Augen, rieb sie sich mit Daumen und Zeigefinger. Plötzlich schlug seine Hand auf den sich langsam davon bewegenden Pudding und der lachende Mario konnte gerade noch davon hüpfen.
    »Jetzt ist es aber gut, ja?«
    Er sah sich um und ich deutete auf meine rechte Schulter, auf der Mario sich gerade niedergelassen hatte.
    »Hey, Sam, ich könnte Hilfe brauchen.«
    Fragend sah ich zum Klabauter.
    »Die machen gerade einen Eisenvogel bereit. Aber sie haben was übersehen. Wenn die wieder landen wollen, kann der Vogel seinen linken Hinterfuß nicht mehr ausklappen.«
    »Du meinst das hintere linke Fahrwerk?«
    Burke beobachtete mit schmalen Augen meinen monologischen Dialog.
    »Ja, genau so nennen sie es. Da ist ein Metallding im Schlabberrohr mit dem Dreckwasser womit sie die Füße bewegen.«
    Ich sah zu Burke. »Schlauch mit Dreckwasser drin, was man braucht um das Fahrwerk auszufahren?«
    »Dreckwasserschlauch ... Hydraulik?«, kam mir der SEAL zu Hilfe.
    »Genau, Hüh, trau Lick!«, rief Mario begeistert.
    »Mario sagt, dass er genau das meint. Gibt es ein Flugzeug, dass sie gerade für den Start fertig machen?«
    Wenn der Commander bislang das Ganze noch irgendwie für eine Scharade gehalten hatte, jetzt wohl nicht mehr. »Ja, unsere Maschine wird gerade aufgetankt und vorbereitet. Wir erwarten in der nächsten Stunde eine Lücke in der Sturmfront und die wollten wir nutzen. Ich wollte Ihnen das aber erst nach dem Essen sagen, denn egal wie schlecht es Ihnen war, wir haben 9 Stunden Flug mit Luftbetankung vor uns. Sie brauchen die Mahlzeit.«
    Während er das sagte, stand er auf und ging zu einer Inter-Com-Konsole.
    »Hier Commander Anderson, Stellen Sie mir umgehend eine Verbindung zum Master-Chief her.«
    Es dauerte etwas, bis eine raue Stimme sich meldete: »Hier Master Chief Petty Officer Stowd, was kann ich für Sie tun, Commander?«
    Während ich zuhörte, flüsterte ich leise: »Meister Chef Unteroffizier ... , kann auch nur dem Militär einfallen.«
    »Chief, fragen Sie mich nicht, wie ich darauf komme, aber ich würde es als persönlichen Gefallen ansehen, wenn Sie dafür sorgen, dass die Fahrwerk-Hydraulikschläuche des Vogels, den sie für meine Abreise fertigmachen, peinlich genau überprüft werden. Ganz besonders für das Fahrwerk auf der hinteren Backbordseite.«
    Es gab eine Pause. »In Ordnung, Commander.« Dann war er weg.
    »Hoffe, die finden wirklich was. Sonst gelte ich ab sofort als verrückt und was schlimmer ist, ich hätte bis zur Landung ein mieses Gefühl im Magen.«
    Da waren wir schon zwei, aber ich hatte keinen Grund an Marios Worten zu zweifeln.
    »Wie kommt es, dass ein Klabautermann so etwas weiß?«
    Ich atmete tief ein. Aber da er mir bislang so bereitwillig Auskunft gegeben hatte, war es nur fair, wenn ich ebenso offen war.
    »Kobolde oder ihre nautischen Vettern, die Klabauter, sind zum einen hilfsbereite Wesen, zum anderen sehen sie sich als Teil der Besatzung, oder vielleicht noch treffender, sie sehen das Schiff als ihre Heimat an. Wenn ich mir nur das ansehe, was mir bislang hier begegnet ist, müsste auf so einem großen Schiff wahnsinnig viel schief gehen, oder?«
    »Es geht viel schief, aber die Bestzungen sind hervorragend ausgebildet und es ist immerhin ihr Beruf damit umzugehen.«
    Ich nickte. »Dennoch gehe ich jede Wette ein, dass sich die Katastrophen ganz oft gerade noch in dem Bereich bewegen, wo sich die Schäden an Mensch und Schiff, entgegen aller Wahrscheinlichkeit in Grenzen halten.«
    »Was an der guten Ausbildung liegt.«
    Nun lächle ich: »Oder an der hilfreichen Hand einer Klabauterfamilie die dafür sorgt, dass anstatt der ganz schlimmen Dinge, nur die gerade noch nicht schlimmen Dinge passieren.«
    Mario grinst mir zu. »Du kennst unsere Art wirklich gut. Woher?«
    »Cluain Mel. Ich war dort eine ganze Weile der Sheriff. Mein bester Freund ist Kobold und dort der Schatzmeister.«
    Burke, der, wie ich jetzt wusste, Anderson hieß, bemerkte sofort, dass ich mit Mario sprach, sagte nichts und lauschte einfach. Sein Blick war zwar immer noch sehr nachdenklich, aber die Zweifel waren sichtlich gemildert.
    »Hahahahaha ...« Mario fiel vor lauter Lachen von meiner Schulter und ich fing ihn gerade noch, bevor er auf die Tischplatte aufschlagen konnte.
    »Die haben einen Kobold zum Schatzmeister gemacht ....«, er sprang von meinem Arm. » ... das muss ich Giovanna erzählen, hahahahahahaha ...« Und er war verschwunden.
    Ich muss wohl auch gegrinst haben. »Was gibt es Witziges?«, wurde ich gefragt.
    »Ach, das würde zu weit führen. Sagen wir einfach, einen Kobold zum Schatzmeister zu machen, ist ... ungewöhnlich.«
    »Klaut der gerne?«
    »Nein, nein, also nicht direkt. Aber einem Kobold sein Gold abzuschwatzen ist als ob man versucht einen Berg zu überreden zum Propheten zu kommen.«


