Fassade
Oft repräsentativ, der Teil der Baute auf der Sichtseite für jeden erkenntlich
und dem Besitzer sehr wichtig, ist und bliebt die Fassade.
Über diese will ich doch gar nicht berichten. Das Ziel dieser Schreibe ist, euch mitzuteilen,
dass physikalische und psychische Wunden eines jeden Menschen eigentlich gleich heilen.
Um diese Fassade geht es, die wir unbewusst oder eben nicht aufbauen damit niemand sieht wer wir sind,
wie wir lachen, wie wir weinen. Damit niemand sieht was uns erfreut und was erschüttert.
Unnahbar, teilnahmslos, gefühllos und gleichgültig obwohl es doch in Wahrheit nur mogeln ist und wir uns bewusst sind,
das wir alle gleich – geboren von der Mutter, die selbe Luft atmend und wunscherfüllte Träume träumend – sind, das Menschenskind.
Afrikaner, Europäer, Asiate, oder Indianer, den Magen fühlt dieselbe Speise.
Freude, Schmerz und Trauer – so glaubt es mir – wirkt mit der gleichen Weise.
Gewiss, des einen Freud, des anderen Leid, so ist er – der Mensch – vielleicht ist das gescheit.
Wer bin ich schon, zu beurteilen, Fehler und Sünde der Menschheit?
Auch das ist nicht meine Aufgabe, oder mein Zweck - mein Richtungspunkt.
Ich will erzählen über die Fassade. Die Täuschung, die er ihr und sie ihm tagtäglich auf die eine
oder andere Weise zu projizieren vermag und das obwohl – und echt genug – die Wahrheit doch
immer und immer wieder das Beste ist und klug.
Die Fassade. Wirkend, wie eine Rüstung vor Schwert und Pfeil, ermittelt sie dem Menschen
das Gefühl der Unverwundbarkeit, der Sicherheit und Unverletzlichkeit gegenüber Eindruck
und Empfinden, und tun wir das, um unser Herz zu schützen – nicht wie damals gemeint – sondern,
und das weiss jeder, will man seltener denn je als sentimental und romantisch, als anteilnehmend und feinsinnig bezeichnet werden.
Vor dem Spiegel stehend die Miene üben, die uns als unserer Rüstung dienen soll vor der ach so grausamen Welt,
die – so scheint es – zunehmend auf Leistung und Produktivität programmiert wird und all menschliches in den
Hintergrund rücken will, damit das BIP nicht darunter leidet.
Da wird jener, der sich seinen Gefühlen nicht stellt, sie zulässt und in die Welt hinaus brüllt, wissend – er ist der
Minderheit zugeteilt – aber stolz darauf, dass er fühlt. Diese Fassade, die schützen soll ist für ihn nichts Weiteres als
eine Lüge. Und er weiss, dass ein jeder ihn um diese Fähigkeit beneidet.
Was ich damit sagen will, vielleicht so wäre es doch an der Zeit, aufzuhören mit dieser Feigheit.
Genuss und Würze dem Leben zu geben und die schützende Fassade bröckeln zu lassen,
aufzuhören, uns für das was wir mit uns machen und unserer Gefühle wegen zu hassen.
Und endlich einzusehen, das Schönheit nicht objektiv ist, Make-Up und Bizeps nur Teil
einer Fassade sind, einzusehen, dass das schönste des Lebens, das Leben ist.