    Da unterbrach uns das Inter-Com:
    »Chief Stowed an Commander Anderson.«
    Der Commander antwortete sofort. »Hier Anderson, was gefunden Chief?«
    »Eines Tages müssen Sie mir sagen, woher Sie das gewusst haben. Tatsächlich hat sich bei der letzten Landung ein Teil der Klappe abgefräst und ein winziges Stück ist in einen kaum einsehbaren Teil der Hydraulik gelangt. Wenn das Fahrwerk einfahren worden wäre, hätte sich das Metallstück direkt in den Primärschlauch gebohrt. Das hätten wir mit den Tests am Boden gar nicht herausfinden können.«
    »Ich bin froh, dass wir das rechtzeitig entdeckt haben.«
    »Und ich erst. Bei so etwas gibt man immer zuerst der Wartungscrew die Schuld, auch wenn ich nicht glaube, dass das Flugzeug in echter Gefahr war. Die sekundären Leitungen hätten ausgereicht.«
    »Besten Dank, Chief.«
    »Ich habe zu danken, Sir. Guten Flug.«


    Als er sich zu mir umdrehte, war er sichtlich unglücklich.
    »Was denn?«, fragte ich.
    »Jetzt habe ich zwar nicht den Ruf eines Spinners, aber den eines Hellsehers weg. Mechaniker sind ein furchtbar abergläubisches Volk.«
    »Wenn jemand Sie fragt, sagen Sie einfach, dass Ihnen der Klabautermann Bescheid gegeben hat.« Ich unterdrückte ein Grinsen.
    »Und was mache ich, wenn mir das jemand glaubt?«
    Er aß den Rest seines Puddings und wartete bis auch ich fertig war.
    »Ich bringe Sie zu Ihrer Koje und wir holen Ihre Sachen. Abflug in dreißig Minuten. Wenn Sie noch zur Toilette müssen, rate ich es jetzt zu tun.«
    Zugegeben, ich war erstaunt, wie leicht Anderson die Erkenntnis weggesteckt hat, dass es wirklich Wesen gibt, die er nicht sehen kann, aber die doch da sind.
    Andererseits war Anderson auch der erste SEAL, den ich kennenlernt habe. Die Jungs haben ihren Ruf wirklich nicht zu Unrecht.

    -------------------
    Tom Stark
    zum Lesen geeignet

    Einmal editiert, zuletzt von Tom Stark (15. Juli 2015 um 14:54)

  • hier erstmal zum ersten Teil deiner 3 Teile:

    die sich manchmal losrissen (Komma) um die Seelen frisch Verstorbener zu reißen.

    Wdh und Komma

    Sie ist dafür bekannt, dass sie die Seelen besonders tapferer Krieger persönlich vom Schlachtfeld holt. Leider ist ihre Anwesenheit ein Zeichen darauf, dass es weitere Kämpfe geben wird. Denn wenn sie nicht nur ihre Raben schickt, sondern selbst vor Ort ist ... «,

    Erstmal ja ganz cool, dass es nichts sooooo bedrohliches ist ^^
    Aber: sie holt sie immer persönlich, schickt aber meistens nur die Raben???

    ein ruhiges Gewissen, (hier würde ich einen Punkt setzen ^^ ) ein Gut, das für einen Magiewirker, der nicht von der Macht korrumpiert werden will, ohnehin unbezahlbar ist


    So das war's erstmal zu dem Teil ^^
    ich steh voll auf sowas.
    Abgesehen von dem kleinen Problem oben habe ich nichts zu nölen. ich mag so Götter-Mystik-Gedöns-Kram ^^

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Teil 2 XD

    Mein irritierter Blick bringt ihn zum Lächeln.

    Zeit

    Er winkt lachend ab

    Zeit

    (mittschiff?),

    Groß

    Er schmunzelt, als hätte ich ihn etwas völlig Absurdes gefragt

    Zeit

    entfernten sich schnell und höflich (Komma) aber mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

    Kapitän, Pardon, (Komma weg) Skipper (Komma) einer schwimmenden Kleinstadt kennenzulernen,


    So hier hast du dich hauptsächlich in der Zeit vergriffen XD
    Sonst wieder ein netter Teil. Burke ist schon ein seltsamer Typ, kann so gar nicht einordnen XD
    Übrigens auch nett, dass du deine Erklärungen in Klammern in den Text einbaust ^^
    Das nervt mich an Barti XD Die Fußnoten sind ausgesprochen lustig bringen einen aber immer völlig raus, das hast du besser gelöst finde ich ^^

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Uuuuund Teil 3 ^^

    Ich schätze auch ein Schiffs-Kobold kann einfach nicht aus seiner Haut.

    Das habe ich zitiert um zu fragen, ob es ein Klabautermann ist, aber das hat sich dann ja erledigt ... XD

    der Pudding stand nun auf dem Teller (Komma) umzingelt von inzwischen vier Salzstreuern und zwei Ketchup-Flaschen

    »Du kennst unsre (unsere) Art wirklich gut. Woher?«

    der, wie ich jetzt wusste, Anderson hieß, bemerkte sofort, dass ich mit Mario sprach, sagte er (weg) nichts und lauschte einfach.

    dass es wirklich Wesen gibt, die er nicht sehen kann,

    Zeit ^^

    So das war's auch hier
    Bin gespannt wie es weiter geht und ob Mario nochmal auftaucht.
    Ich würde es mir wünschen. Ich mag ihn ^^
    Ansonsten bin ich gespannt, was Sam bei der Untersuchung der Leichen heraus findet und wer bzw was dahinter steckt ^^

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • @Miri

    vielen, vielen Dank für deine Mühen.

    Ich dachte immer die erweiterten Infinitive kann man mit Komma, muss man aber nicht so abtrennen - und wieder was gelernt. Aber ich dachte auch nach 15 Jahren hätte ich die neue Rechtschreibung so langsam drauf ...

    Was die Zeit betrifft: Die meisten Fehler waren offensichtlich und immer noch meiner Angewohnheit im Präsens zu schreiben geschuldet. Es wurde wirklich Zeit, dass ich mal das Tempus gewechselt habe, denn es fällt mir tatsächlich etwas schwerer, als es sollte.

    Aber: Manchmal

    Zugegeben, ich war erstaunt, wie leicht Anderson die Erkenntnis weggesteckt hat, dass es wirklich Wesen gibt, die er nicht sehen kann, aber die doch da sind.

    beschreibt man auch Dinge die nicht nur waren, sondern auch jetzt noch so sind (und immer sein werden). Da darf das Präsens bleiben. ^^

    -------------------
    Tom Stark
    zum Lesen geeignet

    2 Mal editiert, zuletzt von Tom Stark (15. Juli 2015 um 15:17)

  • Da war ich mir auch unschlüssig an der Stelle ...
    Mal sehen was die anderen dazu sagen XD

    Öhm was die zeit angeht: Ich habe auch mal versucht aus der Ich-Perspektive zu schreiben und hatte auch dauernd noch sie und ihre drin XD Dauert kommt aber bestimmt ^^

    Die Rechtschreibung ist so ne Sache XD ich wette nicht mal die Politiker beherrschen sie Einwandfrei ... XD

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • An Bord der Providers (Transportflugzeug, Grumman C-2 Greyhound)

    Vielleicht gibt es Leute, denen es Spaß macht sich per Katapult innerhalb von 200 Meter auf Fluggeschwindigkeit schießen zu lassen. Ich gehöre mit Sicherheit nicht zu denen.
    Da sich meine Erfahrungen, was das betrifft, auf den Film »Topgun« beschränkten, war ich überhaupt entsetzt, dass diese Art des Starts auch mit Transportmaschinen geht.
    So kam es, dass ich die ersten dreißig Minuten tapfer mein Essen drin behielt, aber keinerlei Lust für Konversation hatte.
    Mit mir an Bord war ein Zug des Navy SEAL Team SEVEN (kreative Namensgebung hat man der Navy noch nie vorgeworfen) der Combined Joint Special Operations Task Force (andere können es dafür besser).

    Spoiler anzeigen


    Der Zug bestand aus 16 Personen: 14 Männer und 2 Frauen. Ich habe mir nur den Namen des Team-Chefs und den Spitznamen einer der Frauen gemerkt.
    Lieutenant Carrick war knapp über dreißig und erschien mir ziemlich angespannt in Andersons Nähe. Ich glaube, er wäre weitaus lockerer gewesen, ohne seinen Vorgesetzten in der Nähe, den die Truppe achtungsvoll »Trickster« (Schlawiner) nannte. Wie ich zwischen den Zeilen heraushören konnte, war Anderson so etwas wie eine lebende Legende, dafür bekannt auch in den absurdesten Situationen noch einen Trick aus dem Ärmel zu schütteln. So langsam wurde mir klar, warum man speziell ihn mit dieser Babysitter-Aufgabe betraut hatte, denn nichts anderes war es, davon war ich überzeugt.
    Dann ist mir noch »Patch« unser Doc in Erinnerung geblieben. Sie war, glaube ich, Sergeant und hieß in Wirklichkeit Patricia. Es haben sich alle vorgestellt, aber merken Sie sich mal 16 Namen, die man Ihnen in 30 Sekunden an den Kopf wirft, bei Personen die alle nahezu gleich angezogen und ausgerüstet sind.
    Die SEALs sollten uns samt Nachschub absetzen und uns bis kurz vor unser Ziel eskortieren. Danach hatten sie eine eigene Mission, die natürlich furchtbar geheim war und sie mich hätten töten müssen, wenn ich sie erfahren hätte. Nein, Spaß. Sie sollten zwei wichtige VIPs aus Kandahār herausholen. Welche genau und wann, das haben sie mir natürlich nicht auf die Nase gebunden, hat mich aber auch nicht wirklich interessiert.

    Nach einer Weile des Schweigens - man kann sich in den lauten Transportmaschinen nicht wirklich entspannt unterhalten - gab mir Anderson einen Helm mit integriertem Funk und setzte sich auch einen solchen auf.
    »Nun sind wir ganz unter uns und stören die anderen nicht.«
    Seine Stimme kam laut und deutlich an und durch die nun gedämpften Flugzeuggeräusche musste ich mich auch nicht auf die Lippen des Gesprächspartners konzentrieren.
    »Unter uns?«
    »Ja, das ist eine private Frequenz, keiner vom Team oder der Besatzung kann mithören.«
    Ich räusperte mich. »Aha, und warum nicht? Kommt jetzt etwas Ultrageheimes?«
    Er lachte leise. »Sie halten mich immer noch für einen Geheimagent oder etwas in der Art? Ich versichere Ihnen, das mit der Tarnung als Botschaftsmitglied war nicht meine Idee. Aber ihr Briten seid wirklich paranoid, wenn es um Dinge im Zusammenhang mit Eurem Königshaus geht.«
    Nun musste ich ebenfalls schmunzeln. »Das liegt an den Paparazzi, glaube ich. Wenn man da nicht sehr vorsichtig ist, steht es morgen in der Sun. Königshaus im Bunde mit Feenmächten ...«
    Anderson schnaubte.
    »Ich habe ein paar Fragen.«
    »Unglaublich. Dann mal los.«
    Er musterte mich schnell und ich versuchte mein Grinsen zu verbergen. Man muss es mir nachsehen! Als Druidin komme ich einfach zu selten in den Genuss, dass man mich für voll nimmt.
    »Ich habe schon von Klabautermännern gelesen. Immer, wenn man sie zu Gesicht bekam, war das ein schlechtes Zeichen. Dann ging meistens das Schiff unter oder lief auf ein Riff. Das deutet doch eher darauf hin, dass sie den Menschen Übles wollen?«
    »Wie so oft, ist das eine Sache der Perspektive. Nehmen wir mal an, Sie wären ein Klabauter, ok?«
    Ihn schien diese Vorstellung zu amüsieren, aber er nickte.
    »Würden Sie sich einem Haufen ungebildeter rauer Seeleute zeigen, die zudem von der Kirche indoktriniert worden sind, alles Ungewöhnliche als dämonisch und Teufelsbrut anzusehen? Was glauben Sie, was würde passieren?«
    »Ah, ich verstehe. Ja, das wäre mit Sicherheit keine gute Idee.«
    »Gehen wir aber davon aus, dass Sie sehen, dass Ihr Schiff, aus welchen Gründen auch immer, auf seinen Untergang zufährt, die Seeleute es aber abwenden könnten, wüssten Sie nur Bescheid? Das wäre doch ein guter Grund sich mit allen Mitteln bemerkbar zu machen.«
    Er schaut mich verblüfft an: »Sie meinen zuerst durch, meinetwegen einen Kompass der kaputt geht, oder eine bestimmte Seekarte, die immer wieder aus dem Regal auf dem Tisch des Navigators landet. Und wenn das nicht hilft, erscheint man demjenigen, den man für am ehesten in der Lage hält das Unglück abzuwenden?«
    »Ich sehe, Sie haben das Prinzip erfasst. Natürlich wäre das das letzte Mittel und wenn das nicht hilft, würde natürlich der Betreffende es als Ursache für das Unglück ansehen. Das alte Problem mit der Kausalität. Wir Menschen neigen dazu Dinge, die nacheinander passieren, als Ursache und Wirkung anzusehen.«
    Er schüttelte nachdenklich den Kopf und meinte leise: »Das hatte ich sogar in der Ausbildung. Interessanterweise kann uns das Käsebrot vom Tisch fallen und es danach an der Tür klingeln, ohne dass wir das in Zusammenhang bringen. Wenn aber ein Mann mit spitzem Hut mit den Fingern schnippst und danach ein Blitz vom Himmel fährt, ist für uns der kausale Zusammenhang klar, obwohl es genauso Zufall sein kann. Ja, ich verstehe.«
    Ich ließ ihm die Zeit, um die Erkenntnis sacken zu lassen. Nur weil etwas offensichtlich scheint, ist noch lange kein Zusammenhang garantiert.
    »Haben Sie das in ihrer Zeit bei den Feen gelernt?«
    »Wenn, dann unter dem Feenhügel. Ich bevorzuge den Begriff Tír na nÓg oder Anderwelt, wenngleich Tir nur einen Teil davon darstellt, ein Reich, wenn Sie so wollen. Dort leben aber bei Weitem nicht nur Feen, auch wenn die Literatur gerne alle unter dem Begriff Feenwesen zusammenfasst.«
    »Und dort waren Sie Sheriff?«
    Das hatte er sich also gemerkt.
    »Ja, aber ich nicht gleich. Ich musste mich hochdienen, wie in jeder Organisation. Ich hatte jedoch das Privileg einen Fall für eines der ältesten Wesen der Anderwelt aufklären zu können. Zudem hatte ich im Elfenkönig einen Gönner, auch wenn er offiziell stets bemüht war mich loszuwerden.«
    »Wie kam das?«
    Ich seufzte. »Eine lange Geschichte und das meine ich wörtlich. Vielleicht können Sie das irgendwann in meinen Memoiren nachlesen. Womöglich genügt es zu wissen, dass ich durch kreative Auslegung meiner Ermittlungsergebnisse einen Bürgerkrieg in seiner Stadt verhindert habe.«
    »Auch noch Politikerin?« Ich konnte sein schiefes Grinsen förmlich hören.
    »Wie die meisten Druiden, also die alten Druiden, nicht diese Neodruidischen Orden wie die Ar nDraoicht Fein, wobei ich persönlich nichts gegen die habe.«
    »Wirklich nichts?«, er sah mich schief an und ich konnte nicht anders, als die Steilvorlage zu nutzen.
    »Nichts Wirkungsvolles.«
    Wir lachten beide.
    »Nein, die romantischen Druiden, die sich an die alten Götter erinnern, den Wert der Natur schätzen und sogar, soweit mir bekannt ist, die Grundlagen des Freimaurertums gelegt haben, erscheinen mir ganz ok. Zumal sie mir das Leben leichter machen. Unter dem Deckmantel ihrer Konfession kann ich relativ bequem existieren.«
    »Aber sie gehören nicht zu ihnen.«
    »Ungefähr so, wie ich zu den Gunners gehöre. Ich bin ein Fan, zahle aber keine Mitgliedsbeiträge.«
    »Gunners? Ein Schützenverein?«
    Nun musste ich lachen: »Ja, manchmal ist er das, leider viel zu selten. Gunners ist der Spitzname für den Fußballverein FC Arsenal aus London. Arsenal, Guns, klar?«
    Wieder entstand eine längere Pause. »Sie sind eine bemerkenswerte Person, Kelly.«
    »Äh ... danke?«
    Noch eine Pause.
    »Ich habe noch eine Frage.«
    »Ein Zeichen für einen klugen Menschen, der angeblich immer mehr Fragen als Antworten haben soll. Nur zu.«
    Er räusperte sich, das Thema war ihm wohl unangenehm, also drehte mich ihm zu und nickte auffordernd. Womöglich kamen jetzt druidische Opferpraktiken? Darauf warte ich immer, wenn man mich auf das Druidentum anspricht. Tatsächlich habe ich mir diesbezüglich ein paar schaurige Geschichten ausgedacht, einfach nur um jene zu schockieren, die mir allzu sehr auf den Leim kriechen.
    »Im Vorfeld habe ich mich über Sie informiert. Es heißt, Sie waren bis vor zwei Jahren drei Jahre lang unauffindbar verschwunden. Nach zwei Jahren hat man Sie für tot erklärt und dann waren sie ein Jahr später plötzlich wieder da. Man hat sie psychiatrisch untersucht und mit der Diagnose auf ein Trauma, welches Sie in eine Phantasiewelt hat fliehen lassen, als ungefährlich entlassen. Die Polizei hat Sie natürlich nicht weiter beschäftigt.«
    Er hatte sich erkundigt, na und? Ich war nicht überrascht, wäre sogar enttäuscht gewesen.
    »Also?« , fragte ich ihn gespannt.
    »Wenn ich Ihren Andeutungen Glauben schenke, und ich bin wirklich geneigt das zu tun, dann müssen sie doch weitaus länger als drei Jahre weg gewesen sein?«
    »Gut aufgepasst, Sie gehören zu genau drei Personen, denen das bislang aufgefallen ist. Tír na nÓg bedeutet im Altirischen etwa Land der ewigen Jugend. Ich kann es nur aus meiner Sicht beschreiben, aber ich denke man altert dort, wenn überhaupt, sehr, sehr langsam. Auch wenn es keine Jahreszeiten wie hier gibt und ich es längst aufgegeben hatte die Tage zu zählen, müssen es um die 20 Jahre gewesen sein. Normalerweise kommen Menschen von dort genauso wenig zurück, wie aus dem christlichen Himmelreich oder dem Walhalla der Wikinger. Die Zeit ist dort jedenfalls von anderer Bedeutung als hier.«
    »Aber Sie kamen zurück?«
    »Offensichtlich.« Mein Lachen war ein wenig bitter, was er wohl mitbekam.
    »In den ersten Jahren wollte ich das so sehr, aber es gab keinen Weg. Erst als ich es immer weniger wollte, tat sich eine größer werdende Chance auf. Am Ende war meine Rückkehr nicht gerade freiwillig. Ich verstehe es selbst nicht wirklich, aber ich denke, erst wenn man nicht mehr an der Welt hängt, ist man bereit aus der Anderwelt zurückzukehren.«
    Er dachte laut nach: »Eine Art Wiedergeburt?«
    »Ich glaube tatsächlich, dass das gewöhnlich geschieht. Bei Druiden scheint es aber einige Ausnahmen zu geben. Meine Mutter versicherte mir aber, dass ich mit der Zeit von ganz allein dahinterkommen werde. Tja, und wenn meine Mutter so etwas sagt, hat es keinen Sinn nachzubohren. Wenn Sie einmal eine typische Druidin sehen wollen, die Ihnen mystische und vielsagende aber absolut nicht hilfreiche Weisheiten um die Ohren haut, dann besuchen Sie meine Mutter. Aber ihr Apfelkuchen ist Weltklasse, daher lohnt sich jeder Besuch.«

    -------------------
    Tom Stark
    zum Lesen geeignet

    3 Mal editiert, zuletzt von Tom Stark (16. Juli 2015 um 10:30)

  • Kommt jetzt etwas Ultrageheimes (klein)

    Nehmen wir mal (an), Sie wären ein Klabauter, ok?«

    und sogar (Komma) soweit mir bekannt ist, die Grundlagen des Freimaurertums gelegt haben,


    Das wars ^^
    Sau coole Idee, dass sie in den Aderwelten gewesen ist und jetzt praktisch eigentlich voll alt sein müsste, es aber nicht ist und überhaupt ^^
    interessante Geschichte und sie hat BILDER :love:
    Ja ich weiß, erwachsenen Roman und Kinderbücher haben Bilder und blabla ... mir egal! Ich mag Bilder HMPF XD
    Wenn es sich ergibt kannst du ja noch welche einbauen ... :rofl:

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Kandahar (zweitgrößte Stadt in Afghanistan)

    Die Landung auf dem Flughafen war weitaus angenehmer als auf den Flugzeugträger und beinahe hätte ich sie verschlafen. John, wir waren übereingekommen uns mit Vornamen anzusprechen, hatte mich rechtzeitig geweckt um mir die Gegend am frühen Morgen aus der Luft zu zeigen.
    Ich weiß nicht was ich erwartet hatte, aber nicht das. Beim Anflug fiel mir der Arghandab auf, ein gewaltiger Fluss nahe der Stadt, links und rechts gesäumt von Feldern und etwas Wald.
    Die Gebäude waren Großteils flach, ein, maximal zweistöckig und es erinnerte mich ein bisschen an Ägypten, nur alles in einem kleineren Maßstab.
    Das riesige ISAF-Gelände (International Security Assistance Force) sah aus der Luft einer Computerplatine ähnlich, so symmetrisch und funktional war alles angeordnet. Wir wurden mit einem Truppentransporter abgeholt und ich durfte mir eine Truppenunterkunft mit Anderson und dem SEALs-Zug teilen.
    Da erneut Kämpfe ausgebrochen waren, sollten wir bis zum Anbruch der Nacht warten, bis wir ins Zielgebiet vorstießen. Als ich das hörte, war mir als ob ein schwerer, kalter Stein in meinem Magen läge.
    Allein die SEALs zu beobachten verkürzte mir die Wartezeit enorm und lenkte mich von meiner schwärenden Furcht ab. Man hätte meinen sollen, dass sie sich erst einmal von der Reise erholten, aber nach einer halben Stunde begannen die ersten ihre Ausrüstung durchzuchecken, als kämen sie nicht gerade frisch von einem Flugzeugträger. Auf mein interessiertes Nachfragen lernte ich eine Menge mehr über Kampfausrüstungen von Elite-Soldaten, als ich jemals gewollt hatte. Danach unternahm der halbe Zug einen »kurzen Geländelauf« zu dem man mich freundlich einlud. Beinahe hätte ich zugesagt, denn ich laufe auch gerne jeden Tag zwei bis drei Kilometer vor dem Frühstück, aber zum Glück hat mich John rechtzeitig aufgeklärt.
    Kurz hieß für diese Wahnsinnigen 15 Kilometer in leichtem Marschgepäck, also statt den 35 Kilo nur lächerliche 12. Vielleicht hätte ich ohne Gepäck mithalten können, vermutlich hätten die Jungs und Mädels sogar auf die schwächelnde Zivilistin Rücksicht genommen, aber das Letzte was ich wollte, war womöglich links und rechts gestützt völlig ausgepumpt ins Lager zurückgebracht zu werden.
    Also lehnte ich dankbar ab und erkundete das gigantische Lager auf eigene Faust, da John zu einer Besprechung fortging.
    Es ist erstaunlich, wo man als Zivilist überall keinen Zutritt hat. Zu meinem Glück sehe ich mit meinen kupferroten Haaren und den grünen Augen so europäisch aus, wie es nur möglich ist und so nahm man mir die militärisch unbedarfte Quasi-Touristin ab und ich wurde in der Regel sehr höflich aber bestimmt weitergeschickt.

    »خوب,! - چطور هستید؟?« (hallo! - wie geht's!), wurde ich auf einmal begrüßt. Nun ist mein Farsi auf einer Skala von 1-10 bei etwa 0,001 angesiedelt, also war meine adäquate Antwort: »Ich nix sprechen Persisch!«
    »Oh, und das Englisch ist auch nicht viel besser ... - vielleicht sollten wir es mit Cymraeg versuchen?«, bekam ich die Antwort, die ich verdiente.
    Warum man automatisch alle Grammatik vergisst, wenn man jemand versucht zu erklären, dass man seine Sprache nicht versteht, weiß ich auch nicht.
    Ich grinste schuldbewusst und schaute mich schnell um. Gerade war ich zwischen zwei Lagerteilen, quasi im Niemandsland und unbeobachtet. Also ging ich in die Hocke und betrachtete mir die beiden Personen, die mich angesprochen hatten.

    Spoiler anzeigen


    Vor mir standen zwei, keine 20 Zentimeter große, Brownies, oder wie man sie eben in diesem Teil der Welt nennt.
    »Helo, fy enw i yw Sam. Neis i gwrdd â chi.« (Hi, mein Name ist Sam, schön euch zu treffen.)
    »O, Syniad da i siarad Cymraeg. Yr ydym yn Sanadrin a Kassa.« (Hey, das war eine gute Idee mit dem Walisisch. Wir sind Sanadrin und Kassa.)
    Der Einfachheit halber, übersetze ich das Gesagte jetzt gleich. Ich wollte nur einmal zeigen, wie sich meine Muttersprache anhört und was andere denken könnten, wenn sie mich so sprechen hören.
    Das Cymraeg ist eine alte keltische Sprache, eine der wenigen die noch von mehr als ein paar Hundert fließend gesprochen wird und den meisten Anderweltlern bekannt ist, nicht dass wir ernsthafte Verständigungsprobleme gehabt hätten. Nach über zwei Jahrzehnten ist mein Sídea (etwa: Elfisch) ganz passabel, es reicht sogar um den höfischen Anforderungen der Feen-Adligen gerecht werden zu können.
    »Ich bin dabei mir das Lager anzusehen, aber man lässt mich fast nirgends rein.«
    Sanadrin, der jüngere der Beiden, in einen Kaftan und einen viel zu großen Turban gehüllt, tätschelte mir mitfühlend die Hand. »Die Menschen sind komische Tiere, aber keine Sorge, wir kennen hier alle geheimen Wege.«
    »Außerdem haben wir ohnehin gerade frei und waren auf Streifzug.«, fügte Kassa hinzu, die beinahe gleich angezogen war, nur dass sie statt einem Turban einen Haik trug, eine Art Mischung aus Schultertuch und Schleier. In der erdfarbenen Färbung ihrer Kleidung waren die Beiden kaum zu sehen, selbst wenn sie sich sehen lassen wollten. Ich vermisste die knallbunte Färbung meiner Browniefreunde aus Clain Mel.
    »Hey, hast Du Lust mit uns rumzuhängen?«
    »Ja, das wär doch cool. Wir wollten gerade im Lagerschuppen der Australier nachsehen, ob die was haben, was sie nicht mehr brauchen können.«
    Ich lachte: »Du meinst, Ihr wollt sehen, ob da etwas ist, was Ihr brauchen könnt?«
    »Hat er doch gesagt.«, erklärte mir Kassa treuherzig.

    Um es kurz zu machen, ich verbrachte den Tag überaus unterhaltsam und hatte am Ende des Tages einen ziemlich guten Überblick über die Vorräte, die Waffenkammern und die Inhalte diverser privater Spinde.
    Ich weiß, Brownies sind der Alptraum jeder Spionageabwehr.
    Natürlich habe ich nichts mitgehen lassen, anders als die Brownies kenne ich mich viel zu gut mit der Einstellung der Menschen aus, dass nur weil etwas ganz hinten in einer Kiste ungenutzt steht, es noch lange nicht bedeutet, dass man sich davon bedienen darf.
    Die Beiden brachten mich sicher zu meiner Unterkunft zurück und als Abschiedsgeschenk gaben sie mir einen ziemlich antiquierten Kompass und einen Satz Kleidung, wie man ihn »hierzulande trägt«, zumindest hatte Kassa das so ausgedrückt. Am Wichtigsten war jedoch die Information, dass Morrigan hier in der Gegend als Verethragna, Krieger gegen das Böse, auftritt. Ich musste also nach einem Mann Ausschau halten, der eine goldene Klinge hielt. Die Tatsache, dass Morrigan auf den Bildern ihre irische Sagenform verkörpert hatte, musste an der irischen Abstammung der Soldaten liegen, deren Seelen sie heim geholt hat.

    So reichlich mit Informationen und anderer Beute beladen betrat ich die Baracke.
    »Sam, wo zur Hölle warst Du? Einfach so losziehen, das geht doch nicht! Wir haben das ganze Lager auf den Kopf gestellt, sogar eine Suchanfrage an die Militärpolizei gestellt.« John war richtig außer sich und dass ich mir ganz offensichtlich keiner Schuld bewusst war, schien ihn noch mehr auf die Palme zu bringen.
    »Öh ... «, mir war gar nicht klar, dass ich unter Hausarrest gestanden hatte, dementsprechend sauer reagierte ich.
    »Bist Du noch ganz dicht, mich so anzuraunzen? Ich bin weder dein Sklave noch dein Untergebener, den Du so 'rum kommandieren kannst!«
    Mir entgingen die feixenden Blicke der SEALs, welche sie sich gegenseitig zuwarfen, keineswegs.
    »Ich weiß ja, ich bin keine Elite-Ein-Mann-Armee, aber ich kann ganz gut auf ...«
    »Hey, Sam, schon gut, ... schon gut.«
    John war schneller als mir bewusst, dass wir Nase an Nase standen, nun gut, eher Nase an Brust, und mein Temperament gerade so richtig Anlauf genommen hatte, um mit mir davon zu galoppieren.
    »Wir haben uns Sorgen gemacht. Wir alle. Der ganze Zug hat bei der Suche mitgeholfen.«
    Ich war platt. »Der ganze Zug?«
    »Ja, zum Teufel, wir sind doch für Dich verantwortlich. Was glaubst Du, wie es sich macht, wenn wir Dich schon im Basislager verlieren? Die setzen uns ja nicht mal mehr zum Wasserholen ein, wenn sich das herumspricht. Hast Du denn eine Ahnung, wie viele Leute hier jeden Tag entführt werden und was die Warlords für eine hübsche rothaarige Frau mit grünen Augen bezahlen?«
    Das hatte ich natürlich nicht gewusst und noch weniger bedacht. Verlegen wurde ich sofort ruhiger.
    »Öh ..., sorry, Leute, ehrlich. Aber ich habe mich mit zwei Einheimischen angefreundet und die haben mir alles gezeigt.« Ich deutete vielsagend auf meine Geschenke.
    »Einheimische? Haben die Dich auf Englisch angesprochen, oder wie?« Johns Augen waren schmal geworden, ich konnte förmlich die Wörter Taliban und Al-Qaida um seinen Kopf kreisen sehen.
    »Kein Englisch, die konnten Walisisch. Und nein, nein, nicht solche Einheimische: Andere!« Die Betonung auf dem letzten Wort ließ ihn aufhorchen.
    »Andere?«, fragte er ungläubig.
    »Ja, Andere. Oder hast Du geglaubt, die gibt es nur auf US-Flugzeugträgern?«
    »Warst Du deswegen den ganzen Tag unauffindbar?«
    Oh, war der Tag schon fast 'rum? Unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht, wenn man in netter Gesellschaft ist ...
    »Genau, und keine Sorge, ich war in besten Händen und nie in Gefahr.«
    Bevor er den nun hellhörigen SEALs Dinge erklären musste, die er lieber nicht erklären wollte, nahm er mich mit vor die Tür.
    »Werden wir diese ... Anderen ... ab sofort überall treffen?«
    Ich hob meine Schultern. »Nicht überall. Aber schon öfters. Du musst langsam begreifen, dass O'Harra nicht spinnt und ich einen etwas größeren Teil der Welt wahrnehme als Du. Ein Druide ist mit dem Land oder der Erde, wenn Du so willst, und seinen Bewohnern verbunden.«
    Er atmete mehrfach tief ein und aus.
    »Sam, kannst Du mir bitte den Gefallen tun, mir wenigstens Bescheid zu geben? Ich kann unmöglich in meinem Bericht schreiben, dass Du gut aufgehoben warst, weil Du in Gesellschaft von Kobolden ...«
    »Brownies!«
    »Bitte?«
    »Es waren einheimische Brownies.«
    Er seufzte leise: »... in Gesellschaft von Brownies das Lager unsicher gemacht hast.«
    Das konnte ich sogar nachvollziehen.
    »Also, keine Extratouren, ok?« Dann lächelte er und aus dem harten Soldaten wurde wieder der freundliche Mann, der beschlossen hatte seinen Horizont zu erweitern und seine Blindheit für das Andere mit Humor zu tragen. »Ich hatte wirklich Angst um Dich. Auch wenn die Presse es verkündet, so sind wir hier nur Sieger nach Punkten, wenn überhaupt. Die Rebellen warten doch nur auf eine Lücke in unserer Deckung um zurückzuschlagen.«
    Mit einem Mal wurde mir wieder bewusst, dass ich hier eigentlich mitten in einem Kriegsgebiet war und das flaue Gefühl im Magen kehrte schlimmer zurück als zuvor.

    -------------------
    Tom Stark
    zum Lesen geeignet

    2 Mal editiert, zuletzt von Tom Stark (16. Juli 2015 um 10:43)